Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Fortuna hatte heute endlich mal ein Einsehen mit Marcus, denn ganz offensichtlich mußte er die Basics nicht mehr erklären, etwas, was ihn ungemein erleichterte; mit wachsender Belustigung lauschte er den Worten seines Sohnes, soso, Dido und Serenus, aber was hatte das mit den Schwestern von dem Cornelius Minor zu tun? Ach, das waren also Zicken, die Mundwinkel von Marcus hoben sich einen Deut weiter, denn es war die typische Rede, die ein Junge in Serenus' Alter hielt, Marcus hatte das in deßem Alter auch kaum anders gesehen und fand damals die Frauen zwar interessant, aber auch leidlich anstrengend, gut, in mancher Hinsicht hatte sich das bis heute nicht geändert, Frauen waren immer noch anstrengend, egal ob Sklavinnen wie die junge Asny, oder eben Ehefrauen, die einen unbedingt im Senat sehen wollten; Marcus' Schultern zuckten als er das mit der Gymnastik hörte und er fragte sich gleichzeitig, wo Serenus solche Schriften in der Bibliothek gefunden hatte; Marcus war so etwas nicht aufgefallen und er hätte sie bestimmt nicht mit minderem Interesse betrachtet, zumal sie weit interessanter waren als die Schriften, die aus purem Text bestanden und rein gar keine Bilder.
    „Nun, Lucius, mein Sohn, Dido ist Deine Sklavin, wenn Du sie für solche Dinge nutzen willst, dann solltest Du es auch tun.“
    , ermutigte er ihn, denn sich an Sklavinnen auszutoben und gerade im Alter von Serenus, war nicht nur nicht verkehrt, sondern sogar begrüßenswert, da es die Familie nicht in Schwierigkeiten bringen würde. Etwas befremdet runzelte Marcus jedoch die Stirn, eben Dido betreffend.
    „Dido ist nicht griechischer Abstammung, Lucius, denn ihr Vater ist aus einer italischen Zuchtlinie und ihre Mutter ist eine Germanin.“
    Er wollte seinen Sohn nicht enttäuschen, aber er kannte diese Zuchtlinie doch sehr gut, schließlich war der Vater von Dido sein eigener Sklave und gerade bei der Linie wurde darauf geachtet, daß die Stammlinie erhalten wurde, eben der italische Kern, nur die Mutter wurde aus einem anderen Volk ausgewählt, um hin und wieder frisches Blut dort hinein zu bringen.
    „Im Übrigen, was meinst Du damit, daß Dido verschwunden ist? Ach, wegen der Saturnalien wahrscheinlich, hm? Naja, die Kleine wird schon morgen oder übermorgen wieder auftauchen, ist wahrscheinlich mit den anderen Sklaven los gezogen.“
    Die villa war momentan wirklich leer, seine Ehefrau hatte er an dem heutigen Tage auch noch nicht gesehen, da er gestern beim Saturnalienmahl wohl eingeschlafen und sie wahrscheinlich bei ihrer Familie war, aber das war auch nicht so schlimm, schließlich hatte er doch Pläne für seinen Sohn, dem er wieder eine Hand auf die Schulter legte und ihn zu dem Ort führte, der das Ziel heute darstellte – das lupanar.


    Die Fassade des Hauses war leuchtend rot angemalt, zahlreiche verschlungene und recht ordinäre Bilder zierten die Wand neben dem hölzernen Eingang und ein breitschultriger und dunkelhäutiger Mann stand am Eingang vom lupanar ad taurus, einer von Marcus' Lieblingslupanaren, denn er hier war es nicht nur sauber und angenehm, sondern es gab auch einige wirklich schöne lupae. Er nickte dem Mann am Eingang zu, der zur Seite trat und ihnen den Weg frei machte.
    „Lucius, mein Sohn, Deine ersten Versuche auf dem Feld von deliciae und libido brauchst Du nicht auf Deiner Sklavin zu machen, sondern bei einer Frau, die auch davon etwas versteht.“
    , sprach er feierlich und schob seinen Sohn durch den Eingang in den schummrigen Vorraum. Ein unglaublich dicker Mann in einem grellorangenem Seidengewand und goldenen Pantoffeln trat ihn eilig entgegen, sein Gesicht war reichlich geschminkt, die Augen mit Kohle dick umrandet und die Haare zu vielen Krinkellöckchen gewunden, er verbeugte sich kriecherisch und mit einem syrisch anmutenden, listigen Lächeln auf den wulstigen Lippen.
    Salvete, die Herrn! Welche Freude, euch in meinem Etablissement empfangen zu dürfen. Womit dürfen wir euch heute dienen, meine Herren?“
    Marcus, dem schleimiges Verhalten dann gefiel, wenn es dazu diente, ihm sein Geld aus der Tasche zu locken, nickte huldvoll.
    „Es geht um meinen Sohn, ich möchte für ihn eine lupa, die ihm etwas den Weg geleiten kann...Du verstehst schon, was ich meine, oder?“
    - „Aber sicher doch!“
    , erwiderte der Syrer und klatschte in die Hände, prompt versammelte sich die Auswahl des Hauses im Vorraum.
    „Nun, junger Herr, wer würde Dir zusagen?“
    , fragte er, dabei Serenus erwartungsvoll ansehend.

    Geraume Weile brauchte es, bis sich langsam die Sklaven wieder in der villa zu ihren normalen Tätigkeiten aufraffen konnte, ihren Kater ausgeschlafen hatten oder sich von der Vorstellung verabschiedeten, daß nun leider wieder die normale Zeit beginnen würde; nun mußten sie alle wieder auf das Wort der Patrizier hin springen, täglich im Morgengrauen oder früher aufstehen, und den ganzen, lieben langen Tag schuften, bis die Meisten von ihnen völlig erschöpft auf ihr Lager fallen würden, es gab nur ein paar privilegierte Sklaven im Haushalt, die mehr Zeit besaßen und weniger anstrengende Arbeiten tun mußten; und diese hatten den Neid von den vielen anderen Sklaven gewiß.


    Einer jener Sklaven war der servus Gaius; Gaius war ein junger Mann, den alle übersahen, er war weder schön, noch war er häßlich, er war wirklich durchschnittlich, in allem, von seiner durchscnittlichen Statur bis zu seinen schwarzen, gewöhnlich wirkenden Haaren, die ihn in der Masse versteckten, hatte man ihn gesehen, so vergaß man ihn kurz darauf wieder, er war ein Gesicht von vielen, worunter er immer wieder litt, aber immerhin war er einer der wenigen Schreibsklaven, denn eine Tatsache hob ihn aus dem Rest hervor, er hatte eine wunderschöne Handschrift. Müde und in sich versunken marschierte Gaius zu den Kästen, in denen die Post während der Saturnalien geworfen worden war, da kein Sklave bereit gewesen war, um jene entgegen zu nehmen, unzählige tabulae, Schriftrollen und Päckchen polterten ihm entgegen, ein Teil von den tabulae fiel auch prompt herunter und landete im naßen Matsch vor seinen Füßen, leise fluchend bückte sich Gaius und hob sie hoch, verzog anschließend das Gesicht, denn die tabulae hatten unter dem Aufprall und dem Matsch gelitten, hoffentlich erkannte man überhaupt noch etwas von der Schrift, er erkannte auf einer der tabulae -die an Gracchus gerichtet war – auch die krakelige Handschrift eines Kindes, wie ihm schien, und sie kam ihm irgendwie bekannt vor, doch seufzend packte er erstmal alles in seine Arme und trat den Rückweg an, er würde es nach seinem Frühstück sortieren und sich danach um den Inhalt kümmern, sehen, was wohin gehörte. Denn nicht alle Träger wußten das System der villa Flavia zu durchschaun...

    Grimmig beobachtete Marcus das aufkeimende Gefecht zwischen den beiden Gladiatoren, die sich schon von Anfang an nicht zu schenken gedachten, aber bei einem Kampf um Leben und Tod war das auch nicht verwunderlich; natürlich war Marcus für den Mauretanen und nicht für Rutger, der blonden Bestie, denn insgeheim hoffte Marcus, daß es heute ein Ende haben würde mit diesem elenden Germanen, der ihm ihn der Vergangenheit doch so viel Ärger bereitet hatte, so trank er auch den Wein voller Ingrimm und sah mit gerunzelter Stirn zu seinem Vetter als dieser eine Frage an ihn richtete.
    „Ja, so ist es leider! Während meiner Zeit bei der legio Hispana in Germania!“
    Ein Fehler, wie sich danach heraus gestellt hatte, es war einfach ein schwacher Moment von ihm damals in Germanien gewesen, als er in die Fänge von dem germanischen Rebellenpack geraten war, fast an dem Pfeil des Germanen gestorben und dann letztendlich doch gerade noch entkommen konnte, den Germanen als Geisel nehmend, und es war der Moment gewesen, in dem Marcus seine Rachgefühle befriedigen wollten, weswegen er dem Mann dort in die Sklaverei verbannen wollte – wie sehr hatte Marcus das später bereut, aber jetzt gehörte der Germane Aquilius und dieser war etwas zu zimperlich mit seinen Sklaven. Marcus schlug mit der Faust auf das Kissen neben sich, als der murmillo immer mehr den Anschein machte zu gewinnen.


    „So ist's Recht!“
    , knurrte Marcus befriedigt und stierte finster hinunter, jeden Streich des Germanengegners zufrieden kommentierend, doch dann wendete sich das Blatt überraschend, gerade als Marcus glaubte, der murmillo würde Rutger endlich den Gar aus machen, aber nein, Rutger raffte sich nicht nur auf, er fiel wie ein wildes Tier über seinen Gegner her, unzufrieden verzog Marcus seinen Mund und wirkte immer noch sehr leidig und erzürnt, als der Herold den Sieg des Germanen ausrief; anscheinend wollte der Tod den Germanen nicht, so daß er ihm ständig von der Schippe sprang, und sich nicht umbringen laßen wollte. Verdammt und zugenäht noch mal! Marcus wandte den Blick von dem Gewinner ab und erhob sich, den Becher dabei einem Sklaven reichend; er nickte einem bekannten Gesicht zu, einem Cornelier, der der Vater von Serenus besten Freund war und dem Marcus darum einige Male begegnet war, darum tauschte er auch einige Worte mit ihm aus, erkundigte sich nach Familie und Kindern – Sohn, samt deßen Geschwister – und verabschiedete sich freundlich. Auch hin und wieder wechselte er an andere Stelle einige belanglose Floskeln, auch bei dem einen oder anderen, den er nur dem Namen nach kannte. Eigentlich waren es nur zwei Gesichter aus der Senatorenrige, denen er einige Gemeinsamkeiten abringen konnte – Salinator und Macer, beides Männer, die auch von dem Leben der Soldaten etwas verstanden und sich in der Welt des Militär gemacht hatten – weit beßer als Marcus freilich! So suchte er auch wieder die beiden, bekannten Gesichter der Senatoren auf und nickte ihnen freundlich zu.
    „Meine Herrn, ich hoffe, euch gefällt die Vorstellung bisher.“
    Er sah noch mal zur Arena und dort, wo das Blut des Toten in den Sand versickert war.
    „Germanen sind schon ein zäher Haufen, wie man wieder sieht!“




    [SIZE=3]SimOff: Um salomonische Teilungsentscheidungen zu verhindern, eine Zusammenführung zweier Promis[/SIZE]

    Unangenehme Sache? Marcus brauchte einen Moment, bis er sich daran entsann, es war ja jetzt schon ein paar Tage mindestens her, und zudem für ihn kein großer Aufwand gewesen, weswegen er lächelnd mit dem Kopf schüttelte.
    „Aber nein, werter Annaeus, dafür mußt Du Dich nicht bedanken, das war doch selbstverständlich! Eine Kleinigkeit, die ich da nur bereinigen mußte!“
    Zumal eben Modestus sein früherer Tribun gewesen ist und Marcus ehemalige Kameradschaft durchaus ernst nahm, auf eben solchen Verbindungen beruhte doch vieles im römischen Imperium.
    „Und gerne werden wir uns eurem Hochzeitszug in die casa Annaea anschließen!“
    Der Hochzeitszug und die darauf folgenden weiteren Feierlichkeiten würde sich Marcus bestimmt nicht entgehen laßen. Er lächelte auch noch mal der schönen und höflichen Braut zu, aber nicht zu sehr, denn er wollte weder Epicharis, noch den frisch gebackenen Ehemann eifersüchtig machen, zumal es noch andere Gäste kaum erwarten konnte, ihre Glückwünsche auszusprechen, weswegen sich Marcus auch von dem Brautpaar weg entfernte und mehr in Richtung des Essens, das doch schon so quälend lange ihn lockte, das gute Essen war doch immer der Höhepunkt auf jeder Feier, zumindest empfand Marcus das schon seit seiner Kindheit so.

    Ich bin dafür verantwortlich! Jegliche vorgetäuschte Interesse an den Vorgängen auf den Straßen von Roms und dem Treiben der Stadt schwand, er sah zu seinem Vetter und musterte ihn durchdringend, die Art und Weise, wie sich Gracchus benahm, verriet ihm jedoch, daß er ihm etwas verheimlichte, wollte Gracchus es nur edelmütig auf sich nehmen? Was Opferbereitschaft anging, hatte Gracchus in seinem Leben mehr als einmal bewiesen, daß er alles aufbringen würde, um jemanden zu schützen, der ihm wichtig war, so sehr, daß Gracchus es am Ende selber glauben zu schien und nicht tat, weil es sein Pflichtgefühl von ihm verlangte, aber wen könnte er schützen wollen? Seine – Marcus' – Mutter ganz bestimmt nicht, denn er wußte, daß die Beiden nicht sonderlich gut miteinander auskamen, zumindest hatte er bisher den Eindruck, es sei denn, seine Mutter hätte Gracchus dazu bewegen können, ihn in dieses Netzt zu verstricken und dann es auch noch auf die eigene Kappe zu nehmen – seine Mutter konnte alles, das wußte Marcus! Aber nein, Epicharis vielleicht...Epicharis? Hm, ein Runzeln erschien auf seiner Stirn als er darüber nachdachte, die Beiden verstanden sich ausgesprochen gut, so daß schon einmal in Marcus' Mißtrauen gekeimt war.
    „Komm' schon, Manius, das nehm' ich Dir nicht ab, wer ist noch daran beteiligt, Epicharis? Hm?“
    Schließlich wollte sie ihn unbedingt im Senat sehen; aber daß Gracchus seinen mit rasantenSchritten herannahenden vierzigsten Geburtstag ansprach, war ihm nicht sonderlich recht, denn es waren weniger als zwei Wochen, dann wäre er endgültig dem Alter entwachsen, wo ein Greis ihn noch junger Mann nennen würde- verdammt!
    „Ich habe meine Pflicht für das Imperium bereits getragen, Manius, ich habe weit mehr als das getan, ich habe mein Leben dafür riskiert und mehrfach beinahe verloren, das ist deutlich mehr als die meisten Senatoren von sich behaupten können, die doch nur Abnicker im Senat sind und kaum etwas für die Sicherheit und das Fortbestehen unseres Reiches getan haben. Außerdem...“
    Marcus war zwar zornig, aber er war seinem Vetter auch zu sehr zugetan, um ihn zu beschimpfen, wie er es vielleicht bei Aquilius getan hätte, der das wiederum gut vertragen hätte.
    „...außerdem wäre ich ein lausiger Senator und das weißt Du! Verdammt noch mal!“

    Tatsächlich, es fand sich noch helleres Fleisch unter der schwarzen Kruste, Marcus schnitt etwas von dem natürlich braunem Geflügelfleisch ab und steckte es sich in den Mund, gut, einem anspruchsvollen Koch würde es nicht mehr genügen, einem Gourmetlucullus aus alter Zeit natürlich auch nicht, denn man schmeckte den leichten Brandgeschmack auch im noch nicht verbrannten Teil des Fleisches durch, aber es war noch genießbar und mit reichlich an Fischsauce ließ sich das sicherlich verbergen; weswegen Marcus nach einem bemalten Tonteller griff und anfing, die Ente zu tranchieren, das konnte er wirklich noch sehr gut aus seiner Militärzeit, wo damals schon die Ente seine Leibspeise gewesen war; erstaunt sah Marcus zwischenzeitlich zu Bridhe, wie hatte sie den Kleinen genannt?
    „Deeer-moot? Nennst Du ihn so?“
    Schwang da ein Hauch von Mißbilligung mit? Womöglich, denn Marcus konnte es nicht gut heißen, wenn der Sohn seines Vetters nicht römisch aufwuchs, aber er konnte es wiederum der Freigelaßenen nicht übel nehmen, da er sie auch dahin gehend verstand, weswegen er gleich darauf schief lächelte, zumal er seine Schwierigkeiten mit der Aussprache haben würde, er würde seinen Neffen wohl immer nur Caius nennen können; er nickte auf ihre Antwort hin, aber als frühere Sklavin war sie es bestimmt gewöhnt, viel zu arbeiten, eine Römerin hätte sofort sich ein Kindermädchen genommen, soviel stand für ihn fest.
    „Neue Sachen zum Anziehen? Natürlich, er kann alles haben, was er braucht, schließlich ist er ein kleiner Flavius, hm?“
    Marcus spähte auf den Kleinen hinab, der zwar nie ein Patrizier sein würde, aber immerhin ein römischer Bürger, was er jedoch nicht verstand, war, daß Aquilius sich wohl nicht um seinen Sohn zu kümmern schien, aber Marcus war in dieser Hinsicht schon immer anders gestrickt, da ihm seine Kinder sehr am Herzen gelegen haben und er es bei einem Bastardkind nicht anders sehen würde, selbst wenn dieser eben niemals ein patrizischer Flavier sein und offiziell anerkannt werden könnte.
    „Besorge für Caius, was Du brauchst, und wenn Dir etwas fehlt, dann tue es genauso, Du kannst die Rechnung an mich schicken laßen, hm? Und kann ich Dir sonst irgendwie helfen?“
    Stück für Stück der Ente landete auf dem Tonteller und schon kamen die Knochen zum Vorschein.
    „Ansonsten...hast Du Deinen Sohn schon in die Bürgerlisten eintragen laßen? Er hat das Anrecht auf das römische Bürgerrecht!“
    Vielleicht wußte Bridhe das ja nicht, aber es war schließlich wichtig für die Zukunft des Kindes, das Recht sich der Legion anzuschließen, das Recht einige Posten zu erhalten, die nur Bürgern offen standen und vieles mehr, wie die Brotspeisung.

    Einen Palstek oder einen Kreuzknoten, das bekam Marcus aus seiner Zeit in Baiae noch gut hin, wo er gut und gerne mit einem kleinen Segelboot vor der Küste gekreuzt hatte, doch dieser Knoten am Gewand seiner frisch angetrauten Ehefrau hatte es in sich, wahrscheinlich war er der letzte Hürde, ehe man dem Ehepaar den dann wohlverdienten Segen gewähren würde, eine Windung ergab sich in der nächsten Verknotung und alles, was Marcus macht, schien es nur zu verschlimmern und den gordischen Knoten noch Gordischer zu machen, zudem hatte Marcus das Gefühl, dass seine schwieligen und vom Waffengang gewohnten Hände schon Probleme mit der filigranen Arbeit hatten, doch dann war es endlich so weit und der Gürtel öffnete sich ganz überraschend und er segelte auf den Boden hinab, wobei er dort das Mosaik mit seinen Ausläufern streifte, doch es war nicht das einzige Kleidungsstück, das dem Gesetzt der Gravitation folgte, Marcus spürte nicht nur die Arme von Epicharis, sondern auch, wie seine toga herunter rutschte und dann mit einem lauten Rascheln auf dem Boden landete, es schien, als ob Tonnen von Gewicht von seinem Körper genommen wurden, wenn auch es nicht vergleichbar war mit einer lorica; überrascht blinzelte Marcus, denn mit der kessen Art hätte er nicht unbedingt gerechnet und sie gab ihm Grund zu glauben, daß Epicharis vielleicht doch über einige Erfahrung verfügte – denen Marcus nicht undankbar wäre, und was er mit einem Grinsen quittierte. Marcus zog Epicharis an sie, doch vergrub er in dem Herzschlag nicht seine Lippen zwischen ihren Haaren und ihrem schlanken, schönem Hals, sondern betrachtete sie mit einem milden und warmen Lächeln, weich und schmeichelnd – obwohl es nicht nötig wäre – betonte das Licht die claudischen Gesichtszüge der jungen Frau, der er mittlerweile in ehrlicher Zuneigung ergeben war.
    Mea stella!“
    , murmelte er leise. Dann legt er einen Arm um ihre Taille und beugte sich, um sie hoch zu heben, er trug sie drei Schritte zu dem Bett, das mit claudisch, fürsorglicher Hand hergerichtet und drapiert worden war, Marcus legte Epicharis ganz sanft auf die weichen Kissen herunter, und folgte ihr auf das Bett; als ob er einen Schmetterling berühren würde, der bei der groben Betastung eines Menschen seine Fähigkeit zum Fliegen verlieren würde, glitten Marcus' Finger hauchzart über ihr Kinn und ihre Schultern hinweg, um dort eine der Spangen zu lösen und den Stoff zur Seite zu streichen, er öffnete auch die andere Spange der Tunika und strich langsam und andächtig den Stoff hinfort, seine Finger glitten dabei auch über ihre warme und glatte Haut, verharrten immer mal wieder, um manch eine Partie genauer zu erforschen, insbesondere bei ihren Rundungen konnte Marcus nicht widerstehen, dabei glitt sein Blick an ihr herunter und lächelnd betrachtete er ihren schönen Körper, mit einem letzten Zug nahm er das selbstgewebte Tuch von ihrem Leib. Ehe ihn jedoch der lockend weibliche Körper anzog, entledigte sich auch Marcus noch seiner Tunika, die er unter der toga getragen hatte, die nachlässig neben dem Bett landete, dann beugte er sich über Epicharis und stützte sich mit seiner Hand neben ihr ab, dabei sie wieder lange küßend und damit beginnend, mit den Küssen tiefer zu wandern.

    Bar jeder Sympathie, keimte auch kein Mitleid in Marcus auf als er die Sklavin beobachtete und ihre Haltung, der man einer – zwar disziplinierten und nicht jammernden – leidenden Person zuordnen konnte, irgendwo am Eingang scharrte jemand wohl mit den Füßen, doch Marcus sah nicht dort hin, winkte jedoch ab, erwartend, daß betreffender Sklave sie auch sogleich wieder alleine ließ; er verschränkte die Arme vor seiner Brust und sah die junge Frau abweisend und recht kühl an, er kippte etwas mit dem Dreibeinstuhl nach hinten und ließ ein Hochschnellen seiner linken Augenbraue – natürlich in höchst flavischer Manier – zu, als Asny von dem ungleich intelligenteren Vetter sprach, etwas, was ihn nicht sonderlich aufregen konnte, denn ein Genie war doch immer ungleich klüger als gut neunundneunzig Komma neun Prozent der Bevölkerung, weswegen die Worte mehr ein müdes Zucken seiner Mundwinkel als eine weitere mimische Reaktion beschwor. Misanthrop? Nein, das Wort hatte Marcus noch nie in seinem Leben gehört, es klang aber schon ähnlich wie Misere und schien eindeutig ähnliches zu bedeuten als er Asnys Erklärung mit einem kurzen Aufblitzen von Unverständnis in seinem Gesicht lauschte; was für eine Misere man mit einem solchen Leben hatte und es erstaunte ihn, daß Asny es so freimütig zugab, obwohl Marcus ihr kein Wort glaubte, denn er konnte nicht nachvollziehen, ob es einen solchen Menschen überhaupt geben konnte. Hernach erstaunte ihn jedoch der folgende Redefluß der Sklavin enorm; konzentriert lauschte er ihr – eine steile Falte bildete sich zwischen seinen dunklen Augenbrauen, die er etwas zusammen gezogen hatte. Und das Gesagte erweckte in ihm maßloses Erstaunen – bezüglich ihrem Wunsch verkauft zu werden und ihrer Familie! -, Befremdung – daß es ihr offensichtlich egal war, wer ihr Herr war! -, Irritation – ob er geschmeichelt sein sollte, bezüglich ihrer Worte über ihn, oder ob darin nicht doch wieder ein subtile Beleidigung steckte, die er einfach nicht durchschaute! -, Konfusion – über Schmerz, Herausforderung, Verhätschelt werden! - und wieder die Mischung, die ihn noch auf den Gang erfaßt hatte, ein Kombination von betändigem Ärger und Belustigung, die immer mal wieder anschwoll, aber dann auch wieder versandete, wenn Marcus zu sehr ins Grübeln geworfen wurde.


    Dann als das letzte Wort und die erneut vielleicht provozierende Frage von Asny kam, lehnte er sich nach vorne und musterte sie taxierend, und dachte tatsächlich nach, es war viel, was sie ihm als Antwort gegeben hatte und Marcus war sich sicher, daß er schon einige Aspekte wieder vergeßen hatte, aber dennoch genug, was ihm auch über die junge Frau zu denken gegeben hatte. Warum jemand freiwillig den Weg als Sklavin wählte, war ihm einfach unverständlich, selbst wenn die Familie ein Graus war, aber Marcus war auch fern jeder Realität geboren worden, die viele Römer in den nicht gut betuchten Vierteln erlebten. Während sich das Grübeln in Marcus' Miene genau zeigte, denn Marcus war kein Mann, der seine Gefühlsregungen allzu deutlich verbergen konnte, dafür war er von je her einfach zu offenherzig in jeder Hinsicht, also, während er grübelte, zauderte er auch, denn er war ein Mensch, der sich nach Harmonie sehnte und den Streit und Konflikt zu Hause mehr scheute, denn diesen hatte er in seinem Leben und gerade als Soldat genug gehabt! Doch es war nicht zu leugnen, er konnte einen aufgeweckten Sklaven, einen gebildeten und sehr klugen Sklaven – egal, ob Mann oder Frau! - eben gut gebrauchen, zumal sich Hannibal als eine reine Katastrophe entpuppt hatte und Marcus auf ihn in keiner Weise mehr bauen konnte, geschweige denn ihm vertrauen würde; und sonst bekam man auf den Sklavenmärkten in letzter Zeit auch eher mangelhafte Ware, Sklaven, die aus ihrer Freiheit gerißen worden waren und nur darum bestrebt, dem Herrn Ärger zu machen, oder Sklaven, die schlicht zu dumm waren! Und daß Asny klug, wenn nicht sogar brillant war, hatte sie eindeutig und an vielen Stellen des Tages schon bewießen, und selbst wenn sie einen sturen Charakter besaß, so bewunderte Marcus sie auch für ihre Disziplin und ihren Willen, den er bei einer Frau in der Form noch nie erlebt hatte – außer bei seiner Mutter und die stand über jeden Maßstab, keine Frau konnte sich mit Flavia Agrippina nur im Ansatz meßen! Dauerte es Minuten? Oder dann doch kürzer, oder länger, bis sich Marcus entschieden hatte? Wobei es sicherlich nicht eine derart durchdachte und ausgeklügelte Entscheidung war, wie bei Asny, dafür machte der Bauchanteil bei Marcus auch einen zu großen Anteil aus, selbst wenn sich ein Teil von ihm dagegen sträubte.


    „Eine perfekte Sklavin wirst Du sein? Soso, dann wollen wir mal sehen, ob Du Deinen und aber auch meinen Ansprüchen in dieser Hinsicht gerecht werden wirst. Eine perfekte Sklavin kann mir sogar deutlich nützlicher sein als eine gute Sklavin, aber Du hast auf jeden Fall mein Bewertungsmaßstab deutlich in die Höhe gesetzt, Asny! Von einer pefekten Sklavin verlange ich endeutig mehr als von einer, die mir nicht lästig sein soll. Eine perfekte Sklavin ist ihrem Herrn bis zum Tod ergeben – und wenn es ihr möglich ist, darüber hinaus! -, eine perfekte Sklavin widerspricht ihrem Herrn nicht, sie befolgt bedinungslos jeden seiner Befehle und ahnt sogar schon im Voraus, was ihr Herr wünscht und möchtet, ehe er es auch selber weiß und im Ansatz wäre es zu denken, geschweige denn auszusprechen. Ob Du das erfüllen möchtest und kannst? Wir werden sehen!“
    Marcus löste seine verschänkten Arme und stützte sich mit beiden Händen auf den Oberschenkeln ab, um sich nach vorne zu beugen und nicht gleichzeitig von dem kleinen Hocker herunter zu fallen.
    „Du kannst Dir gewiß sein, Asny, daß ich Dich jetzt schon nicht mag und keinerlei Sympathie für Dich hege, selbst wenn ich eines Tages auf die sehr abwegige Idee kommen würde, Dich in mein Bett zu nehmen für meine Gelüste, so wird es bestimmt kein liebreizender Wimpernschlag, noch Süßholzgeraspel vermögen, diese Sympathie zu wecken.“
    Zumal Marcus eher auf dunkelhäutige Frauen stand, und blonden Frauen außer vom ästhetischen Aspekt wenig abgewinnen konnte, selbst wenn er ihre Schönheit erkannte, so regten sie bei ihm nichts.
    „In Ordnung, ich werde Dir die Gelgenheit geben, Dich zu beweisen, Asny, mir zu zeigen, daß Du so eine perfekte Sklavin sein kannst und ich Dich auch gebrauchen kann. Eines sei Dir gesagt: Eine Sklavin verdient sich ihre Privilegien und erhählt sie nicht, weil sie große Töne spucken kann und sehr eloquent ist, nein, wenn Du Zugang zur Bibliothek und weiteren Wißensquellen haben willst, wenn Du wie eine Favoritin in diesem Haushalt und unter den Sklaven sein und über allen anderen Sklaven stehen willst – da ich schließlich hier der Hausherr bin! - dann wirst Du Dir all das erst durch harte Arbeiten aufbauen müßen. Ich schenke Dir jetzt noch nichts und werde es Dir erst gewähren, wenn Du mich überzeugst.“
    Das übliche Hast Du mich verstanden? ließ er bei der Sklavin, denn er wußte, daß es einerseits nur auf Spott treffen würde, und andererseits auch unnötig, die Sklavin war klug genug, ihm zu folgen und es zu verstehen, was er meinte.
    „Dreh' Dich auf den Bauch, Asny!“

    Es war kein Wunder, daß bei so vielen Senatoren schon gleich die nächste Nachfrage kam, und was für eine! Marcus spähte in die Richtung, aus der er die Stimme vernahm und versuchte den Mann zu erkennen, was nicht ganz leicht fiel, da von dort einige Sonnenstrahlen ihn blendeten, doch dann erkannte er den Senator, der die falsch Frau geehelicht hatte, beziehungsweise die richtige Frau den falsche Mann, nämlich Decima Lucilla, ah ja, der Herr Decimus Lucilla – nur so hatte er den Germanicer in Erinnerung! Und der drückte sich reichlich kompliziert aus, so daß Marcus sich auf das Gesagte durchaus konzentrieren mußte, Verdienste nicht schmälern? Aha...es wunderte ihn, daß ein Patrizier bei den Truppen war? Litt der Mann unter Amnesie? Bis vor kurzem war das noch Usus gewesen...heroische Worte? Worte? Langsam, aber sicher beschlich Marcus das Gefühl, daß jener Mann es bestimmt nicht gut mit ihm meinte und als er dann das mit dem Ziehsohn hörte, blieb ihm schier die Spucke weg. Ziehsohn von Gracchus? Er sah tatsächlich einen Herzschlag zu seinem Vetter, der jünger an Jahren war, und den er früher immer als ein Anhängsel betrachtet hatte, bis sie sich in Achaia etwas besser und in Rom richtig gehend freundschaftlich kennen gelernt hatte. Aber ein Gutes hatte es, die Aufregung war jäh weggeblasen und Marcus wurde wütend, eine Wut, die seine Gedanken mehr klärte. Er richtete sich auf und verlor die zauderliche Haltung unter der toga, sein Blick richtete sich gelaßen und sogar etwas kalt herablaßend auf den Germanicer.


    „Verwunderlich ist das nicht, Senator...“
    Wie hieß der Mann noch mal? Marcus hatte es vergeßen.
    „...denn als ich bei der Legion Eintritt fand, dienten einige Patrizier in den Mannschaftsrängen, war das senatorische Tribunat noch nicht in der Form üblich wie es einst der Fall war und heute wieder ist.“
    Auch wenn manche Senatoren es wohl verdrängten, wie jener wohl, der bestimmt kein Tribunat abgeleistet hatte, zumindest würde er dann nicht so einen Unfug reden.
    „Ob Du darin ein Ungleichgewicht sehen willst, daß zwei Flavier zu dieser Wahl antreten, das müßte ich Dir überlaßen, Senator. Bei der großen Anzahl an Kandidaten ist die Kandidatur unserer beiden Personen jedoch ein Faktum, daß kaum ins Gewicht fällt, zumal es noch mehr als zwanzig Kandidaten für das Amt des Kollegium der vigintiviri gibt und zu den anderen Ämtern natürlich auch zahllose Kandidaten und Posten, aber deßen wirst Du Dir ja bewußt sein! Was für ein Ungleichgewicht können da schon zwei Flavier hinein bringen?“
    Marcus' Stimme war deutlich sicherer geworden, mit diesem Ehemannknilch, der Lucilla bestimmt nicht glücklich machte, sonst wäre sie ja auch in Rom, würde er sicherlich als gestandener Soldat fertig werden.
    „Zudem sind wir doch alle Römer, Senator, Römer, die dem Imperium dienen und nach besten Wissen und Gewißen die Geschicke des Staates lenken wollen, da sollten wir uns nicht auf Namen oder Stand versteifen, sondern auf die Befähigung und den Willen, diese Taten auch zu vollführen. Und gerade diese Lehre habe ich aus meiner Zeit bei der Legion gezogen, wo es auf Fähigkeiten und Führungskraft ankommt, nicht darauf, in welcher gens man geboren wurde.“

    Die Leidenszeit hatte leider noch kein Ende und es würde vielleicht noch länger dauern, bis Marcus von all den erwartungsvollen Blicken erlöst wurde, vor denen er reden mußte, seine Kehle wurde von Herzschlag zu Herschlag trockener und er bangte nun, daß eine Frage kommen würde, die ihn völlig aus dem Konzept brachte – eines, was sowieso mehr dürftig war und auf sehr wackeligen Beinen stand! Er leckte sich kurz nervös über die Unterlippe und vergewißerte sich bei seinem Vetter, daß nicht alles verloren war – zumindest faßte dieser sich noch nicht bestürzt an die Stirn, was schon mal ein gutes Zeichen war., alle anderen Gesichter verschwanden jedoch hinter lauter schwarzen Punkten, die vor Marcus Augen – der immer noch latenten Panik wegen – tanzten, irgendwo kam doch eine bekannte Stimme, die was zu ihm sagte...oder zu den anderen Senatoren? - es rauschte nämlich auch ganz gewaltig in Marcus' Ohren! Marcus blinzelte und versuchte sich zu konzentrieren, was gesagt wurde, was ihm nicht ganz einfach fiel, zumindest verstand Marcus, daß die Worte wohl zu seinen Gunsten ausfielen, was Marcus ungemein erleichterte, er blinzelte noch einmal und der schwarze Punkt verschob sich etwas an die Peripherie, ah, war das nicht Aurelius Corvinus – sein baldiger Schwager...? Nein, sein baldiger, angeheirateter Neffe! :D Marcus nickte ihm dankbar und erleichtert zu – weil Corvinus ihm auch eine kleine Atempause, nebst der dankend angenommenen Unterstützung, gewährte.


    Einen winzigen Bruchteil eines Momentes gab sich Marcus zudem der Hoffnung hin, er würde noch mal vor Fragen verschont werden, was jedoch nicht der Fall war, irgendwo aus den Reihen kam Eine, Marcus mußte noch mal blinzeln, um zu erkennen, wer das denn dieses Mal war – ah, Purgitius Macer. Was war aber noch die Frage? Marcus horchte in den Nachhall der Worte...Jahre beim Militär? Auszeichnungen? Beinahe hätte er angefangen, mit seinen Fingern nachzuzählen, seine Hand rutschte bereits aus einer Falte der toga hervor, doch im Grunde war es nicht schwer.
    „Ich habe annähernd sieben Jahre beim Militär gedient, Senator, davon den größten Teil in der Legion und die längste Zeit bei der legio Prima!“
    Gab's noch was dazu zu sagen? Nein, Marcus fiel auch nach kurzem Überlegen nichts ein. Das war nicht Teil der Rede gewesen, darum war auch mit keiner eloquenten Antwort zu rechnen.
    „Auszeichnungen? Ähm...ja, ich habe für meine Zeit bei der Hispana eine phalera erhalten, im Krieg für die Schlacht von Edessa die bronzenen torques, für die Eroberung von Circesium die Silbernen.“
    Held von Circesium, diesen Titel würde Marcus niemals über die Lippen bekommen.
    „...und zu guter Letzt eine phalera für meine gesamte Militärzeit beim Ausscheiden aus den cohortes urbanae!“

    In einem Spiel sollte man sich nicht bürokratisch an Fristen festhalten, wir spielen hier ja bloß zum Vergnügen und wenn mal was schief läuft, gut, sei's drumm, solange niemand zu "Schaden" kommt dabei, kann man auch in einem Spiel flexibel bleiben - wenn man schon Reallife unter Fristen zu leiden hat und wegen einem Tag abgewiesen wird, dann muß es in einem Spiel nicht auch sein.


    Ich fand es zwar auch gestern alles sehr dubios, aber die Erklärung ist mir doch einleuchtend.


    Einzige Sache, die mir eben auch nicht einleuchted, ist der Zeitpunkt der Kandidatur, wenn man sich doch eben zu einer Mission anmeldet! Wenn man bei sowas mitmacht, dann sollte man es auch konsequent bis zum Ende machen - zumal Du, Meridius, ja erst in den letzten Wochen wieder reger aktiv warst und davor Monate nicht.


    Aber sei's auch drumm, manchmal unterschätzt man solche Zeitrahmen auch - ich selber hätte nie gedacht, daß unser Feldzug so ewig gehen würde.


    Abwarten und Tee trinken, ob es noch in den nächsten zwei Wochen klappt, dann kann man ja weiter sehen ;) Und ob man jetzt im Senat redet oder nicht, ist ja eh gehupt wie gesprungen, wenn wir doch mal ehrlich sind, hm? ;)

    Klammen Gefühls schritt Marcus die Stufen zur curia iulia hinauf, den Bau, den die Römer und der Senat dem göttlichen Iulius Caesar verdankten, und in denen schon so viele berühmte Männer ihre Reden gehalten hatten, in dem zahllose nützliche – wie auch unnütze – Debatten statt gefunden hatte und lange Zeit die Geschicke des Imperiums bestimmte, mal mit mehr Gewicht, mal wiederum mit weniger, je nachdem, wie der Kaiser gewillt war, den Senatoren ihre Macht zuzugestehen. Die blendend weiße toga eines cursus honorum Kandidaten schien Tonnen auf seiner Schulter zu wiegen, immer wieder flüsterte er leise die Worte, die er jetzt seit Tagen auswendig zu lernen hatte, damit er sie einigermaßen Fehlerfrei vor den Senatoren wieder geben konnte; schon noch vor dem Eingang brach ihm der Schweiß aus und seine Hände fühlten sich ganz klamm an, die Nervosität und der Bammel waren schrecklich und er hätte sich mit Freude lieber in eine Schlacht gestürzt als in das Wortgefecht, was ihm vielleicht der eine oder andere Senator liefern würde, doch es führte kein Weg daran vorbei und so betrat Marcus letztendlich die curia und gesellte sich zu den übrigen Kandidaten des heutigen Tages, die ebenso wie er, ihre Reden schwingen würden! Auf der steinharten Bank wartend, konnte Marcus die hallenden Worte von innen gut vernehmen und seine Anspannung und der Fluchtimpuls wuchsen mit jedem Herzschlag, der rasend schnell verging, immer wieder sah er zu dem rettenden Ausgang, als er laut und deutlich seinen eigenen Namen vernahm; herrje, jetzt war es soweit. Marcus erhob sich und schritt auf die Mitte der curia zu, in der sich der Redner zu stellen hatte, wenn er vor den Senatoren sprach; Marcus hielt sich gerade und seine Schultern aufgerichtet, wie auch sein Haupt erhoben, er drehte sich um, wobei sein linker Arm das volle Gewicht der toga trug, in seinem Rücken spürte er den princeps auf seinem besonderen Stuhl, der ihn aus der Maße der Senatoren mit ihren weißen Togen und dem Purpursäumen herausragen ließ.


    Raunen und Flüstern, zahllose Augen, die sich auf ihn richteten und dann...dann paßiert es, Marcus' Geist war leer, blank gefegt wie der strahlende Marmor zu seinen Füßen, so leer wie das Blatt eines uninspirierten Dichters und er war nicht minder verzweifelt als jener, den die Musen nicht küßten. Marcus öffnete seinen Mund und schloß ihn wieder, hach herrje, all die Tage, all das Üben und trotzdem war es weg. Erinner' Dich, Marcus, los, los!, dachte er und mühevoll versuchte Marcus an das Pergament zu denken, auf dem die Rede geschrieben war, an der seine Familie mitgeholfen hatte, damit er sich nicht zu sehr blamierte vor dem Senat, die Panik, wie er sie noch nie in seinem Leben gekannt hatte, wallte in ihm hoch und einige Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, er sah in so viele Gesichter, manche schienen gespannt, andere verzogen schon jetzt höhnisch den Mund, doch da fixierte er immerhin ein vertrautes Gesicht – seinen Vetter Gracchus! So wie Gracchus ihn kannte, würde er bestimmt gleich erkennen, in welchem Dilemma Marcus steckte und er sah seinen Vetter hilfesuchend an, denn ihm kam kein einziges Wort in den Sinn außer ein heftig pochendes: Flieh!


    Bewegte Gracchus nicht seine Lippen, was wollte er ihm damit sagen? Die Rede vielleicht..Paa...paaa...pantoffeln? Nein, unmöglich. Ah, Patres...natürlich! Völlig durch den Wind holte Marcus Luft und sprach, ohne den Blick von seinem Vetter zu nehmen, dem rettenden Anker bei dieser schier unmöglichen Bewährungsprobe:
    „Pa...Patres consripti! Hochgeehrte Senatoren von Rom!“
    Marcus räusperte sich, denn noch hatte seine Stimme nicht den volltönenden Klang, wie sie ihn haben konnte, wenn er sonst laut redete, aber das war bisher immer nur vor einigen Soldaten gewesen und niemals vor den kritischen Ohren der Senatoren Roms.
    „Ich...“
    Marcus mußte noch einmal schlucken, um langsam doch wieder zu sich zu finden und auch den Lippenbewegungen von Gracchus etwas entnehmen zu können, doch es schien, als ob die Barriere in seinem Geist wieder schwand und sich die Worte hinter dem grauen Nebel zu zeigen begannen.
    „Ich bin heute vor Euch getreten, um - wie viele unserer Ahnen und römischen Mitbürger - den Weg des cursus honorum zu beschreiten. Manch' einer von euch wird mich schon kennen, doch vielen werde ich unbekannt sein, außer daß mir der Name der Flavier gegeben wurde. Mein Name ist Marcus Flavius Aristides, Sohn des Flavius Corvinus und Bruder des Flavius Felix! Wie ihr auch sehen könnt, bin ich nicht mehr ganz jung, wie so viele andere Kandidaten, die ihren Weg in der Politk beschreiten, denn ich habe bereits lange Zeit dem römischen Imperium gedient.“
    Selbst wenn ihm noch der Schweiß auf der Stirn stand, so beruhigte sich Marcus langsam wieder, dennoch mußte er nachdenken, was er mit einer rhetorisch einstudierten Gestik zu überspielen versuchte.
    „Vor vielen Jahren bin ich der römischen Legion beigetreten und habe mich der neunten Legion Hispana in Germania angeschloßen, damals, es war noch eine andere Zeit, wie viele von euch wißen, dienten auch Männer von Familien wie der Meinigen, wie jeder Soldat im römischen Imperium auch. Wir dienten, lebten und kämpften Seite an Seite. So tat auch ich es und ich diente mit großer Freude und Stolz in den Mannschaftsrängen der Legion; zuerst in Germanien, dann – meinem Legaten folgend – auch in Mantua und bei der legio prima Traiana, wo ich meinen Weg bis zu dem Rang des Zenturios ging und die zweite Zenturie der ersten cohors unterstellt bekam.“
    Marcus konnte sich schon denken, daß manch einer nichts damit anzufangen wußte, aber viele hatten auch als Tribun sicherlich bei ihrer Militärzeit noch etwas mitgenommen – wenn sie das Tribunat hatten leisten müßen.


    „Ich diente auch dann noch in der Prima, als unser göttlicher Kaiser, Divus Iulianus, beschloß, daß die Parther lange genug versuchten, unsere Grenzen und die römischen Freunde zu bedrohen; ich zog mit nach Syrien und dann nach Parthien, um dort unter dem Kommando des göttlichen Kaisers zu kämpfen!“
    Marcus verstummte einen Moment, denn für einige Herzschläge blitzten Erinnerungen in ihm auf, die er lieber jetzt nicht gesehen hätte, darum schluckte er und hatte das Gefühl, seine Kehle wäre ausgedörrt, weswegen er sich räusperte, ehe er fort fuhr.
    „Hernach und nach Rückkehr in unsere Heimat, wurde ich im Range eines Zenturios zu den cohortes urbanae versetzt und vollführte dort meinen Dienst, um die Straßen von Rom sicherer und frei von Gesindel und Verbrechern zu machen. Doch einer Kriegsverletzung wegen mußte ich aus dem Dienst als Soldat ausscheiden, jedoch verlangt es immer noch mein Pflichtgefühl und mein Streben, dem Volk, dem Senat und dem Kaiser des römischen Imperiums zu dienen. Darum, werte patres, stehe ich heute vor euch und erbitte die Wahl zum vingintivir. Mein Erfahrungen als Soldat, aber auch als Zenturio in den cohortes urbanae prädi...“
    Himmel und alle guten Götter, warum hatten seine Ghostwriter bloß so ein schwieriges Wort in die Rede getan, bei dem seine Zunge sich schier verknoten würde?
    „...geben mir die notwendige Erfahrung, um das Amt des triumviri capitales mit meinem Eifer und der notwendigen Sorgfalt auszuführen, darum würde ich dieses Amt bevorzugen, wenn ihr mir eure Stimmen zum Vigintivirat gewährt.“
    Irgendwie hatte Marcus das Gefühl, daß er einige Redeteile verschluckt hatte und so manche Aspekte vergeßen, die man ihm eingebläut hatte, doch es wollte ihm einfach nicht einfallen, darum verstummt er erstmal und sah kurz zu seinem Vetter, hoffend, es doch einigermaßen richtig gemacht zu haben. Da fiel es ihm dann doch noch siedenheiß ein, er sollte ja die zwei phalera und torques erwähnen, hatte das jedoch glatt vergeßen, jetzt damit noch zu prahlen, käme ihm jedoch seltsam vor.

    Nachdem das Opfer geglückt war, zog Marcus erleichtert den Zipfel der toga wieder von seinem Haupte und sah hinauf zu all den Zuschauern, es überkam ihm ein Schauder bei dem Gedanken, wieviele es dort oben waren, so war er nicht unerleichtert als er sich mitsamt seines Vetters und seines Sohnes auf die andere Seite der hohen Steinmauer bewegen konnte, die Treppen hinauf zu der Loge und um dann hoch erhoben über der sandigen Arena Platz zu nehmen; einige Herzschläge lang fragte sich Marcus, ob er jetzt wieder sich Schuhwerk anziehen könnten, denn es war doch reichlich unangenehm barfuß über die Steinstufen zu laufen. Das eine oder andere bekannte Gesicht konnte Marcus bereits in der Loge erkennen, natürlich kannte auch Marcus nur einen Bruchteil der geladenen Senatoren und selbst von den ihm bekannten Geladenen waren auch nicht alle erschienen, ein markanter Kopf stach ihm natürlich sofort ins Auge, nämlich sein ehemaliger Kommandant von den cohortes urbanaeVescularius Salinator. Marcus winkte einen der Sklaven heran, die sich um das Wohl der Senatoren heute zu kümmern hatten, es waren viele Sklaven, und bläute ihm ein, daß der PU auch schön gut bedient wurde, was er seinem ehemaligen Kommandanten eben schuldig war – wie Marcus fand; deßen griesgrämisches Verhalten am Tag seines Abschiedes hatte Marcus – deßen Gutglauben auch grenzenlos sein konnte! - schon längst wieder verdrängt und sogar vergeßen, weswegen er auch mit einem ehrlich freundlichen und repektvollen Ausdruck auf dem Gesicht auf den PU zutrat, während noch die Reste des Opfers beseitigt wurden und die Schilder herum getragen.
    „Präfektus! Salve, es ist wirklich eine Freude, Dich hier begrüßen zu dürfen! Ich hoffe sehr, daß Dich die Spiele heute amüsieren werden!“


    Sogleich fiel ihm ein weiteres, prominent und sehr bekanntes Gesicht auf – Purgitius Macer und in der Nähe, aber mehr bei Gracchus, sah er auch den – wie er fand, sehr angenehmen Zeitgenoßen – Tiberius Durus! Marcus nickte Macer ebenfalls sehr freundlich zu, hatte er den Mann doch von den wenigen Begegnungen immer als höchst anständig in Erinnerung! Gerade bei der Abnahme des dritten Militärexamens, wo Marcus jede Minute in höchster Not war, was die mündliche Wiedergabe von Wissen anging.
    Salve, Senator Purgitius, Willkommen bei dem Certamen Electus und es ist mir auch eine Freude, daß Du uns mit Deiner Anwesenheit beehrst. Mein Herrn, wenn ihr mich entschuldigt?“
    Er nickte sowohl Salinator noch mal freundlich zu, als auch Macer, denn es war heute seine Aufgabe, den ersten Kampf zu beginnen, beziehungsweise, das Zeichen dafür zu geben, darum nahm er auch wieder dort Platz, wo auch Gracchus saß und sah bereits die Gladiatoren eintreten; Marcus starrte noch erst arglos hinunter, denn er hatte nicht gewußt, welche Paare ausgewählt worden waren, dann weiteten sich seine Augen als er den Germanen erkannte – Rutger, diesen elenden Wurm, der sich an seiner Tochter vergangen hatte, indem er sie damals entführt hatte. Marcus' Lippen wurden zu einem schmalen Strich und sein Gesicht verschloß sich – so daß er wirklich so hochmütig wirkte, wie es seine Frau einst von ihm geglaubt hatte. Er starrte auf die beiden Gladiatoren hinunter, der Germane war immer noch so aufsäßig wie früher, wie es ihm schien und hatte sich keinen Deut gebeßert, nun, vielleicht würde es das Schicksal endlich besiegeln und den Germanen ins Jenseits befördern, Marcus hoffte es sogar! Er nickte langsam und huldvoll, sah dabei verächtlich auf beide Gladiatoren hinab.
    „Die Spiele können beginnen!“
    , sprach er, was der Herold aufgriff und laut rief.
    „Mögen die Spiele beginnen!“

    Die Frage nach dem Namen des Tieres vergaß Marcus auch sofort wieder, insbesondere als er sah, was das Tier vollführen konnte und er jetzt auch Celerinas Frage verstand, was Epicharis denn tun sollte; Marcus lächelte breit und beugte sich hinunter um das putzige Tierchen über den Kopf zu streicheln, sofort fletschte das seine Zähne und ehe sich Marcus versah, biß das Tier ihm gehörig in den Finger.
    „Au!“
    , entfuhrt es Marcus und er zog schnell seine Hand zurück, ein Blick genügt und er sah, daß der Affe ihn zum Bluten gebracht hatte, erstaunt sah er auf das Wesen hinunter, das jetzt wieder ganz friedlich wirkte, aber bedachte es ihn nicht mit einem tückischen Blick und guckte zu Epicharis hinwieder recht treuherzig? Ist er nicht süß?, drang es zu seinen Ohren; Marcus nickte zwar-gleichwohl er gar nicht gemeint war-, aber sein Blick war jetzt deutlich mißtrauischer, aber er konnte das nicht lange aufrecht erhalten und hoffte, daß der Affe sich auch noch an ihn gewöhnen würde; er lächelte Celerina ehrlich freundlich und warmherzig an.
    „Ich danke Dir, meine Liebe! Das ist wirklich ein gelungenes und großartiges Hochzeitsgeschenk!“
    , bedankte er sich eben artig und höchst erfreut. Es erwärmte ihm auch das Herz, daß sich die Familie soviel Mühe und Sorgfalt mit den Geschenken gegeben hatte, das würde Marcus bestimmt nicht vergeßen.


    So ging auch jener Tag irgendwann zu Ende, mit vielen Freuden, viel Rührung, etc...


    Finis!

    Hätte Marcus ihn gekannt, so wäre sicherlich ein Trauermarsch in seinen Gedanken geblasen worden, als er das arme Tier so auf der Anrichte sah, mit der Hand durch den Rauch wedelnd kam er auch in die Küche und starrte auf das schwarze Geflügelteil, dann zu Bridhe; irgendwie hatte er scheinbar doch kein Talten für das Kochen, die Zeiten in der Legion, als er dem noch nachgegangen war, waren einfach zu lange her und als Zenturio hatte er sich bekochen laßen, einer der Annehmlichkeiten, Marcus seufzte bedauernd und nahm ein Messer, um zu sehen, ob noch etwas zu Retten war, er warf Bridhe dabei kurz einen Blick zu.
    „Alles in Ordnung bei Dir?“
    , fragte er auch in Hinsicht auf ihr Kind, den ganzen Tag arbeiten und ihm aushelfen, und dann noch den Kleinen haben, war bestimmt nicht einfach, überhaupt, da es Aquilius' Sohn war, hatte dieser auch eine etwas beßere Behandlung verdient, als man es sonst vielleicht einem Kind einer – ehemaligen – Sklavin zugestehen würde.
    „Hast Du eigentlich ein Kindermädchen für den Kleinen? Oder brauchst Du sonst etwas, Bridhe?“
    , fragte er, während er langsam die schwarze Haut abpellte und darunter nach noch eßbarem Fleisch suchte.

    Sprachlos war auch Marcus, als er den Auftritt des Parthers verfolgte, es brauchte wirklich auch einige Momente, bis er die Unverschämtheit hinter der angeblichen Entschuldigung erkannte; dennoch, Marcus mußte sehr stark gegen den Impuls kämpfen, nicht breit zu grinsen, es zuckte schon sehr verdächtig um Marcus' Mundwinkel; er mußte es Cassim zugestehen, er machte das sehr raffiniert, auf so eine Idee wäre Marcus wohl nicht gekommen, wenn er an Cassims Stelle gewesen wäre. Doch es brachte ihn in ein Dilemma, deren Lösung nicht wirklich offensichtlich war – für Marcus jedenfalls nicht, weswegen die ganze Szenerie und der fragende Blick von Celerina bei ihm nur ein:
    „Äh!“
    , erntete. Marcus griff nach seinem Becher und trank einen tiefen Schluck vom Wein, das würzige und marginale Brennen entlang seiner Kehle von dem nicht sehr stark verdünnten Wein tat ihm in dem Moment einfach nur gut. Er setzte den Becher wieder ab und leckte sich kurz über die Unterlippe, um noch einen Tropfen daran zu erfaßen, dann wandte er sich an Cassim.
    „Treibst Du einen Scherz, Cassim? Das war – das werde ich gerne zugeben – eine gelungene Vorstellung, die Du uns geliefert hast! Aber hier ist weder eine Komödie und wir sind auch nicht Ödipus und Antigone!“
    Natürlich brachte Marcus die Tragödien und Komödien gerne durcheinander und ganz besonders die Protagonisten darin.
    „Wenn meine Nichte sagt, Du warst unverschämt ihr gegenüber und hast sie bedroht, dann stimmt das auch und Du hast Dich ordentlich zu entschuldigen! Sag', Cassim, welche Strafe würdest Du einem Sklaven zuteil kommen laßen, der sich so gebärdet?“

    SimOff: Tomaten? Das waren Riesenkürbiße auf meinen Augen! Eine riesengroße Entschuldigung an Euch Beiden :(




    Grenzenlose Irritation, das weckte Gracchus' Schwächeanfall bei Marcus, aber nicht mindere Sorge, die er für seinen Vetter empfand, der doch so oft stark und unerschütterlich wirkte im Treiben der römischen Großstadt, wenn es um übernatürliche Dinge ging, dann schien Gracchus immer derart ruhig und bewandt zu sein, wie konnte man da wegen einer Bagatelle aus den Sandalen schier fliegen? Marcus wedelte noch etwas vor Gracchus' Gesicht herum, um ihm etwas frische Luft zu zufächern, was freilich nicht viel half, er sah jedoch auf als Bridhe herankam, das Salz eines Hirschen? Wozu war denn soetwas gut? Marcus wußte es nicht ganz einzuschätzen, aber Frauen hatten doch immer ihre Mittelchen, die eben auch oft wirkten, und darin konnten sich die römischen Frauen von den Sklaven oder Freigelassenen kaum unterscheiden, im Gegenteil, schon in seiner Kindheit hatte Marcus die Erfahrung gemacht, daß eine Sklavin ihm eher weiter helfen konnte, wenn er sich mal wieder das Knie aufgeschlagen oder einer der Nachbarsjungen sich zu heftig mit ihm geprügelt hatte.
    „Wozu ist das gut?“
    , fragte er darum Bridhe.
    „Und muß er das Essen oder Trinken?“
    Ratlos sah er das Hausmittelchen von Bridhe an und dann sogleich zu seinem Vetter, der sich wieder zu rühren schien und langsam seine Sinne wieder zusammen bekam; Marcus betrachtete immer noch betulich seinen Vetter und starrte auf deßen Daumen, an dem er erst mit einem zweiten Blick den Schnitt feststellen konnte; hm...war es doch das Blut?, fragte sich Marcus und runzelte die Stirn, um gleich darauf zu nicken.
    „Es hat aufgehört, Manius, Du wirst gleich davon nichts mehr spüren!“
    Noch mal wedelte Marcus unsinnigerweise mit seiner Hand vor Gracchus' Gesicht und suchte schon nach einem Palmwedel, natürlich gab es sowas nicht in der Küche, außerdem schaffte er es sogar einige der Federn, die noch an seiner Hand klebte, durch die Luft zu schleudern, sie segelten munter in der Luft herum und setzten sich jetzt sowohl auf Marcus' dunkles Haarhaupt, als auch das von Gracchus. Als dieser dann noch aufstand und - sichtlich bleich noch – schon wieder tapfer ans Werk gehen wollte, schüttelte Marcus energisch den Kopf.
    „Nein, Manius, setz' Dich erst wieder hin! Nicht, daß Du gleich wieder...ähm...ja...ähm...Dich sofort wieder setzten mußt, weil Du noch zu wenig...ähm...gegeßen hast!“
    Stammelnd versuchte Marcus noch etwas von der Würde seines Vetters zu retten, wenn Marcus auch kein sonderlich guter Lügner war und sowieso in solchen Dingen sehr schlecht, er selber erhob sich wieder und sah sich suchend um, er fand auch sogleich ein wenig Brot, das er auf einen Holzteller legte, schnitt etwas Käse dazu und brachte alles Gracchus.
    „Hier, iß dann erst ein bißchen, und etwas Wein bekommst Du auch gleich, und wenn es Dir beßer geht, kannst Du uns ja wieder helfen, ja?“
    Er lächelte Gracchus aufmunternd zu und trat einen Schritt von ihr weg, um zu Bridhe zu gehen und sie sachte am Arm zu berühren.
    „Bridhe, bitte, sag' niemandem davon, ich glaube, das wäre Man...Gracchus nicht Recht...peinlich, um genau zu sein, hm?“
    Er sah Bridhe treuherzig dabei an und hätte wohl auch noch es mit Bestechungen versucht, damit Bridhe dicht hielt, aber er fand, das schuldete er Gracchus mindestens.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Der wird dann vererbt, wenn ein direkter Vorfahre bis max der Urgroßvater tatsächlich Senator war. Der alleinige Besitz des Ordos hingegen löst diese Vererbung noch nicht aus.
    Das bedeutet: wenn du Senator bist, sollte Serenus in den Ordo kommen. :)


    Ah so! Aber überall scheint das ja nicht der Fall zu sein, bei den Eintragungen, ich hab schon ordovererbung gesehen, wo kein Senator in der Reihe war und auch keine Erhebung bei der betreffenden Person vorgenommen wurde. Aber gut, scheint dann da wohl ein Versehen zu sein. Danke für die Info. :)

    Der dreibeinige Stuhl ächzte und stöhnte unter Marcus' Gewicht, denn er war bei weitem kein Leichtgewicht mit seinen gut zwei Zentnern Schwere, die er auf eine Waage bringen würde; doch das Geräusch hörte Marcus nicht, er sah die junge Frau nur mit grenzenloser Verblüffung an als er ihre Worte vernahm – ein Teil seiner Gedanken beschäftigte sich mit dem Wort Sermon, das ihm völlig unbekannt war und er nicht im Mindesten verstand, was sie ihm damit sagen wollte – daß es jedoch kein Kompliment war, mit dem sie ihn bedachte, wurde ihm dennoch klar und deutlich; Marcus schüttelte resigniert den Kopf, er verstand die Frau wirklich nicht, anscheinend – so klug sie auch war – schien sie an ihrem Stursinn festhalten zu wollen und spielte gerne mit ihrem Leben, war sie vielleicht eine der germanischen Sklavinnen, die Familie und Glück durch römische Soldaten verloren hatte und keinen Sinn im Leben mehr sah, das Schicksal herausfordern wollte und den Tod suchte? Doch Marcus' heute sehr dürftiger Geduldschatz war zur Neige gegangen, er hatte in den letzten Jahren genug an aufmüpfigen und schwierigen Sklaven gehabt, sich immer wieder mit ihnen herum plagen müßen und war dennoch immer daran gescheitert; schwierige Sklaven wiederum hätte er noch ertragen, aber keine, die sich seinem Wort widersetzten und ihn so sehr beleidigten, wie kaum jemand in der letzten Zeit. Er wollte gerade zum Sprechen ansetzten als schon der Sklave mit der Waschschüßel und einigen Linnentüchern zurückkehrte; Marcus deutete ihm, die Dinge abzustellen und befahl ihm dann, draußen zu warten, ehe er sich wieder Asny zuwandte.


    „Deinen Spott kannst Du Dir sparen, Asny, und Deine scharfe Zunge sollte lieber ruhig bleiben, stattdeßen solltest Du wohl Deine Kräfte schonen.“
    Jeder Rest von eventueller Freundlichkeit war aus Marcus' Stimme verschwunden, auch als er weiter sprach; er war aber auch nicht zornig in dem Moment, jeglicher Zorn schien aus ihm von der immensen Wut des Mittags weggebrannt zu sein und zurück blieb nur noch ein einigermaßen - für Marcus' Verhältniße - ruhiger Verstand, der sich mit dem Problem und der Sklavin hier zu beschäftigen hatte; Marcus war lange genug Soldat gewesen, hatte genug Rekruten durch die Grundausbildung gescheucht, war einige Zeit auch Zenturio gewesen und hatte nicht umsonst hundertsechzig Mann kommandiert, um dann doch wiederum auch in der Lage zu sein, um mit einer ihm - zwar geistig überlegenen - Sklavin fertig zu werden, selbst wenn es immer einen schalen Nachgeschmack haben würde, es sei denn, sie würden doch noch zu einem Konsenz kommen.
    „Ich halte Dich für einigermaßen klug, selbst wenn Dein Dickschädel, den Du ganz offensichtlich hast, Deinem Scharfsinn sehr im Wege steht, in mancher Hinsicht hast Du wahrscheinlich Recht, was Du sagst, und vielleicht würdest Du mehr Freude darin finden, mit Menschen Dich zu unterhalten, die ähnlich veranlagt sind wie Du, aber Du läßt dabei die Realität außen vor und scheinst Dich zu sehr in Deinen Wünschen zu versteifen.“


    Marcus beugte sich etwas nach vorne und taxierte die junge Frau musternd.
    „Du bist meine Sklavin und ich bin Dein Herr, das ist wohl ein Faktum, das Du selber schon anerkannt hast, aber Du handelst nicht danach. Mir steht jedoch nicht der Sinn danach, eine arrogante, hochnäsige, besserwißerische und unverschämte junge Sklaven zu vertätscheln und zu verhätscheln, nur weil sie glaubt, klüger, brillanter und gebildeter zu sein. Es gibt einige Möglichkeiten, die ich anstreben kann und unter dieser Auswahl überlaße ich Dir sogar eine gewiße Entscheidungsfreiheit, Du kannst Dein weiteres Leben in den gleich von mir genannten Pfaden sogar selber bestimmen!“
    Die Hände verschränkt redete Marcus weiter.
    „Der einfachste Weg ist, daß Du Dich in Dein Schicksal fügst und eine gute Sklavin wirst, Du wirst mir den Respekt entgegen bringen, den ich als Herr verlange, Du wirst mir nicht widersprechen und Du wirst meinen Befehlen gehorchen, tust Du das, wirst Du durchaus in der villa ein paßables Leben führen können, Deinem Wißensdrang nachgehen können – den Du als kluger Mensch sicherlich hast – und vielleicht...vielleicht aber nur...eines Tages Dir Deine Freiheit verdienen. Das ist der erste Weg!“
    Natürlich war die Spannbreite recht breit, was eine gute Sklavin denn nun war und Marcus würde es durchaus hinnehmen, wenn er und Asny nicht immer einer Meinung war, vielleicht, wenn Marcus ihr anfangen würde zu vertrauen, auch mal von ihr das eine oder andere sich anhören würde, schließlich war Marcus meistens seinen Sklaven gegenüber recht großzügig - in einem gewißen Rahmen selbstverständlich - aber er wollte nicht gleich mit: Es könnte Ausnahmen geben, natürlich kannst Du auch jene und diese Freiheit bekommen, ganz so schlimm ist es auch wieder nicht und ähnliche Phrasen kommen.Er pausierte kurz, aber nicht lange genug, damit Asny zur Sprache kam.


    „Ein Klient meines Vetters besitzt einige Steinbruchmienen in Ägypten, irgendwo im Süden der Wüste, dort zu Arbeiten ist von harter Entbehrung gekennzeichnet und ein frühen Tod sehr wahrscheinlich; Freude, Bücher, Freizeit und Nachsicht wirst Du dort nicht finden. Das ist die zweite Möglichkeit, neben einer Aussicht, auf einer der Handelsgaleeren zu landen, wenn es mir eher danach ist. Ich könnte Dich natürlich auch verkaufen, wobei es nicht Deine Wahl wäre, an wen!“ *
    Natürlich könnte er auch einen guten Freund in Ägypten fragen, ob er nicht Verwendung für Asny in einer seiner Marmormienen hatte, aber wenn er einem Klienten von Gracchus und dieser ihm behilflich sein konnte, war es auch nicht verkehrt; wo die Minen lagen, wußte Marcus nicht, nur, daß es ein verdammt unangenehmer Ort war und dort auch viele Straftäter landeten, wahrscheinlich hatte Asny auch schon von solchen Minen genug gehört, um zu wißen, was auf sie zukommen würde - die Annehmlichkeiten des flavischen Anwesen sicherlich nicht. Und was den möglichen Verkauf anging; Marcus hatte auch keinen blaßen Schimmer, an wen, nur daß es kein Familienmitglied sein dürfte und jemand, der es ihm nicht nachtragen konnte, wenn Asny sich auch dort als Schwierig erwies.


    „Die letzte Möglichkeit ist die Löwung, mein Vetter Gracchus wird in absehbarer Zeit bestimmt Spiele abhalten, wenn Du mir weiterhin so lästig bist, werde ich Dich einfach ihm zur Ergötzung der Menge überlaßen, es wäre nicht das erste Mal, daß eine flavische Sklavin so endet.“


    Marcus hoffte, daß sich die junge Frau im Klaren war, daß er seine Entscheidungen ernst meinte und auch nicht mit sich verhandeln ließ, wie schon gesagt, seine Geduld hatte ein Ende erreicht und Asny würde sich entscheiden müßen, welche Zukunft sie haben wollte und ob überhaupt eine Zukunft für sie bestand, Marcus war aber nicht so verständnisvoll wie sein Vetter Aquilius, der sich von den Sklaven schier auf der Nase herum tanzen ließ, dafür war Marcus zu sehr Flavier.
    „Also, Asny, ich würde Dir auch einige Tage geben, in denen darüber nachdenken kannst. Möchtest Du das oder hast Du Dich schon entschieden?“
    , fragend hob Marcus seine Augenbrauen und sah Asny an.






    *SimOff: Bezüglich an wen: Die Spielerin Asny hätte natürlich die Wahl und nicht der Spieler hinter Aristides. ;)