Fortuna hatte heute endlich mal ein Einsehen mit Marcus, denn ganz offensichtlich mußte er die Basics nicht mehr erklären, etwas, was ihn ungemein erleichterte; mit wachsender Belustigung lauschte er den Worten seines Sohnes, soso, Dido und Serenus, aber was hatte das mit den Schwestern von dem Cornelius Minor zu tun? Ach, das waren also Zicken, die Mundwinkel von Marcus hoben sich einen Deut weiter, denn es war die typische Rede, die ein Junge in Serenus' Alter hielt, Marcus hatte das in deßem Alter auch kaum anders gesehen und fand damals die Frauen zwar interessant, aber auch leidlich anstrengend, gut, in mancher Hinsicht hatte sich das bis heute nicht geändert, Frauen waren immer noch anstrengend, egal ob Sklavinnen wie die junge Asny, oder eben Ehefrauen, die einen unbedingt im Senat sehen wollten; Marcus' Schultern zuckten als er das mit der Gymnastik hörte und er fragte sich gleichzeitig, wo Serenus solche Schriften in der Bibliothek gefunden hatte; Marcus war so etwas nicht aufgefallen und er hätte sie bestimmt nicht mit minderem Interesse betrachtet, zumal sie weit interessanter waren als die Schriften, die aus purem Text bestanden und rein gar keine Bilder.
„Nun, Lucius, mein Sohn, Dido ist Deine Sklavin, wenn Du sie für solche Dinge nutzen willst, dann solltest Du es auch tun.“
, ermutigte er ihn, denn sich an Sklavinnen auszutoben und gerade im Alter von Serenus, war nicht nur nicht verkehrt, sondern sogar begrüßenswert, da es die Familie nicht in Schwierigkeiten bringen würde. Etwas befremdet runzelte Marcus jedoch die Stirn, eben Dido betreffend.
„Dido ist nicht griechischer Abstammung, Lucius, denn ihr Vater ist aus einer italischen Zuchtlinie und ihre Mutter ist eine Germanin.“
Er wollte seinen Sohn nicht enttäuschen, aber er kannte diese Zuchtlinie doch sehr gut, schließlich war der Vater von Dido sein eigener Sklave und gerade bei der Linie wurde darauf geachtet, daß die Stammlinie erhalten wurde, eben der italische Kern, nur die Mutter wurde aus einem anderen Volk ausgewählt, um hin und wieder frisches Blut dort hinein zu bringen.
„Im Übrigen, was meinst Du damit, daß Dido verschwunden ist? Ach, wegen der Saturnalien wahrscheinlich, hm? Naja, die Kleine wird schon morgen oder übermorgen wieder auftauchen, ist wahrscheinlich mit den anderen Sklaven los gezogen.“
Die villa war momentan wirklich leer, seine Ehefrau hatte er an dem heutigen Tage auch noch nicht gesehen, da er gestern beim Saturnalienmahl wohl eingeschlafen und sie wahrscheinlich bei ihrer Familie war, aber das war auch nicht so schlimm, schließlich hatte er doch Pläne für seinen Sohn, dem er wieder eine Hand auf die Schulter legte und ihn zu dem Ort führte, der das Ziel heute darstellte – das lupanar.
Die Fassade des Hauses war leuchtend rot angemalt, zahlreiche verschlungene und recht ordinäre Bilder zierten die Wand neben dem hölzernen Eingang und ein breitschultriger und dunkelhäutiger Mann stand am Eingang vom lupanar ad taurus, einer von Marcus' Lieblingslupanaren, denn er hier war es nicht nur sauber und angenehm, sondern es gab auch einige wirklich schöne lupae. Er nickte dem Mann am Eingang zu, der zur Seite trat und ihnen den Weg frei machte.
„Lucius, mein Sohn, Deine ersten Versuche auf dem Feld von deliciae und libido brauchst Du nicht auf Deiner Sklavin zu machen, sondern bei einer Frau, die auch davon etwas versteht.“
, sprach er feierlich und schob seinen Sohn durch den Eingang in den schummrigen Vorraum. Ein unglaublich dicker Mann in einem grellorangenem Seidengewand und goldenen Pantoffeln trat ihn eilig entgegen, sein Gesicht war reichlich geschminkt, die Augen mit Kohle dick umrandet und die Haare zu vielen Krinkellöckchen gewunden, er verbeugte sich kriecherisch und mit einem syrisch anmutenden, listigen Lächeln auf den wulstigen Lippen.
„Salvete, die Herrn! Welche Freude, euch in meinem Etablissement empfangen zu dürfen. Womit dürfen wir euch heute dienen, meine Herren?“
Marcus, dem schleimiges Verhalten dann gefiel, wenn es dazu diente, ihm sein Geld aus der Tasche zu locken, nickte huldvoll.
„Es geht um meinen Sohn, ich möchte für ihn eine lupa, die ihm etwas den Weg geleiten kann...Du verstehst schon, was ich meine, oder?“
- „Aber sicher doch!“
, erwiderte der Syrer und klatschte in die Hände, prompt versammelte sich die Auswahl des Hauses im Vorraum.
„Nun, junger Herr, wer würde Dir zusagen?“
, fragte er, dabei Serenus erwartungsvoll ansehend.