Beiträge von Lucius Aelius Claudianus Marcellus

    Endlich hatten sie ihr Ziel erreicht und diesen lästigen Magistraten abgeschüttelt. Der Patrizier zupfte sich seine Toga zu Recht, während der Scriba ihn anmeldete und wartete geduldig vorgelassen zu werden. Gemeinsam mit seiner Angestellten betrat er im Anschluss das Officium des Duumvir und grüßte ihn mit einem leichten Kopfnicken.


    "Salve Duumvir. Mein Name ist Claudius Marcellus. Ich bin der neu ernannte Procurator Aquarum für die Regio Italia und bin hier um die Wasserversorgung von Misenum zu überprüfen."

    Nun platzte dem Patrizier endgültig der Kragen. Seine Popillen weiteten sich und ein leichter Rotschimmer war auf seinen Gesicht zu sehen. Eine solche Unverschämtheit und Aufdringlichkeit die dieser Plebejer an den Tag legte, hatte er noch nie erlebt, vor allem da ihn seine Toga eindeutig als Magistraten des Kaisers auswies. Wieder funkelten seine Augen den Plebejer böse an.


    "Ich habe gesagt du sollst machen das du weiter kommst oder du bist längste Zeit Magistrat dieser Stadt gewesen!"


    Mit diesen Worten wandte er sich zum gehen und widmete den Plebejer keines Blickes mehr. Er deutete dem Scriba voraus zu gehen und Maecia ihm ebenfalls zu folgen.

    Marcellus sah wieder zu dem Plebejer, der anscheinend lieber ein Schwätzchen mit ihm halten wollte, als weiterhin den flüchtigen Dieb zu verfolgen. Seine Stimme klang kalt und eingebildet und er fixierte den Mann mit einem durchdringenden Blick.


    "Es ist mir völlig egal wer du bist Plebejer. Ich hoffe nicht, dass alle Magistrate dieser Stadt ihren Dienst an Rom derartig ungeschickt versehen wie du. Und nun solltest du deinen Dieb weiter verfolgen und uns nicht von der Arbeit abhalten."

    Nun wurde es dem Patizier zu bunt. War er hier denn in einem Sanatorium für Geisteskranke gelandet? Nachdem sich immer noch niemand anschickte ihm die Türe zu öffnen, stieß er sie selbst ziemlich schwungvoll auf, sodass sie ziemlich laut gegen die Wagenaußenseite knallte. Er richtete seine Beamtentoga zu Recht und stieg aus dem Wagen. Sein Blick richtete sich zuerst auf den Mann, der eben seine Angestellte umgerannt hatte.


    "Schau das du weiter kommst Plebejer!"


    Mit einer schnellen Bewegung fuhr er herum und sah dann mit genervten Blick zum Scriba.


    "Und du bring uns zum Duumvir! Aber rasch!"

    Etwas verwirrt musterte der Patrizier den jungen Mann, hatte er ja einen seiner Bediensteten erwartet und keinen Fremden. Mit eingebildeter Mine und hochgezogener Nase antwortete er dem Mann.


    "Ich denke nicht! Außer du bist der Duumvir dieser Stadt."


    In diesem Moment trat auch Maecia hinzu, schickte sich jedoch auch nicht an, dem Patrizier die Türe zu öffnen.

    Marcellus ging nach draußen, wo bereits der Wagen auf die beiden Beamten wartete. Der Fahrer wartete bereits, öffnete dem Patrizier mit einer angedeuteten Verbeugung die Türe und ließ ihn einsteigen. Noch bevor Maecia den Wagen erreicht hatte, schloss er sie wieder und sah sie an.


    "Du kannst vorne bei mir sitzen. Der Herr wünscht immer alleine zu reisen."


    Dann ging er nach vorne und stieg auf. Als alles zur Abfahrt bereit war, ließ er die Zügel knallen und fuhr los in Richtung des ersten Ziels der Inspektionsreise – nach Misenum.

    Der Wagen mit den beiden Regiobeamten erreichte am späten Nachmittag die Stadt Misenum. Auch wenn die Fahrt über die holprigen Landstraßen alles andere als angenehm verlief, kamen sie dennoch heil und einigermaßen ausgeruht an ihrem Zielort an. Marcellus überlegte die ganze Zeit hindurch ob es richtig war, den Kaiser um diesen Posten zu bitten. Es war zweifellos eine interessante Aufgabe, aber auch mit einiger Anstrengung und Entbehrung verbunden und für einen Patrizier nicht gerade das wahre. Aber dennoch wollte er zunächst eine Zeit lang versuchen, dass Beste daraus zu machen. Als der Wagen hielt, schob er den Vorhang zur Seite und sah aus dem Fenster. Sie hielten direkt vor dem Praetorium der Stadt. Marcellus wartete ungeduldig, bis ihn jemand die Türe öffnete.

    Marcellus musterte die junge Frau von oben bis unten. Sie gab ihre Fehler zumindest zu und entschuldigte sich dafür – eine Eigenschaft, die den meisten Menschen fehlte. Aus diesem Grund beruhigte er sich auch ziemlich schnell wieder und deutete dann mit der Hand zurück in sein Officium.


    "Du kannst dem Scriba bei tagen unserer Unterlagen helfen. Draußen sollte schon der Pferdewagen auf uns warten."

    Marcellus war an diesem Tag bereits sehr früh in seinem Officium und bereitete die geplante Abreise vor. Er ließ einige Pläne und Unterlagen von einem Scriba einpacken und wartete ungeduldig auf das Eintreffen der neuen Angestellten. Verärgert murmelte er immer wieder, dass sie schon längst da sein sollte und er nicht mehr länger warten wolle. Als der Scriba ihm mitteilte, dass alles fertig gepackt sei, ging der Patrizier auf die große Flügeltüre zu um nach draußen auf den Gang zu gehen. Der Scriba eilte sofort voraus und öffnete Marcellus die Türe, der noch einmal einen seinen Blick durch den Raum schweifen ließ und gleichzeitig nach draußen trat. Als er seinen Kopf wieder nach vorne drehte, konnte er sich gerade noch einbremsen, um nicht mit der jungen Frau zusammenzustoßen, die vor der Türe stand. Er wollte schon zu fluchen beginnen, als er seine neue Aquarius erkannte. Etwas verärgert zogen sich seine Augenbrauen zusammen.


    "Wo warst du denn? Ich hätte nun nicht mehr länger auf dich gewartet!"

    Marcellus erwiderte ihr Lächeln nicht, sondern gab sich ganz erhaben, wie man es von einem Patrizier erwartete. Er atmete, kaum hörbar, tief durch und nickte nur zufrieden.


    "Ich selbst stehe immer sehr früh auf und werde dann direkt zur Curia kommen. Du kannst also morgen Früh jederzeit vorbeikommen um deinen ersten Tag im Dienste des Kaisers zu beginnen."

    Damit hatte sie ihm fürs Erste überzeugt. Der Patrizier nickte zufrieden und kam hinter seinem Tisch hervor.


    "Ich werde mich heute noch um deine Ernennung kümmern und du kannst morgen mit der Arbeit beginnen. Dann werde ich dich einweisen und dir dein zukünftiges Officium zeigen. Ich hoffe du bist Reisefreudig, denn wir werden in der nächsten Zeit ziiemlich viel in Italia unterwegs sein."

    Der Patrizier hob eine Augenbraue und musterte die junge Frau, die ohne umschweife zur Sache kam und ihm nicht einmal genügend Zeit ließ, um sich vorzustellen. Für eine Plebejerin war sie ausgesprochen hübsch, allerdings auch sehr jung. Als sie um einen Posten anfragte brauchte er einen kurzen Moment um darüber nachzudenken, ehe er ihr eine Antwort gab.


    "Ich suche tatsächlich jemanden, der mir dabei hilft eine reibungslose Wasserversorgung der Regio Italia aufrecht zu erhalten und die Wasserwege in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren. Ich brauche allerdings jemanden, der zuverlässig ist und diesen Posten auch für einige Zeit ausüben möchte. Wenn du dir sicher bist, dass du hier mit mir arbeiten möchtest, dann kann ich dich als Aquarius einstellen. Es ist zwar ungewöhnlich eine Frau in diesen Posten zu erheben, aber du wirst hauptsächlich als meine Scriba und rechte Hand fungieren. Dein Gehalt würde 80 Sz. betragen. Bist du damit einverstanden?"

    Marcellus war gerade dabei Misenum angelangt - das erste Ziel seiner Inspektionsreise, dass ihm vor allem der Comes nahe gelegt hatte – als es an der Türe klopfte. Er legte seine Wachstafel beiseite und deutete seinem Scriba, dass er die Türe öffnen sollte. Gespannt wartete er, welcher Besucher sich bereits an seinem ersten Arbeitstag zu ihm verirrt hatte, während der Scriba zur Türe schlenderte und sie öffnete.

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus
    Callidus erhob sich ebenfalls, um Claudius Marcellus noch zu verabschieden.


    > Auf eine gute Zusammenarbeit! <


    Der Patrizier erhob sich und nickte dankend mit dem Kopf. Dieser Aelia schien ganz anders zu sein als der, den er vor kurzem im Palast kennen gelernt hatte. Ihm war allem Anschein nach seine Macht noch nicht derart zu Kopf gestiegen und er wusste, wie man sich zu benehmen hatte. Da fiel Marcellus noch eine Kleinigkeit ein.


    "Solltest du einen Bewerber haben oder jemanden kennen der dir geeignet scheint– ich würde eine Aquarius und einen Scriba brauchen, die mich in meiner Arbeit unterstützen. Schicke ihn einfach in mein Officium. Danke."


    Mit diesen Worten ging er zur Türe und öffnete sie. Bevor er endgültig hinaus trat, verabschiedete er sich noch.


    "Vale Comes!"


    Dann verließ der Patrizier das Officium und machte sich auf, sein eigenes zu suchen.

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus
    > Nun, ich danke dir, dass du mich über deinen Amtsantritt informiert hast und habe vielleicht eine Bitte an dich. In Misenum wurden die Bauten zwar auf Brandsicherheit geprüft und die Stadt erhielt durch die vigiles ein positives Urteil aufgrund ihrer Wasserversorgung, doch wäre mir daran gelegen, wenn auch die piscina mirabilis selbst einmal genauer betrachtet wird, da sie für die Versorgung der ganzen Region bedeutend ist. Es wäre von Vorteil, wenn du dies in die Planungen deiner Arbeit einbeziehen könntest. <


    Callidus hatte das imposante Bauwerk vor Augen, während er mit dem Claudier sprach. Ja, eines der vielen sehenswerten Dinge Kampaniens.


    "Ich werde dies in meine Planungen miteinbeziehen. Danke für die äußerst wertvolle Information."


    Marcellus erhob sich und zog sich seine Toga zu Recht, die ihm als Magistrat des Kaisers auswies.


    "Dann werde ich nun in mein neues Officium einziehen und meine zukünftigen Untergebenen begrüßen. Ich danke dir, dass du mich so freundlich Willkommen geheißen hast und hoffe auf eine gute Zusammenarbeit."

    Wie bereits beim Comes angekündigt, ließ sich Marcellus als erstes die Pläne der Aquädukte aus dem Archiv bringen, die für die Wasserversorgung der Stadt Roma zuständig waren. Ein Scriba brachte die Papyrusrollen in das neue Officium des Patriziers und bereitete sie auf einen großen Planungstisch aus, der in einer Ecke des ziemlich geräumigen Raumes stand. Gleich darauf machte sich Marcellus daran, die Karten zu studieren und seine Inspektionsreise zu planen. Er würde zuerst die wichtigsten Hauptversorgungswege kontrollieren und dann mit den kleineren Aquädukten abschließen. Nebenbei diktierte er den Scriba einige Notizen und Stichwörter, die dieser auf einer Wachstafel verewigte.


    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus
    Callidus nickte.


    > Ich hatte schon die Sorge, dass es zu Schäden an den für Rom lebenswichtigen Adern gekommen ist, von denen ich nichts erfuhr. Dass der Kaiser hier nur der Vorsorge gedenkt, ist natürlich umso umsichtiger von ihm. <


    "Keine Sorge Comes. Zurzeit sieht es nicht danach aus. Sonst hätten wir die Auswirkungen bestimmt schon in einigen Stadtteilen bemerkt. Aber wie gesagt wird es meine erste Aufgabe sein, nach den wichtigsten Aquädukten zu sehen, die unsere Hauptstadt mit Wasser versorgen. Sollte ich dabei irgendwelche Probleme feststellen, werde ich dich das natürlich als einen der Ersten wissen lassen."

    Glaubte dieser Plebejer denn tatsächlich, dass der Kaiser die Zeit hatten um jeden seiner neuen Amtsträger, in dessen zukünftige Aufgaben einzuführen. Ganz zu schweigen davon, dass der Kaiser wohl kaum über jedes Aquädukt im seinem Reich bescheid wusste. Marcellus konnte sich nur wundern, ließ sich aber wie immer nichts anmerken.


    "Es war nicht nötig, dass mir der Kaiser die Aufgaben einen Procurator Aquarum erklärte. Ich bin mir ihrer bewusst. Was den aktuellen Zustand der Aquädukte in unserer Region angeht, so habe ich im Moment keine Informationen. Ich möchte sobald wie möglich eine Rundreise durch Italia starten, um mir selbst ein Bild der Lage zu machen. Sollte ich dabei Hilfe benötigen, so werde ich gerne auf dein Angebot zurückkommen. Ich danke dir dafür."