Beiträge von Lucius Aelius Claudianus Marcellus

    Marcellus wandte sich langsam um, musterte den Neuankömmling und zog eine Augenbraue hoch. Achja! Er war Eques – noch schlimmer! Aber wer war nun dieser Wurm, der sich erdreiste ihm zu widersprechen? So etwas war ihm schon lange nicht mehr passiert aber in diesem Haus musste er wohl mit allem rechnen - und anscheinend fing es schon bei den Grundmanieren an – wie sich Vorzustellen. Sein Sklave reagierte sofort, trat einen Schritt nach vorne, verbeugte sich tief und stellte seinen Herren vor.


    „Der ehrenwerte Patrizier Lucius Claudius Marcellus! Und mit wem haben wir das Vergnügen?“

    Hier stand er nun! Mitten im Atrium der Villa Claudia und wartete wie ein Bittsteller auf das Eintreffen des Hausherren. Welch ein Empfang! Kopfschüttelnd sah er sich um. Wenigstens hatten seine Neffen und Nichten es geschafft, das Haus so halbwegs in Schuss zu halten, auch wenn dies nur ein kleiner Trost war, wenn er daran dachte, was ihm sonst noch so über seine Familie zu Ohren gekommen war. Er wandte sich an seinen Sklaven.


    „Wem hat mein Bruder die Führung der Gens anvertraut?“


    Der Patrizier hatte sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Sklaven, der sich bis dahin ebenfalls neugierig im Atrium umgesehen hatte.


    „Eurem Neffen Vitulus Herr!“


    Marcellus seufzte, als es ihm wieder einfiel und machte eine abfällige Handbewegung.


    „Achja genau - der Centurio!“


    Näher wollte er im Moment nicht darüber nachdenken und so beschäftigte er sich wieder mit der Betrachtung der kunstvollen Mosaiken an den Wänden.

    Marcellus sah zurück zu seiner Sänfte, hinter der nun auch ein Wagengespann gehalten hatte. Sehr gut! Anscheinend hatte man es auch endlich geschafft, sein Gepäck vom Hafen hier her zu transportieren. Seine Sklaven machten sich sofort an die Arbeit es abzuladen und vorerst vor dem Eingang der Villa aufzustapeln. Es war nicht gerade wenig Gepäck, dass der Patrizier mit sich hatte. Hoffentlich gingen sie auch vorsichtig damit um! Er sah wieder nach vorne und folgte dem Haussklaven ins Innere der Villa.

    Marcellus musterte den jungen Mann und gab einem der Sklaven die ihm begleiteten einen Wink, der daraufhin nach vorne eilte und sich neben seinen Herrn stellte. Man konnte doch von einem Patrizier nicht erwarten, dass er sich vor einem Sklaven rechtfertigte oder sich selbst vorstellte. Diese Aufgabe übernahm einer seiner Sklaven. Von von einem eingebildeten Patrizier nicht anders zu erwarten, sprach auch Marcellus grundsätzlich nicht direkt mit anderen Leuten, die er als unter seiner Würde erachtete.


    „Mein Herr, Lucius Claudius Marcellus, wünscht den Hausherren zu sprechen.“

    Es war lange Zeit her gewesen, da Marcellus das letzte Mal in Roma war. Irgendwann hatte er sich dazu entschlossen dieser stinkenden Stadt den Rücken zu kehren und nach Achaia zu gehen, um sich dort das große Wissen der Griechen über Wirtschaft und Politik anzueignen. Er war schon immer anders als sein Bruder Macrinius gewesen. Während dieser sich in der Kunst des Kampfes weiterbildete und einen großen Aufstieg beim Exercitus Romanus machte, vergrub Marcellus sich in Büchern und verbrachte die meiste Zeit in der Gesellschaft von Gelehrten und Philosophen. Doch nun war der Zeitpunkt gekommen, der interessanten und wunderbaren Kultur seiner Zweitheimat Achaia den Rücken zu kehren um an die Wurzeln seiner Herkunft zurück zu finden…. Roma, die stinkende Stadt am Tiber. So sehr er sich auch gewünscht hätte diese Stadt nie wieder zu sehen, so besorgniserregend waren die Gründe, die ihm zurückholten. Das Haus seiner Familie war bald erreicht und so ließ er die Sklaven halten und stieg langsam aus seiner Sänfte. Neugierig sah er sich um. Viel hatte sich in diesem vornehmen Viertel Roms in den letzten Jahren nicht geändert. Es war auch nicht anders zu erwarten. Seufzend schritt er die Stufen zum Eingang hinauf und ließ einen Sklaven an der Türe klopfen.

    Salve Römer!


    Mein Name ist Lucius Claudius Marcellus, Bruder des Marcellus Claudius Macrinius, Abkömmling des edlen Geschlechts der Claudier, heimgekehrt aus der römischen Provinz Achaia um meinen rechtmäßigen Platz im Kreise meiner Familie einzunehmen und mitzuhelfen, diese wieder im alten Glanze längst vergangener Tage erstrahlen zu lassen.


    Ich fordere Einlass nach Rom!