Die wahre Freiheit verspürt man doch auf dem Rücken eines Pferdes. Früher hatte Marcus diesen Satz nicht verstanden, docn an jenem herrlichen Tag tat er es. Seit Wochen hatte er das erste Mal frei bekommen. Das Regiofest in der Stadt nahe das Lagers hatte es ihm geschenkt. Und so hatte sich Marcus statt ins Lupanar auf seinen schönen Fuchs begeben, um in die Landschaft von Germania heraus zu reiten.
Die Hufen seines Pferdes trugen Marcus durch den Wald und über das saftige Moos hinweg. Der Duft, der Geruch und der Wind auf seinen Wangen ließen Marcus wohlig aufseufzen. Was für ein herrlicher Tag. Zwar fehlte ihm noch eine dunkelhaarige, feurige und temperamentvolle Frau zu seinem momentanen Glück, aber daran schien er sich schon langsam zu gewöhnen. Wieder, wie bei seiner ersten Reitübung in der Legion, ergriff eine gewisse Übermut Marcus. Er schnalzte leise mit der Zunge, gab seinem Pferd mit einem Schenkeldruck zu verstehen, was er wollte und galoppierte los. Die Bäume rauschten an Marcus vorbei und dann setzte er auch über eine umgestürzte Tanne hinweg, die von Moos überwachsen war und ausgehöhlt durch viele Würmer und Käfer. Doch Marcus bemerkte es im Rausch des Rittes nicht.
Irgendwann zügelete Marcus seinen Hengst und ließ ihn langsam durch den Wald laufen. Sonderlich besorgt war er in dem Moment nicht. Ja, Marcus trug noch nicht mal eine Rüstung, nur einen kleinen Dolch an seiner Seite und sein Gladius am Sattel hatte er als Waffen bei sich. Eine dunkelrote Tunika und seine eigenen Sandalen, mit dem kleinen Halbmond am Rand, kleideten den Patrizier. Als er einen kleinen Bachlauf ausmachte, hielt Marcus darauf zu und hielt sein Pferd an. Mit einer geschmeidigen Bewegung glitt Marcus vom Pferderücken herunter und ging auf den Fluß zu. Sein Hengst folgte ihm langsam.
Einträchtig mit seinem Hengst beugte sich Marcus zu dem Wasser herunter. Langsam und genüßlich schlürfte Marcus das klare germanische Naß. Lächelnd richtete Marcus sich wieder auf und griff nach den Zügeln. Mit seinem Pferd im Schlepptau watete Marcus durch den Bachlauf und lief langsam über eine Lichtung hinweg. Waren dort hinten nicht Blaubeerbüsche? In dem Moment hörrte Marcus ein seltsame Gemeker und er hob seinen Blick. Erstaunt sah Marcus dem Vogel hinter her. Marcus Pferd wieherte auf und scharrte unruhig mit seinen Hufen.
"Ruhig, Chiron, mach mir keine Mätzchen, Du Gaul!"