Beiträge von Lucius Aelius Claudianus Marcellus

    Der Patrizier konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen, als der Comes den Stand der Equites ansprach. Als er ihm nach einem Becher Wein fragte, merkte Marcellus, dass er tatsächlich einen ziemlich trockenen Mund hatte und durchaus einen Schluck Wein vertragen konnte.


    "Zu einem Becher wein würde ich nicht nein sagen Comes. Ich dachte eigentlich, dass dein Scriba dir auch meinen Namen und nicht nur meine neue Funktion in der Verwaltung mitgeteilt hat. Wenn dem nicht so ist, dann bitte ich dich um Verzeihung, dass ich mich nicht selbst ausreichend vorgestellt habe.


    Mein Name ist Claudius Marcellus. Nun wird dir auch klar sein, warum du mich nicht aus den Kreisen der Equites kennst."


    Als der Patrizier seinen Namen sagte, nickte er dem Comes noch einmal begrüßend zu.


    "Und was deine Vermutung mit der andere Provinz betrifft, so liegst du nicht ganz Unrecht dabei. Ich war viele Jahre in Archia und bin vor kurzem nach Rom zurückgekommen."

    Als er vorgelassen wurde und das Officium betrat, sah sich Marcellus um interessiert um. So residierte also der Comes von Italia. Das Officium sah recht gemütlich aus. Mit einem Kopfnicken erwiderte er die Begrüßung des Magistraten.


    "Salve Aelius Callidus! Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen."


    Als er den Namen aussprach viel ihm ein, dass dieser unfreundliche Magister Domus Augusti im Palast ebenfalls ein Aelier war. Er ließ sich jedoch nichts anmerkten und nahm auf einen der Stühle platz, die vor dem Schreibtisch des Comes standen.


    "Wie du von deinem Scriba bestimmt schon erfahren hast, wurde ich vom Kaiser zum neuen Procutrator Aquarum der Regio Italia ernennt."

    Auf dem Weg zu seinem Cubiculum hörte Marcellus Stimmen aus dem Triclinuim der Villa und änderte abrupt seine Richtung um nachzusehen, wem diese gehörten. Als er den Raum betrat, sah er einen alten Mann und allen Anschein nach ein Mitglied der Familie, das er bisher noch nicht kennen gelernt hatte. Er ging auf die beiden zu und begrüßte sie mit einem leichten Kopfnicken.


    "Salvete!"

    Sein erster Weg als neu ernannter Procurator Aquarum führte Marcellus zur Curia Italica, um zum einen beim hiesigen Comes vorstellig zu werden und zum anderen sein neues Officium in den Räumlichkeiten der Curia einzurichten. Er ließ sich von einem der zahlreichen Scriba beim Comes melden und wartete geduldig darauf vorgelassen zu werden.

    Ein mulmiges Gefühl überkam Marcellus, als der Kaiser einige Sekunden, die ihm selbst wie Stunden vorkamen, nicht antwortete. Als er dann schließlich doch gesprochen hatte, verneigte sich der Patrizier erneut vor dem Kaiser.


    "Ich danke dir für dein Vertrauen und kann dir versichern, dass ich dich nicht zu enttäuschen gedenke, so wie dich auch mein Bruder Macrinius nie enttäuscht hat."


    Er blieb in der gebückten und demutsvollen Haltung und wartete darauf, dass ihn der Kaiser entließ.

    Als der Patrizier den Kaiser aus einer der Seitentüren treten sah, atmete er noch einmal tief durch. Noch nie war er dem Mann gegenübergetreten, der ihm damals seine geliebte Drusilla weggeschnappt hatte. Als der Kaiser näher kam folgte eine tiefe Verbeugung von Marcellus und erst als er angesprochen wurde, richtete er sich langsam auf.


    "Mein Kaiser! Ich danke dir, dass du ein wenig deiner kostbaren Zeit für mich aufbringen kannst. Ich möchte auch versuchen es so kurz wie möglich zu machen. Ich habe um diese Audienz gebeten, um dir untertänigst meine Dienste als Procurator Aquarum für die Regio Italia anzubieten. Ich habe lange Zeit in Achia gelebt und mich dort den unterschiedlichsten Studien gewidmet und mir unter anderem auch einiges an Wissen über die Wasserversorgung angeeignet. Es wäre mir eine große Ehre dir dieses Wissen zur Verfügung zu stellen und mich im Zuge der neuen Aufgabe um die Wasserversorgung deiner Hauptstadt sowie der Regio Italia zu kümmern."

    Aufmerksam sah sich Marcellus in der großen Halle um – das Zentrum der römischen Macht, von dem auch einige seiner Vorfahren die Geschicke des Reiches geleitet hatten. Er selbst war zum ersten Mal in der Aula Regia und musste sich eingestehen, dass er doch etwas nervös war. Aber er ließ sich nichts anmerken und folgte dem Scriba erhobenen Hauptes und mit gelassener Mine bis kurz vor den Thron. Als dieser sich dann anschickte wieder zu gehen, sah ihn der Patrizier noch kurz hinterher und widmete sich dann der prunkvollen Einrichtung und den reichlich verzierten Wänden.

    "Ich danke dir Magister. Vale!"


    Der Patrizier unterstrich seinen Dank mit einem kaum merkbaren Kopfnicken. Dann zupfte er noch einmal seine Tunika zurecht, wohl wissend das er in wenigen Momenten dem mächtigsten Mann der bekannten Welt gegenübertreten würde und folgte dann den Scriba weiter in das Herz des Palastes.

    Diese unfähigen Haussklaven hatten es endlich geschafft Marcellus Zimmer so gemütlich wie möglich und nach seinen genauen Vorstellungen einzurichten. Es hatte lange gedauert und viele Anweisungen des Patirziers gekostet, doch nun war es annähernd akzeptabel. Immer noch nicht zu vergleichen mit dem Haus in Archia, aber doch um einiges Besser als ein römischer Durchschnittsbürger. Marcellus kam nach dem Besuch bei der Kaiserin zurück in die Casa und ging ohne weitere umschweife auf sein Zimmer, um die letzten Stunden etwas Revue passieren zu lassen und sich Gedanken über seine Zukunft zu machen. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und sah sich einige Schriftrollen durch, die er ordnete und in das daneben stehende Regal einsortierte.

    Sie hatte es also genossen. Marcellus kam nicht umhin ein strahlendes Lächeln aufzusetzen, blieb ansonsten jedoch völlig erhaben, wie man es von einem Patrizier erwartete.


    "Ich habe es auch genossen Drusilla. Es war mir eine Freude, dich nach all den Jahren so wohlbehalten wieder zu sehen. Sobald es mir möglich ist, werde ich dich wieder besuchen kommen. Bis dahin wünsche ich dir alles erdenkbar Gute."


    Als die Kaiserin dem Patrizier die Hand reichte, nahm er sie auf und führte sie zu seinem Mund, um ihren Handrücken mit einem zärtlichen und sanften Kuss zu bedecken. Dann ließ er sie wieder los und sah auf, als wäre eben nichts passiert. Es folgte eine förmliche Verneigung und ein erneutes Lächeln.


    "Meine Kaiserin!"


    Er nickte ihr noch einmal zu und verließ dann den Raum.

    Der Patrizier ignorierte den letzten Satz des Magisters ohne dabei auch nur ansatzweise seine Mimik zu ändern. So waren die Plebejer nun einmal. Ein einfaches Volk, dass seit jahrhunderten von Eifersucht auf den Adelsstand geprägt war und dabei oftmals vergas, dass es selbst in ihren Reihen bereits etliche Bürger gab, die von ihrem Namen oder ihrer Herkunft profitierten. Marcellus war natürlich der Name des Magisters aufgefallen, der vor dem Officium angeschrieben stand. Die Decima waren ein Musterbeispiel für eine solche Herkunft, die in vielerlei Hinsicht Vorteile bringen konnte. Gelangweilt warf er einen Blick auf den Sklaven, der zur Tür herein kam und hoffte, dass er nun bald die Gelegenheit hatte, mit dem Kaiser selbst zu sprechen.

    Marcellus sah den Plebejer etwas verwirrt an. Wie kam dieser nur auf Hispania? Nun ja. Er würde letztendlich dort hingehen, wo der Kaiser ihn brauchte. Als der Magister ihm einen Stuhl anbot überlegte er ganz kurz. Eigentlich war er ja hergekommen um dies mit dem Kaiser persönlich zu klären, andererseits wusste er nicht, ob sich der Kaiser selbst überhaupt um solche Angelegenheiten kümmerte. Also nahm er vorerst einmal Platz und faltete die Hände in einander.


    "Eigentlich hätte ich da eher an Italia gedacht. Aber natürlich werde ich mich dort hinbegeben wo der Kaiser mich braucht."


    Der letzte Satz fiel ihm nicht leicht. Immerhin wusste er, dass es ein gewagtes Spiel war, auf das er sich hier einließ. Sollte ihn der Kaiser wirklich in eine der Provinzen versetzen, so hatte er keine Chance mehr darauf Drusilla weiterhin zu sehen. Es gab dann kein zurück mehr.

    Diesmal ließ der Patrizier seinen Sklaven am Gang warten und betrat das Officium des Magisters. Als er sich beim betreten des Raumes umsah, musste er feststellen, dass dieser ein ziemlich stattliches Büro hatte, in dem man sich bestimmt wohl fühlen konnte. Dann viel sein Blick auf den Magister und er nickte diesen grüßend zu. Er war wohl kein Patrizier. Dies konnte Marcellus auf den ersten Blick feststellen. Er ließ sich jedoch nichts anmerken und brachte auch gleich sein Anliegen vor.


    "Salve guter Mann! Mein Name ist Lucius Claudius Marcellus und ich bin hier um mich für den Posten des Procurator Aquarum zu bewerben."

    Nach kurzem suchen, hatte der Sklave den Patrizier zum Officium des Magister Officiorum gebracht und klopfte. Wieder hielt sich Marcellus im Hintergrund und wechselte weder ein Wort mit dem Sklaven, noch mit den anderen Menschen, die sich durch den Palast tummelten. Er wirkte etwas in Gedanken versunken und ärgerte sich über die Schickanen, die er aufnehmen musste, um beim Kaiser vorsprechen zu dürfen.

    Marcellus hielt sich dezent im Hintergrund und würdigte die Palastwache, wie bereits bei seinem letzten Besuch, keines Blickes. Stattdessen drehte er sich um und ließ seinen Blick über die Stadt schweifen. Der Sklave führte unterdessen das Gespräch mit dem Prätorianer fort und antwortete Freundlich.


    “Er bekleidet zur Zeit kein Amt, ist aber gekommen um sich beim Kaiser um eines zu bewerben.“

    Wieder einmal hatte sich der Patrizier in seiner Sänfte zum Palatin bringen lassen. Doch heute war er nicht hier um die Kaiserin zu besuchen, sondern um beim Kaiser selbst um eine Audienz zu bitten. Die Sklaven halfen ihm aus der edlen und gut ausgepolsterten Sänfte und Marcellus betrat die Stufen zum Eingang des Palastes. Kurz bevor er oben ankam, eilte wieder ein Sklave, der bis her wenige Schritte hinter ihm gegangen war, nach vor zur Palastwache, um seinen Herren anzumelden.


    "Salve! Mein Herr, der edle Patrizier Lucius Claudius Marcellus wünscht eine Audienz beim Kaiser."

    Zitat

    Original von IULIA ULPIA DRUSILLA
    "Ja. Habe ich. Nicht nur einmal."
    Doch als sie die Worte ausgesprochen hatte, bemerkte sie erst, wie sie von ihm vielleicht interpretiert würden, und versuchte die Bedeutung abzuschwächen.
    "Wir hatten immerhin eine schöne Zeit."


    Für einen kuren Moment wirkte Marcellus geistesabwesend und war tief in seinen Gedanken versunken. Wieder kamen einige wundervolle Erinnerungen an früher in ihm auf und es erfüllte ihm mit großer Freude, dass auch Drusilla von einer schönen Zeit sprach, an die sie sich anscheinend ebenfalls gerne zurückerinnerte.


    "Das war sie in der Tat."


    Er sah kurz zu Boden eher er weiter sprach.


    "Ich denke, ich habe dir nun genug Zeit gestohlen und werde mich mit deiner Erlaubnis zurückziehen. Vielleicht finden wir ja in den nächsten Tagen wieder etwas Zeit für ein kleines Gespräch unter alten Freunden."