Beiträge von Iulia Helena

    Nachdem die Spiele nun schon ein paar Tage laufen und sich auch viele Leute kräftig beteiligen, möchte ich einfach mal was loswerden:


    :verbeug:


    Ihr macht eine tolle Arbeit, Leute! Die verschiedenen Szenen und Schauplätze lesen sich detailliert und lebendig, man merkt, dass ihr euch wirklich Gedanken dazu gemacht habt und am Ball bleibt - und da macht es richtig Spaß, mitzulesen und in manchen Threads auch mitzuposten. Momentan tut's mir eher leid, dass ich nicht überall dabei sein kann, weil es einfach schon beim Lesen sehr in den Fingern kribbelt und juckt, etwas beizusteuern, damit euch der Spaß zurückgegeben wird, den ihr da erschafft. Einfach weiter so - ich bin euer Fan :D

    Es war seltsam, ausgerechnet bei einem Puppenspiel stehen zu bleiben, aber sie hatte seit Jahren keines mehr betrachtet. Zu viele Erinnerungen verbanden sich damit. Ihrem ältesten Sohn hatte das Puppentheater immer sehr gefallen, wenn einer der Sklaven ihres Haushalts für ihn gespielt hatte, und auch wenn die Stücke bei weitem nicht so zotig gewesen waren wie dieses gerade, so war es doch diese Art Vergnügen gewesen. Still blieb sie bei den Menschen stehen, die hinter den Bänken einfach nur gafften und ab und an lachten, wenn es um das 'ziegenhüten' ging. Auch die Iulierin lächelte, doch war es ein wehmütiges, fast trauriges Lächeln, das ihr selbst sehr viel verriet. Vielleicht war dieser alte Schmerz immernoch nicht richtig verwunden, vielleicht würde er nie verwunden sein - in diesem Moment legte sie die Hand auf den geschnitzten Taubenanhänger, den sie wie stets an einem schlichten Lederband um den Hals trug. Kurz umspannten ihre Finger den Anhänger und das Gefühl, weinen zu müssen, verfolg - sie blickte sich lieber um und entdeckte tatsächlich ein bekanntes Gesicht.


    Langsam löste sie sich von ihrem Standort und schritt voran, überquerte eine der Sitzbänke, wich einer beleibten Matrone aus, die eben aufgestanden war und wieder der Menschenmenge zustrebte, bevor sie neben Plautius stehen blieb und zu ihm herab blickte - immerhin war da ein Platz frei und sie saß lieber neben einem bekannten Centurio als einem unbekannten Säufer. "Salve, Centurio," sagte sie leise, denn sie wollte das Schauspiel nicht stören. "Ist der Platz neben Dir noch frei?"

    Es war ein sanfter, vertrauter Kuss, der nach einer seltenen Intimität schmeckte, die sie lange nicht mehr erlebt hatte. Dieser Kuss trug etwas anderes in sich als grenzenlose Leidenschaft oder reines körperliches Begehren, das Versprechen in der Berührung ihrer beider Lippenpaare war stumm gegeben worden und wurde auch stumm geteilt. Dass es ausgerechnet durch ein so profanes römisches Paar unterbrochen wurde, das sich auch noch lauthals stritt, war fast schon typisch für diese riesige Stadt und Iulia Helena wusste nicht, ob sie darüber ärgerlich sein sollte oder einfach nur lachen. Lachen wegen dieser seltsamen, gelösten Hochstimmung, die urplötzlich ihr Innerstes erfüllte, und als er das Spiel des braven römischen Bürgers beim Einkauf wieder aufnahm, spielte sie es amüsiert lächelnd natürlich mit, wollte sie ihn doch nicht kompromittieren. Es war schlimm genug, dass der Händler so manches mitbekommen haben mochte und sie nicht genau wusste, wie dieser Kerl einzuschätzen war.


    "Sie wird sich sicher sehr darüber freuen, wenn Du ihr dies zum Geschenk mitbringst. Alle jungen Frauen mögen Schmuck, und wenn es ihr noch ein wenig Glück bringt mit dazu, wird sie doppelt zufrieden damit sein, da bin ich mir sicher. Vielleicht finden wir dazu noch einen passenden Armreif oder Ohrringe? Dann kann sie alles bei einem wichtigen Anlass tragen und Du kannst sichergehen, dass sie passend gekleidet und nicht zu übermäßig geschmückt ist," plauderte sie voer sich hin und warf einen Blick auf die herrisch dreinstolzierende hagere Frau, die über und über mit Schmuck behängt schien. Nicht von ungefähr hatte sie die letzten Worte ein wenig betont und amüsierte sich innerlich über den giftigen Blick, den sie damit erntete.
    "Müffi," sagte die Hochnäsige zu ihrem rundlichen Ehemann, "... ich finde, wir sollten diese Halskette hier nehmen."


    Damit deutete sie auf ein wirklich teuer aussehendes Exemplar mit dicken, eingeknoteten Perlen, das gut und gerne seine dreihundert bis sechshundert Sesterzen wert sein mochte. "Wäre es nicht schöner, hättest Du Dir das selbst verdient?" entgegnete die Iulierin mit einem warmen, fast ein bisschen zu sanften Lächeln. "Ich verdiene mir eine solche einmal pro Woche selbst, mit einem Verstand und eigener Tatkraft." Müffi, der geplagte Ehemann, zuckte zusammen wie ein geprügelter Hund, während sich die Iulierin bereits in Richtung des Ausgangs gewandt hatte, an dem Titus noch immer stand und aufpasste, dass seinem Tribun niemand in den Rücken fiel.

    "Das ist sie auch," stimmte die Iuliern schmunzelnd zu. "Rom ist ein einziges Chaos, aber so war es immer, seit ich mich daran erinnern kann. Man muss es wohl akzeptieren und versuchen, sich einigermaßen zurecht zu finden, wenn man nicht darin untergehen möchte. Alternativ hilft auch meist ein Sklave, der sich auf den Straßen gut auskennt, dann hast Du hier weit weniger Schwierigkeiten." Sie betrachtete ihren Gesprächspartner mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, um dann fortzufahren: "Und, welchen Vergnügungen wirst Du Dich während der Ludi Romani zuwenden? Es gibt so viele Angebote, dass ich mich kaum recht entscheiden kann."

    Der Scriba blickte den Tylusier einigermaßen gefasst an, aber hätte dieser in diesem Augenblick Gedanken lesen können, hätte er sicher das ein oder andere über komplizierte fremdländische Namen und deren Aussprache mitbekommen können. So führte der Scriba den Besucher in die Richtung des Officiums und kümmerte sich auch darum, dass dieser angemeldet wurde.

    Der Scriba hatte den tylusischen Besucher zum officium der Duumvir geführt und klopfte an die Türe, trat auf das "Herein!" hin ein und meldete den Besucher an, bevor er eine einladende Handbewegung in das Innere machte und beiseite trat, um den Tylusier vorbei zu lassen. "Die Duumvir erwartet Dich jetzt."


    An dem der Tür gegenüber stehenden Schreibtisch saß denn auch die angekündigte Frau - die man Mitte bis Ende zwanzig schätzen mochte, wenn man sich über solcherlei Dinge Gedanken machte, das Haar ordentlich am Hinterkopf aufgesteckt und von einer schlichten palla bedeckt. "Salve, Ioshua Hraluch," erklang ihre Stimme freundlich, aber auch mit einem leicht fragenden Unterton. "Setz Dich doch zu mir, ich bin gespannt darauf, was Dich zu mir führt." Die Frau mit den blauen, wach wirkenden Augen schien also tatsächlich die Person zu sein, zu der er hatte gelangen wollen ...

    "Äh ja," sagte der Scriba und hüstelte, bevor er leicht den Kopf schüttelte. "Dann folge mir doch bitte, um diese Stunde ist die Duumvir sicher im Haus. Wen darf ich denn anmelden?" Schon setzte er sich in Bewegung, allerdings nicht besonders schnell, damit der Besucher ihm gut folgen konnte.

    "Eine Rattenplage?" Die Duumvir klang sowohl überrascht als auch überhaupt nicht erfreut. Das fehlte gerade noch, Probleme dieser Art - aber das würde man auch irgendwie in den Griff bekommen, soviel war sicher.
    "Kannst Du Dich darum bitte kümmern? Ein bisschen Zunder unter ihren Eimern wird den Herren Vigiles sicher nicht schaden, und ich will diese Stadt nicht als Rattenbrutstätte die nächsten Wochen weiterführen."

    "Ja sicher, setzen wir uns," antwortete sie, schob die letzte Schriftrolle an Ort und Stelle, bevor sie sich um ihren Schreibtisch herum bewegte, und sich dort auf dem üblichen Arbeitsstuhl niederließ. "Nun gut, wie weit sind die Inspektionen der Getreidespeicher bisher gediehen? Ich hoffe doch, dass wir in dieser Richtung nichts unerfreuliches zu erwarten haben."

    "Dann plane ich das fest ein," sagte sie zu seiner Bemerkung über den praefectus urbi und unterstrich sich den entsprechenden Passus auf ihrem Wachstäfelchen, damit sie ihn nicht übersehen würde. "Eigentlich wollten wir ja nun bald das Hafenfest feiern, aber ich fürchte, ein wenig dauert es noch." Vor allem, weil mit Artorius Corvinus eine wertvolle Aktivkraft nach Misenum gegangen war und sie nach wie vor nicht sicher war, wie sie Octavius Dio einschätzen sollte. Seine Prioritäten schien er bislang in anderer Richtung gesehen zu haben.


    "Ich hoffe, dass Deine Worte, den desolaten Zustand der curia betreffend, finden mehr Gehör als meine eigenen in der curia selbst," fügte sie sinnierend an und lächelte dünn. Diese curia war ein stetiger, ärgerlicher Punkt in ihrem Leben und sie dachte ausserhalb derer eigentlich nur mit einem deutlichen Bauchgrimmen daran.

    Es kam tatsächlich ein Scriba vorbei, ein recht junger, hagerer Bursche, dem das Schreibstubenleben direkt auf das Gesicht geschrieben schien. Interessiert betrachtete er den Besucher in der fremdländischen Aufmachung eine Weile, bevor er auf ihn zuging und freundlich fragte: "Salve! Kann ich Dir helfen?"

    Zitat

    Original von Caius Iulius Octavianus
    Er trat ein.
    "Heil dir Iulia Helena! Mein Name ist Caius Iulius Octavianus, so müssen wir also verwandt sein. Aber leider nur recht weitläufig, wie es mir scheint."


    Danach legte er eine kurze Pause ein, denn erwollte ja nicht mit der Tür ins Haus fallen.


    "Salve, Iulius Octavinus ..." Sie war verblüfft, aber angesichts der Tatsache, dass hier so unverhofft ein Verwandter aufgetaucht war, wäre wohl jeder überrascht gewesen. "Setz Dich doch zu mir," damit machte sie eine einladende Handbewegung in Richtung der vor ihrem Schreibtisch stehenden Stühle und überlegte dabei fieberhaft, welchem Familienzweig er entstammen mochte. "Nun, zumindest freut es mich, einen Verwandten kennenzulernen. Wer ist denn Dein Vater, wenn ich fragen darf? Vielleicht finden wir ja heraus, wie weit wir verwandt sind ..." Abgesehen davon würde es ein Gespräch vielleicht etwas lockerer gestalten.

    Zitat

    Original von Titus Octavius Dio
    Von einem der geschwätzigen Scriba auf den Fluren hatte Dio gehört, dass sein geschätzter Kollege die Stadt verlassen hätte so suchte er die Duumvir auf um mit ihr das weitere Vorgehen zu besprechen, ... so klopfte er an.


    "Herein!" ertönte es auch prompt aus dem Inneren, doch sobald er eintreten würde, mochte er sich wohl fragen, wo sie sich befand, denn der übliche Platz am Schreibtisch war verwaist. Als sie jedoch hörte, dass sich die Türe öffnete, blickte die Duumvir um die Ecke - sie hatte bei einem der Schriftrollenregale gestanden und neue Rollen einsortiert.
    "Ah, Octavius Dio. Gut, dass Du gekommen bist, ich wollte Dich ohnehin rufen lassen. Setzen wir uns, es gibt so einiges zu besprechen. Du hast sicher gehört, dass uns Artorius Corvinus verlassen hat, um magistratus von Misenum zu werden?"

    "Dass die classis einen wichtigen Beitrag leistet, ist unbestritten. Doch frage ich Dich, nauarchus, hast Du uns konkret eine Idee mitgebracht, wie wir die classis und vor allem die Nachwuchsgewinnung für die classis unterstützen könnten? Du wirst Dir doch sicher einige Gedanken gemacht haben, die Du uns als interessierten Laien vorstellen kannst," erhob die Iulierin nun doch die Stimme und blickte den Offizier fragend an.

    Oh, die bösenbösen Frauen, die den armen Kerlen die Jobs wegnehmen ;) wir sollten sie alle als Hexen verbrennen!


    Aber mal im Ernst: Eine recht absehbare und logische Folge dessen wäre, dass a.) noch weniger Betriebe gern ausgespielt würden - auf freiwilliger Basis existiert durchaus ein Angebot dessen - und b.) es noch weniger FrauenIDs gäbe, womit das Leben sich dann für einen solchen Charakter auf hübsch sein, zuhause sitzen und sich um einen Mann kümmern, vielleicht noch einen Betrieb, beschränkt wäre. Für Dich eine Perspektive? Dann hoffe ich, bald eine dauerhaft aktiv gespielte Frauen-ID mit genau diesem Tätigkeitsfeld von Dir zu sehen. Amüsanterweise sind genau diejenigen, die solche Dinge fordern, nämlich am wenigsten bereit, sie für sich selbst umzusetzen, das sollen doch bitteschön immer nur die anderen tun.

    Still betrachtete sie sein Gesicht, das Lächeln noch auf den Lippen, aber dieses Mal sagte sie nichts, trank mit ihrem Blick vielmehr die sich miteinander vermischenden und vermengenden Eindrücke, sein Lächeln, dieses mit einem Mal warm wirkende Gesicht des Mannes, an dessen Seite sie vielleicht die nächsten Jahre verbringen würde. Wollte sie dies wirklich? Konnte sie es sich vorstellen, neben ihm aufzuwachen und seine Tage zu teilen, mit ihm ihre Sorgen zu besprechen und die wenigen Stunden zu genießen, die ihnen vergönnt sein würden, wenn er von seinen Tätigkeiten und sie von ihrem Tagwerk in die gemeinsame Casa zurückkehren würden? Würden sie auch dann noch gut miteinander auskommen, wenn die ersten Sorgen sich in beider Leben schleichen würden, denn vermeiden ließen sich diese Sorgen sicher niemals? Und - sie würde die Casa Iulia verlassen müssen, um sie gegen die viel größere Villa Tiberia einzutauschen. Dieses geschmückte, aber doch deutlich unpersönlichere Haus ... es gab so viele Fragen, die sie jetzt nicht beantworten konnte und wollte. Aber ein wenig Unsicherheit blieb. Würde sie ihm die Frau sein können, die er sich erhoffte?


    "Ach Quintus," sagte sie lächelnd, als er so grimmig für ihre Ehre zu streiten versuchte, und schüttelte dann den Kopf. "Es wird sein, wie es ist, und wer reden will, wird dies sicherlich auch noch weiterhin tun, egal, was Du dagegen sagst. Verblendete Geister kann man nicht mit Worten umstimmen, das kann nur die Zeit lehren, wenn überhaupt. Und solange wir uns nicht beirren lassen, ist es doch ohnehin egal, wer was wann sagt, oder?" Am liebsten hätte sie ihn nun eine ganze Weile länger in ihren Armen gehalten und seine eigene Umarmung gefühlt, doch gab es am Eingang des Schmuckstandes Tumult. Irgendwer schien gerade zu versuchen, Titus zur Seite zu schieben, um in das Innere zu gelangen, und während die Männer draußen stritten, war die Stille im Inneren fast ein zu starker Kontrast. Wie es schon zuvor gewesen war, manche Augenblicke konnten wohl keine Ewigkeit sein, irgendwann hörte das Gewitter auf, und man musste den schützenden Felsvorsprung verlassen.


    "Du musst mir nichts schenken, Quintus," flüsterte sie. "Dein Wunsch, mit mir zu leben, ist Geschenk genug, und eines, das ich wirklich nicht erwartet hatte. Ich hoffe, Du kannst verstehen, dass es mich sehr erstaunt hat, davon zu hören ... alles hätte ich erwartet, aber sicher nicht dies. Du könntest so viel besser heiraten." Als sie das Gefühl bekam, dass er ihr widersprechen wollte, legte sie sanft einen Finger auf seine Lippen. "Sag es nicht, ich weiss, was Du sagen möchtest. Ich empfinde es eben so. Vielleicht kann ich es irgendwann anders sehen, ich weiss es nicht. Aber es wird immer so sein, wie es jetzt ist - dass ich durch diese Verbindung deutlich mehr gewinne als Du jemals haben wirst." Ein schwaches Lächeln umspielte die Lippen, und für diesen einen Moment war es offenkundig, dass sie nicht den Standesunterschied meinte, ihn nicht meinen konnte.

    Sie lachte leise auf und schüttelte leicht den Kopf. "Die Iulier stammen aus Rom und sind mit dieser Stadt mehr verwurzelt als so manche Patrizierfamilie dieser Tage - vielleicht erlaubt uns dies einen besonders klaren Blick auf die wahren Verhältnisse. Oder glaubst Du, die Menschen seien überall freundlich, wohlmeinend und gutgelaunt?" Ein schelmisches Funkeln hatte sich bei diesen Worten in ihre Augen geschlichen.