Beiträge von Iulia Helena

    Wieder da ... mit lahmen Füßen, zig blauen Flecken und nassgeregnet ... so ein JagdLARP, das ist lustig, so ein JagdLARP, das ist schöööön *sing*


    Zumindest gehöre ich zu den Heilern, die reich dadurch werden, die Gedärme ihrer Opf...äh ... Patienten aufschneiden zu können und Silberlinge rauszuholen :D


    @ Plautius: Das heisst "Für Essen und Weisswein!" wenn schon ^^

    "Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber ich war heute den halben Tag in der curia und habe Hunger wie ein Wolf ... wer den Abend also überleben möchte, sollte mir tunlichst nicht im Weg stehen, wenn ich an eine Olivenschale will," sagte die Iulierin schmunzelnd und nickte dem Wirt zu. "Was kannst Du denn alles anbieten?"

    "Wenn Du mich danach fragst, woher ich meine Erfahrungen habe, spielt meine Ehe durchaus eine Rolle, werter Sergius Epulo," versetzte sie lächelnd und hob dann die Brauen ein klein wenig an. "Aber schreiten wir zur Abstimmung, wenn sonst niemand mehr etwas einzuwenden hat..." Damit blickte sie sich kurz unter den Anwesenden um, allerdings unterbrach der Lachanfall des praefectus praetorio dann doch ihre Gedanken.


    "Wie schön, dass sich zumindest unsere Beisitzer hier prächtig amüsieren. Wir sollten wirklich darüber nachdenken, ob wir Eintritt verlangen und diesen Sonderfonds dann für besondere Projekte der Städte verwenden können," kommentierte sie das Prätorianergelächter von den Rängen recht trocken, nicht ohne ein kurzes Zuzwinkern in Richtung des Crassus.

    Sie spürte die Stärke seines Körpers, nicht durch die Arme oder zu enges Halten, eher durch seine Haltung selbst, durch die Art, wie er ihr nahe stand, ohne sich aufdrängen zu müssen, und dennoch wirkte. Er brauchte weder Worte noch Großtuerei, um der zu sein, der er war, als ein Mann zu wirken, der für das einstand, was er sagte. Und doch, dieses Mal ließen seine Worte bei ihr ein Echo zurück, das sie zittern ließ, merklich sogar, sodass sich ihr Körper etwas enger an den seinen drängte, obwohl es in dem Schmuckstand alles andere als kalt war. Was meinte er damit? Wollte er wirklich eine Beziehung mit ihr führen, in der er ihre Nähe nicht missen musste? War das eben das vorsichtige Vortasten in Richtung einer Affaire, die sie geheim halten mussten? Wollte sie das überhaupt? Es fiel ihr dieses Mal deutlich schwerer, seinen Kuss zu genießen, denn diesmal waren zu viele Gedanken die Begleiter des Augenblicks. Auch wenn sie tief im Inneren feststellte, dass ihr seine nun forschere Art zu küssen besser gefiel. Das Entschlossene passte zu ihm einfach besser als ein schüchterner, vorsichtiger Liebhaber, besser zu seinem bisherigen Auftreten.


    Als sich beider Lippen wieder lösten, blickte sie ihm deutlich ernster entgegen und flüsterte leise, damit der Händler es nicht mitbekommen konnte - Rom hatte viele Ohren, und sie wollte ihre Geheimnisse nicht irgendwann auf der Straße hören müssen:
    "Du bist, wer Du bist, und ich bin, wer ich bin. Alles, was aus dem Moment eine Ewigkeit machen würde, wird uns verwehrt sein, und das weisst Du so gut wie ich. Ich kenne das Gesetz ..." An eine Ehe dachte sie nicht einmal, eine so gute Partie war sie nicht und auch wenn sie ihn sehr schätzte, etwas wie Liebe empfand sie beim besten Willen nicht für ihn. Viel Sympathie, Respekt, auch eine gewisse Erregung, wenn er ihr so nahe war wie jetzt, aber dieses himmelhohe Flattern des Magens, eine hemmungslose Hingabe, wie sie es als junges Mädchen zwei Mal erlebt hatte, und dem doch nicht hatte folgen können, weil sie verheiratet gewesen war, war dies nicht. Vielleicht waren auch die Jahre vorbei, in denen sie sich hemmungslos verlieben konnte, ohne Rücksicht auf ihre Erfahrungen zu nehmen. Und Verliebtheit machte bekanntlich blind für alles andere, vielleicht war es ganz gut so, dass sie seine Nähe einfach nur genoss, ohne sich zu viel davon zu erwarten.


    Was er sich wohl dachte? Nie zuvor hatte sie sich in seiner Gegenwart gewünscht, seine Gedanken zu kennen, aber im Augenblick war sie einfach nur verunsichert. Auch wenn das Gefühl vorhanden war, mit ihm in vielem überein zu stimmen, im Moment blieb so viel Ungewissheit, dass es ihr schwer fiel, ihn nicht mit tausend und einer Frage zu überfallen. Und insgeheim fürchtete sie auch, dass er bei einer solchen Andeutung, wie sie diese mit dem Gesetz gemacht hatte, beleidigt reagieren könnte, aber deutlicher wagte sie die Möglichkeit einer Affäre nicht anzudeuten - er war ein ehrenwerter Mann, und sie wollte ihn nicht durch solche Sachen verletzen, aber dass er missverständlich gesprochen hatte, blieb eine Tatsache. Leise seufzend schmiegte sie sich einfach nur an ihn, den Kopf an seine Schulter lehnend, als könnte das die Verwirrung beseitigen, die sie im Moment bewegte.

    Dass ihr Bruder den Platz des Ehrengastes erhielt, quittierte sie mit einem leichten Lächeln und einem dankbaren Blick in Richtung des derzeitigen tonangebenden Hausherrn - es würde Constantius erfahrungsgemäß unangenehm sein, so exponiert zu liegen, aber es konnte ihm nicht schaden, zumindest einmal eine besondere Stellung einzunehmen, auch wenn sein Rang ansonsten dies nicht wirklich einforderte. So nahm sie lächelnd neben ihrem Bruder auf dem lectus medius Platz und drapierte das Gewand so, dass es später möglichst wenige unangenehme Falten haben würde. Zunächst beteiligte sie sich nicht am laufenden Gespräch, sondern lauschte einfach den Themen, die erörtert wurden. Sie hatte zwar die Wahlrede des Flavius Gracchus verfolgt, aber da sie diesen Mann nur von einem einzigen Blick auf der Rostra her kannte, beschied sie sich mit dem Zuhören und ließ die Umgebung auf sich wirken. Auch hier bot sich den Blicken viel, verspielte Wandmalereien, ein wundervoll gestalteter Boden, es war sehr wohl zu erkennen, dass die Tiberier einen aufwendigen Lebensstil pflegen konnten, ohne zu protzen.


    Stattdessen probierte sie den gereichten Wein und fühlte sich schon beim ersten Schluck in die Vergangenheit zurück versetzt, nach Hispania, ihrer fernen Heimat, dem Ort ihres Aufwachsens und dem Genuss des lieblichen Weins, für den es des öfteren Schläge auf den Po gesetzt hatte, wenn sie wieder an die Weinvorräte ihres Vaters gegangen war und er es bemerkt hatte - ein gewisses Faible für lieblichen Wein war ihr wohl durchaus vererbt worden. Still vor sich hin lächelnd nahm sie einen weiteren Schluck und nickte Tiberius Vitamalacus leicht zu. "Er schmeckt wunderbar, Dein Wein," sagte sie und hob den Becher in die Runde an, um den Anwesenden zuzuprosten. "Es wundert mich wirklich, dass Du diesem Weinberg fern geblieben bist, der eine so herrliche Rebe hervorzubringen imstande scheint - ich würde dort wahrscheinlich für einige Wochen der Entspannung hinfahren und als Dauertrinkerin zurückkehren." Ein kleiner Scherz konnte nicht schaden, vielleicht würde das den Moment der Stille, der nach Durus' Worten eingekehrt war, überbrücken.

    Sim-Off:

    Dies ist ein Plot für die Bürger von Ostia - wer Lust hat, darf und kann sich gerne beteiligen. Ich werde dabei die narrator-Funktion übernehmen, solange es notwendig ist.


    Silvana Plautia gehörte zu jenen Frauen, die gern einen Teil des Tages damit verbrachten, alle neuen Ereignisse der Stadt und vor allem ihrer reichhaltigen Nachbarschaft mit ihren Freundinnen durchzuhecheln - die Brunnen der Stadt waren der ideale Treffpunkt, denn Wasser brauchte jede Familie und die insulae Ostias besaßen keinen direkten Wasserzugang, so etwas konnten sich nur die reicheren Familien in ihren eigenen Häusern ohne nervtötende Nachbarschaft leisten. Also verband Silvana Plautia das Nützliche - Wassertragen - mit dem Angenehmen, genau wie es ihre Freundinnen taten. Zu dieser Stunde konnten sie alle ihren reichhaltigen Familien mit den vielen Kindern entkommen und genossen einen kleinen Schwatz, bevor es wieder nach Hause und an die Arbeit ging. Heute gab es ausserdem wirklich Spannendes zu berichten - einer der reicheren Händler der Stadt hatte sich von seiner Frau getrennt, um eine blutjunge peregrina zu sich ins Haus zu holen, solche Dinge wurden auf jeden Fall mit dem größten Vergnügen und vielem Spott von den Frauen durchgekaut, bis eine jede im Bewusstsein, mit ihrem eigenen Mann dann doch eine einigermaßen gute Wahl getroffen zu haben, nach Hause zurückkehren konnte.


    Aber nicht so am heutigen Tag: Sie traf auf eine aufgeregte Longina Adria, die nicht wie sonst bereit mit dem gefüllten Krug am Rand des Brunnens saß, sondern in das Innere des Brunnens starrte, umringt von einigen anderen Bürgern, die nicht minder neugierig, aber auch erschreckt das Wasser begutachteten. "Schau dir das an," begrüßte die Freundin Silvana Plautia sogleich und winkte sie eilig herbei, bevor sie auf das Innere des Brunnens zeigte: Der ansonsten makellos sauber gehaltene Brunnen, aus dem auch glückbringende Asse wieder herausgefischt wurden, um die Sauberkeit des Wassers nicht zu beeinträchtigen und Bettlern die Taschen zu füllen, schien am Grund des flachen Schöpf-Beckens von Sand bedeckt. Ein vager, metallischer Beigeruch mischte sich in die üblichen Düfte des Forums, als sich Silvana Plautia über den Beckenrand beugte, um den Sand zu begutachten, wie es einige andere Bürger ebenso nach ihr taten. Was mochte geschehen sein? Aber es sprach sich schnell herum, dass das Wasser in einem der öffentlichen Brunnen Ostias ganz offensichtlich verunreinigt war.

    Innerlich seufzte sie und blickte dem Sergier mit dem unglaublich großen Geltungsbedürfnis dennoch freundlich lächelnd entgegen. "Ich war zehn Jahre lang mit einem Offizier verheiratet, werter Sergius Epulo, Du darfst mir ruhig glauben, dass man als mitreisende Gemahlin eines Legionsoffiziers ein klein wenig etwas über das Militär erfährt. Wenn Dich meine Einwürfe so sehr stören, obwohl ich mich doch dieses Mal durch eine Erklärung überzeugen ließ, solltest Du mir vielleicht ein bisschen besser zuhören und meine Worte sorgfältiger abwägen - denn nur aus dem Prinzip heraus, um Dich zu ärgern, erhebe ich die Stimme sicher nicht. Dafür ist mir die Zeit der curia, die Du derzeit durch diese sinnlose Abschweifung vergeudest, zu kostbar. Deine Differenzen mit meiner Person lassen sich sicher auch abseits klären, wo sie andere nicht behindern."

    An die Sonderbehandlung in der Taverne konnte man sich gewöhnen, dachte die Iulierin und schmunzelte ein klein wenig vor sich hin. Dass sie politisch gesehen das kleinste der anwesenden Lichter war, störte sie wenig, es verhinderte zumindest auch die ewig gleiche Diskussion darüber, ob Frauen nun in die Politik sollten oder nicht - je mehr Macht eine Frau besaß, desto öfter würde sie sich wohl einer solchen Diskussion stellen müssen. Sie folgte den drei Männen an den Vorzugstisch und blickte sich währenddessen ein wenig in der Taverna um, in der sie bisher noch nicht gewesen war - ihr üblicher Schatten Wonga hatte vor der Taverna Stellung bezogen, ging er doch, wie sie selbst auch, davon aus, dass ihr in der Begleitung zweier Senatoren und des praefectus praetorio nicht allzu viel geschehen würde.


    "Ich fürchte, es bedarf eines sehr guten Weins, um das Ereignis auf der Rostra zu vergessen," bemerkte sie mit einem Schmunzeln in die Richtung der Herren.

    Sie blickte den Sergier amüsiert an und schüttelte dann den Kopf. "Ich kenne das militärische Vorgehen durchaus aus eigener Erfahrung, Sergius Epulo, und zumindest meiner Erfahrung nach reisen die wenigsten Kommandanten durch die Provinzen, da ihr Tagesplan durch andere Pflichten zumeist restlos ausgefüllt ist. In sofern wäre der gängige Vorgang, einen untergeordneten Offizier Bericht zu erstatten, dessen Anwesenheit nicht so unmittelbar notwendig ist wie der eines Kommandanten - wenn dies bei der classis anders sein sollte, so bin ich natürlich sehr gespannt auf den Bericht und die Anliegen des Kommandanten. Was Du zu meiner Arbeit in der curia zu sagen hast, gehört, denke ich, nicht unbedingt zum Thema, oder? Und Du weisst selbst, dass ein gewähltes Mitglied dieser curia nicht durch einen nicht gewählten Magistraten ersetzt werden kann."

    Es dauerte gar nicht allzu lange, bis aus dem Inneren des Raumes schnelle, zielstrebige Schritte erklangen und sich eine schlanke, nicht allzu hochgewachsene Frau in das Atrium begab. Ihr Haar war hochgesteckt, die Stola und Tunika darunter in schlichtem Weiß gehalten - und mit etwas mehr Aufmerksamkeit konnte man gar einen verwischten Tintenfleck an ihrer rechten Hand ausmachen, der darauf hin deutete, dass sie gerade wohl geschrieben hatte.


    "Onkel Seneca!" rief die Frau aus und trat ihm lächelnd entgegen. "Mit allem hätte ich gerechnet, aber sicher nicht mit Deinem unverhofften Erscheinen. Sei willkommen in Rom und im Haus unserer Familie." Sie hatte ihn erreicht und zumindest eines hatte sich in der langen Zeit nicht verändert, in der sie sich nicht hatten sehen können - ihre blauen Augen waren so wach und so lebendig wie eh und jeh, auch wenn ihr Gesicht sich vom Ausdruck eines jungen Mädchens zu dem einer willensstarken Frau gewandelt hatte.

    Wenigstens waren sie gerade noch rechtzeitig gekommen, überlegte Iulia Helena, denn während sie recht still den Raum betreten hatten, in dem sich schon so viele Gäste tummelten, hatte Artoria Medeia die Anwesenden begrüßt und von der Wahl des Weinkönigs und der Weinkönigin gesprochen. Wie es stets der Fall war, fühlte sie sich im ersten Moment von der Anwesenheit so vieler Menschen fast ein wenig überfahren, aber mit der Geübtheit einer Frau, die sich daran hatte im Lauf ihres Lebens gewöhnen müssen, unterdrückte sie den Reflex, sich umzudrehen und gleich wieder davon zu machen, gekonnt. Feigheit vor dem Feind ist verboten, hätte Titus mit einem warmen Lächeln auf den Lippen gespöttelt, und wie so oft verlieh der Gedanke an ihren verstorbenen Gemahl der Iulierin eine gewisse Kraft und Stärke. Er hätte sie einfach durch die Menge dirigiert und nach und nach alle begrüßt, die er kannte, um sich dann denen zuzuwenden, die er nicht kannte. Eine Taktik, die eigentlich immer funktioniert hatte und bei der sie nun beschloss, sie ebenso anzuwenden.


    Lächelnd blickte sie sich um, und wer einen Blick auf die beiden Iulier warf, mochte recht schnell die Ähnlichkeit der Geschwister erkennen, die hier noch ein wenig verharrten, bevor sie sich in das Getümmel stürzen würden. Zwar waren die Gesichtszüge Helena etwas feiner als die des Constantius, doch war die aufrechte Haltung, die Linie des Kinns sehr ähnlich, ebenso die Form der Augen und der Lippen - auch hatten sie ähnliche Kleidungsfarben gewählt, um ein harmonisches Gesamtbild abzugeben. Das Violett ihres sich sanft um ihren Körper schmiegenden Kleides wurde durch in den Stoff gewirkte Goldfäden lebendiger gemacht, bei jedem Schritt schien sich die Farbe zu bewegen und intensiver zu leuchten, dem Anlass angemessen fand sich eine verspielte Trauben- und Rankenstickerei an den Säumen. Ab und an mochten die Rubinanhänger ihrer Ohrringe einen dunkelroten, glänzenden Funken Licht zu fangen, führten das Motiv der reifen Traube fort, dazu nur dezente Schminke und volle, gerötete Lippen - sie schien Freude daran gefunden zu haben, sich für das Fest herzurichten, betrachtete aber vor allem die Aufmachungen der anderen Frauen interessiert und mit einer merklichen Freude.


    So viele elegante Kleidungsstücke sah man samt der noch eleganteren Trägerinnen nicht allzu oft versammelt und insgeheim amüsierte sie der Gedanke, dass ihr Bruder nun von einer größeren Menge Weiblichkeit denn je umringt war. "Lass uns zuerst Artorius Corvinus und Artoria Hypathia begrüßen," schlug sie vor und steuerte gleich in die Richtung des Ehepaars, als sie Hypathia erspäht hatte, ihr mit einem Nicken zulächelnd. Die große Menge der anderen Anwesenden musste sie erst einmal auf sich wirken lassen, aber doch versäumte sie es nicht, sanft auch in Richtung des Tiberius Vitamalacus und des Caecilius Crassus zu nicken, als sie die beiden ausmachte. Der Abend wurde wahrlich immer angenehmer.

    Der Sklave war augenscheinlich dafür bestellt worden, den Gästen zu schmeicheln - aber die gute Laune der Iulierin hob sich dadurch noch ein kleines Stückchen mehr. Ein gelungenes Schaustück an Schmeichelei wollte schließlich auch gefunden werden und der ianitor war irgendwie ... nunja. Sie suchte in ihrem Gedächtnis noch nach einem Begriff, der den Zwerg passend beschreiben konnte, nahm aber den Kranz und die Opfergabe mit einem Lächeln entgegen. "Ich danke Dir," sprach sie freundlich und schenkte ihm einen schnellen Lidschlag mitsamt einem deutlichen Heben der Mundwinkel, die persönlichste Art, sich bei einem Sklaven aus anderem Haus zu bedanken, bevor sie sich von ihrem Bruder den Kranz auf die hochgesteckten Haare setzen ließ, ohne dass das Meisterwerk ihrer Frisiersklavin dabei ruiniert würde.


    Eine Falte ihres Gewandes mochte gar den Arm des ianitors streichen, als sie sich am Arm ihres Bruders in das Innere der casa begab, jenem verheissungsvollen Anblick folgend, der einem Vasenmodell griechischer Handwerksmaler alle Ehre gemacht hätte. Kurz verirrten sich ihre Gedanken in die Richtung, wie jener Sklave ohne seine Kleidung ausgesehen hätte, aber sie verbannte diese unstatthafte Idee gleich in das tiefste Innere ihrer Gedankenwelt und betrachtete stattdessen lieber die gelungene Dekoration, bis ihnen schon der Klang so mancher Stimmen entgegen kam und andeutete, dass sie sich dem Ort der Feier näherten. Vorfreudig drückte sie den Arm ihres Bruders und beschloß, den Abend einfach nur zu genießen - und sicherlich würde sie auch Zeit finden, mit Hypathia einige Worte zu wechseln, worauf sie sich auch schon gefreut hatte.

    Die hochnäsige Ignoranz, mit der das neue Factiomitglied den anderen bisher gegenüber getreten zu sein schien, verhieß für die Zukunft nichts gutes, aber sie beschloss, das Spiel mitzuspielen, so gut es eben möglich war und den Schein zu wahren. Ausserdem gab es im Raum noch einen Lichtblick, der ihr zuvor zugelächelt hatte, und das versöhnte die Iulierin zumindest teilweise derzeit mit ihrem Schicksal. Sie ließ sich von einem der herumeilenden, geschäftigen Sklaven, die sich um das leibliche Wohl der Factiomitglieder kümmerten, einen Weinbecher reichen und erhob diesen ebenfalls zur Begrüßung des 'Neuen'.


    "Willkommen in der Factio und ich hoffe, Du wirst Deine Zeit bei der Veneta zu genießen wissen. Nicht umsonst sind die Blauen die Besten," sagte sie freundlich in die Richtung des Claudiers und nickte auch den anderen Männern im Raum ein zweites Mal zu, bevor ihr Blick über Victor zu dem zweiten, ihr noch persönlich unbekannten Mann glitt. Der latus clavus verriet, dass er der magister der factio sein musste, und sie war über den Zufall, ihn auch getroffen zu haben, nicht unfroh.

    "Ich wäre dem nicht abgeneigt - und wahrscheinlich ist die Unterhaltung überall in Rom besser als gerade hier," damit warf sie einen fast mitleidigen Blick auf die Rednertribüne, auf der noch immer Epulo um die Gunst der Menge buhlte. "Wenn ich bedenke, wie er sich in der curia aufführt und was er hier für ein Theater veranstaltet, würde ich ihm eher zu einer Karriere bei der Schauspielkunst raten." Nein, den Sergier würde sie wohl nie für voll nehmen können, egal, wo er auftauchte, spätestens seit den letzten, unsinnigen Vorschlägen in der curia fiel ihr das zunehmend schwerer bis hin zum Unmöglichen.

    Der Grieche hatte ihren Gedanken recht treffend zusammengefasst, und so nickte sie dem alten Mann wohlwollend zu - irgendwoher kannte sie das Gesicht, aber sie war sich nicht mehr so sicher, woher. Irgend etwas mit dem Markt fiel ihr ein, aber die genauen Zusammenhänge waren ihr entglitten. Die Antwort des Cicero hingegen fesselte ihre Gedanken weit mehr und räusperte sich, als er geendet hatte.


    "Candidatus, das, was ich bei dieser sicherlich auch verständlichen Sicht der Dinge nach wie vor nicht verstehen kann, ist die Tatsache, dass hier wissentlich und willentlich auf ein Potential verzichtet wird, dessen Ausschöpfung jederzeit möglich wäre. Es gibt kluge und dumme Männer, kluge und dumme Frauen. Wenn man bedenkt, dass ein kluger Mann ein Gewinn, eine Zierde des Reiches werden kann, seine Fähigkeiten zum Wohle anderer nutzen kann und darf, wieso sollte man darauf verzichten, dass eine Frau ihre Fähigkeiten in gleicher Weise einsetzt? Niemand möchte, dass Frauen in die legio oder classis gehen. Aber Fragen der Verwaltung, der Organisation und der Führung anderer, wie es auch ein Haushalt in kleinerem Maß verlangen würde, ist doch das Wissen und die diplomatische Art einer Frau sicherlich nicht verkehrt. Intrigen, schmutzige Geschäfte und die Abgründe des Lebens bleiben keinem Menschen erspart, auch nicht der tugendhaften matrona, die zuhause bleibt und dies alles nur durch ihren Mann erfährt. Dass die Welt schlecht ist, wissen wir doch alle, aber so zu tun, als würde dies eine behütete Frau nicht erreichen können, zeugt von fehlendem Realismus. Ich glaube kaum, dass sich ein Mann vorstellen kann, wieviel eine Frau wirklich von dem erfährt, was ihr Gemahl oder Bruder oder Vater täglich durchmacht."

    "Ich denke, dass diese Schilderung auch mit einer schriftlichen Nachricht an die Curia erledigt werden könnte, meine Herren, und dem Kommandanten somit die Reise erspart bliebe - aber wenn ihr so dringend der Ansicht seid, dass die Zeit eines Offiziers durch eine Stellungnahme, die auch einer seiner Untergebenen vornehmen könnte, verschwendet werden sollte, will ich mich dem nicht in den Weg stellen. Dass das Militär generell, ob nun legio oder classis, immer und zu jeder Zeit Nachwuchs benötigt und man nach fähigen Leuten sucht, ist doch ohnehin ein Dauerzustand, der keiner besonderen Klärung bedarf - ich bin gespannt, was es darüber hinaus noch zu berichten gäbe," erwiederte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.