Beiträge von Iulia Helena

    Sachte schmiegte sie sich in seinen Arm, genoss das Gefühl der Geborgenheit und Ruhe, das er ihr damit zu vermitteln vermochte, und in ihrem Inneren herrschte in diesem Augenblick eine seltene Zufriedenheit, die weder von Sorgen noch von der allgegenwärtigen Überlegung erreicht werden konnte, welche sich mit dem Schicksal ihrer Stadt Ostia befasste. In diesem Moment war alles weit weniger wichtig, und sie schwieg eine Weile zufrieden, atmete den so seltsam vertrauten Geruch seines Körpers, gemischt mit seiner Uniform, ein und ließ sich vom sanften Schwanken der Sänfte einlullen.


    "Es ist ein recht anrüchiges Fest," sagte sie schließlich und lächelte dabei vor sich hin. "Immerhin wird dabei erwartet, dass die Frauen vor allem wegen der kräftigen Körper der Gladiatoren dort erscheinen, um sich eine Nacht lang mit ihnen zu amüsieren - durchaus körperlich amüsieren. Und Du entführst eine ehrbare Witwe in eine solche Festivität?" Ihr Kopf hob sich an und Helena blickte in die Augen ihres Begleiters, wenngleich die ihren schalkhaft dabei aufblitzten.


    "Das läßt übles darüber vermuten, was Du heute mit mir vorhaben könntest, ich hoffe, ich komme wieder unbeschadet und bekleidet nach Hause," neckte sie ihn weiter und ließ eine Hand auf seiner Brust ruhen, sich nicht aus seinem Arm dabei lösend. Zumindest für den Moment erschien ihr die Arbeit eines Ädils durchau als erstrebenswert, wer sonst hatte schon die Pficht dazu, auf einem solchen Fest zu erscheinen und sich zu zeigen? Doch dass er seine Schwierigkeiten damit haben mochte, diese Pflicht auch zu genießen, war kaum zu übersehen, es hätte auch nicht wirklich zu seinem bisherigen Verhalten gepasst.

    "Wer muss denn schon arbeiten, um Geld zu besitzen!" zickte die hagere Frau in Helenas Richtung zurück, was die Iulierin nur kurz lächeln ließ, bevor sie sich abwandte. "Selbst unser göttlicher Kaiser arbeitet jeden Tag zum Wohle des Reiches und gibt uns dadurch ein leuchtendes, wichtiges Beispiel. Der Müßiggang ist nichts für uns Römer, er macht uns nur faul und ..." ein Blick der Duumvir streifte den bemitleidenswerten 'Müffi', "...fett." Damit folgte sie endgültig ihrem Begleiter nach draußen und atmete durch. Die Luft war nicht unbedingt besser als im Inneren des Schmuckstandes, aber deutlich frischer, vor allem hatte die Rittersgemahlin ein furchtbar penetrantes Parfum aufgelegt gehabt, das innerhalb kürzester Zeit den Raum dominiert hatte - und wenn sie eins nicht leiden konnte, dann war es aufdringliches Parfum.
    "Sie könnten sich scheiden lassen," meinte Helena recht ungerührt zu der Bemerkung des Vitamalacus über das Pärchen, das sie soeben abgefertigt hatte, wiede den Kopf schüttelnd.


    "Wenn man sich denn so gar nichts mehr wirklich zu sagen hat ausser schlechten Worten, warum lebt man dann auf ewig zusammen? Vielleicht wären beide mit neuen Partnern glücklicher." Es herrschte zwar das allgemeine Gebot zur Ehe, aber es bedeutete nicht, dass man sich nicht auch wieder trennen konnte, wenn man sich gar zu sehr auf die Nerven fiel, zumindest konnte es kaum im Sinne der augustäischen Vorschriften sein, wenn man nur widerwillig Erben zeugte und ihnen eine furchtbare, streitbelastete Kindheit bot.
    Sie folgte ihm auf dem Weg über den Markt und stellte fest, dass sie an seiner Seite den dort herrschenden Trubel durchaus zu genießen wusste. Wongas und Titus' Anwesenheit - der Exlegionär hatte inzwischen wieder zu beiden aufgeschlossen - sorgte dafür, dass man den beiden Platz ließ, um durch die Straßen zu gelangen, und sie blickte immer mal wieder auf die Auslage des ein oder anderen Marktstandes, um sie zu betrachten, wenngleich sie nichts mehr wirklich zu fesseln wusste, dafür war ihr Kopf zu voll mit tausend anderen Gedanken.


    Dass er bei dem Stand mit den Glas- und Töpferwaren plötzlich so nachdenklich wurde, ließ sie innerlich aufhorchen. "Es bedrückt Dich etwas," stellte sie schließlich nach einem längeren, eingehenden Blick auf seine Miene fest und hob fragend eine ihrer Augenbrauen an. "Möchtest Du Deine Gedanken teilen? Vielleicht erleichtert es Dir diese Sache ein klein wenig, darüber sprechen zu können."

    Sie hätte ihn in der Regia aufsuchen sollen, nicht zuhause, dachte die Iulierin und mühte sich, nicht zusammenzuzucken, als sich beider Finger bei der Übergabe des Bechers berührten. Dass ihre Hand nun zitterte, sichtbar zitterte, konnte sie nicht unterdrücken, so sehr sie sich auch darum bemühte, es gelang ihr einfach nicht mehr. War das der Preis der dauernden, radikalen Selbstbeherrschung in seiner Nähe, dass sie irgendwann einfach nicht mehr aufrecht zu erhalten war, dass ihre Selbstkontrolle irgendwann versagen musste? Gewaltsam zwang sie ihre Gedanken wieder auf den Weg zurück, der sich vornehmlich mit dem Hafenfest beschäftigen würde und nur zu einem winzigen, absolut geringen Teil mit ihrem Gesprächspartner. Doch es dauerte lange, deutlich länger als sonst, bis sie in ihren Wasserbecher die gewünschte Menge Wein gegossen hatte, sie bewegte sich wie in einem Nebel, aus lauter Angst, den Krug fallen zu lassen und eine Sauerei anzurichten.


    "Wir planen in Ostia ein Hafenfest, das einige neue Besucher zur Stadt ziehen und ihnen zeigen soll, wie schön die Stadt ist - das übliche eben, um ein bisschen Werbung zu machen und die Stadt ins Gespräch zu bringen," erklärte sie und war froh darum, sich wenigstens für einige Momente lang ablenken zu können. "Ein solches Fest - es soll über drei Tage gehen - ist aber nichts wert ohne ein Opfer, vor allem, weil dies in den letzten Jahren so sehr vernachlässigt wurde. Ich möchte deswegen zum einen einen geeigneten Tag für ein solches Fest finden, zum anderen natürlich auch Deinen Beistand, was die Wahl des opfernden Priesters, der Opfertiere und dergleichen angeht. Es soll perfekt sein, zumindest so perfekt wie möglich." Langsam schob sie ihre palla etwas beiseite, weit mehr von ihrem Gesicht enthüllend als bisher, um einen Schluck des gemischten Weins zu nippen, der die allzu trocken gewordene Kehle befeuchten sollte.

    "He du!" rief der Sklave einem der Kerle zu, die diverse Kisten von Bord schleppten. "Ist die Sacerdos Didia Fausta noch an Bord? Meine Herrin möchte mit ihr sprechen!"
    Währenddessen blieb die Duumvir in aller Ruhe auf ihrem erhöhten Sitzplatz sitzen und betrachtete interessiert das geschäftige Treiben um sie herum, immerhin kam es nicht allzu oft vor, dass sie zum Hafen kam, um sich selbst ein Bild ihrer Stadt zu machen. Es wirkte belebend, dass hier so viel los war, und ihr Blick ruhte mit einem gewissen Wohlgefallen auf den überwiegend fleißigen Hafenarbeitern.

    Zitat

    Original von Caius Iulius Octavianus
    " Wie es dir beliebt. Und Wasser, bitte. Es ist hier ja noch heisser, als in Hispania, wo ich herkomme."


    "Ja, die Sommer hier sind ein bisschen gewöhnungsbedürftig," sagte sie lächelnd, erhob sich und trat zum Beistelltisch, um zwei Becher mit Wasser einzuschenken, von denen sie einen an ihren Gast weiterreichte. Dass er Wasser bevorzugte, gefiel ihr, es stand für einen maßvollen Lebensstil, am hellen Tag den Wein zu meiden, und im Grunde hatte sie es von einem Iulier nicht anders erwartet.
    "Aber sie haben auch einen großen Vorteil, die Sommer hier in der Gegend: Spätestens, wenn man die öffentlichen Gebäude betritt, hat man es kühl, dagegen ist der Baustil in Tarraco weit mehr schweißtreibend."
    Sie ließ sich wieder hinter ihrem Schreibtisch nieder und betrachtete ihren Verwandten interessiert. "Was führt Dich denn zu mir, Octavianus? Ich hätte eher erwartet, dass ein Verwandter die Casa Iulia in Roma aufsucht, immerhin hättest Du dort ein Zimmer haben können, und natürlich auch alle anderen Annehmlichkeiten."

    "Quintus," sagte die Iulierin leise und schenkte ihm ein ebensolches Lächeln. Sein Gesicht war von den Fackeln außen gerade noch so beleuchtet, sodass sie die Umrisse, aber auch seinen Gesichtsausdruck vage erkennen konnte, und für diesen Augenblick lang fühlte sie sich, obwohl sie sich in einer schwankenden Sänfte auf einer Straße Roms befand, mitten in der Nacht, vollkommen sicher. Es gelang ihm, ihr ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, das sie lange vermisst hatte, und es tat gut, es wiedergefunden zu haben.


    "Was denkst Du, ich habe mich sehr gefreut, als ich Deine Einladung erhalten habe. Ich hatte mir wirklich überlegt, ob ich mir diese Feier ansehen werde, aber ich war mir nicht sicher, ob ich es tun soll oder nicht - mit Dir gemeinsam wird es sicher ein Erlebnis werden," sagte sie leise, und rückte dann etwas beiseite, damit er in der Sänfte auch Platz fand. Überrascht betrachtete sie seine Militäruniform, aber der Geruch nach Leder, Waffenöl und einem vagen Echo vergangener Kämpfe darin war so vertraut, dass sie einen Moment lang gegen Tränen ankämpfen musste, die sich in ihren Augenwinkeln gesammelt hatten - sie konnte nur hoffen, dass er es in dieser Dunkelheit nicht entdecken würde.


    "Auch wenn es mich etwas überrascht hat, dass Du ausgerechnet zur Cena Liber gehen möchtest, es hätte doch auch andere, weit weniger verpönte Möglichkeiten gegeben, mich zu etwas einzuladen?" Dass der sittenstrenge Tiberier sich an dieses Fest wagte, hatte sie neugierig gemacht, und es lenkte sie auch von der Erinnerung ab, die so unverhofft zurückgekehrt war. Ein Schwanken der Sänfte brachte sie ihm ein wenig näher, und sie blieb dieses Mal neben ihm liegen, spürte die Nähe seines Körpers fast ebenso bewusst wie den eigenen.

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    Der Nubier erkannte das Gesicht, es war das, worauf man ihm zu achten aufgetragen hatte - und nickte nur, bevor er sich umwandte und den Vermummten eintreten ließ. Im Inneren der Casa Iulia wartete bereits eine ebenso verhüllte Gestalt, die weit kleiner war als der Vermummte, doch auch der Blick in ihr Gesicht fiel nicht leicht, wurde er doch von der dunklen Kapuze erschwert, in deren Schatten ihre Gesichtszüge lagen. Ihr genügte nur ein einziger Blick, um Wonga mit einem Nicken zu entlassen, und sie sprach nicht, sondern folgte dem Vermummten hinaus, ließ sich von ihm in die Sänfte helfen, ohne Wonga selbst mitzunehmen. Der Nubier blickte dem kleinen Zug eine Weile lang nach, aber er schloß schliesslich die Türe der Casa Iulia und behielt sämtliche Gedanken in dieser Nacht für sich.

    Den zusammengerollten Brief der Priesterin in ihrer Tasche, hatte sich die Duumvir Ostias zum Hafen begeben, natürlich nicht alleine, sondern im Tragestuhl, der für etwas passendere Auftritte in der Curia Ostiae bereitstand und die Wichtigkeit der leitenden Beamten ein wenig unterstreichen mochte. Zwei kräftige Staatssklaven trugen diesen Tragestuhl also an das passende Kai, während vier weitere die Duumvir bewachten - einer jener Wachsklaven war es auch, der sich zum Schiff begab und dort nach jemandem Ausschau hielt, den er ansprechen konnte.

    Zitat

    Original von Ioshua Hraluch
    Ioshua betrat das officium mit einer Dominanz wie sie nur ein hebräischer Scheich ausstrahlen konnte. 8)
    Das Farbenspiel seiner Kleidung und das ganze Brimborium verdeutlichteten seinen Stand und seinen Reichtum. Ohne Zweifel fiel diese Gestalt hier in Ostia auf wie sie auch in Rom auffiel.


    Legere ließ er sich auf dem ihm angebotenen Platz nieder und lehnte sich genüßlich zurück.


    "Salve, man sagte mir, man würde mich zum Duumvir führen. Ich darf also davon ausgehen, daß Du eben jener bist ?"


    Mit dem Besuche schien eine ganz andere Kultur gleich mit in ihr Officium zu schwappen - orientalisch anmutende Üppigkeit traf hier auf römischen Stoizismus in Reinkultur, und irgendwie musste die Duumvir über diesen Kontrast leicht und amüsiert lächeln. Wieviel mochten seine Kleidungsstücke gekostet haben, wieviel der Schmuck? Aber sie schalt sich insgeheim als eine typische Frau, dass sie sich über solche Nebensächlichkeiten überhaupt Gedanken machte.


    "Das ist richtig, ich bin die Duumvir dieser Stadt - Iulia Helena. Aber wenn Du lieber mit einem männlichen Beamten sprechen möchtest, werde ich meinen Magistratus rufen lassen," bot sie höflich an, bei diesen fremdländischen Erscheinungen konnte man ja nie wissen, was sie sich über die römische Kultur dachten, und diese elende Frauenfrage ödete sie schon in der Curia über alle Maßen an.

    Zitat

    Original von Caius Iulius Octavianus
    "Nun mein Vater, ist Caius Iulius Octavianus der Ältere, man nennt mich deswegen auch Minor. Mein Grossvater ist Iulius Cracchus. Und das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite."


    Ich hoffte, dass ihr diese beiden Namen etwas sagen würden, schliesslich war kaum eine Gens so weit verzweigt, wie die der Iulier.


    Iulius Gracchus .... wieder runzelte sie die Stirn und versuchte, sich den weitverzweigten Stammbaum der Iulier vor Augen zu rufen. War er nicht ein Bruder ihres Großvaters gewesen? Sie würde zuhause genauer nachsehen müssen, aber das war für den Augenblick ja nicht entscheidend. "Wenn ich das richtig sehe, bist Du einer meiner Vettern zweiten Grades, aber um es genau zu wissen, muss ich auch erst einmal auf den Stammbaum blicken. Lass es uns einfach beim Vetter bewenden lassen, was meinst Du?"
    Ein wenig erleichtert, dafür eine Zwischenlösung gefunden zu haben, lehnte sie sich zurück und machte eine einladende Handbewegung zum Beistelltisch neben dem Schreibtisch. "Kann ich Dir etwas zu trinken anbieten? Wein? Wasser?"

    Zitat

    Original von Titus Octavius Dio
    "Du wirst recht haben Duumvir. Nun da mein Kollege die Stadt verlassen hat, wird sicher seine Arbeit nun von mir zu erledigen sein, gibt es dort etwas konkretes?"


    "Nun, wir werden das Hafenfest wohl gemeinsam organisieren müssen," meinte sie schmunzelnd. "Deswegen möchte ich, dass Du mir eine mögliche Gästeliste der Honoratioren Roms zusammenstellst, die wir für den ersten Abend zum Bankett einladen können, ebenso eine Liste der preiswertesten und qualitativ noch erträglichen Lieferanten für Brot, Eier, Trauben und einfachen Landwein, zur Not musst Du Dich eben ein wenig selbst durchprobieren gehen, aber das sollte nicht so unmöglich sein." Sie blickte ihren Magistraten mit leicht gehobenen Brauen an und schien seine Antwort abzuwarten.

    Es war das Haus von Männern, eindeutig, zumindest war die durchschnittliche Zierratdichte nicht allzu hoch - in von Frauen bestimmten Haushalten gab es einfach mehr Grünpflanzen, Vasen und sonstige Einrichtungsgegenstände, die vor allem dafür dienten, leere Ecken ein bisschen voller zu gestalten. Aber eigentlich interessierten sie irgendwelche leeren Ecken so rein gar nicht im Augenblick, sie betrachtete den Septemvir einfach nur, gönnte sich die ausgiebige Betrachtung, zu der sie an anderen Stellen, in anderen Stunden nicht gekommen war. Ihn in der Curia zum Greifen nah zu wissen und ihn doch genauso behandeln zu müssen wie jeden anderen, hatte oft genug an Folter gegrenzt. Diese Stunden hatten ihr viel Zurückhaltung und noch mehr Beherrschung abverlangt, und sie hatte versucht, alles, was ihn anbelangte, in den Tiefen ihrer Seele einzugraben. Aber es war noch immer da, und sein Blick allein hatte alles wieder aufgeweckt, ließ sie innerlich nach ihm brennen und sehnen wie nach keinem sonst.


    "Danke, mir geht es gut," antwortete sie im Plauderton und trat an die Seite der Kline, um sich dort, wie es sich geziehmte, langsam niederzulassen, die Beine ausgestreckt und die Stola anständig so weit darüber gezogen, dass man von den Füßen nur noch die Zehenspitzen erblicken konnte. "Ja, ich bin wegen dem Opfer hier ..." Und schon war er weg, das Getränk holen. Ob er genauso nervös war wie sie? Sie reckte den Kopf etwas, ließ den Blick über seine Kline und das achtlos weggeworfene Wachstäfelchen gleiten, bevor er zu ihm zurückkehrte, als er mit dem Wasserkrug das Atrium betrat. "Gerne, ich danke Dir. Nach diesen langen Tagen in der Curie fühle ich mich immer halb ausgetrocknet. Dass einen diese sinnlosen Diskussionen so müde machen können, hätte ich vorher nicht gedacht." Das Blau ihrer Augen flackerte etwas, während sie ihn beobachtete. Sie hätte lieber etwas anderes gesagt, viel mehr anderes gesagt, denn es hatte sich vieles und doch gar nichts verändert. "Ich hoffe, Dir ist es in den letzten Tagen gut ergangen. Das Epulum Iovi war ausgesprochen eindrucksvoll."

    Nachdem man ihr den Weg gewiesen hatte, betrat Iulia Helena mit ruhigem Schritt das Innere der Casa Valeria, sich natürlich auch interessiert umblickend. Sie war neugierig darauf, wie der Septemvir wohl lebte, worin sich sein Zuhause von ihrem unterschied - und ob es sichtbar sein würde, dass hier anscheinend vorwiegend Männer lebten, wie man es auf den Straßen erzählte. Sie ging leise, seit vielen Jahren daran gewöhnt, bei der Fortbewegung so wenig Lärm wie möglich zu machen, weil dies als unweiblich galt und die meisten Römerinnen viel Wert darauf legten, weiblich zu wirken, und so war es ihr auch vergönnt, eine Weile lang den arbeitenden Valerius Victor einfach nur betrachten zu können, ohne etwas sagen zu müssen.


    Selbst jetzt, da er nur mit einigen Wachstafeln herumsaß und angestrengt zu arbeiten schien, sie nicht einmal bemerkte, klopfte ihr das Herz fühlbar bis in den Hals hinauf, fühlte sie den Schweiß ausbrechen wie stets in seiner Nähe, es schien fast, als hätte sich ihr Körper entschieden, diesen Mann betreffend ein Eigenleben zu entwickeln, dessen Kontrolle ihr schwerer und schwerer fiel. Langsam schluckte sie, versuchte die Contenance zu bewahren, die sich irgendwie beim Eintreten verflüchtigt hatte und räusperte sich dann dezent. "Salve, Valerius Victor."

    Der Sklave nickte und trat zur Sänfte zurück, schlug die Vorhänge an einer Seite zurück und half der sich darin befindlichen Frau, auf die Straße auszusteigen, während die anderen Sklaven vor der Tür zur Bewachung ihres Reiseuntersatzes zurückblieben. Dass nun eine nicht allzu große, aber sehr aufrecht gehende Frau, deren Gesicht halb hinter einer schlichten palla verborgen lag, die Casa Valeria betrat, mochte für Hulc wohl eher eine Überraschung sein, schien er doch einen Mann erwartet zu haben ...

    Zitat

    Original von Vibius Valerius Victor
    http://home.arcor.de/gensvaleria/hulc.jpg
    Zum Glück hallt das kräftige Klopfen durch die halbe Casa. Denn sowas wie einen Ianitor haben die Valerier nicht, schließlich haben sie Hulc. Der klopft sich seine Tunika ab, denn er ist gerade bei den Essensvorbereitungen für die beiden alten Herren und das Getreidemehl für den Puls staubt immer so, und macht dann auch die Tür auf. "Salve. Ja bitte?"


    Der noch recht junge Sklave an der Tür blickt mit einem kurzen, knappen Lächeln zu Hulc auf und meint dann: "Die Duumvir von Ostia möchte mit Deinem Herrn, Septemvir Valerius Victor, sprechen." Damit macht er eine leichte Geste in Richtung der Sänfte auf der Straße, die allerdings von blickdickten, weißen Schleiern verhüllt ist, sodass sich schwer erkennen lässt, wer sich darin befindet. Allenfalls Wonga dürfte einen Erkennungspunkt bieten, der hühnenhafte Nubier ist einfach unverwechselbar.

    Der laute Rug 'Age!' ließ einen Schauer über den Rücken einer Frau laufen, die recht weit vorne inmitten der Menschenmenge stand, um das Opfer zu verfolgen - als Mitglied des Ordo Decurionum hatte sie durchaus das Recht auf einen besseren Platz als die meisten der Anwesenden und machte inzwischen vor allem bei Opfern davon Gebrauch. Vielleicht lag es auch ein wenig an der hühnenhaften Gestalt ihres Sklaven Wonga, der wie stets ihr Begleiter war und Ärger von der Duumvir Ostias fernzuhalten wusste, dass man sich ihr nicht so bereitwillig in den Weg stellte, wie es bei anderen vielleicht der Fall gewesen wäre - aber darüber dachte sie jedenfalls nicht nach. Wichtig war, das Opfer verfolgen zu können, denn die kapitolinische Trias war nicht nur Schutzherrschaft der Amtsträger des Cursus Honorom, sondern besaß auch für die Magistrate der Städte eine gewisse Wichtigkeit.


    Das Opfer des wichtigsten Gottes der Römer konnte und durfte man einfach nicht versäumen, wenn man seine Arbeit einigermaßen ernst nahm, und so verfolgte Iulia Helena das Opfergeschehen sehr aufmerksam - aber auch, weil sie wusste, wer an diesem Tag dort vorne stand und sich darum kümmerte, dass alles so lief, wie es sollte. Allein der Gedanke an ihn machte ihr Herz schon ein wenig schneller schlagen, auch wenn sie genau wusste, wie aussichtslos dieser Reflex war, dass sie ihn überhören würde, so gut sie es eben vermochte. Langsam legte sie die Arme um ihren eigenen Leib, obwohl sie nicht fror, vermittelte diese Geste doch einen gewissen Halt, eine gewisse Wärme.

    [Blockierte Grafik: http://i1294.photobucket.com/albums/b620/Zacade/IR/Home/Avas/SWonga.jpg]


    Wieder ist es der breitschultrige Hühne von Nubier, der die Haustüre öffnet und den kleinen Zug davor misstrauisch betrachtet - er hatte zwar seine Anweisungen, aber das hinderte ihn nicht daran, eine gewisse Vorsicht walten zu lassen. In Rom konnte viel passieren, selbst vor einem so altehrwürdigen Haus wie der Casa Iulia.


    "Was Du wolle?" bellte Wonga dem Maskierten entgegen und durchbohrte ihn förmlich mit seinem Blick.

    Die Abenddämmerung war schon hereingebrochen, als eine schlichte Sänfte in die Straße einbog, in der sich die Casa Valeria befand, bewacht nicht nur von einem ausgesprochen breitschultrigen, schwarzen Hühnen, sondern auch von zwei weiteren, ebenso kräftig wirkenden Männern. Im Rom dieser Tage schien man sich wohl nicht mehr so sicher zu fühlen wie einst, jedenfalls hatte die Person in der Sänfte sich wohl eher für Sicherheit denn für Leichtsinn entschieden. Vor der porta der Casa hielt die Sänfte an, während ein vierter Sklave sich aus dem kleinen Zug löste, zur Türe trat und kräftig anklopfte, um den ianitor auf sich aufmerksam zu machen.

    Zitat

    Original von Titus Octavius Dio
    Dio nickte „Natürlich Duumvir ich werde auch schauen ob man dies aus dem Bericht streichen kann.“


    "Aus dem Bericht streichen?" Beide ihrer Augenbrauen hoben sich fragend an, dann schüttelte sie den Kopf. "Wenn dort Ratten drin waren, dann sollte diese Information nicht fehlen. Wer weiss, wer das alles mitbekommen hat und darüber sprechen könnte - wenn wir die Berichte schönen und eine solche Sache von anderer Seite her bekannt wird, wie stehen wir dann da?"