Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Es prickelte auf Marcus Haut, es war soweit, hier würden sie einen entscheidenen Moment erfahren, entscheidende Taten vollbringen oder versagen und alle Mühe wäre umsonst. Marcus spähte in den dunklen Nachthimmel, sie hatten ganz schön lange gebraucht für das kurze Stück durch die Cloaca, wahrscheinlich harrten die anderen Soldaten bereits ungeduldig. Marcus wandte den Blick vom Sternenhimmel ab und sah zu Cyprianus und lauschte seinem Befehl. Marcus war immer noch sehr angetan davon, wie reibungslos der Tribun ihre kleine Mission anführte, aber da merkte man durch und durch den Berufssoldaten in Cyprianus. Marcus nickte zustimmend.


    "Natürlich, Tribun!"
    Einen Herzschlag lang schweifte Marcus Augen über die anwesenden Männer, in dem kurzen Moment entschied er sich. Marcus deutete auf jeden Einzelnen, als er ihre Namen leise nannte.
    "Licinus, Serapio, ..., an das Tor. Öffnet es so schnell es geht und so leise wie möglich!"
    Marcus sah zu den restlichen Männern.
    "Imperiosus, Sparsus,..., ihr lauft zu den Zinnen hoch. Schaltet dort die Männer über dem Tor aus, gebt das vereinbarte Signal mit der Lampe an die Legion draußen..."
    ...sofern sie schon dort draußen war, aber davon ging Marcus - so optimistisch war er doch- durchaus davon aus.
    "Age!"
    Marcus wartete selber nicht lange, er schloß sich den Männern für die Gruppe auf der Mauer an, um sie zu unterstützen, wohin Cyprianus zustoßen wollte, überließ Marcus freilich dem Tribun selber. Der Mond verschwand für einen Herzschlag gänzlich hinter der Wolke, Marcus schlich am Rande eines Hauses auf die Treppe zu, gerade am Treppenabsatz angekommen, riß der Himmel wieder auf und beleuchtete matt den Platz.


    [Blockierte Grafik: http://img402.imageshack.us/img402/3499/barzinco7.jpg%20| Barzin


    Der Wind wurde auf der Mauer stärker, er zerrte an dem Umhang von Barzin, spielte mit dem Stoff und ließ ihn laut flattern, ebenso schienen die Fackeln einen Augenblick lang zu verlöschen, ehe sie wieder aufflammten und die Straße vor der Stadt beleuchteten, ebenso die Mauern, auf denen Barzin und sein alter Veteranenfreund Jaavid standen.


    "Aufruhr in der Stadt, Hauptmann! Soll ich aus dem Stall ein paar Männer rüber schicken?"
    "Nicht Hauptmann, Jaavid..."
    "Ja, ich weiß, Hauptmann!"
    "Hm. Ja, ruf Azid heran, er soll ein paar Männer hin schicken, die nach dem Rechten sehen."


    Jaavid nickte und rief einen Jüngling heran, der noch nicht mal Bartwuchs hatte und die ganze Zeit sich ein Gähnen verkniff. Erfreut, von der Mauer weg zu kommen, nickte der junge Mann und lief in großen Schritten hinab zu den Stallungen. Gerade als sich die römischen Männer lösten, verschwand der Jüngling im Stall. Barzin verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich etwas. Sein Säbel, mit der ledernen Scheide, schabte an der Mauer entlang.


    "Ich..."
    , setzte er an.
    "Hauptmann!"
    "Ja...?"
    "Das ist doch keine Verstärkung, oder?"
    Barzin wandte sich um und sah zu den Treppen herunter. Hm, seine Augen waren auch nicht mehr die Besten.
    "He, wer ist dort?"
    , rief Barzin nach unten- freilich in seiner Muttersprache-, während seine Hand bereits zu dem Griff seines Schwertes glitt.



    [SIZE=7]Uni- und Krankheitsbedingt etwas kürzer, beim nächsten Mal mehr. [/SIZE]

    Der nächste Tag: Die Sonne strahlte auf Zeugma herunter, heiß für einen solchen Wintertag, ein beleibter Mann in schriller und bunter Kleidung, geschminkt um die Augen, mit Kräuselhaar, näherte sich schnaufend und schnaubend der mansio der Poststation. Die Marktfrau, bei dem Hageladas seine frischen Hühner bezog, ebenso die Eier, hatte natürlich sofort den Namen einer ihrer guten Kunden erkannt und ihren Sohn geschickt, dem Händler Bescheid zu geben. So hatte sich der Händler selber an jenem Tage aufgemacht - weil er noch einen anderen Weg vor hatte - und näherte sich nun der mansio. Ein Klopfen, dann trat der Mann ein. Er zog ein Taschentuch hervor, wischte sich die glänzende Stirn trocken und trat auf den nächsten Schreiber und Angstellten zu.


    "Salve, mein Name ist Hageladas. Ich hörte, es wurde nach mir gesucht und hier wäre Post für mich? Ist das so?"

    Der Wind raschelte in den Zweigen der Bäume, wurde jedoch von dem lauten Rufen vor dem Haus übertönt, scheinbar ließen sich die Bewohner und Sklaven im Haus nicht aus der Ruhe bringen und die Menschen waren wohl noch nicht in das Anwesen des Händlers gedrungen. Marcus nickte marginal auf die Worte von Licinus hin und vertraute auf die Sehschärfe des jüngeren Mannes. Immer mal wieder wandte Marcus seinen Kopf in die andere Richtung, um zu sehen, ob sein Signal verstanden worden war. Ah, tatsächlich! Die Soldaten, samt Tribun an der Spitze, kamen heran geschlichen und bis zu dem kleinen Ausgang, der auf die verlaßene Gaße führte. Erst als auch der letzte Soldat bei ihnen angelangt war, richtete sich Marcus auf, denn es hieß weiter zu schleichen. Lange zaudern durften sie nicht, schließlich wartete die erste Kohorte und all die Männer waren bestimmt schon längst aufgebrochen. Marcus deutete Licinus und Serapio mit Kinn und seiner Faust voraus zu laufen- man stelle sich dabei die typischen Kämpfer-Handbewegungen vor, die man nachts bei solchen Missionen ausführte, sprich: Faust ballen, Finger deuten, durch die Luft wedeln, aber alles in schön knapper militärischer Weise! Marcus wartete einen Augenblick, dann schlich er aus dem Ausgang hinaus und in die Nebenstraße hinein. Den undeutlichen Schemen hinter dem Baum erkannte Marcus nicht, er bewegte sich nicht und schien mit der Mauer zu verschmelzen. Marcus ließ sein Schwert in dem Augenblick- es blitzte einen Augenblick lang im Mondlicht auf!- unter seinem Chiton verschwinden. Nicht duckend oder verräterisch schleichend, fast sogar normal gehend lief Marcus die Straße entlang und blieb an der Mauerecke stehen. Er spähte um die Ecke, auf der breiteren Straße konnte Marcus einige Gestalten – wohl junge Männer – vor dem Haus sehen, aber auch einige Gaßen, die die Straße schnitten. Grob orientierte sich Marcus an dem Schein des Mondes, richtete seinen Blick über die Dächer von Circesium. Mit einem weiteren Hinübersehen zu den Männern, die immer noch auf die Tür des Händlerhauses eindrangen, schlug Marcus den Weg ein, den er für den Richtigen erachtete – direkt zum Tor und somit dort hin, wo ihre Mission ihren Gipfel nehmen sollte.


    Verschachtelt waren die Gaßen, dann wieder zogen sich schnurgerade die Straßen hindurch, es war, als ob viele Baumeister hier ihre Spuren hinter laßen hatten, viele frühere Machthaber, die mit Bauwerken und Straßen ihr Wirken auch an diesem Ort der Nachwelt offenbaren wollten. Und menschenleer war die Stadt beileibe nicht. Immer wieder wich Marcus mal einer größeren Straße aus, weil dort einige Stadtbewohner entlang liefen, mal wurde ein Fenster geöffnet oder die Stimmen von Menschen drangen hinter den Mauern hervor. Doch stetig ging es durch die Stadt und die Straßen. Viele Häuser, die aus großen getrockneten und gebrannten Lehmziegeln her gestellt waren, zogen an Marcus vorbei, mal der Schatten eines Baumes. In der Ferne konnte er einen Nachtvogel hören, der verstummte als Marcus Schritte seiner Stiefel – leise zwar, aber nicht gänzlich lautlos! – auf dem sandigen Grund ertönte. Nach einigen Minuten, die der Lauf durch die Gaßen brauchte, hatte Marcus schon das Gefühl, sie hätten sich verirrt, doch dann erreichte er das Ende der Straße und sah auf einen Platz, der einem halben Mond glich. Marcus hob die Hand und schlich an die Seite eines Hauses, dessen Fensterläden verschloßen waren und wohinter kein Licht hervor drang. Marcus Schulter berührte die Hauswand und er spähte an der Ecke vorbei. Da! Da war das Tor! Silbrig schien das Mondlicht auf die Mauern, Marcus erkannte - und er sah bestimmt nicht alles!- eine Treppe, die zu den Zinnen hinauf führte, einige Stallungen, die unterhalb der Mauer gebaut waren und wohinter Licht hervor drang, ganz als ob Menschen in dem Stall waren. Große, massive Balken versperrten das Tor und sollten wohl die Römer daran hindern, die Stadt im Handstreich zu nehmen. Auf den Zinnen sah Marcus mehrere Gestalten stehen, direkt über dem Tor ebenso, aber auch unten. Zwei Männer saßen dort neben einem Faß, eine kleine Öllampe auf dem Hüfthohen Rund abgestellt und unterhielten sich leise. Der Mond wurde in dem Augenblick wieder von einer Wolke verschluckt, wenn auch noch ein wenig von dem feinen Silberlicht auf die Erde gestrahlt wurde.

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    Code
    [img]http://www.imperiumromanum.net/images/sigs/auxa1n-eques.png[/img]


    ergibt das hier:


    Die Bildadresse findest Du immer mit Rechtsklick (Grafikadresse kopieren o.ä.) bei den jeweiligen Signaturen.


    Edit: Statt HTML Code kannst Du natürlich auch den Imagebutton (Über dem Antwortfenster, 10. Knopf von Links) benutzen und dort die Grafikadresse reinkopieren.


    Und wenn Du antwortest, unter Option (Das ist direkt unter dem Antwortfenster) den Hacken bei Signatur anzeigen wegmachen, dann wird Deine eigene Sig entfernt.

    Marcus Mundwinkel hoben sich, während sie am breiten Euphrat entlang marschierten und er die munteren Stimmen der Soldaten vernahm. Für den Kaiser, Ruhm und Rom! Marcus nickte zustimmend und setzte schon im Takt einen Fuß nach dem Anderen über den steinigen Grund, er spürte an seinen Stiefeln schon den ein oder anderen Stein, der sich durch das Leder bohren wollte, war wohl mal wieder an der Zeit, die Stiefel mit neuen Nägeln beschlagen zu laßen. Marcus warf mal einen Blick über seine Schulter, irgendwo da meinte er die Sänfte des Kaisers auszumachen, mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt, daß der Kaiser nicht mehr ritt, dennoch war es ein deutliches Zeichen, daß der Kaiser wohl nicht so leicht verletzt wurde, wie Anfangs behauptet. Marcus sah wieder nach vorne und blinzelte, war da nicht die Silhouette einer Stadt? Marcus hob die Hand und beschirmte die Augen, die von der grellen Sonne - die zwar nicht hitzig auf ihn nieder schien, aber dafür umso klarer - geblendet wurden. Beinahe in der Luft schwebend erschien Marcus die Stadt, er blinzelte einige Male, bis er erkannte, daß sie lediglich auf einem Plateau erbaut worden war. Marcus verengte seine Augen und spähte weiter, mit jedem Schritt, den sie sich der Stadt näherten. Direkt nebem dem Fluß gebaut, leicht erhöht und mit festen Mauern, so erschien die Stadt Marcus auf dem ersten Blick, aber sonderlich Details konnte er noch nicht ausmachen.


    Fast eine hora später waren sie nahe genug an der Stadt heran, um näheres zu erkennen. Ob die Stadtbewohner sie auch schon längere Zeit beobachteten? An diesem sonnigen Tage war das Blinken und Blitzen all der Rüstungen sicherlich schon Meilenweit zuvor gesehen worden. Marcus sah zu der Stadt hinauf, und die Silhouetten der Soldaten, die dort zu erahnen waren. Ob dort ein Rustan steht? Der Gedanke schoß Marcus unwillkürlich durch den Kopf, er wandte den Blick ab und spähte nach hinten, ob ein Melder kam, die Befehle für den heutigen Tage mit sich bringend. Würden sie lagern? Gleich den ersten Kampf beginnen? Was der Kaiser geplant hatte, das wußte Marcus freilich nicht.

    Jeglicher Nachtvogel in ihrer Nähe war verstummt, die Wolke schob sich vom Mond weg, wurde vom Wind zerteilt und offenbarte eine Lücke, wodurch der milchige Schein auf den Innenhof fiel. Ein Brunnen bemerkte Marcus aus den Augenwinkeln, ein Holzeimer stand auf dem Brunnenrand, ein Seil bewegte sich im Wind sachte hin und her, dabei leise knarzend. Die Hand des alten Mannes tastete in seinem letzten Kampf nach dem tönernen Gefäß, nun, wo niemand mehr seine Hand aufhielt, konnte er den Tonrand umfaßen, mit einem Aufbäumen - was Marcus, ehrlich gesagt, einem alten Mann gewiß nicht zugetraut hätte! - schlug er das tönerne Gefäß gegen Marcus. Marcus verspürte einen Schlag gegen seinen Kopf - er hatte sich ja etwas nach vorne gebeugt, um dem Mann besser die Luft zu rauben! -, im letzten Moment konnte Marcus verhindern, daß die Karaffe auf den Boden fiel und dort zerschepperte. Der Mann sank gleichfalls in sich zusammen, Marcus hielt noch einen Moment den Stoff auf dessen Gesicht gepreßt - wenn er auch nicht vor hatte, den Alten umzubringen - und richtete sich dann auf. Herrje! Es schwankte einen Moment um ihn herum, Marcus hatte das Gefühl die Karaffe selber geleert zu haben und er hielt sich an der hölzernen Lehne der Bank fest, atmete tief ein und aus und stellte vorsichtig das Gefäß neben dem Alten ab, ehe er sich, die Stirn reibend, abwandte und Sparsus und Licinus hinter her schlich. Neben Licinus blieb Marcus stehen und spähte durch die geöffnete Tür und in die Gaße hinein. Zufrieden nickte Marcus, denn alle Hindernisse bis zur Tür waren offensichtlich ausgeschaltet.


    Drei Mal Lichtsignal? Marcus hatte die Lampe einem der anderen Soldaten übrelaßen und sich in dem Moment noch gar keinen Gedanken gemacht, welches Signal er denn geben würde. Einheimisches Tier, einheimisches Tier? Himmel, Marcus hatte doch gar keine Ahnung, was für Tiere es hier gab. Skorpione und Schlangen zählten eindeutig nicht, die zischten im Höchstfall. Marcus zog seine Augenbrauen zusammen und spähte über den Hof, bis ihm ein einfall kam- der Wüstenfuchs, den er am Rande des Flußes gesehen hatte. Doch wie machte ein Wüstenfuchs? Marcus grummelte leise, dann beschirmte er mit beiden Händen seinen Mund und gab ein leises, kläffähnliches Bellen von sich, ob das nun ein Hund, ein Wüstenfuchs oder eine Hyäne war, der Laut war nicht ganz zu definieren. Marcus wiederholte das nach einigen Herzschlägen und dann noch mal. Schließlich ließ er die Hände sinken und spähte wieder in die Gaße, wobei er eindeutig eine schlechtere Sicht als Licinus hatte.


    "Ist die Gaße frei, signifer?"
    , fragte Marcus leise.

    [Blockierte Grafik: http://img252.imageshack.us/img252/3321/ashoonnb0.jpg| Anoosh


    Still lag nun wieder die Gaße vor dem Sklaven Anoosh, verwirrt drehte sich der Sklave um seine eigene Achse und sah sich suchend um, doch er konnte in der Dunkelheit niemanden erkennen und schon gar nicht Daryaa, die Tochter seines Herrn, dem er schon seit mehr als einem Jahrzehnt diente.
    "Herrin?"


    , flüsterte Anoosh und seine Stimme bekam einen etwas weinerlichen Unterton. Seine Herrin konnte ihn doch nicht hier in der Dunkelheit alleine laßen. Zögerlich ging Anoosh einige Schritte weiter und dachte darüber nach, zum elterlichen Haus zurück zu kehren und dort einige andere Sklaven zu wecken, aber das würde kaum etwas bringen, die wehrfähigen Sklaven waren alle mit ihrem Herrn zur Mauer der Stadt gegangen, nun waren nur noch alte Männer, die Frauen und Kinder im Haus, abgesehen von einem Knecht, den der Vater von Daryaa vorsorglich zurück gelaßen hatte. Von irgendwo her drang auch zu Anoosh der Lärm, der in ihrer Nähe veranstaltet wurde, vor dem Haus des Händlers, an dessen Mauer Anoosh entlang lief. Er blieb stehen und neigte den Kopf zur Seite. Die Stadt schien ihm heute Nacht verrrückt zu sein, gröhlende Männer, ein Mob, der sich zusammen getan hatte und das mit all den Tausend Römern vor den Toren, die nur darauf warteten, die Stadt zu erobern. Anoosh hob die Hand und kratzt sich an der Stirn. Nein, er mußte zurück kehren oder war Daryaa in die andere Richtung gelaufen, ohne ihn zur Mauer?


    Anoosh drehte sich auf dem Absatz seiner Sandalen um als ein vernehmliches 'Quietsch' ertönte. Huh!, dachte sich Anoosh, was ist denn das? Er drehte sich um und sah in dem Augenblick eine Tür sich öffnen, mitten in der Wand, der Bewuchs an der Seite der Tür raschelte leise. Ob das seine Herrin war? Anoosh machte schon einen Schritt darauf zu als er die Silhouette eines Mannes erkannte. Das war gewiß nicht Daryaa, Anoosh erstarte und sah in das von Schatten umhüllte Gesicht eines Fremden. Anoosh, von Natur aus mehr der vorsichtige Mensch, machte schnell einen Schritt rückwärts und noch einen und hinter den nächsten Olivenbaum. Ängstlich spähte er hinüber zu der geöffneten Tür und biß sich wild auf seinen Fingerknöcheln herum, vor Nervosität. Laufen oder Verstecken? Laufen? Hatte ihn der Mann vielleicht noch gar nicht gesehen? Anoosh drängte seinen klobigen Körper hinter den Olivenbaum und spähte an dem Baumstamm vorbei zu der Öffnung in der Mauer. Er wähnte sich gut versteckt, aber womöglich hatte der fremde Mann ihn entdeckt. Vielleicht nur ein weiterer Mann, der die Mauer schützen will, Anoosh!, dachte sich der Sklave. Oder ein Einbrecher, der die Gunst der Stunde nutzen will? Aber warum kommt er dann heraus und nicht hinein? Beute hab ich keine gesehen. Hinter Anoosh Stirn arbeitete es wie wild. Und den Zeitpunkt zu rennen hatte der Sklave eindeutig verpaßt.



    Der rauhe Stein der Mauer schabte an Marcus Rücken, beruhigend fühlte sich der Griff seines gladius in seiner Hand an, über ihm raschelte es im Laub des alten Olivenbaumes, Marcus spähte in die dunklen Zweige, doch es war nur der Wind, der ihm einen Streich gespielt hatte. Marcus duckte sich etwas mehr in den Schatten als er drei Gestalten über den Hof gehen sah. Herrje, sie waren zu weit weg, aber zu Nahe an dem kleinen Ausgang aus der Kanalisation, schon erschien dort ein Kopf, ein milchiger Schein drang aus dem Schacht und Marcus hielt dem Atem an, doch die Männer zogen einfach davon, ohne sie zu bemerken, stoßhaft drang der Atem durch Marcus Nase und er sah erneut in das obere Stockwerk, aber dann schienen noch andere Stimmen sich dazu zu mischen. War das nicht ein lautes Rufen vor dem Haus? Marcus legte seinen Kopf etwas zur Seite und lauschte, doch, da war etwas! In dem Moment kam schon Cyprianus zu ihm geschlichen. Der Mann auf der Bank? Was für ein Mann? Marcus sah sich auf dem Hof um und erkannte den Schatten auf der Bank erst einige Herzschläge später. Nochmals, herrje! Marcus nickte stumm und lauschte auf die Worte des Händlers. Östliche Mauer? Aha, wo war die nur? Aber ein schneller Blick zum Händler genügte, denn er deutete im Schatten auf die fragliche Mauer. Abschätzend sah Marcus einen Herzschlag in den dunklen Nachthimmel, zwar war der Mond noch zu sehen, jedoch durch ein Band von Wolken gerade verdeckt. Ein guter Zeitpunkt, um unentdeckt durch die Straßen zu schleichen. Marcus nickte als Antwort auf die Befehle des Tribun und deutete Licinus und Sparsus mit ihm aufzuschließen. Dann drückte sich Marcus von der Mauer ab und lief im Schatten der Mauer entlang, geduckt und mit Blick mal auf die Bank, dann auf das Haus.


    Unter seinen Füßen raschelte es leise als er sich der Bank näherte, etwas Gras wuchs dort, einige alte Blätter lagen herum, ein paar Zweige von dem nahen Gebüsch, ein intensiver süßlicher Geruch nach Blumen drang Marcus in die Nase und er sah im Gebüsch einige große, weiße Blüten; das Schnarchen des Mannes durchschnitt die nächtliche Stille, Marcus sah eine leere Karaffe aus Ton, die neben der Bank stand, einige Tropfen auf dem Rand des Tonhalses, der alte Mann hatte den Kopf auf die Brust gesenkt und schien zu schlafen. Obwohl? Lallte er nicht leise etwas? Marcus runzelte die Stirn, lief jedoch schnell die letzten drei Schritte und griff nach seinem Chiton. Von hinten schlang Marcus seinen Arm um den alten Mann, presste dabei den Stoff auf das Gesicht und den Mund des Mannes. Ein wildes Zucken begann unter Marcus, doch er hielt den Stoff fest auf das Gesicht des Mannes gedrückt und hielt mit dem anderen Arm die verlebte Gestalt des Mannes fest, dessen Hand nach einer Waffe zu suchen schien.
    "Herrin?"
    , ertönte es von der Mauerseite. Marcus runzelte die Stirn und spähte in die Richtung.


    "Iulius...öhm...signifer, miles, suchte nach diesem Ausgang in der östlichen Mauer!"
    , presste Marcus leise hervor und drückte dem Mann immer mehr die Luft ab, die Bewegungen des Mannes wurden lahmer und schlaffer, doch seine Finger berührten den Rand der Karraffe, wohl, um sie als Waffe zu nutzen.

    Eine schwarze Hand glitt über den Schreibtisch, der Schattenschemen des Gnoms, der immer noch mit seinem Werk beschäftigt war. Es war kein Schwanken, es waren keine Turbulenzen, die Marcus umfangen hielten, kein beduseltes Betrunken- sein, denn auf eine gewiße - und für ihn sehr unerklärliche - Weise fühlte sich Marcus so klar wie nie zuvor, als ob er einen Moment verspürte, wo ihm die Schöpfung, die Götter selber, die Wahrheit der Welt und des Lebens selber offenbarte, das Entsetzen schwand einen Augenblick lang und machte Platz für ein Interesse, was er denn in dem Augenblick erfahren konnte. Ein Metallkeil fiel hinab, polternd, scheppernd, die Silhouette zog sich bis zu Marcus Fußspitze. Der dicke, kleine Mann zog eine Metallplatte von dem Torso des Vitamalacus und legte sie vorsichtig zur Seite.


    "Sieh her, centurio. Das Werk eines Griechen oder Hebräers, eines Kabalaistendingsbums! De veritate et mandacio!"


    Mit einer flackernden Lampe leuchtete der kleine Mann in die Lücke hinein. Kleine metallene Zahnrädchen drehten sich dort, eine eiserne Kette bewegte sich hoch und runter, dabei ein bleiernes Gewicht, dort, wo das Herz sein sollte, hin und her bewegend. Es ächzte, stöhnte, klapperte, klimperte, dröhnte, polterte und klackte aus dem Inneren von Vitamalacus.


    "Ein Anthropoid, centurio, ein Anthropoid!"
    "Der Kaiser will tanzen, die Prima soll lachen ! Dein Onkel fährt den Streitwagen des Himmels !
    Er ist nicht der Legat !
    Ein Legionär der Prima weint nicht !
    Nicht vor dem Kaiser !
    Es sei denn, er trägt eine rote Stola !"


    Irritation, Grauen und Verwirrung breiteten sich in Marcus aus, seine Augenbrauen zogen sich zusammen, denn das mit der Stola, das erschien ihm nicht ganz einleuchtend, im Gegensatz zu dem Streitwagen des Himmels, ja, das würde Aristides dem alten Legaten - Livianus - durchaus zu trauen. Ein Soldat weint nicht vor dem Kaiser? Wer hat das denn getan? Er, Aristides? Oder Serapio? Oder gar Vitamalacus selber? Nein, ein Anthropoid ist wohl nicht zu soetwas in der Lage, er hat ja noch nicht mal ein Herz, Marcus konnte das Bleigewicht eindeutig sehen, daß an der Stelle eines menschlichen Herzens sich rührte. Blei, kalt, eisern, Metall, nun wunderte Marcus die fehlenden Gemütsregungen von Vitamalacus nicht mehr. Ein Erinnerungsfetzen von Alexandria trieb vorbei, hatte er da nicht auf einem Gelage einen Hebräer getroffen, der ihm begeistert von den Möglichkeiten der Neuschöpfung erzählt hat? Marcus war zu jener Stunde schon sehr betrunken gewesen und hatte nur mit halbem Ohr zugehört, was er jetzt bereute!


    "Ich schäme mich nicht meiner Bestürzung!"


    Aha, Serapio war also gemeint, aber hatte er geweint? Marcus konnte sich daran nicht entsinnen. Womöglich bemängelte Vitamalacus doch eher die rote Stola, die Serapio nicht getragen hatte. Marcus war eindeutig verwirrt, ob der ganzen Angelegenheit. Doch, es war wohl wegen dem Weinen, welchem Tränenfluß auch immer. Marcus Stirn bekam zwei Falten als sich seine Augenbrauen einen Herzschlag lang nach oben bewegten. Hat er uns zu sich zitiert, wegen der Sache vor dem Kaiser? Wegen der Frage von Serapio bezüglich des Legaten? Tatsache!


    'Sieh Dir an, wie gekniggt der Junge jetzt ist. Dabei hat er doch nichts verbrochen!'
    Marcus sah einen flüchtigen Augenblick zu Serapio. Tatsache! Die Stimme - woher sie auch kam - hatte Recht.
    'Dabei hat sich der Junge wirklich gut gemacht. Sogar eine Karriere bei den Prätorianern hat er ausgeschlagen! Aber ein wenig Bestürzung scheint dem Legatus viel mehr aufzufallen, statt die Courage des jungen Mannes.'
    'Nein, Marcus, höre nicht darauf. Womöglich will er ihn später noch belobigen und das ist nur ein Vorgeplänkel! So schnell wird er das mit den Prätorianern gewiß nicht vergeßen haben.'
    'Von wegen! Dabei war das doch gerade mal vorgestern...oder gestern?'


    Marcus schluckte und hatte den Impuls, die Stimmen mit einer Handbewegung zu verscheuchen, aber immer noch sah er gebannt auf den Gnom, der weitere Teile an Vitamalacus abschraubte. Marcus holte tief Luft und dachte einen Augenglick lang nach, ja, warum hatte Vitamalacus auch Marcus zu sich gerufen?


    'Weil er Dich mit in den Abgrund ziehen will. Er will Dich genauso wie Serapio in die Pfanne hauen.'
    'Nein, er will wohl nicht, daß der Serapio sich alleine fühlt!'
    'Von wegen! Er hat was gegen die Flavier, ganz gewiß!'


    Marcus holte Luft, seine Nasenflügel erzitterten und er beachtete die Stimmen- die sich im Hintergrund anfingen, heftig zu streiten - nicht mehr länger, auch den Blick vom Gnom wandte Marcus ab und sah Vitamalacus direkt an.


    "Die Prima ist unsere Familie, Legat. War das nicht so? Der Kaiser unser Vater, wir seine loyalen und treuen Söhne, die ihm bis in den Tod hinein folgen. Welcher Vater würde einem Sohne nicht die Bestürzung über einen Onkel verzeihen, es ihm nachsehen und sogar es verstehen..."


    ...bis auf ein Vater wie Vitamalacus wohl, aber welcher Anthropoid konnte schon Kinder bekommen? Wahrscheinlich verstand Vitamalacus das einfach nicht, selbst wenn er noch vor dem Prätorianer anderes behauptet hatte.


    "Dieser junge Soldat hier hat sich in kürzester Weise bravourös in der Prima gemacht, er dient tapfer, aufrecht und wacker in meiner Einheit. Er hat dem Tode ins Gesicht geschaut, unerschrocken, und hat wichtige Siege mit errungen. Zudem hat er seine Loyalität bewiesen, wie es wohl wenige Soldaten der Prima derart aufrecht gezeigt hätten, als er das Angebot der Prätorianer ausgeschlagen hat. Ich bin sehr stolz darauf, diesen Mann in meiner Einheit zu wißen, die Auszeichnung, die ihm der Kaiser verliehen hat, hat Decimus Serapio voll und ganz verdient. Sollte er auch noch die Loyalität zu seiner Familie beweisen, dem Legaten der Prima, dann ehrt ihn das nur umso mehr."


    Es war seltsam, wie kalt und unberührt Marcus Stimme klang, als ob es nicht seine Stimme war, aber Marcus spürte, wie sich sein Mund bewegte, wie die Stimmbänder die Worte formulierten und sie aus seiner Kehle kamen.

    Eine Ader zeichnete sich an Marcus Schläfe ab, sie pochte und dehnte sich aus, schrumpfte zusammen und pochte erneut als er mit einem Arm das Metall nach oben stemmte und sich mit dem anderen Arm an der äußeren Seite der Leiter fest krallte, damit Licinus noch an ihm vorbei klettern konnte. Bei Mars, immerhin war der Iulier von schlankem Körperwuchs, fast schon hager, denn ansonsten wäre er gewiß nicht an dem beleibten Marcus vorbei gekommen und auch so wurde es verdammig eng in dem schmalen Schacht. Marcus ächzte leise einen Moment schien das Metall aus seiner Hand zu rutschen, aber er konnte es gerade noch festhalten und hielt es offen bis Licinus ganz – wie eine agile Schlange kam Marcus der Iulier in dem Moment vor – heraus geglitten war, schnell suchte sich Marcus einen festeren Stand auf den Sproßen und hörte einen Augenblick später schon das leise Flüstern von Licinus. Haus, Lichter, Stimmen? Marcus nickte, was Licinus wohl schwer erkennen konnte, aber daran dachte Marcus nicht, sein Arm wurde ihm schwer und das Metall schien immer stärker auf seinen Arm zu drücken. Doch dann wurde es mit einem Mal leichter an seiner Hand, Licinus hatte – den Göttern sei Dank – ihm das schwere Gewicht abgenommen und den Ausgang erweitert.


    „Neben dem Ausgang ist ein Haus mit Menschen. Also still, wenn ihr heraus klettert!“


    , flüsterte Marcus nach unten, damit die Männer es bis nach hinten weiter gaben. Dann griff Marcus mit beiden Händen – nachdem er seinen Dolch wieder zwischen die Zähne geklemmt hatte, was ihn mittlerweile störte, aber er hatte keine Lust ohne eine Waffe parat an die Oberfläche zu klettern – nach den Sproßen, die sich rauh und rostig unter seinen Fingern anfühlten. Marcus kletterte nach oben und kam mit dem Kopf aus der dunklen Öffnung hervor, atmete tief die frische Nachtluft ein, sah sich einen Augenblick lang in dem Innenhof um und kletterte schleunigst hinaus, dabei sich zur Seite weg bewegend. Seine Augen streiften alles um ihn herum, versuchten so viel wie möglich aufzunehmen ehe er sich an eine Wand hinter ihm drückte, der von einem Olivenbaum umschattet wurde. Er nahm den Dolch von seinen Zähnen und griff nach seinem Kurzschwert, um es leise und vorsichtig heraus zu ziehen und unter seinem groben Chiton verborgen zu halten. So wartete Marcus, daß auch die Anderen aus dem Schacht geklettert kamen, während er das Licht im ersten Oberstock nicht aus den Augen ließ.

    Geräusche aus dem dunklen Gang feßelte Marcus Aufmerksamkeit, er spähte in das dunkle Loch, sah jedoch immer noch nichts, aber er hörte eindeutig die Geräusche von Menschen, die sich näherten. War da nicht ein Würgen zu hören? Marcus runzelte angestrengt die Stirn, dann rutschte die Soldaten hervor und Marcus fast vor die Füße, blutig, mit seltsamen Ausdrücken auf dem Gesicht – zumindest bei dem jungen Decimer schien das der Fall zu sein. Marcus musterte sowohl Serapio, als auch Imperiosus einen Augenblick lang im schwachen Lichtschein, gleichwohl sich Imperiosus um eine Verletzung kümmerte, schienen die beiden Männer wohl auf zu sein und wohl erfolgreich; Marcus wandte sich um, als stante pede der Tribun die Meldung entgegen nahm und die Männer aufforderte die Vor- oder Nachhut zu bilden. Marcus wartete einige Herzschläge lang, solange die Vorhut brauchte, um sich in den weiteren Gang, den Licinus bereits ausgekundschaftet hatte, hinein zu bewegen. Marcus – den Dolch wieder bereit haltend – folgte den Männern in den dunklen Gang, duckte sich als die Decke niedriger wurde und ging auf alle Viere als er nicht mehr gebückt laufen konnte. An einer Stelle mußte Marcus sich einen Augenblick lang auf dem Bauch entlang robben und spürte die Decke, die an seinem Rücken entlang schabte. Marcus Herz vollbrachte schnelle Sprünge in seinem Körper tat, Marcus Atem durchaus angestrengter war, während er sich durch die Gänge dieser Cloaca bewegte, und so vergingen sehr viele Herzschläge bis er endlich die Worte von Licinus vernahm und ein leises Fluchen dazu. Marcus richtete sich etwas auf und hielt sich unter der niedrigen Decke geduckt. Das winzige Licht schwankte hin und her, das milchige Glimmen fiel mal auf Marcus Gesicht, dann auf Licinus und auf die Sproßen der Leiter, die der Iulier entdeckt hatte. Marcus spähte in die Richtung und meinte den Hauch von frischerer Luft in seiner Nase zu riechen, aber womöglich täuschte er sich auch einfach.


    Gierig nach dieser frischen Luft näherte sich Marcus der Leiter und den beiden Soldaten vor sich, Marcus hob sein Kinn an und sah nach oben, tatsächlich fiel ein wenig Licht nach unten, ein dünner Strahl, der immer mal wieder schwächer oder stärker wurde, womöglich der Mond oder einige Sterne. Marcus nahm dem Soldaten hinter sich die kleine Blendlaterne ab und hob sie an, um in den Schacht zu spähen. Ein Gitter oder eine Platte meinte Marcus am Ende auszumachen, durch das nur zwischen einer schmalen Lücke das Licht in den Schacht hinein drang. Ob das der Ausgang war, den der Händler ihn zeigen wollte? Durch den er auch gekommen war? Marcus sah in die Dunkelheit hinter sich, wo er die Silhouetten der Anderen meinte zu erkennen, aber den Händler konnte Marcus nicht sehen, aber es war ihm auch gleichgültig. Das war ein Ausgang und sie kamen da sicherlich in die Stadt hinein. Marcus reichte die Laterne wieder zurück und zog den Dolch hervor, den er sich ein weiteres Mal zwischen die Zähne klemmte. Von weiter hinten vernahm Marcus die Stimme von Cyprianus. Was sie wohl erwartete, eine gute Frage. Mit einem Deuten seines Kinns zeigte er Licinus und Sparsus, daß sie ihm folgen sollten, dann griff Marcus nach der Leiter und begann nach oben zu steigen. Seine Schulter schabte an der rechten Seite über Stein, eine Strebe nach der Anderen erkletterte Marcus und der Zug der frischen Luft wurde stärker. Seine Hand griff nach der Platte, die ihnen den Weg zur Stadt noch versperrte und er drückte sanft dagegen, doch es rührte sich nicht.


    Ein wenig Erde fiel auf seinen Nacken und rieselte an ihm vorbei, hinunter in den Gang. Marcus hielt sich mit einer Hand an den Streben fest und zog den Dolch hervor, um erneut Gewalt anzuwenden, leise schabte sein Dolch über den Stein und Metall, Marcus drückte immer wieder gegen das letzte Hindernis zur Stadt und hätte am liebsten auch geflucht, doch dann löste sich das Rund mit einem Mal und Marcus konnte das schwere Metall nach oben stemmen, doch dann verhakte es sich und ließ sich nicht weiter bewegen, selbst mit all der Kraft, die Marcus anwendete. Marcus spähte nach unten und zu dem nächsten Soldaten.


    „Klettere an mir vorbei, miles. Ich halte das hier solange auf, öffne es dann von oben so gut es geht!“
    Ein Olivenbaum rauschte in ihrer Nähe und Marcus meinte eine Stimme zu vernehmen, zudem auch Stimmen, die wohl Licinus schon vernommen hatte und die Marcus nicht ganz einordnen konnte.

    Sieben Tage und sieben Nächte rang der Held der alten Zeiten mit dem Ungetüm Akuman, dem ersten der bösen Geister, die der dunkle Gott Ahriman geschaffen hatte, um sie den Geistern des Lichtes entgegen zu stellen. Sieben Tage und sieben Nächte erzitterte die Welt, die Menschen hielten den Atem an, sieben Tage und sieben Nächte lang. Sandkörner und trockene Erde wurden durch die Hufen von Marcus Roß aufgewirbelt, daß er an den Zügeln hinter sich her führte, erneut an einem Tag, an dem sie durch das fremde Land zogen, die Bergkette hinter sich gelaßen, Städte, Schlachten, Scharmützel gefochten und gekämpft haben; jeder Tag wurde erneut von der Himmelsscheibe mit einem lieblichen Kuß begrüßt, ganz als ob auf der Erde kein Blutvergießen vollzogen wurde, Tag ein, Tag aus, Marcus stumpfte von jeder Schlacht zu jedem Kampf immer mehr ab, jeder Tag des Marsches in der Fremde schien wie der Vorherige zu sein, Marcus hatte seit Circesium aufgehört zu zählen, wie lange sie nun an dem mächtigen Fluß, der das Land in eine fruchtbare Ebene einschloß- das Zweistromland-, entlang zogen. Sieben Tage und sieben Nächte! Marcus lächelte andeutungsweise als er, einen schnellen Seitenblick dem Fluß schenkend, an der Seite seiner Zenturie marschierte, mitten unter all den Tausend Soldaten als einer von vielen centuriones. Der Held war ins Meer geworfen von Akuman, aber er erhob sich wieder. Sein Pferd an der Seite schnaubte leise, Marcus hob die Hand und kraulte dem Pferd durch die Mähne und lächelte weiterhin still vor sich hin als er sich an die Geschichte entsann, die er am Abend zuvor in seinem Zelt erfahren hatte, von dem parthischen Helden, der den bösen Geist besiegt hatte.


    Marcus hob den Kopf an und sah über die Wüste hinweg, die steinerne Monolithen, die verstreut mal aus der Ebene heraus ragten, die Silhouette des Horizontes, den Himmel, der blau und klar erschien, womöglich trügerisch blau, angeblich schlug das Wetter in diesen Gegenden schnell um, aber das hatte Marcus auch zwei Mal in Africa erlebt. Seine Augen suchten den Horizont nach einer Stadt ab, nach Dura Europas, ihr Ziel, wie es sich mittlerweile herum gesprochen hatte – auch bis zu Marcus. Selbst wenn er sonst nicht den blaßesten Schimmer hatte, was sie erwartete, was ihre Heerführung plante und ob sich das Heer der Parther wirklich hinter die Mauern zurück gezogen hatte. Eine steile Falte erschien zwischen Marcus Augenbrauen und er verengte die Augen, aber der Horizont blieb leer, noch nicht mal die Luft flirrte, denn es war an jenem Tag, selbst hier in der Wüste, nicht heiß genug, um seine Sinne zu täuschen und seinen Geist zu benebeln. Scheinbar gab es auch im fernen Osten Zeiten des Winters und der Kälte. Sieben Tage und sieben Nächte rang Rustan mit dem bösen Geist Akuman. Marcus beschirmte die Augen und sah auf den sich dahin wälzenden Zug der Römer. Wer wohl der böse Geist war? Marcus schüttelte schnell den Kopf, um etwaige zweifelnde Gedanken, die ihm in den Geist gepflanzt wurden, wieder zu vertreiben, er marschierte weiter, dorthin, wohin der Kaiser sie befahl und wenn es das Ende der Welt war, die Männer – so glaubte Marcus! - würden ihm gewiß folgen.

    Was der Vergleich zur Serie HBO Rome angeht, ich hab da - nicht mehr sehr deutlich, aber ungefähr - vor Augen, daß die meistens gar keine toga getragen haben, wenn, dann war es auch eine Weiße oder mit Purpurrand. Und ansonsten hatten sie farbige Überwürfe über der tunica, aber keine richtige toga. Ich habe mal gelesen, daß die paenula - in leichterer und eleganterer Form - die toga oftmals abgelöst hat. Aber ob das die Kleidung von der Serie Rome ist, vermag ich auch nicht zu sagen, ich hab es mir nur selber so erklärt.

    [Blockierte Grafik: http://img219.imageshack.us/img219/972/daryaa1qs5.jpg| Daryaa und Anoosh |[Blockierte Grafik: http://img252.imageshack.us/img252/3321/ashoonnb0.jpg]


    In weiten Pluderhosen gekleidet, einen nachtblauen Kaftan darüber und einen Turban, womit sie sich das Gesicht verschleiern konnte, so daß man nur noch den schmalen Streifen ihrer Augen erkennen konnte, war Daryaa aus dem Hause ihres Vaters hinaus geschlichen. Daryaas Herz klopfte wild als sie sich von der Mauer herunter hinab gleiten ließ, der Flieder, der an der weißen Mauer wuchs, raschelte leise, Daryaa hielt sich an dem gewundenen und gedrehten Stamm des uralten Gewächses fest und landete sanft auf dem sandigen Boden, ihre Augen wanderten nach links und sie spähte in die dunkle Gasse. Ein wehleidiges Stöhnen erklang von der Mauer, ein Ächzen, ein Fluchen und ein leises Jammern. Daryaa seufzte ungeduldig und spähte hinauf zu der Mauer, die mit eisernen Dornen besetzt war, um Diebe und Gesindel des Nachts, aber auch des Tages abzuwehren. Stoff riß und mit einem schweren Plumps, einem wimmernden Laut des Wehleides knallte ein Mann auf die Straße herunter.


    „Uh! Uh! Uh!“
    „Still, Anoosh, bei Ormuzd!“
    „Ich versuch es ja, Herrin! Uh! Uh! Warum nur die Mauer...uh!“


    Ungnädig wartete Daryaa ab, bis sich ihr Sklave Anoosh aufgerappelt hatte, seinen gerissenen Stoff der knielangen Tunika begutachtete, ebenso eine Wunde an seiner Wade, die von den eisernen Spitzen hervor gerufen worden war, betrachtete und sich leise bemitleidete, schließlich zischte Daryaa ihrem Sklaven zu, daß er ihr folgen sollte und wandte sich von der Mauer ihres elterlichen Hauses ab. Der Schatten eines gegenüberliegenden Hauses verschluckte Daryaa und den Sklaven, ihre Füße eilten flink die Straßen entlang, an einem Gaßenende blieb Daryaa stehen und spähte zu einem großen Bau in der Mitte der Stadt, sie biß sich auf die Unterlippe, dachte einen Augenblick lang nach.


    „Wir gehen auch zur Mauer! Wo Vater ist!“
    „Aber Herrin, wenn Dein Vater Dich erkennt...“
    „Das wird er schon nicht, außerdem...ich kann ihn nicht alleine laßen!“


    Was Anoosh von der Aussage hielt, zeigte er deutlich mit einem Augenrollen. Als ob ihr Vater den Schutz der Tochter brauchte, schließlich war Barzin der Kämpfer und Daryaa das junge Mädchen, was noch nicht mal sonderlich gut den Dolch schwingen konnte, aber der Sklave wußte, daß jeglicher Einwand verlorene Liebesmühe war. Außerdem unterbrach ein lautes Gegröhle die Beiden, gerade als Daryaa sich weiter bewegte um in Richtung der Mauer zu eilen. Eine Gruppe von Männern liefen in einem kleinen Pulk die Straße zu, zwischen Daryaa und Anoosh hindurch. Der Sklave machte einen schnellen Satz zurück, um der – ordentlich nach Wein stinkenden Menge – zu entgehen. Verwirrt sah der Sklave von Daryaa den Männern hinter her und dann wieder auf die Straße, die nun mit einem Mal leer vor ihm lag.


    „Herrin?“
    Keine Antwort.
    „Herrin...Daryaa?“
    Verwundert drehte sich Anoosh im Kreise herum und ging einige Schritte auf die Straße hinauf und in eine Seitengaße, wo ein Olivenbaum in die Höhe strebte und seine Äste über eine Mauer streckte, die zu dem Hause eines Händlers ging.
    „Herrin?“
    , flüsterte Anoosh eindringlich. Sein Schatten fiel auf die Mauer als er sich an der Seitengaße langsam entlang bewegte und die Hand auf den knorrigen Olivenbaumstamm legte. Huch? War da nicht ein Geräusch? Der Sklave meinte etwas zu Hören und drehte sich verwundert um, nach der Quelle des Lautes suchend.
    „Herrin?“
    Wahrscheinlich war sie das...




    Es war als ob die Unterwelt die beiden Soldaten verschluckt hätten, wie das Raunen von Geistern drangen die fernen Geräusche bis zu Marcus und er vermochte nicht einzuschäzten, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war, immer noch war seine Stirn in Falten gelegt, seine Augenbrauen fest zusammengezogen, so daß die Haut schon fast schmerzte. Marcus wandte sich dann jedoch von dem dunklen Loch ab und richtete sich auf, wobei seine Hand immer noch am Rande des Ganges ruhte; er sah in die Gesichter der nachkommenden Soldaten, die einer nach dem anderen noch eintrafen und dann zu Cyprianus. Auch darin hatte der Tribun Recht, sie hatten nicht viel Zeit, schließlich rückten die Soldaten bestimmt bald aus dem Lager der Legionen. Marcus nickte und wandte sich Licinus zu, der ihm am Nächsten stand, nachdem dieser auch den Trupp an dem Kanalkreuz erreicht hatte. Den cognomen vermochte Marcus nicht mehr zu nennen, es war einfach zu lange her gewesen, daß der junge Mann in seinen Räumen in Mantua gestanden hatte, um sich vorzustellen, ehe er doch zur ersten centuria versetzt wurde. Aber immerhin entsann er sich an die Familie, schließlich waren er und Sparsus wohl verwandt.


    "Iulius! Kundschafte den Weg dort..."
    Marcus deutete auf den Durchgang - ebenfalls mit einer recht niedrigen Decke - zu seiner rechten Seite.
    "...aus und kehre zurück, solltest Du einen Ausgang dort entdecken oder sonst etwas Wichtiges!"


    Ein Mann? Marcus sah noch mal grübelnd zu Cyprianus, aber Befehl war Befehl, wenn auch Marcus lieber zwei Männer geschickt hätte, sicherheitshalber. Marcus sah zu dem Gang, den ihnen der Händler gewiesen hatte und der stromaufwärts lag, Schon einige Schritte weiter fiel die Decke in einer sanften Neigung herab und das geduckte Kriechen und Schleichen von Neuem beginnen. Wahrlich, eine Drecksarbeit.

    Klock, tock, ein Kratzen, das Keuchen von Männern, dann wurde es still, bis auf das stete Fließen des Cloacenflußes, eine tote Ratte trieb an Marcus Wade vorbei, das Tier stieß gegen sein Bein, Marcus sah auf den kleinen Kadaver und gab ihm mit seinem Knie einen Stoß. Mißtrauisch musterte er den Händler, aber so erschrocken wie dieser wirkte, glaubte Marcus ihm vorerst; er ließ den Mann los, mit der Hand strich er sich – unwillkürlich – an seinem Chiton entlang, als ob er sich die Hand schmutzig gemacht hätte und sah zu Cyprianus. Mit einem Brummen nickte Marcus, Cyprianus hatte wahrlich nicht unrecht, im Gegenteil, bestechend waren seine Worte; und da Marcus aufging, daß der leise Laut der Zustimmung – selbst in der Cloaca unter einer feindlichen Stadt – nicht sonderlich paßend gegenüber einem Tribun war, fügte er an:


    „Natürlich, tribunus, Du hast vollkommen Recht!“


    Immerhin, die beiden Soldaten waren dem Flüchtenden mehr als flink gefolgt, aber sie waren ja auch deutlich jünger als Marcus und deutlich...leichter! Marcus hätte gewiß nicht so flucks hinter her krabbeln können, dennoch ging er bis zum Rande des Tunnels, durch den die Drei verschwunden waren und guckte in das dunkle Loch, dabei versuchend zu spähen und gleichzeitig zu lauschen. War da nicht ein Stöhnen zu hören, wieder ein Klacken und das Murmeln von Stimmen, die einem wispernden Echo gleichend von einer Wand zur Nächsten geworfen wurden? Marcus Augenbrauen zogen sich zusammen, aber er hatte gewiß auch nicht vor noch hinter her zu kriechen, womöglich endete der Gang in einer Sackgasse, dort, wo die undefinierbaren Geräusche her kamen und Marcus würde wie eine Sardine in der Büchse fest sitzen und nicht mehr sich drehen, noch wenden können. Nein, nein, sollten doch die jungen und agilen Soldaten den Kerl schnappen; Marcus warf einen Blick zu Cyprianus, um zu sehen, ob dieser abwarten wollte oder andere Order gab.

    [Blockierte Grafik: http://img402.imageshack.us/img402/3499/barzinco7.jpg%20| Barzin



    Klar und rein erschien die Nacht, der Wind bestrich die Mauern der Stadt und spielte mit den Flammen der Fackeln, unter denen Barzin vorbeischritt, vorbei an den Stallungen, wo einige Pferde und die wenigen Kämpen rasteten, die darauf warteten, daß die Römer angriffen, um die Stadt zu erobern. Der lange blaugraue Umhang des Parthers flatterte als er die Stufen zu der Mauer erklomm, schon die wenigen Stufen, nicht mehr als dreißig an der Zahl, brachten den älteren Mann aus der Puste, oben am Treppenabsatz blieb Barzin stehen, beleuchtet von einer Fackel, deren eiserne Haltung an der Zinne befestigt war. Barzin zog ein Tuch unter seiner Rüstung hervor, wischte sich über die Stirn und ging langsam weiter, am Rande der Mauer blieb Barzin stehen und sah über das Land hinweg, spähte zu dem Lager, daß die Römer vor kurzem aufgebaut hatten, Lagerfeuer glommen von dort, er sah die Silhouette von der römischen Wehranlange, der Zelte und die Adler, die sich undeutlich abzeichneten. Barzin seufzte und betrachtete all die Zelte, all die Lichter, die von Tausenden Römern zeugten. Wie sollten sie nur eine solche Streitmacht aufhalten mit ihren begrenzten Mitteln? Der lederne Brustpanzer ächzte leise als sich Barzin umwandte und die Wehrmauer entlang schritt, die Hand auf seinem Säbel, den er schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr in der Hand gehabt hatte und vor zwei Jahrzehnten das letzte Mal damit getötet hatte, wie sehr er doch gehofft hatte, es nie wieder tun zu müßen und nun standen die Römer hier vor den Toren seiner Heimatstadt. Das Licht spielte mit seinen Gesichtskonturen, dann tauchte ihn der Schatten der Zinnen und der Nacht wieder in Dunkelheit, Barzin trat zu einem breitschultrigen Mann, der nur ein paar Jahre jünger als Barzin war.


    „Etwas Neues, Jaavid?“
    Die grauen Augen, umschattet von buschigen Augenbrauen, lösten sich von dem Anblick des römischen Lagers.
    „Nein, Hauptmann. Ich glaube nicht, daß die Römer heute Nacht noch angreifen werden, aber womöglich in den Morgenstunden.“
    „Jaavid, ich bin kein Hauptmann mehr.“
    „Ich weiß, Barzin. Das macht wohl die Rüstung!“


    Barzin nickte und legte einen Arm auf die Zinnen, beide Männer blieben ruhig nebeneinander stehen, es war für sie nicht notwendig, ein Wort zu wechseln, sie verstanden sich auch so gut genug, hatten sie doch gemeinsam bereits Seite an Seite gekämpft, sich lange Zeit für den Shah geschlagen. Beide Männer trugen die Skepsis in sich, was die Belagerung und der mögliche Angriff der Römer anging, Beide wußten, daß die Stadt sich nicht ausreichend wehren konnte, es zu wenig kampfkräftige – und vor allem erfahrene – Soldaten oder Kämpen auf den Mauern standen. Jünglinge, Händler, Bauern, alte Männer sogar, damit konnte man doch keine Streitmacht wie der Römer schlagen. Aber Barzins Meinung war in der Versammlung untergegangen und keiner hörte auf einen alten Soldaten wie ihn oder Jaavid. Dennoch würde keiner der beiden Männer sich gegen den Entschluß der Stadt stellen, es war ihre Heimatstadt, die Stadt ihrer Väter und Vorfahren. Barzin lehnte sich etwas nach vorne und spähte zu dem Tor hinab, daß sie von innen mit mächtigen Balken verstärkt hatten, damit es nicht so leicht von Außen aufgebrochen werden konnte, seine Augen wanderten über die Straße, die auf das Tor zuführte, dann drehte er sich um und musterte die anderen Männer in ihrer Nähe, manche hatten kaum einen Bart im Gesicht. Barzin spürte den Blick von Jaavid auf sich ruhen.


    „Wenn sie wenigstens auf uns hören würden und die Römer verwirren. Wir müßten selber aktiv werden!“
    „Womit, Jaavid? Uns fehlen die Männer und was sollen wir gegen zwei Legionen tun? Nein, die beste Taktik ist warten und zu Ormuzd beten, daß die Römer keine Geduld haben und weiter ziehen. Was ist schon unsere Stadt? Keine wirklich lohenswerte Beute!“
    Widerstrebend nickte Jaavid und krazte sich an seinem dichten grauen Bart.
    „Bei Ameretat, wie ich das haße! Dieses elende Warten...“


    Stimmen von Männern, Gegröhle drang von der Stadt bis zu den beiden Männern, Barzin runzelte die Stirn und spähte in das Innere der Stadt.
    „Bei Ascha, was geht dort vor...?“



    Ein Licht schwenkte hin und her, milchig trübe, nur eine marginales Glimmen, was den kleinen Durchgang erhellte, wo ein Soldatenkopf nach dem Anderen erschien. Es platschte und Marcus vernahm, wie die Strömung des Abwassers durchbrochen wurde als sich Cyprianus ebenfalls dort hin bewegte, wo Marcus, leicht geduckt wegen der niedrigen Decke, stand, etwas breitbeinig hielt sich Marcus in dem dreckigen Strom um seine Waden, der Gestank war immer noch ekelerregend, aber es schien als ob er es nicht mehr allzu deutlich in seiner Nase wahrnahm. Marcus Augen verengten sich und er versuchte noch mehr die Dunkelheit zu durchdringen, nach der Ursache des Geräusches zu suchen. Aber es war zu finster, kein Sternenlicht, kein Mond erhellte nur ansatzweise das dunkle Gewölbe, viel Erde lag über ihnen und der Gedanke daran ließ Marcus doch einen Moment nachdenklich werden. Es war als ob er mit einem Mal die Last von tausend Tonnen Erdgestein über sich spürte. Herrje! Unwillkürlich mußte Marcus schlucken; Marcus hatte längstens den Dolch wieder in seine Hand genommen und drehte den Dolch an seiner Seite mal in die eine, dann in die andere Richtung. Doch, da war es wieder, ein leises Geräusch; das Licht kam näher, der milchige Schein der Blendlatern, die einer der Soldaten mit sich trug, um ihnen im Gewirr der Gassen womöglich leuchten zu können, was natürlich hier im Dunkeln auch von Nutzen war.


    „Da ist...“
    , flüsterte Marcus leise durch zusammengepreßte Zähne zu Cyprianus, doch er stocke als das marginale Glimmen des Lichtes auf eine Silhouette fiel und eine Gestalt beleuchtete. Ein Schaben, ein Stock wohl...oder?
    „Verflucht...“
    , entfleuchte es Marcus; das die Gestalt sie erkannt hatte, war unzweifelhaft, denn sie machte bereits Anstalten zu fliehen. Einen Herzschlag lang leuchtete die Lampe auf zwei Augen, weiß waren die Augäpfel in den aufgerißenen Augen, dann glitt das Licht über den Stock hinweg. Marcus sah einen winzigen Bruchteil eines Herzschlages lang zu den Soldaten, die näher an dem Mann heran waren als es Marcus war.
    „Artorius, Decimus, schnappt ihn euch!“


    Der Gang und das weitere Voranschleichen durch Cloace war im Moment vergeßen. Denn wenn jener Mann Alarm schlug, egal was für eine Gestalt er nun war und warum er ausgerechnet hier und jetzt in der Kanalisation sich aufhielt, dann war es aus mit ihrer heimlichen Mission und sie gescheitert, wohl sehr zum Ärger des Kaisers, aber auch von Marcus selber. Marcus umfaßte den Dolch fester in seiner Hand, für Schwerter war der Platz zu ungenügend. Mit einer Hand packte Marcus den Händler am Schlawitchen, darauf vertrauend, daß Serapio und Imperiosus – oder gar jemand ganz anderes, Hauptsache irgendjemand! - schnell genug reagierte und dem Kerl dort folgte. Marcus zischte zu dem Händler deutlich und knurrend:
    „Wo führt der Gang hin? Gib's noch nen anderen Weg zu dessen Ende?“
    Mit der Dolchspitze deutete Marcus auf den schmalen Gang, durch den der Fliehende gekrochen war. Womöglich konnte man dem Kerl ja von der anderen Seite auch den Weg abschneiden, wenn er zu schnell für die anderen Soldaten floh.

    Schon bei der ersten Ausgabe - die eine neue Redaktion heraus bringt - Kritik zu üben, halte ich tatsächlich für verkehrt. Gib ihnen doch wenigstens ein oder zwei Ausgaben Zeit und wenn Du dann immer noch meinst, daß sie unpaßende Artikel bringen, kannst Du auch eine PN schicken. Keiner der Schreiber dort wird sich sicherlich gegen konstruktive Kritik wehren, aber derartige Kommentare wie der Deine sind schnell gemacht. Leider aber Lob und die Anerkennung für die Arbeit dieser Redaktion wohl nicht. Was meinst Du, wie schnell denen sicherlich da die Lust an der Arbeit wieder vergehen würde? Und möchtest Du dann lieber keine acta haben, statt eine acta, wo womöglich ein - in deinen Augen etwas weniger passender - Artikel drin steht?


    Aber wenn Du nichts gegen Humor hast, dann wunderbar. Seh' den Noric Walking Artikel aus der Perspektive und laß' ihnen ihren Spaß, den sie sicherlich auch beim Schreiben hatten und wohl auch haben dürfen. ;)