Beiträge von Decimus Artorius Corvinus

    "Das liegt bestimmt an der Toga.", wisperte Mirjam lächelnd zu Ioannis, der sich nur durch ein Schmunzeln verriet. "Bestimmt.", erwiderte er leise und hielt sich bedeckt, damit man sie nicht entdeckte, bis einer der Sklaven die Weinbecher brachte und sie verwundert zu Detritus und Corvinus blickten, um den Beiden höflich zuzuprosten und dann auf den Herren anzustoßen.


    Corvinus nahm den Becher und hob ihn an, um - wie es sich wohl gehörte - einen Trunkspruch auszusprechen. "Ich danke dir aufrichtig, Detritus - und hoffe auf eine gute Zusammenarbeit, wie früher in der Curia, die so... abrupt aufgelöst wurde. Mögen uns die Götter wohlgesonnen sein.. und auch unserem Patronus. Auf uns und Italia."

    "Aber sicher doch.", entgegnete Corvinus und musste kurzzeitig grinsen, wusste er doch um die Nächstenliebe, die Detritus dem Germanicer Avarus entgegenbrachte. "Bestanden mit einer Diploma bei Magister Avarus und wahrscheinlich der Einzige im ganzen Cursus, der auch wirklich gelernt hat, weil er sich nicht das nötige 'Kursgeld' leisten konnte." - Natürlich sagte er das nur mit der nötigen Prise Sarkasmus, denn er wollte nun nicht zu Hasstiraden aufrufen. Aber es hatte etwas von einer vergnüglichen Wahrheit, die ein wenig wie Pfefferminzsauce zu Wildschwein schmeckte.

    Durch Zufall. Der Mundwinkel des Artoriers hob sich leicht, um sein Lächeln auszudrücken, doch dann kam er auf die Casa Artoria zu sprechen. Ein Einwand? Corvinus wedelte mit der Hand, eine abtuende Geste, um zu verwirklichen, dass dies nicht wirklich etwas zu bedeuten hätte.


    "Ich habe mehrere Bauhütten, Detritus. Einer meiner Poliere kümmert sich vorrangig um die Casa Artoria, um sie in neuem Glanz erblühen zu lassen, aber ich kann mich anderweitig ohne Probleme um die Provinz kümmern.. das soll keine Sorge sein. Außerdem ist es wohl momentan der einzige Posten in Italia, der für mich geeignet wäre." Er zwinkerte ihm schmunzelnd zu und sah dann nebenbei flüchtig zu seinen beiden Sklaven, die brav nebeneinander saßen und miteinander wisperten.

    Der Artorier nickte dem Senator zu und reichte ihm die Hand, um den Gruß zu erwidern.
    "Salve Detritus, es ist eine Freude, dich zu sehen. Einer der Scribae aus Misenum brachte mir das Schreiben nach Rom.. ich verweile seit einigen Wochen hier, um mich um den Neuaufbau der Casa meiner Familia zu kümmern. Sie scheint von irgend jemandem abgebrannt worden zu sein, die Götter allein wissen, warum. Aber verzeih - ich rede schon wieder zuviel. Danke, die.. Reise war angenehm. Ich sehe, du hast dich gut gemacht, hmm?"


    Mirjam, die junge Sklavin, sah bei dem kurzen Blickkontakt des Senators zu ihr, beschämt zu Boden, während der Schreiber des Artoriers die Augen etwas engte und seine Schreibtafel mit dem Blick fixierte.

    Corvinus bedeutete den Sklaven, sich auf einfache Bänke zu setzen - wie es sich für Sklaven gehörte, während er sich aufrecht auf eine der Klinen setzte, um auf Detritus zu warten. Senator war er schon.. Corvinus fühlte sich alt. Und vor allem, als hätte er viel Zeit vergeudet. Der Blick seiner Sklavin lag auf ihm und er seufzte tonlos - seine Frau hatte ihm dieses Weib als "Stilberaterin" mitgeschickt und darauf bestanden, dass sie dafür sorgte, dass er sich auch gut kleidete. Er war ein Mann der Stoa, der Einfachheit und der Technik - am besten so praktische Kleidung wie möglich, aber das wusste diese Sklavin zu verhindern. Er trug eine Toga. Eine Toga. Das Ding war ja dermaßen unpraktisch. Aber so saß der ehemalige Duumvir auf der Kline und wartete gedankenverloren auf seinen Gastgeber.

    Begleitet von zwei Sklaven - einer hübschen Frau und einem jungen Mann, der eine Schreibtafel und einen Griffel bei sich führt - kam der Artorier bei den Octaviern an. Die Familie war als ziemlich wohlhabend bekannt und da wollte er nicht unbedingt geizen - aber auch nicht prahlen. Sänften verabscheute er ohnehin, also kam er zu Fuß. Ein paar ausgetauschte Seitenblicke, ein paar sorgfältige Griffe der Sklavin an der Toga Corvinus' und ein wenig Gemauschel folgten, ehe der Sklave an die Türe pochte.


    "Salve! Mein Dominus, Decimus Artorius Corvinus, wurde von Lucius Octavius Detritus geladen, um bei ihm vorzusprechen."

    "Wenn du mir noch sagst, wo ich sie legen lassen soll...", begann er und sah nachdenklich auf den Boden. "Wenn ich meine Leger zu Höchstleistungen antreibe, dann werden sie es bis Ende der Woche schaffen. Das ist durchaus zumutbar. Ich werde sie großteils selbst überwachen dabei... bin nur kurz absent bei Octavius Detritus, um für eine neue Stelle vorstellig zu werden. Bin schon viel zu lange als Duumvir in Misenum." Er musste schmunzeln und skizzierte eine sich öffnende Muschel mit einer Figur darin, die wohl eine Venus darstellen sollte, während er langsam nickte.


    "Hast du eigentlich etwas vom Brand der Casa Artoria gehört? Zum Glück kamen im Feuer keine meiner Familienmitglieder um und auch die Sklaven wurden nicht verletzt. Aber die Casa wurde bis auf die Grundfesten niedergebrannt, wirklich ärgerlich."

    Ein sehr einfach gehaltenes Schreiben erreicht den Postkasten der Gens Octavia.


    D' ARTORIUS CORVINUS DUUMVIR MISENI
    SENATORI L' OCTAVIO DETRITO S.D.


    Ich grüße dich, Octavius Detritus.


    Vor kurzem erst erfuhr ich von deiner Erhebung in den Stand des Senators und zur Beförderung zum Curator Rei Publicae und möchte dir dazu herzlich gratulieren.


    Doch mein Anliegen ist ein anderes. Seit nunmehr drei Amtsperioden lenke ich die Geschicke Misenums - und das nicht zum Schlechten, mein Freund. Seit ich in Misenum bin, konnte ich mich in Kampanien als Bauherr etablieren und sehe mich durchaus konkurrenzfähig. Vor langem schon wurde ich in den Stand des Decurios erhoben und langsam möchte ich nach Höherem trachten.


    So kam mir zu Ohren, dass du noch keinen Architectus hast, der dir bei der Planung der Infrastruktur Italias beisteht. Natürlich bin ich mir bewusst, dass der ehemalige Architectus provencialis und Architectus urbi dazu keine Hilfe benötigen würde, ganz im Gegenteil, dennoch will ich es wagen, da ich mir vorstellen kann, wie viel Arbeit dich - als neuen "Provinzherren" über Italia - nun erwarten wird. Doch ich verfalle in viele Worte und mein Papyrus ist kurz - und möchte dich lieber um ein persönliches Gespräch ersuchen.


    Vale bene


    D'Artorius Corvinus

    Es war diese gewisse Art von Schmunzeln, die die Lippen des Artoriers umspielte. Nicht streng, nicht böse.. eher 'wissend'. Und er nickte ihr zu, während er ihr still den zweiten Apfel hinhielt und damit auch darbot. "Mädchen.", begann er und atmete tief durch. "Du bist mein Besitz. Aber damit bist du nicht völlig rechtlos. Du stehst nun unter meiner Patria potestas, wie es ein.. hmm... Kind tun würde. Für deine Taten stehe ich gerade, du arbeitest für mich, dafür beschütze ich dich auch. Für barbarische Arten der Sklaverei habe ich nichts über. Schlagen würde ich dich.. nicht wirklich. Außer bei äußerst schlimmen Vergehen. Oder traust du es mir zu?" Der Blick Corvinus' hatte etwas füchsisch listiges an sich, wie er aus den Augenwinkeln zu ihr sah.
    Dann schlug er den Weg in eine Seitengasse ein. "Lass uns erst einmal heimgehen. Dann zeigst du mir, was man in deiner Heimat zu Abend isst."

    Das Mädchen tat ihm leid und seine Sklavin Cinya konnte eine gleichgesinnte Gefährtin bestimmt gebrauchen. Die angebotene Sklavin war recht hübsch anzuschauen, doch sie zitterte - kein Wunder. Der Regen nieselte ihm in das dichte, schwarze Haar und er mochte es, anscheinend im Gegensatz zu ihr. 400 Sesterzen klang nach einem vernünftigen Angebot und so ließ er es sich nicht nehmen, die Hand zu heben.


    "400 Sesterzen.", meinte er lethargisch und verschränkte die Hände dann wieder auf dem Rücken.

    "Hmmm.", machte er, betrachtete sie noch kurz und nickte dann. "Ich möchte nämlich, dass du meinen Haushalt hier in Rom führst." Er gab einem Händler ein As und nahm sich zwei Äpfel von dessen Stand, ihr einen der beiden entgegen haltend. "Hast du Hunger?"
    Nicht, dass er es sich nicht vorstellen könnte, wie es sein musste, als Sklave zu dienen. Aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum man sich dagegen auflehnen sollte. Oder gar trotzig sein. Aber wenigstens war in ihren Augen nicht das Feuer der Leidenschaft erloschen - denn sie gab noch Widerwort.


    "Einen Haushalt zu führen, heißt auch, auf dem Markt einkaufen zu gehen und solche Dinge..", fuhr er langsam fort, "das heißt du wärest ziemlich frei zu tun, was du willst. Könnte ich mich denn verlassen, dass du nicht weg läufst? Ich habe noch einen anderen Sklaven hier, Ioannis heißt er. Du wirst ihn bestimmt mögen."

    Zwischen den Frauen gefangen, sah er sich hier als wirkliches Opfer. Die eine plusterte sich auf, die andere plusterte sich ab - klar, eine Sklavin, aber doch kein dummes Stück Fleisch. Erst drückte er der kleinen Dicken das umstrittene Kleid in die Hand und dann sah er zu Cinya. Mit den Augen rollend, griff er nach einer griechischen Stola und zwei Peplos, präsentierte sie ihr kurz und zahlte dem Händler schließlich, was er dafür haben wollte. Der faselte irgendetwas von "Mode aus der vorigen Saison", wofür Corvinus allerdings kein Ohr mehr hatte.
    "Das besprechen wir zuhause.", meinte er und erwiderte den starren Blick der kleinen Sklavin, ehe er ihr das Paket mit den Kleidern in die Hände drückte und ihr deutete, wieder mit ihm mitzumarschieren.
    "Nicht, dass ich dem Sklavenhändler nicht trauen würde...", begann er und musterte sie von der Seite her. "Aber was... kannst du nun eigentlich? Auf die Weinberge zur Weinlese möchte ich dich eigentlich nicht schicken."

    Ein Magistratus, ein Scriba und 4 Vigiles, die die beiden beschützten (es kam öfters zu unliebsamen Übergriffen in Kampanien) schritten den Markt auf dem Forum entlang und betrachteten dann den Tisch mit den Kirschen. Pikiert mit einem Griffel in den Fingern, ging er eine Liste auf einer Wachstafel durch, dann stapfte er auf den Stand zu.


    "Salve.", begann er. "Verzeih, aber hast du eine Genehmigung, die Kirschen auf dem Markt zu verkaufen?

    Wie eng geschnitten das Kleid war, sah der Artorier auch erst, nachdem das Kleid ausgebreitet war. Vielleicht war das ja doch zu gewagt und er zuckte mit den Schultern, als plötzlich eine kleine dickliche Frau einen Schwall Wörter auf ihn losließ, der wohlige Erinnerungen an den Fischerhafen in Misenum zurückließ. Gute Güte, die hatte Wörter drauf, die hätten selbst die Lupae in den Lupanaren erröten lassen.
    "Sei still, Weib.", brummte er mit seiner typischen Bassstimme zum Weib - höchst phlegmatisch, ein Schutzmechanismus, den man sich anzulegen pflegt, wenn man öfters mit dem liebsten Weibe einkaufen geht.
    "Das Mädchen ist mein Besitz und ich denke nicht, dass du dir meinen Unmut zuziehen willst." Verdammter Beschützerinstinkt.
    Beschützend legte er die flache Hand auf Cinyas Rücken, zwischen die Schulterblätter.


    Ffffump. Es dröhnte etwas und der Artorier musste den Kopf schütteln, denn er sah ein paar Sterne - die Handtasche, die ihm über die Rübe gezogen wurde, war wohl ein wenig beschwert gewesen. Er suchte sofort nach der Missetäterin und ward auch recht rasch fündig. "Unmut?!", gackerte sie und sah ihn drohend an. Mit dem Blick. Dem Blick. "Mein Mann ist Centurio bei den Vigiles!", plusterte sich die Henne auf und starrte ihn an wie ein feindseliges Gerstenkorn.
    Mit einem Seufzen sah Corvinus zu Cinya. "Such dir etwas auf dem Tisch aus, ja?" Dann machte er einen Schritt auf die Frau zu.

    "Das ist mein Kleid!", tönte es empört piepsig von links und Corvinus schwenkte den Blick. Zwei Römerinnen stemmten die Hände in die Hüften und starrten einander an, wie zwei Wölfinnen die ihre Beute verteidigen wollten. Doch sie machten einen wahrlich fatalen Fehler: Sie ließen das Kleid liegen, während sie sich bezeterten und Handtäschchen kreisen ließen wie balearische Kampfschleuderer. Corvinus schlich sich an ihnen vorbei und machte einen nicht minder fatalen Fehler: Er griff sich das Kleid und betrachtete es. Das Kleid an den Schultern festhaltend, ließ er den Stoff nach unten fließen und hielt es musternd neben Cinya, während die beiden Wölfinnen - pardon, Römerinnen - ihn mit geengten Augen anstarrten.


    "Gefällt es dir?", fragte er Cinya und lehnte sich dabei ein wenig gegen den Stand. An seiner Kleidung war ohnehin anzusehen, dass er selbst auch nicht gerade ein Anhänger des Prunkes war, sondern Kleidung bevorzugte, die durch einfache Eleganz bestachen. "Wenn nicht, dann such dir zwei Kleider aus. Du sollst doch nicht wie das schlimmste Abbild eines Barbaren herumlaufen müssen, sonst glauben die anderen Römer dieses Klischee noch." Er grinste und duckte sich keinen Moment zu spät, um einer fliegenden Handtasche auszuweichen.

    "Mhhh.", machte der Baumeister und fischte mit der Hand nach seiner Tasche, um sich die Papyrusrollen aus dem Beutel zu ziehen - und einen kleinen Kohlestift. Nacheinander zeigte er seinem Patron die diversen Entwürfe der Venus und des Mars, dann schien er nachdenklich, drehte einen Papyri um und begann mit dem Kohlestift darauf herumzukritzeln. "Ein Skorpion.. das Zeichen der Prätorianer.", meinte er gedehnt, während er mit wenigen Strichen einen Skorpion mit angriffslustig gerecktem Stachel skizzierte. Darüber kam die Figur eines gewaltigen Kriegers, das Pilum in der linken, die rechte Hand schützend über den Skorpion gehalten. "So etwas in der Art?", fragte er und hielt Crassus die Skizze hin. "Es ist nicht perfekt, aber für den Entwurf habe ich dann ja meine Künstler und Mosaikenleger."