Beiträge von Gaius Octavius Victor

    Bei diesem Namen war Victor nicht mehr ganz so verstimmt, dafür aber umso mehr überrascht. Nicht das die Wahl des Imperators abwegig gewesen wäre, aber... irgendwie war sie es schon.


    "Senator Hungaricus? Ich dachte der wäre im, öh Ruhestand. Wie lange genau war ich weg vom Fenster?"

    Fast hatte Victor ja schon damit gerechnet, aber es jetzt als Fakt zu hören, war doch ziemlich hart. Sein ganzes Leben war das Wirken als Praefectus Urbi gewesen und nun stand er vor dem Nichts. Müde schloss der Octavier einen Moment die Augen, riss sich dann aber in Anbetracht dessen, dass Crassus ja noch im Raum anwesned war, zusammen.


    "Und... und wer wurde jetzt zum Praefectus Urbi ernannt?"

    Zusammen mit Crassus lachte auch Victor, wobei er sich leise im Hinterkopf fragte, was der Praefectus Praetorio eigentlich den ganzen Tag zu tun hatte. Nun, wahrscheinlich lauter okkultes Zeug.


    "Nein, welche Entscheidung?"


    Der invalide Octavier konnte nur den Kopf schütteln. Er hatte von nichts gehört und keine wichtige Post bekommen.

    Zitat

    Original von Gaius Caecilius Crassus
    Victor! Wie überaus erfreulich dich lebend und an einem Stück zu sehen! Die Berichte, die ich erhalten hatte, haben ja nur das schlimmste vermuten lassen...


    Da ihm Crassus Eintreffen schon angekündigt worden war, hatte sich Victor darauf vorbereitet und saß aufgerichtet auf seinem Lager, als der Praefectus Praetorio eintrat.


    "Salve Crassus! Nun mein erster Gang, wenn ich wieder mehr als fünf Schritet laufen kann, wird auch zu den Tempeln der Stadt gehen, um allen Göttern zu danken. Ich glaub nichtmal mein Medicus glaubt, dass er selbst die ganze Lobpreisung verdient hätte."


    Dafür hatte er an was anderem sehr gut verdient, sodass er keinen Grund zum Meckern gehabt hätte.


    "Nun und wie ist es dir ergangen? So allein in der Stadt?"

    Zitat

    Original von Aulus Octavius Avitus
    "Ich habe mich an die Abarbeitung deiner Edicte gemacht. Die Einheiten scheinen mich langsam zu respektieren und erfüllen ihren Dienst."


    "Ach ja die Edikte..."


    Das erschien Victor irgendwie ein paar Jahre zurückzuliegen und darum kratzte er sich kurz am Kinn. Dann schüttelte er kurz den Kopf.


    "Und wie steht es um die Cohortes Urbanae allgemein? Führt Crassus euch gut?"

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    Original von Lucius Octavius Detritus
    "Cato kann da auch nicht viel wissen, denn viel konnte auch nicht nach außen dringen. Wir sprachen über die lex mercatus und eine Änderung einiger Absätze und über etwas anderes ich glaub es ging dabei um Architektur, ich muss gestehen ich habe während dieser Sitzung ein Mittagsschläfchen gehalten."


    "Nun die Abwesenheit des Imperators legt wohl einen Schleier des seligen Schlummerns über den Senat. Dabei hätte man doch davon ausgehen können, dass gerade jetzt umwälzende Forderungen gestellt werden."


    Bei Detritus Bemerkung über das Päuschen in den Heiligen Hallen, musste Victor lächeln. Manchmal hatte er ganz ähnlich gefühlt, aber es sollte ja auch Menschen geben, die mit dem Ist-Zustand größtenteils zufrieden waren.

    Zitat

    Original von Aulus Octavius Avitus
    "Du kannst ja schon wieder sprechen, ich hoffe doch ohne Schmerzen?"


    "Sprechen bereitet keine Probleme... mehr. Stehen und sitzen, erst recht gehen, das ist unangenehm, wird aber langsam besser."


    Langsam, aber stetig. Und solange es besser wurde, war Victor zufrieden, denn wenn er für immer Invalide geworden wäre, hätte er wahrscheinlich dem Attentäter nochmal nachgeholfen.


    "Ich hoffe deine Cohorte ist diszipliniert und erfüllt ihre Aufgaben?"

    Zitat

    Original von Lucius Octavius Detritus
    "Das alt werden macht mir etwas zu schaffen, doch ansonsten geht es mir recht gut. Mein neues Amt? Naja ganz gut, es ist nicht so anstrengend wie ich anfangs dachte, glücklicherweise sind die Städte Italiens nicht so korrupt wie einige behaupten." antwortete er dem ehemaligen praefectus urbi


    "Ah, na ich hätte eh nicht gedacht, dass du da Probleme haben würdest. Wie..."


    Einen Moment lang musste Victor dem Drang widerstehen sich an seiner neuen Narbe zu kratzen. Die war von außen jetzt schon gut verheilt und der Juckreiz kaum der Rede mehr wert, aber manchmal überkam ihn einfach das Verlangen.


    "Wie steht es im Senat? Cato konnte da nicht viel berichten."

    Als Avitus mit stolgeschwellter, gepanzerter Brust hereinkam, musste sich Victor auf die Unterlippe beißen. Es gab halt Menschen, denen sah man an, dass sie für das Exercitus Romanus geschaffen worden waren und andere...


    "Salve, Avitus! Es war eine sehr kurzfristige Entscheidung und ndu hast ja jetzt auch eine anderweitige Aufgabe, die dich beschäftigen dürfte."

    Nachdem Cato gegangen war, war Victor vorübergehend wieder eingenickt, aber als Detritus an die Tür klopfte, wachte er wieder auf.


    "Ah, salve Detritus! Soll ich ehrlich sein? Es ging mir schon schlechter. Aber wie steht es um dich? Schon an dein Amt gewöhnt?"

    Sura? Was machte der denn hier in Rom? Und von Dragonum hatte man ja auch schon lange nichts mehr gehört. Nunja, wenn ihm langweilig wurde, konnte er sich ja auch mal mit denen unterhalten.


    "Also den Brief und Detritus, Cato! Vale."

    Langsam lehnte sich Victor auf seinem Krankenlager zurück. ertsens war es entspannender und zweitens brauchte er ja vor Cato nicht höflich sein.


    "Nun, wer befindet sich dann noch in der Casa? Schick den Brief in Crassus Casa, ich möchte ihn sprechen, nicht den Praefectus Praetorio."

    Also hinsichtlich der Loyalität Crassus' hatte Victor sicherlich keinerlei Bedenken und er hätte gerne gewusst, was einige Senatoren dazu brachte an ihm zu zweifeln.


    "Hm, schick einen Brief in meinem Namen zu Crassus und bitte ihn herzukommen, ich möchte ihn gerne sprechen. Und dann hol Detritus her. Aber vorher möchte ich noch hören, wie es um die Gens steht. Alle gesund und munter?"

    Nun, das war nicht gerade der erwartete Besuch, aber der scriba personalis war nun auch nicht unerwünscht. Victor winkte Cato näher heran, damit er nicht so schreien musste.


    "Nunja, das mit der Gesundheit wird wohl noch ein bisschen dauern, dir aber auch Salve, Cato. Und wie soll es mir gehen? Ich weiß jetzt, wie sich ein Spanferkel fühlt, dass reicht schon aus."


    Tja, aber da hatte er selber Schuld, weshalb es sich nicht lohnte in Selbstmitleid zu zerfließen. Wer für andere Schutzwachen einteilte und sich selbst abstechen liess, war wohl einfach zu blöde.


    "Nun denn, erzähl mir mal, ob es was Neues gibt in der Stadt? Nachrichten vom Imperator? Aus dem Senat vielleicht? den üblichen Klatsch und trat würde ich auch gerne hören."

    In einer großen Casa, wie der der Octavier gab es für alles einen gesonderten Raum und schon alles war irgendwie irgendwann schon einmal vorgekommen. So lag Victor nun in dem Raum, der für kranke Familienmitglieder vorgesehen war und erholte sich von der anstrengenden Herreise. Eine Nacht Ruhe hatten aber gereicht, damit er sich soweit wieder entspannen konnte, dass er nun mal gerne wieder mit den anderen Angehörigen der Gens gesprochen hätte. Darum schickte der Senator nun einen Sklaven um Detritus mal herzubitten. Bis der sich aber von den seinigen Pflichten lösen könnte, wollte Victor erst nochmal ein kleines Nickerchen machen.

    Den ganzen Tag und noch ein wenig länger war die Reisegruppe aus Aquae Labanae unterwegs gewesen und jetzt endlich kam Victor in seiner Sänfte vor dem Eingang der Casa Octavia an. Nachdem stundelangen herumliegen und dem schmerzhaften herumgepolter auf dem Weg wollte jetzt der Senator nur noch in die Casa und sich erstmal erholen. Allerdings wollte er wenigstens die letzten paar Schritte auf eigenen Füßen gehen, was sich letztlich aber nicht gerade als tolle Idee rausstellte.


    Schweißgebadet und mit vor Schmerzen zusammengebissenen Zähnen, schleppte sich Victor durch die Tür, um sich danach doch lieber zu seinem Zimmer tragen zu lassen. Innerlich verfluchte er jedoch zum hunderttausendsen Mal den Mann, der so ungeschickt gezielt und nicht gleich zum Orkus geschickt hatte.

    In den letzten Tagen war es stetig bergauf mit Victor gegangen und statt die Tage und Nächte in erholsamen Schlaf zu verbringen blieb er jetzt tagsüber schon wach... und begann sich prompt zu langweilen. Zuletzt hatte er sich von morgens bis kurz vor den nächsten Morgen mit den tausend Kleinigkeiten, Wehwechen und Problem des caput mundi beschäftigt und jetzt hatte er auf einmal gar nichts mehr zu tun.


    Denn so dankbar Victor auch den Freigelassenen, Sklaven und Landarbeitern (und auch dem Medicus) war, die ihn bis jetzt gepflegt hatten, so war der Octavier doch nicht sein Onkel und konnte sich nicht wochenlang mit der Aufzucht und Pflege von Rosen beschäftigen; ganz davon abgesehen, dass das Herumlaufen, ja selbst das aufrechte Sitzen noch von erheblichen Schmerzen (und einem Magenbitter-Gesicht beim Medicus) begleitet wurde. Lesen alleine machte auch nicht glücklich und da das kulturelle Angebot dieser Gegend der italischen Provinz dem Germaniens gleichkam, war nirgends eine der Heilung förderliche Ablenkung zu entdecken.


    Nachdem Victor dann zum dritten Mal den Vergleich der landwirtschaftlichen Schriften von Cato mit Varro und Columella abgebrochen hatte, beschloss er kurzentschlossen den Befahl zur verlegung des Krankenlagers nach Rom zu geben. Am nächsten Morgen würde die Sänfte bereitstehen und dann würde es zurück in die Casa Octavia gehen. Noch in der gleichen Nacht jedoch machte sich schonmal ein Bote auf den Weg, um in Rom alle vorzuwarnen.

    Wochen des dumpfen dahinvegetierens waren vergangen. Geplagt von Schmerzen und Fieber und ohne Herr über seine Sinne und Gedanken zu sein, hatte Victor auf seiner Liegestatt gelegen, während sein Geist jenseits dieser Welt gewesen war. Nur wenige Sklaven und Freigelassene kümmerten sich um den Senator, aber mehr waren auch gar nicht nötig gewesen, denn außer durch gelegentliche Stöhnlaute, unregelmäßige Atemgeräusche und dem Schlagen seines Herzens tat der Octavier nicht kund, dass er noch diesseits der Unterwelt weilte.


    Mit einem pötzlichen Ruck riss Victor seine Augen auf und blickte sich völlig verwirrt um. Dann entdeckte er ein bekanntes Gesicht, ein alter Sklave der für seine hervorragende Arbeit in den Gärten der Casa Octavia die Freheit geschenkt bekommen hatte, in dem ansonsten völlig unbekannten Raum. Der Mann döste, doch Victor war nur von einem einzigen Gedanken getrieben und so krächzte er mit lange nicht mehr gebrauchter Stimme. "Wasser..."


    Bevor der alte Sklave richtig registriert hatte, was gerade geschehen war, geschweige denn bevor er den Auftrag ausführen konnte, war sein Dominus schon wieder von absoluter Dunkelheit umfangen worden, doch nun ging sein Atem wesentlich regelmäßiger und kräftiger als in den letzten bangen Wochen.


    Freudig sprang der alte Gärtner auf und rief allen Bediensteten und Anwesenden des Landgutes zu, was er soeben gesehen und gehört hatte...