Der Patrizier hatte sich bereits vorinformiert und das benötigte Geld vorbereitet. Auch wenn er nicht gerade begeistert davon war, einen solchen Betrag aus eigener Tasche aufzubringen, wo es doch immerhin für ein gewähltes Amt war, dass ihm der Senat zugewiesen hatte, zog er einen prall gefüllten Lederbeutel aus seiner Magistratentoga und legte diesen dem Scriba auf den Tisch. Er dachte in diesem Moment daran, wie teuer es wohl werden würde, wenn er irgendwann vielleicht auch für das Amt des Aedilis kandidieren würde und Spiele aus eigener Tasche finanzieren musste. Da waren diese Einschreibegebühren gleich wieder zu vernachlässigen.
Beiträge von Lucius Aelius Claudianus Marcellus
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Die Senfte des Patriziers war ungewöhnlich schnell durch die Stadt unterwegs gewesen und hielt schließlich vor der Academia Militaris. Marcellus schwang sich aus seiner liegenden Position auf und marschierte ohne langes Aufsehen oder auf seine Sklaven zu warten in das Gebäude, bis vor das Officium für die Kursanmeldungen. Mittlerweile war auch einer seiner Sklaven nachgeeilt, klopfte für seinen Herren an die Türe und öffnete diese. Marcellus trat ein und gab seinen Sklaven ein Zeichen, dass dieser draußen warten sollte.
"Salve! Mein Name ist Claudius Marcellus. Ich bin der neuernannte Quaestor Classis und möchte den Grundkurs der Academia Militaris ablegen, bevor ich mein Amt antrete."
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Zitat
Original von Manius Matinius Fuscus
"Auch darum werde ich mich sogleich kümmern," bestätigte er und sah die beiden Männer fragend an. "Kann ich sonst noch etwas tun?""Nein! Ich denke das wäre alles. Zumindest von meiner Seite."
Etwas verwundert war der Patrizier schon über den Auftritt dieses Scribas und warf ihm einen kurzen und fragenden Blick zu. Merkwürdige Umgangsformen waren das hier im Palast. Aber das sollte nicht sein Problem sein. Er verabschiedete sich von seinem Amtskollegen und ging seines Weges.
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Als nächstes trat Marcellus vor um seinen Amtseid abzulegen.
"EGO, LUCIUS CLAUDIUS MARCELLUS HAC RE IPSA DECUS IMPERII ROMANI
ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE
IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE
SOLLEMNITER IURO.EGO, LUCIUS CLAUDIUS MARCELLUS OFFICIO QUAESTOR CLASSIS IMPERII ROMANI ACCEPTO,
DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN OMNIBUS MEAE VITAE
PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET VIRTUTES ROMANAS
PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM ESSE IURO.EGO, LUCIUS CLAUDIUS MARCELLUS RELIGIONI ROMANAE ME FAUTURUM ET EAM
DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM PUBLICUM ME
ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.EGO, LUCIUS CLAUDIUS MARCELLUS OFFICIIS MUNERIS QUAESTOR CLASSIS
ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA IURO.MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE
POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO
MUNUS QUAESTOR CLASSIS UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS
ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO." -
Zitat
Original von Manius Matinius Fuscus
Er räumte gerade einige Tabulae beiseite, als es klopfte und er "Herein!" rief.Der Patrizier trat ein und grüßte seinen plebejischen Amtskollegen mit einem ziemlich kurzgeratenen Kopfnicken. Ein wirklich nettes Officium hatte der Quaestor Principis hier im Palast erhalten. Wenn Marcellus daran dachte, dass er selbst die meiste Zeit nur durch die Gegend rannte und seine Besucher in der Villa Claudia empfangen musste, kamen in ihm Zweifel auf, ob er vielleicht etwas falsch gemacht hatte.
"Salve Quaestor! Ich komme gerade von einer Audienz beim Kaiser. Er wünscht, dass du einem kaiserlichen Hoflieferanten ein offizielles Schreiben schickst. Es geht um eine offene Anfechtungsklage, die von einem gewissen Ioshua Hraluch bei Gericht einbracht wurde. Er lässt dabei gegen das Edikt des Aedilis Curulis M. Tiberius Durus sowie einer dazu abgegebenen Erklärung des Consuls Vinicius Lucianus vorgehen, welche dieses Edikt gegen Ioshua Hraluch für rechtens erklärt. Der Kaiser hat nun entschieden, dass dieser erneute Einspruch abgelehnt ist. Der Hoflieferant ist nun durch dich zu benachrichtigen."
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"Nun Dolabella! Ich habe mir natürlich Gedanken darüber gemacht und um ehrlich zu sein bin ich dabei auf kein wirklich befriedigendes Ergebnis gekommen. Römische Frauen und vor allem patrizische Frauen streben normalerweise nicht nach Ämtern oder nach der Ausübung irgendwelcher Berufe. Die einzige Möglichkeit wäre ein Dienst an der Vesta, nur denke ich, dass weder du noch ich dies in Erwägung ziehen möchtest. Ich würde dir auf jeden Fall vorschlagen, einige Kurse auf der Schola Atheniensis zu besuchen – angefangen mit dem Cursu Rei Vulgarium. Es wäre ein bestimmt ein netter und auch wichtiger Zeitvertreib. Danach werden wir weitersehen."
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"Ich möchte dem Senat noch einmal dafür danken, dass ich heute hier sein durfte, um die Fragen der Senatoren zu beantworten. Ich hoffe, dass ich somit alle offenen Punkte zufrieden stellend beantworten und damit auch das Vertrauen des Senats für eine zweite Amtsperiode als Quaestor gewinnen konnte. Vielen Dank!"
Mit diesen Worten verneigte sich der Patrizier und verließ dann die Mitte der Senatshalle. Es war sichtlich erleichtert und froh darüber, diesen Auftritt hinter sich gebracht zu haben und atmete tief durch, als er aus dem Gesichtsfeld der meisten Senatoren verschwunden war.
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Nachdem die Audienz beim Kaiser beendet war, folgte der Patrizier den Beschreibungen des Magister Domus Augusti und suchte das Officium des Quaestor Principis. Als er es gefunden hatte, bereitete er noch einmal kurz seine mitgebrachten Unterlagen vor und klopfte an.
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Marcellus scheuchte die Sklaven mit einer abfälligen Handgeste beiseite, als seine Tochter den Raum betrat und ging auf sie zu. Natürlich war sein erster Blick auf ihre Gehilfe und den nicht zu übersehenden Fuß gerichtet. Sein Gesicht verriet die Sorge, die er um seine Tochter hatte.
"Mein Kind! Die Sklaven haben mir schon berichtet was heute geschehen ist. Ich wollte gleich im Anschluss bei dir vorbei schauen. Wie geht es dir? Das ist wesentlich vorrangiger."
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Der Reaktion des Plebejers nach zu urteilen, meinte er es wohl ernst mit dem was er eben gesagt hatte. Marcellus verging aufgrund dieser Tatsache das Lachen recht schnell wieder und er schaute seinen Amtskollegen ungläubig an, glaubte dieser allem Anschein nach doch tatsächlich, für eine Patrizierin gut genug zu sein.
"Nun mein verehrter Octavius Detritus. Du magst vielleicht auf Grund deiner Familienverhältnisse im Ordo der Senatoren sein. Das macht dich aber noch lange nicht zu einem richtigen Senator. Und selbst wenn du einer wärst, so würde ich dir nicht einfach meine noch minderjährige Tochter versprechen. Der Unterschied zwischen einem Patrizier und einem Plebejer sollte dir durchaus bekannt sein. Du verschwendest also deine Zeit damit, dich um die Hand einer Claudia zu bemühen. Jeder aus meiner Gens würde dir dasselbe sagen."
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Nickend nahm der Patrizier diese Information zu Kenntnis. Es wäre zwar von Vorteil gewesen, hätte sich der Magister Domus Augusti selbst darum gekümmert, wenn der ihm unterstellte Verwaltungsapparat ein offizielles Schreiben im Namen des Kaisers herausgeben sollte, aber man durfte sich auch nicht zuviel erwarten. Marcellus nahm dies hin und machte Anstallten die Aula Regia wieder zu verlassen.
"Ich danke dir Magister! Ich werde den Quaestor aufsuchen und ihm die notwendigen Dokumente übergeben. Vale!"
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Marcellus wunderte sich etwas darüber, dass eine Kandidatur zum Amt des Quaestors, eines solche Diskussion auslöste und ließ die Herren Senatoren vorerst aussprechen, ehe er sich selbst wieder zu Wort meldete. Vor allem aber wunderte er sich über die Tatsache, dass es wieder einmal der Magister seiner eigenen Arvalbruderschaft war, der sich bei seiner Kandidatur für ein Magistratenamt im Cursus Honorum nicht gerade mit einer Führsprache zu Wort meldete.
"Meine Herren! Ich kann ihnen versichern, dass ich einem etwaigen nachgeholten Tribunat nicht verschlossen gegenüber stehe. Als ich unseren Kaiser darum bat, mir die vorgeschriebene Zwangspause zu erlassen, da hatte ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass es bei meiner erneuten Kandidatur für dasselbe Amt, solche Probleme wegen meinem bisher nicht abgeleisteten Tribunat geben würde. Ich kann natürlich durchaus verstehen, wenn mich der Senat aus diesem Grund nicht unbedingt für den Posten des Quaestor Classis vorsieht, aber schließlich ist dies nicht das einzige Quaestorenamt, das es zu besetzen gilt. Und dass ich durchaus für die anderen Ämter fähig bin, habe ich ja hoffentlich in meiner letzten Amtszeit bewiesen. Ich verstehe also nicht ganz, warum hier diese Diskussion entsteht und man sich so auf den Quaestor Classis versteift."
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"Das ist leider ein Manko, welches ich hier offen zugeben muss, Senator. Ich war bisher eher ein Mann der Theorie und habe weder Erfahrung mit der Führung von Soldaten, noch als Soldat selbst sammeln können. Dennoch würde ich dieser neuen Situation positiv gegenüberstehen und es als weitere wichtige Erfahrung annehmen, die mir ein solcher Auftrag ermöglichen würde. Ich könnte mir auch durchaus vorstellen, dass ich mir die nötigen Grundkenntnisse für einen solchen Auftrag, zuvor in der Academia Militaris aneigne, um nicht ganz blank dazustehen."
Auch wenn Marcellus bisher kaum Umgang mit Soldaten hatte, die nicht seiner Gens angehörten, so war er dennoch sehr aufgeschlossen und hatte keine Angst vor einem solchen Auftrag. Er hatte für sich zwar einen anderen Weg gewählt, aber dennoch hatte es sein Bruder einst bis zum Praefectus Praetorio gebracht. Ein wenig Führungsqualitäten sollten also auch in seinem Blut fließen.
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Der Patrizier war erst vor kurzem nachhause gekommen und zwei Haussklaven halfen ihm gerade dabei, sich von seiner Magistratentoga zu befreien. Es war wirklich nicht einfach dieses lange und schwere Stück Stoff von seinem Körper zu wickeln, wenn man alleine war. Außerdem hatte es das Patrizierleben so oder so an sich, dass die meisten Dinge für einen erledigt wurden. Als es an der Türe klopfte, sah Marcellus in ihre Richtung.
"Ja bitte?"
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Zuerst sah der Patrizer den Quaestor nur entsetzt an und es dauerte eine Weile, bis das eben gehörte auch wirklich als das wahrgenommen wurde was es war. Mit einem Mal lockerten sich die strengen Gesichtszüge des Patriziers und ein breites Grinsen trat in sein Gesicht, dass schließlich in schallenden Gelächter endete. So sehr er es auch versucht hatte – Marcellus konnte sich in diesem Moment einfach nicht mehr zurückhalten. Als er sich halbwegs wieder beruhigt hatte, sah er seinen Gast kopfschüttelnd an.
"Verzeih mir Quaestor, aber das war zu köstlich! Du hast wirklich einen sehr ausgeprägten Sinn für Humor. Alleine die Vorstellung, dass ich meine einzige Tochter, eine gebürtige Patrizierin aus dem Hause einer Gentes Maiores, einem einfachen Plebejer verspreche, der noch dazu nichts weiter als ein kleiner Magistrat ist und weder die Senatorenwürde, noch irgend ein anderes wichtiges Amt inne hat, ist wirklich zu köstlich. Aber nun verrate mir, warum du wirklich gekommen bist."
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Als der Quastor Dolabella ansprach, wanderte eine Augenbraue des Patriziers unweigerlich nach oben. Was hatte dieser Mann mit seiner Tochter zu tun und was bei allen Göttern wollte er? Die Gedanken, dass es sich hier um ein dienstliches Gespräch handeln könnte, waren mit einem Schlag beiseite gewischt und Marcellus fixierte sein Gegenüber mit einem äußerst strengen Blick.
"Ja, das bin ich. Was ist mit meiner Tochter?"
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Dies war wiederum eine äußerst ungewöhnliche und dadurch auch interessante Frage, mit der Marcellus nicht gerechnet hätte. Seines Wissens nach hatte es schon lange keinen Quaestor Classis gegeben und daher hatte er dieses Amt vorhin auch nur am Rande erwähnt. Der Senator, der sie stellte, hatte jedoch vollkommen Recht, dass dies eine vollkommen andere Situation darstellte, als Marcellus sie vorhin beschrieb.
"Die Aufgabe eines Quaestor Classis wäre bestimmt äußerst interessant und auch wenn diese mich vermutlich in eine andere Provinz führt, so kann ich dir versichern, dass ich dieser mir mit großer Freude nachkommen würde. Wie ich dieses Amt jedoch ausführe, könnte ich erst sagen, wenn du mir zuvor auch den genauen Auftrag erklärst. Soweit ich weiß, kann dieser sehr unterschiedlich sein und der Senat hat viele Möglichkeiten einen Quaestor Classis mit den diversesten Verantwortungen und Kompetenzen ausstatten. Mir ist jedenfalls bewusst, dass es eine völlig andere Herausforderung wäre, als jene, der ich mich nun als Quaestor Consulum stellen musste."
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"Ein gewisser Stand, setzt auch ein gewisses Umfeld voraus. Aber nun zum Grund deines Kommens. Was führt dich zu mir?"
Marcellus deutete auf zwei Klinen, die in einer gemütlichen Ecke des Raumes standen und nahm selbst auf einer dieser Platz. Erwartungsvoll sah er seinen Besucher an und wartete gespannt darauf, was diesen nun wirklich zu ihm geführt hatte. Etwas Privates konnte es wohl kaum sein, da der Patrizier eigentlich kaum private Kontakte zur Unterschicht pflegte. Es musste sich also um etwas Dienstliches handeln.
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Als der Kaiser sich entfernt hatte, sah Marcellus wieder auf und wandte sich an Aelius Quarto, der immer noch im Hintergrund stand und das Gespräch mitverfolgt hatte. Er richtete sich seine Toga kurz zu Recht, da sie durch die Verbeugungen etwas außer Form geraten war und sah sein gegenüber dann fragend an.
"Nun Magister! Du hast den Wunsch des Kaisers bezüglich dieser Sache gehört. Wie sollen wir weiter vorgehen? Ich denke es wäre angebraucht, wenn ein Offizielles Schreiben aus dem Palast an diesen Peregrinii gerichtet wird. Schließlich handelt es sich um einen Hoflieferanten und eine Entscheidung unseres ehrwürdigen Kaisers."
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Der Patrizier unterdrückte den tiefen Seufzer, den er an dieser Stelle gerne losgelassen hätte. Immer wieder hörte er dieselben Diskussionen wenn es um eine Kandidatur im Cursus Honorum ging und immer wieder fragte er sich, ob die Fragenden selbst einmal an der Stelle der Kandidaten gestanden hatten oder überhaupt eine Ahnung von den Ämtern hatten, um die es bei diesen Wahlen ging. Es wäre natürlich einfacher gewesen auf die Fragen dieses Senators zu antworten, aber Marcellus hatte noch nie den einfachen Weg bevorzugt und zog eine Augenbraue nach oben, ehe er antwortete.
"Verzeih mir Senator, wenn ich deine Ansicht nicht teile. Vielleicht habe ich bei den Aufgaben dieses Amtes etwas falsch verstanden, aber soweit ich das sehe, ist es die Aufgabe der meisten Quaestorenämter in erster Linie als Sekretär und Gehilfe des ihm zugeteilten Vorgesetzten zu dienen. Ob dies nun der Kaiser, ein Consul, ein Proconsul oder ein Legatus Augusti ist, macht vielleicht beim Ansehen dieses Amtes einen Unterschied, aber rein von der Aufgabe her gesehen, nur einen sehr marginalen für mich. Ich würde jedem dieser ehrenwerten Herren mit derselben aufopfernden Hingabe dienen, wie ich es auch bisher getan habe. Und ob der Senat die Ämter des Quaestor Urbanus oder des Quaestors Classis besetzt, liegt nicht in meinem Ermessen. Was bringt es als dir oder mir, wenn ich eine Empfehlung für eines dieser Ämter ausspreche, wenn es keinerlei Einfluss auf die spätere Ämtereinteilung hat? Ist es nicht besser jemanden zu haben, der versucht auf jedem ihm zugewiesenen Posten sein Bestes zu geben, als jemanden, der letzten Endes vielleicht sogar unzufrieden mit der ihm übertragenen Aufgabe ist?"