Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Marcus klopfte kurz an der Tür des Primus Pilus und trat dann mit Bursa im Schlepptau in das Officium. Dort salutierte Marcus zackig und meldete mit tiefer und kräftiger Stimme.


    "Salve, Primus Pilus, der Civis Petronius Bursa will in die Legio IX. Hispania aufgenommen werden!"


    Mit einer leichten Kopfbewegung deutete Marcus Bursa hinein zu treten. Kurz überlegte Marcus, ob jener ebenfalls in ihrer Unterkunft landen würde. Wäre ganz nett, denn nach dem Gehen von Varus und dem anderen Legiönär war es ein wenig ruhig dort geworden.

    Auch Marcus befand sich unter den vielen Zuschauern des Opfers. Schließlich hatte er heute frei bekommen und es war das erste Mal, daß er in die Stadt kam seitdem er die Ausbildung in der Legion angefangen hatte. An jenem Tag hatte Marcus zu Ehren von Mars auch eine dunkelrote Tunika angezogen. Aufmerksam verfolgte Marcus das Opfer, welches an Mars gerichtet war und schwieg voller Ehrfurcht. Wie immer, wenn es um solche blutigen Opfer gingen, war Marcus äußerst fasziniert von dem Spektakel was sich dort bot. Aber auch die Priesterin gefiel Marcus durchaus. Sehr ansehnlich und die Opferung vollzog sie auch anständig. Wenn auch Marcus es etwas seltsam empfand, daß eine Priesterin das Opfer Mars überreichte. Aber andere Länder und neue Zeiten wohl. Bis zu seiner Nase zog der Geruch des verbrannten Blutes und mit angehaltenem Abend wartete Marcus auf ein Zeichen der Götter oder die erlösenden Worte der Priesterin, daß alles gut sei.


    Ein ärgerliches Runzeln erschien auf Marcus Stirn und er sah mit einem ebensolchen Blick zu den Soldaten, die die Opferung für ihre Krakelereien nutzen wollten. Verdutzt sah er genauer hin. War das nicht der Scriba? Vielleicht sollte er später mal mit ihm noch ein Wort wechseln. Doch jetzt widmete er sich in Gedanken auch wieder der Zeremonie und besonders der schönen Priesterin. Dabei atmete Marcus die Luft der Stadt und der vielen Menschen um ihn herum ein. Herrlich! Endlich ein freier Tag. Den würde er voll und ganz auskosten. Dabei schweifte sein Blick die Zuschauer und recht desinteressiert über einige der hellhäutigen Germaninnen hinweg. An den Dunkelhaarigen blieb sein Blick doch immer wieder etwas länger haften.

    Mühsam hatte Marcus ein Pferd vom Kastell aus unter Kontrolle gehalten. Gerade das langsame Reiten im Zug mit den anderen Soldaten gestaltete sich sehr schwierig. Sein Gaul, zwar ein schöner Fuchs, schien ein Individualitst zu sein und die Gesellschaft der anderen Pferde nicht wirklich zu schätzen. Ab und an versuchte sein Fuchs nach dem ein oderen anderen Hengst zu schnappen oder spielerisch eine Stute auf sich aufmerksam zu machen. Gerade noch rechtzeitig konnte Marcus seinen Hengst davon abhalten sich mit bösartiger Absicht dem Pferd seines Centurios zu nähern.


    "Pass auf, daß ich Dich nicht zum Schlachter bringe, Gaul!"


    Dann waren sie schon an der Lichtung angekommen. Als Marcus der Rede des Decurio lauschte, tänzelte ab und an wieder Chiron. Zur Reiterei wechseln? Nun, das klang nicht unbedingt schlecht. Vielleicht würde er dann um den Straßenbau herum kommen. Marcus dachte darüber nach, was er denn fragen könnte. Hmm...? Doch Marcus grübelte zu lange und der Moment war verflogen. So nahm Marcus die Zügel fest in die Hand und folgte den Anweisungen des Decurio.


    In langsamen Schritt ließ Marcus seinen Hengst über die Wiese laufen. Dabei atmete Marcus die frische Luft ein und genoß den weichen Gang seines Pferdes. Dabei hielt er sich gerade und die Fußspitzen nach vorne. Schließlich drückte er seine Oberschenkel fest gegen das Pferd, was auf die leichte Berührung sensibel reagierte und in einen Trab verfiel. Dabei verfolgte Marcus die Bewegungen fließend und ließ schließlich seinen Hengst ins Galopp fallen. Der Hengst griff mit seinen Hufen weit aus, froh sich endlich schnell und ungehindert bewegen zu dürfen. Marcus beugte sich etwas nach vorne und es schien als ob er und das Pferd über die Wiese fliegen würden.


    In einem übermütigen Anflug preschte Marcus an einem kleinen Bachlauf vorbei und setzte dann mit einem eleganten Sprung darüber hinweg. Auf der anderen Seite ritt Marcus in einer engen Kurve wieder zurück und sprang erneut über den kleinen Bachlauf um dann zu den anderen Reitern zurück zu kehren. Mit schlechtem Gewissen und leicht zerknirschter Miene zügelte Marcus seinen Hengst wieder in einer der hinteren Reihen und hoffte, daß niemand seine kleine Sonderzulage wirklich bemerkt hatte.

    Immer wieder tänzelte Marcus Pferd unruhig hin und her und lief einige Schritte in die falsche Richtung. Marcus hatte heute wirklich seine liebe Not mit dem elenden Gaul, wie er ihn schon in Gedanken umbenannte, fertig zu werden. Erleichtert vernahm er, daß sie das Lager nun verlassen sollte. Vielleicht konnte der Gaul draußen seine überschüßige Energie los werden. Außerdem freute sich Marcus auf einen kleinen 'Ausritt' durchaus, kein Denken, keine komplezierten Handlungen und ein wenig Abwechslung.

    Je öfters Marcus mit den Anderen die Übungen wiederholte, desto selbstverständlicher ging es in seine Bewegungen hinein. Doch er brauchte auch nicht solange, um den Wechsel routiniert und fließend hinzubekommen. Trotzdem geriet er immer mehr außer Atem und schwitzte heftig, was sich in einer enormen Gesichtsröte bei ihm zeigte. Immer wieder verfluchte er innerlich die letzten Jahre des Müßigganges und der Gelage. Aber diese Orgien waren nun mal eine Quintessenz des Lebens. Doch sie rächten sich hier und heute auf dem Platz, wie auch schon in letzter Zeit. Nur langsam näherte sich Marcus von Tag zu Tag seiner früheren Form. Die Liegestützen und die Runden um den Platz taten ihren Teil dazu.


    Je weiter das Training voran ging, desto mitleidiger wurde Marcus mit Decius, der ziemlich erledigt aussah. Aber kein Wunder! Bei der Hitze und dann nicht trinken dürfen. Marcus fragte sich, wie lange es wohl dauern würde bis Decius umkiptte und im Lazarett landete. Ob er mit Tertius darüber wetten sollte? Schließlich hatte er sogar einige Sesterzen vom letzten Lohn noch gerettet gehabt. Mit einer gewissen Enttäuschung bemerkte jedoch Marcus, daß Decius viel zu verbißen auf den Beinen blieb. Als dann die Schwalben schon flogen, die Sonne tief stand und die Hitzte nicht mehr so schlimm war, schien endlich Schluß mit der Plackerei zu sein. Auf den Befehl hin, ließ Marcus seine Schild auf den Boden runter sinken, steckte sein Schwert weg und trat anschließen vor.

    Etwas enttäuscht sah Marcus den Legaten hinter her. Also doch keine neuen Befehle! Schade, aber seis drum. Auch bemerkte Marcus, daß doch einige Offiziere folgten. Es gab wirklich erstaunlich viele Offiziere in dieser Legion. Na, da würde es schwierig werden, selber noch aufzusteigen. Leise seufzend wandte sich Marcus um und folgte vielen anderen Soldaten wieder in Richtung ihrer Quartiere.

    Sim-Off:

    Ist zwar nicht sehr qualifiziert, aber in der Serie HBO Rome haben sie das auch mit dem Abwechseln der Reihen gemacht, wie Du es beschrieben hast!


    Immer wieder splitterte einiges Holz von den Pfählen als die Soldaten auf sie eindroschen. Doch auch bei Marcus setzte dann irgendwann eine Ermüdung seines Armes ein und seine Hiebe wurden etwas lascher und damit auch weniger gut kontrolliert, sogar manchmal etwas schludrig, wenn er sich auch im Allgemeinen ganz gut hielt. Doch trotzdem war er über eine kleine Verschnaufpause ganz froh. Marcus wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Optio zu und lauschte ihm. Anfangs konnte er ihm recht gut folgen, aber dann mußte Marcus wieder seinen Geist anstrengen. Mühsam verfolgte er die Erläuterungen des Optios und war um der Demonstration dann doch ganz froh. Es dämmerte in Marcus langsam arbeitenden Verstand und ihm war das Prinzip dann doch klar. Nur, daß jetzt auch umsetzen. Hmm! Bei Mars roter Tunika, das wird doch wohl schon gehen. Nicht denken, dann klappte es schon!


    Marcus trat hinter die erste Reihe, die sich formierte. Er klärte seinen Geist von all den unnötigen Gedanken. War auch nicht weiter schwierig, denn viel denken, das tat Marcus eigentlich die meiste Zeit nicht. Ruhig wartete Marcus in der zweiten Reihe und sah auf seinem Vordermann, der sich mit dem Pfahl abmühte. Einmal wischte Marcus sich den Schweiß von der Stirn und leckte sich über seine ausgetrockneten Lippen. Dann ertönte schon der Befehl des Optios. Prompt schlängelte sich einer der Soldaten an ihm vorbei und Marcus trat nach vorne. Dabei schützte er mit seinem Schild seinen Vordermann, bis er an Marcus vorbei war. In einer fließenden Bewegung bildete Marcus die erste Linie mit einigen wenigen Anderen auch, die genauso schnell reagierten. Zu Marcus Ärger war es auch Decius, der es genauso schnell drauf hatte. Marcus hob sein Schwert um an der Stelle seines früheren Vordermannes auf den Pfahl einzuschlagen. Hah! Wenn das jetzt ein Germane wäre...! Dann hob Marcus sein Holzgladius und schlug auf den Pfahl ein. Ein großes Holzstück brach ab und sauste durch die Luft, knapp an Marcus vorbei, der das jedoch nicht bemerkte. Schließlich wollte er gerade einem imaginären Germanen den gar aus machen.


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    An Flavia Agrippina
    Villa Herkulanea
    Baiae



    Liebste Mutter


    ich bin angekommen! Germania ist nicht so schlimm wie ich es gedacht hatte. Auch das Leben als Soldat geht einigermaßen. Bis jetzt war ich immer nur im Kastell und hab keinen einzigen Germanen mit Waffen gesehen. Aber vielleicht kommt das bald und ich kann so mir etwas vom großen Ruhmeskuchen abschneiden. Dann werde ich mir sicherlich auch einen Namen machen, wie Du es Dir so wünschst, liebste Mutter. Ich habe sogar schon meine Grundausbildung fast hinter mir und bin nun ein vollwertiger Legionär. Mein zukünftiger Schwager, Tiberius Vitamalacus hat mich zuerst ausgebildet. Ein unflätiger Mann mit dem ich noch eine Rechnung offen habe. Zu schade, daß seine Anverwandte in unsere Familie einheiratet. Wie ist es in Baiae? Ärgert Dich Deine Sklavin Olympia immer noch so sehr?


    Es wird nun wohl noch einige Jahre dauern, bis ich mal wieder in Baiae vorbeischauen kann. Ich bezweifel, daß ich selbst zu der Hochzeit meines neuen Neffens vorbeischauen kann. Sicherlich hast Du es schon gehört, aber Milo hat noch einen Bruder, einen gewissen Flavius Furianus. Er ist vor kurzem noch Aedil gewesen in Rom. Er sieht Milo aber gar nicht ähnlich! Ich frage mich auch, ob sie wirklich Brüder sind. Er hat so gar nichts von Milo, aber ich hab ihn nur kurz getroffen. Vielleicht kannst Du ja was über ihn in Erfahrung bringen. Außerdem wäre ich Dir dankbar, wenn Du den Sonderauftrag von Hannibal mal abschließst. Ich brauche meinen Sklaven hier in Germania.


    Ich hoffe, die Götter achten gut auf Dich und daß es Dir gut geht. Ich denke immer an Dich.


    Dein Dir immer ehrgebener Sohn!
    Marcus



    An Titus Flavius Milo
    Villa Flavia Felix
    Roma
    Italia


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    Titus, Bruder im Geiste, Kamerad und wackerer Saufkumpane,


    ich grüße Dich aus dem fernen Germania. Ja, ich bin angekommen und in den Klauen der Legion aufgenommen worden. Der Sklave hat mich tatsächlich bis vor das Tor gebracht. Mutter ist wie immer viel zu überbesorgt. Viel von Germania hab ich noch nicht gesehen. Und auch wenig von den Frauen. Du kannst Dir vorstellen, unter was für einem Druck man da steht. Es ist scheußlich! Auch gibt es im Kastell kein Lupanar oder irgendwelche leichte Frauen, die man schnell rumkriegen kann. Bis jetzt hab ich nur aus weiter Ferne mal eine blonde Legatenverwandte gesehen. Niedlich sieht diese junge Decima schon aus, aber leider kann ich mich kaum an eine Anverwandte meines Legaten ran machen. Oder was meinst Du? Aber sie ist leider blond wie die Germaninnen!


    Straßen mußte ich noch keine bauen, aber das wird wohl nur eine Frage der Zeit sein. Ach Titus, es ist schrecklich öde hier! Zwar bin ich den ganzen Tag beschäftigt und das Waffentraining macht mir ja auch Spaß, aber sonst ist hier kaum was los. Weder Feiern, noch Saufgelage, noch sonst etwas interessantes. Ich sehne mich nach dem pulsierenden Leben von Baiae zurück. Jetzt kommen mir sogar die dreckigen Straßen von Roma als sehr verlockend vor. Hoffentlich bekomme ich etwas frei, wenn Dein Bruder heiratet. Weißt Du, wann er sich unter die Fuchtel der Tiberia begeben wird? Wie kommst Du in deinen politsichen Bestrebungen voran? Wirst Du bald kandidieren?


    Im Übrigen könntest Du mir einen kleinen Gefallen tun? Hier in der Legion hat mich ein gewisser Tiberius Vitamalacus in der ersten Zeit ausgebildet. Dieser kleine Drecksack hat es tatsächlich gewagt, Agrippina zu beleidigen. Er hat Mutter als eine Lupa bezeichnet. Ich schwöre Dir bei den Göttern, daß diese Schlange das noch bereuen wird. Wie dem auch sei! Kannst Du vielleicht etwas mehr über ihn herausfinden? Quetsche doch mal Furianus aus, was er über diesen Tiberier weiß. Der soll es noch bereuen eine Flavia derartig beleidigt zu haben. Selbst auf dem Feld der Legion gibt es Grenzen und diese hat er weit überschritten.


    Außerdem gib doch Hannibal mal einen festen Tritt in den Hintern. Mein alter Sklave soll endlich hier in Germania auftauchen. Wie Du siehst, muß ich die Briefe selber schreiben und bei meiner unschönen Schrift ist es ja auch für Dich eine Zumutung. Also liegt es ganz in Deinem Interesse, wenn Hannibal es wieder für mich übernimmt.


    Tja, Brüderchen, halt die Ohren steif und Dich bei den ehrbaren Frauen Roms ein wenig zurück. Ich schreib Dir irgendwann mal wieder.


    Marcus


    Sim-Off:

    Überwiesen am 09.10. (über einen Anverwandten)

    Spät am Abend als viele schon schliefen, kam Marcus nach einem langen Trainingstag wieder in die Unterkunft gelaufen. Gähnend ließ er sich auf seine Pritsche fallen und wollte schon seine Schuhe von seinen müden Füßen streifen als sein Blick auf seine Tasche neben der Pritsche fiel. Ein Stück Papyrus lugte hervor. Marcus starrte darauf und zog schließlich das Papyrus hervor. Seufzend sah er auf die elegante und grazile Handschrift seiner Mutter. Oh wie sehr er sie doch vermißte. Es gab nun mal keine Frau auf der Welt, der seiner Mutter das Wasser reichen konnte. Klug, schön, gewitzt und einfach wundervoll! Fluchend dachte Marcus an Hannibal. Alles war seine Schuld! Wäre sein Sklave jetzt hier, könnte Marcus einige Briefe verfassen. Schweigend sah er auf das Papyrus und nach einer langen Weile rang er sich endlich dazu durch. Entschloßen packte er die Tasche und holte das Schreibzeug hervor, was ihm seine Mutter mitgegeben hatte. Sie hatte wohl nie die Hoffnung aufgegeben, daß er doch noch ein gelehrter Kopf werden würde. Marcus strich das Papyrus vor sich auf der Pritsche glatt, nahm die Feder in die Hand und starrte auf das leere Papyrus. Ja, was sollte er nur schreiben? Lange saß er vor dem Stück Papyrus ohne ein Wort zu schreiben. Doch dann senkte er die Feder, kleckste als erstes aufs Blatt und schrieb krakelig und mit einer unschönen Schrift auf:



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    An Flavia Agrippina
    Villa Herkulanea
    Baiae



    Liebste Mutter


    ich bin angekommen! Germania ist nicht so schlimm wie ich es gedacht hatte. Auch das Leben als Soldat geht einigermaßen. Bis jetzt war ich immer nur im Kastell und hab keinen einzigen Germanen mit Waffen gesehen. Aber vielleicht kommt das bald und ich kann so mir etwas vom großen Ruhmeskuchen abschneiden. Dann werde ich mir sicherlich auch einen Namen machen, wie Du es Dir so wünschst, liebste Mutter. Ich habe sogar schon meine Grundausbildung fast hinter mir und bin nun ein vollwertiger Legionär. Mein zukünftiger Schwager, Tiberius Vitamalacus hat mich zuerst ausgebildet. Ein unflätiger Mann mit dem ich noch eine Rechnung offen habe. Zu schade, daß seine Anverwandte in unsere Familie einheiratet. Wie ist es in Baiae? Ärgert Dich Deine Sklavin Olympia immer noch so sehr?


    Es wird nun wohl noch einige Jahre dauern, bis ich mal wieder in Baiae vorbeischauen kann. Ich bezweifel, daß ich selbst zu der Hochzeit meines neuen Neffens vorbeischauen kann. Sicherlich hast Du es schon gehört, aber Milo hat noch einen Bruder, einen gewissen Flavius Furianus. Er ist vor kurzem noch Aedil gewesen in Rom. Er sieht Milo aber gar nicht ähnlich! Ich frage mich auch, ob sie wirklich Brüder sind. Er hat so gar nichts von Milo, aber ich hab ihn nur kurz getroffen. Vielleicht kannst Du ja was über ihn in Erfahrung bringen. Außerdem wäre ich Dir dankbar, wenn Du den Sonderauftrag von Hannibal mal abschließst. Ich brauche meinen Sklaven hier in Germania.


    Ich hoffe, die Götter achten gut auf Dich und daß es Dir gut geht. Ich denke immer an Dich.


    Dein Dir immer ehrgebener Sohn!
    Marcus


    Marcus sah auf der Pergament und hoffte, nicht allzuviele Fehler geschrieben zu haben. Ob er noch Milo schreiben sollte. Der Brief war schon schwer genug gewesen, aber jetzt war er schon in Schreiblaune. Leicht grinsend zog er das nächste Papyrus hervor. Hah! Hier wurde er wahrhaftig noch zu einem Gelehrten. Erst wurde er glatt ein nachdenklicher Philosoph und nun noch ein Schriftgelehrte. Erneut machte er als erstes einen großen Tintenfleck auf das Pergament.



    An Titus Flavius Milo
    Villa Flavia Felix
    Roma
    Italia


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    Titus, Bruder im Geiste, Kamerad und wackerer Saufkumpane,


    ich grüße Dich aus dem fernen Germania. Ja, ich bin angekommen und in den Klauen der Legion aufgenommen worden. Der Sklave hat mich tatsächlich bis vor das Tor gebracht. Mutter ist wie immer viel zu überbesorgt. Viel von Germania hab ich noch nicht gesehen. Und auch wenig von den Frauen. Du kannst Dir vorstellen, unter was für einem Druck man da steht. Es ist scheußlich! Auch gibt es im Kastell kein Lupanar oder irgendwelche leichte Frauen, die man schnell rumkriegen kann. Bis jetzt hab ich nur aus weiter Ferne mal eine blonde Legatenverwandte gesehen. Niedlich sieht diese junge Decima schon aus, aber leider kann ich mich kaum an eine Anverwandte meines Legaten ran machen. Oder was meinst Du? Aber sie ist leider blond wie die Germaninnen!


    Straßen mußte ich noch keine bauen, aber das wird wohl nur eine Frage der Zeit sein. Ach Titus, es ist schrecklich öde hier! Zwar bin ich den ganzen Tag beschäftigt und das Waffentraining macht mir ja auch Spaß, aber sonst ist hier kaum was los. Weder Feiern, noch Saufgelage, noch sonst etwas interessantes. Ich sehne mich nach dem pulsierenden Leben von Baiae zurück. Jetzt kommen mir sogar die dreckigen Straßen von Roma als sehr verlockend vor. Hoffentlich bekomme ich etwas frei, wenn Dein Bruder heiratet. Weißt Du, wann er sich unter die Fuchtel der Tiberia begeben wird? Wie kommst Du in deinen politsichen Bestrebungen voran? Wirst Du bald kandidieren?


    Im Übrigen könntest Du mir einen kleinen Gefallen tun. Hier in der Legion hat mich ein gewisser Tiberius Vitamalacus in der ersten Zeit ausgebildet. Dieser kleine Drecksack hat es tatsächlich gewagt, Agrippina zu beleidigen. Er hat Mutter als eine Lupa bezeichnet. Ich schwöre Dir bei den Göttern, daß diese Schlange das noch bereuen wird. Wie dem auch sei! Kannst Du vielleicht etwas mehr über ihn herausfinden. Quetsche doch mal Furianus aus, was er über diesen Tiberier weiß. Der soll es noch bereuen eine Flavia derartig beleidigt zu haben. Selbst auf dem Feld der Legion gibt es Grenzen und diese hat er weit überschritten.


    Außerdem gib doch Hannibal mal einen festen Tritt in den Hintern. Mein alter Sklave soll endlich hier in Germania auftauchen. Wie Du siehst, muß ich die Briefe selber schreiben und bei meiner unschönen Schrift ist es ja auch für Dich eine Zumutung. Also liegt es ganz in Deinem Interesse, wenn Hannibal es wieder für mich übernimmt.


    Tja, Brüderchen, halt die Ohren steif und Dich bei den ehrbaren Frauen Roms ein wenig zurück. Ich schreib Dir irgendwann mal wieder.


    Marcus


    Seufzend lehnte sich Marcus zurück. So, das war wirklich genug. Seine Hand tat ihm schon weh und seine Augen schmerzten nach dieser anstrengenden Arbeit. Seufzend rollte Marcus die Briefe zusammen, warf sie achtlos auf die Tasch und schnürte seine Soldatenstiefel auf, um sich aufs Lager werfen zu können.

    Die Ruf des Legaten holte Marcus aus seinen Betrachtungen heraus. Als der Jubel über den Platz brandete, riß es Marcus auch mit. Empfänglich für Massenbegeisterungen und solche Jubelrufe, erwehrte er sich nicht diesem Enthusiasmus und den Hochrufen. So stimmte Marcus ebenfalls in das Gebrüll mit ein, wenn es auch nur eine Stimme unter vielen war als sie Rom hochleben ließen. Immerhin so wurde Marcus auch einen Teil seiner überschüssigen Energie los, die sich in letzter Zeit aufgestaut hatte. Immer in der Erwartung tiefer in das fremde und barbarische Germanien vordringen zu können und in Kriegshandlungen verstrickt zu werden. Wie sehr er sich auch in jenem Moment wenigstens ein kleines Scharmützel wünschen würde! Gerade in so einer Stimmung erschien man unbesiegbar zu sein.


    Aber wie es das Schicksal so wollte, wurde Marcus in dem Moment von einer Biene gestochen. Ein Fluch kam über seine Lippen und er schlug heftig auf dieses kleine Ungetüm, daß ihm seine Verletzlichkeit so gemeinerweise vor Augen führte. Seine Begeisterung wurde wieder gedämpft und seine Rufe etwas leiser. Schließlich verstummt er und sah erwartungsvoll nach vorne. Vielleicht kamen ja neue Befehle mit dem Statthalter? Vielleicht durften sie ein wenig ausrücken? Oder sie sollten Straßen bauen! Auch das dämpfte Marcus Begeisterung. Er sah sich selber schon mit einer Hacke im Wald, um die Straße in Richtungs eines germanischen Nirgendwo anzulegen. Trotzdem hoffte ein kleiner Teil von ihm auf bessere Befehle!

    Wieder mal verwunderte Marcus die Angehensweise seines Vorgesetzen! Was mit den zwei Schilden erschien ihm immer noch seltsam. Einfach unnatürlich fürs Training und außerdem sehr unhandlich zum laufen. Immer schlugen beide riesige Schilde gegeneinander und man konnte sie kaum halten. Wie sollte man da noch laufen können? Innerlich grummelnd gehorchte Marcus natürlich und kämpfte sich mit den Schilden ab.


    Runde Eins war eher ärgerlich, weil sich Marcus erneut einige blaue Flecken holte. So konnte man sich doch nicht mehr sehen lassen, wenn man nur eine Tunika und Sandalen trug. Und dann diese Hitze! Mörderisch. Schon nach der ersten Runde war Marcus wieder völlig verschwitzt und das, obwohl er vorhin sich noch eine Schöpfkelle Wasser über den Kopf hat laufen lassen. Die zweite Runde ging auch irgendwie rüber und sie standen wieder still. Marcus lauschte dem Optio und nickte auf dessen Befehl hin. Das mit dem Verdoppeln kam bei Marcus, der nicht sonderlich rechenbegabt war, schlecht an. 2 Runden, fällt einer zurück, wären es anschließend...hmmm....zwei verdoppelt sind...Fünf...und fällt noch einer...ja, bei Mars goldenen Sandalen, das waren ja Dreißig Runden!! Marcus stöhnte wieder innerlich und hoffte, daß es den anderen auch so 'klar' war. So rannte Marcus hinter den Männern her und achtete darauf, daß keiner zurück blieb. Erleichtert bemerkte er, daß keiner der Probati zurück fiel, trotz der Hitze und der Anstrengung und ihnen so, wie Marcus es glaubte, 30 Runden erspart blieb.


    Weider angekommen, hatte Marcus erneut Gelegenheit der Stimme seines Optios zu lauschen. Ja, man merkte, daß dieser nicht so rethorisch geschult war wie Marcus. Aber Avitus hatte durchaus eine gute Stimme. Ob er sie wohl mal in der Politik nutzen würde? Ah! Nicht denken, Marcus! schollt sich Marcus und hätte am liebsten sich selber einen kleinen Klabs auf den Schädel gegeben. Formationskampf? Herrlich. Aber immer wenn es um den Kampf ging, strahlte Marcus Gesicht auf, selbst ohne ein Lächeln.


    Eifrig stellte er sich auf, bildete mit seinen Nachbarn einen Schildwall und zog schließlich sein Schwert, was leider nicht so blank war, sondern stumpf und hölzern. Aber auch mit so einer Waffe, konnte man tödliche Streiche austeilen und Marcus unterschätzte so eine Übungswaffe gewiß nicht. Entschlossen, dem feindlichen Holz den Gar aus zu machen, näherte sich Marcus wie die Anderen dem Übungspfahl. Dann schlug er zu. Dabei bemerkte er schnell, daß er seinen üblichen Kampfstil verändern mußte. Marcus hatte einfach nicht genug Platz zum Ausholen. So begrenzte er sich und begnügte sich mit dem wenigen Platz, der ihm gegeben war. Immer wieder spürte er den Schlag eines Holzschwertes an seinem Schildrand, wenn wieder mal jemand zu sehr ausholte. Oben, unten, Rechts und Links...das übliche Spiel hatte wieder begonnen!

    Sim-Off:

    @Avitus: Na, so einfach kann man es sich aber nicht machen! Sicherlich, sollte man hier nicht unbedingt auf die Leute warten, wenn sie nicht schreiben, aber manchmal ist man nur kurz online oder macht schnell einen Beitrag ehe man wieder verschwindet, so wie es die Zeit halt erlaubt. Und da kann man durchaus etwas auch übersehen. Da finde ich Iulius Numerianuns Idee viel besser, sie als namenslose Soldaten mitzuschleppen bis man zum Schreiben kommt.


    Marcus, der etwas weiter hinten sich noch befand, kämpfte heute mit seinem Pferd. Irgendwie schien ihm sein Fuchs heute wie angefasst zu sein. Ob er vielleicht von ner Biene gestochen wurde? Ärgerlich grummtelte Marcus und packte den Roten fest am Zügel, um ihm erneut am Steigen zu hindern.


    "Hehe, Chiron! Ruhig, ganz ruhig!"


    Marcus versuchte beruhigend auf seinen Hengst einzureden. Dessen rotbraunes Fell zitterte über den Muskeln und nach einiger Zeit wurde der Fuchs durchaus etwas ruhiger und stampfte nur etwas mit den Vorderhufen auf dem Sand. Dann schwang sich Marcus auch auf seinen Fuchs und folgte den Anderen. Daß sein Pferd nur so von Energie strotzte kam ihm dabei recht, mußte Marcus doch die anderen Soldaten wieder etwas aufholen. Er schloß sich dem Pulk von Reitern an und genoß es wieder auf dem Rücken seines Pferdes zu sitzen.

    Sofort als sein Legat es befahl, richtete Marcus sich wieder kerzengerade auf und sah gerade aus. So nahm er die gewünschte Haltung an und versuchte, nicht unangenehm in der Masse von Soldaten aufzufallen. Dabei sah er jedoch durchaus neugierig in Richtung des Statthalters. Wenn Marcus schlechtes Gedächnis ihn nicht schon wieder im Stich ließ, waren es doch beide Decimamänner. Was für eine Vetterklüngelei! Na, kein Wunder, war in seiner Familie auch nicht besser. Aber so war der Lauf der Dinge. Wobei sich Marcus schon fragte, warum sein Bruder ihm eigentlich nicht behilflich war! Oder war es es? Ah! Schon wieder so viele Gedanken. Marcus fluchte innerlich. Da wurde er gar noch in der Legion noch zum Philosophen.


    Aufmerksam lauschte Marcus der Rede des Statthalters und bekam eine leicht befremdliche Miene. So alt sah der Statthalter nicht aus, aber er schien schon die Angewohnheit zu bekommen, Neues und Veränderungen nicht wirklich wahr zu nehmen. Hier waren doch bestimmt kaum noch Männer, die in Hispania noch mitgekämpft haben. Aber wahrscheinlich lebte der Gute noch in seiner glorreichen Vergangenheit und blendete alle übrigen Dinge so aus. Aber die ruhmvolle Zeit von dem Statthalter, als er noch Triumphator war, schien vielleicht vorbei zu sein. Wenig angesprochen von der Rede des Statthalters mustert er stattdessen seine Aufmachung. Hmm...na, immerhin nicht so protzig. Passte durchaus zu seinem Rang. Wieder zuckte ein amüsiertes Lächeln, wenn auch nur kurz, über Marcus Gesicht als er seinen Legaten betrachtete. Nun ja, immerhin wirkte Livianus autoritär genug um die Rüstung wieder wett zu machen.

    Als Avitus so nachdenklich und abwesend wirkte, kam Marcus erneut Avitus seltsame Ausdrucksweise von der Ausbildung in den Sinn. Meine Damen? Hmm...ob Marcus es mißverstehen sollte, daß Avitus ihn so ausfragte? Vielleicht wollte der Optio doch was von ihm? Man konnte ja nie wissen und gerade Marcus kannte genug Männer, die solche Vorlieben hatten. Nicht, daß es Marcus etwas ausmachen würde. Jedem das seine! Aber hier in der Legion würde es ihn doch etwas befremden. Oder sollte es gerade dort nicht? Hmmm....zuviel Nachdenken! Ja, das war nicht gut. Marcus bekam schon jetzt Kopfschmerzen davon. Vielleicht sollte er bei Zeiten mal mit seinem Sklaven darüber reden und bis dahin schob er seine Grübelleien wieder ins Hinterstübchen.


    In dem Moment 'verabschiedete' sich der Optio auch. Marcus nickte knapp und blieb genauso wie vorher stehen. Weitermachen? Gelangweilt rumstehen...das war in der Tat nicht wirklich schwierig. Marcus starrte in die Dunkelheit und langweilte sich schrecklich. Wenn er doch wenigstens würfeln könnte. Außerdem verspürte er so einen inneren Drang, der ihn oftmals überkam. Er verfluchte sich und seine Lüsternheit durchaus und wünschte sich, daß doch mehr Frauen im Lager lebten. Dann könnte man es sich später wenigstens noch etwas versüßen, so eine öde Nachtwache hinter sich gebracht zu haben. Seufzend kratzte sich Marcus den Nacken und trat von einem Bein aufs Andere.


    Erleichtert ließ sich Marcus schließlich ablösen. Schnellen Schrittes marschierte er die Pallisade entlang und dann durch das Tor wieder in das Lager. Am Horizont graute schon der Morgen und es würde nur wenig Schlaf geben. Ob er morgen Nacht wenigstens mal in die Stadt gehen könnte? Er mußte dringend in ein Lupanar gehen. Das war auch sein letzter Gedanke eher er in seine Unterkunft verschwand.

    Marcus wandte nun seine Aufmerksamkeit auf Avitus. Marcus grinste amüsiert. Die Fragen von Avitus fand er doch recht belustigend. Rechnete der Optio tatsächlich damit, daß er ihm jetzt und hier eröffnen würde, was ihn in die Legion getrieben hat? Insbesondere wenn Marcus sich tatsächlich vor jemanden 'verkriechen' wollte. 'Eine seltsame Ausdruckswahl' befand Marcus, da Marcus ein Patrizier war. Vor wem sollte er sich schon verkriechen wollen? Seiner Mutter? Bestimmt nicht, in letzter Zeit vermißte er sie wieder schrecklich und da Hannibal nicht da war, konnte er auch keine Briefe schreiben. Schließlich würde seine Mutter dann erkennen, daß er in all den Jahren nie einen einzigen Brief selber geschrieben hatte. Außerdem wollte er ihr seine Sauklaue nicht zumuten. Wer bliebe noch übrig, da sein Vater schon vor seiner Geburt verstorben war? Sein eigener Bruder? Nein, den nahm Marcus nicht wirklich ernst, wenn er auch immer wieder zu hören bekam, daß dieser doch recht erfolgreich war.


    "So, sind also die Meisten so jung? Ich denke, es kommt doch drauf an aus welchen Familien man kommt. Meine Ausbildung und meine Reisen haben es mir nun mal nicht früher erlaubt, der Legion beizutreten. Aber ich tue es wenigstens aus Überzeugung und nicht um nur meine Familie zu ernähren, was auch ehrenhafte Motive wären. Schließlich ist die Familie wichtig!"


    Marcus sah wieder in die Dunkelheit. Ja, ja! Seine Reisen....die haben ihn in der Tat um Jahre abgelenkt. Aber er hatte keine Lust oder Muße Avitus von seinen Orgien und Saufgelage zu berichten oder seiner Lust nach Leben, was ihn davon abhielt in die Legion einzutreten. Vielleicht ein ander Mal. Und wenn es nach ihm ginge, wäre er immer noch in den Armen vieler schöner und exotischer Mädchen. Marcus verzog das Gesicht grummelig. So alt wurde er schon gehalten? Dabei glaubte Marcus, daß er doch noch mit unter Zwanzig durchgehen könnte. Wie sehr man sich doch täuschen konnte!

    Marcus war dann doch sehr froh, daß er endlich seinen Trainingpartner wechseln konnte. Zwar war es nicht sehr anstrengend mit dem jungen Mann und ihm das Kämpfen zu zeigen war ja ganz nett, aber letztendlich wollte Marcus auch trainieren und üben. Als nächstes konnte Marcus mit Tertius üben. Beide nickten sich freundlich zu als sie voreinander traten und tauschten miteinander die Schläge aus, nicht lasch, aber nicht unnötig hart. Die Sonne brannte und plagte mit ihren Strahlen Marcus wie mit tausend kleinen Nadelstichen. Nach der langen Plackerei war Marcus Gesicht puderrot und seine Tunika verschwitzt und salzig von seinem Schweiß. Auch Marcus stöhnte bei den letzten Liegestützen. So war Marcus sehr erleichtert als sie schließlich wieder zusammen gerufen wurden. Auf Befehl trat er vor, reckte sich gerade auf, Blick nach vorne und harrte der Befehle.


    "Jawohl, Optio!"


    Mit dem Abtrittbefehl lief Marcus, die anderen Soldaten wegführend vom Apellplatz davon, dabei löste sich auch die Formation und die Männer fingen an untereinander zu sprechen. Marcus und Tertius redeten wieder miteinander.


    ~Eine Stunde später~


    Die Männer trotteten erfrischt und gestärkt wieder auf den Platz. Marcus kam mit einem grimmigen Blick zurück und schien nicht sonderlich zufrieden zu sein. Kein Wunder! Wieder war er mit Decius beim Essen aneinander geraten. Dabei hatte Marcus ihn wider der Befehle des Optios etwas trinken lassen. Marcus befand, dass es bei der Hitze unmöglich war, daß Decius nichts zu trinken bekam. Sonst würde der Probatus den Tag nicht mehr überstehen. Doch tstatt eines Fünkchens von Anstandsdank hat er von Decius nur wieder einen haßerfüllten Blick geerntet. Langsam machte es Marcus wirklich fuchsig. Immerhin machten ihm die Probati jetzt keine Scherereien und stellten sich sogar alle an der Linie auf. Marcus trat wieder vor und sah in Avitus Richtung als er die Anwesenheit der Probati meldete.


    "Optio, melde alle Probati wieder angetreten!"

    "Hmm!"


    Das war das Einzige, was Marcus zu dem Nacht und Nebelangriff hinzufügte. Ja, das erschien ihm auch zu seltsam, wenn die Germanen das täten. Aber tatsächlich wußte man nie, was die Barbaren so antrieb. So nahm er die letzten Worte diesbezüglich von Avitus ernster, als dieser es vielleicht beabsichtigt hatte. Seine Augen spähten in die Dunkelheit in der vagen Hoffnung wenigstens einen Germanen zu erspähen, den er hätte erwischen können. Doch leider Fehlanzeige.


    Bei Avitus Frage wandte Marcus seinen Blick in Richtung des Optios und wollte schon seine Standardantwort, bezüglich Ehre, Familienpflicht, etc. geben. Doch dann sickerte die Frage ganz in sein Bewußtsein. Ein verwirrtes Runzeln erschien auf seiner Stirn und zwischen seinen Augenbrauen. In seinem Alter? Was, im Namen aller Daimonen, sollte das nun wieder bedeuten. Sah er vielleicht schon so alt wie sein älterer Bruder aus? Ja, Tartarus und Elysium, das war wahrlich ein Schock! Dementsprechend entgeistert sah Marcus Avitus auch kurz an ehe er seinen Empfindung in gewisser Weise auch Ausdruck verlieh.


    "In meinem Alter? Wie soll ich das verstehen, Optio?"

    Marcus bemerkte von Avitus gar nichts. Verbissen kämpfte er mit Decius weiter und steckte einige verborgene Hiebe und Schläge ein, die er ebenso an Decius verteilte. Sein Atem ging nun heftig und er spürte, daß sein Schwertarm nicht mehr ganz so flink wie am Anfang war. Aber sein Zorn und seine Wut verliehen ihm noch mehr Kraft und er kämpfte weiter. Als das Signal zum Aufhören kam, schlugen Decius und Marcus sich noch einige Sekunden weiter ehe ihre Schwerter sich kreuzten, mit einem hölzernen Aufschlag, und dann verharrten. Über die Schwerter hinweg funkelten die beiden Männer sich an und ließen gleichzeitig ihr Schwert sinken. Beide legten ihre Waffen herunter und wandten ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Optio zu.


    Verblüfft starrte Marcus seinen Optio an als dieser zu Boden ging. Was bei Mars Stiefelabsätzen hatte denn das nun wieder zu bedeuten? Sollte das nicht irgendwie umgekehrt sein? Marcus grübelte und da kam schon Avitus Aufforderung es ihm gleich zu tun. Zögerlich kam Marcus dem nach und fing an ebenfalls Liegestützen zu stemmen. Was für seltsame Methoden. Na, sollte er mal ein paar Probati ausbilden, würde Marcus sich bestimmt nicht mit denen so abplagen. Nein, ganz bestimmt nicht! Dafür stieg man doch schließlich auf! Immer noch verwundert kam er auf seine Beine und gehorchte. Unvermittelt stand er dem jungen, etwas schlaksigen Mann gegenüber, der unsicher das Holzschwert ergriff. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Tertius mit unbehaglicher Miene zu Decius trat.


    Doch dann wurde Marcus von seinem eigenen Übungspartner abgelenkt, der zu seinem Ausfallschritt ansetzte und fast über seine eigenen Füße gestolpert wäre. Marcus machte einen Schritt zur Seite und mußte fast lachen.


    “He! He! Warte erst mal bis ich meine Waffen habe!“


    Marcus griff kopfschüttelnd und lächelnd nach seinem Schild und dem Gladius. Kopfnickend deutete er dem jungen Mann, der hochroten Kopfes ihm gegenüber stand, seinen Angriff erneut zu versuchen. Nach einigen Sekunden rang sich dieser auch dazu durch und vollführte die Übung. Marcus hob nur leicht sein Schild, um die Hiebe abzufangen und startete seinerseits verschiedene Angriffe. Doch mit wenig Kraft hinter den Schlägen und er bewegte das Schwert langsamer als er es gewohnt war. Aber so gab er seinem Gegenüber die Gelegenheit, die Schlagfolge zu parieren und auch so konnte man durchaus lernen. Marcus sah auch mal zu Tertius rüber und runzelte die Stirn als er sah, daß Decius ihn in arge Bedrängnis brachte. In dem Moment sah er nicht den Hieb des jungen Mannes, der ihn wuchtig ins Gesicht traf. Der Schmerz schoß durch Marcus Kiefer und er taumelte keuchend zurück.


    „Bei Iuppiters Donnerschlag! Kannst Du nicht aufpassen?“


    Marcus murrte den jungen Probatus wütend an und faste sich an seine Lippe. Etwas Blut blieb an seiner Hand zurück und kopfschüttelnd stellte sich Marcus wieder auf. Der Schlag war eher unbeholfen gewesen und ein Glückstreffer. Marcus verfluchte sich trotzdem nicht aufgepasst zu haben. Und so griff er den anderen Probatus an und versetzte ihm eine schnelle Schlagreihenfolge und gab ihm anschließend einen Klaps mit dem Schild auf die Schulter. Zu dem Zeitpunkt war Marcus Zorn wieder verflogen und er nickte dem, immer noch eingeschüchterten Probatus, wieder freundlicher zu.

    Marcus kleiner Finger zuckte kurz und bei dem Rascheln durch das Gras wäre er beinahe versucht gewesen das Kurzschwert zu ziehen. Doch dann mußte er grinsen als er den 'Fehlalarm' bemerkte und war erleichtert, daß er sich nicht gänzlich zum Narren gemacht hatte. Marcus nickte knapp auf Avitus Frage hin.


    "Ja, Optio, die Erste!"


    ...und hoffentlich eine der Wenigen!, fügte er in Gedanken hinzu. Doch er machte sich nicht allzu große Hoffnungen, da der Weg nach oben wohl nicht sonderlich steil war, sondern eher stetig und langsam. Außerdem mit vielen Steinen beladen und wahrscheinlich rollten sie immer wieder hinunter wie bei diesem Griechen. Marcus grübelte über den Namen nach, doch Sissyphus wollte ihm nicht einfallen. Kurz danach vergaß er den Gedankengang wieder und widmete sich wieder seiner Umgebung. Immerhin war es Sommer und bis zum Winter hatte er sich bestimmt genug abgehärtet oder ist weit genug aufgestiegen. Beides war ihm recht und so schob er etwaige Zweifel ins Hinterstübchen seines Bewußtseins. Mit seinen Augen verfolgte er den Weggang des tesserarius und sah wieder in die Dunkelheit hinaus.


    "Versuchen die Germanen hier überhaupt noch ihr Glück, Optio?"


    Marcus Stimme war relativ leise, aber deutlich genug, daß Avitus ihn verstehen konnte. Irgendwie bezweifelte Marcus, daß er hier überhaupt etwas zu tun bekommen würde. Vielleicht sollte er sich doch noch einen Würfelkumpanen für die Nachtwache suchen! War zwar verboten, aber man durfte sich halt nicht erwischen lassen.

    Sim-Off:

    Alles noch am ersten Abend...also gerade Probatus und noch nicht mal das erste Training hinter mir! ;)


    Marcus nickte langsam. Ja, das wäre mal einen Ausflug in die Stadt wert. Aber erst mal mußte er seine Bewährungsprobe, nämlich die Grundausbildung hinter sich bringen, die am nächsten Tag beginnen würde. Und die Nacht war durchaus schon fortgeschritten. Die Müdigkeit kam auch und Marcus beschloß, daß er langsam mal Morpheus Reiche besuchen sollte.


    "Fein, wenn ich dann mal Legionär bin, schau ich mit Sicherheit mal vorbei!"


    Marcus grinste und überlegt, ob er noch zuerst die Latrinen aufsuchen sollte? Eigentlich nicht. So stand er auf und nickte den anderen Soldaten zu.


    "Versteht es nicht als Unhöflichkeit, aber ich hau mich jetzt mal langsam aufs Ohr. Schließlich möchte ich nicht schon am ersten Tage wegdösen, während der Ausbildung!"


    Er nickte Avitus noch mal freundlich zu und erledigte die letzten Dinge vor dem Schlafen gehen. Dann warf er sich auf die Liege, verschränkte die Arme vor der Brust und schloß die Augen. Innerhalb weniger Minuten war er schon weggedöst und bald darauf zeigte sich sein Schlafen auch in einem tiefen und voluminösen Schnarchen.