Beiträge von Lucius Aelius Claudianus Marcellus

    Marcellus senkte plötzlich seine Stimme. Es war natürlich klar und verständlich, dass Dolabella danach fragte und grundsätzlich war dies auch nicht schlimm, aber dennoch wollte er hier Mitten im Palast nicht offen oder gar laut darüber reden.


    "Dem Kaiser war es leider nicht vergönnt einen leiblichen Sohn zu haben. Daher hat er auch Quartos Bruder Valerianus adoptiert und zu seinem Nachfolger ernannt, was auch die Gens Aelia in ihren jetzigen Sonderstatus befördert hat. Wenn man es genau betrachtet, bist du nun die Großgroßnichte des Kaisers und ich sein Großneffe."

    Als sie etwaige Entdeckungstouren ansprach, läuteten bei Marcellus alle Alarmglocken auf. Hier im Palast gab es bestimmt einiges zu sehen, aber es war auch nicht gerade der passende Ort für eine junge Frau, die sich hier neugierig durch die Gänge schlich. Tadelnd sah er sie an und hob den Zeigefinger.


    "Aber pass auf deinen Erkundungstouren ja auf. Der private Wohntrakt der kaiserlichen Familie, der Domus Flaviana und die kaiserliche Administration ist Tabu für dich. Ich möchte dich nicht ständig von der Palastwache holen müssen! Wir wollen ja beim Kaiser nicht in Ungnade fallen."

    Seine Tochter hatte Marcellus erst bemerkt, als sie bereits direkt neben ihn stand und ihre Hand auf seinen Arm legte. Er beobachtete, wie sie sich diesem dummen Sklaven annahm und zu erklären versuchte, was er nun tun sollte. Es war heutzutage wirklich nicht einfach brauchbare Haussklaven zu finden und wenn es nach Marcellus ging, dann hätten diese hier lediglich die Peitsche zu spüren bekommen, anstatt der netten Worte seiner Tochter. Doch er wusste, dass Dolabella da ganz anders dachte und in dieser Hinsicht die friedliebende Art ihrer Mutter geerbt hatte. Er warf den Sklaven noch einmal einen bösen Blick zu und widmete sich dann ganz seiner Tochter.


    "Na Dolabella! Wie gefällt dir dein neues zu Hause? Nicht jeder hat eine solch privilegierte Stellung und darf im Palast des Kaisers wohnen. Ich bin mir sicher, dass sogar unsere Verwandten aus der Gens Claudia vor Neid erblassen werden, wenn sie davon hören."

    Der frischgebackene Aelier legte seinen Arm um Dolabella und wandte sich dann mit ihr gemeinsam zu Quarto, der noch immer mit dem Praetor beschäftigt war. Er wollte auf ihn warten, um dann noch einmal gemeinsam allen Klienten zu danken und noch das eine oder andere Schwätzchen zu halten. Kaum waren die ersten wichtigen Schritte getan – die Adrogatio war offiziell beendet und Quarto hatte sich bereits beim Kaiser für Marcellus Ernennung zum Eques eingesetzt – kreisten seine Gedanken schon wieder um das nächste Ziel. Er hatte bestimmt nicht auf seinen Senatsitz verzichtet, um nun weiterhin seine Zeit als Procurator Aquarum zu verschwenden. Vielleicht konnte der eine oder andere Klient seines Vaters wissenswerte Informationen über die derzeitigen freien Ritterposten liefern, oder Marcellus sogar mit direkten Verbindungen zu den richtigen Stellen behilflich sein.

    Marcellus schob den Vorhang beiseite und sah aus seiner Sänfte, als die Sklaven sie vor dem pompösen Haupteingang der Castra Praetoria abstellten. Langsam erhob er sich und ließ seine Füße auf den gepflasterten Steinboden gleiten. Es war irgendwie unfassbar, dass der Stadtpräfekt von Rom, der nicht nur militärisch, sondern auch in allen zivilen Bereichen der Hauptstadt das sagen hatte, hier am äußersten Stadtrand in einem Castellum residierte. Ein repräsentativer Ort, der zu seinem Rang passte, war dies bei weitem nicht. Kopfschüttelnd richtete sich der Procurator seine Toga zu Recht und trat auf die Wachen am Eingang zu.


    "Salve! Ich bin Procurator Aquarum der Regio Italia und möchte den Praefectus Urbi sprechen."

    Am Eingang des Domus Aeliana herrschte an diesem wunderschönen Morgen ein reges Treiben. Einige Sklaven waren gerade dabei diverse Koffer, Kisten bis hin zu Möbel und anderen sperrigen Gegenstände in das innere des Domus zu transportieren. Wie man schon vermuten konnte, waren dies einige Habseligkeiten der neuen Familienmitglieder, die heute ihre Räumlichkeiten im Domus bezogen. Es dauerte auch nicht lange, da sah man schon Marcellus herausstürmen, der ziemlich forsch die Sklaven herumkommandierte.


    "Passt mir ja auf, dass nichts kaputt geht!! Und du da drüben – in dieser Kiste sind einige Büsten meiner Vorfahren und seltene Vasen! Sei also vorsichtig beim hineintragen! Nein, Nein! Dieser Koffer gehört in das Zimmer meiner Tochter! Schafft ihr denn überhaupt nichts alleine! Wenn man nicht ständig hinter euch her ist ihr dummes Pack! Wurde jetzt alles aus der Villa Claudia hier her gebracht? Sind es auch die richtigen Kisten? Ich habe auch einiges nach Ostia transportieren lassen! Ahh... da haben wir es schon! Das hier ist für meine Villa in Ostia bestimmt, nicht für den Domus Aeliana!"

    Zitat

    Original von Manius Matinius Fuscus
    "aber sicher doch. Bitte, nimm Platz!" meinte er und bot ihm den Stuhl an. "Was schwebt Dir so dabei vor?"


    Der Procurator nickte dem Beamten dankend zu und nahm auf dem angebotenen Stuhl platz. Nunja... was schwebte ihm vor? Ertragreiches Land zu kaufen – der Ort war ihm eigentlich egal. Doch vorerst wollte er sich anhören, was der Rationalis anzubieten hatte.


    "Nun! Ich habe an 4 Parzellen Land gedacht, die bewirtschaftet werden können und damit auch einigen Ertrag abwerfen. Vielleicht etwas, dass bereits bewirtschaftet wird und nun zum Verkauf ansteht – bei dem also bereits eine gewisse Infrastruktur vorhanden ist."

    Marcellus nickte zustimmend und zog eine Tabula hervor, auf der er sich einige Notizen zu dem bisherigen Gespräch und vor allem zu dieser Vereinbarung machte. Soweit er sich erinnern konnte, sollte Iunia Maecia in den nächsten Tagen nach Rom zurückkommen. Vielleicht konnte man sie auf diese Aufgabe ansetzen - der Procurator notierte einmal ihren Namen. Er wollte sich jedoch noch nicht darauf festlegen und behielt einen fixen Namen einstweilen für sich.


    "Gut! Dann werde ich meine Aquarii auf die Regio ansetzen. Ich werde meine Aquarri anweisen, dass sie sich mit deinen in Verbindung setzen, um - wie du schon sagtest – Erfahrungen auszutauschen und eventuell auch das weitere Vorgehen gemeinsam zu koordinieren. Also dann Senator. Ich möchte dich nicht länger aufhalten. Wir hören bestimmt noch des Öfteren von einander."

    Die Stille hatte sich gelegt und der Lautstärkenpegel der Zuschauer wurde wieder etwas lauter. Während sich sein Adoptivvater beim Praetor bedankte, wandte sich Marcellus seiner Tochter und den Klienten zu. Mit einem zufriedenen Lächeln, ließ er seinen Blick kurz durch die Runde der Anwesenden schweifen, die diesem wichtigen Moment beigewohnt hatten und trat dann in ihre Mitte. Einige der Klienten kamen auch sofort auf ihn zu und schüttelten ihn gratulierend und beglückwünschend die Hand, andere hielten sich eher im Hintergrund und teilten durch ein Kopfnicken oder eine freundliche Geste ihre Zustimmung zu dieser Verbindung mit. Schließlich widmete er sich aber ganz seiner Tochter und sah sie lächelnd an.


    "Ich hoffe dein neuer Name ist nicht all zu gewöhnungsbedürftig."

    Die Antwort auf diese Frage richtete Marcellus nicht direkt an den Praetor, sondern er wandte sich dieses Mal zu den versammelten Menschen, die diesem Moment beiwohnten. Ganz offiziell und so, dass es jeder Klient, seine Tochter und auch jeder der übrigen Anwesenden hören konnte, sprach er die folgenden Worte mit lauter und kräftiger Stimme.


    "Mein Name soll ab dem heutigen Tage Lucius Aelius Claudianus Marcellus lauten. Meine Tochter erhält mit der damit verbundenen Aufnahme in die ehrwürdige Gens meines neuen Vaters den Namen Aelia Claudiana Dolabella."

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Werbung um qualifizierte Leute ist natürlich wichtig", konnte Macer trotz seiner vorherigen Äußerung problemlos zustimmen. Langsam entwickelte er die Idee weiter, die er trotz seiner deutlichen Aussage noch nicht sofort zur Seite legen wollte. "Ich würde an dieser Stelle aber gezielter vorgehen. Warum nicht einmal einige bekannte öffentliche Schulen aufsuchen und den Beruf eines Aquarius vorstellen? So gewinnen wir keine fertigen Fachkräfte, aber vielleicht geeignete Lehrlinge. Oder wir schauen unter jenen Handwerkern, die mit unseren Aufgaben in Kontakt kommen."


    „Mit dieser Idee könnte ich mich natürlich auch anfreunden. Wir können einen geeigneten Aquarii abstellen, ob einer von dir oder von mir ist dabei wohl Nebensächlich, der sich dieser Sache annimmt und vor allem in Roma, aber auch in der Regio Schulen aufsucht."


    Der Patrizier sah den Senator fragend an und ging davon aus, dass dieser vorhin nicht gemeint hatte, dass sich die beiden persönlich in die erwähnten Schulen stellten und dort irgendwelchen Halbwüchsigen etwas über die Arbeit eines Aquarius berichtete. Das fehlte Marcellus gerade noch! Mit diesen Rabauken sollte sich einer der Angestellten abquälen - das war nun wirklich unter seiner Würde.

    "Ja Praetor! So lautet mein Wunsch und so soll es geschehen."


    Mit einem bestätigenden Kopfnicken unterstrich Marcellus seine Worte, die er laut und deutlich an den Praetor richtete. Keiner sollte Zweifel daran hegen, dass dies sein aufrichtiger Wunsch war, denn er auch fest entschlossen durchführen wollte. Er warf auch Quarto einen kurzen Blick zu, richtete seine ganze Aufmerksamkeit aber danach auch gleich wieder auf Renius Gutta, der nach seiner positiven Antwort bestimmt die Zeremonie fortsetze.

    Zitat

    Original von Manius Matinius Fuscus
    "Immer herein," kam es von drinnen von einem freundlichen Beamten, der sich auf dieses neue Aufgabengebiet noch freute.


    Wunderbar! Es war also jemand Anwesend und so standen die Chancen recht gut, dass Marcellus noch vor der Adroagtio sein Vermögen in Grundstücken anlegen konnte. Der Patrizier trat ein und räusperte sich kurz, bevor er das Wort an den Verwaltungsbeamten richtete.


    "Salve! Ich bin Procurator Aquarum Claudius Marcellus und ich würde mit dir gerne über den möglichen Erwerb einiger Grundstücke sprechen."

    Marcellus tat es Quarto gleich und trat ebenfalls nach vorne, als er namentlich aufgerufen wurde. Nun war es endlich so weit und in wenigen Minuten war er kein Claudier und auch kein Patrizier mehr. Dies war nun auch der letzte Zeitpunkt, an dem er seine Entscheidung noch revidieren konnte. Doch diese Überlegung stellte sich nicht, da er einen festen und unumstößlichen Entschluss gefasst hatte.


    "Claudius Marcellus, Sohn des Tiberius Claudius Verborum!"

    Marcellus war sehr stolz auf seine Tochter und war froh, dass allen Anschein nach auch Quarto ihr zugetan war. Auf die Aufforderung seines zukünftigen Vaters, die Basilica zu betreten, nickte er und gab seinen Klienten ein Zeichen ihm zu folgen. Er überließ Quarto und seinen Anhängern den Vortritt und folgte ihnen in das Innere des altehrwürdigen Hauses. In wenigen Momenten sollte er seine bisherige Vergangenheit hinter sich lassen und den Namen seiner neuen Familie annehmen, den er bereits letzte Nacht ausgewählt hatte. Auch wenn er seine Herkunft nie vergessen oder verleumden würde, so schwor er heute ein für alle Mal der Gens Claudia ab und schenkte den Aeliern seine Treue und seine Hingabe. Ein wichtiger Schritt, der nur noch wenige Augenblicke entfernt lag.

    Direkt vom Domus Aeliana kommend, war Marcellus auf der Suche nach dem zuständigen Officium für den Grundstücksverkauf, welches er nach einigem Nachfragen und Auskünften auch fand. Die Idee seines zukünftigen Adoptivvaters, das Geld in Grundstücke anzulegen, war nicht die schlechteste und so wollte er diesen Rat auch befolgen und einen Teil seines kleinen Vermögens in dieser Form anlegen. Die vergangenen Jahre als Quaestor waren nicht gerade die lukrativsten gewesen und er hatte bestimmt nicht vor, nun auch noch den Rest dem Staat zu überlassen. Als er das Officium der Finanzabteilung gefunden hatte, klopfte er an und wartete auch Antwort von drinnen.

    5000 Sesterzen war nun auch für den Claudier ein Preis, den er für eine Sklavin nicht zahlen wollte. Schließlich bekam man für dieses Geld schon ein ordentliches Stück Land, das bestimmt ertragreicher war, als ein Sklave. Kopfschüttelnd überlies er dem Mann das Schlachtfeld und zog sich wieder in die hinteren Reihen zurück, die Versteigerung weiter aufmerksam beobachtend.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Davon halte ich nicht viel", entgegnete Macer kopfschüttelnd. "Ich habe zwar auch einige offene Stellen, aber es ist nicht so, dass ich deswegen jetzt den Leuten hinterher rennen möchte, damit sie für die Wasserversorgung arbeiten."


    Weder der Abgang eines Mitarbeiters noch ein nicht überzeugendes Bewerbungsgespräch konnten an dieser Meinung etwas ändern. "Wenn sich jemand für diese Aufgabe und Verpflichtung interessiert, dann wird er von sich aus kommen. Ich arbeite lieber mit einigen offenen Stellen aber dafür qualifizierten Leuten als mit vielen, die nur hier sind, weil sie einfach an Stellen kommen konnten."


    Die Direktheit des Senators überraschte den Patrizier ein wenig. Er war zwar selbst ein Mann, der diesen eben gehörten Einstellungen vieles abgewinnen konnte, aber er hätte bisher nie daran gedacht, sie auch so streng durchzusetzen.


    "Hmm…. Wenn du es so siehst, dann muss ich dir natürlich zustimmen. Es ist nur heut zu Tage nicht leicht fähige Leute zu finden und hatte mir gedacht, dass etwas Werbung nicht schaden kann. Aber ich respektiere natürlich deine Sichtweise und kann ihr sogar einiges abgewinnen.


    Ich habe nun eigentlich keinen offenen Punkt mehr und werde dir in der nächsten Zeit einige Unterlagen zukommen lassen sowie ein paar meiner Aquarii anweisen, sich mit deinen in Verbindung zu setzen. Vielleicht können auch sie ein paar Gemeinsamkeiten finden, bei der sich eine intensivere Zusammenarbeit lohnt."

    Der Patrizier sah kurz zur Seite, als er von einer anderen Stimme überboten wurde. Dennoch war der Preis noch nicht bei einer Höhe angelangt, die er sich nicht mehr leisten wollte und immerhin ging es dabei um eine Sklavin für sein Tochter.


    "4500!"

    Mit diesem abschließenden Worten Quartos, lehrte der Noch-Patrizier seine Becher und erhob sich. Er hatte den Domus als Claudier betreten und verlies ihn nun als zukünftiger Aelier. Diese Tatsache und die Erkenntnis, letzten Endes die richtige Entscheidung getroffen zu haben, lies ihn auf eine weitere spannende und ruhmreiche Zukunft hoffen. Am morgigen Tag sollte noch der offizielle Sanktus des Praetors eingeholt werden und dann war auch dieser wichtige Schritt im Leben Marcellus vollzogen.


    "Ich danke dir noch einmal! Bis morgen also. Vale!"