Beiträge von Decimus Artorius Corvinus

    Zum seinem Glück wusste die Kleine nicht, dass er nur auf das Geradewohl hin geschätzt hatte. Ob es ins Ziel war, wusste er aber nicht, aber zumindest hatte er nun einen Namen, damit ließ sich etwas anfangen. Cicinne. Ein schöner Name, befand er.


    "Wie gesagt, du hast die Wahl. Entweder die Cohortes Urbanae oder ich." Und schon wieder kam dieses schlechte Gefühl in ihm hoch, er fühlte sich gemein, was aber sicher daran lag, dass dieses Mädchen so wundervoll dem Kindchenschema angepasst war. Nein nein, Corvinus, lass dich nicht von deinem Gewissen übermannen. So lässt sich nichts gewinnen und die kleine war schön und konnte ihm somit bestimmt noch von Nutzen sein.


    Corvinus war weder ein großer Mann, noch ein Berg an Muskeln, aber unter dem beigen Stoff der Toga verbargen sich doch die Kräfte des Ringers, der er einmal war und der er immer noch war, so es denn sein musste. Er war versucht, sie einfach zu packen und über seine Schulter zu werfen, aber das wäre nun nicht wirklich nicht angemessen gewesen und hätte seine Frau das gesehen, hätte sie das unter Umständen falsch auffassen können.


    "Es ist simpel, du wirst für mich arbeiten, bis du diese Schuld, die du durch diesen versuchten Raub bei mir verursacht hast, beglichen hast. In der Zwischenzeit kann ich dir Essen und Logie bieten - für deine Arbeitskraft. Ein gerechter Tausch, wie ich finde."


    So versuchte er mit beiden Händen ihre Hände zu fixieren und sie eingehend und eindringlich anzusehen - und mit etwas Empathie würde ihr wohl klar werden, dass er sie wirklich nicht in sein Cubiculum schaffen wollte, sondern tatsächlich zum arbeiten brauchen würde.

    Zitat

    Original von Cicinne
    Nun da sie aus seinen Worten raushörte, dass er annahm, dass sie eine Sklavin war flackerte etwas in ihren Augen auf. Es war nur für wenige Sekunden zu sehen, aber es war da. Man würde sie sicher demnächst suchen, aber sie hatte sich das nicht alles so vorgestellt, als sie beschloss zu gehen und sich hier durchzuschlagen. Zwar waren ihre Gedanken immer wieder bei Curio, aber es war alles so verzwickt, dass sie völlig abgeschaltet hatte und eine Kurzschlußreaktion folgte auf die nächste, wie wohl auch jetzt, als sie anfing sich gegegn den Mann zu wehren der sie immer noch festhielt und ihr auf die eine oder andere Weise ziemliche Angst bereitete oder zumindest ziemliches Unbehagen.
    "Lass mich einfach los ich gehöre niemanden und wenn doch würde ich es dir nicht sagen" versuchte sie sich rauszureden und vor allem aus seinem Griff zu befreien.


    "Nein." entgegnete er nun eine Spur ungnädiger als zuvor. Schließlich war sie die Missetäterin hier, nicht er. "Es ist simpel, solange du nicht sagst, wer du bist oder zu dem du gehörst, wirst du hier in der Casa Artoria verbleiben. Ich habe nicht vor, so ein Verhalten zu dulden." Als sie sich wehrte, packte er wie automatisch ihre Handgelenke mit festem Griff um ihr mit leicht geengten Augen in die ihren zu blicken. "Also - wie ist dein Name und zu wem gehörst du, Mädchen?"

    "Ohja, die Geschäften gehen gut. Der Wein scheint den Leuten zu schmecken...", merkte er mit kurzem Schmunzeln an, als er ihren Blick gen Helena und Vitamalacus bemerkte und ließ kurz eine Redepause wirken, um vergnügt den Kopf leicht abzusenken. Schließlich fuhr er fort. "Ich danke dir. Hoffentlich unterhältst du dich auch genug?"


    Mit der ausgestreckten Hand deutete er gen Crassus, der von den beiden Frauen umschwärmt wurde wie begehrter Nektar von den Bienen. "Was soll man dazu nur sagen. Frauen und die inneren Werte, nicht wahr?", grinste er kurz vergnügt und prostete der Senatorin zu, um schließlich an seinem Wein zu nippen.


    Die Krönung des Rex vini nahm er schmunzelnd hin und überschlug in seinem Kopf die Zahlen, wieviel Wein aus seinem Kelter an diesem Tag wohl schon geflossen sein mag. Und wieviel noch fließen wird. Bei Bacchus, bei Iuppiter, was für ein Erfolg für seinen Wein. Und irgendwie, ein ganz klein wenig, war er froh, dass Worte wie Marketingmanagement noch nicht geschaffen waren.

    Kurz rieb er sich verlegen den Nacken und sah auf den Tisch, eher sinnierend und biß sich dabei leicht in die Unterlippe. "Mhh.. ich glaube, vier bis Monate müssten es noch sein bis dahin, wenn meine Berechnungen richtig sind. Aber die sind ohnehin nur wage.."
    Schließlich nickte er ihr erneut zu, aufrichtig lächelnd.
    "Ich danke dir. Ich bin wirklich gespannt, wie sich Misenum seit meiner Jugend weiter entwickelt hat. Und vielleicht kann ich diesem Epulo ja mit weisem Rat beiseite stehen, aber das wird man sehen - schließlich kenne ich ihn noch nicht."

    "Nein, ich habe leider keine Ahnung, dazu musst du wohl Sergius Epulo befragen. Ich muss zugeben, es ist mehr, das mich nach Misenum zieht. Unter anderem... die Ruhe und Behaglichkeit von Campania, wo Hypathia und ich unser Kind aufziehen wollen. Die Straßen von Rom halte ich da nicht wirklich für geeignet. Meine Familie, die Väter meiner Väter haben ihre Wurzeln in Neapolis, Capua und Misenum... und es wird Zeit, als Artorier meine Wurzeln zu finden, falls du verstehst." Ein flüchtiges Lächeln, vielleicht sogar ein zurückhaltendes, zierte seine Lippen, ehe er wieder zu ihr hoch sah.
    "Wie gesagt, ich wollte es nicht ohne deine Erlaubnis machen, damit für dich nicht zuviel Arbeit anfällt... auch wenn mir die Vorstellung, dich mit Dio alleine zu lassen, nicht wirklich gefällt."

    "Nein, keine Probleme. Alles ist abgearbeitet, die Bauaufsicht erledigt und die Marktaufsicht geht wie von alleine, aber danke der Nachfrage..." Er trat langsam etwas näher und lehnte sich gegen den Stuhl, die Hände auf die Rückenlehne legend. "Es geht um etwas anderes. Vielleicht hast du es schon gehört... Sergius Glabrio ist vor kurzem verstorben und in den elysischen Feldern eingezogen. Nun ist der einzige ranghöhere Vertreter in Misenum Sergius Epulo... und da würde sich mir die Möglichkeit eröffnen, nach Misenum zu ziehen um die Verwaltung zu stützen. Nur wollte ich das tunlichst nicht ohne dein Einverständnis machen."

    Ahh, endlich sah er seinen Cousin, von dem er so manchen Brief lesen durfte. Und Kameraden hatte er auch mitgebracht. Nunja, das dürfte ja heiter werden - und gesellig. Mit prüfendem Blick musterte Corvinus die Soldaten und nickte den Soldaten zu, ihnen mit einem lauten "Salvete!" zugrüßend. Als er seinen Blick schweifen ließ, bemerkte er, dass er viele Leute zu begrüßen hatte und das würde nun etwas anstrengend werden. Doch er begann bei jener, die ihm an nächsten stand, Tiberia Livia, die anscheinend gerade von seinem wissbegierigen Cousin Imperiosus 'bedrängt' wurde. Schmunzelnd steuerte Corvinus auf die beiden zu, Hypathia dezent am Arm führend.


    "Salve Tiberia Livia, es ist mir eine Freude, dich zu sehen. Darf ich dir meine bezaubernde Gemahlin vorstellen? Artoria Hypathia. Hypathia, dies ist die ehemalige Praetrix, für die ich in der Basilica Ulpia arbeiten durfte, Tiberia Livia."


    Für einen kurzen Augenblick suchte sein Augenpaar nach Callidus und als er dessen gewahr wurde, wanderte es weiter und seine Lippen formten sich zu einem dezenten Schmunzeln, als er den alten Schwerenöter bei einer hübschen Frau sah, die ihm bekannt vorkam. Ah, das war doch die Gattin von... das Schmunzeln verbreiterte sich etwas, ehe er vor Tiberia Livia sein Haupt sachte neigte.

    Nachdenklich trat Corvinus gen Officium von Helena und klopfte leicht mit den Knöcheln gegen den hölzernen Türrahmen. Wieviele Stunden er nun schon hier verbracht hatte und wie wenig produktiv dies nun war. Zu schade. Zumindest hatte er sich in letzter Zeit ausgiebig um die Bau- und Marktaufsicht in Ostia gekümmert.


    "Salve Iulia Helena, hättest du einen Augenblick für mich Zeit?"

    "Ja, das ist etwas unschön. In meiner Gens sind die meisten Anhänger der Purpurea. Vielleicht kann ich noch den einen oder anderen dazu bewegen, sich zu uns zu gesellen... Aber für mehr Anhänger sollten wir auch Erfolge verzeichnen können, denke ich. Oder an den Sportsgeist der Leute appellieren, was aber wohl weniger fruchten wird. Ich werde versuchen, ein paar Leute für uns gewinnen zu können - aber vor den nächsten Spielen werden wir wohl kaum nennenswerten Zulauf gewinnen können.", meinte Corvinus und hob die Schultern dezent an.

    "Das... klingt wundervoll. Du musst wissen, meine Frau Hypathia erwartet ein Kind und egal ob es nun ein Junge oder ein Mädchen wird, ich möchte es auf dem Lande aufgezogen wissen und nicht.. in Rom.. mit den seltsamen Gerüchen und teils fragwürdigen Gestalten.
    Aber... ich halte dich von deiner Arbeit ab, bitte verzeih."
    Er schmunzelte und senkte schuldbewusst für einen Moment sein Haupt.
    "Ich danke dir für deine Zeit, Aelius Callidus."

    "Ich werde das mit ihr besprechen und denke nicht, dass sie großartig Einwände haben wird.
    Ja, mein Gut ist in Neapolis.. in Misenum war ich leider schon länger nicht mehr. Ich hörte, du stammst von dort.. ist es dort noch immer so schön, wie es einst war? Außerdem würde es mich freuen, ein wenig bei der Weinlese mitarbeiten zu können."

    Er musste ein wenig schmunzeln, auch ob der traurigen Nachricht. Ihm ging kurz der Gedanke an gewittrige Sommernächte und Weinberge durch den Kopf.

    Corvinus spürte die Verzweiflung und schon tat sie ihm schon wieder fast leid, aber er wusste, wie gut Frauen mit Gefühlen spielen konnten. Nein, er durfte es ihr nicht durchgehen lassen und so fixierte er sie weiter, zumindest mit den Blicken. Mutig war sie und trotzig auch und irgendwie imponierte es ihm. Ob sie gebildet war? Nein, wohl eher nicht. Aber sie würde sich in den Mänaden hübsch machen, zumindest als Bedienung.


    "Ich möchte wissen, wie du heißt oder wem du gehörst.", erwiderte er trocken und ohne zurück zu weichen. Er erlaubte sich kurz, ihren Duft aufzunehmen - natürlich ohne es sie merken zu lassen. Nein, wie ein Gossenmädchen wirkte sie wirklich nicht. Aber warum wehrte sie sich so dagegen? Ob sie Angst vor ihrer familia hatte? Vor ihrem Herren? Schwer zu sagen.

    "Komplett? Nun... die Verwaltung in Ostia ist voll besetzt. Wenn es dein Wunsch wäre, würde ich nach Misenum gehen und die dortige Verwaltung stützen.", bot er ihm an. Tatsächlich wollte er wieder einmal nach Campania.


    "Es ist zwar ein weiter Weg, aber es ist in Campanien, und meine Vorfahren stammten von dort, soweit ich weiß, steht in Misenum sogar noch die alte Casa Artoria. Es wäre nicht viel Aufwand, sie zu restaurieren... und ich denke, meine Frau hätte auch nichts dagegen. Ich müsste es nur mit Iulia Helena absprechen, denn ich denke, sie wäre nicht so begeistert, würde ich sie mit Octavius Dio wortlos alleine lassen.", rechtfertigte er sich. Denn der Gedanke, nach Misenum zu gehen, gefiel ihm irgendwie.

    "Ich habe einen Kurier nach Misenum geschickt, um Sergius Glabrio eine Nachricht zu überbringen.. anscheinend dürfte sein Tod nicht lange zurückliegen. Er bekam etwas Geld dafür, dass er die Nachricht des Todes übermittelt, von Sergius Epulo. Du wirst ihn wohl von der Curie her kennen - oder von der Rostra, wo er zuletzt noch Reden schwang, um als Quaestor Provencialis zu kandidieren. Es tut mir sehr leid, dass ich es bin, der dir diese Nachricht überbringt. Wart ihr gar befreundet?"


    Nicht minder nachdenklich faltete er die Hände zusammen.

    "Ich danke dir, Aelius Callidus." Womit er durch die Türe trat und sich auf einen Stuhl setzte, die Hände bedächtig übereinander legend.
    "Leider ist der Grund meines Besuches nicht erfreulicher Natur. Ich... habe heute morgen erfahren, dass Sergius Glabrio, der Duumvir von Misenum, verstorben ist."

    Nun gut, er kannte ihn kaum. Eigentlich gar nicht, aber es gab so etwas wie Respekt vor den Toten, also wollte er die Nachricht schnell übermitteln, um den armen Kurier zu entlasten. So pochte Corvinus an den Türrahmen des Officiums des Comes.

    Wieder musste er blinzeln. Fünfzig. Er hatte sich tatsächlich nicht verhört und fünfzig gehört? Und nun hielt er sie auch noch in den Händen. Rasch dankte er dem Sergier, lächelte überglücklich und ging zu seinem Pferd, um weiter brav seinen Dienst zu tun.