Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Ohne seine Augen von Lucilla abzuwenden, ging er mit ihr auf einigen der Clinen zu. Wie sie sich bewegte, so natürlich und dabei doch wie eine Verkörperung der Venus. Marcus schmolz bei jedem ihrer Schritte immer mehr dahin. Was der Weinkönig verkündete, bekam Marcus nicht ein bißchen mit. Dafür umso stärker Lucillas Reaktion. Dieses lebhafte Spiel in ihrer Miene, einfach wunderbar! Marcus bemühte sich, sie nicht wie ein unreifer Bengel anzustarren und zu verehren und musste schon ein wenig über sich schmunzeln. Da war er schon mehr als 30 Lenze auf der irdischen Welt und immer wieder traf ihn Amors Pfeil mit solch einer Intensität, daß es ihm den Atem raubte. Lucilla raubte ihm den Atem. Bei ihren Worten über die Legionäre konnte Marcus jedoch nicht anders. Er lachte warm und nickte zustimmend.


    „In der Tat! Alles Säufer, Decima Lucilla, die nur das Würfelspielen und Wein kennen. Es ist schon jammerschade!“


    Marcus lächelte breit bei den Worten und ließ unerwähnt, daß er ebenfalls Soldat war. Das würde sie bestimmt noch früh genug herausfinden. Und wenn er es jetzt anbrachte, ürde er sie sicher in Verlegenheit stürzen. Und das wollte Marcus sicher nicht. Obwohl? Diese zarte Röte auf ihren schönen Wangen war wirklich bezaubernd. Marcus geleitete sie zu einer der Clinen, wartete bis Lucilla Platz genommen hatte und setzte sich dann erst ebenfalls. Dabei achtete er ausnahmsweise darauf, sich nicht unelegant plumpsen zu lassen, was er es wohl sonst getan hätte. Etwas irritiert sah er zu einer Sklavin, die ihm die Sandalen abnahm und seine Füße wusch. Gehobene Sitten nun mal. Auch reinigte er sich die Hände. Gehörte sich immerhin in guter und so schöner Gesellschaft! Marcus spähte auf die Teller und nickte zustimmend.


    „Ja, Straußeneier. Als ich in Afrika war, hab ich von den Viechern einige gesehen und bei einem alten Freund von mir stand jeden Morgen so ein Ei auf dem Frühstückplan!“


    Obwohl Marcus großen Hunger verspürte, hielt er sich wohlweislich etwas zurück. Schließlich wollte er nicht mit seiner natürlichen Gier, die ihn beim Essen überkam, die schöne Dame an seiner Seite abschrecken. Als die Sklavin endlich von seinen Füßen abgelassen hatte, lehnte sich Marcus gemütlich auf das Sitzsofa. Seine Toga fiel in sorgfältigen Falten um ihn herum und offenbarte nur an der einen oder anderen Stelle ein wenig von seiner dunkelblauen Tunika. Die Hirtenmusik drang zu ihm vor, doch nicht wirklich in sein Bewußtsein. Erst als die Tänzergruppe erschien, bemerkte Marcus die Veränderung der Musik. Mit einem Lächeln kommentierte er ihr Nahen.


    „Tänzer und Musikanten? Was für eine nette Angelegenheit. Stellt sich die Frage, ob die Soldaten unter den Gästen das auch zu schätzen wissen! Gehst Du gerne ins Theater, Decima Lucilla?“


    Inbrünstig betete Marcus, daß dem nicht so war. Hoffentlich stand sie lieber auf brutale Gladiatorenkämpfe und schnelle Wagenrennen. So wie Marcus halt. Doch er wollte ja nicht auf Anhieb kulturlos wirken oder ungehobelt. Und da unterhielt man sich halt über solche Dinge. Doch er verstummte als der Sänger zu sprechen anfing und der Tanz begann. Doch wirklich Augen hatte Marcus für die Darbietung nicht. Wäre Iuppiter hier, dann würde ihm doch nur die schöne Lucilla auffallen können. Eine wahrhaftige Danaë! Daß er damit eine bezaubernde Vorstellung verpaßte, war ihm wenig bewußt.

    „Ah, na hoffentlich verliert der auch! Gehört sich ja so!“


    Marcus lächelte in freudiger Erwartung und war froh, so eine kluge Tochter zu haben. Stolz und voll der Wärme, so weit er das in der Öffentlichkeit zeigte, sah er immer mal wieder zu seinem Sonnenschein. Verdutzt sah Marcus zu seinem Centurio hoch und nickte ihm freundlich zu.


    “Salve, Centurio. Der Kopf? Ganz passabel, Centurio. Aber wenn ich Dir meine Tochter, Flavia Arrecina, vorstellen darf? Cinilla, das ist mein Vorgesetzter in der Prima, Centurio und Primus Pilus Matinius Plautius!“


    Der Centurio war immer wieder für Überraschungen gut. Marcus Bild von ihm revidierte sich zunehmend, besonders als jene Frau von dem Weinfest auf ihn zutrat. Na, die Wandschmierereien auf dem Lazarett waren wohl doch eine Fehlinformation. Marcus nickte ihm zu. Doch dann ging es auch schon weiter im Theater und seine Aufmerksamkeit wurde darauf gelenkt. Eine Zwergenarmee? Hah, ja das sah doch amüsant aus. Marcus lachte leise und begaffte die mißgestalteten Zwerge. Ob er sich auch so einen kaufen sollte? Gab es nicht einen Sklavenmarkt dafür irgendwo in einem der hinteren Teile? Wenn sie die alte Vettel kaufen gehen würde, könnten Marcus und seine Tochter ja mal schauen gehen. Doch dann fing der Kampf an. Marcus sah immer wieder zu seiner Tochter als die Frauen einem nach den anderen abgeschlachtet wurde. Aber zufrieden lächelnd konnte er der Vorstellung folgen. Seine Tochter war nun mal eine echte Flavia und durch so was nicht aus der Ruhe zu bringen.


    Fasziniert beobachtete Marcus den ungleichen Kampf. Etwas bedauerte es Marcus schon. Was für Frauen! Allesamt so schön exotisch. Da hätte er kaum eine von der Bettkante gestoßen. Interessiert beobachtete er den Ausbruch der beiden Frauen und die flinke Akrobatik der dunkelhaarigen Schönheit direkt unter ihnen. Marcus beugte sich vor und sah auf die Frau herunter. Verdammt, daß sie so weit weg war. Er hätte sie sonst glatt hochgezogen, doch zu spät. Seufzend lehnte sich Marcus wieder zurück und verfolgte die weitere Entwicklung.


    „Eine Frau, die kämpfen kann! Erstaunlich, findest Du nicht, Cinilla, Mäuschen?“


    Marcus winkte eine der Sklaven mit den Bildern heran.


    „Mactator oder Fulmineus, Cinilla?“


    Auch beim Wein ließ er sich noch mal einschenken und kaufte auch für sie zwei Kissen. Schließlich konnte es noch etwas länger gehen. Licinius Lucullus? Da hatte doch der Probat neulich was zu gesagt. Marcus beugte sich verwundert zu Arrecina.


    “Cinilla, Sonnenschein, Aurea, sag, ist dieser Licinus Lucullus nicht ein Koch aus der Königszeit? Warum tritt der als Feldherr auf?“

    Immer noch mit verschränkten Armen stand Marcus vor dem „Verkaufstand“ des Sklavenhändlers. Mit verengten Augen prüfte er die Ware. Das mit Platon überforderte Marcus jedoch. Er warf seiner Tochter einen fragenden Ausdruck zu. Sie hatte schließlich bestimmt bis vor kurzem noch Unterricht gehabt. Verdammig, daß Hannibal nicht hier war. Der hätte den Mann in eine Disbuda...ein Streitgespräch verwickeln können. Doch Marcus zuckte mit der Schulter. Das klang auf jeden Fall höchst philosophisch. Marcus Schulter zuckten und er lachte leise als der Sklave ihn zum Ringen aufforderte.


    „Das werden wir schon sehen, Sklave. Aber ich glaube kaum, daß Du Deine Freude daran hättest, gegen einen Legionssoldaten anzutreten.“


    Etwas verwundert musterte Marcus den Sklavenhändler dann doch. Woher, bei Merkurs beflügelten Schuhen, wußte der Mann von seiner Familie? Ah, der bluffte bestimmt nur. Schließlich war Marcus nur in einer einfachen Toga gekleidet und nicht der Toga, die er beim Kaiser getragen hatte. Die Preisvorstellung ließ Marcus jedoch erst etwas blass werden, dann platzte es aus ihm raus. Laut lachend schüttelte er den Kopf.


    “Fast 2000 Sesterzen? Mann, du bist verrückt. Dann wünsch ich Dir viel Glück, wenn Du den da verkaufen willst! Haha...2000 Sesterzen? Na, dann gehen wir wohl mal besser weiter. Deine älteren Sklaven werden wohl immer noch 1000 kosten, nicht wahr? Haha...“


    Marcus prustete und schüttelte den Kopf und sah zu seiner Tochter. Er sah es ihr durchaus an, daß ihr der Sklave gefiel. Zwar wußte sie wohl, daß man sich beherrschen mußte, aber Marcus kannte doch sein kleines ‚Mäuschen’. Eigentlich wollte sich Marcus umwenden und gehen. Sklaven gab es schließlich wie Sand am Meer. So tat Marcus einen Schritt und sah zum Händler zurück.


    “Ich gebe Dir 300 für den Mann!“

    Groß starrte der Soldat den Optio an. In seinem Geist ratterte es. Schlucken oder spucken? Oh das reimte sich sogar. Die anderen Soldaten warfen sich besorgte Blicke zu. Schließlich rang sich der Mann zu einer Entscheidung durch. Einer recht fatalen. Er schluckte. Man hörte die Schluckgeräusche und dann wurde der Mann aschfahl im Gesicht. Sein Mund öffnete sich und eine leises –Ähh- tönte aus seinem Mund. Ein Würgeanfall überkam ihn und er fing heftig an zu husten. Immer wieder schien er würgen zu müssen, wenn auch trockene. Er wurde abwechselnd grün und bleich, hielt sich an einer Holzverstrebung fest und würgte erneut. Und dann passierte das, was es fatal machte. Der Würfel kam in seinem Hals hoch, der Soldat holte tief Luft nach dem Würgen und verschluckte sich. Panisch riß er seine Augen auf und gab ein jämmerliches –Argh- von sich. Die Soldaten um ihn herum starrten ihn fassungslos an. Der Mann sank auf die Knie und sein Gesicht färbte sich schnell blitzeblau. Immer wieder versuchte er zu husten, doch nur ein vages Röcheln kam aus seiner Kehle.


    „Oh bei den Göttern, sie wollen ihn strafen!“


    Einer der Soldaten murmelte das entgeistert. Alle standen wie erstarrt an der Seite des Soldaten und wußten nicht, was sie so recht machen sollten.

    Der Wachsoldat kam mit dem Besucher vom Tor bis zur Unterkunft marschiert. Dabei passierten sie auch einen Trupp von Soldaten, die mit geschulterten Schaufeln und Hacken sich zum Tor begaben. Schließlich sollte das Amphitheater mal fix weiter gebaut werden. Der Soldat grinste etwas in sich hinein. Immerhin ein Vorteil der Wache, er müßte nicht an dem Theater heute mitbauen müssen. Wobei ihm das nächste Woche wieder bevor stand. Mit der Nase deutete er auf die Häuser, in denen die Unterkünfte der I. Kohorte und auch des ersten Speers der Legion waren.


    "Da ist es!"


    So seine Worte als sie schließlich vor der Tür angekommen waren. Der Soldat klopfte kräftig gegen die Tür und wartete, ob der Centurio sie hereinließ.

    Prüfend musterte der Wachsoldat die Phalerae und auch die Legionszeichen. War eigentlich nichts daran auszusetzen. So nickte der Soldat etwas enttäuscht, denn so konnte er seinem Mitsoldaten die unglaubliche Tour von gestern abend nicht mehr weiter erzählen können. Er nickte dem Besucher zu.


    “Also gut, folge mir! Ich führe Dich zum PrimiPilus!“


    Schlecht gelaunt, finsterer Miene führte er den Mann durch das Lager, wobei er ihn aufmerksam im Auge behielt. So marschierte er zur Unterkunft des Centurio Matinius Plautius.

    „Puuubliuuus Iuunnnniussss Va..hmm Varus, oder? Gut...“


    Erst da schaute Marcus auf, so daß ihm das Augenrollen glücklicherweise entging. Doch trotzdem hob er seine linke Augenbraue. Ob der ihn auf die Arme nahm. Licinius Lucullus? Der war doch schon lange tot, wenn sich Marcus recht erinnerte. Irgendwas hatte sein alter griechischer Lehrer darüber gefaselt. Königszeit, Feldherr? So was halt. Das war ja schon ein Weilchen her. Kopfschüttelnd notierte Marcus auch den Namen der Mutter und den Geburtsort. Skeptisch sah er auf.


    „So, keine Krankheiten! Nun ja, unser Medicus ist letztens gestorben, weswegen wir auf diese Musterung verzichten müssen. Aber das wird, so bald es geht und wir einen neuen Medicus haben, nachgeholt.“


    Marcus schrieb einen kleinen Vermerk diesbezüglich unter die Tafel und brummte, weil es nun mal so lange dauerte mit dem Schreiben. Als endlich alles verfasst war, nickte Marcus zufrieden und sah auf.


    “So, und warum die Legion? Nicht über die Vigiles oder die Cohortes Urbanae nachgedacht, Iunius?“


    Marcus musterte ihn prüfend, tippte mit seinem Finger gegen die Tabula und lächelte dünn. Tock, tock...tock, tock!


    „Und was für Fähigkeiten könntest Du in der Legio Prima beisteuern? Hast Du ein Handwerk gelernt? Oder womit hast Du Dir früher die Zeit vertrieben?“

    Endlich war es soweit. Die Hungerstrecke in Sachen körperlichen Vergnügen schien in Mantua vorbei zu sein. Schnell hatte sich die Kunde von dem Lupanar bis zu Marcus Ohren verbreitet. So hatte Marcus seinen ersten freien Abend genutzt, um den Gang in die Stadt zu wagen. In einer einfachen Tunika gekleidet, schlenderte er einer der vielen Nebenstraßen entlang und blieb vor der Tür stehen. Genug Geld dabei? Ja... So zauderte Marcus nicht lange, öffnete die Tür und trat hinein. Mit einem Blick nahm Marcus, die für ihn wichtigen Details auf. Es war sauber, es roch ganz gut und schien ein ordentliches Lupanar zu sein. Suchend sah sich Marcus nach einem zuständigen um und entdeckte auch prompt einen Sklaven, der auf Marcus zu trat. Ein Hauch von Mißtrauen zeigte sich bei Marcus. Hoffentlich war das kein Knabenlupanar. Irgendwie hatte Marcus ja immer noch etwas Skepsis, was das bei Plautius anging. Der Sklave verbeugte sich leicht.


    „Herr, was kann man für Dich tun?“


    Marcus musterte ihn, seine Augen verengten sich ein wenig. Doch dann lächelte er breit. Schließlich wollte Marcus es sich gut gehen lassen, also wollt er erst mal abwarten.


    „Habt ihr auch Frauen hier? Eine Dunkelhäutige vielleicht? Und keine Zimperliche!“


    Der Sklave verneigte sich erneut unterwürfig.


    „Natürlich, Herr. Ich werde die Auswahl holen. Wenn Du Dich ein wenig gedulden würdest.“


    Marcus nickte gnädig und besah sich derweil weiter das Lupanar. Neugierig trat er an die Wand heran und musterte einige Bilder, dabei fiel ihm auch die Ruhmeswand auf. Mühsam entzifferte Marcus die Schriftzeichen darauf.


    „Gai...gaius...Gaiiiuus...Plaa...Pla... Plautius..Plautius? Na, da trifft mich doch der Schlag! Der soll 7 Mal hintereinander?“


    Marcus starrte verblüfft auf die Wand und kratzte sich den Nacken. Grübelnd schüttelte Marcus den Kopf. Nein, das schaffte Marcus zu seinen Hochzeiten noch nicht mal. Plautius und 7 Mal? Ob das vom vielen Bücher lesen kam? Kopfschüttelnd besah sich Marcus weiter die Wand.

    Skeptisch verschränkte Marcus seine Arme vor der Brust und trat einen Schritt zurück und wieder vor. Mit gerunzelter Stirn sah er den Sklaven an. Doch, doch! Der sah durchaus kräftig und besonders schlagkräftig aus! Wäre eine Option... Grübelnd fuhr sich Marcus über sein glattrasiertes Kinn und nickte weiterhin skeptisch dreinschauend.


    „Nun ja, ein mageres Gerippe ist er nicht. Das geb' ich gerne zu. Ich denke schon, daß ich für ihn Verwendung finden könnte. So, so, gebildet und ein Ringer? Das sind groß gewählte Worte, die es zu überprüfen gilt, Händler!“


    Insgeheim fand Marcus ja, daß der Sklaven ein absoluter Glückstreffer war. Er könnte Arrecina unterrichten, Marcus Briefe schreiben, dabei noch seine Tochter beschützen und irgendwelche Grabscher von ihr fernhalten. So was sollte man sich nicht entgehen lassen. Doch wußte Marcus durchaus, daß es genauso wie bei den Fruchthändlern sein konnte. Oben lagen die schönen Trauben und unten faulte schon alles weg. Den Worten eines Sklavenhändlers zu trauen, das hatte Marcus schon früh gelernt, war ein Fehler.


    „Dann soll er mal sein Können beweisen. Er soll mir doch etwas von...hmm...hmm...Cicero oder von Platon zitieren. Oder kann er seine Künste als Ringer zeigen? Und was soll er überhaupt kosten?“

    „Sklavinnen aus Afrika, Sklavinnen aus Asien. Ganz frisch eingetroffen.“


    Marcus blieb stehen und sah in Richtung dieses Angebot. Schwermütig seufzte er. Statt sein Geld in eine häßliche alte Vettel investieren zu müssen, hätte er sich lieber eine junge, dunkelhäutige Schönheit gekauft. Aber seine Tochter brauchte nun mal eine Aufpasserin. So ging Marcus mit Arrecina weiter und sah sich suchend auf dem Sklavenmarkt um. Das, was er für seinen Goldschatz suchte, war natürlich schwer zu finden. Ältere Frauen schafften es meist eh nicht mehr auf diesen Teil des Forums.Verwirrt sah Marcus zu seiner Tochter.


    „Einen Mann? Hmm! Nein, ehrlich gesagt, halte ich das für keine gute Idee. Du hast doch noch die anderen Sklaven, die auf Dich aufpassen können....“


    ...wenn sie mal das auch taten. So recht sicher war sich Marcus da nicht und so säten die Worte seiner Tochter durchaus einen Keim in seinen Gedanken. Es wäre nicht auszudenken, wenn jemand seine süße, kleine Tochter angreifen würde. Grummelnd schüttelte er schließlich den Kopf.


    „Hannibal? Da fragst Du mich was, Cinilla, mein Herz. Ich wäre auch froh, wenn er wieder auftauchen würde. Aber es scheint keiner recht zu wissen, was mit ihm passiert ist. Ich sag's nicht gerne, aber ich glaube, ihm muß etwas zugestoßen sein.“


    Mit besorgter Miene trat Marcus auf den nächst besten Sklavenstand zu. Die Welt war doch einfach gefährlich. Vielleicht sollte Marcus doch etwas tiefer in seine magere Tasche greifen und noch einen Leibwächter für seine Tochter kaufen? Prüfend folgte Marcus der Handbewegung des Händlers mit seinem Blick. Angemessen skeptisch beäugte Marcus den Sklaven.


    „Hmm! Eigentlich suche ich eher eine ältere Frau. Aber nun gut, vielleicht kann ich mit dem da noch was anderes anfangen. Er soll sich mal umdrehen!“


    Wie ein Stück Vieh betrachte Marcus sich den Sklaven und wog gespielt bedenklich den Kopf hin und her.


    „Naja, soo kräftig ist er auch wieder nicht. Aber entweder ist er Lehrer oder Lastenträger. Was nun? Und kann er gar auch kämpfen?“

    Inflagranti erwischt traf den Nagel auf den Kopf. Anscheinend hatten die Soldaten oben von der Wachkontrolle nichts mitbekommen. Statt sich auf den Bericht vorzubereiten, Haltung anzunehmen oder ihrem Vorgesetzten entgegen zu blicken, saßen sie um einen Hocker herum als improvisierten Spieltisch. Fröhlich schüttelte einer der Soldaten in seiner Hand die Würfel und ließ sie auf den Hocker niederfallen.


    "Ja! Ein Schaf und ein Löwe. Somit, Du kleine Ratte, schuldest Du mir schon 10 Sesterzen. Fast Dein halber Sold. Sollen wir weitermachen?"


    In dem Moment hörten sie Priscus Worte. Schnell sprangen sie auf, der Hocker fiel um. Doch einer der Soldaten war geistesgegenwärtig genug, die Würfel zu packen. Schnell steckte er sie in den Mund und salutierte wie die Anderen. Einer der Soldaten trat vor, salutierte noch mal.


    "Optio! Nichts zu melden!"


    Daß man beim Spielen nichts beobachten, was gemeldet werden konnte, war natürlich sonnenklar. Aber der Soldat zuckte mit keiner Wimper bei seinen Worten.

    Zwei Torwachen standen vor dem Kastell, zwei weitere dahinter. Alle waren noch recht jung und erst seit einigen Monaten bei der Prima. Um so eifriger und aufmerksamer waren die Soldaten noch. Bis auf einer, der gerade ausführlich seine letzte Sauftour seinem völlig desinteressierten Kumpanen auftischen wollte.


    "...wir waren schon in der zweiten Taberna als wir würfeln wollten. Weißt Du, was der Wirt gemacht hat? Der hat uns doch glatt die Würfel weggerissen. Faselte etwas von: Wir sind eine anständige Taberna. Hah, das ich nicht lache. Aber wir haben dann doch noch ein Örtchen gefunden. Übrigens...hast Du schon gehört? Es soll endlich ein Lupanar hier aufgemacht werden. Dann wirds erst richtig lustig hier."


    Der andere Soldat stieß dem Redseligen in die Seite und deutete auf den Neuankommenden. Schnell nahmen beide Haltung an und musterten den älteren Mann prüfend.


    "Halt! Was willst Du? Den Centurio sprechen? Dann zeig mal Deine Markierung, Soldat! Damit wir sehen, daß Du auch wahr sprichst."

    Marcus sah von den heruntergefallenen Akten auf, erhob sich wieder und legte sie auf den Tisch zurück. Einige Blätter waren dabei herausgefallen und unter einen Schrank gerutscht, was der Optio jedoch nicht bemerkte. Prüfend musterte er den Römer, der vor ihm stand und hörte sich sein Anliegen an. Ja, endlich ein Rekrut! Aber was sollte ein Bürger sonst in seinem Officium wollen?


    "Salve, Iunius!"


    Marcus nickte knapp, nahm sich eine Tabula hervor und etwas Kreide und sah wieder hoch. Den Anwärter forderte er natürlich nicht auf, sich zu setzen.


    "Appius Iunius Lucullus? Wie der berühmte Lucullus?"


    Damit meinte Marcus natürlich den republikanischen Kirschbringer und nicht seinen eigenen Vetter, den er kaum für berühmt hielt. Marcus schrieb, schrieb natürlich prompt den Namen falsch und musterte den Mann erneut.


    "Gut, wo bist Du geboren worden? Wer waren Deine Eltern? Und hast Du irgendwelche Krankheiten?"


    Abwartend hielt er die Kreide bereit.

    Als der Kaiser eintrat, atmete Marcus tief durch. Einen Moment verharrte Marcus, dann sank er auf die Knie. Seine Toga raschelte leise bei dieser demütigen Handlung. Marcus senkte das Haupt für einige Herzschläge, ehe er seinen Blick wieder hob. Obwohl Marcus geglaubt hatte, daß er dem Kaiser doch relativ würdig entgegen treten könnte, machte sich wieder die flaue Nervosität in seinem Bauch breit.


    „Ave, Imperator Caesar Augustus, ich entbiete Dir meinen respektvollen Gruß!“


    Noch mal neigte Marcus, wie es sich vor dem Kaiser gehörte, das Haupt. So, jetzt kam Marcus zu seiner Rede. Aber wie fing es gleich noch mal an? Schnell schielte er in Richtung seiner Hand. Verdammt! Sein Spickzettel war unter seine Toga gerutscht. Marcus kämpfte die wachsende Panik herunter und hob erneut seinen Blick. Ernster Miene, feierlicher Stimme und mit wohlklingender Stimme legte er sich die Worte zurecht. Nach den ersten, eigenen und improvisierten Worten, fiel ihm, den Göttern sei Dank, wieder die Rede seiner Mutter ein.


    „Imperator, ich bin heute in Deine ehrwürdigen Hallen gekommen, um eine große Bitte zu äußern. Diese Bitte mag ein wenig ungewöhnlich erscheinen, doch hoffe ich mit meinen weiteren Worten diesem Wunsch einen fruchtbaren Boden zu bereiten. Denn ich möchte Dich darum bitten, mich als Deinen Klienten aufzunehmen.“


    Stundenlang geübt, war stundenlang geübt. So hatte Marcus auch die passenden Handbewegungen drauf, um seine Worte zu unterstreichen. Marcus pausierte jedoch in erster Linie, weil ihm wieder die Worte abhanden kamen.


    „Vor geraumer Weile trat ich in Germania in Deine Dienste als einfacher Soldat ein. Wie wenige aus unserem Stand, folgte ich diesen Ruf, arbeitete mir den Weg hoch in die Legion, da es mein Bestreben war, Dir, o Caesar, mit meinen Fähigkeiten am Besten zu dienen. Und nun führten mich die Geschicke der Götter und der Weg der Legion nach Mantua und in Deine treueste Einheit, die Legio I. Traiana Pia Fidelis. Somit ist es mir erneut vergönnt worden, Dir besser dienen zu dürfen.“


    Marcus hoffte inständig, daß er nicht eine wichtige Passage auf dem Spickzettel vergessen hatte. Seine Kehle war schon ein wenig trocken, aber da mußte er jetzt durch.


    „Doch ein Römer und ein Soldat bedarf eines Patrons. Lange habe ich über diese Entscheidung nachgedacht. Wäre mein Vater noch am Leben, hätte ich die Geschicke meines Daseins mit Freuden in seine Hände gelegt. Doch die Götter hatten einen anderen Weg vorgesehen. Und in den letzten Monaten wurde mein Weg für mich immer klarer. Dir zu dienen, als Soldat und als Klient, ist mein Wunsch, Imperator. Denn kann in dem Herzen eines Mannes die Treue für zwei Herren schlagen? So hoffe ich, o Caesar, daß Du meinem Anliegen mit Wohlwollen begegnest!“


    Marcus neigte mit einer gewissen Demut, auch so was hatte er mal gelernt, den Kopf und sah dann zum Kaiser hoch. Ruhig wirkte er, aber in Wirklichkeit glaubte Marcus, daß doch jeder sein Herz so laut pochen hörte, wie er es tat.

    Eine Fliege surrte über Marcus Nase. Und schnell hatte er sich in die Arme von Morpheus begeben. Warum auch die Tür anstarren, wenn er die Mittagshitze verschlafen konnte? So würde sein Dienst auch schneller rumgehen. Daß die Aktenberge dadurch nicht kleiner wurden, verdrängte Marcus wie oft. Sssssuuursss! Die Fliege setzte sich auf Marcus Nase. Grummelnd wedelte er sie weg und schlief weiter. So merkte er das Eintreten eines Rekruten in keinster Weise. Erst das Klopfen ließ ihn aufschrecken. Fast wäre er von seinem Stuhl gefallen, konnte sich jedoch gerade noch am Tisch festhalten. Trotzdem polterte es laut als einige Akten herunter gerissen wurden.


    "Bei Mars breitem Hintern! Herrje noch mal!"


    Marcus fluchte leise, griff sich an die Stirn und sah schnell gen Himmel. Schnell murmelte er einige Entschuldigungsworte an den Gott des Krieges und stand auf. Grummelnd sammelte er die Akten ein und sah dabei kurz zur Tür. Wäre nicht auszudenken gewesen, wenn jetzt gerade der Primus Pilus seine Arbeit kontrollieren wollte.


    "Herein!"

    Der älteste Soldat, schon seit Tagen hier auf Wache eingeteilt und mit Namen Gaius Harpax stand mit einigen wenigen Soldaten am Tor. Langeweile war ihr Alltag. Denn an jenem Tag hatte nur ein Bautrupp für das Amphitheater das Kastell verlassen. Gerade hatten sich die Soldaten überlegt zu würfeln. Doch kam es unter ihnen zum Streit, ob sie das denn noch dürften. Hörte man doch, daß es seit kurzer Zeit verboten war zu würfeln. Die Soldaten verstanden da natürlich die Welt nicht mehr. Wie konnte man ihnen noch die letzte Vergnüglichkeit zwischen ihrem Dienst nehmen? Gaius Harpax stand jedoch, dieses Mal sich nicht die Zähne reinigend am Tor und sah dem Optio entgegen. Mit der Routine von dreißig Jahren Dienstzeit salutierte der Legionär.


    „Optio, keine Vorkommnisse. Nur ein Bautrupp hat heute das Lager verlassen, Optio!“

    Unverwandt sah Marcus Lucilla an und nahm jedes Detail ihrer anmutigen Gestalt und ihres schönen Gesichtes in sich auf. Gerade die Abstinenz in der langen Zeit in Germania hatte die Augen von Marcus für jene Art von Schönheiten wie Lucilla wieder geschärft. So genoß er es einfach, sie anschauen zu dürfen. Lucilla! raunte er in seinem Geist. Decima...Decima? Hm...? Irgendwie kam ihm das bekannt vor. Decimus? Wie ein Blitz des Iupiters fuhr es auf Marcus hernieder. Decimus Livianus, Marcus Legat und Vorgesetzter hieß doch so! Herrje! Ach, die Beiden waren bestimmt nicht verwandt. Eine Familienähnlichkeit war in keiner Weise zu erkennen. Das mußte bestimmt ein ganz entfernter Zweig sein. Wie mit den hispanischen Flaviern. Man hatte kaum miteinander zu tun. Erleichtert nickte Marcus. Man hätte das auch als Regung auf die Litatio interpretieren können.


    Gerade wollte Marcus etwas erwidern, doch dann sah er die Gastgeberin nach vorne treten. Eher aus den Augenwickeln, Marcus Aufmerksamkeit lag doch ehr auf Lucilla, vernahm er die Verkündigung der Vorspeise. Sehr gut! Denn Hunger hatte Marcus wahrlich. Außerdem wollte er beim Essen versuchen, weiter mit Lucilla ins Gespräch zu kommen. Marcus sah sich kurz nach einem grimmig schauenden Mann um, der Lucilla bewachen könnte. Oder nach einer alten Vettel, die das selbige vor hatte. Doch er sah niemanden! Das hob natürlich seine Laune sogar ein wenig mehr. So sah er lächelnd zu Lucilla.


    „Wie es scheint, hast Du Recht, Decima Lucilla, das Essen beginnt! Möchtest Du mich vielleicht zu einer der Klinengruppen mitbegleiten? Mich dürstet es, wenn es Dir nicht all zu unschicklich erscheint, mehr von Dir zu erfahren!“

    Zitat

    Original von Flavia Arrecina
    Arrecina war völlig in Gedanken gewesen, als das Geschrei losging und sie sah wie der Körper des Mannes zerschmettert wurde. Für viele mochte es grausam gewirkt haben, aber erstens war es doch nur ein Sklave und zweitens war es doch sein eigener Wunsch, auch wenn Sklaven eigentlich keine Wünsche haben sollten. Nun so musste man ihn für nichts mehr bestrafen denn die Bestrafung hatte er ja nun selber ausgeführt. Zuerst wollte sie protestieren, als ihr Vater sie einfach weiterschieben wollte, aber dann ließ sie es doch zu, auch wenn sie gerne noch etwas zugesehen hätte was man mit dem Mann nun machte, dessen Körper nun völlig entstellt und zerschmettert da lag. Sie ließ sich von Marcus führen und betrat zusammen mit ihm das Kolosseum. "Es war doch nur ein Sklave, Vater. Wann werden die Kämpfe beginnen? Ich bin schon gespannt wie es sein wird." Sie lächelte, aber ihr Lächeln hatte etwas ziemlich kaltes an sich, wahrscheinlich aber nur für andere und nicht für ihren Vater. Sie sah sich gerne solch ein Spektakel an, auch wenn dabei Menschen drauf gingen, nur waren es eben Menschen zweiter Klasse. Hier drinne war es auch nicht grade leer und es entstand ein ziemliches Gedrängel.


    "Da hast Du Recht, Cinilla, Sonnenschein. Aber so ein Selbstmord ist doch unschön. So was sollte man lieber den Philosophen überlassen wie diesem Soo...nein Aristoteles und seinem Schierlingsbecher!"


    Überzeugt davon und völlig vergessend, daß es doch in Wirklichkeit Sokrates war, der wegen der Anklage der Athener den Schierlingsbecher trinken mußte, ging Marcus weiter mit seiner jungen Tochter und drängte sich an den vielen Menschen vorbei. Marcus seufzte und blieb stehen. Kopfschüttelnd musterte er die lange Schlange. Grübelnd rieb er sich den Nacken. Doch dann bahnte er wieder rabiat den Platz durch die Leute und erreichte nach einer Weile mit seiner Tochter auch hier die Ränge. Mittels einigen Sesterzen erkaufte Marcus für sich und seine Tochter bessere Plätze unten und winkte einen der Verkäufer heran. Niemals auf den Spielen ohne Verpflegung. So kaufte er großzügig ein und reichte auch dieses Mal seiner Tochter davon weiter. Schon fing es an, die Männer mit den Kugeln kamen heran. Schnell stellte Marcus seinen Becher zur Seite.


    „Möchtest Du so eine Kugel?“


    Marcus stellte sich dabei auf und spähte herunter. Da kamen sie geflogen. Ganz der fürsorgliche Vater versuchte Marcus einer der Kugeln zu fangen. Vergeblich! Doch sein Nebenmann fing eine und mußte sich bemühen sie zu halten. Die Kugel hüpfte hoch, Marcus sah das und zögerte nicht lange. Schnell ergriff er die Kugel und funkelte den Mann an.


    „He, das ist meine!“


    Der eigentliche Fänger starrte Marcus empört an. Marcus grinste breit, ihm verging das jedoch schnell als der Mann mit der Faust ausholte. Flink duckte sich Marcus, trainiert war trainiert, die Faust sauste über ihn hinweg. Marcus gab dem Mann einen Stoß und der fiel schreiend die Tribüne herunter. Zufrieden kehrte Marcus zu seiner Tochter zurück und reichte ihr diese Loskugel. Seufzend besah er sich seinen umgekippten Becher, ließ sich neben seine Tochter plumpsend wieder auf sein Gesäß fallen und winkte nach dem Weinausschenker.


    „Mithridates? Wer ist denn das?“


    Fragend sah Marcus zu seiner Tochter. Er war sich sicher, daß sie ihn aufklären konnte.

    „Gesehen, ja aus der Ferne, Mäuschen, nur aus der Ferne! Aber sie haben ein Schaf von der Legionsherde gerissen!“


    Auch Marcus packte die Raubtierhatz wahrlich. Gebannt starrte er auf die Wölfe hinunter und wie sie über den wehrlosen Hirschen herfielen. Hah, so war es gut. Am liebsten hätte Marcus die Wölfe angefeuert und säße seine Tochter nicht neben ihm, hätte Marcus seine Patriziermanieren völlig vergessen. So kompensierte er das, in dem er den Inhalt der Tüte genüßlich mampfte und immer mal wieder knurrend den Rückschlag eines der Tiere kommentierte. Doch dann gewannen die Wölfe und Marcus sackte etwas zurück. Dabei fiel ihm auf, daß die Tüte leer war und so wank er einen weiteren Verkäufer herbei, dem er Würstchen, Obst und Wein abnahm. Beides reichte er an seine Tochter und nahm sich selber noch mehr von dem Angebot. Als die ‚Barbaren’ kamen, spähte Marcus hinunter und hob seine Augenbrauen.


    „Ha, wenn das germanische Kämpfer sind, dann bin ich Pontifex der Venus!“


    Marcus lachte, seufzte dann jedoch schwermütig. Schon wieder war ihm etwas entrutscht, was er vor seiner Tochter nicht hätte sagen sollen. So versuchte er sie schnell abzulenken.


    “Na, was meinst Du, Mäuschen? Werden die Wölfe gewinnen?“


    Marcus verfolgte wieder, mitgerissen von dem Blutrausch der Wölfe, das Geschehen genau. Immer wieder knurrte oder brummte Marcus, wenn wieder einer der Männer, wie der Hirsch, gerissen wurde. Neugierig sah er auf das sich öffnende Gatter. Was wohl heraus kommen würde? Ein Elefant, ein Löwe? Ein Ge..Gepa...na so ein Tier halt? Irgendwas kam Marcus jedoch bei dem Gedanken komisch vor, hach ja, das waren ja keine germanischen Tiere.

    Der Blick des Soldaten folgte dem herunterplumpsenden Reisesack. Gerade suchte er unter seiner alten Rüstung einen Zahnstocher, um sich von dem lästigen Überbleibsel des letzten Mahls zu befreien. Na, der junge Mann schien es tatsächlich ernst zu meinen. Grummelnd murmelte der Soldat etwas vor sich hin und nickte dann. Suchend sah er sich um. Wer würde jetzt seinen Platz übernehmen? Schulterzuckend deutete er auf ein große Gebäude weiter hinten.


    "Gut, gut! Dann geh mal weiter und zu diesem Haus dort. Zweite Stube auf der rechten Seite. Dort ist das Rekrutierungsbüro. Ich muss hier weiter Wache stehen....!"


    ...und außerdem meine Zähne weiter säubern. Schließlich hatte man, bei so vielen Jahren auf dem Buckel, nicht mehr allzuviel davon. Rekruten gab es da schon sehr viel mehr. Und so aufgeweckt wie der Junge ihm erschien, würde er wohl kaum die Gelegenheit nutzen und Ärger im Lager machen wollen. So nickte der Alte ihm zun und fing an, sich im Mund herum zu stochern. Mit dem Alter kamen die seltsamen Angewohnheiten.