Trockener Staub wurde aufgewirbelt. Sandwolken stoben von den Füßen nach oben, verstärkt durch hunderte und noch mal hundert Füße von Soldaten. Der Wind riß die Sandkörner mit sich und wehte auszehrend in Marcus Gesicht. Die Sonne stach brütend und verzehrend auf ihn und seine Männer hinab. Blendend blau erstrahlte der weite Himmel. Und jeder seiner Schritte wurde von dem Widerhall tausender Soldaten begleitet. Dem Rasseln von Schwertern, Rüstungen, Waffen, dem Schnauben der Tiere, dem schweren Atmen der Männer. Schon nach den ersten Schritten hatte Marcus angefangen nicht mehr durch den Mund zu atmen. Dennoch mußte er schon früh einige tiefe Schlücke zu sich nehmen. Der Marsch der letzten Tage machte sich – neben den Verletzungen – auch bei ihm bemerkbar, selbst wenn er doch weniger an Marschgepäck tragen mußte. Auch die eingesparten Wasserrationen drückte auf die Männer. Schwarz flimmerten die Reihen der Parther im hellen Sonnenlicht, verschwommen zu einem Meer aus düsteren, menschenlosen Kreaturen, die darauf warteten sich den römischen Soldaten entgegen zu werfen. Ein Meldereiter galoppierte an Marcus vorbei. Marcus hustete als er von der Staubwolke ab bekam. Er wischte sich über sein hochrotes Gesicht und blinzelte den Schweiß aus seinen Augenwinkeln, der dort brennend sich immer wieder bildete. Einem Wurm gleichend, einem riesigen, Speere spuckendem Lindwurm, schlängelt sich die Armee bis zu dem Schlachtplatz.
Geordnet marschiert Marcus mit der Zenturie voran und auf den Platz, wo sie den Kampf bestreiten würden. Ziemlich weit vorne waren sie gelandet. Stumm verharrte Marcus. Ein warmer Wind strich über sie hinweg. Zerrte an den Feldzeichen, ließ Stoff rascheln, kühlte nur wenig und trocknete dennoch den Schweiß auf Marcus Stirn. Seltsam distanziert betrachtete Marcus die Truppen in der Ferne. Es war als ob er eine Stimme hörte, die bis zu ihnen getragen wurde. Eine kräftige und eindringliche. Rauh und fremdartig war die Sprache. Unverständlich. Doch die Reaktionen der feindlichen Truppen eindeutig. Das begeisterte Schlagen und Rufen dröhnte bis zu ihnen. Wurde nur schwer von den Fußschritten übertönt. Marcus warf einen flüchten Blick über seine Schulter. Besah sich die Reiter im hinteren Feld. Seine Stirn furchte sich in tiefe Falten. Er konnte zwar sehen, dass der Tiberier wohl eine Rede hielt, doch auch von ihm vernahm er nur Wortfetzen. Es war Marcus auch egal. Er war mehr verwundert. Erstaunt, abermals den Legaten nicht zu sehen. Weder vor, nach und während des letzten Scharmützels und auch nicht vor jener Schlacht schien er aufzutauchen. Die meiste Zeit verbrachte er fern den Truppen. Den Kaiser bekam die prima öfters zu Gesicht als ihren eigenen Kommandanten. Mit gemischten Gefühlen drehte sich Marcus um. Was war schon eine Einheit ohne ihren eigentlichen Kommandanten? Immerhin war der Kaiser hier um sie zu führen und zu lenken. Ihm würde Marcus blind sein Leben anvertrauen.
Mehr das Klopfen und die Rufe der Soldaten, die aufgegriffen wurden, rißen Marcus aus den Gedanken heraus. Vorsichtig bewegte er seinen rechten Arm. Schmerz zuckte durch diesen. Marcus trat einen Schritt voraus und ging zur Seite, überließ einem Soldaten den Platz, den er sonst einnahm. In ordentlicher Schlachtformation verharrte die Zenturie. Das Feldzeichen stach deutlich hervor. Die Sonne blendete.