Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Er war wieder zuhause in seinen eigenen vier Wänden – gut, es waren die Wände der prima und sie gehörten nicht wirklich ihm! - aber es war sein kleines Königreich. Die Untertanen? Styli und papyri, Ordnung und gerade, akkurate Linien! Appius Carteius Cirenthius stand in dem kleinen Raum, der das Rekrutierungsbüro von der Prima darstellte. Er war wieder im Land der peniblen Ordnung angekommen, zuhause- wie bereits erwähnt. Das Körbchen mit Drusilla, die sich ausgiebig putzte, stellte Appius auf das Fensterbrett und fuhr mit seinen Finger über den Tisch, der ihm schon so viele Jahre lang treu als Schreibtisch diente. Dicker Staub haftete an seinem Finger, Appius seufzte leise und sah sich suchend um; schnell war es gefunden, Putzeimer und Lappen und er begann mit dem Frühjahrsputz
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    Einige Stunden später öffnete Appius die Tür. Er besah sich weder die Menschen vor der Tür oder ob schon jemand hier angekommen war. Er ergriff die tabula, die lange Zeit dort gehangen hatte, und wischte mit einem Lappen die Kreide hin fort. Sorgfältig schrieb er etwas Neues auf den dunklen Untergrund.




    Der Krieg ist vorbei!


    Das officium ist wieder geöffnet.



    Ohne erneut auf jemanden zu achten, schlug Appius die Tür zu und verschwand in dem Rekrutierungsbüro. Die Tafel erzitterte noch leicht, zeigte jedoch deutlich die neue Botschaft.




    Sim-Off:

    Wenn das mit dem Tor gemacht ist, kannst Du wieder hier einsteigen. Aber wie Vitamalacus schon erwähnt hat, durch einen Soldaten dort. Das officium ist auf jeden Fall wieder offen.

    Schon alleine der Klang, wenn Wein in einen Becher gegoßen wurde, vermochte Marcus Stimmung meist noch ein wenig mehr zu heben, Marcus nickte Sparsus dankend zu als er ihn mit dem roten Rebsaft versorgte und konnte gerade noch einen Schluck zu sich nehmen ehe ihm schon der Kuchen angereicht wurde, samt eines Dolches. Der sah aber lecker aus, so zögerte Marcus nicht und stellte den Becher – nachdem er schnell einen Schluck zu sich genommen hatte! - zur Seite, um mit der Dolchspitze in die Mitte des Kuchens zu stechen und von dort in jede Richtig zu schneiden, ein Kreuz formend und dann die Viertel in noch mehr kleinere Stücke schneidend. Als er die Antwort von Sparsus mit den zwei jungen Frau am Wehrturm vernahm, konnte sich Marcus eines Glucksen mit anschließendem leisen Lachen nicht erwehren. Er hob sich ein Stück Kuchen aus dem Rund und reichte den Kuchen weiter, damit sich auch andere bedienen konnten.


    „Hm, ich habe mal gehört, daß die Germanen auch ihre Frauen kämpfen lassen - wie in der Varusschlacht. Wahrscheinlich wäre das wohl ihre neueste Kriegstaktik, um die Römer doch noch zu bezwingen!“
    Marcus wollte widersprechen, was das hübsche Germanin anging, aber dann fiel ihm ein, dass Nortruna auch eine Germanin gewesen war und seine verstorbene Sklavin dabei doch sehr ansehnlich, wenn auch nicht Marcus' Typ, zu blond, zu blaß eben. So schloß sich Marcus lieber dem Trinkspruch von Licinus an.
    „Auf Sparsus!“
    Marcus hob den Becher, den er sich wieder angeeignet hatte.
    „Und paß' auf, Sparsus, daß Dich am Ende nicht eine Germanin angelt, man hört ja allerhand über die resoluten Weibsbilder von dort!“
    Marcus lehnte sich zurück und biß mit großen Appetit in den süßen Kuchen hinein. Zufrieden kaute er das süße Stück und spülte ihn mit dem herben Wein herunter. So konnte man wahrlich gut Leben, selbst in der Legion.

    Die nächste Sitzgelegenheit war schnell ausgemacht und Marcus humpelte die drei Schritte weiter, um mit einem vernehmlichen Ächzen sich auf den Hocker plumpsen zu laßen. Lasch winkte Marcus ab, als er sah, daß Sparsus salutierte.
    Optio, die Förmlichkeiten kannst Du nun laßen. Schließlich ist das Dein letzter Abend hier in der Prima und wir sollten heute einfach nur Kameraden sein, die einen Krieg zusammen durch gestanden haben!“


    Marcus nickte zufrieden, denn die Frage war nicht unbegründet, zu der Reitausbildung, die er normalerweise in einer Grundausbildung – wie auch das Schwimmen – anschloß, war er damals und vor dem Krieg nicht mehr gekommen, der Marschbefehl kam und alle probati wurden stante pede zu vollwertigen Soldaten erklärt. Verlockend zog der Geruch von etwas Süßem in seine Nase, er sah sich suchend um, während Sparsus das Pferd begutachtete. Doch die Quelle von diesem köstlichen Etwas konnte Marcus nicht wirklich ausmachen, erst als Sparsus zurück kam und auf den Kuchen hinwies, klärte es sich auf und sein Gesicht hellte sich mit einem Lächeln auf.


    „Kein Ursache!“
    , meinte Marcus. Er spähte zu dem Kuchen, sah zu Sparsus und zuckte mit der Schulter.
    „Alles Drei, wenn genug da ist!“
    Was Essen anging, war Marcus nie mit sonderlicher Bescheidenheit ausgestattet. Er legte die Krücke beiseite und lehnte sich rüber, um nach einem der Tonbecher zu greifen, die – welch Zufall! - gleich in seiner Nähe standen; Bacchus war Marcus auch zugetan und das nicht selten. Er streckte den Becher Sparsus entgegen, damit dieser ihm von dem köstlichen Rebsaft einschenkte.
    „Und, optio, freust Du Dich schon darauf, in die germanische Wildnis zu reisen, wo die Lupanare wie Viehställe sind und jeder Germane Dir am Liebsten den Dolch in den Rücken rammen möchte?“
    , fragte er mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.

    Klack, Klock, ein Pochen näherte sich den Abschiedsfeiernden, denn auch Marcus war im Anzug. Nach jeweils drei Schritten blieb Marcus stehen und holte tief Luft, um wieder Atem zu schöpfen und die Schmerzen in seinem Bein zu vertreiben. Selbst wenn schon einige Zeit ins Lande gezogen war, war Marcus immer noch nicht ganz fit, jeder Schritt mit seinem verletzten Bein tat immer noch höllisch weh, aber nach der langen Zeit, die er in Rom gewesen war, hatte er einen Blick nach Mantua werfen müßen, schließlich war er immer noch der Zenturio seiner Einheit und zudem wußte er, daß Sparsus nicht mehr allzu lange im Lande und der Legion war. So war er gestern wieder eingetroffen und hatte vor einigen horae von seinem signifer erfahren, daß die Feier von Sparsus heute Abend und seine Versetzung schon morgen bevor stand. Immer noch auf eine Krücke gestützt näherte sich er den Männern humpelnd, unterdrückte das Verziehen seines Gesichtes, wenn mal wieder ein stechender Schmerz durch sein Bein zog. Ein schiefes Grinsen trat auf sein Gesicht als er schließlich bei Sparsus ankam.


    Optio!“
    , grüßte Marcus den Iulier. Auch in die Runde von bekannten Gesichtern nickte Marcus.
    Salvete!“
    Marcus holte Luft und seufzte tief als er wieder zu Sparsus sah.
    „Es scheint mir, ich muß mich daran gewöhnen, gute Männer, Unteroffiziere und Kameraden zu verlieren, wenn sie wieder einmal versetzt werden!“
    Von dem signifer hatte Marcus erfahren, daß die legio Secunda der Versetzung auch zugestimmt hatte, aber sonst würde Sparsus auch nicht seinen Abschied feiern.
    „Damit Du nicht nach Germania über die Alpen marschieren mußt, optio, habe ich etwas für Dich...“
    Er drehte sich um und pfiff durch seine Zähne. Ein Sklave kam heran getrottet, der an den Zügeln ein Pferd hinter sich her führte. Eine süditalische Züchtung, die mit grieschischen Pferden gemischt waren. Nicht so elegant wie ein ägyptisches oder syrisches Pferd war jenes, aber genug an robusten Körperbau, um in Germania zu bestehen, aber durchaus auch edle Züge von der alten Pferderasse aufwies. Gesattelt und gezäumt war es ebenso.
    „Ich hoffe, Du kannst reiten, Iulius?“
    Fragend sah er Sparsus an.

    Zitat

    Original von Lucius Artorius Avitus
    "Ich weiß"
    antwortete Avitus dem Flavier.
    "Gut, da das alles ist, darfst du wegtreten, centurio"


    Es schwankte und wankte alles um Marcus herum als er endlich auf seinem einen Bein stand, gestützt auf den Krücken, Marcus holte tief Luft und vertrieb einige der schwarzen Punkte damit, die vor seinen Augen tanzten. In der Unterkunft oder dem Arbeitsraum, wie auch immer, des praefectus zusammen zu brechen war gewiß nicht Marcus' Wunschvorstellung. So war er darum froh, daß Avitus das Prozedere schnell über die Bühne gebracht hatte.


    „Danke!“
    , meinte Marcus und meinte damit, die Zeit, die sich Avitus in jenen hektischen Zeiten für das Begehr einer seiner Soldaten genommen hatte.
    Vale, praefectus!“


    Schon trat der nächste Soldat ein, während Marcus dabei war, sich zu entfernen. Wahrlich nicht wegtretend, dafür mühsam weg humpelnd. Dem Soldaten schenkte Marcus nur ein kurzes Nicken, selbst wenn dieser ihm durchaus bekannt vor kam - bestimmt noch aus einer anderen Einheit, dann war Marcus schon nach draußen getreten. Möwengeschrei erwartete ihn, ebenso die Sonne, die einem rot glühenden Feuerball gleichend sich auf das Land hinab senken wollte, als ob ihre Flammen nach Italien lechzten; ein Vogel flatterte vor der roten Glut, schwarz und unheilvoll. Marcus sah zu dem Feuerroten Himmel und ein kühler Schauder jagte ihm über den Rücken. Es schien ein Vorzeichen zu sein, ein Omen gar? Würde Italien brennen? Marcus schüttelte den Kopf, lächelte in sich hinein und dachte einen Augenblick über die Omen nach, die sich seine Mutter vor seiner Geburt hatte weissagen laßen – für ihn und seine Zukunft. Schon humpelte Marcus weiter als ein anderer Soldat wohl zum viel beschäftigten praefectus wollte. Die hektische Betriebsamkeit am Hafen hatte sich mittlerweile mehr oder minder gelegt, so daß Marcus gut voran kam. Und den Göttern sei Dank hatte sein Sklave, als Marcus zu der taberna zurück kam, schon alles organisiert. Mit einem Stöhnen ließ er sich auf den Wagen helfen und nahm hinten Platz, das Bein ausstreckend und sich gegen eine Fellrolle lehnend, die ihm als Stütze dienen sollte. Er schloß die Augen und lächelte – trotz der Schmerzen! - vor sich hin. Der Wagen polterte über die Pflastersteine, irgendwann hatten sie den Hafen hinter sich gelaßen und verließen auch die Stadt. Erst dort öffnete Marcus wieder die Augen und sah auf die rot-schwarze Silhouette von Ravenna, an deren Hafenseite die Masten wie schwarze Speere in den Himmel ragten.


    „Es ist Zeit, nach Hause zu fahren! Laß uns keine Zeit verschwenden!“


    So rollte der Wagen in Richtung des flavischen Gutes, nahe Ravenna.

    Die Sonne fiel in den großen Raum der Bibliothek, die Strahlen tanzten durch die Luft, beleuchteten die vielen kleinen Staubpartikel, die wie ein silberner Funkenregen in der Räumlichkeit schwebten, ließen den nach Leder und papyrus riechenden Raum etwas lieblicher erscheinen und erhellten die Aufzeichnungen, die kreuz und quer auf einem großen Holztisch lagen, ausgebreitet vor einem weit geöffneten Fenster. Über der gesamten Tischfläche lagen sie verstreut, aber ebenso auf dem Boden und unter dem Stuhl, auf dem Marcus Flavius Aristides höchst persönlich saß und Schriftrollen wälzte, seinen Sklaven Hannibal gleich einige Regale weiter, der von unten aufwärts die Fragen für das Examen tertium beantworten sollte, aber irgendwie hatte ihn der Sklave – geschickt wie er mit den Worten umgehen konnte – Marcus dazu gebracht, sich die Mühe zu machen und selber nachzulesen. Ach ja, irgendwas wegen dem Kolloquium und daß es unangenehm auffallen könnte, sollte Marcus keiner der einzigen Fragen beantworten können. So war Marcus dazu verdonnert sich über Schriften zu beugen und die Fragen eigenhändig zu lösen, was er schon seit dem gesamten Vormittag tat.


    Sein verletztes Bein hatte Marcus auf einen gepolsterten Stuhl gelegt und saß gelangweilt an dem Schreibtisch, zahlreiche Skizzen zierten bereits die papyri, Graffiti unkünstlerischer Art und von recht vulgärer Natur hatte er darauf gekritzelt, bis jetzt aber keinen vernünftigen Satz für die Fragen zustande gebracht. Er starrte auf die erste Frage, kritzelte daneben eine Figur, in der man mit viel Phantasie eine Frau mit großer Oberweite erkennen könnte, wanderte zu Frage Zwei und bekam noch ein längeres Gesicht. Bei Frage Drei raffte er sich schließlich auf und fing leise murmelnd an, es sich genauer durchzulesen. Vespasian? Marcus sah auf und sich suchend nach Hannibal um.


    „Hannibal, wer war noch mal Vespasian?“
    Marcus meinte ein empörtes Grummeln zu hören, ehe es Marcus selber aufging.
    „Oh! Ähm...weiß schon!“
    Marcus suchte im Stapel von Rollen, die ihm der Bibliothekar vor einer hora gebracht hatte und suchte nach der Paßenden. Anfangs las er lustlos, mühevoll und jedes Wort laut lesend, mit zahlreichem Stottern vor sich her. Mit jeder Minute wurde Marcus jedoch aufmerksamer.
    „Hast Du das gewußt, Hannibal, die Flavier stammen aus Raete!“
    Erneut ein Brummen, wahrscheinlich wußte es Hannibal sowieso schon seit ihrer Kindheit, schließlich hatte er die Hausaufgaben von Marcus gemacht. Marcus las weiter und ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Schließlich blinzelte er, wiederholte noch mal die Worte, las erneut und lachte herzhaft auf, so daß sein dunkles, kollerndes Lachen durch die ganze Bibliothek dröhnte, denn Marcus erkannte nicht, was wirklich mit Maultiertreiber gemeint war.
    „Hast Du das gewußt...? Haha...Vespasian hat als Maultiertreiber gearbeitet, weil er keine Lust auf die Ämterlaufbahn hatte und Pleite war. Herrlich! Der Mann wird mir immer sympathischer! Haha!“
    Marcus lachte noch weiter, wurde von seinem Sklaven ganz offensichtlich ignoriert.
    „Und hier...er sprach ein bäuerliches Latein...wahrscheinlich konnte der Mann auch kein Griechisch. Erfrischend, erfrischend, Hannibal! Siehst Du, hab ich es nicht immer gesagt, daß man kein Griechisch können muß, um hoch hinauf zu kommen? Na, na? Kaiser ist der Mann geworden, obwohl er mal Maultiertreiber war! Haha!“
    Wahrscheinlich war das seinem Sklaven zu blöd, denn Marcus erhielt abermals keine Antwort.
    „Hannibal? Bist Du überhaupt noch da?“
    Marcus richtete sich auf und spähte zwischen den Regalen hindurch, doch, da war der dunkle Haarschopf seines Sklaven, der an einem Tisch saß, akkurat die Schriftrolle vor sich ausgebreitet, an der er schrieb, keine einzige Schriftrolle lag neben dem Sklaven, der wohl nichts nachzulesen brauchte. Mit Neid betrachtete Marcus seinen Sklaven und griff seufzend zu anderen Rollen.
    „Aber wo steht denn was zu diesen komischen Reformen? Ah...hier!“
    Marcus entrollte das papyrus und versuchte sie zu lesen, erfolglos.
    „Hee! Das ist ja auf Griechisch! Mago! Mago! Gibt es das auch noch mal auf Latein?“
    , rief Marcus laut durch die Bibliothek und sah in das mißbilligende Gesicht des Bibliothekars, dem alten Knochen. Kleinlaut ließ Marcus die Schriftrolle sinken und suchte in all den anderen Sachen nach einem Hinweis auf die Militärreformen.
    „Ah...hier!“
    , jubilierte Marcus lautstark und begann sie zu entrollen. Doch ein dunkler Schatten legte sich über das Pergament, in dem Marcus eifrig lesen wollte.
    „Du stehst mir im Licht, Hannibal!“
    , murmelte Marcus versunken.

    Hatte er Naevius gesagt? Verwundert starrte Marcus seinem optio hinter her, denn eigentlich war er der Meinung, er hätte ihn angehalten, seinen Sklaven zurück in die taberna zu schicken. Doch wer wußte es schon, wahrscheinlich hatte sich Marcus einfach versprochen, Naevius war auch gut und Marcus lehnte sich zurück, schloß die Augen und ließ die Geräusche von all den Menschen, Matrosen und Soldaten an ihm vorbei ziehen, langsam döste Marcus weg – denn eines hatte er wirklich beim Militär gelernt, jederzeit und überall schlafen zu können. So verging einige Zeit in der Marcus friedlich vor sich hin schlummerte, die Hand noch am Weinbecher, das Bein ausgestreckt und hoch gelegt. Auch die Schritte, die sich näherten, vernahm Marcus nicht, erst als er ein Räuspern vernahm, dann ein Rütteln an seiner Schulter, erwachte Marcus langsam, er blinzelte einige Male und spähte zu dem Mann vor sich hoch – Naevius, der neben ihm Platz nahm und wie ein Honigkuchenpferd strahlte, glücklich und beseelt.


    „Hm?“
    , murmelte Marcus verwirrt.
    „Nicht, nichts!“
    , erwiderte Naevius. Marcus runzelte die Stirn und betrachtete ihn prüfend, fuhr sich dabei mit der Hand über den Nacken und rieb sich über das Gesicht.
    Centurio, Du hast für die Zeit Deiner Rekonvaleszenz frei bekommen.“
    „Rekonwas?“
    „Erholung, centurio! Du kannst mit nach Mantua oder nach Rom, wie es Dir beliebt!“
    „Oh, was für eine gute Nachricht. Hast Du Hannibal gesehen?“
    „Nein, centurio!“
    „Hm! Na, wir haben eh noch was zu Schreiben, Naevius. Hast Du papyrus?“
    „Ja, centurio!“
    „Gut, das Empfehlungsschreiben für Sparsus. Er wird uns verlaßen und sich der Secunda anschließen!“
    „Was??!! Nein, das kann er doch nicht machen! Er ist ein großartiger optio und Kamerad!“
    Verblüfft blinzelte Marcus den Schreiber an, der eifrig nickte. Er wußte gar nicht, daß Naevius so gut mit Sparsus konnte, aber Marcus wußte auch nicht, daß Naevius immer versuchte Anschluß an die Soldaten zu finden und eigentlich ein sehr geselliger Mensch war, nur die Soldaten ihn wegen seiner Tätigkeit nicht sonderlich ernst nahmen. Aber von Sparsus hatte sich Naevius ernst genommen gefühlt - insbesondere am heutigen Tag.
    „Ja, dann zück mal Deine Sachen und schreibe folgendes – verbeßert natürlich - ...“


    Und so schrieb Naevius, formulierte um, wenn es mal wieder zu holprig wurde, fügte noch den einen oder anderen Satz an und ließ Marcus unterschreiben, faltete den Brief und versiegelte ihn sorgfältig. Anschließend erhob sich Naevius und verließ wieder die taberna, um zu den Unterkünften zu laufen, wo er Sparsus ausfindig machte, vor ihm salutierte und ihm den versiegelten Umschlag reichte mit der Erwähnung, daß es sich um das besagte Empfehlungsschreiben handelte.




    Ad
    Legatus legionis et legatus augusti pro praetore
    Marcus Vinicius Lucianus
    Legio Secunda
    Germania



    Ave legatus! Marcus Flavius Aristides, centurio legionis primae, te salutat!



    Der Soldat, Marcus Iulius Sparsus, im Range des optio, hat vom ersten Tag seines Dienstes in der legio Prima bereits in meiner Einheit gedient. Schon in der Grundausbildung hat sich Iulius Sparsus als gewissenhaft, entschlossen und mit großer Lernbereitschaft bewiesen. Er hat im Stützpunkt von Mantua eine solide Ausbildung erhalten, ehe die Prima in den Krieg aufgebrochen ist. Gerade in den Zeiten des Krieges in Parthia hat Iulius Sparsus seinen Mut und seine Aufrichtigkeit im Kampf gegen die parthischen Streitkräfte beweisen können. All die Monate und die lange Zeit im Krieg haben Iulius Sparsus geformt und zu einem ausgezeichneten Soldaten und Unteroffizier werden laßen.


    Er zeigte schon von Anfang ein Initiative und Einsatzbereitschaft, als er in der Schlacht von Edessa als tesserarius den Befehl der zweiten Zenturie übernahm, in Ermangelung der Anwesenheit anderer Offiziere – mich eingeschloßen – und das während des schlimmsten Schlachtgetümmels. Somit hielt er die Truppe zusammen und sicherte mit die entscheidende Verteidigung des römischen Adlers, den die Parther uns stehlen wollten. Nicht nur für jene Schlacht wurde Iulius Sparsus mit den armillae ausgezeichnet, auch einige Monate später – als er sich freiwillig für eine gefährliche Aufgabe meldete – erhielt Iulius Sparsus eine sehr verdiente Auszeichnung, indem er – als einer von einem kleinen Trupp beteiligten Soldaten – mithalf die Stadt Circesium in einem Handstreich einzunehmen und ohne Verluste in den Reihen der Prima.


    Nicht nur auf dem Felde zeichnete sich Iulius Sparsus aus, auch versah er seinen Dienst als tesserarius stets pflichtbewußt und ehrlich. Darum hielt ich ihn vor einigen Monaten für verdient und fähig, den Rang eines optio zu erhalten, in dem er immer mehr an Verantwortung und Aufgaben erhielt, nachdem ich selber verletzt wurde und für einige Zeit nicht mehr dazu in der Lage war, das Kommando über die Zweite Zenturie, erste Kohorte zu führen. Er hat den täglichen Dienst eines optio bravourös gemeistert, zudem noch viele meiner Aufgaben übernommen.


    Ich kenne Marcus Iulius Sparsus als einen mutigen, treuen und aufopferungsbereiten Soldaten, der nicht nur seinen Aufgaben hervorragend gerecht wird, sondern zudem kameradschaftlich ist und dennoch die notwendige Autorität besitzt, um die Soldaten zum Dienst und den Pflichten eines römischen Soldaten anzuhalten. Mit der Erfahrung, die Iulius Sparsus mitbringt, halte ich ihn auch für fähig, den Posten eines centurio zu bekleiden. Ich selber hätte ihn, würde nicht sein Wunsch um Versetzung das verhindert haben, bald zum centurio vorgeschlagen.


    Nur ungerne verliere ich Iulius Sparsus als meinen optio, aber ich bin mir sicher, daß er dem Kaiser, dem Imperium und Dir eine Bereicherung sein kann, wenn er in der legio Secunda dienen wird.


    Ich verbleibe mit respektvollen Grüßen an Dich, legatus, und auch an die Kameraden in Germanien.
    [Blockierte Grafik: http://img222.imageshack.us/img222/6853/aristidesunterschriftpp3.gif]
    centurio, centuria secunda, cohors prima, legio prima





    Ravenna, ANTE DIEM XIV KAL APR DCCCLVIII A.U.C. (19.3.2008/105 n.Chr.)



    Marcus war froh, daß die Empfehlung, die er ausgesprochen hatte, für den praefectus ganz offensichtlich auszureichen schien, er könnte zwar noch einige weitere Dinge anführen, die für den Decimer sprachen – denn selbst wenn manche Männer schon länger in seiner Einheit dienten, so hatte der Decimer etwas, was so manch einem doch fehlte, die Fähigkeit sich schnell auf neue Situationen einzulassen...den Grips eben, an der Autorität würde der junge Mann noch etwas feilen müßen, aber darin erwuchs man nur, wenn man sich erprobte – also, Marcus hätte noch einige Dinge anführen können, aber es wurde nicht notwendig. Marcus nickte zustimmend; daß sein optio bereits damit anfangen wollte, ließ Marcus unerwähnt.


    „Das werde ich, praefectus!“
    , meinte Marcus darum nur.
    „Dann vielen Dank. Das war es dann auch an Anliegen von meiner Seite. Ich werde übrigens nicht mit der Legion nach Mantua kommen, ich bin auch auf der Liste der Verletzten gelandet, die einige Zeit vom Dienst befreit sind!“
    Aber das würde der praefectus sicherlich auch bald lesen oder er wußte es bereits, aber Marcus wollte es der Form erwähnen, er griff nach den Krücken und erhob sich langsam wieder auf sein eines gesundes Bein. Er sah seinen Vorgesetzten an, in der Erwartung, ob dieser noch etwas anzumerken hatte oder ihn schlicht entließ.

    Mal ein paar Fakten gegen die ominösen Gefühle ;)
    Senat: 16 Senatoren (Kaiser und sein bester Freund mal ausgenommen)
    Fünf davon sind Patrizier.


    Claudier: Ein "aktiver" Politiker = Senator
    Flavier: Drei Aktive, zwei Senatoren dabei
    Aurelier: Zwei Aktive, kein Senator
    Tiberier: Zwei Aktive, zwei Senatoren


    Sieht mir nicht danach aus, als ob die Patrizier, trotz vier Familien mit je möglichen 12 Plätzen eine Politikschwemme betreiben.



    Aber doch, ich muß Dir schon recht geben: Der Adel herrscht, nämlich unser Augustus und Imperator in spe, patrizische Gens Ulpia.

    Sobald sich die Gelegenheit ergab, daß jemand Marcus die Arbeit abnahm, war Marcus immer sehr davon angetan, denn im Grunde – trotz all der Jahre im Militär – hatte Marcus immer noch einen grundsoliden faulen Kern in sich, einen Schweinehund, der immer wieder grunzend an die Oberfläche kommen wollte, sich am Liebsten im Nichtstun suhlen würde und die Zeit mit lauter Vergnüglichkeiten zu verbringen. So hatte Marcus gewiß nichts dagegen, daß Sparsus sich die Mühe machte und den Decimer bereits anlernen wollte, umso besser, wenn dieser schon von Sparsus alles notwendige mit bekam und man eventuell noch nur hie und da lenkend eingreifen mußte. Marcus nickte zustimmend, lächelte andeutungsweise und trank zufrieden einen Schluck von dem Wein.


    „Das halte ich für eine ausgesprochen gute Idee, optio! Übertrage ihm, so oft es auch geht, eigene Aufgaben, die er selber mit ein paar Männern unter seinem Kommando, absolvieren soll. Dann gewöhnt er sich auch daran, die Veteranen genauso zu befehligen wie die Jungspunde...“
    ...wie der Decimus selber einer war. Marcus hatte auch nicht geglaubt, daß schon die Neuigkeit, wann sie abmarschieren würde, bis zu den Einheiten gedrungen war. Er selber hatte noch keine Ahnung, wo die Verletzten untergebracht waren und wie es für ihn in der nächsten Zeit weiter gehen würde.
    „Nun gut, ich überlaße Dir das dann mal. Du wirst in den nächsten beiden Wochen, wenn nicht sogar noch länger, weiter das Kommando über die Zweite führen. Der Sold für die Männer wird erst in Mantua ausgezahlt. Aber Du kannst schon mal veranlaßen, daß das clavarium ausgezahlt wird.“
    Marcus grübelte kurz und dachte, ob noch etwas an stand, aber ihm fiel im Moment nichts ein.
    „Das war es dann, optio. Ich werde heute noch zum praefectus gehen und Du wirst wahrscheinlich in nächster Zeit - je nachdem wie lange das mit der Verwaltung und dem Gesuch dauert - hören, wie es mit Deiner Versetzung voran geht. Ansonsten - Du kannst wegtreten. Und solltest Du Hannibal sehen - meinen Sklaven, der eben hier noch saß-, schicke ihn bitte in die taberna zurück!“
    Marcus nickte Sparsus zu und lehnte sich gegen die Wand. Ihm war noch etwas schummrig zu mute und er würde wohl noch eine geschlagene hora brauchen, ehe er genug Kraft hatte, um zu den Lagerpräfekten zu laufen, bzw. zu humpeln.

    Es waren erst einige Tage vergangen, daß die prima wieder Einzug in das alte Lager gehalten hatte, was nur von einer Handvoll Mann während des Feldzuges bewacht worden war, aber schon hatte Tius – Soldat der zweiten Zenturie, erste Kohorte – das Gefühl, seit Monaten Zuhause zu sein, in Mantua, wo er doch all die Zeit in den letzten Jahren stationiert gewesen war. Der alte Veteran – jetzt auch Parthiaveteran! - stand oben auf dem Tor, gegen sein Schild gelehnt, eigentlich hatte er auch nur den Wachdienst getauscht, mit einem jüngeren Soldaten, der unbedingt Freigang haben wollte. So stand Tius, wie in den guten alten Zeiten, neben seinem Kumpanen Cafo. Tius starrte grübelnd vor sich her auf die Landschaft, die herrlich erfrischend und voll mit grünen Wiesen war. Tius verzog sein von Narben gezeichnetes Gesicht, daß durch die Sonne von Parthia tief braun und noch faltiger geworden war.


    „Und?“
    „Hm?“
    „Ist es soweit?“
    „Nee...nicht genug Geld, meine Jüngste will heiraten. Ich brauch' noch etwas für die Mitgift. Mann, war meine Alte vielleicht zickig in den letzten Tagen. Weil ich kein Crassus oder Krösus geworden bin durch den Feldzug...“
    „Hm!“
    , brummte Tius unbestimmt als Antwort und hob seine Hand, um sich am Kinn zu kratzen. Genau als der Troß des Annaers sich auf der Straße dem Lager näherte. Tius runzelte die Stirn und spähte auf den Reiter. Langsam näherten sich die Reiter, mitsamt des Wagens. Cafo gluckste als Erster von ihnen Beiden als sie den Annaer fixierten.
    „Was ist denn das für ein eitler Geck! Sind das...ja, das ist so eine Pfauenrüstung! Haha!“
    „Hm!? Keine Ahnung!“
    , raunte Tius zu seinem Wachkompagnon.
    „Entweder ein Aufschneider oder...“


    Beide Männer tauschten einen wißenden Blick aus. Erst als der Annaer bis vor das Tor geritten kam, richteten sich die beiden Männer auf und spähten hinunter. Cafo murmelte einige abfällige Worte vor sich her, während Tius den Reiter betrachtete, dabei ernst und ohne Gesichtsregung. Nur Cafo konnte sich eines Grinsens nicht verwehren, seine Schultern zuckten immer mal wieder, sogar ein leises Glucksen war von ihm zu hören.




    Marcus zweifelte zwar nicht wirklich daran, daß die Secunda nicht noch einen fähigen optio gebrauchen konnte, aber dennoch war er - für seinen optio – Avitus dankbar, daß dieser jene Angelegenheit so durchdacht anging. So daß am Ende der Iulier in der neuen Legion auch gut aufgenommen wurde und somit kein weiterer Stolperstein auf dem Weg von dessen Karriere und Legiolaufbahn entstand, schließlich mochte Marcus den Iulier und zudem glaubte Marcus, in dem Iulier einen fähigen zukünftigen centurio erkannt zu haben. Marcus lehnte sich auf dem Stuhl zurück und nickte zustimmend. Ruhig wartete er, daß Avitus seinen Brief diktierte und beobachtete ihn einen Moment nachdenklich und mit einer Andeutung von einem Lächeln auf dem Gesicht, denn Marcus gewann ein kleines Déjà Vu als er Avitus musterte. Aber es war schon lange her, daß Marcus erst als einfacher Soldat, dann als optio unter Avitus gedient hatte, es schienen Jahrzehnte her zu sein. Marcus beugte sich etwas nach vorne und schob sein Bein etwas zurecht, was erneut angefangen hatte zu schmerzen, aber auch dadurch wurde es nicht besser, zudem merkte Marcus, daß er sich am ersten Tag auf dem Land womöglich etwas zu viel zugemutet hatte, aber egal ob verletzt oder nicht, gewiße Angelegenheiten duldeten nun mal keinen Aufschub. Marcus sah auf, als sich Avitus erneut an ihn wandte und nickte ein zweites Mal.


    „Sehr gut, danke, praefectus. Es gäbe dann noch eine Angelegenheit...“
    , begann Marcus, schließlich würde ihm bald ein optio verloren gehen. Außerdem hatte er noch gut die Empfehlung von Sparsus im Kopf.
    „...ich möchte einen meiner Soldaten für eine Beförderung vorschlagen. Tesserarius Decimus Serapio für den Posten des optio. Der Decimer ist sicherlich noch nicht sehr lange bei der Legion, aber lange genug. Zudem hat er sehr viel Erfahrung in dem Krieg gewinnen können und hat sich mehrmals als wertvoller Soldat verdient gemacht...“
    Was auch die Anzahl der Auszeichnungen bewies, aber Marcus war sich sicher, daß Avitus eventuell noch wußte, schließlich war er dem Decimer auch ein paar Mal schon im Dienst begegnet.
    „...sowohl in den Schlachten als auch in Circesium, wo er sich freiwillig gemeldet hat. In der letzten Zeit hat er zudem Erfahrungen im Kommandieren gewinnen können. Während des Ereignisses in dem Dorf...“
    Marcus deutete auf sein Bein, außerdem wußte er, daß Serapio – laut Naevius' Erzählung – einen Bericht an die Schreiber des praefectus geschickt hatte.
    „...hat er das Kommando übernommen als ich verletzt war und hat die Männer sicher zur Legion zurück geführt. Ich halte ihn darum und in Anbetracht seiner raschen Entwicklung dafür geeignet den Rang eines optio zu erhalten.“

    Auch darin erging es Marcus ähnlich, denn im Grunde wußte auch er nur einige wenige Bruchstücke aus dem Leben seines eigenen Vaters, der noch vor seiner Geburt verstorben war; Marcus ließ das Thema ruhen und nickte andeutungsweise bei der Antwort, die Legion war immer gefährlich, egal ob Bürgerkrieg oder nicht. Marcus blinzelte einige Male bei Sparsus Worten- vor Sonnenaufgang? Einige Herzschläge lang mußte Marcus darüber nachdenken, ehe es ihm einfiel: ah, das mußte wohl noch zu Zeiten der Grundausbildung gewesen sein, Marcus grinste schief, denn jeder Morgen mit dem Aufstehen war auch für ihn eine Tortur gewesen und er war froh, daß die älteren Veteranen in jenen Monaten die undankbare Aufgabe gehabt hatten, die Frischlinge aus den Betten zu treiben, aber bei dem Radau, die die dann veranstalten, hätte sogar Marcus nicht länger schlafen können. Marcus zuckte mit der Schulter.


    „Naja, ein Gärtner kann auch nur aus ordentlichem Gewächs was machen...“
    Marcus hatte keine Ahnung, ob es dafür nicht auch ein paßendes Sprichwort gab, aber erneut mußte er grinsen als die Sprache auf den jungen Decimer kam. Soso, schlauer als die meisten tribuni und kein schwacher probatus mehr? Aber Marcus nickte zustimmen, in der Tat – und wie Marcus von Naevius danach auch noch erzählt bekommen hatte – hat sich der Decimer recht gut geschlagen in dem Dorf und sogar noch gegen ein Aufbegehren eines Soldaten behaupten können – wobei Marcus da einfiel, daß jener Soldat noch seine Strafe bekommen sollte! Marcus erwog den Vorschlag von Sparsus etwas hin und her, dachte darüber nach und kam zu dem Schluß, daß es ein Versuch wert war.
    „Also gut, das klingt sehr vernünftig, was Du sagst. Dann werde ich ihm mal die Gelegenheit geben, sich zu beweisen und dem praefectus zur Beförderung vorschlagen.“
    Serapio hatte schon Glück einen treuen Freund wie Sparsus zu haben, der sich für ihn einsetzte. Und gleichzeitig fand Marcus es sehr lobenswert, daß Sparsus das auch tat, denn Solidarität und Freundschaft waren für Marcus ein hohes Gut und eine Tugend. Wenn sie nicht als Soldaten zusammen hielten, was würde sonst aus der Legion werden.
    „Weißt Du schon genaues, wann wir nach Mantua aufbrechen, optio?“

    Die Röte, die Marcus Gesicht der Anstrengung wegen überzogen hatte, verschwand langsam, nun, da er sitzen und verschnaufen konnte. Der Feststellung von Avitus konnte Marcus voll und ganz zustimmen, er hatte in Sparsus einen sehr guten Soldaten in seiner Truppe und verlor ihn sehr ungerne, insbesondere, da er ihn für einen guten Kandidaten für den vitisstab gehalten hatte und natürlich immer noch hielt, egal in welcher Legion Sparsus dienen würde und Marcus würde gewiß das in dem Schreiben auch deutlich machen, das er Sparsus mitzugeben gedachte, sofern der praefectus dem Anliegen des optio zustimmen würde, aber genau deswegen war Marcus hier, selbst wenn er auch nicht erfreut war, den optio seiner Einheit zu verlieren. Die Angelegenheit mit dem Caecilier beachtete Marcus nicht sonderlich, bestimmt war Avitus etwas eingefallen, was unbedingt getan werden mußte und darum keinen Aufschub duldete. Ein besonderer Grund? Tja, das hatte Marcus auch versucht aus Sparsus heraus zu bekommen, Marcus hob marginal die Schultern, ehe er sie wieder herunter sinken ließ.


    „Einen besonderen Grund hat er nicht genannt, praefectus, aber ich habe längere Zeit mit ihm geredet und geprüft, ob er es sich gut überlegt hat. Was er getan hat! Zudem meinte er, daß er...“
    Marcus suchte danach, Sparsus' Worte diplomatisch an Avitus weiter zu geben.
    „...nun, um genau zu sein, ich glaube, es hat mit dem Krieg zu tun, selbst wenn er es nicht explizit geäußert hat. Darum möchte er die Prima vorerst verlaßen und sich der Secunda in Germania anschließen. Außerdem denke ich, daß ihm die Erfahrung gut tun wird, wenn er auch eine andere Einheit erlebt und so seine Befähigungen und sein Wissen erweitern kann.“
    Was Marcus tatsächlich glaubte, selbst wenn er immer noch der Meinung war, daß man Germania lieber meiden sollte. Ein wenig von dem Bedauern, das Marcus verspürte, zeigte nun auch sein Gesicht.
    „Es ist tatsächlich sehr bedauerlich, denn ich halte ihn für einen exzellenten Soldaten und er wäre bestimmt ein hervorragender centurio für die Prima geworden.“
    Marcus runzelte andeutungsweise die Stirn.
    „Hm? Warum ausgerechnet jetzt? Nun, wenn schon eine Versetzung, dann ist der Zeitpunkt doch nicht schlecht gewählt. Schließlich ist der Krieg vorbei, wir wieder in der Heimat und Iulius Sparsus kann einen Neuanfang in der Secunda wagen!“