Beiträge von Iulia Helena

    "Wenden wir uns erst dieser Sache mit den Vigiles zu, und handeln alles der Reihe nach ab," stimmte sie Octavius Dio zu und nahm die Wachstafel wieder zur Hand.


    "Also, wer ist dieser Bewerber und welche Qualifikationen bringt er mit? Du weisst ja, dass wir hier in Ostia nicht die Freiheit anderer Städte besitzen, unseren Optio der Vigiles selbst wählen zu dürfen - wir bekommen unsere Offiziere aus Rom gesandt. Ich kann mich also allerhöchstens dafür verwenden, einen neuen Optio zu bekommen, und den Namen dieses Mannes vorschlagen, in der Hoffnung, dass der Praefectus Vigiles zustimmt."

    "Mantua steht ein dritter Sitz zu, und wenn man dagegen zu offensichtlich votiert, setzt man sich selbst ins Unrecht, das sollte dir klar sein," sagte sie ernst, die Stirn nun runzelnd. "Es wird kaum ein Weg daran vorbei gehen, dass dieser Sitz ausgefüllt wird, denn die Beisitzer-Regelung dürfte nur Unfrieden stiften für den Rest der Amtsperiode."

    "Ich werde ihm schon nichts tun, keine Sorge ... Du glaubst doch nicht, dass man diesen vielen blauen Flecken noch welche hinzufügen könnte?" gab sie schmunzelnd in Octavius Suras Richtung zurück und zog sich dann einen kleinen Hocker an das Lager des Gabriel heran und setzte sich dort nieder. Dann holte sie einen kleinen Beutel aus ihrer Tasche und legte diesen auf das Tischchen neben seinem Bett, deutete darauf und meinte lächelnd: "Das sind kleine Schmalzkringel, einer meiner Sklaven ist Bäcker und macht wirklich hervorragende. Ich hoffe, sie versüßen Dir das Gesundwerden ein bisschen."


    Genauer betrachtete sie ihn nun, die Stirn ein wenig runzelnd dabei. "Du siehst aus, als hättest Du den Kaiser vor ein paar Prätorianern beleidigt, die ihren gutmütigen Tag hatten," meinte sie schließlich trocken, aber der Ernst im Blick der Augen verriet, dass sie sich durchaus Sorgen zu machen schien. "Was bei allen Göttern ist Dir denn passiert, Gabriel? Ich muss gestehen, ich war sehr erstaunt, als ich Deinen Brief erhielt."

    "Ein erstaunliches Tier," meinte sie überrascht und blickte zweifelnd zu Ajax hinauf. Ein Hengst, der trotz der Reize einer rossigen Stute nicht auf diese ansprang, war schon ausgesprochen selten. Eigentlich hatte sie so etwas noch nie erlebt. Aber es erstaunte sie gleichzeitig auch nicht besonders, dass ein Mann wie er, der für einen Patrizier ebenfalls ziemlich aus der Art schlug, ein besonderes Pferd hatte. "Solange er irgendwann seine Traumstute findet und es dann einige Fohlen gibt, die seine Stärke und Schönheit vererbt bekommen, warum nicht," schloß sie das Thema schmunzelnd ab. Ein Hengst mit einem eigenen Kopf, was die Fortpflanzung anging, davon hatte sie wirklich noch nicht gehört, aber man lernte bekanntlich schließlich nie aus.


    "Ah, eine Ziehtochter," sagte sie sinnierend und war innerlich doch gewaltig erleichtert. Keine unangenehmen Affären, keine früheren Ehen, das klang doch vielversprechend. Wenigstens aus diesem Teil der Familie schien kein weiterführendes Problem zu erwarten sein, was sie ziemlich beruhigte. Es war schon schlimm genug, auf die Tochter ihres Onkels ein Auge halten zu müssen und dabei zu versagen. "Ich hoffe sehr, dass er mit meiner Verwandten glücklich wird, aber sie scheinen auch ein gutes Paar zu sein. Beide sind sehr freundlich, und ich denke, sie können sich gut ergänzen. Wenn er wirklich den Weg eines Senators dereinst einschlägt, wird er sicherlich eine starke Stütze zuhause brauchen, und sie wird ihm diese ganz bestimmt sein." Ihr Eindruck von Andreia war wirklich positiv und sie sah der Hochzeit mit einer großen Hoffnung entgegen.


    "Ich danke Dir ... und dennoch ist das eine höchst schmeichelhafte Wahrheit," erwiederte sie auf seine Worte und lächelte etwas, mit einer Hand ihre Palla zurecht zupfend, um ein wenig Zeit zu gewinnen. Es war ihr wirklich peinlich, dass er sie so lobte, nicht zuletzt, weil sie es nicht mehr so gewöhnt war. Titus war mit Lob sparsam gewesen, und ihre Eltern nicht minder, und die lockeren Schmeicheleien der Gesellschaft hatte sie auch bisher eher wenig erlebt. Der Fischer rettete sie glücklicherweise und sie warf einen sehnsüchtigen Blick in den Eimer mit den Hummern. Wie lange war ihr letzter her? Wahrscheinlich eine halbe Ewigkeit, eine so teure Spezialität kam im Haus der Iulier nicht auf den Tisch.


    "Heute kann ich Dir leider nichts abkaufen, aber wenn Du morgen wieder etwas anzubieten hast, sehe ich gern vorbei und nehme Dir einige Fische ab," erwiederte sie freundlich, aber durchaus bestimmt. Dieser Abend würde mit Bohnenbrei und Akten vorüber gehen, sie würde nicht nach Rom zurück reisen, sondern in Ostia bleiben müssen - und in dem kleinen Zimmer, das sie für die Übernachtung angemietet hatte, blieb kein Platz für ein offenes Feuer oder Kochgegenstände. Eigentlich war es seltsam, dass sie als Magistrata lebte wie ein einfacher Arbeiter, aber etwas in ihr sträubte sich dagegen, das sauer verdiente Geld für eine bessere Unterkunft herauszuwerfen, wenn es auch so ging.

    Diesen Blick kannte sie nur zu gut, wie oft hatte sie ihn in der Jugend gesehen? Aber sie wusste auch sehr genau, was er bedeutete, nämlich dass ihn das alles weit mehr beschäftigte, als er es zugeben wollte. Als er es zugeben konnte. Fast hätte sie weinen mögen, weil er noch immer versuchte, stark zu sein und sie zu schützen, und sich höchstwahrscheinlich genauso schutzlos und unsicher fühlte, wie sie dies im Augenblick tat.
    "Du bist auch müde, Caius," sagte sie leise und blickte ihm ins Gesicht, um dann sachte zu lächeln. Er versteckte es besser, weil er an diese Art Erschöpfung wohl auch besser gewöhnt war als sie, aber es war und blieb dasselbe. Und sie wollte nicht die Last gänzlich allein auf seinen Schultern liegen lassen, das kam ihr nicht gerecht vor. Vor allem, weil sie beide auf diese Situation nicht vorbereitet gewesen waren.


    "Morgen werde ich sie zum Opfer mitnehmen, in der Hoffnung, es wird ihr die Erlebnisse etwas erleichtern. Aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es etwas an ihrer Einstellung ändern wird. Willst Du mit ihrem Verehrer sprechen? Ansonsten würde ich das übernehmen, denn diese Angelegenheit muss geklärt werden, anscheinend ist sie weder willens noch fähig dazu."
    Nach einigen Momenten fügte sie an:
    "Ich kann Dir nicht sagen, wie enttäuscht ich von ihr bin. Dass sie nicht gehorcht, ist eine Sache, das haben wir auch getan, als wir jung waren. Aber dass sie sich vorsätzlich in Gefahr bringt und uns letztendlich die Rolle des Buhmanns zuweist, weil sie mit ihren Gefühlen nicht umgehen kann, ist schändlich."

    "Ich nehme stark an, dass, wenn Mantua nun tatsächlích den dritten Sitz besetzen wird, ein recht starkes Gewicht in Richtung der konservativen Ansicht geschaffen wird. Letztendlich wird es schwer werden, eine Alternativmeinung zu vertreten - nicht zuletzt, weil ich als Frau es wage, mit Männern in der Curia zu sitzen." Es klang durchaus amüsiert, aber der Ernst im Blick der Augen strafte ihr Lächeln Lügen.

    "Rein der Theorie nach müsste die Vexillatio der Vigiles hier in Ostia alle Ermittlungen führen, Ordnung und Sicherheit aufrecht erhalten und sich um die Brandbekämpfung bemühen. Dennoch können wir das Recht ausüben, um einen angemessenen Kommandanten zu bitten und einen Namen vorzuschlagen, der uns passend erscheint. Wenn wir dem Praefectus gleichzeitig mit unserer Bitte einen Namen nennen können, der ihm eventuell Arbeit erspart, haben wir eine größere Chance darauf, sehr bald einen qualifizierten Mann zu erhalten. Bisher ist es bei der Vexillatio sehr ruhig gewesen und ich hoffe, dass die Stadt auch in Zukunft nicht unbedingt allzu vieler Ermittlungen und Hilfestellungen bedarf, dennoch sollten wir für einen Ernstfall vorbereitet sein," erwiederte sie und notierte sich etwas zu diesem Punkt der Auflistung.


    Dankend nickte sie ihm für den Becher gemischten Wein zu und fuhr dann fort: "Das Fest wird Schützenhilfe durch den König von Tylus erhalten, mit ihm habe ich schon den Teil der Musik abgeklärt, dennoch wären einige zusätzliche Schausteller sicher nicht verkehrt. Ich habe mir gedacht, dass wir ein Fest mit Schaustellern und tylusischem Kulturbeitrag veranstalten, dazu einen zweitägigen großen Markt am Hafen - an einem Tag das Pferderennen, am anderen den Schaukampf der Flotte, und dazu am ersten Abend dann der Empfang für die Nobilitas."

    Die hitzige Debatte, aber auch die Hitze des Tages selbst hatten ihr den Wunsch aufkommen lassen, sich ein wenig zu erfrischen, und so war auch die Duumvir Ostias auf den Gang getreten, um ein wenig von der dort herrschenden Zugluft zu profitieren. Als sie Sergius Glabrio an einer Säule stehend erkannte, nickte sie ihm leicht zu.
    "Salve, Sergius Glabrio ... wer hätte gedacht, dass wir uns hier so bald wiedersehen," meinte sie mit einem vagen Schmunzeln auf den Lippen. "Und das noch bei einer so hitzigen Debatte."

    "Salvete," antwortete sie den drei Männern und lehnte sich zurück, um sie kurz zu betrachten. Catilius, der von ihnen allen am längsten nun in Ostia tätig war, Corvinus, den sie am längsten kannte, und Dio, der höchstwahrscheinlich konservative Wackelkandidat. Es würde sicherlich eine Herausforderung werden, allen gerecht zu werden - und vor allem, das Wohl Ostias nie aus den Augen zu verlieren.


    "Wer etwas trinken möchte, möge sich bitte selbst bedienen, ich denke, in dieser Runde können wir auf die Bedienung durch einen Sklaven verzichten." Ihre Hand wies einladend auf den Beistelltisch neben ihrem Schreibtisch, auf dem neben einer Karaffe Wasser auch eine mit Wein zu finden war, daneben mehrere leere Becher. Dann zog sie einige Wachstäfelchen heran und teilte diese an die drei Männer aus. "Ich nehme an, die Herren kennen sich bereits?" Damit deutete sie auf jeden einzelnen und stellte sie einander namentlich vor, um letzte Zweifel zu beseitigen, bevor sie fortfuhr.


    "Ich habe mir die anstehenden Aufgaben für die nächste Zeit notiert und möchte, dass ihr diese kurz durchlest und mir dann eine Meinung dazu sagt - ob noch etwas angefügt werden muss oder ähnliches."


    Kurzfristige anstehende Aufgaben:


    - Neubesetzung des Optio der Vigiles und Erweiterung der stationierten Einheit
    - Begehung der Getreidespeicher gemeinsam mit dem Praefectus Annonae
    - Einrichtung einer Aussenstelle für die Cohortes Urbanae


    Vorbereitung des Hafenfests:


    - Preisvergleich der Händler für Früchte, Brot, Wein als Spenden für die Gäste
    - Preisvergleich der Händler für Speisen gehobener Klasse für den Empfang der Nobilitas
    - Pferderennen nach den Vorschlägen des Helvetius Caesonius
    - Flottenmanöver vor dem Hafen Ostias mit Feuerschau


    Tempelbau:


    - Anwerbung eines Architekten
    - Organisierung des Schuttabtransports
    - Spendensammlung für den Neptuntempel
    - evtl. Organisierung des Baus durch private Baukolonnen, sollte die I. Legio nicht verfügbar werden

    Glaub es mir einfach :) mit ein bisschen mehr Einblick in die Spielmechanismen wirst Du das sicherlich noch bemerken, dass einige Familien angesehener sind als andere. Ich hab am Anfang auch nen Weilchen gebraucht, um das alles zu ordnen. ^^

    Die beiden Magistrate waren benachrichtigt, ebenso Caecilius Catilius, so blieb ihr nichts, als sich auf dieses erste Arbeitstreffen mit ihren Magistraten vorzubereiten. Schweigend lehnte sie sich zurück, die Fingerspitzen aneinander gedrückt, um in Gedanken zu versinken, wie sie die anstehenden Arbeiten verteilen sollte und würde, um den Fähigkeiten ihrer Magistrate gerecht zu werden .. und den möglichst großen Gewinn für die Stadt daraus zu ziehen. So verging die Zeit unmerklich, und der Zeitpunkt, den sie ihnen genannt hatte, näherte sich mit schnellen Schritten.

    Das IR ist historisch treu? *grinst* Das höre ich heute zum ersten Mal :D Nein, im Ernst: Würde da nicht ein wesentliches Element des Machterwerbs für einzelne Charaktere und die Notwendigkeit, für die Gemeinschaft zu arbeiten, verloren gehen, könnten sich Kinder eines Ritters allzu bereitwillig auf dem Status der Eltern ausruhen?

    Die Duumvir Ostias räusperte sich merklich, während sie leicht den Kopf schüttelte.
    "Meine Herren. Sind wir hier denn auf dem Mercatus Traiani oder warum erinnert mich der Ton derzeitig an miteinander wetteifernde Fischhändler? Sergius Glabrio hat zwei Vorschläge gemacht, von denen einer gesetzlich ausgesprochen fragwürdig ist, da die Plätze der Curia durch Wahl und nicht durch Bestimmung vergeben werden müssen. Warum greifen wir uns nicht eine dem Gesetz konforme dritte Möglichkeit und führen eine Nachwahl durch, damit der dritte Platz besetzt werden kann?


    Es liegt mir nichts daran, wegen der Terminversäumnis der möglichen Kandidaten die Stadt Mantua um ihr Recht zu bringen. Mein Vorschlag wäre eine Nachwahl, für die erneut Kandidaturen ausgeschrieben werden und die dann möglichst zeitnah durchgeführt werden, damit wir hier endlich beschlussfähig sind und uns um die wirklich entscheidenden Dinge kümmern können."

    Wieder passierten sie einige Fischerboote, und diesmal kam der Anleger, der für die größeren Fischerboote benutzt wurde, gleichzeitig in Sicht und markierte den Übergang vom Strand zu einem Teil der Stadt, der vor allem von Händlern und ihren kleinen und großen Läden bevölkert war. Ostia rückte unbarmherzig näher, und mit der Stadt auch ihre Pflichten und der Stapel an Akten, der auf ihrem Schreibtisch auf eine Bearbeitung wartete. Sie seufzte innerlich, denn eigentlich war ihr gerade sehr nach einem freien Nachmittag in angenehmer Begleitung, aber sie wusste ebenso genau, dass das nicht möglich sein würde, egal, wie sehr sie es drehte und wendete.


    "Sie muss nur rossig sein, dann würde auch er nur seiner Natur folgen," meinte die Iulierin recht trocken zur Konstruktion ihres Begleiters und schmunzelte dann breit. "Diesen Vorteil - wenn man es einen Vorteil nennen will - der Pferde sichert das Überleben ihrer Art, würden sie sich nur Partner nach ihrem Geschmack wählen, gäbe es viele prachtvolle Tiere heute wahrscheinlich nicht." Was die Pferdezucht anging, waren ihre Ansichten ausgesprochen pragmatisch, hätte sie geahnt, dass er in diesem Moment auch an die Ehe dachte, hätte sie wahrscheinlich einiges anders formuliert. So überlegte sie hingegen, wie prachtvoll ein Fohlen de Ajax wohl sein mochte und ob es ein schneller Läufer werden würde.


    "Florus hat eine Tochter?!" Es klang überrascht, denn das hatte auch sie noch nicht gewusst. Hatten er und Andreia etwa Kinder, die sie vor der Öffentlichkeit geheim hielten, weil sie noch nicht vermählt waren? Oder stammte das Kind aus einer anderen, früheren Ehe? Aber Florus war Soldat gewesen, er hatte wohl eine lange Zeit über nicht heiraten dürfen. Reichlich überrascht blickte sie Tiberius Vitamalacus an, die Brauen erhoben, wenngleich sein Kompliment eine leichte, verlegene Röte auf ihre Wangen trieb. "Nicht doch, Du schmeichelst mir über alle Maßen. Andreia ist doch sehr hübsch und hat eine sehr freundliche Art - ich mag sie sehr gerne." Damit konnte sie jetzt so gar nicht umgehen, ein Kompliment, das sie aus heiterem Himmel überfallen hatte und dann auch noch so aufrichtig klang - ihr schien es, als müsste ihr Kopf vor Hitze brennen.

    Sie blickte ihm schweigend nach, die Stirn etwas gerunzelt. Dass er körperlich durch die Hitze angegriffen war, konnte man kaum übersehen und es würde sich wohl auch dafür eine Lösung finden lassen müssen. Ein Tragestuhl für Gänge durch die curia vielleicht, oder etwas in der Art, dachte sie und notierte sich dies auf einem Wachstäfelchen, bevor sie sich ein wenig zurücklehnte. Welche Aufgaben konnte man einem Mann wie ihm zuweisen, ohne ihn zu übervorteilen?