Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Marcus war eher genervt, denn sonderlich verärgert, zumal ihn die Vorstellung des Parthers durchaus ergötzt hatte, zumindest für einige Herzschläge; dennoch zeigte sich ein grimmiger Zug um seine Mundwinkel; mit Zeter und erhobener Stimme anzufangen, um den Sklaven zu maßregeln, war letztendlich nur verschwendete Mühe, denn es würde sicherlich abprallen wie an einem eisernen Panzer, Marcus lehnte sich zurück und rollte mit den Augen, ehe er einen Schluck Wein nahm, ihn auf der Zunge schmeckte und kurz nachdachte.
    „Du scheinst immer noch nicht Deine Situation verstanden zu haben, Cassim, und scheinst wohl meine Größzügigkeit, was Deine Aufgaben in der villa angeht, wohl nicht erkannt zu haben. Aber wenn Du Deine Lektion anders lernen mußt, dann soll dem so sein. Du wirst in den nächsten vier Wochen in der Küche und in der Waschkammer arbeiten, Deine Arbeit mit dem Falken wird während der Zeit ruhen müßen, Du beschränkst Dich lediglich darauf, den Vogel zu versorgen. Und jetzt verschwinde, ehe ich es mir doch anders überlege und Dich in die Minen schicke!“
    Nach den Worten strafte Marcus den parthischen Sklaven mit Nichtachtung und wandte sich Celerina zu.
    „Es tut mir Leid, Celerina, aber das Sklavenpack von heute ist wirklich kaum noch zu gebrauchen. Aber Du kannst frei über ihn verfügen für Deinen Sklaven, laß nur nach ihm schicken.“
    Irgendwie hatte Marcus das Bedürfnis in die Thermen zu gehen und den Tag mit angenehmen Nichtstun zu verbringen, fern von rebellischen und hochmütigen Sklaven.
    „Kann ich sonst noch etwas für Dich tun, Celerina?“

    Ach herrje, jetzt hatte er wohl doch einen tiefen Satz in das berühmte Fettnäpfchen gemacht, wenn seine Frau derart giftig reagierte, er war jedoch in dem Moment immerhin klug genug, ihr nicht zu widersprechen und nur leidend zu nickten, denn er hatte natürlich nichts dergleichen bei der jungen Frau gesehen, die so frisch wie der Morgen wirkte, aber verstand einer schon Frauen! Lediglich ein leises: „Hmh!“, preßte er sich dann als Antwort hervor, etwas, was nicht gegen ihre Worte war, aber auch kein eindeutiger Widerspruch. Begehrliche Blicke warf er auf das Essen und ließ sich jetzt auch nicht lumpen, darum ließ er sich von einem Sklaven einen gefüllten Teller reichen und begann schweigend einige leckere Fleischhappen zu verschlingen, immerhin sah dann schon die Welt gleich viel beßer aus. Zwischen zwei Happen nickte er und schluckte schnell herunter, um auch antworten zu können.
    „Aber das macht doch nichts! Man kann sich doch am Besten so kennen lernen, auf Feiern, findest Du nicht? Und das Brautpaar ist doch von einer herzerfrischenden Höflichkeit und Freundlichkeit!“
    , befand zumindest Marcus.
    „Außerdem ist es, glaube ich, nicht weit von hier bis zu der casa Annaea!“
    Marcus wußte das gar nicht so genau, er hatte nicht aus der Sänfte gespäht, wo die Sklaven sie eigentlich hin gebracht hatten und es war das erste Mal, daß er hier in dem Anwesen zu Besuch war.
    „Und ein Hochzeitszug ist doch immer etwas wirklich erheiterndes!“
    Insbesondere wenn man nicht selber das Ziel des Spotts war.
    „Wir können ja die Feierlichkeit dort etwas abkürzen, mea stella!“
    , meinte er, etwas versönlich, um ihren Zorn und Unleid etwas abzumildern.

    Der strahlende blaue Himmel mit den wenigen Wölkchen am Himmel – die sich eher harmonisch in das Gesamtgefüge einpaßten, so als ob ein Künstler, ein Naturkünstler, sie als letztes Itüpfelchen dort hin gesetzt hätte – dann dazu der Geruch nach Meer und die Aussicht auf die glitzernden Wogen im Sonnenlicht, selbst die schrillen und manchmal doch eher unangenehmen Laute der Möwen, all das erinnerte Marcus doch sehr an sein Kindheit und Jugend, hach, irgendwie vermißte er Baiae schon sehr und wünschte sich, Rom läge nicht so...naja...mittig von Italien, zu weit vom Meer entfernt, als daß man mal morgends dorthin schlendern oder nachmittags eine kleine Schiffspartie unternehmen könnte, und gerade der Erinnerung wegen an die wunderbaren Jahre seiner Kindheit – welche frei von Pflichten waren, mal von den schrecklichen Lernstunden bei diversen griechischen Lehrern abgesehen, und gefüllt von vielen großen und kleinen Abenteuern in der Stadt und auf dem Meer – ließen ihn selig lächeln und überhaupt dadurch war er doch recht entspannt, dementsprechend jovial und herzlich war darum auch sein Auftreten gegenüber dem Mann, der eine Flavia raubte – was Marcus ja sonst eher griesgrämisch werden ließ, schließlich befand er: kein Mann war gut genug für eine Flavia, selbst der Kaiser – oder gerade? - würde sich nicht als würdig für eine flavische Römerin erweisen können – aber trunken von all den maritimen Eindrücken und der Aussicht, bald auf einem wunderbaren Segelschiff über die blauen Wellen zu reiten, lächelte er breit auf die Antwort von Corvinus.
    „Nur Gutes, da bin ich mir ganz sicher, Aurelius!“
    Sicherheitshalber klopfte Marcus jedoch noch auf das Holz neben sich, denn er wollte doch keine bösen Geister wecken und das Unglück beschwören, eben auch deswegen weil er Celerina von Herzem Glück und Freude wünschte – bei dem Aurelier wäre es nicht so schlimm gewesen, erst wenn er zur Familie gehörte, würde sich daran vielleicht was ändern :P ! Auch Marcus vernahm die Worte von Sciurus und es minderte durchaus ein wenig von seinem gutherzigen Lächeln, denn die Absage seines Vetters warf durchaus einen kleinen Schatten auf die ganze Angelegenheit, zumindest auf Marcus' Stimmung, schließlich war er selber nicht darüber erfreut gewesen und hatte auch das eine oder andere offene Wort mit seinem Vetter darüber gesprochen, aber wie Genies nun mal waren, so war Gracchus durchaus auch ein seltsamer Kauz, der mit einer schier unüberwindlichen Furcht vor Reisen und dem Meer beseelt war und etwas zu gluckenhaft über seine Familie wachte – ganz verübeln konnte Marcus es ihm jedoch nicht, zumal nach den Ereignissen letztens in Ostia! Marcus rieb sich verlegen den Nacken und grübelte, ob er nicht es Corvinus erklären sollte, doch da noch mehr Gäste auftauchten und das eher unter vier Augen bleiben sollte, verschob Marcus das auf später und machte etwas Platz für die weiteren Ankommenden.


    Sehnsüchtig betrachtete er derweil das Schiff, und wäre am Liebsten gleich über die Planke hinauf aufs Deck gestiegen, um sich die Masten, die Takelage und Segelkapazität genauer anzuschauen und zu sehen, was man wohl aus dem Schiff heraus holen könnte, doch es gebot die Höflichkeit, dem Gastgeber natürlich den Vortritt zu laßen und der war noch dabei die anderen Gäste zu begrüßen, die Marcus darauf hin erst mit einem kurzen Blick bedachte, und dann guckte er noch mal und versuchte einzuordnen, ob er sie kannte; nein, es war nicht so, zwar schien das Ehepaar vage vertraut zu sein, aber es klingelte nicht ein bißchen in Marcus' Kopf, darum sah er sich auch gleich nach der Person um, die ihn heute vor Peinlichkeiten schützen sollte – schließlich war Marcus mit einem hundsmißerablen Gedächtnis ausgestattet, außer es hatte seine Soldaten betroffen, bei denen er sich die Namen irgendwie hatte leichter merken können! - und da erblickte er sie auch schon, Asny, die, seitdem Hannibal ihn so schmächlich enttäuscht hatte und er keinerlei Vertrauen er mehr in seine Dienste setzte – die Position des brillanten Sklaven an seiner Seite hatten einnehmen müßen, die von nun an die gröbsten Fehler – und wohl auch die Subtilen – in Briefen und Rechnungen hat begleichen müßen, die jedoch auch – ihres phänomenalen Gedächtnis wegens – heute sein nomenclator spielen mußte. Zufrieden hoben sich seine Mundwinkel, da sie wirklich sehr adrett heraus geputzt war, aber heute hatten selbst die flavischen Sklaven edel und ausstaffiert zu wirken, da es schließlich nicht alle Tage paßierte, daß eine Flavia heiratete – wenn es nach Marcus ging, sowieso niemals! Von ihrem Kleid war sie auch mit ihrer Herrschaft abgestimmt, das Rosa passte sowohl zu Marcus bunter toga – in Baiae trug man immer bunte togas bei solchen Angelegenheiten und diese Schifffahrt schien ja solche Dekadenzen zu implizieren – als auch zu Epicharis' Gewand, welche Farbe beide nun hatten, das konnte Marcus nicht genau benennen, er hatte einfach das angezogen was ihm gereicht worden war, da er eh keinen Wert auf Kleidung legte und es ihm recht egal war, es war zumindest irgendein seltsamer Rotton, der sich eben mit dem Rosa nicht biß, sondern vortrefflich harmoniert, zumindest hatte ihm der Ankleidesklave das so gesagt. Den Ärger von vor vielen Monaten, den er mit Asny hatte, hatte Marcus schon so gut wie vergeßen, es verblaßte zunehmend, da er auch äußerst zufrieden mit ihrer bisherigen Arbeit in der villa war und noch nichts an ihren Künsten zu mäkeln hatte, selbst wenn ihr naseweißes Haupt manchmal etwas zu hoch trug.


    Während er seinen Sohn betrachtete, der wirklich jeden Tag zu wachsen schien, und auch jetzt schon eine gute Figur machte, bestimmt in ein paar Jahren ein herausragender Priester, vielleicht sogar pontifex sein würde, wandte er seinen Kopf eine Nuance zu Asny, damit sie ihn, trotz des Lärmes am Hafen, des Krakeelens der Meeresvögel, der Geräusche von all den Schiffen und seines Flüsterns doch gut vernahm.
    „Asny? Wer ist das Ehepaar dort drüben, ich meine das mit der blonden Schönheit und ihrem hellblauen Kleid und dem Mann daneben...der...ähm...ja...in der toga?“
    , fragte er, dabei fiel ihm mit einem kurzen Blick in das Gesicht der Sklavin auf, daß ihre Augen heute wie der Himmel wirkten, so ein zartes Blau, daß auch die blonde Römerin -deren Name Marucs hoffentlich bald erfuhr – am Körper trug, aber mit derartigen Farbvergleichen hielt sich Marcus nicht lange auf, und sah wieder zurück zu den anderen Gästen der Hochzeit.

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    Langsam, aber sicher regte ihn dieses kleine Miststück immer mehr auf und Gorm grollte zornig, insbesondere da der Schmerz an seiner Brust ihn an die Lücke erinnerte, die er dem Weib geboten hatte, dabei sollte doch der Kampf ein Kinderspiel werden, aber mit einer gewißen Genugtuung registrierte er, daß sie immerhin humpelte und an ihrem Kinn floß auch das Blut entlang, das sie seinem Schlag mit dem Schild zu verdanken hatte; Gorm schwitzte inzwischen gehörig, seine blonden Haare klebten unter dem Helm an seiner Haut und er hätte ihn am Liebsten vom Kopf gerißen, aber er war nicht so dumm, das zu tun, schließlich konnte er seine Lebensversicherung bedeuten. Seine Sandalen hinterließen tiefe Spuren auf dem sandigen Boden und er stierte die Amazone voller Ingrimm an, dabei eine tiefe Lust verspürend, sie langsam und brutal zu Tode zu bringen, er würde jeden Herzschlag ausnutzen, wenn er sie erstmal so weit hatte und an seinen Sieg zweifelte der gladiator immer noch nicht, obwohl schon rote Blutstropfen über seinen muskulösen Oberkörper rannen. Gorm wollte schon seine Muskeln anspannen, um die Amazone mit schierer Gewalt anzuspringen, als sie ihm erneut zuvor kam, denn schon im nächsten Herzschlag sauste der Dolch durch die Luft, wirbelte um die eigene Achse und hätte sich beinahe in seinen Hals gebohrt, wenn er nicht im letzten Moment sich zur Seite gedreht hätte, doch er spürte ein scharfes Brennen in der Schulter; er packte den Dolch, der sich in seinen Oberarm gebohrt hatte und riß ihn mit einem heftigem Ruck heraus; ein winziger Bruchteil eines Momentes, der seine Aufmerksamkeit erforderte und ihm fast zum Verhängnis geworden wäre; es waren mehr seine Reflexe und sein Instinkt, der den tödlichen Streich gegen seine Kehle verhinderte.


    Gorm duckte sich unter dem Streich, spürte wie die Klinge gegen seinen Helm stieß – wie gut, daß er ihn aufbehalten hatte! - und der Aufschlag erschütterte seinen Helm, es sauste und klingelte in seinen Ohren, doch gleichzeitig stieß er brutal und mit aller Kraft mit seinem aspis gegen den Brustkorb der Amazone und warf sie einige Schritte zurück, um sich gleich auf sie zu stürzen und in wilden Attacken mit dem Schwert auf sie einzudreschen. Bei Pluto, flink war die Amazone, denn trotz ihres Fußes, wich sie ihm dennoch aus und konnte einigen tödlichen Streichen entgehen, dabei setzte sie ihm auch immer wieder zu. Er merkte jedoch, daß ihre Bewegungen etwas langsamer wurden und ihr Hinken stärker, das Grinsen auf seinem Gesicht wurde etwas breiter, während sich seine Brust ebenfalls schnell hob und senkte und er schon seit langem die Luft durch seinen aufgerißenen Mund einsog. Dann sah er sie, eine Lücke in ihrer Verteidigung und er nutzte diese sofort, er rammte seinen Schild gegen die Amazone, revanchierte sich für ihren vorigen Tritt und schleuderte sie mit einem Schlag seines Schwertknaufes zu Boden. Mit einem Fuß stieß er das Kurzschwert der Amazone zur Seite und den anderen Fuß setzte er ihr auf die Brust, um sie kräftig gen Boden zu drücken, vielleicht würde er ihr noch einige Rippen brechen, bevor sie sterben mußte, doch zuerst stach er mit seinem Schwert zu und bohrte es ihr tief in die rechte Schulter hinein, jetzt war es bald Zeit für sie den styx zu überqueren.


    Der Schweiß brannte in Gorms Augenwinkel und er blinzelte ihn hinfort, dabei den Kopf anhebend und das erste Mal wieder das Publikum bemerkend, er genoß es, was dort von den Rängen scholl, es war ihm egal, ob sie ihn haßten oder liebten, Hauptsache sie rasten und waren durch den Kampf aufgepeitscht, Gorm riß sein Schwert aus der Schulter der Amazone und streckte es in die Höhe, damit sie auch das Blut an seiner Klinge sehen konnten, ehe er zum Todesstoß ansetzen wollte.






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    Immer wieder eilte ein griechisch gewandeter Sklave heran, um den Senatoren – und auch Marcus – Erfrischungen zu bringen, die Schalen mit den kleinen Köstlichkeiten aufzufüllen oder mal etwas frische Luft zuzufächern, wobei der Sklave ein besonderes Augenmerk auf den PU legte, wie es ihm Marcus vorhin noch aufgetragen hatte; Marcus hinwieder ließ seine Augen über den Kampfplatz streifen und beobachtete einen Moment lang das Treiben dort unten, insbesondere den erbitterten Kampf der – wie er fand, unverschämten – Amazone und dem goldbehelmten Hopliten, am Rande registrierte er, daß sich die beiden anderen Weiber auf den Dunkelhäutigen gestürzt hatten und wie Mänaden ihn wohl zu zerfleischen gedachten. Häßlich sahen die Amazonen mit ihren Ledermasken aus und Marcus grinste darum nicht minder hämisch, als die Amazone vom Pferd geworfen wurde. Tragödien? Marcus spähte zum PU und nickte, denn er konnte ihm in diesem Punkt wirklich Recht geben.
    „So ist es! Und das Schlimmste, wenn sie schon am Ende sterben, dann tun sie das mit einer erbämlichen Art, Jammernd und Wimmernd, dabei langsam zu Boden gleitend und die Hände Richtung Olympus ausstreckend, also, die, die sowas schreiben, haben noch nie einen Menschen sterben sehen...wenn sie wenigstens wirklich mal Mord und Totschlag in einer Tragödie bringen würden, dann wäre das mit Sicherheit viel amüsanter, doch, doch!“
    Es sah schon mal wenigstens hier im flavischen Theater danach aus, als ob sich bald mal Mord und Totschlag anberaumen würde, wieder spähte er hinunter und sah, daß die Amazone mittlerweile ihre Maske verloren hatte, hm, hübsch sah sie schon aus, war vielleicht doch schade um die Frau, und es gefiel ihm, daß sie nicht sang- und klanglos aufgab.
    „Wie wäre es mit einer kleinen Wette?“
    , fragte er die Herrschaften bei sich.
    „Wer wird wohl gewinnen?“

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    Ein spöttisches Grinsen breitete sich auf den Gesichtszügen von Gorm aus, als aus dem dunklen Gang die drei Weibsbilder hervor kamen, die heute ihre Gegner waren, mit denen würde er spielend fertig und das Ganze würde ein Kinderspiel werden; Gorm spannte seine Muskeln an, streckte sich und wollte darauf warten, daß die Weiber sich den Senatoren vorstellten und den Gruß entboten; Gorm sah kurz hinauf, um zu sehen, wie das Publikum auf die Amazonen reagierten, ein Fehler wie sich heraus stellte, denn er bemerkte das Abdrehen der gladiatrix erst zu spät, nämlich als er die heiseren Rufe von seinem Mitkämpfer vernahm; hastig wirbelte der gladiator herum und hob das Schild, als schon die Frau über ihn war, Gorm riß den Schild, der anders schwer und klobig als sonst für den Kämpfer war, in die Höhe, die Spitze der Amazonenwaffe schabte mit voller Wucht über das Holz entlang und hinterließ dort eine tiefe Kerbe, doch immerhin nicht in seiner Kehle, wohin das Weib wohl gezielt hatte. Um nicht gleich darauf jedoch von dem Roß nieder getrampelt zu werden, deßen Hufen bedrohlich und schwarz über seinem Kopf wirbelten, warf sich Gorm hastig zur Seite, er spürte den harten Aufschlag auf dem sandigen Boden, es preßte ihm die Luft aus der Lunge und als er keuchend nach Atem schöpfte, saugte er prompt etwas von dem Sand in seine Lungen. Hustend und mit wütendem Ingrimm in seinem Bauch rollte er sich schnell zur Seite, um dem immer wieder herunter schießenden Speer kein Ziel zu bieten, und kam schnell wieder auf die Beine, ein wenig von dem Sand rieselte über seine ölige Haut und und er spürte wie es anfing, in seinen Adern zu pulsieren, die Lust das Weib zu töten schon jetzt übermächtig war, doch all seine Gedanken waren von nun an auf die Angreiferin fokussiert, selbst das Schreien der Menschen konnte er nicht mehr hören.


    Aus den Augenwinkeln bemerkte er lediglich, daß sein nubischer Kumpan mit den anderen Beiden zu kämpfen hatte; aber das registrierte er nur am Rande, denn schon wieder mußte er in die Defensive gedrängt dem Weib ausweichen, der Speer zischte haarscharf an seinem Ohr vorbei, Gorm machte einen Sprung zur Seite und brachte nun einige Schritte zwischen sich und der Reiterin; doch noch ehe die Amazone ihn erneut attackieren konnte, ging Gorm selber in einen Angriff über; laut brüllend rannte er auf die Reiterin zu, hob dabei den Schild in der linken Hand an und täuschte einen Streich gegen die Kämpferin an, doch im letzten Moment duckte er sich unter ihrer Abwehr und schlitzte dem Pferd der Länge nach den Bauch auf, ein Sprung und er brachte sich vor den Hufen in Sicherheit und wirbelte herum, mit einem breiten Grinsen und tiefer Genugtuung sah er, daß sich das Pferd aufbäumte und mit einem lauten Wiehern in den Sand fiel, die Reiterin dabei mitreißend.






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    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer...


    Wenn schon Theater, dann die zotigen Aufführungen am Straßenrand oder eben solche Komödien, wie sein Vetter sie in seiner letzten Amtszeit - als dieser als aedil tätig war – vorgeführt hatte, hach, ja, daran entsann sich Marcus noch gerne, außer, wenn er an die Tritte des Blindfisch...des Claudiers zurück dachte, die ihn dann auch noch in eine recht peinliche Situation gebracht hatte.
    „Ja, Komödien...aber das Straßentheater finde ich auch immer recht erbaulich!“
    In mancher Hinsicht war Marcus nun mal ein recht simples Gemüt und der Volksmaße vielleicht dadurch näher, da er in manchen Aspekten ihre Vorlieben teilte, gerade was die Vergnügungen anging – sah man mal von seiner Passion für die Jagd ab.
    „Hm, das ist natürlich schade, aber ich habe Gerüchte vernommen, daß vielleicht ein Rennen von einer der factiones veranstaltet und geplannt wird, ähnlich wie die Blauen es vor ein paar Jahren getan haben...es sollen die aurata sein, aber das kann auch nur Marktgeschwätz sein.“
    Marcus zuckte mit der Schulter.
    „Aber immerhin waren ja kürzlich erst das Oktoberrennen, ein höchst interessantes Spektakel auch mal Amateure fahren zu laßen!“
    Marcus grinste und das nicht ohne Stolz, schließlich hatte sein damaliger PP eine ziemlich gute Figur gemacht und somit den Römern gezeigt, was die Soldaten noch alles konnten.
    „Warst Du auch beim Rennen?“

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    Fahlgelbe Flecken fielen durch die Gitter, hinter denen die zwei Männer verharrten, einer von den beiden – Gorm, ein nordischer Sklave, der schon vor langer Zeit in Gefangenschaft geraten war – hatte den Kopf gesenkt und starrte auf den gelben Sandboden vor seinen Augen; durch die schmalen Augenschlitze des massiven Helms, den er heute trug, spähte er hinaus in den Zirkus, wo die Zuschauer schon durch den ersten Kampf angeheizt worden waren, der Helm wog schwer auf seinem Kopf und fühlte sich noch etwas ungewohnt es, denn er hatte die Form eines Korinthischen Helmes, die die Gestalt eines Hoplit tragen würde, die der hoplomachus heute mimen sollte, in seiner Hand spürte er den Griff vom dem aspis, dem runden und massiven Schild, der ihm für den Kampf gegeben wurde; einen Brustpanzer trug er nicht, sein nackter und muskulöser Oberkörper glänzte frisch von dem Öl, das ihm noch vor wenigen Herzschlägen auf die Haut gerieben worden war, er haßte das Leben als Gladiator, er haßte es zu kämpfen, und er tat es mit einer stoischen Verbitterung, die jede Hoffnung längst verloren hatte, die Freiheit zu erringen und in die Heimat zurück zu kehren; eine Heimat, die schon längst nicht mehr bestand; obwohl es heute gefährliche Kämpfe waren, litt Gorm unter keinen großen Sorgen, er kämpfte schließlich nur gegen Frauen. Neben sich hörte er das Schnaufen seines mächtig breitschultrigen Kampfgenoßen, einem Nubier aus dem fernen Afrika, sie beide könnten kaum unterschiedlicher sein, er mit seinen hellen Haaren und der Nubier mit seiner schwarzen Haut. Von draußen drang die Stimme des Herolds zu den beiden Männern, der mit weit ausgebreiteten Armen auf einem Steinvorsprung stand und seine geschulte und kräftig sonore Stimme über das Publikum schallen ließ:


    „Römer! Mitbürger unseres glorreichen Imperiums! Schaut und seht den zweiten Teil der flavischen Wahlkampfspiele! Einst und im alten Griechenland herrschten wilde Sitten, barbarische Menschen lebten allehalben in diesen Ländern, lange vor der Zeit, in der das Imperium Ordnung in das Land der Hellenen brachte, denn sogar die Weibsbilder dort griffen zu den Waffen und führten Krieg!“
    Einige Buh- und einige Schimpfschreie kamen vom Publikum, besonders den Zuschauern, die gleich in der Nähe von dem Herold saßen.
    „Ja, Weiber, die keine Frauen mehr waren und sich die Brüste abschnitten, und sie warfen sich in den Krieg gegen die hellenischen Männer, Hopliten, die sich ihrer Wildheit erwehren mußten!“


    Rasselnd erhob sich das Gitter zu den unterirdischen Katakompen und die beiden Gladiatoren, Hopliten mimend, stapften in das blendende und helle Sonnenlicht hinaus. Mit schweren, breitbeinigen Schritten näherten sich die beiden Männer den Ehrentribünen, auf denen alles saß, was Rang und Name hatte und den Willen diesen Spielen an dem Tag beizuwohnen. Gorm streckte die Arme aus um das Publikum zu grüßen, bei dem er kein Unbekannter – wenn auch kein Favorit war, ihm fehlte das gewiße Etwas, um seine Auftritte zu würzen, dennoch hatte er schon einige Kämpfe erfolgreich bestritten – wenn auch nicht alle, aber die, die zählten, wenn es um das nackte Überleben ging. Genußvoll sich im Jubel – und auch Buh- und Haßrufen - der Menge badend, drehte sich Gorm um die eigene Achse, ehedem er sich zur Loge begab; der Nubier stapfte stumm weiter, ohne die Zauschauer zu beachten. Mit einem kräftigen Rums ließen beide ihren aspis auf den Sandboden herunter fallen, ehe sie ihre Knie beugten! Einen Augenblick der Ruhe ausnutzend, in dem das Publikum nicht ganz so laut gellte, jubelte oder buhte, riefen beide Männer im Kanon nach oben:
    „Mortituri vos salutant!“
    Damit die Senatoren und Würdenträger grüßend; dann senkten die Gladiatoren demütig den Kopf, wartend auf den weiteren Verlauf der Darbietung. Der Herold streckte wieder die Hände aus und wartete einige Herzschläge bis sich das Publikum etwas beruhigt hatte, was natürlich nicht ganz gelang, zumal immer wieder Weinverkäufer, Wettmacher und Andenkenhändler laut schreiend in den Zuschauerrängen auf und ab gingen.
    „Womöglich sind es Hunderte von Jahren schon her, als die Hopliten auszogen, um den wilden Weibern das Fürchten zu lehren, es war ein heißer Tag und sie schon erschöpft, doch willig, den Frauen zu zeigen, wer im Land die Herrschaft behalten sollte!“
    Theatralisch gestikulierte der Herold.
    „Römer! Seht! Die griechischen Amazoooonen!“






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    Die Lefzen hoch gezogen, die Zähne gefletscht, einige der Hund grollten und knurrten, was im Grölen der Menge unterging; doch nicht alle Hund waren derart kampfgierig oder blutrünstig, zwei von ihnen liefen Schwanzwedelnd auf den Gaukler und Sprecher der kleinen Truppe zu, um an ihnen hoch zu springen und freudig zu bellen. Ärgerlich verzog Iocus, der Goldgekleidete, sein Gesicht, und schlug sachte mit seinem bunt bemalten Stock auf einen der Pudel, damit er sich wieder dem Löwenrudel anschloß.
    „Husch! Faß, faß!“
    Fröhlich kläffend wandte sich der Hunde ab und tummelte sich wieder zu der Hundemeute, die immer schneller laufend auf den verzweifelten Mann zurasten. Der wiederum stand eben noch völlig erstarrt in der Mitte des flavischen Kampfkampfplatzes und starrte ungläubig den Hunden entgegen, die in ihrer pittoresken Schur kaum ernst zu nehmen waren; doch die Grollen ihrer Kehlen drang auch bis zu seinen Ohren, der Mann drehte sich abrupt um und rannte in Richtung einer der großen Logen, den Speer und den dürftigen, halb zerfetzten Schild fest in seiner Hand haltend. Der Parther, der Angemalte, nahm wirklich die Beine in die Hand und erreichte noch vor der Meute, die Mauern des Kolosseum, wo er hoch sprang und versuchte, eine der Streben etwas weiter höher zu erwischen. Verzweifelt starrte er nach oben, doch seine Hand erreichte den rettenden Absatz um Längen nicht. Die Löwen kamen schon näher, weswegen sich der Parther gezwungenermaßen umdrehte und mit erhobenem Speer die Hunde abwartete, schon war der erste Pudel heran, der Mann stach panisch nach dem Köter und schleuderte mit dem Lederschild das Tier von sich fort; laut aufjaulend fiel der weiße Pudel in den Sand, Blut färbte sein flauschigen Pelz am Hals und es sickerte in den Sand. Schon waren die anderen Hunde an dem Parther heran, ein Löwe verbiss sich in die Wade des Mannes, ein Anderer sprang an seinem Arm hoch, erwischte jedoch nur einen der Lederbänder, die dem Mann um die bloßen Oberarme gewickelt waren. Zwei der Hunde wiederum sprangen putzmunter um den Parther herum und der eine, etwas dickliche Pudel, schien sogar freudig den feindlichen Soldaten abschlecken zu wollen.
    Schnell durchbrach der falsche Parther mit einem Satz das Rudel von Hunden, die sich anfingen knurrend miteinander zu streiten und stürmte wild mit dem Speer wedelnd über den Sandplatz, ihm dicht auf die Fersen die kläffende und bellende Hundemeute.


    Die Beine in die Hand nehmend, rannte der dunkel bemalte Sträfling um sein Leben, immer im Kreis von dem Zirkus herum, dabei mit dem Speer um sich schlagend, mal einen Hund von sich stoßend und direkt auf die Komödiantengruppe zu; Iocus, der Anführer des Trupps, verzog immer mehr das Gesicht und runzelte ärgerlich die Stirn, während der zwergenhafte Jongleur hastig einen Schritt zurück machte, die Schlangenfrau, die sich noch eben voller Elan in alle Richtungen gebogen hatte, drehte sich noch behänder um und schon flohen auch diese Akteure vor den wild gewordenen Hunden, von denen manche Blut geleckt hatten. Es dauerte einen Herzschlag, bis Iocus den taktischen Rückzug seiner Truppe bemerkte, und er alleine mitten auf dem sandigen Boden stand; verdutzt starrte er auf den leeren Fleck, wo eben noch seine Leute sich befunden hatten und schon merkte er, wie die Meute näher kam, hastig nahm auch Iocus Reißaus und rannte auf das Tor zu.
    „Öffnet die Tore!“
    , brüllte er den Sklaven zu, die sich langsam daran machten, die Gaukler flohen, ihnen dicht auf der falsche Parther und die Hunde, deren Bellen man noch hörte, als sie schon verschwunden war. Nur ein einziger Pudel blieb zurück, der freudig in das Publikum kläffte und sein Pfötchen hob.
    „Seht, die Parther rennen selbst vor Hunden feige davon!“
    , rief der Herold laut über die Menge hinweg, selbst wenn ihn nur ein Bruchteil der Menschen verstehen würden.
    „Aber nun, zum nächsten Kampf! Es wird wieder ernst, Römer und Mitbürger!“






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    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    ...



    Da war doch etwas gewesen, genau, und eigentlich hätte es Marcus doch seines Sohnemann wegens durchaus wißen können, er lächelte etwas breiter, denn er konnte dem Wagensport viel abgewinnen, eigentlich alle Spiele, die etwas ruppiger waren und nicht mit Tausend griechischer Wörter gespickt. Seine Augen wanderten zum Geschehen auf dem Kampfplatz, während er mit einem Ohr versuchte zu verstehen, was der Mann dort unten von sich gab, obwohl er das Programm durchaus kannte, so war er nicht in jede Einzelheit eingeweiht und manche Dinge würden auch für ihn heute noch die ein oder andere Überraschung parat haben; seine Augen folgten dem Parther und er grinste in sich hinein, natürlich gefiel es Marcus, wenn die Parther auf das Bockhorn genommen wurden.
    „Stimmt!“
    , erwiderte er zu Macer.
    „Mein Sohn ist ein leidenschaftlicher Anhänger von der Russata, er wäre wohl am Liebsten schon selber Rennen gefahren, zumindest hat er das früher immer gerne mit seinem Ziegenwagen gemacht. In unserem Rosengarten!“
    Marcus grinste wieder und sah zu seinem Sohn, meine Güte, das war doch nicht lange her gewesen und doch waren die Jahre im Flug verstrichen.
    „Oh, ich persönlich mag die Gladiatorenkämpfe, die Tierhatzen und Wagenrennen sehr gerne, Theater...joa...wenns keine Tragödie ist!“
    Marcus wollte jetzt nicht unbedingt zugeben, daß er bei den meisten Tragödien nur die Hälfte verstand – wenn er diese Hälfte nicht einfach verschlief – denn es würde ja durchaus zuviel von seiner empfindlichen Achillesferse verraten, eine, die durch die Sandalen seines Verhaltens eh schon oft genug offensichtlich wurde, aber man sah es schon seinem Gesicht an, daß er Tragödien, und im Allgemeinen das Theater, nicht sonderlich mochte. Marcus ließ sich auf einen der Sitze direkt dort nieder und winkte einem Sklaven, auf daß er ihnen nachfüllte und ihm überhaupt wieder einen Becher gab.
    „Wie ist es denn um die Russata bestellt? Man hört in letzter Zeit so wenig von den factiones!“
    Herrje, das waren ja Pudel dort unten, Marcus blinzelte einige Male und fand die Tiere von ihrem Aussehen irgendwie komisch, vielleicht sollte man sich so ein Tier mal in die villa holen.

    Marcus hätten nicht nur die fünftausend Sesterzen des meridischen Sklaven schon abgehängt, sondern schon einige Hunderte Sesterzen davor, als die Summen jedoch ins Astronomische stiegen, zuckte Marcus lediglich mit der Schulter, winkte dem Sklaven hinter sich, ihm durch das Gewühl zu folgen und zwinkerte der nubischen Sklavin nur verschmitzt zu, ehe er sich wieder auf den Weg zu seinem ursprünglichem Ziel machte, die herrlich dekadenten Thermen.

    Nachdenklich betrachtete er die junge Sklavin und nickte zufrieden als sie ihre Stimme ertönen ließ und somit eine Kostprobe ihrer Stimmfähigkeit darbot, sie war etwas leise, das Mädchen wirkte mehr schüchtern – was nicht unbedingt Marcus sonderlich reizte, er hatte eher ein Faible für temperamentvolle Sklavinnen, selbst wenn diese mehr Schwierigkeiten mit sich brachten – aber noch war ja nicht aller Tage Abend.
    „Das reicht schon, puella!“
    , erwiderte er auf ihre Frage hin und lauschte den Worten des Sklavenhändler, nun, wenn sie die Lieder ihrer Heimat singen konnte, dann würde es auch Potential geben, daß sie auch griechische oder römische Lieder erlernte, er überlegte einige Herzschläge lang, ehe er sich entschloß, ein Gebot abzugeben.
    „Zweitausendfünfhundert Sesterzen!“


    Frisch und sauber erschien nur wieder der Zirkus, verriet von dem vorigen Kampf nichts mehr, nur die Fußabdrücke der Schildträger waren noch an manchen Stellen zu sehen, Fußabdrücke, die schon bald Geschwister erhielten als ein Menschenzug anderer Art das Kolosseum betrat. Fröhliche Musik von Flöten, Pauken und Tuben schollen bis zu den obersten Rängen des Theaters hinauf. Bunt gekleidete Gestalten, Akrobaten, sprangen über den Boden hinweg, machten Purzelbäume, Handstand, Saltos und ähnliche Kunststücke- wie ein Zwerg, der eine lodernde Flamme immer wieder in die Luft spie. Allen voran schritt ein groß gewachsener alter Mann; zumindest hatte er weiße Haare, die ihm bis auf den Rücken fielen, vom Gesicht sah man nicht viel, da er eine Komödiantenmaske trug und dazu pompös goldrote Kleidung und einen gerupften Lorbeerkranz schief auf dem Kopf. Der Zug verharrte, die Akrobaten verbeugten sich und der Anführer verneigte sich übertrieben in jede Richtung der Zuschauermenge. Sein goldbestickter, etwas fahler Umhang flatterte als er sich wieder aufrichtete und die Arme zum Publikum hoch streckte.
    „Römer, Bürger des großartigsten Imperiums der Welt, Fremde aus allen Ländern. Sehet und staunet, eine Tierhatz der besonderen Art wird heute nur für Euch dargeboten. Die Löwen aus dem fernen Parthien werden einen gemeinen parthischen Soldaten jagen und darnieder strecken. Möge die Hatz beginnen.“


    Freudestrahlend, tanzend, Purzelbäume schlagend, jonglierend zogen sich die Akrobaten an den Rand der Arena zurück. Rasselnd öffnete sich das Tor zu den Gängen, in denen Gefangene, Sklaven und Verurteilte ihrem unfreiwilligen Auftritt im amphitheatrum novum ausharrten. Ein Mann – ein Sträfling - kam heraus getaumelt und hielt sich die Hand vor das Gesicht als die helle Sonne ihn jählings blendete; der Mann war von oben bis unten mit brauner Farbe eingeschmiert, seine Haare waren dunkel gefärbt – so lange nach dem Krieg war es eben schwer an echte Parther zu kommen, oder war es vielleicht sogar Absicht? - und bis auf einen Lendenschurz, einem dürftigen Lederschild und einem einfachen Speer war er nackt und kaum ausgerüstet.
    „Römer, sehet den Parther, den Barbaren!“
    , schrie der Komödiant – Iocus auch genannt - laut in die Ränge hinauf, dieses Mal von einem hölzernen Sprachrohr unterstützt, um das Johlen mancher Zuschauer zu übertönen. Der Parther taumelte in die Mitte des großen Kampfplates und starrte mit offenen Mund zu all den Zuschauern in den Rängen hinauf. Ein anderes Gatter öffnete sich knirschend und klirrend.
    „Und nuuuuun, wertes Publikum, die paaaaarthischen LÖÖÖÖÖÖWEEEN!“
    Im selben Augenblick schoß ein Rudel vierbeiniger Tiere aus dem dunklen Schacht, der aus den Tiefen der Gewölbe hinauf führte, an das Licht der Oberfläche, weiße und schwarze Tierleiber sprangen über den Sand hinweg und auf den Kampfplatz: Pudel, allesamt mit der typischen Löwenschur versehen, wie sie doch schon seit Augustus bei den Hunden Mode war.





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    Die Antwort, bzw. die Frage von Macer brachte ihn dazu, leise zu lachen, denn sowohl die Vorstellung, daß sein Vetter ein Fan von Gladiatorenspielen war, als auch, daß er sich darum reißen würde, einem blutenden und verschwitzten Gladiator die Ehrung zu überreichen, fand er zu herrlich, gerade eben weil Marcus noch vor Augen hatte, daß sein Vetter schon wegen einem Daumenschnitt fast in Ohnmacht gefallen war, seine Augen glitten noch über seinen Sohn und erweckte in ihm ein stolzes Lächeln auf seinen Sohnemann. „Mein Vetter ist immer sehr großzügig, ich glaube, ein Bitte wird gereicht haben!“ , erwiderte er grinsend, daß es genau umgekehrt war, ahnte er nicht, er hatte es nicht mitbekommen. „Und wie steht es mit Dir, Senator? Bevorzugst Du eher Wagenrennnen, Gladiatorspiele oder dann doch lieber das Theater?“

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    ....


    Die Bredouille, in der er seinen Vetter brachte, als der Germane die Empore hoch kam, ganz wie ein Theoderich, der Rom erobern und sich das römische Volk unterjochen wollte – sprich, mit unendlicher Arroganz und dem Feilbieten von einem deutlich zu großen Stolz -, eben die gracchische Bredouille bemerkte Marcus in dem Moment nicht, mißbilligend starrte er mehr auf Rutger und runzelte die Stirn, was sich erst glättet, als er die Frage von Macer vernahm, woraufhin er den Kopf schüttelte, aber dazu ergänzte:
    „Sklaven waren es beides, Senator, dennoch sind sie auch geschulte Gladiatoren gewesen, der Germane ist schon seit einiger Zeit auf einer der ludi hier in der Nähe zur Ausbildung. Er ist lediglich in Freiheit geboren worden und trägt den germanischen Stolz mit voller Inbrunst, dieses Pack ist nun mal leider schwer zu zähmen, eigentlich braucht man den Versuch gar nicht erst zu unternehmen, es ist sinnlos!“
    Ingrimmig starrte er dem Germanen hinter her, ehe dieser seinem Blick entschwand, Marcus schüttelte marginal seinen Kopf, um den Ärger wieder zu vertreiben und lächelte schief.
    „Aber als Gladiatoren taugen sie wohl!“
    , meinte er, als gerade der Sand für den nächsten Teil der Vorstellung bereitet wurde.

    Der Tonkrug kreiste unter den Soldaten, es wurde ordentlich getrunken, während das Rennen vor ihnen in wirklich Atemberaubender Geschwindigkeit vonstatten ging :P, und sie kaum einen Schluck nehmen konnten, ehe die Wagen nicht schon die Bahn hinunter gesaust waren, doch die Soldaten – die auch heute alle ihren freien Tag hatten und deswegen noch mehr tranken, womöglich sogar über die Strenge schlugen – waren mit ganzem Eifer dabei, schließlich kämpfte einer von ihnen dort unten um den Sieg. Sie brüllten, sie schrien sich die Lunge aus dem Leib.
    „Fahr ihn nieder! Ohohoh! Ja, ran an den Burschen!“
    Besonders Tius brüllte für alle zusammen, gerade seine langjährige Übung auf dem Exerzierplatz gab ihm doch einen deutlichen Vorteil hier, brüllend sprangen die Soldaten auch synchron auf bei dem unsportlichen Zug des Optimus.
    „Buuuh! Buuuuuhhhh! Stultissimus!“
    - Ignavus!“
    Und noch deutlich schlimmere Beschimpfungen regneteten in dem Augenblick von den Rängen, auf denen es sich die Soldaten der vierten Zenturie bequem gemacht hatten, dabei war Marcus selber auch nicht schlecht dabei, sein Gesicht hatte sich auch bereits dunkel rot verfärbt als er die Attacke des feindlichen Wagenlenkers beobachtete.
    „Gut so!“
    , brüllte er darum sogleich, als er sah, daß Serapio immerhin blitzschnell reagierte, und er sprang genauso begeistert auf als seine Soldaten mit einem wilden Triumphgeheuel das Rachemanöver ihres Vorgesetzten verfolgten.
    „Bravooo!“


    Noch mehr Wein wurde vertilgt, Marcus ließ einige kostenlose Runden springen, was die Soldaten noch in ihrer Begeisterung anstachelte, aber auch sie noch mehr betrunken machte, es wurden schon einige unflätige Wortwechsel mit der Nachbarfraktion gewechselt, einige Male drohend die Fäuste gehoben, was jedoch für den Moment vergeßen war, als einer der Wagenlenker desaströs in einen Unfall verwickelte wurden.
    „Oooooouuuuhhh!“
    , war von den Soldaten zu hören, doch alle grinsten dabei und sahen sensationslüstern hinunter, spähend, ob sich der Wagenlenker noch rührte, wobei keiner von den Männern auch nur einen Funken Mitleid hatten mit dem armen Kerl, im Gegenteil, sie freuten sich allesamt recht hämisch – ein Konkurrent weniger im Rennen.

    Wieder etwas klarer bei Verstand und deutlich weniger aus dem Konzept gebracht, erkannte Marcus natürlich sofort seinen ehemaligen senatorischen Tribun von der Prima wieder; marginal hoben sich beide Mundwinkel von Marcus, so daß der eben noch womöglich als überheblich interpretierbare Ausdruck auf seinem Gesicht verschwand, zumal es ihn erfreute, daß sich Modestus für ihn aussprach, hinwieder grübelnd, was er denn mit dem Strick meinte und ob das wirklich ein Kompliment war; die Frage wiederum ließ Marcus stocken, denn – schon in Alarmbereitschaft wegen der vorigen Frage versetzt – es konnte durchaus einen Hintergedanken haben; Modestus kannte die Gebräuche des Militärs, gerade weil er einige Monate dort mitgenommen hatte – und es war durchaus Usus, daß sich ein römischer Zenturio von seinen Männern bestechen ließ, gerade, um manche Dienste zu verschieben, damit sich die Soldaten etwas Freizeit erkaufen konnten oder um den lästigen Latrinendienst los zu werden; Marcus war da nicht anders gewesen, zumal es für ihn eben dazu gehörte; ein Grund, warum kurz Unglauben in seinen Augen stand und er einige Herzschläge zauderte, denn er hatte wirklich nichts gegen die eine oder andere Bestechung, warum sollte man es in der Politik anders handhaben? Ach, verdammt noch mal, darauf war er nicht vorbereitet gewesen.


    „Ich...ähm...“
    , entfleuchte ihm deswegen auch prompt.
    „Nun...“
    , begann er etwas zu lahm.
    „...wenn die Handlungen einer meiner Kollegen den Gesetzen und Traditionen widersprechen, dann muß das natürlich geahndet werden, Senator, das steht natürlich außer Frage.“
    Es war ein wenig vage, das erkannte Marcus erst im Nachhinein, aber das mit den Traditionen fand er sogar richtig gehend brillant, schließlich war es Tradition beim Militär, daß der Zenturio bestochen wurde, und womöglich sah es an anderen Stellen auch so aus. 8)

    Weiße Möwen kreisten über dem Hafen von Ostia, sie stießen ihre gellen Schreie aus, segelten voller Elan unter der liebkosenden Sonne und stießen immer mal wieder hinunter, um sich einen Fisch vom nahen Markt zu erbeuten, oder sich auf die unzähligen Masten und Spitzen der Schiffe, die vor Anker lagen, nieder zu laßen. Der Geruch von Meer – nebst dem üblichen Gestank eines Hafens – lag in der Luft und Marcus sog diesen bereits ein, bevor er auch nur das Meer erahnen konnte; die Hochzeit war wirklich eine Abwechslung, auf einem Schiff sie zu feiern empfand er als eine hervorragende Idee und es erinnerte ihn ein wenig an seine Kindheit und Jugend in Baiae, wo man nichts mehr liebte als die teuren, dekadenten Feiern an Bord der Luxusschiffe der Reichen des Ortes, die es dort so zahlrreich gab wie hier die Handelsschiffe, Marcus liebte zudem das Meer und Schiffe umso mehr! Selbst wenn es hieß, einen Weg weg von Rom und bis nach Ostia auf sich zu nehmen. Immer wieder spähte Marcus aus der großen, flavischen Sänfte hinaus und lächelte breit als er endlich das blaue Glitzern des Meeres sehen konnte; er sah zu seiner Ehfrau und lächelte immer noch versonnen, fast wie ein kleiner Junge, der auf dem Weg war zu einem aufregendem Ausflug, auf den er sich schon seit Tagen freute.
    „Ein schöner Tag für eine Hochzeit und welch grandiose Idee, es auf einem Schiff zu feiern, findest Du nicht auch?“
    Er wußte gar nicht, ob Epicharis seekrank wurde und ob sie das Schaukeln auf den Wogen des Ozeans vertrug. Doch schon war die Sänfte angekommen, Marcus entstieg ihr und reichte Epicharis die Hand, damit sie leichter in ihrem – wie bei Frauen immer üblich – komplizierten Kleid unbeschadet aussteigen konnte; einer der Sklaven wies ihm den Weg, weswegen es nicht schwer war, das Schifff zu finden, neugierig spähte Marcus zu den eingerollten Segeln hoch und dann zu der Ausstattung, fand es sehr geschmackvoll hergerichtet – wobei Marcus auf solche Details wenig Wert legte – und erblickte auch gleich den Bräutigam und seinen baldigen Neffen.
    Salve, Aurelius! Ein wunderschönes Schiff hast Du und der Tag verspricht auch Gutes! Na, bist Du schon aufgeregt?“

    Immerhin bewegte sich die Sklavin und kam seiner letzten Aufforderung nach, er hatte – angesichts der heutigen Ereignisse – schon kaum noch damit gerechnet und schon gar nicht, daß sie es ohne einen bißigen und ironischen Kommentar tat, scheinbar mußte und wollte die Sklavin zu allem ihren Senf geben und schien in jeder Situation ihre Überlegenheit aufzeigen zu wollen; Marcus rollte für einen Herzschlag lang mit den Augen und zog den Stuhl näher an das Sklavenbett heran, das nur eine hölzerne Kiste war, mit einem dicken Strohsack gefüllt, und wirklich nicht viel Komfort barg, aber doch mehr als es manch ein Sklave sonst im römischen Imperium gewohnt war, die lediglich auf einer alten und zerlumpten Decke auf dem bloßen Boden zu schlafen hatten, die Ausstattung der Sklaven in der villa schien dagegen luxuriös, vielleicht zu luxuriös, dachte sich Marcus, denn sie hatten eindeutig ein Sklavenproblem, Asny bewies es ihm mal wieder. Und zu Zeiten von Felix war das nicht in diesem eklatanten Maß vorgekommen, womöglich sollten sie wieder zu der Handhabung seines Bruders zurück kehren, und der ließ die Sklaven eben in dunklen Löchern schlafen, mit nichts als einer Decke und einer einzige Öllampe, zumindestens glaubte Marcus sich derart daran zu entsinnen; er würde beizeiten mal darüber nachdenken, ob sich das lohnte. Mit einem Fuß schob er die Wasserschüßel näher an sich heran und betrachtete das blutige Feld auf dem Rücken der Sklavin; gerade als sie sich wieder bequemte, ihren Mund aufzumachen und die Tirade der Unverschämtheiten fortzusetzen; Marcus griff nach dem Lappen aus grobem Leinen und dem Schwamm, der aus dem Meer stammte von einem wagemutigen Taucher, der bereits viel Nutzung erlebt hatte und nicht mehr sonderlich frisch war, dennoch saugte er gierig das Wasser des Schüßel auf und tropfte als Marcus ihn nur ein paar digiti von der Schüßel entfernte.


    Schon bei dem ersten Satz von Asny verschloß sich Marcus' Gesicht zur Gänze; denn die Sklavin hatte es schon wieder weit über jede Vernunftgrenze hinaus gewagt, und lehnte sich mal wieder viel zu weit aus dem Fenster hinaus. Kalt sah er auf ihren blutig-krustigen Rücken hinab, er griff nach den Resten der Tunika, die noch an ihrem Körper waren und rißen sie grob zur Seite, es war ihm egal, ob sie dabei Schmerzen hatte oder nicht. Langsam kam er zu einem neueren Schluß, zum einen mußte er die Tatsache überdenken, ob Asny wirklich so klug war, wie sie den Anschein machte, aber der Schein trügte bekanntlicherweise oft, und womöglich war das auch hier der Fall. Und zweitens gelangte er bei der Überlegung an, ob Asny nicht schlicht und einfach verrückt war; eine Störung des Geistes, die man wohl am ehesten einer schizoiden Persönlichkeitsstörung zuordnen könnte, wenn Marcus gewußt hätte, daß es überhaupt eine solche gab, er hielt sie jedoch schlicht und einfach für irre und verrückt, denn ein Mensch mit einem gesunden Menschenverstand besaß Selbsterhaltungstrieb, der Asny völlig fehlte, zudem schien sie unter einem ausgeprägten Größenwahn zu leiden, den Marcus selbst bei einem Vitamalacus oder sonstigen im Grunde kleingeistigen Größenwahnsinnigen nicht in diesem Ausmaß erlebt hatte; irgendetwas mußte bei der Frau schief gelaufen sein, als die Götter sich mit ihrem Verstand beschäftigt hatte, sie hatten wohl einerseits geglaubt, es mit der Intelligenz richtig gemacht zu haben, aber wahrscheinlich so viel hinein gepackt in ihren Kopf, daß für die anderen gesunden Anteile in ihrem Geist kein Platz mehr blieb; vielleicht sollte Marcus einfach einen medicus rufen, der sich gerade auf die Irren spezialisiert hatte, er hatte mal gehört, daß es half, wenn man den Kopf anbohrte – die Trepanation, aber den Begriff kannte Marcus natürlich ebenso wenig - und etwas von dem ungesunden Schleim heraus ließ, und das dunkle Blut war dem Geist wohl auch nicht zuträglich; das erschien Marcus als eine weitere Option, wenn Asny weiterhin diese irren Züge offenbarte.


    Als sie dann jedoch seine Familie beleidigte – etwas, was noch schlimmer wog, als wenn sie ihm die übelsten Beschimpfungen an den Kopf geworfen hätte – drückte er den Schwamm fest auf ihren Rücken, dabei seine Kiefer fest aufeinander preßend, so daß sich seine Wangenknochen deutlich unter seinem nicht mehr frisch rasierten Wangen abzeichneten, zudem pochte die Ader an seiner Schläge für einige Herzschläge lang stärker, dennoch schwieg er für den Moment, während sein Hand begann, die blutigen Krusten von ihrem Rücken zu waschen und zudem den Dreck und Staub von dem Loch, in dem sie für Stunden hatte ausharren müßen. Er wollte den Schaden selber begutachten, tat das weder aus Mitleid, noch aus einem Hilfsbedürfnis heraus, schließlich hatte er sich auch oft um seine gladius oder Dolch gekümmert, und die Waffen eigenhändig gepflegt, schließlich wollte er beide noch gebrauchen und bei Asny sah es ähnlich aus, er schmiß ungerne mehrere hundert – womöglich tausend – Sesterzen zum Fenster hinaus. Ihre Lektion in Sachen seiner Gelüste amüsierte Marcus wiederum, er zog seine Augenbraue in die Höhe und schnaubte spöttisch, insbesondere zu ihrer Bemerkung über das starke Geschlecht, anscheinend war die Frau auch noch naiv! Wasser tropfte über ihren Rücken, der Schwamm färbte sich rot und Marcus wusch ihn immer mal wieder in der Schüßel aus grobem Ton aus, langsam schälte sich die Verletzungen unter all dem Blut hervor, so daß Marcus einigermaßen erkennen konnte, wie schwer der Schaden an seinem Besitz war und ob damit zu rechnen war, inwiefern und überhaupt ein Fieber die Sklavin ergreifen könnte.


    „Es ist bedeutungslos, Asny, ob ich der beste oder der schlechteste Herr der Welt bin, es ist völlig gleichgültig, denn Deine Person steht auf dem Prüfstand. Du behauptest, dem Anspruch einer perfekten Sklavin gerecht werden zu können. Es ist jetzt schon deutlich, daß Du das niemals sein kannst, Asny, denn Dir fehlt eine Grundvoraussetzung, die eine perfekt Sklavin – wohlgemerkt Sklavin – besitzt, nämlich die Demut. Du hast nicht ein Quäntchen davon in Deinem kleinen, größenwahnsinnigen blonden Köpfchen. Natürlich, eine perfekte Sklavin würde es niemals zu laßen, daß ihrem Herrn Schaden zuteil kommen würde, sie würde sich eher in das Schwert stürzen, daß den Herrn bedroht, sie würde wahre Aufopferungsbereitschaft beweisen, in dem sie den Becher mit dem Gift selber leeren und trinken würde, aber sie würde niemals ihren Herrn in Frage stellen, denn eine perfekte Sklavin weiß, wo ihr Rang ist, für eine perfekte Sklavin ist der Herr einem Gott gleich und sie nicht mehr als eine unwürdige Sterbliche, die das Glück hat, ihm dienen zu dürfen.“
    Nein, Marcus sah sich nicht als Gott, aber Sklaven hatten zu wißen, wo ihr Platz war; und nicht zu glauben, die Hierarchie wäre genau umgekehrt.
    „Ein Soldat widerspricht seinem Befehlshaber auch nicht, der Befehlshaber hat immer Recht, egal, was er befiehlt und der Soldat folgt diesen Befehlen. Ein Sklave widerspricht ebensowenig seinem Herrn, egal wie Unrecht der Herr auch hat. Wenn es Leib und Leben angeht, darf der Sklave natürlich höflichst den Herrn über eine veränderte Sachlage informieren, dennoch stellt er seinen Herrn nicht in Frage. Er bewahrt seine Demut in jeder Lebenslage.“
    Marcus warf den Schwamm in die Schüßel und griff nach dem groben Leinen.
    „Solltest Du noch einmal etwas gegen meine Familie sagen, Asny, und einen meiner Familienangehörigen beleidigen, so schwöre ich Dir, laße ich ein Messer holen und schneide Dir eigenhändig die Zunge heraus!“
    Damit das klar war!


    Grob rieb er mit dem trockenen Tuch die Reste von dem rosafarbenem Wasser auf ihrem Rücken weg und betrachtete die Wunden, gut, manch ein Peitschenhieb war tief gegangen, aber so schlimm war es nicht, es würde sich jedoch zeigen, ob Asny zäh war oder eben nicht, in den nächsten Tagen zumindest.
    „Gut, somit scheinst Du als Göttin keine Privilegien zu brauchen, dann wirst Du auch keine bekommen, Asny! Angebetet wirst Du in dieser villa mit Sicherheit nicht!“
    Auch das nun rote Tuch folgte dem Weg des Schwammes, Marcus ließ seine Augen an dem Körper von Asny herunter wandern und er betrachtete sie eingehend, sie war wirklich nicht sein Typ, aber was nicht hieß, daß sie nicht hübsch anzusehen war, mal von den Spuren auf ihrem Rücken abgesehen und er grinste spöttisch, denn was Männer und ihre Lüste anging, schien sie wirklich wenig Ahnung zu haben.
    „So, ich würde Dich nicht in mein Bett nehmen?“
    Er lachte spöttisch, denn keines der Argumente zog bei ihm, daß sie anführte, und schon gar nicht seine Zukünftige, denn es stand für Marcus außer Frage, daß er sich auch weiterhin außerhalb des Ehebetts seinen Genuß gönnen würde, die Ehe diente schließlich ganz anderen Zwecken und mit Sklavenbastardkindern konnte er durchaus leben, wie es seine Frau auch mußte, sofern es dazu kam, Marcus gab Asny einen Klapps auf ihren Allerwertesten ehe er sich mitsamt seines Stuhls wieder zurück lehnte.
    „Wir werden sehen, Asny, wir werden sehen! Sobald Deine Wunden abgeheilt sind, wirst Du zeigen, ob Du bereit bist, die Demut zu lernen oder wenigstens zu heucheln, die ich verlange. Eine Möchtegerngöttin brauche ich nicht und werde ich eher in die Minen verkaufen als sie um mich herum zu behalten.“

    Es war noch einige Tage vor der Wahl und somit - wenn es nicht doch dazu kam, daß er überhaupt nicht gewählt wurde – hatte Marcus noch etwas Zeit an einem jener Tage über die Märkte zu gehen, eigentlich auf der Suche nach etwas gänzlich anderem und mit der Absicht, anschließend einen Abstecher in die Thermen zu machen, um dann mit einem guten Appetit eine taberna aufzusuchen, wo er sich ein opulentes Mahl gönnen wollte, denn zu Hause bekam er ein solches schon längere Zeit nicht mehr, seine Frau schien seine kleinen Speckröllchen am Bauch nicht zu mögen und wollte wohl drastisch seine zwei Zentner reduzieren, etwas, was Marcus genauso seit Wochen sabotierte und noch keine Unze abgenommen hatte, im Gegenteil, er hatte sogar noch etwas zu genommen, so trieb es ihn jedoch auch am Sklavenmarkt vorbei, dem er eigentlich wenig Beachtung schenkte, es wurden sowieso zuviele Germanen und Parther in letzter Zeit verkauft, da war kaum etwas von Interesse für ihn dabei, doch dann stach ihm doch etwas ins Auge, die dunkle Haut einer Sklavin und doch recht hübsche Gesichtszüge, wenn auch die junge Frau etwas zu dünn für seinen Geschmack war, Marcus blieb zwischen all den Leuten stehen und betrachtete die Sklavin eingehender und lauschte den Anpreisungen des Sklavenhändlers, hm, das klang mal ausnahmsweise nach einer nicht aufsäßigen Sklavin und somit wurde sie – neben der dunklen Hautfarbe – noch etwas interessanter für Marcus.
    „Kann die Sklavin auch noch etwas anderes? Kann sie tanzen, singen? Und sie soll sich doch mal herum drehen, damit man sie von allen Seiten sehen kann! Und sie soll etwas auf Latein sagen, ich will ihre Stimme hören!“
    , forderte Marcus den Händler auf, denn er wollte erst die Ware begutachten, ehe er ein Gebot angab, was wahrscheinlich folgen würde, wenn die Sklavin von hinten nicht grottenhäßlich aussah.