Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Die Zukunft! Das war sicherlich kein Thema, worüber sich Marcus gerne und ausgiebig unterhielt. Schließlich sehnte er sich nicht der Politik entgegen. Seinen Bruder Felix, seinen Vetter Gracchus, seinen Neffen Furianus oder auch seinen Ziehbruder Milo konnte sich Marcus als gewiefte Politiker vorstellen, wenngleich er sie noch nie auf dem Forum erlebt hatte. Aber sich selber? Marcus war gelinde gesagt skeptisch, vertraute jedoch darauf, daß sein Sklave das Gröbste schon zu richten wußte. So machte er sich- wie in den meisten Dingen- diesbezüglich auch nicht lange Gedanken, nickte zustimmend.


    „Aber natürlich, mir ist auch daran gelegen, nicht an Ort und Stelle in meinem Lebensweg zu verharren.“


    Besonders, da Roma, die wundervolle Stadt lockte. Zwischenzeitlich- da er den Worten von Vesuvianus lauschen konnte- widmete er sich abermals den köstlichen Speisen, suchte eine Auswahl zu treffen und ließ sich schließlich von der hauchdünn geschnittenen Geflügelbrust reichen. Kauend nickte Marcus erneut und wußte nicht so recht, ob er erfreut oder weniger begeistert von einer Frau mit einem scharfen Verstand war. Von seiner Mutter her war er es durchaus gewöhnt, daß eine Frau brillant war, sogar in Geistesangelegenheiten so manch einen Mann übertreffen konnte, und doch war Marcus sich seinen eigenen intellektuellen Grenzen nur allzu bewußt und fühlte sich bei sehr klugen Frauen- außer seiner Mutter und vielleicht noch seiner Lieblingsbase- äußerst unwohl. Doch auch darum wollte sich Marcus nicht lange in Noema ergehen und schluckte den Bissen hinab, spülte ihn mit einem Schluck Wein herunter. Aber ob der Antwort war Marcus doch recht frohen Mutes, mußte er sich doch keine Mühe um eine Verschleierung bei der ganzen Angelegenheit geben.


    “Nun, das trifft sich gut. Im Übrigen habe ich den stillen Verdacht, Frauen haben meistens einen scharfen Verstand und wenn wir glauben, sie haben ihn nicht, dann nur weil sie möchten, daß wir uns in diesem Schein wähnen.“


    Über die nächste Frage mußte Marcus neuerlich einige Herzschläge nachdenken, überlegte, was wohl seine Mutter in dieser Angelegenheit gesagt hätte. An die Verhandlungen in Baiae bei seiner ersten Hochzeit erinnerte sich Marcus nicht sonderlich gut, eigentlich hatte er es erfolgreich geschafft, das meiste davon zu verdrängen.


    „Da die Mitgift im Grunde Deiner Tochter weiter gehören wird und ihre Zukunft mit absichert, schätze ich, daß Grund und Boden Deiner Tochter mehr zu Gute kommt. Geld hat die unangenehme Angewohnheit schnell zu schwinden, Land ist stetig und beständig.“

    Ein kühler Wind pfiff über den campus und unter Marcus Rüstung, so daß er einen Moment die laufenden probati beneidete, denen mit Sicherheit schnell warm werden würde. Aber sobald die Sonne zur Gänze über dem Exerzierplatz stehen würde, wäre das Frösteln mit Sicherheit nicht mehr zu erspüren. Mit gerunzelter Stirn sah Marcus den probati hinter her. Ein unbestimmtes Gefühl, aber er meinte mal motiviertere probati erlebt zu haben als den Haufen vor sich. Leise seufzend ging Marcus auf und ab und wartete bis die Männer wieder bei ihm versammelt waren.


    „Also gut, ich werde euch heute schon ins kalte Wasser werfen und euch mit den Grundlagen als Soldat konfrontieren. Der Kampf! Für den Kampf ist als erstes Ausdauer und Zähigkeit wichtig, danach Technik und die Reflexe. Ausdauer und Zähigkeit werdet ihr hier jeden Tag beweisen müssen und zeigen. Denn wer das nicht erwirbt, der fliegt wohl auch schnell aus der Legio oder geht sogar freiwillig. Die Technik und die Reflexe werdet Ihr hier lernen und mir am Ende der Ausbildung beweisen. Ehe wir zu den Formationen und dem Kämpfen in der Schlachtreihe kommen, werdet ihr die Grundlagen des Schwert- und Schildkampfes und das Speer werfen lernen. Wer von euch hatte schon mal ein gladius oder ein pilum in der Hand? Wer hat sogar schon einmal gekämpft?“

    An diesem Tag saß Appius alleine in seinem officium. In einem seltsamen Anfall, er rührte immer noch von der Begebenheit in dem officium des praefectus, hatte er seinen scribae allesamt heute frei gegeben. Jetzt saß er bereits seit einer guten Stunde über einer leeren Wachstafel und sah aus dem Fenster hinaus. Viel denken tat er nicht, nur die Worte des praefectus ließ er sich immer und immer wieder durch den Kopf gehen. Und zwischenzeitlich passierte etwas gar sehr ominöses: seine Mundwinkel zuckten, fast wie bei einem Lächeln. Doch das erstarb sofort als die Tür aufging. Kühlen Blickes richtete sich Appius auf und starrte dem Artorier entgegen.


    “Also, unglaublich ist das. Und vor wenigen Wochen hoffte ich noch, daß es eine Ausnahmeerscheinung wäre. Hat man in der Familie der Artorier nicht gelernt, daß man zuerst anklopft ehe man in ein fremdes Zimmer geht? Also wirklich…“


    Brüskiert taxierte Appius Imperiosus und zog eine tabula hervor. Seine Nasenflügel erbebten genüsslich und kaum merklich. Denn die Macht, die Befugnis den Mann dort einfach schnöde abzuweisen, durchdrang ihn durch jede Pore. So hatte es ihm der praefectus gewährt und er würde jetzt noch viel genauer schauen, ob sich die Kandidaten überhaupt eigneten.


    „Eltern? Geburtsort? Krankheiten, Geistesgestörtheiten, Kontakte mit lupae? Verbrechen? Stand?“

    „Wunderbar. Dann wirst Du das übernehmen, Iulius…probatus Iulius!“


    Grübelnd sah Marcus den jungen Mann an, wußte aber einfach nicht mehr dessen cognomen. Cicero war er wohl nicht. Es waren einfach zu viele Iulier durch seine centuria in letzter Zeit gerauscht. Aber da es im Grunde nicht sonderlich wichtig war, hielt sich Marcus nicht lange damit auf.


    „Gut, dann hast Du schon eine Aufgabe für morgen. Ich möchte, daß der Haufen hier zum nächstem Übungstag den Aufbau der legio kennt. Wie viele cohortes haben wir, aus wie vielen centuriae bestehen diese und was sind die Ränge in einer centuria. Bis morgen. Du kannst Dich auch in der Mannschaftsunterkunft bei den anderen Soldaten dafür erkundigen.“


    Prüfend sah er zu den übrigen probati und hob die Augenbrauen. Es wurde immer heller, wenngleich die Wolken noch den Himmel verhangen und dem Tag einen trostlosen Anstrich verliehen.


    „Ich sagte doch in aciem venite. Das soll eine Linie sein? Das sieht mehr eher wie ein Schlange im Wüstensand Ägyptens aus. In eine Reihe aufstellen. So und dann möchte ich, daß ihr zehn Runden über den Platz lauft. Und das werdet ihr jeden Tag als Erstes tun und immer zwischen den einzelnen Übungseinheiten. Verstanden? Iulius, Du sorgst dafür, daß sie das auch durchführen. Auf, auf, Männer! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit…retro! pergite! * “





    *Kehrt! Marsch!

    Langsam wölbte sich Marcus linke Augenbraue in die Höhe, er musterte Sparsus durchdringend und kühl und ließ dabei die vitis, der Stock mit dem er auch die probati körperlich zurecht weisen konnte, in seine Handfläche klatschen. Ein feines und fast schon spöttisches Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht.


    “So, so. Zum Ruhm des Imperiums? Und hast Du auch noch eine Antwort parat, die nicht von Vergil oder aus den bello gallico stammen könnte? Deine wahren Gründe warum Du hier bist? regredi, miles! *“


    Noch im selben Moment und nicht wirklich eine Antwort erwartend wandte sich Marcus von dem probatus ab und ging vor den Männern auf und ab.


    „Es ist mir auch eigentlich völlig egal, warum ihr in die legio eingetreten seid. Vielleicht mag der eine oder andere von euch glauben, hier große Ehre und Ruhm zu erlangen. Ein Anderer hofft mit der Rüstung bei den Frauen gut anzukommen und wiederum der Nächste entflieht nur seiner Vergangenheit, Schulden oder Familie. Mir ist es egal. Gleichgültig, was euch hier her getrieben habt, ob tatsächlicher Ehrgeiz oder nur die Flucht, ich erwarte von jedem, daß er sein Bestes gibt, mehr als sein Bestes. Er soll an seine Grenzen stoßen und diese überschreiten.“


    Marcus verstummte und sah mit gerunzelter Stirn von einem probatus zum Anderen.


    „Zuerst möchte ich, daß sich einer aus eurem Haufen meldet, der in den nächsten Wochen hier die Verantwortung übernimmt. Er sorgt dafür, daß die probati von dieser kleinen Ausbildungseinheit morgens rechtzeitig auf dem campus sind, der sie nach den Übungen wieder hier weg führt und ein wenig ein Auge auf sie behält. Und er wird auch für seine Männer gewissermaßen verantwortlich sein. Also, wer meldet sich freiwillig?“



    * Zurücktreten, Soldat!

    Die Anrede ließ Appius gequält zusammen zucken, Appius Carteius Cirenthius Miene wurde kühl wie eh und je, doch die darauf folgenden Worte brachen das Eis einem Hammerschlag gleichend, denn daß Appius gelobt wurde, gar noch für seine Arbeit, das war ihm schon seit Jahren nicht mehr passiert. Etwas verunsichert darüber sank er auf einen Stuhl herunter- etwas was ihm nie passiert, wenn er nicht so aus der Fassung gebracht worden wäre. Zumindest würde er heute Abend seiner Katze einiges erzählen können. Knapp nickte er, traute in dem Moment seiner Stimme nicht mehr. Erst nach einigen Herzschlägen kam ein mattes:


    „Jawohl, praefectus…in den Haufen der zweiten centuria…jawohl!“


    Marcus Flavius Aristides indes merkte nichts von der Verwirrung des optio. Es interessierte ihn auch nicht im Mindesten. Stattdessen hörte er Plautius zu und hob verwundert eine Augenbraue in die Höhe, dachte über die Worte von dem praefectus nach. Es schwebt etwas in der Luft? In der Tat, das war auch Marcus in letzter Zeit aufgefallen, wenngleich er die Spannung nicht zu greifen vermochte, besonders da sie mehr von den höheren Offizieren ausging und nicht von den Soldaten. Doch mittlerweile sickerte das auch zu den Mannschaftsgraden hinunter. Aber mit Entsetzen dachte er über die Möglichkeit nach, mit der prima nach Germania versetzt zu werden. Was für ein Desaster, schließlich war er nicht ohne Grund von dort weg- Ödniss und schlechtes Essen waren dafür verantwortlich, nebst dem unwirtlichen Wetter.


    „Natürlich, praefectus. Wenn wir dann in nächster Zeit noch mehr probati in schnellster Zeit ausbilden sollen, dann möchte ich doch darum bitten, daß meine centuria zu weniger Nacht- und Tagwachen eingeteilt wird. Natürlich nicht zur Gänze, schließlich sollen die probati auch noch diese Seite erlernen. Aber weder ich, noch optio Tallius können gleichzeitig auf dem campus stehen und uns auch noch um die Wachtruppe kümmern. Ansonsten würde ich eventuell anregen, auch mal wieder eine größere Formationsübung anzusetzen mit einer cohors oder einigen centuriarum einer cohors und auch die Reiterei einzubinden.“


    Grübelnd sah Marcus auf den Holzboden, als Ausgleich, daß er sich nicht beim Nachdenken über seinen Nacken fahren konnte.


    "Alle, praefectus, wenn ich das anmerken darf, werden wohl nicht in meiner centuria landen können. Es sind schon einige der neuen probati in der Ausbildung der ersten centuria eingeteilt. Aber die künftigen Neuen können wir allesamt in meine centuria aufnehmen."

    Die Wassertropfen perlten durch Marcus kurz geschnittenes und dunkles Haar, rannen ihm an der Stirn entlang, doch in dem Augenblick bemerkte Marcus nicht, wie das Wasser seine Augenbrauen entlang sich sammelten. Unverwandt- auch den alten Mann ignorierend- sah Marcus Nortruna in die blauen Augen. Ihre Augenfarbe erinnerte Marcus an das wunderschöne Meer in den Buchten um Baiae. Seine Lippen verzogen sich zu einem sehnsuchtsvollen Lächeln, vermisste er seine Heimat doch immer noch. So nahe an Nortruna erkannte Marcus abermals, mit seinem Sinn für Ästhetik, wie schön die junge Frau war. Nur immer noch nicht entzündete sich der Funken der Begehrlichkeit wie es eine dunkelhäutige Frau bei ihm ausgelöst hätte, wo er dann kaum noch zu einem sinnigen Gedanken in der Lage war. Eine Hand schlang Marcus um Nortrunas Nacken, fuhr ihr sachte bis zum Haaransatz und berührte ihre Lippen hauchzart wie eine verbotene Verheißung, verharrte einen Moment, in dem nur sein Atem ihre Lippen streiften, dann küsste er sie, zog sie dabei fester an sich und strich mit seiner- von den Waffen schwieligen- Hand noch weiter an der zarten Haut ihres Oberschenkels entlang. Bestimmend ließ Marcus seine Zungenspitze zwischen Nortrunas Lippen gleiten und erforschte genüsslich ihren Mund, drängte sich dabei enger an ihren warmen Körper heran. Seine Hand wanderte an ihrem Rücken entlang und er umschlang sie mit seinem Waffenarm in einem immer leidenschaftlicheren Kuß und bemerkte das erste Mal bewusst, wie zart sie doch gebaut war. Mit sich schwer hebender Brust löste sich Marcus einen winzigen Deut von ihr, lies seine Finger spielerisch noch mal zwischen ihre Schenkel gleiten und machte sich dann doch zur Gänze von ihr los.


    „Vielleicht später…kannst Du mir Deine anderen Fertigkeiten beweisen. Aber nun komm, Du verlockende Aemonitas.“


    Sein Lendentuch war durch den vorigen Moment ein wenig verrutscht und drohte ihm von seinem Körper zu entgleiten, offenbarte schon die Sicht auf seine Lendengruben. Nur nachlässig griff Marcus nach dem Tuch und zog es um seine Hüften fester. Deutlich zufriedener mit sich und der Welt ging er voraus, an einem- bitterböse guckenden- alten Mann vorbei, und in den deutlich kühleren Gang hinein. Marcus Nasenflügel erbebten als er die frische Luft einsog und er sah lächelnd zu Nortruna zurück, wartete bis sie sich ihm angeschlossen hatte und ging den Flur an einem großen Raum mit einem Wasserbecken vorbei.


    „Meine Leibsklaven haben durchaus ihren Freiraum. Sie dürfen die villa betreten und verlassen, wie es nun mal auch ihre Arbeit erfordern könnte. Ich bin nicht allzu fordernd, aber ich erwarte durchaus, daß meine Sklaven da sind, wenn ich sie brauche. Und eines, Venustas, hoffe ich sehr. Enttäusche mein Vertrauen nicht. Denn ich zögere gewiss nicht, Dich in den circus zu schicken, solltest Du fliehen. Wenn Du honorig und treu Dich erweist, werde ich Dich mit Sicherheit jedoch auch zu belohnen wissen.“


    Bei einem weiteren Durchgang blieb Marcus stehen und sah durch ein offenes Fenster hinaus in den weitläufigen Thermenpark, wo einige Männer mit einem Ballspiel beschäftigt waren, während ihre Sklaven geduldig mit Weinbechern und Amphoren im Hintergrund warteten. Das brachte Marcus auf das ihm mittlerweile immer leidigere Thema: Hannibal zurück, der immer noch nicht den Wein gebracht hatte. Denn das jemand ein Auge auf seinen Sklaven warf, schien Marcus immer notwendiger geworden zu sein. Vielleicht hatte er Hannibal einfach zu viel Freiheiten gewährt und der Sklave war seiner Kontrolle währenddes entglitten.


    “Mich interessiert, was Hannibal in Wahrheit in der Subura treibt. Mir düngt, er lügt mich da schamlos an. Ansonsten, ich nehme Dich für einige Tage mit ins castellum. Du kannst dort mit in meiner Unterkunft wohnen, sie ist groß genug. Warst Du schon mal in einem Soldatenlager, Venustas?“


    Gutmütig lächelnd strich Marcus beiläufig Nortruna über die bloße Schulter und fuhr sachte mit einer Handkante an ihrem Schlüsselbein entlang.

    Noch ehe einer der beiden probati überhaupt einen Fuß aus der Unterkunft setzen konnte, war vernehmlich Marcus Stimme zu hören, die nun einen schneidenden Unterton mit sich trug.


    consiste, milites!" *


    Leichter Ärger hatte sich in das Gesicht von Marcus eingegraben als er sich aufrichtete und wie selbstverständlich nach seinem centuriostab griff. Der immunes verschränkte die Arme und wandte seinen Blick ab von seinem centurio und den probati, wobei der immunes im Stillen mit den Augen rollte, so daß es Marcus nicht sehen konnte. Marcus sah die beiden Männer mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Doch schon nach einem Herzschlag glättete sich Marcus Miene wieder, entsann er sich doch auch an die Zeiten seiner Jugend zurück- so lange her empfand er das nicht, obwohl doch gut eine Dekade ihn von den probati trennte vom Alter- und so schob er das auf den Übereifer in der legio schnell den Dienst beginnen zu dürfen. So zuckte Marcus rechter Mundwinkel ein wenig und seine Stimme wurde ein wenig milder.


    milites, für das nächste Mal. Ihr geht, sobald ich euch entlassen habe und nicht vorher. Verstanden?“



    *Halt, Soldaten!

    Ein zufriedenes Lächeln huschte über Marcus Gesicht. Beide konnten also Lesen und Schreiben. Nun, dann würde er in nächster Zeit detektieren, wer von dem Beiden die beste und leserlichste Handschrift hatte und, wenn nötig, auch mal zu den Schreibarbeiten abkommandieren. Außerdem nahm er mit Zufriedenheit hin, daß die beiden probati sich schon von Anfang an respektvoll verhielten, auch das gefiel Marcus durchaus. Mit einigen Schritten ging Marcus an den probati vorbei, öffnete die Tür, die zu der Mannschaftsunterkunft zeigte, spähte hinaus und winkte einen Soldaten heran.


    „Iturius, reinkommen!“


    Ein Soldat, in den besten Jahren, trat, eine lederne Schürze umgebunden, in die Räumlichkeiten des centurio und salutierte andeutungsweise. Marcus hatte sich schon derweil wieder den beiden probati zugewandt.


    immunes Iturius wird euch beide zum Fahnenplatz führen. Ansonsten, das Essen nehmt ihr in dem conturbernium * ein, wo ihr mitsamt dem Rest der centuria eure Rationen selber zubereiten werdet. Am Ende der Lagergasse findet ihr die Latrinen; die thermae und das valetudinarium- was ihr wohl schon kennt- liegt direkt neben der principia und dem praetorium. Ah, und nicht, daß ihr euch aus Versehen ins praetorium verirrt, da sind die privaten Bereiche des legatus.“


    Grübelnd fuhr sich Marcus mit einer Hand über den Nacken, dachte nach, was er noch erwähnen sollte. Ihm fiel aber nichts besonderes mehr ein.


    „Iturius, führe die Beiden zum Fahneneid. Iulius Sparsus und Iulius Licinus, folgt ihm. Ansonsten richtet euch für die Nacht ein und morgen werdet ihr von eurem Ausbilder zur campus geführt.“


    Just klopfte es an der Tür und ein Soldat trat hinein, salutierte und reichte Marcus eine Tafel. Mit gerunzelter Stirn las Marcus die kurze Anweisung darauf und nickte langsam. Mit einer Handbewegung und einem leise gemurmelten. „Wegtreten!“ schickte er den Boten wieder hinaus.


    „Wie es aussieht, wirst Du, Iulius Licinus der ersten centuria der ersten cohors- der centuria des primus pilus- zugeteilt. Du Iulius Sparsus bleibst in meiner centuria. Aber keine Sorge, die beiden contubernia liegen direkt nebeneinander und ich habe nichts dagegen, wenn Du, Licinus, auch öfters mal bei uns zu finden bist. Ansonsten bleibt alles wie gehabt. Fragen?“




    Sim-Off:

    Im Prinzip ist das richtig mit dem dominus und dem Herr, aber es reicht auch der Rang, da die Meisten hier in der legio dies so gewohnt sind. Je nachdem wie ihr es gerne möchtet.


    * [Stube/Mannschaftsunterkunft]

    Das mit dem familiären Zusammenhalt leuchtete Marcus durchaus ein, im Gegenteil, er konnte es gänzlich verstehen, verspürte er doch auch oftmals die doch weite Distanz zu den übrigen Flaviern im Rom sehr deutlich. Und ganz besonders zu seinen eigenen Kindern. Immer wieder schwankte er selber dahingehend, seine Tochter und seinen Sohn auch nach Mantua zu holen. Dementsprechend zeugte auch Marcus Gesichtsausdruck von seinem Nachempfinden dieser Angelegenheit, er nickte unerheblich und stellte sicherheitshalber den Becher auf den Tisch zurück. Sicherlich war sein Dürsten nach dem roten Rebsaft nicht geringer geworden, aber erstmal übte er sich in einer Tugend, derer er nur selten frönte- die Zurückhaltung. Nachdenklich auf die berechtigten Fragen von Vesuvianus, er- Marcus- würde auch nicht anders vorgehen, zumindest würde er den Plänen des möglichen Zukünftigen seiner Tochter auch genau auf den Zahn fühlen, ging er mental seine weiteren Lebensintentionen durch. Und immerhin hatte Marcus eine Planung, das Gespräch mit seinem Vetter Gracchus war in dieser Hinsicht mehr als hilfreich gewesen, Marcus hatte fest vor seinen Ratschlag in die Tat umzusetzen. So brauchte Marcus diesbezüglich nicht zu zögern, sah Vesuvianus abermals direkt an- ging dabei nicht weiter auf die academia ein.


    „Die Zeiten haben sich nun mal verändert. Seitdem die Gesetze erneut in die alte Form gebracht wurden, die alten Traditionen nun praktiziert werden, sind solche wie wir- Patrizier- in den Mannschaftsgraden eigentlich fehl am Platz und eine ritterliche Laufbahn, als ritterlicher tribunus oder praefectus- sollte demnach für mich auch nicht mehr in Frage kommen. Dementsprechend bleibt mir natürlich das weite Feld der Politik übrig, in der ich mich gedenke zu tätigen. Sobald es mir möglich sein wird, alle Vorraussetzungen vorhanden und ich aus dem Dienst der legio entlassen werden kann. Natürlich vorzeitig.“


    Und da kam Marcus schon zum Hacken an der ganzen Angelegenheit, denn er konnte nicht wirklich voraussagen, wann der legatus ihn gehen lassen würde oder er seinen Dienst beenden würde. Denn in letzter Zeit mehrten sich die Gerüchte in der legio, eine gewisse Unruhe war eingetreten, manche behaupteten gar, daß sie in den Krieg- vielleicht Germania oder Dacia?- ziehen würden, andere wiederum, dass der Kaiser persönlich die legio aufsuchen wollte. Auch Marcus glaubte, daß etwas im Busch war, nach einigen der Reden von Plautius und anderen höheren Offizieren. Doch das war alles noch sehr ungreifbar und somit schwer in seinen zukünftigen Bestreben zu bedenken. So zögerte Marcus einige Herzschläge lang.


    „Nur leider weiß ich nicht, ob nicht noch Unwägbarkeiten meine Zeit in der legio etwas verlängern könnte entgegen meiner ursprünglichen Absicht. Und natürlich steht ein Konkubinat völlig außer Frage. Schließlich gebührt so etwas nicht Deiner Tochter.“


    Das war etwas, was Marcus wahrlich ohne ein Zögern sagen konnte. Schließlich hätte er das für seine eigene Tochter auch nicht geduldet. Und mit all dem im Hinterkopf- wohl wissend, was er selber erwarten würde- erlangte er auch langsam, aber deutlich seine Selbstsicherheit- der ganzen Angelegenheit gegenüber- zurück.


    „Da ich in den nächsten Tagen ohnehin nach Rom aufbrechen werde, trifft sich die ganze Angelegenheit doch sehr wohlfeil. Ich werde natürlich gerne, mit Deiner Erlaubnis bei Deiner Tochter vorstellig werden und sie umwerben. Dennoch wäre es für mich nützlich zu wissen, wie es Dir in dieser Hinsicht genehm wäre. Soll Deine Tochter von unserer Absprache bereits im Vorfeld erfahren oder möchtest Du sie lieber noch im Dunkeln darüber belassen?“

    Schluss mit lustig! Das wurde den probati schon am frühen Morgen bewiesen. Noch ehe die Sonne gedachte sich über den Horizont zu erheben, waren optio und centurio durch die Mannschaftsunterkunft marschiert und hatten die neuen probati aus den Betten geworfen- im wahrsten Sinne des Wortes. Noch ehe die meisten der Männer ein karges Mahl zu sich nehmen konnten, wurden sie bereits zum campus getrieben. Dort dämmerte es am Horizont, es wehte frisch über den Platz, einige Pfützen waren noch vom letzten Regen übrig geblieben. Düsteren Blickes marschierte centurio Marcus Flavius Aristides hinter der kleinen Gruppe von probati hinter her. Er haßte das frühe Aufstehen nicht minder als die Männer vor ihm und morgens, wenn er die probati ausbildete, war er immer besonders schlecht gelaunt. Erst zur Mittagstunde zeigte sich meist sein doch eher harmloses und gutmütiges Naturell. Sein vitis klackte kräftig gegen seine Rüstung als er bei jedem Schritt gegen das Metall schlug.


    „probati, in aciem venite et salutate!“ *


    Erst dann wandte sich Marcus ihnen zu, eine missmutige Falte hatte sich zwischen seinen Augenbrauen gebildet und er musterte die Männer einem nach den anderen, ging langsam an ihnen vorbei und prüfte den Sitz ihrer Rüstungen, den Zustand ihrer Waffen. Seine Nasenflügel erbebten und sein Gesicht zeigte deutliche Unzufriedenheit.


    „Für die meisten von euch ist das der erste Tag auf dem Exzerzierplatz. Für euch beginnt heute der erste Tag der Grundausbildung, die euch in den nächsten Wochen nicht nur ein wenig anstrengen wird. Nein, sie wird euch fordern, sie wird euch an vielen Stellen vielleicht sogar überfordern. Doch wer die nächsten Wochen im Dreck und im Schweiß die stundenlangen Übungen nicht aushalten kann, wer danach im Dienst einschläft oder seine Arbeit schludrig macht, den können wir hier in der legio nicht gebrauchen. Die nächste Zeit dient nicht nur dafür, daß ihr das Handwerk eines Soldaten lernt. Nein, es zeigt mir auch, ob ihr überhaupt dafür in der Lage seid ein miles des Imperiums zu sein.“


    Bei jedem Satz ging Marcus vor der Reihe von probati auf und ab, warf dem einen oder anderen jungen Mann einen längeren und grimmigen Blick zu- Marcus hatte auch noch nicht gefrühstückt, was noch seine Laune erheblich verschlechterte.


    „Wir sind die legio prima, die erste Legion im Imperium. Damit geht eine große Verpflichtung für euch einher, denn ihr müsst mir beweisen, daß ihr es wert seid euch unter den Besten der besten Soldaten des Imperiums, nein sogar der Welt, einzureihen. Wir sind die Stoßlanze des Kaisers und das Schild der römischen Bürger. Wir sind das Bollwerk Italias und wir sichern das Imperium, unter der Führung des Kaisers, im Kriegsfalls. Dafür können wir nur die besten Männer gebrauchen und keine, die in diesem Dienst eine Freizeitbelustigung sehen.“


    Nun traf auch Sparsus der gnatzige Blick des centurio, es schien als ob er ihn ein wenig länger als die anderen probati ansah, doch vielleicht täuschte das auch nur. Marcus ging weiter und ließ seinen centuriostock, den vitis, in seine Hand klatschen.


    „Und um zu den Besten zu werden, werde ich euch in den nächsten Wochen durch Dreck und Matsch, Land und Flüsse schleifen. Ihr werdet auf Holzpfähle mit den Übungsschwertern einschlagen bis euch die Arme abzufallen drohen, ihr werdet marschieren und marschieren bis ihr glaubt nichts anderes in eurem Leben getan zu haben. Und wenn ihr dann glaubt, der Tartarus sei ein besserer Ort als dieser campus, dann wird es noch schlimmer werden. Doch wer darauf keine Lust hat, der kann gehen. Hier und jetzt und wir werden alle vergessen, daß er jemals hier im castellum war. Also, hat es sich vielleicht jemand anders überlegt?“


    Marcus drehte sich um und blieb frontal der Soldaten stehen, war durchaus selbstzufrieden mit der Wahl seiner Worte, schließlich sollten die Soldaten nicht glauben er wäre ein milder centurio, wenngleich auch das Gerücht mancherorts herum ging, schließlich schlug er die Soldaten nicht. Durchbohrend taxierte Marcus Sparsus.


    miles, progredi!** Warum willst Du in der legio prima dienen?“




    *[in Reihe aufstellen und salutieren]
    **[Soldat, vortreten]

    Na, das ging ja flott. Titut Crassus hob seinen Blick vom puls und nickte dem probatus freundlich zu, schob dabei den Teller achtlos zur Seite, der Weizenbrei war mittlerweile schon recht ungenießbar geworden. Aber nach diesem probatus würde er heute seinen Dienst beenden können, darum war er deswegen nicht im Mindesten unleidig.


    „Macht ja nichts. Aber Du hast es ganz schön schnell gemerkt. Bravo.“


    Titus Crassus lächelte breit und griff zu den Sachen, die noch neben dem hölzernen Tisch ruhten und darauf warteten von dem probatus abgeholt zu werden. Zuerst reichte Titus Crassus ihm die Waffen hinüber- angefangen vom Kurzschwert, dem Schild, den Wurfspeeren [Leicht und Schwer] und einen Dolch. Danach reichte er ihm noch die Rüstung und den Helm mit der Helmzier und dazu das Marschgepäck.


    „Also, zuerst haben wir das gladius, dann das scutum, die pila und den pugio. Das sind die Waffen, die Du sowohl in kleinen Gefechten als auch im Krieg brauchen wirst, alle. In der Grundausbildung werdet ihr mit Holzschwertern üben, da brauchst Du Dein gladius gar nicht erst mitzubringen. Auch das scutum und die restlichen Waffen kannst Du getrost in der Unterkunft zurück lassen. So, dann ist hier noch Deine Rüstung: die lorica segmentata. Mit Riemen verstellbar, dazu den passenden Helm und mit der crista. Und damit Du alles- von Waffen, Rüstung, Lagerdecken bis Kleidung- gut tragen kannst, hier noch Dein Marschgepäck. So, finis, probatus. Jetzt kannst Du Deinem Verwandten hinter her laufen. Und viel Glück wünsche ich Dir bei Deiner Grundausbildung. Und pass gut auf die Sachen auf, sie gehören Dir, aber Du wirst sie von Deinem Sold bezahlen müssen.“





    Sim-Off:

    Und noch zum Nachlesen: Das Marschgepäck
    und die Waffen

    Mit verschränkten Armen vor der Brust musterte Marcus die beiden probati. Fünf probati auf einen Schlag hatte seine centuria in den letzten Tagen bekommen, was Marcus nicht unerheblich erstaunt hatte. Aber es schienen die Frühlingsgefühle zu sein, die die Männer zum castellum trieb. Auch er war im Frühling aufgebrochen, aber mehr aus dem Grund, daß dadurch die Alpenüberquerung, nach der Schneeschmelze, leichter war. So lange war das auch wieder nicht her, aber durchaus das ein oder andere Jahr. Der kurze Anflug von Melancholie, ob der Zeiten in Germania, quoll in ihm auf, doch schnell entsann er sich an die Ödniss von dem Land, an die grobschlächtigen Frauen und das miese Essen und der Funken erstarb sofort wieder. Beides Iulier, war da nicht noch ein Iulier? Marcus entsann sich ausnahmsweise, es war ein gewisser Iulius Cicero.


    “Tarraco, das spanische Land. Na, unser legatus- Decimus Livianus- kommt auch von dort. Ist Hispania wahrlich so schön, wie so manche behaupten? Und seid ihr beide miteinander verwandt?“


    Doch schließlich entsann sich Marcus wieder seiner Rolle als centurio, er richtete sich leicht auf, dachte kurz nach darüber, was als nächsten anzugehen sei und nickte andeutungsweise.


    „Also gut, habt ihr schon euch ein Lager gesucht? Ward ihr beim Fahneneid? Ansonsten beginnt morgen eure Grundausbildung. Geht darum nicht zu spät ins Bett und seid auf ein frühes Wecken vorbereitet. Kann einer von euch sehr gut Lesen und Schreiben…?“


    Flüchtig lugte Marcus zu seinen Schreibarbeiten, er würde dringend jemand brauchen, den er dafür noch delegieren konnte.

    Düster sah Marcus auf die vielen tabulae, die sich schier, einer Pyramide der alten Ägypter gleichend, auf seinem Schreibtisch stapelten. Kein Wunder, wenn er schon seit vielen Tagen nicht die geringste Lust verspürte auch nur eine davon mit einem längeren und gründlicheren Blick zu versehen. Daß man aber auch als centurio derart mit Schreibarbeiten überhäuft wurde. Es ärgerte Marcus maßlos und grübelnd, wie er dem in der Zukunft am Besten ausweichen konnte, ließ er seinen Blick aus dem Fenster schweifen, ebenso seine Gedanken, die von ganz alleine den Weg in die Gefilde der Tagträumereien fanden. Freilich drehten sich viele seiner Träume um selbe Themen: gutes Essen, schöne Frauen und das vergnügliche Leben in Rom oder Baiae. Herrje, er vermisste seine Heimatstadt wahrlich! In seinen Händen drehte er den vitis und lehnte sich auf dem hölzernen Stuhl zurück als er schon das Klopfen vernahm. Kaum als er schon „Herein!“ gerufen hatte- Ablenkungen jeder Art waren ihm mehr als Recht- ging die Tür bereits auf. Marcus sah die beiden Männer an und stand langsam auf, trat um den Schreibtisch herum und musterte sie.


    „Salvete, probati. Willkommen in der legio prima. Weil ihr neu seid, sehe ich über die inkorrekte Begrüßung hinweg. Aber in Zukunft kommt mir das nicht noch einmal vor, daß nicht salutiert wird vor einem ranghöheren Offizier, milites mal ausgenommen, vor denen braucht ihr nicht zu salutieren.“


    Streng bedachte Marcus die Beiden noch mit einem längeren und ernsten Blick, dann huschte für einen Bruchteil eines Herzschlages ein Lächeln über seine Gesichtszüge. Oder war das mehr eine Täuschung? Trotzdem nickte Marcus- er wirkte schon etwas weniger düster- und lehnte sich gegen die Kante des Schreibtisches, drehte den Weinstock, der Zeichen seines Ranges war- den vitis- in seinen Händen.


    „Gut, dann stellt euch doch mal vor. Wo kommt ihr denn her? Und was habt ihr bisher so getrieben?“

    „Fein, fein…“


    Titus kam jedoch gerade mal dazu die Paare Socken weiter zu reichen, schwupps schon packten die probati ihre Sachen und waren aus der Rüstkammer verschwunden. Verdattert sah Titus den beiden jungen Männern hinter her, die Tür schloss sich und er war abermals alleine mit seinem puls. Einige Herzschläge vergingen in denen er da stand und schlichtweg ratlos war. Selten war ein probatus mit der Hälfte seiner Ausrüstung, fröhlich und munter schwatzend- wie es ihm schien-, verschwunden.


    „Äh!“


    Verblüfft kratzte sich Titus am Nacken und sah auf die Waffen, Rüstung und Helm herunter, ebenso das Marschgepäck, was er noch Licinus überreichen wollte, aber in dessem Überschwang Titus nicht mehr dazu kam. Einen weiteren Moment dachte Titus darüber nach, ob er vielleicht jemanden hinter her schicken sollte, doch dann verwarf er das Ganze wieder. Sobald der probatus in der Unterkunft ankam und dort merkte, dass er nur die Kleidung, aber keinerlei Ausrüstung hatte, würde er schon wieder kommen. So setzte sich Titus und griff nach dem hölzernen Löffel, um weiter zu essen.

    Ein älterer Soldat sah von einem Schemel auf, den er sich vor die Unterkünfte gestellt hatte, und ließ den Helm herunter sinken, den er schon seit geraumer Weile putzte und polierte, damit er für die nächste Stubenkontrolle auch passabel aussah. Einen Moment sah der Mann, dessen Gesichtszüge von der Sonne tief braun gefärbt waren, den probati zu. Schließlich seufzte er leise und stand auf, legte den Helm vorsichtig auf den Schemel, damit er nicht in den Dreck fiel und ging auf die versammelte Truppe zu.


    „Salve, ich bin Gaius. Ich kam nicht umhin, euren Worten zu lauschen. Also, erst mal herzlich Willkommen in der zweiten centuria. Dort hinten, nahe bei der Unterkunft des centurio sind noch ein paar freie Betten. Sucht euch einfach eines von denen aus. Verstaut am besten eure Sachen dann erst mal. Und wenn ihr den centurio, centurio Flavius Aristides im Übrigen, sucht, dann geht bis zum Ende der Mannschaftsunterkunft, dahinter liegen [URL=Ein älterer Soldat sah von einem Schemel auf, den er sich vor die Unterkünfte gestellt hatte, und ließ den Helm herunter sinken, den er schon seit geraumer Weile putzte und polierte, damit er für die nächste Stubenkontrolle auch passabel aussah. Einen Moment sah der Mann, dessen Gesichtszüge von der Sonne tief braun gefärbt waren, den probati zu. Schließlich seufzte er leise und stand auf, legte den Helm vorsichtig auf den Schemel, damit er nicht in den Dreck fiel und ging auf die versammelte Truppe zu.]seine Räume[/URL]. Einfach anklopfen. Und wenn ihr Fragen habt, könnt ihr euch immer an mich wenden oder an einen der anderen Soldaten, natürlich auch an den optio oder unseren centurio.“







    Sim-Off:

    Soldaten spielen NPC nur im Rang ihnen gleichend oder darunter liegend. Nur als kleine Anmerkung am Rande. Also ihr in dem Fall nur probati. Und der optio ist in diesem Fall ein Spieler, der glaube ich, nicht erfreut wäre, wenn ihr ihn beschreibt. Überlass das lieber ihm, Sparsus;)
    Und Link zu den Räumen des Centurio: die roten Wörter in der Rede.
    Ansonsten frohes Spielen.

    Titus Crassus wußte schon: Nach diesem probatus würde er die Rüstkammer zusperren und Schluss für heute machen. Das reichte wahrlich an Auflauf in seinem kleinen Reich und außerdem hatte langsam Hunger. Trotzdem gutmütig lächelnd ergriff er die tabula von Sparsus, setzte seine Initialen an die richtige Stelle und reichte sie dem probatus zurück.


    „Dann viel Erfolg, junger Mann. Und nicht von der Grundausbildung einschüchtern lassen. Kannst noch warten, während ich deinen Verwandten die Ausrüstung gebe. Zusammen findet ihr sicherlich leichter in die Mannschaftsunterkunft.“


    So wandte er sich Licinus zu, nickte ihm noch mal freundlich entgegen und fuhr sich abermals über sein Kinn, grübelte einige Herzschläge lang und nickte schließlich bestimmt.


    „Ich denke mal, Licinus, Du gehst einfach mit Deinem Verwandten zu der Mannschaftsunterkunft. Zweite centuria der ersten cohors? Gut, dann meldet euch doch beide bei dem centurio…Flavius Aristides, wenn ich mich nicht täusche. Vielleicht kann er dafür sorgen, dass ihr beide in derselben centuria landet. Wäre ja nicht schlecht für den Anfang, oder? Aber jetzt zur Ausrüstung…“


    Und schon war Titus verschwunden, kam jedoch nach einigem Rumoren aus dem Nebenraum wieder, mitsamt Waffen, Kleidung, Schild und Rüstung. Schwer seufzend ließ er alles vor Licinus auf den Holztisch herunter fallen.


    „Puh, da braucht man keine Übungseinheiten auf dem campus mehr. Was für eine Schlepperei. Also, hier ist Deine Kleidung. Jeweils zwei linnene tunicae für darunter, zwei wollene tunicae für darüber. Der cingulum militare, der Gürtel, die Kniehose für das schlechte Wetter, die feminalia…sag mal Sparsus, hab ich Dir eigentlich auch so eine gegeben? Naja, ansonsten für Dich, Licinus, noch dein Umhang, paenula, und zu guter Letzt die caligae, die Schuhe für jedes Wetter tauglich. Wollt ihr beide noch passend für das kommende Regenwetter ein paar tibialiae haben?“


    Titus sah fragend von Licinus zu Sparsus.



    Sim-Off:

    Licinus: Sobald das mal geklärt ist, wird das SimOff wie auch SimOn Dir übermittelt. Bis dahin kannst Du einfach in der zweiten centuria mitspielen, kommst vielleicht auch dorthin.


    Ansonsten: Militärkleidung zum Nachlesen.

    Auch auf Valentinus Gesichtszügen waren andeutungsweise Zeichen des Unmuts zu sehen als er die Worte des tribunus vernahm. Scharfe Worte an die Soldaten zu richten hielt er natürlich nicht für verkehrt- im Gegenteil. Aber der centurio fühlte sich in seiner Soldatenehre durchaus ein wenig angegriffen. Doch der Unmut, den er nur für den Bruchteil eines Herzschlages verspürt hatte, verzog sich wieder. Er konnte einfach nicht glauben, dass die Worte des tribunus als Schmähung dieser legio geäußert wurden oder er ihnen gar klar machen wollte, daß er- als ehemaliger Soldat der Neunten- mehr Kampferfahrung als sie- die Soldaten der Ersten- hätte. Denn Valentinus war ebenfalls schon einige Male in den Kampf gezogen und einige seiner Männer in der centuria ebenfalls, das würde der tribunus sicherlich wissen. So glätteten sich Valentinus Gesichtszüge und er ging etwas Mittiger des Platzes, schwieg bei dem Drill jedoch. Mit stechendem Blick verfolgte er einen anderen Soldaten, der mehr schlapp seinen Mitsoldaten hinter her lief, die schon am frühen Morgen zeigen wollten aus welchem harten Holz sie geschnitzt waren.


    „Vetulio! Wie immer…“


    Vetulio- Soldat seit zehn Jahren in der legio prima- hatte eigentlich immer mit mehr Glück als Verstand in der legio überlebt. Denn er hatte nun mal zwei linke Füße, kein Gespür für das gladius und neigte zur Fettsucht. Darum rannte er schon nach der ersten Runde schnaufend hinter her. Das Schild schleifte halb über den Boden und er fluchte bei jedem Schritt genauso erbittert wie Fullio es getan hatte. Ein Talent hatte Vetulio jedoch, er war ein ausgesprochener Gerüchtekoch, keine Information im Lager, kein Skandal oder auch Geheimnis blieb lange vor ihm verborgen und er feilschte damit wie andere mit Waren oder Kostbarkeiten. Und er wusste, jemand am Tor hatte den tribunus verärgert, er ahnte- nein er hatte schon längstens eruiert- wer die Wachen an dem Tag waren, es fehlte nur noch der letzte Schlußstein in dem Konstrukt seines Informationsnetzes, um heraus zu finden, wer Schuld an diesem Drill hatte. Und Vetulio hatte sich geschworen, der Soldat würde seine Lebens nicht froh werden- zumindest die nächste Woche nicht.


    „Uff…“


    Bei all den Gedanken waren seine Beine wieder in die Quere mit Schild, Erdanziehung und unsichtbare Widerstände gekommen und Vetulio landete längs im Matsch, das Schild schlug ihm gegen den Schädel und um ihn herum tanzten einige Sterne. Einige Soldaten der centuria warfen ihm ärgerliche Blicke zu, da er mit seiner Tollpatschigkeit ihre Tüchtigkeit in Frage stellte. Ächzend versuchte Vetulio auf die Beine zu kommen, verhackte sich dabei jedoch nur mehr im scutum.



    Eigentlich hätte Marcus das Ganze vielleicht auf den Magen schlagen können, doch nun zeigte sich seine natürlich Reaktion auf die- ihn völlig überfordernden- Umstände und all die überraschenden Wendungen an diesem Abend: Sein Appetit wurde noch größer. Mehr mechanisch, denn bewußt ergriff er ein Stück von dem Fleisch und aß es, ließ den salzigen Geschmack nach garum, dem mondialen Würzmittel, auf seiner Zunge zergehen und lauschte abermals aufmerksam- so sehr sich Marcus auch mit dem Tohuwabohu seiner Gedankenstrudel konzentrieren konnte. Dabei war Marcus mehr ein Mann, der sich nicht zu sehr in Grübeleien stürzte, mehr die Ereignisse auf sich zukommen ließ, doch in jenem Raum, mit gerade dieser Materie konnte auch Marcus nicht anders.


    Die Lichter des triclinum spiegelten sich auf den edlen Metallplatten wieder, reflektierten aber auch in Marcus braunen Augen als er einige Herzschläge sinnend auf den Teller sah. Doch von dem hypnotischen Blickfang- der geradezu einlud den Gedanken nachzuhängen- sich lösend nickte Marcus andeutungsweise und lehnte sich scheinbar gemütlicher auf der Kline zurück, wenngleich er nur einer aufkommenden Rastlosigkeit nachgeben musste, wenigstens in dieser kleinen Geste. Am liebsten wäre er jetzt aufgestanden, hätte erst mal einige Schritte an der frischen Luft getan um all jenen lästige Gedanken- allesamt- aus seinem Kopf zu vertreiben und wieder die Einfachheit der sonstigen Tage in sich zu verspüren. Doch dem Drang sich anheim zu geben war nicht angebracht in dieser Situation und Marcus riß sich- ausnahmsweise mal- am Riemen. Schließlich hatte er schon genug heute im Fettnäpfchen herumgetreten, es schonungslos in den Boden gestampft.


    Nicht nur marginal irritiert, sondern ein wenig mehr als unerheblich verwirrt war Marcus dennoch, ob der Formalitäten oder dem Vorgehen. Aber andere Familien, andere Gebräuche und Gepflogenheiten wohl. So nickte Marcus- der Unfähigkeit halber, einen vernünftigen und einleuchtenden Satz zusammen zu bringen- und schwieg einen Moment, zögerte seine Antwort dadurch hinaus, daß er vortäuschte erst mal auf den Bissen noch einen Schluck Wein nehmen zu müssen, der ihm dann aber tatsächlich auch gut tat und seine Zunge doch etwas zu lockern vermochte- es schien sich schon ein Knoten in ihr gebildet zu haben.


    „Rom…ja, eine junge Frau fühlt sich sicherlich dort auch viel besser unterhalten. Nun, ich reise in den nächsten Tagen ohnedem in die Hauptstadt. Wegen der salii und auch der Militärakademie.“


    Merda, fluchte er innerlich. Letzteres hätte er besser nicht erwähnen sollen, er wollte schließlich von niemanden anschließend gefragt werden, ob er bestanden hatte - war jedoch schonungslos und gnadenlos durchgefallen.


    „Wenn ich das ansprechen darf? Welche Bedingungen und Formalitäten stellst Du Dir für diese Verbindung vor? Mal abgesehen davon, daß mich zum jetzigen Zeitpunkt noch der Dienst in der legio verpflichtet und bis zu meiner Entlassung- die ich natürlich früher als in mehr als einer Dekade nehmen werde, ganz gewiß- eine offizielle Verbindung noch nicht anstehen kann.“