Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Sim-Off:

    `Macht nix :)


    Erst als Marcus Nadia aufrichtete, sah er die wirklich üblen Verletzungen in ihrem Gesicht. Wer würde eine so hübsche Frau schlagen wollen? Felix? Das wäre sein erster Gedanke. Doch er schüttelte den Kopf. Nein, nicht sein Stil. Zu grob, zu ungehobelt. Drum lächelte er Nadia schief an und wollte ihr wohl gerade ein paar aufmunternde Worte sagen. Doch in dem Moment wurde er zur Seite gestoßen. Überrumpelt taumelte er einen Schritt zurück. Es war mehr die Art, die ihn aus der Fassung gebracht hatte, nicht die tatsächliche Kraft dahinter. Er öffnete fassungslos den Mund und starrte Furianus an. Doch bei den Worten schloss er sie wieder.


    "Wie...?"


    Ein heiseres Zittern ging durch seine Stimme. In der eigenen Villa so angesprungen werden? Was sind das für Sitten! Das passte ganz zu der Begrüßung an der Tür. Wütend und mit mühsamer Beherrschung richtete sich Marcus auf. Er packte grob eine Hand des ersten Sklaven, der ihn packen wollte und stieß ihn mit sehr viel Kraft zurück, so dass er gegen die anderen Sklaven fiel. Seine Stimme war laut und wütend bei den nächsten Worten.


    "Wie kannst Du es WAGEN? Ich bin Marcus Flavius Aristides, Bruder des Hausherren. Ruf Deine Männer lieber wieder zurück. Jeder, der Hand an mich legt , wird es bitter bereuen! Wer bist Du überhaupt? Was machst Du hier?"

    Und um das Chaos perfekt zu machen, war nicht nur Furianus auf den Lärm aufmerksam gemacht worden. Eigentlich wollte Marcus nur im hinteren Teil der Villa vor sich hin dösen, die Sonne genießen und besonders seine letzten faulen Stunden, die er noch in der Freiheit des zivilen Lebens verbrachte, genießen. Verdutzt folgte er so dem Lärm bis zu der Stelle, wo das kleine Gerangel statt gefunden hatte.


    "Bei der Faust des Mars!"


    Das war der einzige Kommentar, den er von sich gab. Marcus war in einer einfachen, aber doch gut gemachten, Tunika gekleidet und trug hohe Sandalen über seinen muskulösen Waden. Seine Ärmel hatte er hochgekrempelt. Musternd betrachtete er Nadia. Mit einem Schritt war er an ihr dran und half ihr vorsichtig hoch.


    "Na, Mädchen, alles in Ordnung?"


    Dabei ignorierte er für einen Moment die anderen Männer. Eine Frau in Bedrängnis. Das ging doch nicht an.

    Mit klackenden Lauten schritt Marcus in den marmorbelegten Speiseraum. Ächzend ließ er sich auf die Kline plumpsen, gerade als Titus ihn dazu aufforderte. Er legte sich hin und legte seine dreckigen Stiefel hoch. Naserümpfend sah er auf die Soldatenstiefel und dann zu Hannibal. Dabei winkte er einladend mit dem Fuß. Hannibal grinste jedoch und setzte sich auf einen Stuhl im Hintergrund. Anscheinden gedachte jener Sklave nicht, seinem Herren die dreckigen Stiefel auszuziehen. Mürrisch verzog Marcus das Gesicht, aber er hatte nichts anderes erwartet. Drum widmete er sich wieder Titus.


    "Lieber Onkel? Was sind denn das für Töne? Hat Rom Dich schon mit der pompösen Art angesteckt?"


    Spöttisch lachend, schüttelte Marcus den Kopf. In dem Moment knurrte sein Magen und Marcus sah erwartungsvoll in Richtung der Tür, durch die die Skalven üblicherweise früher noch das Essen gebracht haben. Grummelnd setzte er sich wieder auf und fing an die Rüstung zu lösen, damit sie etwas bequemer saß.


    "Plebejer! Ach, es gibt Schlimmeres als die Plebejer. Die Marschkolonne jeden Tag. Aber ich habe fest vor, mich der Reiterei anzuschließen. Und Mutter sagte immer, dass nicht nur die Herkunft zählt, sondern was ein Mann aus sich zu machen vermag. Genauso ist es bei den Plebs. Es gibt ja wirklich einige Anständige unter ihnen. Im Gegensatz zu manchen Patriziern!"


    Leichte Verachtung huschte über Marcus Gesicht. Er hatte da ein paar Vertreter seines Standes vor Augen, die ihm in Baiae immer nur ein Ärgernis waren.

    Marcus klopfte Titus auf die Schulter, wobei er eine kleine Kalkwolke aufsteigen lässt. Prompt bekam Marcus einen Hustenanfall. Mit einer Hand wedelte Marcus den Wiolke etwas zur Seite.


    "Na, willst Du mal wieder strahlen? Faulpelz? Also wirklich...!"


    Marcus musterte Titus halb grinsend, halb prüfend. Dabei fing er schon an, diese lästige Rüstung zu lockern und reichte seinen Umhang Hannibal weiter. Er lachte leise, tief und dunkel.


    "Haha! Titus und der Experte des Nachtlebens! Na, dann sehen wir mal, inwiefern Deine Experti..ähm Expertität?..."


    Marcus kratzte sich am Kopf. Immer diese elenden griechischen Fremdwörte. Er sah hilfesuchend sich zu seinem Sklaven um, der grinsend den Mantel entgegen genommen hat.


    "Expertise."


    Marcus nickte erleichtert. Was für ein Glück, dass er Hannibal stets an seiner Seite hatte. Der rollte jedoch hinter Marcus mit den Augen, grinsend und leicht feixend. Wie immer, wenn sich Marcus wieder mal mit seinen mangelnden Kentnissen blamierte.


    "Gut, lass uns reingehen!"


    Marcus schritt weit ausholend und mit federnen Gang durch die Flure der Villa hinter Titus her. Dabei ließ er eine kleine Dreckspur hinter sich zurück.

    "Fortgejagt? Ja, so kann man es auch nennen!"


    Marcus Lippen kniffen sich zusammen. Seit wievielen Jahren lang ihm seine Mutter schon mit ihren großen Plänen in den Ohren? Wenn es nach ihr ginge, wäre Marcus schon längst Consul oder gar Kaiser. Etwas ärgerlich über diese Erwartungshaltungen mahlten die Kieferknochen von Marcus aufeinander. Aber gleich drauf gewannen die zärtlichen Gefühle seiner Mutter gegenüber die Oberhand. Schließlich wusste Agrippina doch am Besten, was gut für ihn war. So seuftzte er schicksalsergeben und trat ein. Ein kleiner Schritt für Rom, doch ein großer Schritt in sein neues Leben. Das war zumindest die Hoffnung von seiner Mutter.


    "Nun, Brüderchen! Nicht nur Dich erwarten neue Aufgaben im Leben. Denkst Du, dass ich dahinter bleiben will. Ach, das mit dem Pferd war unvermeidbar. Leider! Aber das Bein war gebrochen...dieser elende Gaul!"


    Hannibal sah von einem Eibenbusch auf. Unnaufällig ließ er ein paar Beeren in seiner Tasche verschwinden.


    "Och, junger Herr, ich bewundere nur diese edlen Anpflanzungen hier. Wirklich lobenswerte Arbeit!"


    Auch der treue Begleiter des Aristides, Hannibal, folgte ihm ins Haus. Marcus stapfte hinein, wobei er unbekümmert den Dreck der Strasse ins Haus trug. Dabei zog er den lästigen und heißen Mantel herunter.


    "Was? Monstrum von Rüstung? Das ist Maßarbeit. Ein Abschiedsgeschenk meiner Mutter! Schließlich soll ich doch den Legionen beitreten."


    Er klopfte auf das harte Leder mit einem leidigen Grinsen. Als ob er darauf scharf wäre, sich dem Drill des Militärs hinzugeben. Nicht in jenen Zeiten, wo selbst ein Patrizier von ganz unten anfangen musste.

    Auch Marcus musste ein paar Mal blinzeln, um die Licht- und Dunkelunterschiede zwischen Atrium und Eingang zu durchschauen. Aber die Stimme kannte er doch. Ja, allzu gut sogar. Früher hätte ihn die Stimme fast zur Weißglut gebracht. Nervige kleine Ratte hatte er den Besitzer der Stimme manchmal genannt. Doch inzwischen wähnte Marcus, dass er darüber hinweg war. Doch bei den Worten brodelte eine gewisse Ungeduld bei ihm auf.


    "Beim Barte des Iupiters! Titus, jetzt lass mich schon rein. Ich hab genug hinter mir, als dass ich das hier noch durch machen muss!"


    Marcus rollte genervt mit den Augen. Sein Begleiter hinter ihm schien sich inzwischen mit der Bepflanzung am Eingang zu beschäftigten.


    "Mercur war mir wirklich nicht wohl gesonnen. Dabei hab ich ihm doch ein großes Opfer gebracht. In der ersten Taberna außerhalb von Baiae wurden mir meine Waffen und Geld gestohlen. Einige Tage vor Roma ist mein Pferd gestürzt und ich musste ihm den Gnadenstoß geben. Und in Rom trete ich von einem Dreckhaufen in den nächsten Scheißhaufen. Und hier an der Tür meiner Familie ernte ich nur harsche Worte. Ja, ist die Welt denn auf den Kopf gestellt?"


    Seine Stimme war tiefer geworden, aber auch ein wenig lauter.

    Die Stille wirkte durchaus auf Marcus. Etwas ungedulgig und unbehaglich trat er auf der Stelle herum. Dabei reckte er sich wieder, die Lederrüstung knarrzte leise und er rieb sich den Nacken. Grummelnd sah er Sica an und ließ die Rede über sich ergehen, wobei Marcus hinter seinem Rücken mit den Händen leicht rang. Etwas unangenehm berührt, fuhr Marcus sich erneut mit der Zunge über die Lippe. Ganz kurz jedoch nur. Ein erleichtertes Seufzen entrann ihm als Sica einen Sklaven ins Haus schickte.


    "Außer Haus? Hmm..."


    So recht schien Marcus nicht zu wissen, ob er darüber froh sein sollte oder es bedauern. Aber im Moment zuckte er nur kurz mit der Schulter. Die letzte Frage ließ ihn jedoch wieder in Verwunderung zurück.


    "Hispania?"


    Auf seiner Stirn erschien ein angestrengtes Stirnrunzeln und er sah an sich herunter, ob er so einen Eindruck machte.


    "Ja, Himmel und Götter, warum sollte ich denn aus diesen schrecklichen Landen kommen? Nein, ich komme aus dem grandiosen Baiae!"


    Damit schien für ihn alles klar zu sein. Aber wer kannte nicht diese lasterhaften und unglaublich angenehmen Orte am Fuße des Vesuv?

    Fassungslosigkeit zeigte sich in Marcus Gesicht. Da er auch nicht immer der Hellste war, brauchte er einen Moment, um das Gesagte wirken zu lassen. Sein Gesicht drückte pure Verwirrung aus und er sah ratsuchend zu seinem Begleiter, der jedoch interessiert eine Statuette am Eingang betrachtete.


    "Also...ähm!"


    Mehr als ein Stammeln brachte er nicht hervor. Da hatte sich der Rethorikkurs bei ihm eindeutig nicht bewährt. Er leckte sich über die Lippe und musterte Sica. Langsam richtete Marcus sich zu seiner vollen Größe auf und besann sich seiner Herkunft.


    "Guter Mann!"


    Seine Stimme dröhnte tief, voluminös und klang durchaus etwas bedrohlich, auf jeden Fall genervt.


    "Mir ist völlig egal, ob Du die Stammtafeln sorgfältig genug studiert hast oder nicht. Ich bin Marcus Flavius Aristides, Sohn des Lucius Flavius Corvinus. Vor einem Sklaven habe ich mich nicht zu rechtfertigen. Und schon gar nicht, etwas zu beweisen. Wo kommen wir denn da hin? Was für Sitten!"


    Marcus grummelte eine Weile und sah Sica etwas erbost an. Schließlich seufzte er.

    "Titus Flavius Milo wird mich schon erkennen. Ist er im Haus? Und was ist mit meinem Bruder?"

    Gerade wollte der Klopfende erneut die Faust heben und gegen die Tür donnern. So kam sie, die Faust natürlich, kurz vor Sica zum Halt. Verdutzt ließ der Gerüstete seine Hand sinken. Sein Blick ging an Sica auf und ab.


    "Salve!"


    Der Gerüstete, dessen Umhang etwas zur Seite rutschte, schien für einen Moment zu überlegen. Eine gewisse Angespanntheit war ihm anzumerken. Seine Hand tastete zu einem kleinen Beutel, den er umgriff.


    "Marcus Flavius Aristides! Du bist noch nicht lange hier, oder? Wie dem auch sei. Ich will entweder zu meinem Bruder, Secundus Flavius Felix, oder zu meinem Neffen, Titus Flavius Milo, oder sonst jemand von den Flaviern, die gerade hier sind!"

    Ein deftiges Fluchen schallte die Strasse entlang. Die untergehende Sonne ließ den Marmor auf der Villa Flavia blutrot erscheinen. Schritte näherten sich langsam der Strasse. Kein stolzes Wiehern von Pferden oder energisches Hufgetrappel kam dort entlang, sondern zwei Männer. Der Eine trug eine Lederrüstung, die Hektor oder Achilles gut zu Gesicht gestanden hätte. Die Lederrüstung war dem muskulösen Oberkörper eines Heroen nachgearbeitet. Silberne Ziernieten verfeinerten den Eindruck. Doch über die Rüstung lag ein Mantel, viel zu heiß für den warmen Frühlingsabend. Doch schließlich durfte keiner sehen, dass jener Mann innerhalb der Mauern eine Rüstung trug. Der zweite Mann trug eine einfache Tunika, die bis zu den Knien ging und dort etwas über die hochgebundenen Sandalen reichten.


    "Bei Merkur! Herrje noch mal! Scheisse!"


    Der Mann mit der schlecht verborgenen Rüstung fluchte vor sich hin und versuchte etwas von seinem Stiefelabsatz zu kratzen. Der zweite Mann in der Tunika lachte leise. Dafür erntete er von dem Ersten einen bitterbösen Blick, was den Zweiten zu noch mehr Erheiterung veranlasste. Nach einigem mühevollen Abschrubben an einem Wegstein, setzten Beide ihren Weg wieder fort. Vor dem Tor der Villa zögerte der Gerüstete kurz.


    "Hmmm!"


    Mehr sagte er nicht, sondern starrte stumm auf den Eingang. Nach einer Weile seuftze er leise.


    "Wo gehobelt wird, da schallt es auch heraus!"


    Den Kommentar rang er sich schließlich ab. Dabei fuhr er sich prüfend durch seine kurz geschnittene Haare und sah zu seinem Begleiter. Der grinste breit und gluckste dann auf.


    "Du meinst also, wie es hineinschallt, da fallen Späne?"


    Ein leises und spöttisches, aber freundlich gesinntes, Lachen kam von dem Zweiten. Der Gerüstete sah ihn verwirrt an, zuckte mit der Schulter und wandte sich nun dem Tor zu. Das durchquerte er und trat zu Tür.


    Rums, rums! ertönte daraufhin durch das Atrium der Villa. Und gleich darauf wieder ein ordentliches Rums!Rums!

    Vielen Dank für die Aufnahme in die Familie =)


    Nun, ich bin die letzte Frucht der Lenden Deines Vaters, Lucius Flavius Corvinus, und somit Dein kleiner Bruder :] Wenn es für Dich in Ordnung geht?!?


    Noch die Zusammenfassung:


    Name: Marcus Flavius Aristides
    Gens: Flavia
    Wohnort: Roma