Beiträge von Lucius Aelius Claudianus Marcellus

    Marcellus schüttelte den Kopf und ignorierte die aufmüpfige und arrogante Art, mit der dieser einfache kleine Plebejer mit einem Patrizier sprach, dessen Geschlecht selbst vor nicht all zu langer Zeit diesen Palast bewohnt und das Reich regiert hatte. Mit einer abfälligen Handbewegung wandte er sich von den Wachen ab und sah fragend zu Quarto. Vielleicht war es das Beste, wenn dieser die Wachen zur Vernunft und zum gebührenden Respekt aufrief. Allen Anschein nach musste man heut zu Tage wirklich der Kaiser höchst persönlich sein, um in diesem Reich respektiert und geachtet zu werden. Früher hätte man diesen Mann wohl die Zunge für seine Verfehlung herausgeschnitten, in einem derartigen Ton mit einem Adeligen zu sprechen, dessen Vorfahren zu den Gründern des römischen Imperiums zählten und dessen Bruder selbst über viele Jahre Präfekt der Prätorianer gewesen war.

    Der Patrizier nickte dem Consul dankend zu. Ein weiterer wichtiger Schritt für die Gens Claudia war somit getan und nun blieb nur noch das Hoffen, dass Marcellus auch für eine weitere Amtsperiode bestätigt wurde und es im Anschluss daran vielleicht schaffte, die Senatorenwürde zu erlangen.


    "Ich danke dir Consul! Wenn es sonst nichts weiteres gibt, werde ich mich nun zurückziehen und den Aedilis Curules aufsuchen, um mit ihm über diesen Kult zu sprechen."

    "Nun, wenn dem so ist, dann würde ich mich für eine Amtszeit bei den Illviri capitales interessieren. Sollte dort kein Platz frei sein, dann bitte ich dich darum, mir eine weitere Amtsperiode als Quaestor zu ermöglichen. Wie bereits gesagt, diene ich unserem Kaiser dort, wo er es für richtig hält."


    Marcellus hoffte, dass der Consul nun verstand, was er indirekt damit andeuten wollte. Es brachte nichts, sich auf ein Amt zu versteifen und so vielleicht eine gesamte Amtszeit im Cursus Honorum zu verpassen, weil man - aus welchem Grund auch immer - nicht in dieses Amt berufen wurde.

    Zitat

    Original von Appius Silurius Crotilo
    Crotilo und eine weitere Wache folgten dem unangemeldetem Besucher und sahen gerade noch, wie er die Tür des Officiums des Magister Domus Augusti ohne anzuklopfen öffnete und in dem dahinterliegendem Raum verschwand. Sie legten eine Zahn zu und erreichten das Büro, klopften kurz an und betraten es ebenfalls. Crotilo trat auf den Mann zu und stellte ihn zur Rede:


    "Bürger, was erlaubt ihr euch hier einfach so ohne offizielle Genehmigung hereinzumarschieren?"


    Überrascht drehte sich Marcellus um, als er die Wachen hinter sich hörte und starrte diese entsetzt an, als sie ihn mit diesem barschen Ton ansprachen.


    "Was erlaubst du dir Soldat?! Du vergreifst dich im Ton! Ich habe dir bereits gesagt, dass ich im Auftrag des Consuls hier bin – das sollte wohl Genehmigung genug sein. Ich denke also nicht, dass ich es nötig habe, mich wie ein Bittsteller in der Reihe anzustellen und darauf zu warten, bis die Wachen aus ihrem Mittagsschlaf aufwachen!"

    Auch jetzt konnte Marcellus nicht ganz zuordnen, was die Frau von ihm wollte und in welcher Verbindung sie zu ihm oder seinem Amt stand. Eines war jedoch nun gewiss – sie war keine diplomatische Gesandte des Königreichs Tylus. Und von welchen Unstimmigkeiten sprach sie? Marcellus konnte sich jedenfalls nicht daran erinnern, diese Dame bereits zuvor getroffen oder gesehen zu haben.


    "Im Auftrag der Götter kommst du also? Nun, dann sage mir, welche Unstimmigkeiten zwischen uns herrschen. Bisher fällt mir nichts dazu ein, vor allem, da ich dich heut das erste Mal sehe."

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    Kurz liess ich mir das Gespräch nochmal durch den Kopf gehen und sprach leise vor mich hin....


    "Also da war die Sache mit dem Verein und den Magistraten, der Wahltermin.... ja das mach ich selbst und die Sache mit der Klage....."


    Dann blickte ich auf.... "Nein, ich denke, soweit hätten wir alles durch...."


    "Gut, dann würde ich gerne zu einem privaten Anliegen kommen, wenn du es gestattest. Es geht dabei um die nächste Amtsperiode im Cursus Honorum. Wie bereits in den Thermen angesprochen, hege ich den Wunsch eine Amtsverlängerung anzustreben. Wobei ich es völlig dir oder dem Kaiser überlasse, auf welchen Posten ihr mich benötigt. Ich wäre auch durchaus bereit das Vigintivirat abzulegen oder auch erneut als Quaestor eingesetzt zu werden."


    Gespannt wartete der Patrizier auf die Reaktion seines Vorgesetzten, der eigentlich mit einem solchen anliegen rechnen musste.

    Als der Patrizier sah, dass die Wachen allen anschein nach mit dem kurzfristigen Ansturm der Besucher überfordert waren und einer von ihnen sogar die Frechheit besaß sich vorzudrängen, trat er selbst an die Wache heran und meinte mit einem starren Gesichtsausdruck.


    "Ich bin im direkten Auftrag des Consuls hier und werde mich nun beim Magister Domus Augusti melden. Ich kenne den Weg."


    Mehr gab es wohl nicht zu sagen. Wer auch immer der Mann, der eben freien Durchgang erhielt war, er würde bestimmt nicht über dem Consul stehen. Marcellus schritt weiter und betrat das Innere des Palastes.

    Eine Sänfte erreichte den Palatin und hielt an den Stufen des Palastes. Einer der Sklaven eilte sofort herbei um den Vorhang beiseite zu schieben und seinem Herren aus der Sänfte zu helfen. Mit einem leichten Schwung hievte sich Marcellus aus seiner angenehmen Position und stieg, gefolgt von einem seiner Sklaven, die Treppen zum Palast hinauf. Oben angekommen, ging sein Leibsklave auf die Palastwache zu, während der Patrizier unbeteiligt die Umgebung betrachtete und die Wachen keines Blickes würdigte.


    "Mein Herr, der ehrenwerte Patrizier und Quaestor Consulum Lucius Claudius Marcellus wünscht eine Audienz beim Kaiser."

    Kurz nach dem Antipater die Villa wieder verlassen hatte, betrat Marcellus, gekleidet in seiner Magistratentoga, das Atrium und ging auf seine Besucherin zu. Mit einer recht steifen und zurückhaltenden Haltung begrüßte er sie mit einem Kopfnicken und versuchte sie dabei etwas zu mustern.


    "Willkommen in der Villa Claudia. Ich bin Claudius Marcellus. Man sagte mir, dass du eine Vertreterin des Königreichs Tylus bist und mich zu sprechen wünscht?"

    Eine Vertreterin des Königreichs Tylus? Welchen Grund sollte diese Frau haben, um ihn Aufzusuchen? Mit seinen Aufgaben als Quaestor Consulum konnte es jedenfalls nicht viel zu tun haben – zumindest dachte sich Marcellus dies. Er nickte der Sklavin zu.


    "Ich werde gleich kommen."


    Dann richtete er sich noch einmal seine Magistratentoga und suchte weiter seine Dokumente für den heutigen Tag zusammen, ehe er sich schließlich auf den Weg in das Atrium machte.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    "So einfach ist es leider nicht..... der Kaiser hat mich damit beauftragt, mich um diese Dinge zu kümmern. Da es sich aber nun um einen Fall handelt, der mich selbst betrifft, wollte ich deine Meinung dazu hören.


    Ob wir dies nun gut heissen, oder nicht, wir müssen dies dem Kaiser vorbringen, denn in Abwesenheit eines Praetoren werden alle Fälle vor dem Iudicum Imperialis verhandelt.


    Ich bitte dich also, suche den Kaiser auf und berichte ihm von dem Fall. Meines Wissens und Gewissens hat der Aedil alles richtig und korrekt gemacht. Der Kaiser soll dann selbst entscheiden, ob er den Fall verhandeln möchte, oder nicht!"


    Der Patrizier nickte zufrieden. Eine sehr passende Gelegenheit vor den Kaiser zu treten und so in Erinnerung zu bleiben, wenn es darum ging die Kandidaten für die nächste Amtsperiode zu bestimmen. Seine Bewerbung würde jedoch über den Consul gehen und er hatte vor sie im Anschluss an dieses Gespräch vorzutragen.


    "Gut Consul! Dann werde ich den Kaiser aufsuchen und mit ihm über diese Angelegenheit reden. Gibt es sonst noch etwas, dass ich für dich tun kann?"

    "Ich danke dir Dolabella. Lass sie bitte liegen, ich werde sie mir später ansehen."


    Mit einem kurzen Blick, nahm Marcellus zur Kenntnis, dass seine Tochter die Briefe auf den Tisch legte. Er würde sich zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe damit befassen und sie sich ansehen.


    "Tut mir leid, aber mitnehmen kann ich dich nicht. Ein Magistrat des Cursus Honorum kann bei seinen Amtsgeschäften nicht von seiner Tochter begleitet werden. Ich hoffe du verstehst das. Es ziemt sich auch nicht wirklich, dass eine Patrizierin einer Arbeit nachgeht, aber ich werde mich umhören, ob ich irgendwo eine passenden Zeitvertreib für dich finden kann, wenn dies dein Wunsch ist."

    Marcellus lehrte seinen Becher in einigen großen Zügen und nickte dem Aedilis dann dankend und verständnisvoll zu. Dieser Mann wusste sich einen Fehltritt einzugestehen und die notwendigen Gegenmaßnahmen zu ergreifen.


    "Dann ist diese Sache wohl geklärt Aedilis. Ich bin froh über dein Verständnis und deiner Ehrfurcht vor der Entscheidung unseres Consuls. Ich werde ihm berichten, dass du dich in Zukunft von diesem Cultus und von Pompeius Antipater fernhalten und jedwede Unterstützung ablehnen wirst."

    "Ich persönlich halte diese Anfechtung für eine pure Beleidigung unserer Traditionen, wie sie nur durch einen Peregrinus geschehen kann und würde sie keinesfalls zulassen. Die Strafe gegen diesen Mann wurde von der höchsten Distanz des Cursus Honorum – durch dich, den Consul des römischen Reiches – für richtig erklärt. Wie sollte dann ein Gericht mit einem Magistraten der im Cursus Honorum unter deinem Rang steht, dieses Urteil aufheben können. Ich würde mich an deiner Stelle nicht weiter mit diesem Ausländer beschäftigen."

    "Neve lue rue Marmar sins incurrere in pleoris
    neve lue rue Marmar sins incurrere in pleoris
    neve lue rue Marmar sins incurrere in pleoris


    satur fu, fere Mars, limen sali, sta berber
    satur fu, fere Mars, limen sali, sta berber
    satur fu, fere Mars, limen sali, sta berber


    semunis alterni advocapit conctos
    semunis alterni advocapit conctos
    semunis alterni advocapit conctos


    enos Marmor iuvato
    enos Marmor iuvato
    enos Marmor iuvato


    triumpe triumpe triumpe triumpe triumpe"


    Marcellus war äußerst froh darüber, dass er den Text dieses Liedes noch rechtzeitig auswendig lernen und nun so halbwegs mit seinen Kollegen mithalten konnte. Stolz bei dieser Prozession an vorderster Stelle mit dabei zu sein, stimmte er so gut es ging mit ein.

    "Das denke ich auch. Der Consul sieht die Angelegenheit jedenfalls so wie ich und hat mir in dieser Sache freie Hand gegeben. Ich werde diesem Cultus also in nächster Zeit wohl etwas mehr Aufmerksamkeit schenken als mir eigentlich lieb ist und als erste Amtshandlung alle Magistrate des Cursus Honorum informieren und ihnen nahe legen, sich von diesem Antipater und seinem Kult deutlich zu distanzieren."


    Ohne auf eine einladende Geste zu warten, nahm sich Marcellus einen Becher vom Tablett des Sklaven und wartete, bis auch Durus zugriff. Das ganze Gerede mit dem Aedilis hatte ihn wohl etwas durstig gemacht.

    "In der Basilica habe ich erfahren, dass ein gewisser Ioshua Hraluch eine Anfechtungsklage eingereicht hat. Er lässt gegen das Edikt des Aedilis Curulis M. Tiberius Durus sowie deiner Erklärung dazu vorgehen, welche dieses Edikt gegen Ioshua Hraluch für rechtens erklärt."


    Marcellus übergab dem Consul die mitgebrachten Unterlagen zu diesem Fall. Er wunderte sich jedoch ein wenig darüber, dass der Consul sich für diese Dinge interessierte, da seines Wissens nach das Iudicium Imperatoris die Praetoren zu vertreten hatte.