Prüfenden Blickes ging Marcus auf und ab und beobachtete das Training, die armatura, der Rekruten. Immer und immer wieder ließ Marcus sie auf die Holzpfähle einschlagen. Sie würden Ausdauer und Kraft brauchen, wenn sie in einem echten Kampf bestehen sollten. Wenn sie nicht nur mit heiler Haut davon kommen, sondern auch noch den Legionen und somit dem römischen Imperium Dienste leisten wollten. Und je länger sie in den nächsten Wochen üben würde, würde sich das mit der Kraft schon einstellen, die Ausdauer sowieso. Auf und ab, dabei schlug Marcus rhythmisch mit seinem Optiostab gegen seine lorica segemantata, tock, tock! Es schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen, die Übungen schritten voran.
„consistite! scuta dorsum!“
Marcus wartete bis die Schilder heruntersanken und ließ die Männer eine Weile verschnaufen. Dabei winkte er einen Trossjungen herbei, der mit einem Holzeimer herumging und aus hölzernen Schöpfkellen den Probati Essigwasser (sehr verdünnt) reichten. Marcus ging derweil ein paar Schritte davon und überließ die Probati kurz für sich selber. Dabei beobachtete Marcus andere Männer, die auf dem Platz trainierten. Noch ein wenig verschnaufen danach, doch dann wandte sich Marcus wieder zu den Probati um.
„Gut, als nächstes werdet ihr verschiedene andere Schlagkombination üben. Ich werde euch Anweisungen geben und ihr folgt mir. Schlag für Schlag! scuta sursum! Grundstellung, oben links, rechts unten, Stich, Grundstellung! Grundstellung, oben link, rechts unten, Stich! Und noch mal und noch mal...bis ich euch das Gegenteil sage!“
Marcus ging wieder auf und ab, musterte die Probati dabei. Dabei fiel ihm ein, daß er mal wieder etwas Theoretisches sagen könnte. Marcus grübelte eine Weile und ließ die Probati dabei üben. Ah ja, ihm fiel etwas ein.
„Eingangs erläuterte ich Euch, daß das Gladius in erster Linie eine Stichwaffe ist. Für den praktischen Kampf eines Legionärs in der Formation trifft das auch zu. Doch dürft ihr niemals vergessen, dass Eure Waffen auch Hiebwaffen sind. Doch unsere wahrhaftige Überlegenheit stammt von der Stichwaffe. Non caesim sed punctim ferire! Beherzt das! Wie ihr in der Formation am Besten kämpft werdet ihr später noch lernen. Denn dort gibt es einige Dinge, die ihr beachten müsst. Doch bis dahin lernt ihr die armatura, den Fechtdrill. Gerade die armatura ist ausschlaggebend für unsere militärische Überlegenheit gegenüber unseren Feinden. Und sie ist das Wichtigste in eurer Ausbildung. Lagerbau, Straßenbau oder Amphitheater hin oder her. Letztendlich seid ihr bezahlte Kämpfer. Ihr sollt Rom zu großen Ruhm führen und die Bürger beschützen. Nur mit eurem Schwert vermögt ihr das zu tun. Ihr meint, ihr müsst nicht kämpfen können wie ein Gladiator? Nein, ihr müsst besser sein! Also keine Schlappen zeigen. Denn sonst solltet ihr lieber Handwerker werden oder Scriba bei einem Duumvir oder Magistrat! Grundstellung, rechts oben, links unten, Stich, rechts oben, Stich, links unten, Grundstellung! Grundstellung, rechts unten, links unten, Stich, Grundstellung!“
Marcus ließ die Probati das immer und immer wieder üben, er trieb ihnen mit den Übungen den Schweiß auf den Körper und schonte sie nicht. Dabei blieb er selber ruhig vor ihnen stehen und sah ihnen aufmerksam zu.
„Grundstellung, links oben, rechts oben, Stich, rechts unten! consistite! scuta dorsum! Was sind so die Gelegenheiten, wo auch ein römischer Soldat in einen Einzelkampf verwickelt werden kann? Hat jemand eine Idee?“