Manius Flavius Gracchus
Villa Flavia Gracchus, auch bekannt als villa Flavia Felix
Urbs aeterna – Roma
Italia
Vetter, mein guter Manius,
Du wirst es wol selber kaum glauben, aber ich mus erneut meine Feder schwingen, um Dir ein paar Zeilen zukomen zu lasen, denn mein Schreiber, der gute Naevius, ist leider in diesen Zeiten krank geworden. Er hat sich gerade noch mit Müh und Noht aufgeraft, um meiner libreizenden Verlopten einen Brief zu schicken. Stell Dir vor, wie sähe es denn aus, wenn sie meine schrekliche Sauklaue erblikt und merkt, das ich all die Zeilen nicht selber nidergeschrieben habe, sondern nur meinem scripa diktirt. Den ungläubigen Blik oder das mögliche Teater – Du kennst die Frauen ja – werde ich wol früher oder später doch noch erfaren, aber lieber später.
Mir ist zu Ohren gekommen, also als mein Schreiber es mir vorgelesen hat aus einer der vielen Briefe, die ich erhallten habe, das Du immer mehr nach oben schiest, Manius. Mein Glückwunsch dazu. Erst Senathor, dann nun auch noch Pontifaex, das ist warlich wunderbahr. Aber ich hab das auch nie bezweivelt, schließlich bist Du der klügste Kopf in der Familie, Manius. Und zudem sehr fleißig, pflichtbewußt und anständig, was könne die Götter mehr verlangen von einem Pontifaex? Du wirst das Kind auf jeden Fall schon schaukeln, Manius. Übrigens, was das angeht. Wie steht es denn bei Dir und deiner schönen Antonia. Du wirst doch hoffentlich oft genug bei ihr auftauchen, um das hübsche Mädel mal in glücklichere Umstände zu versetzen, oder? Aber ich bin mir sicher, das wird schon, Vetter. Womöglich erkennst Du eines Tages, das das schönere Geschlecht – die Frauen meine ich damit natürlich!! - doch sehr viel anziehender und liebreizender sind als irgendwelche glatten Jünglinge.
Wie Du siehst, bleibt mier während des Feldzuhges genug an Zeit, um mir über solche Dinge gedanken zu machen. Daran kannst Du auch sehen, das der Feldzug gar nicht so gefährlich ist, wie es scheint. Also macht euch mal keine Sorgen zuhause. Aber ich danke dennoch für das Opfer, ich bin mir sicher, Mars wird das bestimmt sehr gut für mich gewogen hat das in eine launigere Stimmung versetzt. Außerdem hab Dank, Vetter, für all die Neuigkeiten über unsere Familie. Ich lase mir ab und an die acta vorlesen, aber dennoch bin ich nicht sonderlich über alle Neuigkeiten auf dem Laufenden. Das Furianus Procohnsul geworden ist, freut mich sehr. Aber ich finde, der Junge hat auch Schneid, das aus dem mal was geworden ist, ist kein Wunder. Ich hoffe, Felix hat das gewürdigt. Aber was ist mit Milo? Ich hoffe, er hat sich nicht zu sehr geärgert über den Umstand. Ich weiß, das er nicht sonderlich glücklich darüber war, plötzlich einen Bruder zu haben. Ich glaube, er wahr eifersüchtig.
Was mir durch Epicharis zu Ohren gekommen ist, Caius hat tatsächlich für ein Amt kandidiert? Ist er auch gewält worden? Und? Taugt er etwas als Politiker? Ich meine, eine scharfe Zunge hat Caius schon und er ist eindeutig gewitzt, aber dennoch ein latenter Tuhnichtgut. Aber wenn er das durchziet, dann kann er auch stolz auf sich sein und wenn er es wirklich will, dann wird es ihm auch guht gelingen. Ich will mich gar nicht mehr zurück entsinnen, was für ein Katastrofe ich gewesen bin, bevor ich mich dem Militähr angeschlossen hatte. Es ist gut, wenn die Männer in unserer Familie wieder zeigen, zu was wir in der Lage sind.
Zum Krieg gibt es nicht viel zu berichten, wir marschieren, wir kämpfen, wir erobern mal eine Stadt, erleben leider auch so manch eine Niederlage, aber im großen und ganzen können wir recht zufrieden sein. Aber davon werde ich Dir berichten, wenn ich wieder nach Rom zurück komme, was womöglich noch ein wenig dauern kann.
Manius, ich bin sicher, Du hälst die Familie gut zusammen und bedanke mich, daß Du Dich so gut um meinen Sohn kümmerst, bei so einem lausigen Vater wie mir. Auf daß die Götter auf Dich achten mögen.
Dein Vetter
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