Beiträge von Lucius Aelius Claudianus Marcellus

    Marcellus schmunzelte bei den Worten des Aeliers und griff ebenfalls zu seinem Weinbecher. Er war sich sicher, dass der Weinkeller der Gens Aelia bereits bestens gefüllt war und zog es doch lieber vor, bei dem Erwerb weiteren Landbesitzes anzusetzen. Man konnte hoffen, dass dieser zumindest etwas Gewinn abwarf und somit zur Investition mehr beitrug, als eine Karaffe Wein.


    "Gut! Dann werde ich mich gleich nach meinem Besuch einmal in der kaiserlichen Administration erkundigen, was derzeit zum Verkauf ansteht. Gibt es von deiner Seite noch etwas, dass wir dringend besprechen sollten, oder sehen wir uns morgen vor dem Praetor wieder?"

    Von den hinteren Reihen, hatte Marcellus den Verlauf der bisherigen Versteigerung mitverfolgt. Die Sklavin und ihre Fähigkeiten hatten durchaus sein Interesse geweckt und er dachte darüber nach, sie für seine Tochter zu kaufen. Nun, da sie durch die bevorstehende Adrogation in einen anderen Haushalt ziehen musste, tat es ihr bestimmt gut, eine Person um sich zu haben, die sich ihrer Bedürfnisse annahm und sich um sie kümmerte. Er bahnte sich einen Weg weiter nach vorne und hob die Hand.


    "2500 Sz. für die Sklavin!"

    Kurze Zeit darauf nahte auch Marcellus mit einigen seiner Klienten, die ihrem Patron auch in dieser neuen und für viele sehr ungewohnten Situation treu geblieben waren. Es war äußerst ungewöhnlich, dass sich ein Patrizier in eine plebejische Gens adoptieren lies und vor allem wenn es sich dabei um einen Claudier handelte. Dennoch vertrauten die meisten seiner Klienten Marcellus Einschätzung und befürworteten seinen Schritt, was sie durch ihre Anwesenheit auch zum Ausdruck bringen wollte. An Marcellus Seite ging seine Tochter Dolabella, die er bereits über seine Pläne in Kenntnis gesetzt hatte und die er heute auch seinem Adoptivvater vorstellen wollte.


    Als die beiden Gruppen schließlich vor dem Eingang der Basilica Ulpia aufeinander trafen, herrschte auf beiden Seiten Totenstille. Erst als Marcellus lächelnd auf seinen zukünftigen Vater zutrat und ihm zur Begrüßung die Hand reichte brach ein lautstarkes Gemurmel aus und die Klienten begrüßten sich gegenseitig und stellten einander vor. Marcellus tat es ihnen gleich und deutete auf Dolabella, nachdem er Quarto begrüßt hatte.


    "Darf ich dir meine Tochter Dolabella vorstellen."

    "Ich danke dir und hoffe, dass du Recht behältst. Ein letzter Punkt von meiner Seite, der vielleicht auch noch zu besprechen wäre betrifft mein privates Vermögen. Zusätzlich zu meinem Landbesitz habe ich auch einige Sästerzen beiseite legen können. Durch die Adrogatio wird nun auch meine Steuerbefreiung als Patrizier wegfallen und ich wollte dich fragen, welche Möglichkeiten du siehst, das Geld noch rechtzeitig vernünftig anzulegen, bevor die Steuer darüber herfällt?"


    Dies war ebenfalls eine wichtige Überlegung – schließlich ging es doch um ein kleines Vermögen, dass Marcellus mit in seine neue Familie brachte und so war es bestimmt auch in Quartos Interesse, dieses Geld nicht aufs Spiel zu setzen oder ganz zu verlieren.

    "Von meiner Seite aus gibt es sonst nichts. Ich weiß nun alles, was ich wissen sollte Duumvir Modestus."


    Marcellus erwähnte zuletzt noch den Namen des Besuchers, um ihn verständlich zu machen, dass er sich auch seinen Namen durchaus gemerkt hatte. Auch die Tatsache, dass dieses Gespräch relativ rasch abgelaufen war, kam dem Patrizier sehr gelegen – immerhin hatte er einen Schreibtisch voller Arbeit, die noch auf ihn wartete. Also erhob er sich und nickte dem Duumvir zu.


    "Es hat mich gefreut Duumvir. Mein Aquarius wird sich in den kommenden Wochen bei dir melden. Vale."

    "Sofern es natürlich auch dein Wunsch ist und vor allem deinen Vorstellungen entsprich. Ich wäre jedenfalls dazu bereit, meine Aufnahme in den Senat noch eine Weile zu verschieben oder vielleicht auch ganz eine ritterliche Laufbahn einzuschlagen. Wie ich vorhin schon erwähnt habe, glaube ich, dass es derzeit einfach mehr Möglichkeiten für einen Eques in meiner Position gibt und mir mehr Türen offen stehen, als dies nach eine Aufnahme in den Senat der Fall wäre. Wir können die Adrogatio durch den Praetor vollziehen lassen und vielleicht ergibt sich eine andere kurzfristige Gelegenheit, bei der du mit dem Kaiser darüber sprechen kannst. Als sein engster Berater wirst du ihn ja öfter sehen, als die meisten anderen Mitglieder des Kaiserhofs."


    Marcellus wollte natürlich nicht zu aufdringlich erscheinen, aber er war sich sicher, dass es auch in Quartos Interesse lag, diese doch relativ wichtigen Themen zu besprechen und nach einer Lösung zu suchen. Immerhin ging es dabei nicht nur um die Zukunft seines neuen Adoptivsohnes, sondern auch um das Ansehen seiner Familie, das Quarto bestimmt ebenso am Herzen lag.

    Zitat

    Original von Herius Claudius Vesuvianus
    Ah, super!! :dafuer: Ich hätte sonst einen neuen SimOff-Thread aufmachen müssen, weil Marcellus keine PNs empfängt. -.^


    Aha?! ?( Also mein Postkorb ist weder voll, noch habe ich irgendwem auf die Ignoreliste gesetzt. Vielleicht hast du in der Aufregung einfach meinen Namen falsch geschrieben, oder du wolltest es einfach nur öffentlich posten. ;)


    Zitat

    Original von Herius Claudius Vesuvianus
    Ich möchte gerne mit dir den Fall "Bibulus" besprechen. Ich weiß, du verlässt die Gens. Weiter weiß ich, dass du schwache Spieler unterstützt, ob im Militär, ob Dolabella, oder sonst wen. DU weißt im Gegenzug, dass ich höchste Anforderungen an meine unmittelbaren Mitspieler stelle.


    Er entspricht deiner Meinung nach nicht den Anforderungen der Gens Claudia, aber ich soll ihn zu einer Gens mitnehmen, die mit dem Kaiser verwandt ist und im Palast wohnt. Interessante Sichtweise. :D


    Zitat

    Original von Herius Claudius Vesuvianus
    Siehst du eine Möglichkeit, ihn unter deine Fittiche zu nehmen? Ihn in die Aelia mitzunehmen?


    Leider sehe ich da keine Möglichkeit, da es einfach nicht in mein bisher laufendes RPG passt.

    Der Patrizier wusste zwar, dass sich keiner seiner Beamten in Roma oder Umgebung aufhielten, doch zog er sicherheitshalber eine der Papyrusrollen unter einem Stapel hervor, um nachzusehen. Er überflog sie kurz und verneinte dann.


    "Tut mir Leid, aber im Moment sind alle Aquarii unterwegs. Ich kann lediglich einen Boten losschicken, um einen in deiner Nähe zu benachrichtigen. Ich würde daher vorschlagen, dass du diese Stelle sicherheitshalber absichern lässt bis ich einen der Aquarii erreichen kann und zu dir schicke. Ich denke, dass in einer Woche jemand vor Ort sein wird, um sich dieser Sache anzunehmen."

    Es war ganz im Sinne Marcellus, dass Quarto ebenfalls keinen großen Wert auf große Gefühlsausbrüche oder lange Lobesreden wert legte, sondern ein Mann war, der auch diese neue Verbindung auch aus praktischer Sicht sah und diese auch ohne langes Zögern ansprach. Auch Marcellus musste mit seinem neuen Adoptivvater einiges klären, das diese Adoption mit sich brachte.


    "Ich werde dir meine Tochter natürlich gern so bald wie möglich mitbringen und vorstellen. Auch von meiner Seite gibt es noch einiges das Abzuklären ist. Zum einen, haben meine Tochter und ich bisher zusammen mit anderen Verwandten in der claudischen Stadtvilla gelebt. Da dies nun nicht mehr möglich sein wird, hatte ich gehofft, dass sich hier etwas Platz für und finden würde.


    Das andere betrifft die folgen der Adrogatio einige Vorschläge, die ich dir als mein zukünftiger Pater Familias unterbreiten möchte. Wie du weißt habe ich meine Amtszeit als Quaestor vor kurzem beendet und bin wieder auf meinen alten Posten als Procurator Aquarum zurückgekehrt. Nun ist dies aber ein ritterlicher Posten, den ich bisher als Patrizier lediglich mit der Sondererlaubnis unseres Kaisers ausüben durfte. Da nun der Patrizierstatus durch die Adrogatio wegfallen wird, habe ich auch keinen Anspruch mehr auf diese Sonderbehandlung geschweige denn auf einen Ritterposten. Vielleicht wäre es daher von Vorteil, wenn wir die Adrogatio direkt beim Kaiser vortragen und zugleich auch diese doch wichtige Fragen klären könnten. Es sei denn, du hast die Möglichkeit diese Dinge zwischendurch einmal direkt mit dem Kaiser zu besprechen.


    Dazu muss ich auch noch sagen, dass ich vor einiger Zeit – bevor ich mich dazu entschlossen habe die Claudier zu verlassen - den Consular Vinicius Hungaricus aufgesucht und ihn gebeten habe, beim Kaiser meine eventuelle Aufnahme in den Senat zu forcieren. Bisher habe ich jedoch nichts gehört und nun, aufgrund der neuen Gegebenheiten, halte ich eine momentane Aufnahme in den Senat auch nicht mehr für so Sinnvoll. Vielleicht könntest du beim Kaiser ein gutes Wort einlegen, dass er mir statt einer Aufnahme in den Senat eine Ernennung zum Ritter gewährt. Es ist natürlich nun deine Entscheidung, ob du mich lieber als Eques oder als Senator Roms siehst, aber ich bin mir sicher, dass ich unseren Kaiser auf einen der zahlreichen und großteils überaus wichtigen Ritterposten wesentlich mehr von Nutzen sein kann, als dies als Senator der Fall wäre."

    Mit einem Mal löste sich die ganze Anspannung, die Marcellus die letzten Tage gefesselt und nun bei diesem Gespräch ihren Höhepunkt erreicht hatte. Mit einem Mal zeichnete sich auf seinem bisher eher ernsten Gesicht ein Lächeln ab, das von Sekunde zu Sekunde breiter wurde. Er erhob sich, um Quarto die Hand zu reichen. Natürlich wusste er, dass dieser Schritt viele Veränderungen mit sich bringen würde, wovon die bedeutendste wohl war, nun wieder einer Patria Potestas zu unter stehen, was bei einem Mann in seinem Alter wohl eher ungewöhnlich war. Doch nichts von alle dem konnte ihn davon abhalten, an der großen Freude über diesen bedeutenden Moment festzuhalten.


    "Ich danke dir Vater – auch im Namen meiner Tochter - und verspreche dir ein Sohn zu sein, der für einen Mann von deiner Größe und Würde gebührend ist, sowie den Namen der Aelier und ihre Ahnen immer Hoch zu halten und zu ehren."


    Mit einem festen Händedruck besiegelte Marcellus diese Worte. Natürlich war ihm klar, dass es dies nicht war und die beiden Männer für eine solche Adrogatio noch einiges abzuklären hatten. Doch er wollte nicht zu aufdringlich wirken und darauf warten, dass Quarto damit begann.

    Marcellus lehnte sich zurück und ließ sich die Worte des Senators kurz durch den Kopf gehen. Natürlich hatte dieser Recht und es war unentschuldbar, dass der Patrizier nicht selbst daran gedacht hatte.


    "Gut, dann werde ich die Unterlagen noch einmal durchgehen und gegebenenfalls ein paar Aquarii losschicken, die sich ein Bild davon machen sollen, wie der Wasserverbrauch in den einzelnen Regionen und in den Provinzstädten aussieht. Wie geht es dir eigentlich mit den Mitarbeitern? Ich musste leider feststellen, dass die Anzahl der Aquarii in den letzten Jahren sehr zurückgegangen ist. Vielleicht sollten wir gemeinsam einen Aufruf an die Bevölkerung starten und um neue Mitarbeiter werben?"

    "Salve Duumvir! Es freut mich dich kennen zu lernen."


    Marcellus zog unter den Stapeln Papyrus eine Tabula hervor und notierte sich die Angaben des Duumvir. Wenn sich ein Duumvir den Weg macht, um selbst eine Beschädigung an einer Wasserleitung zu melden, dann musste die wirklich dringend untersucht werden.


    "Hmmm….Kannst du mir genauere Angaben machen, wo wir die Beschädigung finden oder soll ich den Aquarii bei dir vorbeischicken und du führst ihn hin?"

    Es war noch keine Antwort auf Marcellus Frage, aber es war ein Anfang und der Patrizier hatte das Gefühl, dass diese positiv auszulegen war. Auch wenn er selbst bisher kaum Kontakte zu den Aeliern gepflegt hatte, so war ihm der Name Gaius Aelius Macallus selbstverständlich ein Begriff – vor allem, da auch dieser aus Achaia stammte, wo Marcellus sein halbes Leben verbracht hatte. Quarto hatte bestimmt eine äußerst pro-claudische Erziehung genossen, doch Marcellus wusste eines mit Sicherheit – die Claudier, die Quartos Vater noch gekannt und so verehrt hatte, waren unmöglich mit den Claudiern von heute zu vergleichen. Welten lagen da dazwischen, doch Marcellus war nicht gekommen, um über die Vergangenheit oder die Zukunft der Gens Claudia zu philosophieren, sondern über seine eigene und die seiner Tochter zu sprechen.


    "Es wäre mir eine Ehre, in deine Gens aufgenommen zu werden und fortan den Namen Aelius zu tragen."

    Marcellus ließ sich das nicht zweimal sagen, stellte seinen Becher wieder beiseite und richtete sich auf. Er wirkte ernst und auch leicht angespannt, dass er trotz des freundlichen Verhaltens Quartos nicht so einfach ablegen oder überspielen konnte.


    "Um ehrlich zu sein….trotz der ganzen Überlegungen im Vorfeld muss ich dir nun gestehen, dass ich nicht ganz weiß, wo und wie ich beginnen soll. Die Gens Claudia und die Gens Aelia pflegten früher sehr enge Kontakte zueinander, die bis zurück in die Zeit der claudischen Kaiserdynastie reicht, doch ich musste mir vor kurzem eingestehen, dass sich seit dieser Zeit einiges verändert hat.


    Während die Aelier ihre enge Bindung zum Kaiserhaus bis heute weiter aufrecht erhalten und durch eine Adoption deines Bruders durch unseren derzeitigen Kaiser sogar festigen konnten, habe ich das Gefühl, dass der einst so strahlende Stern der Claudier immer mehr verblasst und vielleicht sogar in den kommenden Jahrzehnten endgültig versinken wird. Natürlich kann sich meine Gens nicht darüber beklagen, dass es ihr schlecht gehen würde, aber die großen Zeiten der Macht und des Einflusses sind längst vorüber und ich denke nicht, dass jemals wieder ein Claudier den Kaiserthron besteigen wird. Generell kann man sagen, dass sich die Zeiten, in denen es noch etwas bedeutete einem Patriziergeschlecht zu entstammen und anzugehören, bereits vor langem geändert haben. Heute setzen die Kaiser auf ihre Gefolgsleute aus dem Ritterstand und lediglich noch die hohen Ämter der Senatoren konnten sich bis zu einem gewissen Grad erhalten. Wobei auch hier in wichtigen Positionen bereits seit langem Eques bevorzugt werden, wenn wir zum Beispiel nach Aegyptus schauen, dass für Senatoren nicht einmal mehr zugänglich ist.


    Nun geschätzter Quarto. Ich weiß nicht ob du dir schon denken kannst worauf ich hinaus will, aber mir ist bewusst geworden, dass es auch für mich an der Zeit ist umzudenken und bisher gelebten Traditionen den Rücken zu kehren. Es ist an der Zeit neue Wege zu gehen und zu neuen Ufern aufzubrechen. Ich habe daher den festen Entschluss gefasst die Gens Claudia zu verlassen und meinen Status als Patrizier abzulegen.


    Ich bin heute zu dir gekommen, um aus meiner Sicht das einzige Richtige zu machen und dich zu bitten, mich und meine Tochter Dolabella in das ehrenwerte Geschlecht der Aelier aufzunehmen."


    Nun war es endlich raus und der Claudier hatte das Gefühl, als ob ihn eine riesige Last von den Schultern genommen wurde. Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie Quarto auf diese Offenbarung und vor allem auf diese Bitte reagieren würde, so war es dennoch eine wohltuende Erleichterung es losgeworden zu sein. Eindringlich und gespannt sah er dem Senator in die Augen und harrte der Antwort, die nun über den weiteren Verlauf seiner Zukunft und der seiner Tochter entscheiden würde.

    "Ich denke das tun sie bereits. Auch auf dein Wohl Senator!"


    Marcellus nahm ebenfalls seinen Becher auf und prostete zurück. Einen solch freundlichen, um nicht zu sagen fröhlichen Empfang, hatte sich der Claudier nicht erwartet. Es gab natürlich keinen Grund für das Gegenteil, aber dennoch war die extrem gute Laune des Hausherren heute nicht zu übersehen. Marcellus nahm einen kräftigen Schluck des gekühlten Weines, der ihn zum einen erfrischte und zum anderen auch eine beruhigende Wirkung auf den ohnehin schon leicht nervösen Patrizier ausübte. Eines war jedoch klar – noch länger, konnte Marcellus. Dazu brannte ihn sein Anliegen viel zu sehr unter den Fingernägeln und seine Nervosität würde ohnehin jede weitere Konversation nur zu einem Desaster verwandeln.


    "Ich danke dir für diese kurzfristige Möglichkeit eines Gespräches Senator Quarto. Es ist normalerweise nicht meine Art so unangemeldet vor einer Haustüre aufzutauchen, aber ein ungewöhnliches Anliegen, erfordert oft auch eine ungewöhnliche Vorgehensweise. Du kannst dir jedoch sicher sein, dass mein Anliegen keineswegs unüberlegt oder so spontan ist, wie es vielleicht im ersten Moment wirkt. Ich zerbreche mir schon seit längeren meinen Kopf darüber und habe nun endlich einen weitreichenden Entschluss gefasst, der mich letztendlich heute zu dir geführt hat und den ich dir gerne näher erläutern würde."

    Marcellus war gerade dabei einige Unterlagen aufzuarbeiten und hatte auf seinem Schreibtisch stapelweise Papyrusrollen verteilt. Über Störungen jeglicher Art war er zur Zeit nicht besonders erfreut und so versuchte sich auch jeder Scriba oder Angestellter der Curia von seinem Officium fernzuhalten. Natürlich konnten das nicht alle wissen und so sah er mürrisch auf, als es an der Türe klopfte und ihn dadurch aus der Arbeit riss.


    "Herein!"

    "Salve Senator Quarto! Es freut mich ebenfalls."


    Verwundert nahm der Patrizier die überschwängliche Stimmung des Senators zur Kenntnis und hoffte, dass diese noch im Laufe des Gespräches zu seinem Vorteil betrug. Dankend nahm er die Einladung an und ließ sich langsam auf einer der freuen Klinen nieder. Auch ein erfrischendes Getränk war eine wunderbare Idee und würde die Nervosität, die Marcellus sich keines Falls anmerken lassen wollte, vielleicht etwas vertreiben - zumindest konnte er aber damit seine trockene Kehle bekämpfen. Nach Essen war ihm in dieser Situation jedoch nicht zu mute, da ihm höchstwahrscheinlich ohnehin jeder Bissen im Hals stecken geblieben wäre.


    "Gegen einen kühlen Wein hätte ich nichts einzuwenden. Vielen Dank."

    Der Patrizier ignorierte den Sklaven, ließ ihn seine Arbeit machen und sah sich stattdessen interessiert um. Viel Unterschied zwischen den privaten Räumlichkeiten des Kaiserpaares und denen der Gens Aelia durfte es wohl nicht geben – Palast war Palast – und die Aelier konnten sich sicher nicht über fehlenden Prunk beklagen. Gespannt wartete er auf den Hausherren und ordnete in der Zwischenzeit noch einmal seine Gedanken.

    Im ersten Moment sah Marcellus den Sklaven leicht irritiert an. Bei einer so angesehenen und elitären Familie erwartete man sich eigentlich, dass alle Haussklaven ein perfektes Latein beherrschten, vor allem wenn sie für das Begrüßen der Gäste verantwortlich waren. Aber vielleicht hatte dieser Sklave andere Qualitäten, dass man hier über diesen doch wesentlichen Mangel hinweg sah – oder er war einfach nur preiswert gewesen. Immerhin machte er einen orientalischen Eindruck und das war im Moment sehr in Mode. Der Patrizier reagierte denn sehr unbeeindruckt und brachte sein Anliegen vor.


    "Richte deinem Herrn aus, dass Lucius Claudius Marcellus hier ist und ihn sprechen möchte."

    Die Palastwache hatte Marcellus äußerst markante Wegpunkte im Palast genannt, die es ihm wesentlich erleichterten, den Weg zum Domus Aeliana zu finden. Auf dem Weg dort hin, hatte er ein wenig Gelegenheit die Eindrücke des prächtigen Kaiserpalastes auf sich wirken zu lassen. Marcellus kannte die Aelier, die während der Regierungszeit der Claudier immer eine äußerst kaisertreue Gens waren und deren Familien sich bis in seine Heimatstadt nach Achaia erstreckten. Er hatte zwar nie direkt mit ihnen zu tun gehabt, doch waren ihm Namen wie Gaius Aelius Maccalus durchaus ein begriff. Der hier in Rom ansässige Zweig der Aelier war jedoch wesentlich Privilegierter und konnte sich glücklich schätzen, hier im Palast wohnen zu dürfen. Bei der Porta angekommen, blieb er noch einen kurzen Moment stehen und atmete tief durch, ehe er die letzten Schritte auf diese trat und anklopfte.