Beiträge von Lucius Aelius Claudianus Marcellus

    "Ob er gefährlich ist kann ich dir noch nicht genau sagen. Es ist auf jeden Fall sehr ungewöhnlich, dass ein fremder Kult mit einer äußerst freizügigen Sklavin um neue Mitglieder oder Gönner wirbt. Dieser Antipater ist mir nicht ganz geheuer und auch seine Art sich bei der römischen Oberschicht einen Namen zu machen, ist ziemlich ungewöhnlich und fragwürdig. Bei mir ging er sogar soweit, sich bei meiner sechzehnjährigen Tochter einzuschmeicheln, ihr Briefe zu schreiben und sogar ein Geschenk zu zusenden – und dies nicht in Rom sondern in Mantua. Da kann ich nicht mehr an einen Zufall denken. Dies sieht mir eher nach einen sehr taktischen Vorgehen aus, dem man nachgehen und es gegebenenfalls unterbinden sollte."

    "Nicht nur mich! Auch den Consul und dessen Bruder Vinicius Hungaricus. Ich bin mir sicher, dass er auch weitere Magistrate des Cursus Honorum sowie andere einflussreiche Bürger aufgesucht hat, um für seinen Kult zu werben. Der Consul und ich waren uns jedenfalls einig, dass die Magistrate des Cursus Honorum keines Falls mit diesem Kult in Verbindung gebracht werden sollte. Weder als Teilnehmer einer seiner Veranstaltung und schon gar nicht als scheinbares Mitglied. Wenn wir uns offen bei solchen Zusammentreffen dieses Kultes zeigen, dann sind solche Gerüchte recht schnell in die Welt gesetzt. Du weißt wie schnell sich so etwas durch Rom verbreiten kann."

    Der Patrizier nickte gefällig und zog eine kleine Wachstafel unter seiner Magistratentoga hervor.


    "Bei beidem Themen kann ich dir eine positive Rückmeldung geben. Als Termin für die nächsten Wahlen würde ich die Tage PRIDIE NON FEB DCCCLVII A.U.C. (4.2.2007/104 n.Chr.) bis NON FEB DCCCLVII A.U.C. (5.2.2007/104 n.Chr.) vorschlagen. Ich denke sie wären am günstigsten. Wenn auch du damit einverstanden bist, werde ich diesen Termin in deinem Namen bekanntgeben."

    Der Patrizier hatte zwar auf eine solche Reaktion des Consuls gehofft, jedoch nicht damit gerechnet. Es würde die Arbeit bestimmt um einiges erleichtern, da er nun im direkten Auftrag des Consuls handelte und ihm somit alle Maßnahmen offen standen.


    "Ich danke dir für dein Vertrauen Consul. Ich werde dich auf dem Laufenden halten und zu aller erst den Aedilis aufsuchen, um ihn zu einem Rückzieher in dieser Sache zu bewegen. Ich bin erleichtert, dass auch du diese Angelegenheit so wie ich siehst."

    "Jemand der dich vor kurzem besucht und für seinen Kult gewinnen wollte – dem Cultus Ishtaris. Er war auch bei mir und hat mir erzählt, dass er dich bereits für einen Gedichtswettbewerb gewinnen konnte, den der Cultus veranstalten möchte. Und er hat mir gesagt, dass du ihm bereits zugesagt hast. Seine Sklavin wurde auch gesehen, als sie dich allein in deinem Officium aufsuchte. Ich hoffe deinem Gedächtnis wieder auf die Sprünge geholfen zu haben."

    "Nun Consul! Zum einen werde ich den Aedilis aufsuchen und ihm nahe legen diesen Umgang mit Pompeius Antipater einzustellen, da er sonst Gefahr läuft, seines Amtes enthoben zu werden. Vielleicht wäre es auch angebracht wenn alle anderen Magistrate des Cursus Honorum über diesen Vorfall unterrichtet und auf ihren Amtseid erinnert werden. So können wir zumindest verhindern, dass der Ruf der dir unterstellten Magistrate gefährdet ist. Des Weiteren sollte der Cultus Deorum informiert und auf diesen Kult angesetzt werden. Auch eine Überprüfung von Antipater und seinen Gefolge durch die Prätorianer oder der Cohortes Urbanae kann keinesfalls schaden.


    Ich möchte nochmals betonen, dass ich es keinesfalls für einen Zufall halte, dass dieser Antipater an meine Tochter herangetreten ist und ihr sogar Briefe geschrieben bzw. ein Geschenk geschickt hat. Ich bin äußerst besorgt was dies anbelangt. Ich hoffe du verstehst das."

    "Das kann ich dir leider nicht genau beantworten Consul. Es geht mir dabei auch nicht um die Art des Kultes, sonder vielmehr darum, dass es zum Einen einem Magistraten verboten ist, fremde Kulte auszuüben und zum Anderen äußerst merkwürdig ist, dass dieser Antipater allen Anschein nach versucht, die wichtigsten Männer Roms für sich zu gewinnen und dies auf eine Art und Weise, die ich für extrem Fragwürdig halte. Als wir den Amtseid abgelegt haben, bekannten wir uns auch auf die römischen Götter und die damit verbundene Staatreligion. Ich kann dir die Passagen gerne zitieren, aber ich bin mir sicher, dass du sie genauso gut kennst wie ich selbst. Das andere betrifft die Art von Antipaters anwerben. Dieser Kult hält sich Tempelhuren, die auch Antipater auf seinen Besuchen begleiten. Mir wurde auch aus zuverlässiger Quelle mitgeteilt, dass Aedilis Tiberius Durus bereits den Besuch einer solchen Frau hatte, die allein gekommen war.


    Was mich betrifft, so habe ich noch größere bedenken, da ich durch Zufall erfahren habe, dass dieser Antipater Kontakt zu meiner Tochter aufgenommen hat. Das kann doch kein Zufall sein!"


    Der Patrizier wirkte angespannt und aufgeregt, vor allem als er die letzten Sätze sagte, bei denen er seine Hand zu einer Faust ballte. Der Consul musste in dieser Angelegenheit etwas unternehmen, dass wollte Marcellus ihm auf jeden Fall verdeutlichen.

    Marcellus nickte dankend und setzte sich auf den angebotenen Stuhl, der direkt vor dem Schreibtisch des Consuls stand. Dann räusperte er sich kurz, bevor er zu sprechen begann.


    "Es ist in meinen Augen wahrlich eine äußerst wichtige Angelegenheit Consul, aber ich verstehe, dass du heute am Forum keinen Kopf dafür hattest. Umso dankbarer bin ich dir, dass du mich so kurzfristig empfangen hast. Es geht um einige Begebenheiten, die sich in letzter Zeit zugetragen haben und über die ich dich informieren wollte.


    Vor kurzem hat mich ein Mann namens Sextus Pompeius Antipater in meinem Haus aufgesucht. Er war mir bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt und wollte mich für seinen Kult gewinnen. Ein Kult der seinen Informationen nach babylonisch-assyrische Herkunft ist und eine Göttin names Ishtar anbetet. Bei dem Gespräch mit ihm, habe ich auch erfahren, dass er bereits den Aedilis Curules für seine Ideen gewinnen konnte. Meine Sorge ist, dass er auch weitere Magistrate des Cursus Honorum besucht hat, um sie für seine Sache zu gewinnen. Ich wollte dich Informieren, bevor ich in dieser Angelegenheit weitere Schritte einleite.“

    Ein Sklave des Quaestor Consulum, der sich zur selben Zeit in der Basilica aufhielt und auf etwas zu warten schien, hatte die Sklavin dabei beobachtet, wie sie das Officium den Aedilis betrat. Er sah ihr hinterher, bis sie die Türe hinter sich geschlossen hatte und verließ dann die Basilica wieder mit ziemlich schnellen Schritten.

    Als der Tiberier im Atrium auftauchte, begrüßte Marcellus ihn mit einem schlichten Kopfnicken.


    "Salve Tiberius Durus! Ich komme heute in einer eher unangenehmen Angelegenheit zu dir und habe es daher auch vorgezogen dich nicht offiziell in der Basilica aufzusuchen, sondern die Sache vorerst inoffiziell zu besprechen. Ich möchte auch nicht lange um den heißen Brei herumreden. Soweit ich gehört habe, pflegst du seit kurzem mit einem gewissen Pompeius Antipater Umgang. Trifft dies zu?"

    Marcellus sah sich die Dokumente kurz durch. Es ging hier also um eine Anfechtung eines Edictes. Dies kam häufig vor und war nichts weiter Ungewöhnliches. Bei diesem Fall wollte der Kläger jedoch trotz der bereits abgegebenen Erklärung des Consuls klagen. Nun ja, man würde sehen ob er damit durchkam. Der Patrizier nahm die Unterlagen an sich, dankte den Scriba und verließ die Basilica wieder.

    Als seine Tochter gegangen war, merkte Marcellus erst, wie anstrengend der heutige Tag eigentlich gewesen war. Keinesfalls hatte er Lust darauf, die angefangenen Schriftrollen nun weiter durchzugehen, deshalb nahm er sie vom Tisch und legte sie zur Seite. Es war nun wohl der passende Zeitpunkt um sich zur Ruhe zu begeben. Er rief nach einem Sklaven, der ihm beim umkleiden half und legte sich dann Schlafen.

    Marcellus folgte dem Ianitor zum Officium des Consuls. Seine eigenen Sklaven ließ er in der Zwischenzeit vor der Haustüre warten und seine Sänfte bewachen. In der heutigen Zeit war nichts mehr vor Dieben oder plebjischen Gesindel sicher und man musste Vorkehrungen treffen, um sein Eigentum zu schützen. Als der Ianitor im die Türe öffnete, trat er ein und grüßte den Consul.


    "Salve Consul!"

    Während Marcellus sich die Villa und ihre Umgebung etwas genauer ansah und den Haussklaven keines Blickes würdigte, nickte sein Sklave den Ianitor freundlich zu und begann dann sein Sprüchlein aufzusagen.


    "Mein Herr, der edle Patrizier und amtierende Quaestor Consulum Lucius Claudius Marcellus, wünscht mit dem Aedilis Curules Tiberius Durus zu sprechen."

    Da Marcellus das Vertrauen zu seiner Tochter nicht verlieren wollte, nickte er und stich ihr dann kurz durchs Haar.


    "Schon in Ordnung. Lass uns morgen weiter reden. Du bist bestimmt müde von deiner Reise und solltest es dir nun in deinen neuen Zimmer bequem machen. Ich werde einen Brief nach Achaia schreiben, dass du hier bei mir bist und unsere Haussklaven deine Sachen nachschicken sollen."