Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Herrje, grad war Marcus vom letzten Rekruten zurückgekehrt, da kam schon der Nächste. Was war denn los?, dachte sich Marcus. Wollten die Mütter alle ihre Söhne loswerden? Schnell räumte Marcus einige Tafeln zur Seite, musterte skeptisch sein Chaos und hoffte, daß es keine Inspektion war. Aber die würden nicht klopfen. Marcus ließ sich plumpsend auf einen Stuhl fallen und griff nach dem Weinkrug, woleider nur Essigwasser drin war.


    "Herein!"

    Das war auch eine völlig unerwartete Frage. Marcus mußte über diese Frage deutlich angestrengter nachdenken. Als Erstes freute es Marcus sicherlich als junger Mann bezeichnet zu werden. Marcus fühlte sich auch viel jünger als seine 35 Lenze. Und scheinbar wirkte er bei Anderen auch so. Das war natürlich eine Wohltat für seine geschundene Seele, nachdem sein ehemaliger Ausbilder ihn schon fast als Greisen hingestellt hatte. Die Garde...Garde? Prätorianer? Das musste der Kaiser meinen! Bei Mars! Marcus erinnerte sich gut daran, dass er früher oftmals davon geträumt hatte, ein heldenhafter Prätorianer zu sein, besonders bei den Evocati zu dienen. Bis er dann die Frauenwelt kennen lernte und die angenehmen und faulen Seiten des Lebens. Auch etwas, was er kaum dem Kaiser berichten konnte. Marcus lächelte und neigte kurz den Kopf ehe er auf des Kaisers Frage eine Antwort formulierte.


    „Ehrenwerter Augustus, welcher Mann würde nicht danach streben, Dir in der Garde dienen zu dürfen? Es wäre mir natürlich eine große Freude, würde mir eines Tages diese Ehrung wiederfahren, Caesar.“


    Marcus neigte noch mal nach der Antwort den Kopf. Äußerlich bemühte er sich weiter um Ruhe und Gelassenheit. Innen war er doch etwas verwirrt. Dann kam der erlösende Einfall. Vielleicht wollte der Kaiser einfach nur mit ihm plaudern? Ja, das mußte so sein. Marcus fand das sehr sympathisch und lächelte dementsprechend gelöster.

    Marcus musterte die Bemühungen als der Rekrut sich in die Rüstung zwängte. ‚Zu eng!', dachte sich Marcus und nickte bestätigend. Grübelnd kratzte er sich am Kinn und klopfte kräftig gegen das Holz. Er spähte in Richtung des Hinterzimmers, wo der Soldat verschwunden war.


    „Du musst mich nicht „Herr“ nennen, Probatus! Gewöhn Dir das nicht an, denn Du bist Soldat hier und kein Sklave. Optio Flavius oder Optio genügt. Genauso machst Du das auch bei den anderen Unteroffizieren oder Offizieren. Ranggleiche kannst Du auch nur mit dem Namen ansprechen. Verstanden, Probatus Iunius?“


    Er nickte ihm recht freundlich zu. War es doch weniger als Rüge gemeint als ihn aufzuklären. Marcus kannte das zwar, dass er von manchen Plebs so genannt wurde, aber das war nun mal unangebracht im Militär und da wollte Marcus auch keine Sonderstellung haben. Verwirrt drehte sich Marcus um, als der Probatus noch was anfügte.


    „Hast Du was gesagt?“


    Marcus sah Lucullus fragend an. Doch da kam schon der Soldat Quintus zurück Er sah Lucullus an und prustete los. Dann sah er ihn noch mal an, schnalzte mit der Zunge.


    “Heijheij, das geht so nicht, sonst fallen die alten Soldaten noch über Dich her! Komm, zieh das wieder aus. Obwohl...die Riemen. Hast Du schon versucht, die Riemen weiter zu stellen?“


    Auf dem Tisch landete ein großes Schild, auch Scutum genannt. Daneben ein Gladius, ein ‚Kurz’schwert, was noch in seiner ledernen Schwerthülle steckte und zwei Wurfspeere, jedes auch als Pilum bekannt. Daneben legte er einen gut gearbeiteten Helm.


    „Das ist Deine Kampfausrüstung, jetzt kommen wir mal zu deiner Marschausrüstung, Probatus.“


    Fröhlich vor sich hinpfeifend verschwand Quintus wieder und kam schwer beladen wieder an. Polternd legte er das vor Lucullus. Poltern, klappern von Geschirr und ähnliches war zu hören.


    „Und eine Paraderüstung bekommst Du auch noch. Der nette Optio kann Dir sicherlich beim Tragen helfen. Wobei Du noch lernen wirst, dieses ganze Gepäck hier und mehrere Pfund Proviant am Tag ganz alleine zu tragen und dabei zu marschieren, jedoch jederzeit kampfbereit zu sein.“


    Grinsend trat er an Lucullus, drückte prüfend seinen Oberarm.


    “Na, das wird noch, Probatus, das wird noch!“


    Wieder war er verschwunden und tauchte dann mit dem Rest der Ausrüstung auf. Marcus schob er dann eine Tabula hin.


    “Bitte unterzeichnen, Optio!“


    Marcus nickte knapp und unterschrieb krakelig. Marcus schob die Tabula zurück und sah zu Lucullus. Marcus hatte nicht wirklich Lust, die Sachen des Probatus zu tragen, würde ihm im Notfall jedoch ein wenig mit der Paraderüstung helfen.


    “Geht das?“


    (---> Hier ist deine Ausrüstung beschrieben!)

    Zitat

    Original von Iulia Helena
    Ich denke, es hängt am Tiefgang der Schiffe. Ein Fluss-Schiff ist naturgemäß deutlich weniger tief gebaut als ein Seeschiff, das Stürme überleben muss und deswegen einen anderen Schwerpunkt hat. ;) Eine Titanic kann nunmal nicht auf dem Amazonas schippern .. um es platt zu sagen.


    Es gibt Galeeren, die hatten einen Tiefgang von weniger als zwei Meter bis zu 40 cm. Waren aber über 30 Meter lang und Mittelmeertauglich...wir reden ja hier hauptsächlich von dieser Schifffahrt und nicht von Transatlantiküberfahrten ;)



    Edit: Naja, aber viele andere ältere Schiffe hatten auch nicht soo viel Tiefgang wie die aus dem 19. Jahrhundert mit ihren 50 Kanonen an Bord ;)

    Hmm...das seh ich aber ein wenig anders. Eine römische Galeere zum Beispiel ist durchaus in der Lage einen Fluß zu befahren. Es kommt halt auf das Schiff und auf den Fluß drauf an...selbst im Mittelalter ging das noch. Darf man nicht vergessen, dass die Wikinger mit ihren Schiffen von Skandinavien über Russlands Flüsse bis nach Byzanz mit ihren Schiffen gesegelt sind, sie teilweise getragen haben, etc...


    Das Bestattungsunternehmen lag am Rande der Stadt Mantuas. Es war kein sonderlich auffälliges Haus, doch der Geruch von Tod und von dem Vergänglichen lag hier in der Luft. Die meisten Römer mieden das Haus auch gerne. Wer dachte schon an seinen bevorstehenden Tod. Zwar hatten besonders die Armen diesen vor Augen und zahlten fleißig in Begräbnisvereine, sogenannte Collegia funeraticia, ein. Aber dem Tod so zu begegnen war eine andere Sache. Marcus marschierte mit einem Soldaten auf der Legio I auf das Haus zu. Es gab wohl noch zwei andere Bestattungsunternehmen in der Stadt, aber Post Mortem wurde Marcus besonders ans Herz gelegt. ‚Ob hier in Mantua besonders viele Menschen starben?’ Der Gedanke huschte durch Marcus grüblerische Überlegungen.


    Vor dem Libitinarius angekommen, blieb Marcus unbehaglich stehen. Doch dann faßt er Mut und trat in das Bestattungsunternehmen ein. Quietsch! Die Tür öffnete sich schwierig. Innen drang ihm penetranter Blumenduft entgegen. Aber was für Blumen, Lilienduft. Der Geruch nach Tod und Gräbern. Eine Katze mit grünfunkelnden Augen starrte Marcus entgegen. „Miaunz....“ Sie lief auf Marcus zu und umstrich geschmeidig sein Bein. Genervt drängte Marcus das Tier zur Seite, doch sie schien einen Narren an Marcus gefressen zu haben. Sie schmiegte sich wieder an Marcus Bein heran.


    „Verschwinde, Du Mistvieh!“


    Marcus trat nach der Katze. Laut maunzend sprang sie davon und fauchte. Ein Mann kam aus einem Hinterraum auf Marcus zu. Er trug eine lederne Schürze um seinen Oberkörper und strich sich schnell seine Haare glatt. Dünn konnte man den Mann nicht bezeichnen, aber er hatte etwas ausgedörrtes und etwas hageres an sich. Auch wirkte er schon verlebt, hatte einen Ansatz von Tränensäcken unter den Augen und war blass und mit dem Schatten eines Dreitagesbartes an den Wangen. In seinen Augen lag etwas lauerndes. Einem solchen Mann würde man bestimmt nicht seine Tochter oder sein Geld anvertrauen. Aber hier ging es ja nur um die Toten.



    „Ah, ein Legionarius! Salve, Miles! Du hast sicherlich von meinem Unternehmen gehört, weil einem Deiner Bekannten, oder gar Familie?, ein Uuunglück wiederschehen ist! Ja, Du bist gaaanz richtig hier, Miles! Niemand geleitet die Toooten vor Hades Pforten so gut, wie wir es tun...haha...nein, ein Tempel sind wir natürlich nicht und somit nicht Mercurius Diener. Das war bildlich gesprochen! Kommt doch hereiiin, mein Heeer, koommt hereiin!“


    Der Mann sprach geschwollen und hatte die Angewohnheit immer wieder die Vokale in die Länge zu ziehen. Dabei schien er jedoch eher zu flüstern. Marcus sah ihn verdattert an und folgte dem Mann weiter hinein. Vorbei an einem Regal mit Urnen, Weihrauchschalen, die intensiv seinen Duft verströmten und verschiedenen Fresken, die Charon, den Styx oder die Unterwelt darstellten.

    Langeweile kam bei Marcus beim Essen eigentlich nicht auf. Warum auch? Er war schwer damit beschäftigt zu essen und immer wieder erfreut zu seiner Tochter zu sehen. Das weitere Essen lenkte Marcus auch wieder völlig von der Frage ab, was seine Tochter überhaupt hier machte. Das Gespräch rauschte an Marcus vorbei, denn das Essen war ihm im Moment viel wichtiger. Immer mal wieder ließ er sich seinen Becher füllen, den er schnell leerte und auch sein Teller musste öfters mal aufgefüllt werden. Bei den Mengen, die Marcus verdrücken konnte, war es kein Wunder, dass er früher immer schnell angesetzt hatte. Erst die Legion hat ihn wieder etwas schrumpfen lassen im Bauchumfang, was ihm gut stand. Aber auch vorher war es noch passabel gewesen. Er war zwar durchaus etwas fülliger, aber wirkte immer noch stattlich dabei. Mäßigung war von je her ein griechisches Fremdwort für Marcus. Erst als der Kaiser erwähnt wurde und das Ganze mit dem Patronat, blickte Marcus auf.


    „Ich war gestern beim Kaiser...“


    Marcus verstummte, denn gerade wurde ihm wieder etwas zu Essen gereicht. Drum aß er lieber weiter. Er hatte eh das Gefühl, daß es hier nicht der richtige Rahmen zum Erzählen von der Audienz war. Er spülte einen Bissen mit einem tiefen Schluck Wein herunter als er schon seine Tochter hörte. Gerade wollte Marcus runterschlucken, um etwas zu seiner Tochter zu sagen, aber sein Bruder war einfach schneller. Felix Reaktion verblüffte Marcus dann jedoch, Marcus verschluckte sich und hustete heftig. Ein Sklave klopfte Marcus kräftig auf dem Rücken, Marcus nickte ihm dankbar zu und war hin und her gerissen, zwischen Empörung und Zorn. Wie kam bitte Felix dazu, seine Tochter Maßzuregeln? Da war Arrecina schon draußen. Kopfschüttelnd sah Marcus zu Felix.


    “Secundus, Cinilla ist immer noch meine Tochter! Ich möchte Dich drum bitten so was mir zu überlassen!“

    Herrje, jetzt war es passiert. Der Kaiser hatte Marcus eine unerwartete Antwort gegeben. Dafür hatte Marcus Mutter, Flavia Agrippina, nichts erwähnt. Immerhin stand Marcus erleichtert auf als der Kaiser ihm das Zeichen gab. Der Marmor hatte schon an seinen Knien angefangen zu schmerzen. Marcus schwieg etwas ratlos auf die Bemerkung des Kaisers. Ganz nach dem Motto: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Wenn Marcus diesen Spruch gekannt hätte. Und noch mal herrje! Seinen Vater? Marcus grübelte und dachte darüber nach, was seine Mutter ihm über Corvinus damals erzählt hatte. Dabei bemühte sich Marcus eine gelassene und würdevolle Haltung zu bewahren. Es gelang ihm dann doch ganz gut.


    „Werter Imperator, mein Vater war Lucius Flavius Corvinus. Kennen lernen durfte ich meinen Vater jedoch nie. So starb er einige Wochen vor meiner Geburt, durch die Hand eines gemeinen Mörder. Ich erfuhr nur aus den Erzählungen meiner Mutter von meinem Vater. So diente mein Vater dem Imperium als Magistrat als er sein Leben für diesen Dienst verlor.“


    Marcus fragte sich, ob er ihm noch mehr von dem bewegten Leben seines Vaters erzählen sollte? Aber vielleicht kannte der Kaiser Flavius Corvinus sogar und das war nicht notwendig. So dachte Marcus lieber über die zweite Frage des Kaisers nach. Ja, warum war er als einfacher Soldat bei der Legion? Weil seine Mutter es so wollte. Aber das konnte er kaum sagen. Weil er nichts anderes wirklich konnte, außer das Leben mit Tabernae und Lupanaren zu füllen? Gerade das, galt es nicht laut hinaus zu posaunen. Als Gelehrter oder Politiker taugte Marcus nicht und das wußte er allzu gut.


    “Caesar, ich wollte meine Fähigkeiten in Deinen Dienst stellen. Und da mir die Aufgaben des Soldaten näher lagen als in der Verwaltung oder in dem Götterdienst, schlug ich jenen Weg ein. Und an keinen Tag, so schwer oder auch hart prüfend er war, bereute ich diesen Entschluß!“

    Schwungvoll öffnete Marcus die Tür zum Officium. War nicht dieser Vesuvius hier zuständig? Gesehen hatte Marcus den Mann bis jetzt noch nie, so zuckte er nur mit der Schulter und führte den Probatus in die Ausrüstungskammer. An einem Holztisch, der verwaist dort stand, angekommen, klopfte Marcus kräftig auf das Holz. Ein erschrockenes Poltern und ein Rascheln waren zu hören. Einige Momente später kam ein recht junger Mann mit dunkelbraunen kurzen Haaren heraus. Seine Tunika war etwas verrutscht und sein Gesicht hochrot. Marcus sah ihn fragend an, unterließ es dann jedoch dem auf die Spur zu gehen.


    “Miles, wir haben einen neuen Probatus auszustatten. Hol die Basisausrüstung! Wie ist Dein Name, Soldat?“


    Der junge Mann, dessen Gesicht wieder eine normalere Farbe annahm, salutierte schnell.


    „Quintus Arbus, Optio! Wird gemacht. Wenn ich jedoch kurz Maße nehmen darf?“


    Er trat an Lucullus heran. Marcus musterte ihn erstaunt. Ob der Mann mal Schneider gewesen war? Zumindest fing dieser Soldat an, die Schultern von Lucullus mit seiner Hand abzumessen und seine Größe abzuschätzen. Dann nickte er und verschwand in einem der hinteren Räume. Leises Geflüster und Rascheln war von dort zu hören. Marcus lehnte sich seufzend gegen den Holztisch und grinste verhalten. Schon kam der Soldat wieder und legte die Rüstung auf den Tisch.


    “Zieht sie doch bitte mal an. Ich will sehen, ob sie auch passt!“


    Schon war er wieder verschwunden, um die anderen Sachen zu holen. Marcus sah zu Lucullus und deutete auf die Rüstung.


    “Kannst Du die alleine anziehen?“

    Marcus nickte zufrieden und ging auf die Tür zu. Aber hatte er nicht etwas vergessen? Ach ja, die Tabula mit den Daten des neuen Probatus. Schnell wandte er sich wieder um, ging zum Schreibtisch und griff nach dieser. Eigentlich war Marcus ja schon neugierig, wer der Neue war, aber für harmlose Konversation war ein anderes Mal noch Zeit. So verließ Marcus mit dem Probatus das Officium und führte ihn in die Ausrüstungskammer, die nur einige Schritte entfernt lag. Da hatte zumindest der Architekt beim Bauen mitgedacht.

    Der Soldat salutierte schnell als der Primus Pilus heraustrat. Mit dem Daumen deutete er dann auf den Veteranen aus Germania. Dabei blieb er mit Haltung stehen und starrte gerade vorraus. Schließlich wollte er sich wegen mangelnder Haltung oder schlampiger Erscheinung keine Rüge einhandeln.


    "PrimiPilus, ein Besucher aus der Legio IX ist für Dich eingetroffen."

    Wasserleitungen! Das war's doch! Marcus nickte zufrieden und schrieb das kurz nieder. Kein Wunder, daß der Mann aus Rom geflüchtet war! Das klang wirklich nach einer langweiligen und eher trögen Arbeit. Und dann wieder doch mit dem Hauch von Gefahr verbunden. Würde ein Mann seinem Heim nicht ein Wasseranschluß erkämpfen wollen? Marcus grinste verhalten. Der würde bestimmt einige lustige Geschichten erzählen können. Zufrieden über die Auskünfte notierte sich Marcus das noch.


    "Gut! Also, wenn wir uns klar verstehen, Probatus, von nun an ist Deine Heimat das Kastell! Du lebst und arbeitest nur für die Legion. Die nächsten Wochen und Monate wirst Du auch nichts anderes als die Mauern des Lagers sehen. Denn Ausgang haben Probati nicht! Hast Du mich verstanden?"


    Marcus sah Lucullus streng an.


    "Du wirst morgen mit Deiner Grundausbildung beginnen. Sie wird hart, sie wird schwer sein. Dort werden wir sehen, ob Du überhaupt zum Soldaten taugst. Wenn nicht, fliegst Du hochkant hier wieder raus. Also lass Dir ja nicht einfallen, Dich auf die faule Haut zu legen! Verstanden?"


    Hach, herrlich! Das machte richtig Spaß, dem Probatus ein wenig Feuer unter dem Hintern zu machen. Aber eigentlich tat er dem Mann nur einen Gefallen. Wenn ihm das jetzt schon zuviel wurde, wäre es besser, wenn er gleich den Rückzug antrat. Wenn er das aushielt, standen die Chancen ganz gut, daß er die Probezeit überstehen würde. Marcus stand auf und legte die Tafel zur Seite.


    "Mitkommen! Du wirst jetzt mal Deine Ausrüstung bekommen. Oder hast Du es Dir anders überlegt?"

    Der Sklavenhändler überforderte Marcus mit seinem schnellen Reden auf jeden Fall. War er doch dabei diese drei Prozent auszurechnen, die er bei der Barzahlung (aber wie sollte man denn sonst zahlen?) bekommen würde. 3% von 1500. Marcus lächelte gut gelaunt. Das waren doch schon mal 500 Sesterzen weniger. Zufrieden über diese Rechnung nickte Marcus. War doch schon einmal ein Anfang. Deswegen kam Marcus gar nicht mehr dazu den Sklaven wegen seiner unverschämten Worte Maßzuregeln. Aber das übernahm seine Tochter auf gar lobenswerte Art! Ja, ganz eine Flavia. Marcus Mutter wäre mit Sicherheit stolz auf ihre Enkelin. Marcus Mutter? Agrippina? Ja, warum hat sie eigentlich keinen Brief mitgeschickt? Ob sie am Ende gar nichts von Arrecinas Aufenthalt hier wußte? Marcus schaute ganz entgeistert! Man hätte das als Reaktion auf den Sklavenhändler deuten können.


    Marcus schüttelte den Kopf und versuchte seine Gedanken von dieser Eingebung, die ihn ein paar Tage zu spät ereilt hatte, zu befreien. DAS würde er bestimmt noch mit seiner Tochter später klären müssen. Marcus Gesicht verfinsterte sich. Was wenn sie tatsächlich abgehauen war? Jetzt brauchte er dringend etwas, woran er seinen Zorn, der ihn plötzlich überkam, abreagieren konnte.


    "Händler! Verarschen kannst Du einen anderen Kunden. Auf diese Masche fallen wir bestimmt nicht herein. Ich sehe schon, daß Du den Mann doch schnell loswerden willst. Kein Wunder! Wer kauft schon einen Sklaven mit so einer großen Klappe? Ich finde die 300 jetzt schon zuviel. Aber gut, ich bin heute sehr gut gelaunt! Drum hast Du Glück! Aber Du solltest alles daran setzen, mich bei Laune zu halten. Also, die 1000 geforderten Sesterzen sind zu viel. Ich gebe Dir höchstens 400 und das ist mein letztes Wort. Ansonsten kauf ich lieber einen Gladiator von einem Deiner Konkurrenten!"


    Marcus hatte sich aufgerichtet, seine ganze patrizische Würde zusammen gekratzt und er funkelte den Händler an. Dabei lag so ein seltsamer Ausdruck in seinen Augen. Etwas, was nur ein Flavia zeigen konnte. Vielleicht der Hang zum Sadismus?

    Marcus war hinter seiner Tochter hergeschlendert, hatte den Duft von gebratenem Hühnchen in seiner Nase aufgenommen und einer schwarzhaarigen Frau hinter her geschaut. So hörte er erst sein Töchterlein als jener Grobian vor ihren Füßen landete. Marcus fuhr herum und sah zu dem Kerl herunter. Zufrieden bemerkte Marcus, daß seine Tochter recht wehrfähig war. Hatte sie ihm sogar die Fingerknochen gebrochen? Stolz erfüllte seine väterliche Brust und er packte den Kerl und warf ihn ein Stück zurück. Er hätte dem Kerl ja noch mit dem Fuß eine verpasst, doch eine Stimme lenkte ihn ab. Marcus sah auf und sah verständnislos zu Titus.


    Kannte der den? Hmm...IX? Ja, herrje, bei Mars langem Bart, das war doch der Gehilfe des Tribuns. Der, der ihn immer bei der Ausbildung begleitet hatte. Wenig erfreut den Mann zu sehen, nickte Marcus ihm zu. Seine Antipathien, die Marcus sorgsam gepflegt und gehegt hatte, bezog sich natürlich auch auf dessen Handlanger. Schließlich war der Mann der Gehilfe von einem, der Marcus Mutter als Lupa bezeichnet hatte. Und da war Marcus verdammt nachtragend. Gerade wollte sich Marcus zu einer Höflichkeit durchringen, doch daraus wurde nix.


    "Freundin? Ja, hast Du Dir das Hirn hier in Rom weggesoffen? Das ist meine Tochter! Das sieht man doch sofort!"

    Auch Marcus spähte gespannt auf das geöffnete Tor. Ja, was kam wohl da raus? Die Frage bewegte Marcus auch. So konnte er schlecht seiner Tochter die Frage beantworten. Aber das war auch nicht nötig. Der Bär wurde angekündigt und Marcus beugte sich spähend nach vorne. Was für ein drolliges Tier! So sah der Bär auf jeden Fall von oben aus. Aber als so drollig stellte er sich nicht heraus. Grinsend verfolgte Marcus die Flucht der Männer und wie der zweite Bär, welches Geschlecht das Tier hatte war ihm auch egal, herauskam. Das Gemetzel begann und die verschiedenen Tricksereien der Männer. Marcus lachte gut gelaunt und deutete auf den Mann, der auf den Baum geflüchtet war.


    "Ach, köstlich! Der ist wenigstens gewitzt! Tja, nützt ihm wohl doch nichts!"


    Zufrieden als die Tierhatz zu Ende war, lehnte sich Marcus zurück. Er lächelte seine Tochter rund herum erfüllt an.


    "Na, das war doch schon eine gute Tierhatz! Hat es Dir auch gefallen, Cinilla, Goldstück?"

    Marcus Blick durchbohrte Aquilius. Subura-Sauf...irgendwas? Hatte er gar richtig gehört? Nun ja, wer austeilt, muss wohl leider auch einstecken. Marcus verbiß sich einen Kommentar und nippelte an seinem Wein. Sein Durst war gelöscht und er würde sich später weiter betrinken. Noch war der Abend jung und Marcus wollte ja noch mitbekommen, was sie eigentlich planten. Nicht, daß es später im Nebel des Suffs versank. Doch sein Vetter machte bestimmt eine gute Figur als Magister. Gelehrt, gebildet und mit guten Manieren. Was wollte man mehr? Marcus kratzte sich am Nacken und stellte den Becher Wein zur Seite. Eigentlich hatte Marcus gar keine Ahnung, was die Rituale waren. Sicherheitshalber sah er mal in die Gesichter der Anderen. Ob sie genauso ratlos waren? Sollte er fragen, wann überhaupt ihr nächster Auftritt statt fand? Oh, wie sehr er sich doch jetzt seinen Sklaven herbei wünschte. Schließlich, nach einem Moment des Schweigens und der Stille im Raum, faßte sich Marcus doch ein Herz.


    "Erst mal auch meinen Glückwunsch! Wann werden die Proben sein? Und wann wird unser erster Auftritt sein, Magister? Und wie steht das mit den Soldaten hier im Raum? Wir werden ja nicht wirklich regelmäßig mit bei den Proben sein können!"


    Marcus wußte ja, daß Gracchus schlau war. Dem würde schon bestimmt was dafür einfallen.

    Priscus Befehl löste die erschrockene Starre der Soldaten. Einer eilte flink herbei und versuchte den Riemen des Helmes zu lösen. Vergeblich! Schnell griff er nach einem kleinen Dolch und schnitt das Lederstück durch. Der Soldat zog den Helm vom Kopf. Der röchelnde Soldat hielt sich am Boden abgestützt fest und wurde immer bei jedem kräftigen Schlag nach vorne gestoßen. Und die Parzen schienen es wohl doch noch gut mit ihm zu meinen. Einer der Schläge katapultierte den knöchernen Würfel aus seinem Hals. Der flog gegen eine Wand, landete kullernd auf dem Boden. Völlig fertig und rasselnd Atem holend sank der Soldat auf den Boden. Immer wieder hob sich seine Brust stoßweise. Dann versank er in eine gnädige Ohnmacht.


    Die anderen Soldaten starrten immer noch voller Entsetzen auf ihn herunter. Sie schienen nicht ganz zu begreifen, daß aus ihrer harmlosen Würfellei ein Kampf um Leben und Tod geworden war. Einer der Soldaten beugte sich runter und schüttelte sachte die Schulter seines Kameraden.


    "Lucius? Lucius?...Bist Du tot?"


    Einer der anderen Soldaten sah den Fragenden mit hochgezogenen Augenbrauen an.


    "Wenn er tot wäre, könnte er Dir kaum noch antworten, Du Depp!"


    Der erste Soldat erhob sich.


    "Wen nennst Du hier Depp, Du Vollidiot...?"


    "Vollidiot? Du kleine Ratte..."


    Beide Soldaten starrten sich wütend funkelnd an und waren nahe dran, auf einander los zu gehen.

    Marcus lachte leise bei Lucullus Erwiderung und sah zustimmend zu ihm. Ja, das mit den Vigilen war auch wohl so und das mit der Cohortes? Ja, zu denen konnte er kaum was sagen, aber aufregend war ihre Arbeit wohl nicht sonderlich. Aber ob der Rekrut sich nicht völllig falsche Vorstellung von der Legion machte? Er wollte die Welt sehen. Ja, bei Iuppiter, was machte er dann in Mantua? Zu den Worten mit der Eliteeinheit zuckte nur Marcus linke Augenbraue. Es fiel ihm schwer nicht zu lachen oder so was zu erwidern: Ja, aber nur auf dem Papier. Aber was solls? Das würde der Rekrut noch selber heraus finden. Aquarius? Was war das noch mal? Verdammt...! Marcus grübelte eine Weile hecktisch und gab dann seufzend auf.


    "Und was genau war dort Dein Aufgabensgebiet? Eher Verwaltung oder auch praktische Dinge? Welche genau? Kannst Du Lesen und Schreiben? Kannst Du Rechnen? Maurerarbieten schon gemacht? Die Schaufel schon mal geschwungen?"


    Marcus musterte ihn prüfend und versuchte zu verbergen, daß er keine Ahnung hatte, was Lucullus mit Aquarius gemeint hatte. Irgendwas mit Wasser...Wasserleitungen? Wasserversorgung? Wasserschlepper?


    "Und wie sieht es mit dem Kämpfen aus? Schon mal ein Gladius in der Hand gehabt? Oder ein Pilum? Kannst Du Reiten?"