Beiträge von Iulia Helena

    Zitat

    Original von Manius Matinius Fuscus
    Klingt gut, aber wäre es nicht eventuell, wenn nicht zu viel Aufwand, sinnig wie bei den Opfern verschiedene Größen anzubieten? Zum Beispiel auch unterteilt in Stadt und Land oder in Größen? Und dann preislich zwischen sagen wir 1000 oder 2000 bis z.B. auch 20.000?


    Dieser Bitte würde ich mich anschließen - denn wenn man mal im Vermögen über 1.000 Öcken kommt, klaut die Steuer doch ungeheuer und als einfacher Civis kann man da absolut nicht ans Sparen denken. :) Die Idee an sich finde ich aber sehr gut.

    Hmm ... letztendlich waren damals eine Menge Leute bei der NSDAP, insofern überrascht mich ein Bekenntnis dieser Art nicht unbedingt bei jemandem, der in dieser Zeit aufgewachsen ist, es gehörte einfach dazu und Widerstand zu leisten erforderte nicht nur eine Menge geistiger Unabhängigkeit vom System, sondern auch Todesmut.


    Was ich allerdings ausgesprochen bedenklich finde, ist die Tatsache, dass es bei Grass so lange gedauert hat, bis er zugeben konnte, dass er in einer der an Kriegsverbrechen aktiv beteiligten Gruppe Mitglied war - zur Waffen SS kam man imho nicht einfach so, sondern musste schon einiges an Leistungen und Linientreue aufgebracht haben, um in Frage zu kommen.
    Es ist recht leicht, mit Heuchelei und Schweigen an die Spitze zu kommen, auf der er sich nun ausruhen kann - und nun, da ihm nicht mehr viel geschehen kann, offenbart er seine Vergangenheit. Auf dem aufsteigenden Ast hätte ihm das Bekenntnis wohl deutlich mehr geschadet ... ich empfinde dieses späte Geständnis ehrlich gesagt als ziemlich feige.

    "Die Patriziergentes haben eine schwere Bürde zu tragen," meinte sie gelassen, während sie sich auf der Kline ein klein wenig zurecht legte und den Saum der Stola ordentlich so weit herunter zog, dass der Stoff ihre Beine vollständig bedeckte. Allein die zierlichen Zehen in ihren Sandalen blitzten noch unter ihrer Stola hervor, aber dieser so alltägliche Anblick war wohl kaum dazu angetan, die Gedanken eines Betrachters auf Abwege zu schicken.
    "Letztendlich wird man sie stets an den Taten ihrer Ahnen messen, und diesen kann man kaum wirklich gerecht werden. Wer vermag schon an einen Caesar, an einen Augustus heran zu reichen - oder an einen Vespasian oder Titus? Wir alle müssen uns mit dem Gedanken begnügen, dass wir vor dem Vorbild unserer Vorfahren nichts sind ausser kleinen Lichtern, die in besonderen Momenten ein wenig heller scheinen mögen als andere, um dann doch wieder unter jenen ihren Platz zu finden, die zwar nach den Sternen greifen, sie aber nicht erreichen werden." Sie wölbte die Lippen zu einem feinen Lächeln, denn ihre Worte disqualifizierten im Grunde jeden Mann, jede Frau, und seien sie aus noch so stolzer Familie, zu einem niedrigeren Rang als jenen der glorreichen Ahnen - und dass zu jenen Ahnen auch die Iulier zählten, war offenkundig. Wie er mit dieser Herausforderung umgehen würde?


    "Was die Ehen anbelangt," diesmal klang ihre Stimme etwas sinnierender, aber sie versäumte es nicht, den Rücken etwas durchzudrücken, dass der Stoff ihrer Stola die Brüste kurz praller umspannte als sonst im liegen, ".. so denke ich, dass Du Dich mit der Rolle des Trösters doch so einige Male wirst begnügen müssen. Immerhin bist Du dann der pater familias Deiner Ehe, und die letzte Entscheidung wird immer bei Dir liegen. Was liegt näher, als dass sich Deine Frau dann auch bei Dir Rat und Schutz sucht, wenn sie dessen bedarf? Zu wem sollte sie sonst gehen, wenn nicht zu ihrem Gemahl? Ich glaube nicht, dass es Dir gefallen würde, wählte sie einen anderen zum Vertrauten." Er würde wohl toben, überlegte sie und nickte einer der Sklavinnen zu, die ihnen in das triclinium gefolgt war, um ihnen die Becher zu bringen, ebenso den Weinkrug mit dem feinen Falerner - die Sklavin schenkte beiden auch nach und zog sich nach einem weiteren Nicken ihrer Herrin zurück, wohl um das Abendessen zu holen.
    "Ich freue mich, dass Dir der Wein schmeckt," ergänzte sie ihre Worte schließlich und hob ihren Becher in seine Richtung, wieder einen kleinen Schwung der dunkelroten Flüssigkeit auf dem Boden vergießend. "Immerhin ist er einer der besten, die wir hier gelagert haben, und ich dachte mir, Du könntest daran vielleicht Vergnügen finden."


    Lässig deutete sie der Sklavin nach, den Blick zu ihm wieder aufnehmend, als sei er nie abgerissen. "Dein Hunger wird sicher bald gestillt werden ... zumindest hoffe ich, auch darin Deinen Geschmack getroffen zu haben." Innerlich lachte sie über die unschuldige Doppeldeutigkeit ihrer Worte, denn das Bild, das sich ihr selbst bot, bestand absolut nicht aus einem gemütlichen Mahl, eher aus einer höchst schweisstreibenden Nebenbeschäftigung ... aber von so etwas durfte sie sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. "Nun, mir ist es eigentlich gleich, ob mein Gesprächspartner vermählt ist oder nicht, aber die Erfahrung einer Ehe fügt normalerweise dem Erfahrungsschatz eines Mannes einige interessante Punkte hinzu. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass verwitwete oder verheiratete Männer Frauen anders beurteilen als unverheiratete ... aber lassen wir das, solche Gedanken sind müßig, denn immerhin suchst Du Dir ja eine Frau und wirst es sicher bald erleben. Etwas anderes kommt mir da noch in den Sinn ... kennst Du einen Mann namens Pompeius Strabo?" Eine eiskalte Dusche oder etwa vielleicht etwas, das die Stimmung noch etwas anheizen würde? Es war den Versuch wert, dachte die Iulierin und blickte ihn interessiert an.

    Der Klang seiner Stimme jagte ihr einen vagen Schauer über den Rücken, diese Wärme und Sanftheit, die seinen Worten sonst fern waren, beschworen umso deutlicher die Erinnerung an den Nachmittag am Strand von Ostia und die Berührung seiner Lippen auf den ihren herauf. Wie konnte ein Mann zwei so gegensätzliche Impulse in sich vereinen und sich dennoch treu bleiben? Aber sie konnte ihn dies schlecht fragen, ahnte sie doch, dass eine solche Frage sie mehr verraten hätte als alles andere - ihm verraten hätte, dass sie sich sehr wohl immer wieder Gedanken um ihn gemacht hatte, die nicht zwangsläufig nur freundschaftlicher Natur waren.
    "Sie gefallen mir sehr - ich bin mir sicher, Dein Mündel würde sich über eine solche kleine Aufmerksamkeit sehr freuen, wenn Du sie damit überrascht," sagte sie leise, sich seinem Tonfall anpassend. Die schummerige Atmosphäre des Schmuckstandes verlieh ihrem Gespräch einen seltsamen Hauch Intimität, als teilten sie ein Geheimnis, das vor den Augen der Welt verborgen werden musste - und doch, es bestand ein gewisser Abstand zwischen ihnen, nichts ehrenrühriges war bisher geschehen.


    Für einen Moment lang lehnte sich die Iulierin an seinen Arm, genoss die Gewissheit, dass er ihr sehr nahe stand, und nicht viel fehlte, dass sie sich umarmen konnten, aber dennoch - selbst wenn der Händler sich zurückgezogen hatte, wagte sie es nicht, sich ihm noch ein wenig mehr zu nähern.
    Bitte schenk mir nichts, flüsterte ihre Stimme im Inneren ihres Selbst. Es hätte nicht zu diesem Moment gepasst, ebensowenig zu dem, was zwischen ihnen war, denn das, was er ihr bisher geschenkt hatte, konnte man nicht mit Sesterzen bezahlen oder mit Gold aufwiegen. "Was meinst Du, sie wäre doch sicher auch von einer dazu passenden Kette angetan? Vielleicht suchst Du auch etwas für Deine Nichte aus, damit sich keine der jungen Frauen benachteiligt fühlt, wenn sie von der anderen erfährt, dass sie etwas geschenkt bekommen hat. Nichts ist schädlicher für einen Haushalt als das Gezänk junger Frauen," fügte sie noch an, als sei es sein Wunsch gewesen, hier etwas für seine Verwandten zu erstehen. An irgendeinem Thema musste sie sich festhalten, um sich nicht an ihm festzuhalten, und sie vermied es tunlichst, nicht zu ihm aufzublicken. Sein Geruch war so vertraut und nah in diesem Moment, dass sie eigentlich nur die Augen schließen müsste, um sich wieder zurück nach Ostia zu träumen.

    Sein vergewissernder Blick gab ihr die letzte Sicherheit, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Männer! Letztendlich waren sie doch alle gleich, egal wohin man kam und in welche Kleidung und Ehren der eine oder andere schlüpfte. Schmunzelnd behielt sie ihm im Blick, während er seine Sicht der Dinge darlegte, und beschloss, ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen, was er begonnen hatte. Diesen Abend sollte der praefectus praetorio nicht so leicht vergessen können, und sei es nur, dass er mit einem prallen Lendenschurz das Haus der gens Iulia verließ, um unerfüllte Begierden dann mit der erstbesten Sklavin seines eigenen Haushalts zu erfüllen. Ja, der Gedanke begann ihr zu gefallen, denn dieses Spiel konnte eine Frau, die es gut spielte, letztendlich nur gewinnen, denn sie hatte nichts zu verlieren.


    "Er war tatsächlich ein Aurelier, aber ich glaube, so schwer war das auch nicht zu erraten - immerhin gibt es ausser Sergius Glabrio und mir nur noch einen weiteren Duumvir, der sich in der Curia Italia hervorgetan hat, und dieser ist nun einmal ein Aurelier. Indes scheint er mir nicht gar so verstockt und unzugänglich zu sein wie andere seiner Familie, aber eine gewisse Vorsicht bleibt doch immer zurück," antwortete sie schließlich mit einem leichten Lächeln auf den geschwungenen Lippen, den Blick dabei nicht von ihm lassend. Er sollte ruhig sehen, dass sie kurz die Zunge zwischen den Lippen hervor blitzen ließ, um den letzten Weingeschmack von dort fortzunehmen.
    "Nun, was Livilla angeht - sie ist noch recht jung und unerfahren in den zwischenmenschlichen Dingen, und sie hat gerade erst eine etwas unglücklich verlaufene Liebesgeschichte hinter sich. Eine Ehe vermittelt einem doch stets einen gewissen Halt, ein Wissen darüber, wohin man gehört und welche Ziele einen in der nächsten Zeit bewegen könnten, wenn man noch nicht so viele eigene gesteckt hat. Ich bin mir sicher, sie wäre eine aufmerksame und gute Gemahlin für einen anständigen Mann, der ihren klugen Kopf zu schätzen weiss und der Romantik auch ein wenig Raum gewährt im alltäglichen Leben."


    Insgeheim glaubte sie, dass ihre Cousine eine ziemliche Romantikerin war, die auf die große Liebe wartete - anders ließ sich schlecht erklären, dass sie mit Petronius Mela so umgegangen war. Vielleicht wäre Crassus als Gemahl für sie gar nicht so schlecht, reich genug war er, um ihr die Welt zu Füßen zu legen, einflussreich ebenso. "Dann lass uns doch hinüber gehen, es ist ja nicht weit," sagte sie lächelnd und erhob sich in einer fließenden, langsamen Bewegung, wohl einkalkuliert, dass sich ihr Körper unter dem Stoff der Stola abzuzeichnen wusste. Die Ohrhänger fingen das Kerzenlicht des Raums und reflektierten es, während sie am impluvium vorbei schritt, in Richtung der Türe, die zum triclinium führte. "Ich möchte Dich schließlich nicht hungern lassen," fügte sie hinzu und wandte sich halb zu ihm um, überprüfend, ob er den vagen, tieferen Beiklang ihrer Stimme beim Wort hungern auch registriert hatte.


    "Eigentlich fast schade, dass Du noch nie verheiratet warst," sagte sie, während sie ihn in den Speiseraum mit den dort aufgebauten Klinen führte - er war ebenso dezent erleuchtet und zwei große Vasen mit Blumenschmuck darin füllten den Raum mit einem dezenten, angenehmen Duft. Sie bot ihm mit der Hand den locus praetorius, den Ehrenplatz, um sich selbst mit einer geschmeidigen Bewegung dekorativ auf dem Platz des Hausherrn und Gastgebers niederzulassen - es war zwar nur ein kleines Essen, aber auch hier mussten die Konventionen der römischen Gesellschaft gewahrt werden.

    Sie schmunzelte leicht und nickte schließlich zu seinen Worten über die Faulheit. "Manchmal glaube ich, die Menschen würden geradezu darauf lauern, dass man einmal das Gefühl hat, ausspannen zu können, denn genau in diesen Momenten prasseln die meisten Probleme auf einen ein, und jeder scheint zu erwarten, dass man gerade seinem Anliegen besondere Aufmerksamkeit zu zollen bereit ist. Das muss als comes eigentlich noch schlimmer sein, denke ich - und mir fällt es schon in Ostia nicht immer leicht, den Überblick zu behalten über all die Schwierigkeiten, die in dieser Stadt anzufallen scheinen." Es war ein Eingeständnis, das sie nicht gerne machte, aber etwas an ihm ließ es ihr leichter fallen, es auszusprechen. Er wusste immerhin, wovon sie sprach, denn er hatte selbst eine Stadt geführt und kannte die Probleme gut, die dabei anfallen konnten. Vielleicht würde er es verstehen, ohne sie gleich als schwache Frau zu sehen, und ohne sie deswegen zu verurteilen.


    "Athen kann ich Dir nur empfehlen," meinte sie nach einigen Momenten des Überlegens. "Als ich dort war, wenngleich es nicht allzu lange währte, mussten wir uns doch weiter einschiffen, waren die Bauten sehr beeindruckend. Den Parthenon sollte man unbedingt besucht haben, aber ich fand die agora eigentlich noch faszinierender - all die miteinander streitenden Bürger und Philosophen, die auf wirklich hohem Niveau miteinander disktuieren, als befände man sich in einer Rhetorenschule. Allein durch das Zuhören lernt man da schon vieles, zumindest erschien es mir so - um wieviel befeuernder muss da erst der Besuch der großen Bibliothek in Alexandria sein? Ich hoffe, irgendwann reicht meine Zeit noch für eine Reise durch Aegyptus, so vieles wurde über dieses Land geschrieben, allein die Berichte Herodots verlocken doch mehr, als man es zugeben möchte. Manchmal beneide ich die Patrizier wirklich um ihren Reichtum und die Freiheit, das tun zu können, was sie möchten - reisen könnte ich wirklich für den Rest meines Lebens, ohne dass es mich langweilen würde," fügte sie lächelnd an, einen fast sehnsüchtigen Ausdruck im Blick. Das war etwas, was sie wirklich immer gern getan hatte, fremde Länder kennenzulernen. Erst war es eine Flucht vor ihrer Ehe gewesen, dann wirkliches Interesse.

    "Nun, ich denke, wir bekommen diese Sache geregelt, ich würde den Gedanken nicht gerade genießen, als hilflos und ideenlos angesehen zu werden, nur weil sich einige Schwierigkeiten auf dem Weg abgezeichnet haben," sagte sie sinnierend. "Einen gewissen Stolz habe ich mir schon bewahrt, und das bedeutet, dass wir es zuerst möglichst unabhängig von Rom zu lösen versuchen. Am Geld liegt es ja nicht, auch nicht am Willen - einzig und allein die qualifizierten Handwerker der Legion fehlen, und dazu die Arbeitskraft derselben. Ich hoffe sehr, mit einem Fest demnächst wieder mehr Aufmerksamkeit auf die Stadt zu lenken und neue Bürger anzuziehen."


    Auch sie nahm noch einen Schluck Wein und lehnte sich etwas zurück, die Beine übereinander schlagend, während die Gedanken auf eine kleine Wanderschaft gingen. "Wenn Du dann noch in Roma weilst, bist Du natürlich herzlich eingeladen, den Ehrengästen Gesellschaft zu leisten - ich muss doch ein bisschen mit einem Pontifex in der Verwandtschaft angeben können," versetzte sie schließlich mit einem nun wieder vergnügt wirkenden Lächeln.

    Sie lächelte nachsichtig zu seinen Worten über das Briefeschreiben - wenn sie ehrlich war, hatte sie sich ihn auch nicht unbedingt als den Verfasser ausführlicher Briefe nach Hause vorstellen können, es lag ihm einfach nicht unbedingt. Die wenigsten Soldaten saßen gern in der Schreibstube, mit Wachstafel und Griffel in der Hand, und so fiel es ihr auch schwer, sich ihn als Schreiber vorzustellen, neben einem Stapel eben verfasster Briefe. Viel eher würde er Briefe diktieren, während er sich körperlich ertüchtigte oder etwas in der Art, zumindest hatte Titus so etwas oft getan, um Zeit zu sparen, sie hätte es sich auch gut bei Tiberius Vitamalacus ausmalen können. Und dass er trainiert war, wusste sie spätestens seit Ostia ... schnell zwang sie die Gedanken zurück auf den Pfad der Tugend und nickte sachte. Sie legte die Hand auf seinen Unterarm, als sei diese Geste selbstverständlich, und sie genoss es, an seiner Seite gehen zu können - es kam nicht oft vor, dass sie in der Öffentlichkeit einen Begleiter ausser ihrem Bruder hatte, und ein kleiner Teil ihres Inneren mochte den Gedanken, dass einige andere Frauen ihnen nachblickten und sehr wohl wussten, dass hier der quaestor consulum unterwegs war.


    "Nun, ich denke, Livilla wird noch eine Weile brauchen, bis sie sich an die Bräuche und Ereignisse hier in Rom gewöhnt hat, aber ich habe eine gute Hoffnung, dass es ihr nicht zu schwer fallen wird. Wenn man bedenkt, dass sie zuvor wohl eher sehr behütet aufgewachsen ist, dann wundert mich nicht, dass es ihr noch schwer fällt, hier den richtigen Weg zu finden - ich wünschte, ich könnte ihr besser beistehen als bisher." Wonga blieb vor dem riesigen Thraker stehen, während Iulia Helena dem Patrizier in das Innere des Standes folgte, erst nach dem Schließen der vergitterten Türe erkennend, wie still es im Inneren dieses Schmuckladens eigentlich war. Ausser ihnen und dem Händler war niemand anwesend, ein seltsamer Moment der Intimität inmitten einr übervollen, belebten Stadt. Urplötzlich schoß ein Gefühl prickelnder Erregung durch ihren Körper, ließ sie unwillkürlich leicht erzittern, was sie durch ein Räuspern zu kompensieren versuchte.
    "Du hattest Recht, der Stand hier könnte Deinem Vermögen wirklich ausgesprochen gefährlich werden," sagte sie eilig und deutete auf einige sehr verspielt ziselierte Armreife, die im Augenblick der letzte Schrei der Mode für junge Frauen in Rom waren. "Daran dürfte sie sicher nicht vorbei gehen wollen, genausowenig wie an den Ohrringen." Sie zwang sich geradezu, in die Richtung des Tabletts zu blicken, auf welchem sie feine Ohrgehänge, ob nun mit oder ohne darin eingearbeitete Edelsteine, erkennen konnten. "Ich denke, die könnten Deinem Mündel sehr gut stehen ..."

    "Das klingt ziemlich kompliziert," meinte Nephetep sinnierend und schüttelte den Kopf, sodass seine zwei oder drei Doppelkinne besorgt schwabbelten. "Kein Wunder, dass die Götter es mit euch Römern bisweilen schwer haben, wenn es so schwierig ist, richtig zu opfern. Bei uns ist das viel leichter, und wenn man bedenkt, dass vor der römischen Herrschaft alle Pharaonen Göttern gleich waren, ist es auch viel wichtiger, den Göttern möglichst viel zu opfern - immerhin war deren verlängerter Arm auf der Welt für jeden sichtbar." Wieder ergriff er sanft, aber bestimmt das Kinn seines Kunden und führte seine Arbeit fort.


    "Aber es gibt ja auch hier in Rom einen Tempel der Isis, Itsenmut war überglücklich, als sie das gemerkt hat. Nicht dass ich nicht auch den Göttern opfern würde, die ihre Hände über das Reich schützend halten," fügte er eilig an und grinste etwas. "Vor allem Merkur scheint mir in den letzten Wochen sehr hold zu sein, wahrscheinlich mochte Er die Kekse, die Itsenmut etxra mit einem kleinen Zusatzgebacken hatte, wer weiss?" Schmunzelnd ließ er das Rasiermesser einen weiteren Strich über Victors Wange vollführen, bevor er sich dem Kinn näherte, um dort der kräftigen Linie zu folgen. "Warum ist das mit den Feiern eigentlich so kompliziert bei euch? Ich dachte immer, die Priester hier seien engagiert und um das Wohl der Götter und des Kultes besorgt."

    Na, wenn man es laut ausspricht oder jemand anderem sagt, geht es nicht in Erfüllung ;)


    Auf dem DF hab ich auch ne Menge Sternschnuppen gesehen - dafür sind Kampfpausen zwischen Orkangriffen mitten in der Nacht echt gut, wenn man auf dem Boden liegende Verletzte versorgt *grinst* man hat auf jeden Fall Zeit, in den Himmel zu schauen.

    Ein paar hundert Sesterzen ... nun, man konnte ihm nicht nachsagen, er wäre geizig zu seinem Mündel, überlegte die Iulierin mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Mehrere hundert Sesterzen hatte sie jedenfalls derzeit nicht für Kleidung und sonstige Dinge einfach zum Ausgeben übrig, aber bei einer alteingesessenen Patrizierfamilie spielte dies wohl auch nicht unbedingt eine große Rolle.
    "Schade um das Tuch," kommentierte sie seine Bemerkung und nickte dann sachte. "Nun, dafür sollte sich schon einiges finden lassen, das einer jungen Frau gefällt. Ich nehme nicht an, dass es ein Sklave sein soll, oder?" Sein Gesicht, kämen sie mit einem neuen Sklaven anstatt Kleidung zurück, wäre die Überlegung sicherlich auch wert, aber sie war sich recht sicher, dass Calvina an einem ausgedehnten Kleidungseinkauf mehr Vergnügen finden würde als an einem Menschen in Ketten. "Ach, ich bin eine lausige Briefeschreiberin, meist schiebe ich es vor mir her, bis es wirklich sein muss - und er weiss noch nicht einmal, dass ich Duumvir wurde, höchstens aus der Acta. Ach, manchmal wünschte ich, ich hätte einen tabellarius, der sich die wichtigen Dinge einfach merkt und dann zu ihm reist, um ihm mündlich Bericht zu erstatten, es würde mir die Schreiberei sparen."


    Der Gedanke hatte wirklich so einiges für sich, aber auch so etwas war ein Spielzeug für die ganz Reichen - ihr Vater hätte ihr wohl eher einen Vortrag über sinnlose Geldverschwendung zurückgeschickt denn einen liebevollen Brief.
    "Wenn Deine Nichte auch noch in der Villa lebt, wieso fragst Du sie nicht, ob sie auch mitkommen möchte? Dann lernen sie und Calvina sich gleich ein bisschen besser kennen, und ich denke, auch Livilla hätte nichts gegen ein viertes Gesicht einzuwenden. Zudem kenne ich keine Frau, die kein Vergnügen am Einkaufen hätte - und ein bisschen Vergnügen sollte jede Frau haben, vor allem, wenn ihr ein Elternteil fehlt." Sie blickte erst jetzt zu dem Händler, als sich der tribunus an diesen wandte, und nickte ihm freundlich, aber zurückhaltend zu. Letztendlich war er nur einer von vielen, und sie kannte andere Stände, an denen ihr das Angebot weit besser gefiel als an diesem hier. Die grellen Farben waren einfach nicht ihr Geschmack.


    "Hier gibt es nichts mehr, das für mich von Interesse wäre - Dich nehme ich ja zum nächsten Stand mit," scherzte sie lächelnd und ging schon einige Schritte beiseite, den nächsten Händler ansteuernd. Es war so leicht, mit ihm zu scherzen, als wären sie wieder am Strand und gänzlich alleine, unbeobachtet von den Augen der Welt. Schnell wandte sie ihren Blick ab und atmete durch - es galt, ihre Beherrschung zu wahren.

    Ja, bin ich ... ich bin einfach durch Pharaoh und diese ganzen anderen Spiele eine 2D-Grafik gewöhnt und empfand die isometrische Ansicht von oben eigentlich auch immer passend und praktisch. Für meinen persönlichen Geschmack muss es nicht unbedingt 3D sein, wenn das Spiel dadurch weniger Speicher frisst und schneller läuft - aber irgendwie scheint man mit dieser Meinung echt zur absoluten Minderheit zu gehören.
    Bei CivCity:Rome geht es ja noch halbwegs, wenn man mit allen Details und höchster Texturstufe spielt, aber so eine Rechenleistung bringt eben nicht jede Kiste und meine auch nur, weil wir letzte Weihnachten aufgerüstet haben. ^^ Also irgendwie ... fürchte ich Caesar 4 genauso wie ich mich drauf freue.

    Dankbar nahm der Ägypter die Vorlage auf und plapperte auch schon los, seine Schleifarbeit beendend, während Itsenmut dem Kunden vergnügt zuzwinkerte und ihm einen winzigen Kleks der kühlen, schaumigen Masse auf dessen Nasenspitze platzierte.
    "Na, hast Du das mit diesem Schaf gehört, vor dem Tempel der Iuno? Das soll ja wie vom Blitz gefällt auf den Boden gefallen sein, obwohl es ganz gesund war vorher. Wenn ich nicht irre, wird gerade auch im Senat darüber beraten, ob es nun ein Götterzeichen sein soll oder nicht, aber wenn Du mich fragst ..."
    Damit griff der Barbier mit geübter Geste unter das Kinn seines Kunden, setzte mit der anderen Hand das Messer an der Wange an und begann, eine Bahn von Haaren und Schaum freizuschaben.


    "...also wenn Du mich fragst, ist das eindeutig. Ihr Römer seid bei sowas immer viel zu langsam. Wäre das jetzt ein Tempel des Horus gewesen und Er hätte aus Zorn dieses Schaf getötet, dann wäre inzwischen eine veritable Heuschreckenplage in Rom unterwegs oder sowas - lieber ein Opfer zuviel als eins zuwenig, sage ich immer! Götter sollte man nie warten lassen." Ein kühner Strich entfernte einen Schwung Haare mehr und ganz offensichtlich wusste der dicke Ägypter mit der Klinge umzugehen, die kühl und geschickt über die Wange des Septemvirs glitt.

    "Ach was, ich denke, insgeheim mögen Dich alle Mitglieder Deiner Familie," meinte sie schmunzelnd. "Dein rauher, soldatischer Charme ist einfach ein bisschen gewöhnungsbedürftig, wenn man das nicht kennt - und sobald sie bemerken, dass hinter Deinen Worten guter Willen anstatt Herrschsucht steckt, wird sich sicherlich alles zu etwas Gutem wenden." Oh, sie konnte sich das nur zu gut ausmalen. Die Familie, die bisher gemütlich vor sich hin gelebt hatte und bei der ein jeder tat, was er wollte, wurde durch die Ankunft eines aufrechten Soldaten mit Kommandostimme aufgerüttelt und durchgeschüttelt - Titus' Regiment zuhause war auch nicht gerade das gewesen, was man als einfühlsam und nachgiebig hätte bezeichnen können, dafür war er einfach zu sehr Soldat gewesen, und wenn Quintus ihm in nur den geringsten Dingen glich, dann wunderte sie sich nicht darüber, dass er nicht sofort auf ungeteilte Gegenliebe gestoßen war. Vor allem für eine junge Frau würde das schwer zu akzeptieren sein.


    "Nun, da hast Du mehr Familienmitglieder gesehen als ich in den letzten Jahren, aber ich denke, solange man einander zu schätzen weiß, so lange gehört man auch zusammen. Du erinnerst mich daran, dass ich meinem Vater wieder schreiben sollte - ich hoffe, er zürnt mir nicht inzwischen, dass ich mich so wenig melde. Aber nach all der Schreibarbeit in der Curia und in Ostia mag ich abends nicht auch noch den Griffel bedienen, selbst wenn das wie eine lahme Ausrede klingt," gestand sie mit einem vergnügten Lächeln, um dann zu seinen Worten über Calvina zu nicken. "Weisst Du, sie erinnert mich sehr an mich in diesem Alter - mein Gemahl war ebenso eher dem soldatischen Leben zugetan und es hat eine ganze Weile gedauert, bis er einsah, dass ab und an eine kleine Freiheit nicht bedeutet, der Barbarei und Leichtlebigkeit anheim zu fallen. Ich denke, wenn Du ihr ihre Grenzen aufzeigst, sie sich aber innerhalb dieser frei bewegen lässt, wird sie Dich nicht enttäuschen. Du musst sie nicht dauernd streng wie einen Schwerverbrecher überwachen, ein vertrauenswürdiger Sklave reicht da auch schon sehr gut - und solange sie Dir sagt, wohin sie geht und wen sie dabei getroffen hat, solltest Du versuchen, ihr zu vertrauen. Sie ist doch kein Kind mehr, sondern längst heiratsfähig."


    Auch ihr Blick fiel auf die kreischend gefärbte Toga, und sie schüttelte leicht den Kopf. Auf was für Ideen manche Schneider kamen, es war schon sehr erstaunlich. "Natürlich, ich werde ein wenig auf ihre Ausgaben achten. Wieviel möchtest Du ihr denn zugestehen?"

    Hatte er wirklich gerade ...? Normalerweise konnte sie sich auf ihr Gespür verlassen, aber sie war sich nicht absolut sicher. Einem Sulla hatte sie seine Gedanken recht gut ansehen können, aber Crassus beherrschte das Spiel der Mienen und Ausdrücke besser als der praefectus annonae, er gab sich nicht so leicht eine Blöße. Indes, im Zweifelsfall war er ein Mann, also sprach doch einiges dafür ... sie verlor sich kurz in einer kleinen Grübelei, die sie dann aber beiseite schob. Zumindest war es nicht zu auffällig gewesen, im Bereich der Spekulationen, und damit musste sie den Gedanken einstweilen ruhen lassen. Sachte stellte sie ihren Becher beiseite, bevor sie seinen Worten die gebührende Aufmerksamkeit widmete. War er ihr auf den Leim gegangen oder nicht? Aber letztendlich kam es nicht darauf an, nicht bei diesem trickreichen Abtasten und gegenseitigen Einschätzen-lernen.


    "Die Centurionen waren zumindest, soweit ich sie kennengelernt habe, stets sehr mutige, disziplinierte Männer, die das in sie gesetzte Vertrauen meist gerechtfertigt haben - als Vorbild für ihre Männer müssen sie mehr leisten als der einfache miles. Vor allem, wenn es darum ging, die Probleme einer Einheit zu erkennen, denn es gibt immer irgendein Problem, wenn so viele Männer dicht gedrängt aufeinander leben. Im Grunde ist jeder Centurio ein Feldherr im Kleinen, nur gibt er die Befehle von oben weiter, anstatt sie zu treffen - ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass die Arbeit eines Centurios um so vieles von der eines Feldherrn verschieden ist. Man muss nur in größeren Einheiten denken," meinte sie sinnierend. "Ich habe mich vor einigen Tagen mit einem meiner Amtskollegen unterhalten, dem es sehr merkwürdig vorkam, dass eine Frau sich die notwendige Fachkenntnis zur Führung einer Stadt zutraut, aber im Grunde ist es dasselbe Prinzip wie bei einem Centurio und einem Feldherrn: Allein die Dimension ändert sich, nicht aber die Dinge, die man tut - einen Haushalt am Laufen zu halten, erfordert nicht weniger Geistesgaben als eine Stadt."


    Dass er die Namen behalten hatte, quittierte sie mit einem leichten Schmunzeln. "Ganz richtig. Und ich hoffe, dass sich unter jenen eine Frau befindet, die Deine Aufmerksamkeit finden kann - vielleicht sollte ich auch noch meine Cousine Livilla mit auf Deine Liste mogeln, sie ist jung, schön und vor allem unverheiratet. Eine Ehe könnte ihr sicher nur guttun." Und Crassus traute sie sehr wohl zu, dass er das Temperament Livillas im Zaum halten konnte, und als Prätorianerpräfekt würde er seine Gemahlin sicher auch gut beschützen können. Warum nur war ihr die Idee nicht früher gekommen? Er war attraktiv, und etwas an seiner lässigen Art sich zu geben, als beherrsche er die Szenerie, ließ ein vages Prickeln in ihrer Magengegend entstehen.


    "Nun, wenn eine junge Frau schon viel Erfahrung besitzt, spricht das nicht für ihr Elternhaus, und ich würde von einer Verbindung Abstand nehmen, würde ich so etwas erfahren. Immerhin möchte man in einer Ehe eheliche Kinder, und nicht die Nachkommen irgendeines Sklaven oder Peregrinus als die eigenen," erwiederte sie recht trocken und schmunzelte. "Letztendlich kommt es wohl darauf an, ob man aneinander auch Gefallen finden kann, dann kommt der Rest von ganz allein." Dann, sich etwas räuspernd, fügte sie an: "Darf ich Dir noch etwas Wein anbieten? Ansonsten können wir uns gern ins Triclinium begeben, immerhin hatte ich Dir ein Essen versprochen ..."

    "Ich hoffe, wir können die vielen Gäste überhaupt unterbringen. Die Familienmitglieder der gens Iulia werden wohl hier wohnen wollen, die Annaeer bei der Casa Deiner Familie - und für den Rest müssen wir uns dann etwas ausdenken," meinte die Iulierin sinnierend und runzelte etwas die Stirn. Solange er nicht auf die Idee kam, den Kaiser einzuladen, war alles gut, denn für einen solchen Besuch war die Casa nun wirklich nicht geeignet, viel zu bescheiden für jemanden, der ansonsten die Pracht des Palastes um sich hatte.

    Er wirkte nachdenklich, fast ein wenig traurig, und sie beschloss, ihn später nach dem Grund für seine Stimmung zu fragen - denn um es unkommentiert zu lassen, mochte sie ihn inzwischen einfach zu gern. Es war schön gewesen, ihre Gedanken mit ihm zu teilen, und vielleicht würde es ihn erleichtern können, wenn er auch die seinen mit ihr teilen würde - zumindest war es den Versuch wert.
    "Deine Familie hier in Rom wird sicher glücklich sein, das zu hören," erwiederte sie lächelnd. "Ich hätte kaum glauben wollen, wie groß die gens Tiberia doch ist, hätte ich es nicht mit eigenen Augen bei der cena gesehen. Dagegen scheinen mir die Iulier in alle Winde und vor allem beim Militär so sehr verstreut, dass man sie unmöglich ganz zusammen bekommt."


    Das letzte wirkliche Familientreffen war Jahre her, vielleicht würde es zur Hochzeit der Iulia Andreia endlich zustande kommen - aber der Gedanke an den Aufwand des Festes ließ sie vor diesem Gedanken schnell zurückschrecken. "Du hast Deinem Mündel doch nicht wirklich angeboten, so viel Geld wie sie möchte auszugeben?" vergewisserte sie sich schmunzelnd, denn ein solches Angebot war wirklich selten genug.
    "Ich fürchte fast, wir schleppen Dir dann am Ende des Tages den halben Markt mit in die Villa Tiberia, denn die Sachen, die es hier gibt, sind so vielfältig und verlockend, das kann einen Mann schon in den Ruin treiben, wenn er hier mit seinem guten Namen bezahlt." Nicht, dass sie an seiner Kreditwürdigkeit gezweifelt hätte, aber einen solchen Einkauf hatte sie nur ein einziges Mal auf Titus' Kosten gemacht, und das war lange her gewesen - einer jungen Frau hätte sie dies wahrscheinlich nicht zugestanden, weil es zuviele Verlockungen gab, die sich dann später als Tand herausstellen mochten. Lächelnd blickte sie zu ihm auf, während in den Augen die stille Freude über beider Wiedersehen glomm.