Beiträge von Lucius Aelius Claudianus Marcellus

    Bisher hatte Marcellus die Besprechung aufmerksam aber ruhig mitverfolgt. Zu den bisher besprochenen Ernennungen konnte er nicht wirklich etwas beitragen und so wartete er gespannt, welche Namen dabei noch fallen würden. Das ausgerechnet der Flavier ein Mitglied seiner Familie für den Ordo Senatorius vorschlug, war ihm dabei jedoch äußerst zuwider, da man nun davon ausgehen konnte, dass die Flavier über kurz oder lang versuchen wollten, einen weiteren Senator aus ihren Reihen zu stellen. Ihr Stern war allen Anschein nach wieder im steigen und die Reaktion des Kaiser zeigte, dass dieser einer solchen Entwicklung nicht abgeneigt gegenüberstand. Es würde einen weiteren herben Schlag für die Claudier bedeuten, da diese zurzeit keinen Senator aus ihrer Gens vorweisen konnten. Die Gens Flavia musste man jedenfalls im Auge behalten und darauf achten, das ihr Stern eines Tages nicht all zu hell strahlte.

    Der Patrizier nahm das Schreiben entgegen und überflog den Text, der zu seiner Verwunderung äußerst nichts aussagend und allgemein gehalten war. Für Marcellus selbst war dies nur ein Vorteil, da es einen ziemlich großen Handlungsspielraum offen ließ. Er ließ sich jedoch nicht anmerken, rollte das Papyrus wieder zusammen und lächelte dem Senator dankend zu.


    "Ich danke dir Senator. Wenn dies alles war, dann werde ich mich nun zurückziehen und meine Vorbereitungen treffen."

    "Ich werde gerne auf dieses Angebot zurückkommen. In den nächsten Tagen findet das kaiserliche Konvent statt, zu dem ich geladen wurde. Danach steht einer Abreise nichts mehr im Wege. Ich danke dir für deine Zeit Senator und bitte dich, mir die Vollmacht in die Villa Claudia bringen zu lassen."


    Mit einem Kopfnicken, deutete der Patrizier an, das er dieses Gespräch von seiner Seite, für beendet betrachtete. Es gab im Moment nichts weiteres zu klären und Marcellus wollte vorher auf das Schreiben des Senats warten, in dem seine Aufgaben und Vollmachten bestimmt noch einmal ausführlich aufgeführt wurden. Er wartete also, bis der Senator in verabschiedete.

    Verwundert sah Marcellus den Senator an. Bisher hatte er noch nirgends gehört, dass Vinicius Lucianus der neue Statthalter von Germanien war. Daher schüttelte er verneinend den Kopf und gab sich überrascht.


    "Das ist mir neu, aber bestimmt ein großer Vorteil, da ich unter deinem Bruder ja auch als Quaestor Consulum gedient habe und wir somit gut aufeinander abgestimmt sind. Es wird mir die Arbeit bestimmt erleichtern. Gibt es sonst noch irgendetwas, dass ich wissen sollte?"

    Interessiert und aufmerksam folgte der Patrizier den Worten des Senators und machte sich seine Gedanken dazu. Aus dem Munde des Senators klang dieser Auftrag ziemlich simpel und einfach. Ob er sich jedoch letzten Endes auch als solches erwies, war wohl wieder eine andere Sache.


    "Ich habe verstanden Senator. Ich hoffe, dass die Kommandeure und Soldaten der Classis das genauso sehen. Bekomme ich eine schriftliche Vollmacht des Senats die mich mit den entsprechenden Befugnissen ausstattet und mit der ich mich legitimieren kann?"

    Der Patrizier konnte seiner Tochter ohnehin nichts abschlagen, daher konnte er auch in diesem Fall nicht nein sagen. Vielleicht konnten sie in der Provinzhauptstadt die Gastfreundschaft des Legatus Augusti in Anspruch nehmen. Dann war zumindest abgesichert, dass Dolabella in vornehmen und gesicherten Verhältnissen war.


    "Also gut Dolabella! Ich nehme dich mit. Aber du musst mir wirklich versprechen auf mich zu hören und dort keine Alleingänge zu versuchen."

    "Ich danke dir Senator Hungaricus! Ich nehme an, dass es um mein neues Amt als Quaestor Classis geht. Leider habe ich die Senatssitzung an diesem Tag verpasst, da ich nicht in Roma war und da ich von Natur aus ein neugieriger Mensch bin, habe ich mich natürlich so schnell wie möglich auf den Weg zu dir gemacht, als ich deine Nachricht erhielt."


    Er nickte dem Senator dankend zu und setzte sich ebenfalls. Es war wirklich ein unglücklicher Zufall, dass Marcellus, der als Quaestor sitzungsrecht im Senat hatte, genau am Tag dieser Besprechung nicht anwesend war. Zugern hätte er sich die unterschiedlichen Meinungen der Senatoren angehört, als hier nur noch das Endergebnis präsentiert zu bekommen.

    Der Patrizier seufzte tief und sah seine Tochter mitleidig an. Er verstand natürlich, dass es für sie bestimmt nicht einfach war, hier herum zu sitzen und auf ihren Vater zu warten, während dieser in der Weltgeschichte herumreiste. Andererseits war Germanien nicht unbedingt der richtige Ort für eine junge Patriziern und sie würde auch dort oft alleine sein. Denn eines stand außer Diskussion - zu seinen Amtsgeschäften bei der Classis konnte sie ihn nicht begleiten. Ein junges Mädchen unter einem Haufen peregriner Soldaten – niemals.


    "Ich weiß nicht so recht Dolabella. Ob Germanien wirklich der richtige Ort für ein junges Mädchen ist? Vor allem wie wirst du dort die Zeit verbringen, während ich meinen Amtsgeschäften nachgehe?"

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    Die beiden Männer setzten sich auf einen freien Tisch in einer Ecke des Saales, wo sie ungestört darüber reden konnte und niemand es mitbekam.


    Der Patrizier und der Legat unterhielten sich eine ganze Weile ungestört über dieses Geschäft und brachten es schließlich zum Abschluss. Marcellus nickte dem Legaten zufrieden zu und reichte ihm zur Besiegelung der ganzen Angelegenheit die Hand. Alles Weitere würde wohl in den nächsten Tagen zwischen den Angestellten der beiden Herren über die Bühne gehen. Der Patrizier war nun jedoch um ein ziemlich großes Stück Land reicher, auch wenn er dafür einige Zusagen machen musste, die ihm wohl weniger gefallen hatten.


    "Ich wusste, dass wir uns einigen können Decimus Livianus. Es freut mich, dass ich in dir einen solch hervorragenden und ebenbürtigen Geschäftspartner gefunden habe und möchte mich noch einmal entschuldigen, dass ich diesen Anlass für eine solche Unterredung missbraucht habe."

    Die Sänfte des Patriziers erreichte den Palatin und hielt an den Stufen des Palastes. Während einer der Sklaven herbeieilte um den Vorhang beiseite zu schieben und seinem Herren aus der Sänfte zu helfen, ging sein Leibsklave auf die Palastwache zu, um seinen Herren anzukündigen.


    "Mein Herr, der ehrenwerte Patrizier und Quaestor Lucius Claudius Marcellus ist zum Conventus des Kaisers geladen."

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    „Salve Claudius Marcellus. Es freut mich deine Bekannschaft zu machen. Bisher kannte ich deinen Namen lediglich von den Abschriften der Senatsberichte bzw. von der Senatsdiskussion um dein Amt. Ich muss gestehen, dass die Claudier verstehen, ein Fest auszurichten.“


    Bei diesen Worten sah er sich kurz im Saal um.


    "Ich danke dir Senator! Ich muss jedoch gestehen, dass dieses Kompliment nicht mir gilt, sondern meinem Neffen Vesuvianus und seiner Tochter. Die beiden richten dieses Fest aus und ich muss gestehen, dass auch ich ganz begeistert bin, von dem was sich mir hier bietet.


    Aber erlaube mir, dass ich ganz kurz abschweife und über etwas geschäftliches Rede. Bevor ich Quaestor wurde, habe ich als unserem Kaiser als Procurator Aquarum gedient und bin dabei sehr viel durch Italia gekommen. Unter anderem war ich auch in Tivoli, wo du ein ansehnliches Stück Land besitzt. Ich wäre daran interessiert es zu kaufen"


    Dem Patrizier war zwar bewusst, dass es nicht gerade die passendste Gelegenheit war, um über Geschäfte dieser Art zu reden, aber vielleicht hatte er doch ein wenig Erfolg.

    "Tut mir leid Dolabella, aber ich muss heute noch einige Unterlagen durchgehen. Du weißt ja, dass ich zum Quaestor Classis gewählt wurde. Darüber wollte ich ohnehin noch mit dir sprechen. Ich gehe davon aus, dass man mich durch mein neues Amt in eine andere Provinz versetzen wird. Das bedeutet für dich, dass du hier in Obhut der Familie bleiben musst, bis meine Amtszeit beendet ist und ich wieder nach Rom zurückkomme."

    Der Patrizier nickte seinem Neffen ebenfalls zu, wollte ihn jedoch nicht beim Gespräch mit seinen Gästen stören und bahnte sich weiter seinen Weg durch die Gäste. Er sah einige bekannte aber auch etliche unbekannte Gesichter, die er alle beim vorbeigehen freundlich grüßte und sich hier da auch vorstellte bzw. den Gästen noch einmal für ihr Kommen dankte. Von einem der Serviersklaven, ließ er sich dann über jene Gäste informieren, die er nicht kannte, um zumindest ihre Namen zu wissen. Da die meisten Namen ziemlich bekannt waren, war es kein Problem sie dann auch ihrer Position oder ihres Ranges zuzuordnen. Als er erfuhr, dass auch der Legat der hiesigen Legion zu Gast war und er ihn ausfindig gemacht hatte, steuerte er auf diesen zu.


    "Salve Decimus Livianus. Mein Name ist Claudius Marcellus – amtierender Quaestor Classis."

    Der Patrizier nahm die Unterlagen entgegen und zog sich mit Einverständnis des Scribas sofort in einen der Unterrichtsräume zurück, um sich an die Arbeit zu machen. Es verging einige Zeit, ehe er wieder zum Vorschein trat und die ausgefüllten Pergamentrollen abgab. Über den Ausgang dieser Prüfung würde er nach einiger Zeit informiert werden, also verließ er die Academia und machte sich in seiner Sänfte wieder auf den Rückweg zur Villa Claudia.

    Marcellus war nicht das erste Mal in diesem Haus und daher viel es ihm auch auf, dass im Atrium immer noch das Chaos herrschte. Für einen zweifachen Consul, Princeps Senatus und ehemaligen Prätorianerpräfekten war Vinicius Hungaricus allen Anschein nach nicht gerade darauf bedacht, sein Atrium dementsprechend Repräsentativ zu halten. Der Patrizier achtete darauf, dass er sich nirgendwo schmutzig machte und wartete auf den Hausherren, als dieser angekündigt wurde.

    Spät aber doch traf auch Marcellus am Bankett seiner Gens ein und sah sich um. Es waren wirklich sehr viele Gäste geladen und man konnte bereits auf den ersten Blick erkennen, dass alles von einem gewissen Rang und Namen war. Auch wenn es wirklich anstrengend war, nach den Amtsgeschäften und Terminen in Rom, direkt mit dem Reisewagen nach Mantua zu kommen, war er froh, diese Veranstaltung nicht verpasst zu haben. Langsam mischte er sich unter die Gäste und suchte nach bekannten Gesichtern.

    Zu ziemlich später Stunde erreichte auch ein Reisewagen aus Roma den Landsitz der Gens Claudia und hielt direkt vor dem Eingang. Das heutige Bankett war bereits in vollem Gange, als Claudius Marcellus diesem Wagen entstieg und sich auf den Weg in das Haus machte. Die Familie hatte sich wirklich sehr viel Mühe gegeben dieses Fest zu veranstalten und auch wenn es alles andere, als in seinen Terminkalender passte, wollte Marcellus dieses Event keinesfalls verpassen. Er gab den Sklaven Anweisungen sein Gepäck in sein Zimmer zu bringen und begab sich selbst dann auf den schnellsten Wege zum Bankett.

    Eine ziemlich auffällig pompöse Sänfte hielt vor dem Eingang des Viniceranwesens und einige Sklaven sperrten die Straße ab, während der frisch ernannte Quaestor Classis der Sänfte entstieg und sich seinen Weg zum Eingang bahnte. Marcellus hatte einen offiziellen Termin bei Marcus Vinicius Hungaricus, dem Princeps Senatus und war aus diesem Grund auch in seine Magistratentoga gekleidet. Ein Sklave eilte voraus und klopfte and er Türe der Casa.