Still betrachtete sie sein Gesicht, das Lächeln noch auf den Lippen, aber dieses Mal sagte sie nichts, trank mit ihrem Blick vielmehr die sich miteinander vermischenden und vermengenden Eindrücke, sein Lächeln, dieses mit einem Mal warm wirkende Gesicht des Mannes, an dessen Seite sie vielleicht die nächsten Jahre verbringen würde. Wollte sie dies wirklich? Konnte sie es sich vorstellen, neben ihm aufzuwachen und seine Tage zu teilen, mit ihm ihre Sorgen zu besprechen und die wenigen Stunden zu genießen, die ihnen vergönnt sein würden, wenn er von seinen Tätigkeiten und sie von ihrem Tagwerk in die gemeinsame Casa zurückkehren würden? Würden sie auch dann noch gut miteinander auskommen, wenn die ersten Sorgen sich in beider Leben schleichen würden, denn vermeiden ließen sich diese Sorgen sicher niemals? Und - sie würde die Casa Iulia verlassen müssen, um sie gegen die viel größere Villa Tiberia einzutauschen. Dieses geschmückte, aber doch deutlich unpersönlichere Haus ... es gab so viele Fragen, die sie jetzt nicht beantworten konnte und wollte. Aber ein wenig Unsicherheit blieb. Würde sie ihm die Frau sein können, die er sich erhoffte?
"Ach Quintus," sagte sie lächelnd, als er so grimmig für ihre Ehre zu streiten versuchte, und schüttelte dann den Kopf. "Es wird sein, wie es ist, und wer reden will, wird dies sicherlich auch noch weiterhin tun, egal, was Du dagegen sagst. Verblendete Geister kann man nicht mit Worten umstimmen, das kann nur die Zeit lehren, wenn überhaupt. Und solange wir uns nicht beirren lassen, ist es doch ohnehin egal, wer was wann sagt, oder?" Am liebsten hätte sie ihn nun eine ganze Weile länger in ihren Armen gehalten und seine eigene Umarmung gefühlt, doch gab es am Eingang des Schmuckstandes Tumult. Irgendwer schien gerade zu versuchen, Titus zur Seite zu schieben, um in das Innere zu gelangen, und während die Männer draußen stritten, war die Stille im Inneren fast ein zu starker Kontrast. Wie es schon zuvor gewesen war, manche Augenblicke konnten wohl keine Ewigkeit sein, irgendwann hörte das Gewitter auf, und man musste den schützenden Felsvorsprung verlassen.
"Du musst mir nichts schenken, Quintus," flüsterte sie. "Dein Wunsch, mit mir zu leben, ist Geschenk genug, und eines, das ich wirklich nicht erwartet hatte. Ich hoffe, Du kannst verstehen, dass es mich sehr erstaunt hat, davon zu hören ... alles hätte ich erwartet, aber sicher nicht dies. Du könntest so viel besser heiraten." Als sie das Gefühl bekam, dass er ihr widersprechen wollte, legte sie sanft einen Finger auf seine Lippen. "Sag es nicht, ich weiss, was Du sagen möchtest. Ich empfinde es eben so. Vielleicht kann ich es irgendwann anders sehen, ich weiss es nicht. Aber es wird immer so sein, wie es jetzt ist - dass ich durch diese Verbindung deutlich mehr gewinne als Du jemals haben wirst." Ein schwaches Lächeln umspielte die Lippen, und für diesen einen Moment war es offenkundig, dass sie nicht den Standesunterschied meinte, ihn nicht meinen konnte.