Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Der glühende Vulkan wurde zu einer blubernden schwarzen Lawamasse. Innerlich war sie immer noch glühend und heiß, beim Berühren konnte man sich verbrennen. Außen sah sie jedoch schwarz und kühl aus, ganz als ob man darüber hinweg laufen könnte. Was jedoch ein Trugschluß wäre. So verhielt es sich auch mit Marcus Zorn. Es gelang dem Optio immer mehr sich zu beherrschen. Aus den Tiefen seines Inneren stieg auch ein kleiner Funken von Neugier hervor. Warum war dieser Medicus so wichtig? Nun, das würde Marcus wohl heraus finden müßen. Wieder etwas ruhiger konnte Marcus den Worten des Tribuns auch folgen. Eine genaue Zahl an Sesterzen wäre ihm zwar lieber gewesen, aber Marcus würde das schon herausfinden. Marcus nickte langsam. Ob er noch weitere Fragen hatte? Marcus grübelte einige Zeit darüber nach und schüttelte dann den Kopf.


    "Somit ist alles klar, Tribunus! Dann mach ich mich gleich an die Arbeit, Tribunus"


    Marcus sah den Tribun mit einem gewißen fragenden Ausdruck an. Vielleicht gab es ja noch etwas zu besprechen ehe Marcus den Auftrag in Angriff nahm.

    Der junge Sklave spähte durch den Türspalt und grübelte darüber nach, wer denn der Herr war, den sie zu sprechen wünschte. Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Hatte er doch nach dem Herren suchen müssen im Auftrag von Sica. So wußte er, daß der Dominus auch im Haus war. Sein Gesicht strahlte erleichtert auf.


    "Natürlich, Herrin. Komm doch bitte herein. Der Herr ist im Triclinium. Wenn Du mir bitte folgst?"


    Daß sie ihren Namen nicht genannt hatte, war dem jungen Sklaven gar nicht aufgefallen. Vielleicht lag es an ihrer Selbstverständlichkeit, die den Sklaven zum gehorchen brachte oder an ihrem hübschen Gesicht. Der Sklave ließ Arrecina anstandslos hinein und führte sie zur Tür des Tricliniums, wo schon Stimmen heraus drangen.

    Es verblüffte Marcus immer wieder, wo die Gens Decima überall ihre Fühler und Mitglieder hatte. Ob sie in Wirklichkeit das Imperium leiteten? Gefährlich, sehr gefährlich, fand Marcus. Aber wenn es so bei den Flavia aussehen würde, hätte Marcus kaum die selben Bedenken. Auch überraschte ihn die Antwort des Magisters erneut. Wie würde seine Mutter sagen? O tempora! O mores! Oder war es o mores! O tempora? Oder ganz anders? Marcus hatte es nicht so mit Aussprüchen also verdrängte er das sofort wieder. Aber es war schon traurig, daß der Name Flavia nicht mehr jede Tür im Palast öffnete. Hatte die Gens schließlich oft genug Vertreter auf dem Kaiserstuhl gehabt.... o mores...ach egal! Marcus seufzte aufgebend und nickte.


    "Nun, also gut! Ich möchte den Kaiser darum bitten, mich als Klient aufzunehmen, sofern es ihm genehm wäre und passend erscheint!"

    Marcus leerte den zweiten Becher Wein und ließ den Geschmack in seinem Mund nachwirken. Eindeutig zu viel Wasser im Wein. Da müßte er wohl noch einen dritten Becher runterkippen ehe er sich bemüßigt fühlte seine Stimme abzugeben. So reichte er den Becher nach hinten, wartete bis der Sklave ihn nachgefüllt hatte und trank auch den dritten Becher leer. Genüßlich leckte sich Marcus den Weinnachgeschmack von den Lippen. So, jetzt konnte er klar entscheiden, ob er Gracchus als Magister wollte. Hmmm...ja, doch! Außerdem hatte er ja schon seine Stimme zugesichert.


    "Meine Stimme geht an Sacerdos Manius Flavius Gracchus!"


    So getan und erledigt. Erneut winkte Marcus nach einem Sklaven und ließ sich seinen Becher füllen. Aber den trank er nicht gierig hinunter. Der wurde jetzt in langsamen Schlücken genoßen. Dabei setzte sich Marcus gemütlicher hin, schließlich sollten jetzt die Anderen mal ihren Willen kund tun.

    Marcus winkte einen Sklaven heran und ließ sich etwas Wein reichen. Ja, bei den Göttern, in letzter Zeit tummelten sich nur noch männliche Sklaven hier in der Villa. Na, Marcus konnte sich denken, wem das zu verdanken war. Doch da kam schon sein Bruder hereingeschneit. Wie der alte Herr persönlich. Marcus Schulter zuckte etwas amüsiert. Grinsend nickte er Felix grüssend zu. Schnell trank er ein paar Schlücke und überließ das ganze Gerede seinem Vetter. Dafür war Gracchus ja auch ausgebildet, Marcus hatte die Lektionen geschwänzt. Ah, Eier! Marcus griff nach der Vorspeise und fing an, die Leckereien zu genießen. Ein Ei, ein Stück Brot, Oliven, noch ein Ei, noch mehr Brot, etwas Käse, Brot, wieder ein Ei und gleich noch ein Ei. Warum griff sich dieser Vetter Lucullus eigentlich alle Eier? Mit leicht empörten Blick beugte sich Marcus vor und griff, Futterneid war bei ihm immer schon ausgeprägt gewesen, nach einem von den Eiern vor Lucullus weg. Dreist grinste er und nahm sich noch ein Ei. Beide mampfte er gut gelaunt. So konnte die Vorspeise beginnen.


    Marcus leckte sich die leicht fettigen Lippen, schließlich waren die Eier gut gefüllt gewesen. Das Essen spülte er sich genüßlich mit viel Wein herunter. 'Mußte er gar schon reden?', fragte sich Marcus als eine Redepause entstand. Fragend hob Marcus den Blick, sah zu seinem Bruder, zu seinen vielen Vettern und zu seinem Neffen und auch Ziehbruder Milo. Nein, wohl doch nicht. Also noch ein Ei! Gedacht, getan und gegessen.

    Ein junger Sklave, der gerade aus dem Speisezimmer kam, wo er die vielen Flavia bedient hatte, kam in der Nähe der Tür vorbei. Der Ianitor war wohl gerade wieder austreten. Seufzend ging er schnell zur Tür. Hoffentlich war es nicht wieder ein Bittsteller oder ein Bettler. Rom schien immer ärmer zu werden, daß mit jedem Tag immer mehr Leute hier anklopften. Zögerlich blieb er vor der Tür stehen. Sollte er wirklich aufmachen? Am Ende war das falsch und Sica würde ihn das büßen lassen. Vielleicht lieber auf Nummer Sicher gehen? Stumm und ängstlich blieb er stehen, dann gab er sich einen Ruck und öffnete die Tür. Zögerlich lächelnd, dann schnell eine gespielte griesgrämige Miene aufsetzend, sah er nach draußen.


    "Salve, was wünschst Du?"

    Es machte Marcus schon etwas unruhig, konnte er doch seinen Namen auf der Akte erspähen. Zumindest meinte er das. Ganz sicher war Marcus nicht, schließlich wurde Marcus auch nicht mehr jünger und seine Augen von Jahr zu Jahr schlechter. Aber wenig zu lesen, half schon die Augen zu schonen, da war sich Marcus sicher. Mühsam kontrollierte er seine Füße, damit diese nicht anfingen kleine Kreise auf den Boden zu malen oder unruhig hin und her zu scharren. Marcus erwiderte ruhig den Blick des Tribunus. Vor kurzem erst ernannt? Das war relativ, aber ja, ein paar Wochen...was war das schon? So nickte Maruc darauf hin knapp. Lorbeeren verdienen? Das klang doch gut. Marcus Mundwinkel wanderten einen Bruchteil eines Zolls nach oben. Wirklich nur einen Bruchteil, aber seine Augen leuchteten dabei auf.


    Drum war die kurze Wartezeit fast zuviel für Marcus. Ja, was für einen Auftrag denn? Insubordination, die es zu bestrafen galt? Gar einen Fahnenflüchtigen? Vielleicht ein Mord, der aufgeklärt werden müsste? Dann brach es über Marcus herein. Eine Bestattung...Diese Worte sickerten nur ganz langsam, träge und unmerklich in Marcus Geist. Dann kam es bei ihm an. EINE BESTATTUNG? Ja, bei allen guten Göttern, was dachte sich der Tribunus dabei? So eine Unverfrorenheit, so eine Unverschämtheit!!! Er und sich um irgendeinen, wahrscheinlich griechischen, Arzt kümmern müssen? Jetzt brauchte es wahrlich Marcus ganze Beherrschung, daß er sich zurück nahm und nicht gleich aufsprang und seinem Zorn Luft machte. Früher hätte Marcus das sofort gemacht. 'Ruhig bleiben...ganz ruuuuhig bleiben' ging Marcus in seinem Geist durch. Seine Hände schloßen sich fest um die Lehne seines Stuhls. Marcus brauchte eine Weile, einige Herzschläge, um überhaupt ein Wort heraus zu bringen, was nicht mit einer Todesdrohung, einem Fluch oder einer Herausforderung begann. Sein pochendes Blut rauschte etwas langsamer und schließlich brachte Marcus äußerst gepresst und kühl hervor.


    "So?....Ein verdienter Soldat...Ein Römer?"


    Marcus Zorn wurde weniger heiß und pochend, kühlte sich ab bis zu einer bedrohlichen flavischen Wut, die sich gerne in sadistischen Anfällen äußerte. Soweit Marcus zu treiben war durchaus schwer...vielleicht noch wenn man seine Mutter so beleidigen würde, wie man es gerade mit ihm getan hatte.


    "Ja, ich habe in der Tat einige Fragen. Wo ist die Leiche des Soldaten im Moment? Wurde schon das reinigende Lustrum durchgeführt? Und besonders, wieviel Geld steht mir für die Bestattung zur Verfügung?"


    Marcus presste seine Lippen fest aufeinander und wartete, mit einem kalten Ausdruck in den Augen, auf die Beantwortung der Fragen.

    Bericht über den Diebstal des Leggatenringes


    Wie aufgetragen, nahmen Probatus Bursa und ich die Suche nach dem Ring des Leggaten auf. Wir gingen ingognito in die Stadt, trugen sivile Sachen und erkundigten uns in einer Taberna, zum lustigen Germanen, nach einem möglichen Hähndler, der uns einen Ring abnehmen könnte. Zwei Namen wurden uns genannt, wichtig von den Namen wahr jedoch nur ein gewiser Claudius, am südlichen Forum. Wir namen die Spur auf und konnten den Hähndler ausfindig machen. Den Hähndler versuchden wir mit einem Täuschungsmahnöver reinzulegen, in dem wir nach einem Ring dieser Art fragten. [strike]Infligrantie[/strike] Auf frischer Tat konnten wir ihn dann im hinteren Raum fassen, wo er den Ring einer Kompliezien übergeben wollte. Probatus Prudentius Bursa nahm den Hähndler fest, während ich die junge Frau verfolgte. In einem Hinterhof konnte ich sie ställen und ihr den Ring abnehmen. Mit Hilfe weiterer Kompliezien konnte die Frau leider fliehen.


    Gez. Optio Marcus Flavius Aristides


    Die Schrift des Berichtes war nicht nur krakelig, sondern auch ein wenig nach oben und unten wandernd. Man sah der Tafel an, daß sie auf einem Schiff verfaßt worden war. Die Papyri, die mehrere Begnadigungen enthielten, waren dagegen eine Augenweide zu Marcus unmöglichem Bericht.


    Begnadigungserlaß




    Hiermit erlaße ich, Legatus Legionis und Senator, Marcus Decimus Livianus, die Begnadigung des Gefangenen und Germanen




    Gismund.



    Die Anklage gegen ihn, wegen gewaltsamen Aufstand gegen die römische Oberhoheit und der versuchte Mord an mehreren Legionären, wird hiermit wiederrufen. Der Gefangene soll mit sofortiger Wirkung auf freien Fuß gesetzt und sicher aus der Stadt geleitet werden.




    http://www.imperiumromanum.net…s-legionis-legioIX-li.gif





    Unter der gefälschten Unterschrift, sie war ziemlich gut gefälscht worden, prankte der Abdruck des Senatorenringes auf roten Siegelwachs. Mehrere solcher Erlasse waren bei dem Bündel und andere derartiger gefälschter Erlaße.


    Marcus grummelte etwas empört. Drei Germanen überwältigen? Verdammt! Gut, daß er das mit der Frau verschwiegen hatte.


    „Die waren gut bewaffnet und die Germanen sind stärker als man auf den ersten Blick meint!“


    Versuchte sich Marcus schwach zu rechtfertigen. Schließlich war er von zwei Frauen ausgetrickts, bzw. einer alten besenschwingenden Frau vertrieben worden. Das wurde Marcus mit jedem Moment peinlicher, wenn er darüber nachdachte.

    Sim-Off:

    Alter Mann ist doch kein D-Zug :P :D


    Marcus war noch dabei seine Überraschung zu überwinden. Woher wußte der Centurio, daß er an 80 Akten gedacht hatte? Ja, bei Apollo, der Centurio mußte Orakelfähigkeiten haben! Mußte an all dem vielen Lesen liegen! Marcus kratzte sich am Nacken und grübelte. Natürlich hatte die 1. Centurie 80 Mann. So hatte Marcus es immer erlebt. Verwirrung breitete sich in Marcus aus und er sah nur verdattert aus.


    "Ähm...ja, 80! Ist das hier in der Prima anders?"


    Die Antwort kam jedoch reichlich spät, denn schon polterte die nächste Frage herein. Medizin studieren? Marcus riß die Augen auf und fing dann an, heiter zu lachen. Er und studieren? Das war wie Feuer und Wasser zu vereinen. Marcus stand leise lachend auf.


    "Medizin? Nein, eigentlich nicht. Außerdem sollte man da vielleicht eher einen griechischen Sklaven kaufen. Das reicht doch und man kann ihm irgendwann die Freiheit schenken, so wird er tüchtig im Lazarett arbeiten."


    Schnell folgte Marcus, um die Akten zu holen. Schwer bepackt kam er zurück, die Akten stapelten sich bis zu seiner Nasenspitze und mit einem Ächzen ließ er sie auf den Tisch, laut knallend, runtersinken. Marcus grauste es bei dem Anblick. Warum die Akten anschauen, wenn man die Männer auf dem Platz mustern konnte? Was zählte da noch, daß sie aus der Subura, dem Transtiberdistrikt oder aus Ostia kamen? Hauptsache sie würden sich auf dem Platz beweisen. War es wichtig, ob sie früher mal das Sumpfieber hatten, ob sie 5 Brüder oder ein uneheliches Bastardkind haben? Nein, sie mußten nur ihre Stärke vor Marcus Augen beweisen.


    Was sollte er nun tun? Erst die Helme holen, dann die Akten durcharbeiten?. Hoffnungsvoll wollte Marcus schon flüchten, doch Pustekuchen. Seufzend ließ sich Marcus niedersinken und griff nach der ersten Akte. Grummelnd öffnete er sie und sah auf das Deckblatt.


    Legionarius Garbedius Durus


      [*]Geboren: unbekannt
      [*]Alter: ungefähr 35 Jahre
      [*]Herkunft: Barium
      [*]Stand: Plebejer
      [*]Eltern:
      - Vater: unbekannt
      - Mutter: Rufia
      [*]Krankheiten: Filzläuse, Fußpilze, Hühneraugen, Exzeme im Schambereich



    Voller Grauen ließ Markus die Akte herunter sinken. Den wollte er bestimmt nicht mehr kennen lernen. Außerdem würde es schwierig sein, den Mann nicht wie einen Aussätzigen zu behandeln. Nur widerwillig widmete sich Marcus wieder der Akte.



    [SIZE=7]edit wegen minimalen Fehler noch gemacht[/SIZE]

    Marcus nickte knapp, trat auf den Stuhl und setzte sich, wobei er recht grade saß und mit weiterhin disziplinierten Gesichtsausdruck, sprich ohne eine Regung zu zeigen. Weder kannte er den Tribun, noch wollte er wieder eine Blöße offenbaren wie bei der Besprechung. Marcus wartete ruhig, es war nicht an ihm zu sprechen. Ein Auftrag? Das klang jedoch wiederum mal gut. Endlich aus diesem elenden Rekrutierungsbüro heraus kommen. Endlich die verdammigte Aktenarbeit für einige Zeit vergessen. Seine Hände schmerzten schon, seine Augen brannten ständig und Marcus fürchtete auch schon um sein Augenlicht. Wußte man doch, daß zuviel lesen ungesund war. Die frische Luft rief nach Marcus, der Trainingsplatz. So wartete er mit gespannter Erwartung, was für ein Auftrag anstand.

    Völlig verkartert wurde Marcus von dem losgeschickten Sklaven in dem Gästezimmer angefunden worden, ein eigenes Zimmer hatte Marcus in der Villa nicht bezogen gehabt. Schließlich wohnt er die meiste Zeit in Mantua und würde nur selten nach Rom kommen. Die Neuigkeit, daß Marcus Bruder nach Rom gekommen war, hatte ihn mehr als verblüfft gehabt. Wie lange war es her gewesen, daß er Felix gesehen hatte? Lange und Marcus hatte es nie wirklich bedauert. Das ominöse Auftauchen aus der Gens Claudia, die Wiederaufnahme bei den Flaviern hatte Marcus damals sehr erstaunt gehabt. Daß er einen Bruder hatte, wußte Marcus zwar, seine Mutter hatte jedoch keine Ahnung gehabt, wo dieser war.


    Mit all diesen verwirrenden Gedanken machte sich Marcus einigermaßen repräsentabel. Sorgfältig kleidete er sich in eine rostrote Militärtunika, gürtete sie mit einem schlichten goldbraunen Ledergürtel und schnallte sich Sandalen an. Grummelnd sah er in einen Spiegel, was ihn davon überzeugte, sich schnell noch mal rasieren zu lassen. Wieder passabel vom äußeren und wachsender guter Laune machte er sich auf zum Triclinium. Es würde bestimmt gut zu essen geben. Etwas, was Marcus zu schätzen gelernt hatte beim Militär. Mit federnden Schritten einem breiten Grinsen trat Marcus ein und nickte seinen Anverwandten zu.


    "Caius, Manius, Titus, seid gegrüßt. Was für ein erstaunliches Ereignis, Felix kommt nach Rom. Habt ihr ihn schon gesehen?"


    Marcus ging zu einer Kline und flenzte sich darauf. Ah, Wein, das war gut! Gegenwein half immer gegen die Kopfschmerzen einer durchzechten Nacht, wie Marcus sie gestern erlebt hatte, dort ganz wieder in seinem alten Element.

    Marcus Gesicht hellte sich im Verstehen auf. Der Magister sollte gewählt werden, ja die Worte des Claudiers ergaben mit diesem Hintergrund durchaus Sinn. Marcus trank den Weinbecher aus und winkte einen der Sklaven heran, um ihn sich noch mal füllen zu lassen. So ein Altherren- und Biederernstversammlung konnte man nur mit einigen Bechern intus ertragen. Hoffentlich würde es bald zum Inhaltlichen gehen und zu den Riten, die Marcus durchaus sehr spannend fand. Dabei fiel ihm ein, daß er später noch mal Gracchus wegen dem Opferversprechen ansprechen sollte. Doch jetzt begnügte er sich ihm sachte, denn Marcus wußte, dass Gracchus eher eine Leseratte war, auf die Schulter zu klopfen und meinte relativ leise.


    "Na, da kann ich mir niemand besseren als Dich vorstellen, Vetter. Du hast die Ahnung von der ganzen Materie, die Priestererfahrung und die Würde dazu. Wer wäre besser als Du geeignet, den Posten des Magisters wahr zu nehmen? Meine Stimme hast Du mit Sicherheit!"

    Gelassen lehnte sich Marcus zurück. Wegen der vielleicht anstehenden Audienz war Marcus sicherlich nervös, auch dem Kaiser möglicherweise bald gegenüber zu stehen. Aber bei dem Magister gegenüber verspürte Marcus keinerlei Nervosität. So strahlte Marcus, wie er das von Kleinauf gelernt hatte, ein patrizische Ruhe und Würde aus. Manchmal bekam das sogar Marcus hin, aber Erziehung war Erziehung. So musterte er den Magister und Marcus Augenbraue wanderte ein wenig nach oben. Die Frage überraschte Marcus nun durchaus. Doch er ließ sich davon nichts anmerken.


    "Mein Anliegen an den Kaiser ist von privater Natur, Magister. Ein Gesuch, welches ich dem Kaiser persönlich vortragen möchte!"


    Marcus legte seinen Arm auf die Lehne und schwieg wieder. In Marcus Augen war das alles, was er zu seinem Anliegen sagen müsste und auch wollte. Dann fiel ihm jedoch etwas ein.


    "Sag, wenn ich eine Gegenfrage stellen würde, bist Du mit dem Legatus Legionis, Marcus Decimus Livianus, enger verwandt?"

    Marcus nickte freundlich auf das Angebot und setzte sich, wobe er darauf achtete, daß die Toga nicht allzusehr verrutschte. Wenn einmal das Desaster entstand, waren die passenden Falten nur noch durch stundenlanges Legen und mit Hilfe von Sklaven möglich. Felix? Na, das war klar, daß er danach gefragt wurde. Innerlich seufzte, äußerlich rang er sich jedoch ein Lächeln ab.


    "In der Tat sind wir nahe verwandt! Flavius Felix ist mein älterer Bruder!"


    Das letzte Mal als Marcus seinen Bruder so erwähnte, war es für ihn ein Nachteil. Marcus hoffte, dass jener Magister nicht noch ein Hühnchen mit Felix zu rupfen hatte und Marcus somit die Audienz verweigern würde.

    Zitat

    Original von Herius Claudius Vesuvianus
    Mit einer aktuellen Abschrift des Dienstplanes und diversen Akten über die Offiziere und Unteroffiziere seiner Cohorte kehrte der Tribun - begleitet von dem Lagerburschen, der die Unterlagen trug - in sein Officium zurück. Er setzte sich mit einer Schale Oliven an den Schreibtisch und inspizierte geleistete Dienstzeiten und Ränge der neuen Männer.
    Seine Suche galt vor allem einem Unteroffizier, den er mit der Bestattung des verstorbenen Medicus beauftragen wollte. Seine Wahl fiel schließlich auf Marcus Flavius Aristides. Ein Mann, der erst vor kurzem ernannt wurde und, da er zum Dienst im Officium eingeteilt war, sowohl die entsprechenden Möglichkeiten hatte als auch entsprechend verhindert war, sich bei der Ausbildung von Rekruten Lorbeeren zu verdienen.


    Claudius rief seinen Lagerburschen und beauftragte ihn, jenen Optio zu holen.


    Vor dem Officium angekommen blieb Marcus noch mal stehen, kontrollierte seine Erscheinung und zupfte an seiner Rüstung herum. Rasiert war er noch, wenn sein Kinn sich auch schon wieder rauer anfühlte. Sauber und ordentlich gekleidet war er auch. Somit klopfte er und trat gleich drauf ein. Vor dem Tribun salutierte Marcus, schlug sich mit der Faust gegen die Brust und streckte die Hand zum Gruß aus, wie es üblich war.


    "Tribunus, Optio Flavius meldet sich wie befohlen!"


    Stramm aufgerichtet, starr nach vorne sehend und mit ausdrucksloser Miene, das hatte Marcus nun schon genug üben können, verharrte der Optio und wartete auf weitere Befehle.

    Gemütlich lag Marcus auf seine Pritsche und döste vor sich hin. Sogar angenehm träumen tat er, von einer dunkelhaarigen, schönen und dunkelhäutigen Frau. Eine wahre Wonne durchflutete seinen Körper und es schauderte ihn. Leise seufzend zog er die Decke höher als die Tür aufgerissen wurde und ein Junge hereingestürmt kam. Zumindest war das Marcus Eindruck, der im Himmel der seligen Verführung weillte. Gerade noch rechtzeitig tippte ihm ein andere Soldat an die Schulter und Marcus wurde grob aus seinem Paradies geschreckt. Sofort setzte er sich auf und griff nach seinen Stiefeln! Wieder Nachtmarsch, wieder eine Übungseinheit? Erleichtert seufzte er auf als er merkte, daß es nicht spät in der Nacht war. Nickend stand Marcus auf und grüßte den Burschen.


    "Danke, Junge. Ich komme sofort! Wegtreten!"


    Weiter kümmerte sich Marcus nicht um den Jungen, sondern zog die abgelegten Rüstungsteile an, nachdem er sich schnell etwas gewaschen hatte, strich sich seine Haare glatt, zog die Stiefel an und marschierte zum Tribun.

    Zitat

    Original von Titus Flavius Milo"Marcus? Was machst du denn hier? Solltest du nicht eigentlich in Germania sein?"
    ....
    "Du hast mir gerade noch gefehlt. Die gute Aussicht ist dir hier garantiert nicht engangen, alter Schwerenöter. Aber ich warne dich - lass mir zumindest eine auch noch übrig."
    ...
    "Mantua klingt wunderbar. Dann kann ich nun wohl endlich ab und zu bei dir nach dem Rechten sehen. Gibt es dort denn ein herzeigbares Nachtleben?"


    Mit einem Winken tat Marcus es dem Sklaven seines anderen Vetters gleich und ließ sich einen Becher von dem Mulsum reichen. Gierig schlürfte er einige Schlücke. Mit seinem Kinn deutete Marcus auf die anderen Soldaten.


    "Wir sind alle nach Mantua versetzt worden, Titus! Unser Legat hat bei seinem Wechsel mitgenommen. Drum bin ich wieder in der Heimat. Ja, es ist wirklich eine Wohltat wieder hier in Roma zu sein...!"


    Marcus Blick schweifte eher flüchtig für einen Moment über die Gäste, wobei er nur die vielen Frauen registrierte. Er würde sich später noch Zeit nehmen, sie genauer in Augenschein zu nehmen. Grummelnd zog Marcus die Augenbrauen zusammen.


    "Nachtleben? Mantua? Hah, öde und tröge, sag ich Dir, noch nicht mal ein einziges Lupanar und die Tabernae sind auch eher mäßig. Hoffentlich ändert sich da etwas..."


    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    "Salve, Vetter. Wie geht es dir? Nun, meine Studien sind beendet, aber aufhören zu studieren werde ich wohl nie."


    Marcus ließ seinen Blick schweifen. So viele schöne Frisuren, so viel weiche und schlanke Schultern, so viele schlanke Hüften. Mitleidig sah Marcus zu Gracchus. Wie schrecklich, der Arme, dachte sich Marcus. Zwar wußte Marcus, daß Gracchus ein Stubenhocker, in Marcus Augen, war und Schriften liebte, aber trotzdem hörte sich das wie ein vernichtendes Urteil an.


    "Na, das tur mir natürlich leid für Dich...vielleicht wird das doch nicht so schlimm. Kannst ja auch einen Sklaven damit betrauen!"


    Zitat

    Original von Artoria Medeia
    "Liebe Freunde, liebe Gäste, seid willkommen zu der Vinalia Rustica in unserer bescheidenen Casa."....


    Marcus drehte sich halb um und lauschte der Rede der Gastgeberin. Dabei musterte Marcus sie aufmerksam. Ein wenig dürr war sie schon, wenn doch auch hübsch anzusehen. Immerhin keine Germanin, drum lächelte Marcus angetan und trank dabei einen weiteren Schluck von dem Mulsum. Weinkönig? Nachdenklich sah Marcus zu Gracchus...nein! Milo, ja, wäre nicht schlecht! Marcus Blick fiel auf seinen Centurio. Ein amüsiertes Grinsen erschien auf Marcus Gesicht. Milo oder Plautius? Milo könnte das vertragen, aber sein Centurio ebenso....! Ene mene Fortuna, wer solls werden? Marcus zählte gedanklich ab und kam zu einem Ergebnis.


    "Werte Dame, da ich sehe, wie die Meisten betreten schweige, möchte ich doch einen Vorschlag für den Weinkönig machen. Centurio Matinius Plautius soll diese Ehre für den Abend bekommen, so es auch die anderen Gäste wünschen!"

    Marcus grinste breit auf Bursas Erwiederung zum Patrizier. Gutmütig klopfte er Bursa noch mal auf die Schulter, wobei er dabei versuchte einen strengen Gesichtsausdruck aufzusetzen, es gelang ihm nur recht mäßig.


    "Nana, wenn ich über diesen Stand wettere ist das was anderes. Aber Du hast schon recht, einige sind recht öde!"


    Marcus wandte sich wieder an Priscus und nickte freundlich auf den Willkommensgruß.


    "Danke, ich bin auch schon gespannt auf die Prima. Sie vermittelt schon einen ganz guten Eindruck!"


    Marcus lächelte breit, gefiel es ihm doch, wie freundlich sie hier in der Unterkunft aufgenommen worden waren. Konnte er ja noch nicht ahnen, was ihnen bei der ersten Besprechung blühen würde. Marcus kratzte sich am Nacken und grübelte nach über seine Dienstzeit als Optio. Wie lange war das noch mal her?


    "Ich bin ein paar Monate Optio. Aber ich bin nicht von Centurio Artorius, sondern vom Legaten mitgebracht worden. Außerdem werd' ich wohl bei der Centurie von dem neuen Primus Pilus landen. Aber lasst uns doch aufbrechen. Kommst Du mit, Optio Tallius?"

    Marcus Gesicht erhellte sich als Plautius den Soldaten ein Lupanar in Aussicht stellte. Ah, herrlich. Marcus lehnte sich zurück, prostete seinem Centurio gut gelaunt und mit einer wieder normalen Hautfarbe zu, der Schreck war ja nun überwunden. Marcus Gedanken entschwebten, Träumereien von schönen dunkelhaarigen Frauen schoben sich vor sein Auge, weswegen er die letzten Worte gar nicht mehr mitbekam. Bauer? Betrieb führen? Marcus zuckte ahnungslos mit der Schulter. Einen Betrieb führen, stand ihm bestimmt nicht im Sinn, deswegen stellte sich die Frage auch nicht.


    "Habt ihr euch Mantua schon angeschaut? Gibs hier was, was besonders sehenswert ist?"

    Marcus kratzte sich am Kinn und sah von Einem zum Anderen. Die letzten Worte des Claudiers hatte er nicht wirklich in einen Kontext setzen können. Aber es sah nach einer recht amtlichen Versammlung aus. So trat Marcus auf einer der Klinen zu und ließ sich auf das Polster herunter sinken. Immer noch gut gelaunt, ließ Marcus sich einen Becher mit verdünntem Wein reichen und schlurfte leise einige Schlucke davon. Musternd sah er den Claudier an, dann seinen Vetter Gracchus. Aufstellen lassen? Was wohl gemeint war? Verwirrt beugte sich Marcus zu Gracchus vor. Seine Stimme hatte er dabei zu einem leisen und dezenten Flüstern gesenkt, um nicht die Anderen bei ihren gewichtigen Gedanken zu stören.


    "Was meint der Claudier damit? Wer ist wofür aufgestellt?"