Beiträge von Iulia Helena

    Der eingestürzte Tempel bot wie stets einen eher traurigen Anblick - viele Schuttreste und Trümmer bedeckten den Boden, und es würde sicherlich einiges an Arbeit sein, das inzwischen für Besucher abgesperrte Areal leer zu bekommen. Einige der Steine schienen noch recht gut erhalten, andere hingegen waren wirklich nur noch Schutt. Es gab einige Arbeiter, die den beiden Personen, die sich dem Schuttareal näherten, neugierig nachblickten, aber es schien niemanden wirklich zu interessieren, was sie da taten - indes gab es auch nicht viel zu sehen, immerhin machte die Magistrata zu Ostia mit dem agrimensor Hadrianus Subdolus auch nur einen Inspektionsgang.


    "Hier siehst Du alles in seiner vollkommenen Schönheit," bemerkte sie trocken und seufzte leise. "Man will es kaum glauben, wie schwer es ist, einen gut ausgebildeten Architekten zu bekommen."

    "Dann lass es uns gleich angehen," meinte sie, schob die Akte energisch beiseite und atmete tief durch, bevor sie sich erhob. Weg von den Akten, das war wie ein Geschenk der Götter, ein bisschen frische Luft konnte jetzt nur guttun. "Weder Du noch ich haben etwas davon, wenn wir nur darüber sprechen," fügte sie lächelnd an und rückte die Palla zurecht.

    "Die Wahlen stehen unmittelbar bevor," erklärte sie und blickte ihn sinnierend an. Das letzte Mal, dass sie sich gesprochen hatten, war sie noch nicht lange in Ostia gewesen, und nun kandidierte sie zum Duumvir. Die Zeit schien geradezu zu verfliegen, ohne viele Spuren zu hinterlassen - aber sein Seufzen riss sie glücklicherweise aus ihren Gedanken.
    "Ah, ich nehme an, der Comes hat Dich hierher geschickt?" Einmal mehr verlangte ihr die Umsicht des derzeitigen Comes einen gewissen Respekt ab, er schien trotz des jungen Alters alle Tugenden zu besitzen, die man sich von einem Amtsträger wünschen konnte. "Nun, wir wollen den Tempel eigentlich dort wieder errichten, wo er eingestürzt ist - der Bauplatz ist gut gewählt und er liegt sehr zentral, das einzige Problem ist der Schutt, aber dafür arbeiten wir gerade an einer Lösung. Wenn Du möchtest, können wir das Areal gerne gemeinsam begehen."

    "Ah, Hadrianus Subdolus ..." sagte sie und lächelte erfreut. Sie hatte ihn schließlich noch aus seiner Zeit als regrionarius angenehm in Erinnerung, und eigentlich nicht geglaubt, dass sie ihn noch einmal wiedersehen würde, nachdem er sein Amt durch den Willen des Kaisers eingebüßt hatte. "Komm nur herein und setz Dich ... was kann ich denn für Dich tun?" Sie wusste, dass er ein Bürger Ostias war und vermutete Fragen zum Wahlkampf oder den jüngsten Verwaltungsmaßnahmen, so blickte sie ihn interessiert und aufmerksam an.


    Sim-Off:

    Kein Thema - wann kommt denn die Ernennung sicher?

    Mit einigem Erstaunen bemerkte sie, dass ihre Finger zitterten. Dabei war es nur sein feuchtes Haar, nicht einmal seine Haut, keine Stelle seines Körpers, die anstößig wäre zu berühren, und was sie tat, taten tausend andere Sklaven jeden Tag bei ihren Herren, ohne dass es in irgendeiner Form auffällig gewesen wäre. Und ihm die Haare zu kämmen war so alltäglich. Sie hätte dabei nicht einmal etwas denken sollen, sagte sie sich und zog langsam den Kamm weiter durch das Haar, welches sich langsam aber sicher der neuen Strichrichtung zu beugen begann.
    "Und was muss ich da befehlen? Cincinni state?" meinte sie leise lachend, den milites state!-Befehl für Haarlocken abwandelnd. Zart fuhren die Finger gespreizt durch die noch ungekämmte Seite seines Kopfes, dann meinte sie: "Ich glaube, Dein Haar übt sich heute in der Befehlsverweigerung, aber ich würde jetzt nicht mit dem dezimieren beginnen, das könnte seltsam aussehen ..."


    In seinem Haar fanden sich auch einige kleine, graue Härchen, und sie war kurz davor, tief zu seufzen, weil dieser Augenblick Erinnerung und Gegenwart so gekonnt miteinander mischte. Der Impuls, sich einfach herab zu beugen und ihn auf das Haar zu küssen, wie sie Titus oft geküsst hatte, war so stark, dass sie zitterte, weil sie es so sehr unterdrücken musste - doch nun kehrte wieder etwas Ruhe in die Finger zurück, und sie konnte ihr Werk beenden, auch die andere Seite des Haars fand sich zurechtgekämmt schließlich doch noch in die passende Form ein.
    "So, jetzt siehst Du wieder gesellschaftsfähig aus und nicht wie ein miles, der die Nacht in einem Heuschober verbracht hat," sagte sie lächelnd und trat etwas zurück, damit er sich wieder erheben konnte, ohne mit ihr zu kollidieren. Sorgsam verstaute sie den Kamm und hielt den Blick dabei sehr wohl von ihm abgewandt, es war einfach in diesem Augenblick besser so.

    Begleitet von einigen der Scribae der Curia Ostia begab sich die Magistrata auf das Forum, um zum einen den Bürgern nahe zu sein, zum anderen aber auch ihre Wahlrede zu halten - es war zwar recht wahrscheinlich, dass sie in das Amt des Duumvir gewählt werden würde, mangels eines Gegenkandidaten, aber ihr gefiel der Gedanke nicht, dass sie ohne eine wirkliche Anstrengung in ein Amt gelangen würde, das höher war als jenes, welches ihr Vater bekleidete. Es gab so einige Bürger, die auf sie zutraten und ihre Fragen stellten, und soweit sie es vermochte, antwortete sie auch direkt auf die Anliegen der Menschen. Diese Praxis würde sie versuchen beizubehalten, damit auch in Zukunft die Nöte derjenigen nicht verloren gingen, die vielleicht nicht die Zeit fanden, die Curia aufzusuchen.


    Doch als sich keine neuen Fragen fanden und einige Menschen schon recht erwartungsvoll zu ihr blickten, trat sie auf die kleine rostra des Forums, die getreu dem Vorbild der rostra des forum romanum schon vor langer Zeit errichtet worden war, damit die Amtsträger und würdige Mitbürger der schnell gewachsenen Hafenstadt sich an die Menschen wenden konnten. So trat sie vor die wartenden Menschen, hob ihre rechte Hand zum Zeichen, dass sie das Wort an sie richten wollte, und wartete ab, bis ein wenig Ruhe unter den Wartenden eingekehrt war, um ihre Rede mit klarer, lauter Stimme zu beginnen.


    "Ihr Bürger des schönen Ostia, des wichtigsten Hafens im Reich, der florierenden Stadt des Handels und des Warentauschs, hört mich an, Iulia Helena, die Tochter des Marcus Iulius Lepidus, Magistrat von Mogontiacium, Nachfahrin des vergöttlichten Caius Iulius Caesar und des göttlichen Augustus, die ich Euch und dieser Stadt diene, seit ich als Scriba in den Dienst des Imperiums trat!
    Einst war diese Stadt gut verwaltet, und wurde von ruhiger und verständiger Hand geführt, doch verließ der Duumvir Ostia, ohne zu verraten, wohin ihn seine Wege führen sollten, und ließ Euch und Eure Sorgen ohne Führung und Hilfe zurück. Es folgte eine Zeit des Schweigens, ohne richtungsweisende Führung, ohne die Hilfe und den Beistand eines klugen, kundigen Kopfes, der sich eurer Nöte hätte annehmen können. Dieser Zustand soll nun für lange Zeit vorüber sein! Es ist Schluss mit dem Schweigen, Schluss mit der Unsicherheit, Ostias Stimme soll wieder laut und kraftvoll erklingen, damit die regio Italia sie vernehmen kann und weiss, dass hier fleißige Menschen leben und arbeiten!


    So ihr mir Euer Vertrauen aussprecht und mich sowohl in die curia provincialis als auch in das Amt des Duumvirn wählt, verspreche ich Euch, dass der Tempel des Merkur, welcher nur noch als Trümmerhaufen vor sich hin vegetiert, aufgebaut werden wird - auf dass der Segen des Merkur auch weiterhin Euren Geschäften dienlich sein wird und wir unsere Frömmigkeit in einem neuen, schönen Gebäude des Gottes zeigen können. Ostias Name soll in ganz Italia genannt werden, wenn das geplante Hafenfest Händler und Besucher gleichermaßen anzieht, auf dass die Menschen anderer Städte sehen, dass diese Stadt mehr zu bieten hat als allein den Hafen! Ich will meine Kraft in Euren Dienst stellen, Ihr Bürger von Ostia, und der erste Schritt in diese Richtung ist durch eine gute und angemessene Besetzung der Curia Ostia bereits getan. Gebt mir die Möglichkeit, für Euch diesen Weg weiter zu beschreiten, und ich werde mein Möglichstes tun, Euch und der Stadt zu dienen, so gut ich es vermag!"

    "Salve, Artorius Corvinus," grüßte sie vergnügt zurück und trat etwas beiseite, damit der Neuankömmling auch die Auslage des Standes betrachten konnte. "Du kommst gerade recht, unser werter Praefectus Praetorio will eine unglaubliche Modesünde begehen." Damit zog sie rasch eine rosa Tunika aus den Tuniken der Auslage heraus, hielt sie Crassus vor die Rüstung und blickte ihren Scriba ernst an. "Das geht doch nun wirklich nicht, oder? Da muss man einschreiten - ausserdem braucht Constantius auch einige neue Sachen und kommt nie zum einkaufen. Am Ende würde er wohl so etwas hier einkaufen und dann uns und die ganze Familie blamieren .." Nicht, dass sie ihrem Bruder einen so schlechten Geschmack zugetraut hätte, aber wenn ein Mann müde war und man ihm dann sagte, er solle sich noch Kleidung einkaufen gehen, kamen oft die wunderlichsten Sachen heraus.


    "Du siehst also, rosa ist in dieser Saison einfach nicht die richtige Farbe für einen gestandenen Offizier," mit einem leichten Blinzeln zu Crassus legte sie die Tunika wieder auf den Stapel, während der kleinlaute Händler gar nicht wagte, sich in das laufende Gespräch einzumischen. Manchen Leuten widersprach man besser nicht und alle Männer in schwarzen Uniformen gehörten da eindeutig dazu. Dass Crassus die Frage nicht gefallen hatte, war offensichtlich, anscheinend achtete er sehr auf seinen Ruf - aber was war schon groß dabei, wenn man auf dem Markt jemandem begegnete, den man kannte? Ihre begleitende Sklavin wartete dezent im Hintergrund und verfolgte das Gespräch durchaus interessiert - das gab sicher später wieder einiges zu tratschen in der heimischen culina.

    Als er sich etwas vorbeugte, kam ihr erst in den Sinn, dass er damit auch recht weit in die Nähe ihres Oberkörpers kommen musste - und dass auf der Haut derzeit nur das nasse Brusttuch und eine ebenso nasse Stola klebten. Doch ein vergewissernder Blick zu ihm offenbarte, dass er die Augen geschlossen hatte - und wieder konnte sie ein Lachen nur mühsam unterdrücken. Dieser Offizier war wirklich ausgefuchst, jeder andere Mann hätte sich wahrscheinlich nicht gescheut, die Nähe ihres Körpers zu genießen. Aber er machte einfach die Augen zu und war dem Dilemma enthoben, irgendwo hin blicken zu müssen. Oder fand er sie vielleicht gar nicht anziehend? Sie hatten sich zwar immer wieder angeblickt, auch hatte er ihr gesagt, dass er sie schön fand, aber die Tatsache, dass er sich anscheinend entweder so gut im Griff zu haben schien, dass er eine Reaktion seines Leibes mit diesem Trick unterband oder einfach so höflich war, es auf diese Weise zu regeln, war schon ein wenig verwirrend.


    Sachte strich sie seine Haare zumindest notdürftig in eine Richtung, um dann den Kamm von der Mitte seines Schopfes aus in ruhigen, langsamen Bewegungen durch das kurze Haar zu ziehen und die Wogen darin behutsam nach und nach zu glätten. Sie atmete flach ein, denn der Geruch nach langsam trocknendem Haar, garniert mit seiner ganz persönlichen Geruchsnote, raubte ihr einige Momente lang den Atem. Es roch seltsam vertraut, sehr persönlich, und sie fühlte ihr Herz schneller schlagen, als sei dies etwas ganz anderes als eine freundliche, alltägliche Geste. Zumindest konnte sie den Reflex unterdrücken, ihm die Kopfhaut zu massieren, wie sie es einst bei Titus sehr oft getan hatte, um ihn nach der Rasur zu entspannen. "Man könnte meinen, Dein Haar wollte in eine Schlacht ziehen, so eifrig reckt es sich nach außen. Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, ob es einen Dornbusch in deiner Ahnenreihe gibt?" versuchte sie ihre eigene Unsicherheit mit ein wenig Plauderei zu überspielen.

    "Titus bräuchte keine Stola, Titus bräuchte ein Mannschaftszelt, um seine kräftige Gestalt darunter zu verbergen," meinte sie vergnügt und der Gedanke an das Aussehen des treuen Begleiters ließ sie abermals lachen. Nein, es war ganz gut, dass der Schatten Quintus' hier nicht bei ihnen war, er hätte die scherzhaften Worte sicher nicht recht zu deuten gewusst. Die wenigsten Soldaten verstanden bei ihrer Erscheinung irgendwelchen Spaß und sie war sehr froh darüber, dass dies bei ihrem Begleiter nicht der Fall war, sondern dass er sich auf diese waghalsige Gedankenkonstruktion eingelassen hatte. "Aber ich hätte nicht gedacht, dass ein so patent aussehender Mann wie Titus nicht kochen kann. Vielleicht solltet ihr einmal erwägen, sein verbranntes puls als Geheimwaffe gegen die Germanen einzusetzen, wenn es denn gar so schrecklich ist?" Vor ihrem inneren Augen tauchten Katapulte auf, in denen statt Steinen riesige Mengen an angebranntem Brei verschossen wurden und Germanen, die von der klebrigen Masse getroffen zu Boden gingen.


    Ihr Lächeln wurde sanfter, wärmer, als er ihren Vorschlag annahm und ein nostalgisches Gefühl kehrte zu ihr zurück, das sie schon fast verdrängt geglaubt hatte. Sie wusste nicht, wieso sie ihm dies angeboten hatte, denn die Geste war schon fast zu vertraut für ... Freunde ... und der einzige Mann, dem sie in den letzten Jahren die Haare gerichtet hatte, war Titus gewesen. Er hatte es damals geliebt, dass sie ihm sanft und mit langsamen Bewegungen den Kamm durch das kurze Haar gezogen hatte, ab und an hatten sie über die grauen Härchen gescherzt, die immer mehr durchgekommen waren und sein schwarzes Haar durchsetzten. Am frühen Morgen war das eins ihrer Rituale gewesen und dass sie bereit war, ihm diesen Moment ebenso zu geben, war verwirrend. Sie überspielte es mit einem Lächeln und meinte verschmitzt: "Dafür musst Du Dich aber ein bisschen zu mir beugen, sonst komme ich nicht hin." Immerhin war er ein gutes Stück größer als sie, selbst mit einem Stehen auf Zehenspitzen war da nicht allem abgeholfen.

    "Vale bene!" rief der Bäcker Jakobus nach und rieb sich zufrieden die Hände - doch, dieser Morgen hatte eindeutig seine Vorteile gehabt, der nächste Kunde, der einfach hereinschneite, würde ihm vielleicht ein Füllhorn voller Gold mitbringen oder etwas in der Art, man konnte schließlich nie wissen ...

    Ich weiss, das gibt jetzt eine Verwarnung, aber der Pater Gentis der Clauder befindet sich derzeit auf einem Arbeitsaufenthalt im Ausland und ist deswegen nur sehr unregelmäßig im Forum derzeit. Ein, zwei, drei Tage Zeit wirst Du haben müssen bzw. ertragen müssen, bis er Dir antworten kann :)

    "Ja, sicher .. aber Du kannst ihn auch zur Casa Iulia bringen lassen, sie wohnt nicht die ganze Woche dort und wird ihn sicher auch hier lesen, sobald sie in der Stadt weilt," erklärte der Gallier grinsend. Es hatte schon Vorteile, wenn man die Lebensumstände seiner Herren ein klein bisschen kannte. Am Ende hätte er den Vertrag wirklich nach Ostia geschickt und alles würde sich verzögern, das musste ja nun wirklich nicht sein.

    Itsenmut zwitscherte einige Worte auf ägyptisch zu ihrem Mann und begann daraufhin schon, in eine mitgebrachte breite Schale aus der Kanne neues Wasser zu gießen, während Nephetep sich am Kinn des Patriziers gütlich tat und auch dort nur glatte Haut zurückließ. "Schon sehr schrecklich, dass sich da so gar nichts tut, findest Du nicht? Kein Wunder, dass die Menschen derzeit Angst haben, nachts aus dem Haus zu gehen," plauderte er munter weiter und stutzte auch die Härchen auf Durus' Oberlippe zurecht, bevor das Rasiermesser zur anderen Wange glitt und dort die Reste des Dreitagebarts samt des Schaums zu entfernen begann.

    "Meine Herrin ist Iulia Helena, die Magistrata von Ostia," erklärte Barundius mit einem leichten Schmunzeln, denn ganz so schlimm, wie er sie bisher geschildert hatte, war sie auch wieder nicht. Mit dem verhandelten Preis war er durchaus zufrieden, denn ein halber Sesterz war bisher auch der übliche Marktpreis für einen Scheffel Getreide aus Germania gewesen, wenn sich nun bessere Ware zum gleichen Preis finden ließ, würde die Herrin mit ihm sicher zufrieden sein.

    "Ich bin Iulia Helena," sagte sie freundlich zu Andreia und nahm die neue Verwandte in Augenschein. "Rein theorethisch bist Du entweder nun meine Tante oder wir sind Cousinen, aber im Grunde ist das eigentlich egal - wir sind nun verwandt und ich freue mich sehr, Dich kennenzulernen." Auch dem König von Tylus und dem Volkstribunen galt ihr Lächeln, doch blickte sie nun zu Constantius, denn faktisch war er der Herr im Haus, es lag bei ihm, sich nun zuerst mit den Gästen zu unterhalten und sie ein wenig kennenzulernen. War sie allein, hatte sie keine Scheu, die Unterhaltung zu bestimmen, aber ihrem Bruder zuliebe, dessen Ansehen sie nicht beflecken wollte, hielt sie sich zurück. Dass die Gäste zum Abendessen gekommen waren, wusste er ja, und auch, dass es einiges zu besprechen gab.

    "Bei den Göttern, das klingt ja wirklich schrecklich, Imperiosus ..." In der Tat, sie war durchaus erschrocken über die anscheinend im Götterkult Germanias herrschenden Zustände. Rom hatte immerhin den Ruf, ein Ort der Intrigen und des Machtspiels zu sein, aber Germania? Immernoch herrschte in ihrem Hinterkopf der Gedanke an eine vornehmlich wilde Gegend vor, bei der zu jedem Moment irgendwelche Barbaren um die Ecke blicken konnten.


    "Du wirst sicher während Deines Aufenthalts hier wohnen wollen, hoffe ich? Oder bevorzugst Du die Villa Claudia?" Schon klatschte sie energisch zweimal in die Hände, um eine der Sklavinnen des Haushalts herbeizurufen und die entsprechenden Anweisungen zu treffen, er sollte zumindest im Schoß der Familie - genauer gesagt, seiner Exfamilie - ein wenig Ruhe finden können.