"Ich danke dir für deinen freundlichen Empfang. Es bedeutet mir und meiner Tochter sehr viel, dass dein Gemahl uns in die altehrwürdige Familie der Aelier aufgenommen hat."
Damit waren wohl zunächst einmal die offiziellen Willkommensworte erledigt. Adria machte mit ihrem Nachsatz deutlich, dass sie keinen großen Wert auf solche formellen Floskeln legte, sondern lieber gleich zum Punkt kam. Eine Eigenschaft, die auch Marcellus an sich selbst und an seinen Gesprächspartner äußerst schätzte. Dennoch kam er nicht darum herum, einen Moment über die Direktheit der Hausherrin zu schmunzeln, wurde doch auf Grund des angesprochenen Themas sofort wieder ernst.
"Nun wehrte Adria, als so ungewöhnlich sehe ich diesen Schritt gar nicht. Es stimmt zwar, dass wir uns dadurch von unserer Gens etwas entfernt haben, aber unsere herausgehobene Herkunft bleibt dennoch bestehen. Die Frage ist nur, was sie heut zu Tage noch bedeutet. Wie ich auch bereits deinem Mann erklärt habe, so sehe ich den Stand der Patrizier mit äußerst gemischten Gefühlen. Hier und da gibt es zwar noch einige vereinzelte religiöse Ämter, die sie sich sichern konnten, doch im Ganzen betrachtet haben die bisherigen Kaiser alles getan, um den Einfluss und die Macht des patrizischen Adels immer mehr zu beschneiden und ihre Mitglieder in den Hintergrund zu drängen. Ein Eques zu sein, bedeutet in der heutigen Zeit einiges mehr, als einem patrizischen Adelsgeschlecht zu entstammen.
Ich sehe also durch die Adoption in die Gens Aelia nur Vorteile, sowohl für mich und meine Tochter, als auch für euer Haus und ich denke, dass dein Gemahl es ähnlich sieht und meinem Wunsch daher letztendlich auch entsprochen hat. Eine Adoption aus politischen Gründen wenn du so möchtest, die unter anderem beiden Seiten erlaubt, ihre Macht und ihren Einfluss weiter auszubauen."
Natürlich waren dies nicht all seine Gedanken zu diesem Thema, doch genug, um Adria eine ausreichende Antwort zu geben. Quarto hatte bestimmt, so wie Marcellus selbst, durchaus auch andere Beweggründe für diese Entscheidung gehabt, die zum Beispiel das Wohlergehen seiner Familie Miteinschließen. Man durfte nicht vergessen, auch wenn seine Gemahlin ihm erst vor kurzem ein Kind geschenkt hatte, so machte sich der Consular bestimmt bereits Gedanken um sein Alter und vor allem, wie lange er noch da sein konnte, um seiner Familie den nötigen Schutz und ein angenehmes Leben zu bieten. Einen bereits erwachsenen Sohn zu haben, der im Fall der Fälle seinen Platz einnehmen konnte, war da bestimmt eine äußerst beruhigende Absicherung.