Marcellus ließ sich das nicht zweimal sagen, stellte seinen Becher wieder beiseite und richtete sich auf. Er wirkte ernst und auch leicht angespannt, dass er trotz des freundlichen Verhaltens Quartos nicht so einfach ablegen oder überspielen konnte.
"Um ehrlich zu sein….trotz der ganzen Überlegungen im Vorfeld muss ich dir nun gestehen, dass ich nicht ganz weiß, wo und wie ich beginnen soll. Die Gens Claudia und die Gens Aelia pflegten früher sehr enge Kontakte zueinander, die bis zurück in die Zeit der claudischen Kaiserdynastie reicht, doch ich musste mir vor kurzem eingestehen, dass sich seit dieser Zeit einiges verändert hat.
Während die Aelier ihre enge Bindung zum Kaiserhaus bis heute weiter aufrecht erhalten und durch eine Adoption deines Bruders durch unseren derzeitigen Kaiser sogar festigen konnten, habe ich das Gefühl, dass der einst so strahlende Stern der Claudier immer mehr verblasst und vielleicht sogar in den kommenden Jahrzehnten endgültig versinken wird. Natürlich kann sich meine Gens nicht darüber beklagen, dass es ihr schlecht gehen würde, aber die großen Zeiten der Macht und des Einflusses sind längst vorüber und ich denke nicht, dass jemals wieder ein Claudier den Kaiserthron besteigen wird. Generell kann man sagen, dass sich die Zeiten, in denen es noch etwas bedeutete einem Patriziergeschlecht zu entstammen und anzugehören, bereits vor langem geändert haben. Heute setzen die Kaiser auf ihre Gefolgsleute aus dem Ritterstand und lediglich noch die hohen Ämter der Senatoren konnten sich bis zu einem gewissen Grad erhalten. Wobei auch hier in wichtigen Positionen bereits seit langem Eques bevorzugt werden, wenn wir zum Beispiel nach Aegyptus schauen, dass für Senatoren nicht einmal mehr zugänglich ist.
Nun geschätzter Quarto. Ich weiß nicht ob du dir schon denken kannst worauf ich hinaus will, aber mir ist bewusst geworden, dass es auch für mich an der Zeit ist umzudenken und bisher gelebten Traditionen den Rücken zu kehren. Es ist an der Zeit neue Wege zu gehen und zu neuen Ufern aufzubrechen. Ich habe daher den festen Entschluss gefasst die Gens Claudia zu verlassen und meinen Status als Patrizier abzulegen.
Ich bin heute zu dir gekommen, um aus meiner Sicht das einzige Richtige zu machen und dich zu bitten, mich und meine Tochter Dolabella in das ehrenwerte Geschlecht der Aelier aufzunehmen."
Nun war es endlich raus und der Claudier hatte das Gefühl, als ob ihn eine riesige Last von den Schultern genommen wurde. Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie Quarto auf diese Offenbarung und vor allem auf diese Bitte reagieren würde, so war es dennoch eine wohltuende Erleichterung es losgeworden zu sein. Eindringlich und gespannt sah er dem Senator in die Augen und harrte der Antwort, die nun über den weiteren Verlauf seiner Zukunft und der seiner Tochter entscheiden würde.