"Es war ein Moment, in dem wir beide verletzbar waren, in dem wir beide unsere Erinnerungen mit uns herum trugen und vielleicht offener für ein solches Gespräch waren als an anderen Tagen. Ich ... bin es eigentlich nicht gewöhnt, über die Dinge zu sprechen, die mich wirklich tief im Inneren bewegen," sagte sie leise und lächelte unvermittelt. Vor Constantius fiel es ihr so schwer, über ihre Sorgen zu sprechen, ihre Nöte in Worte zu fassen, und hier sprach sie einfach aus, wie es war und fürchtete nicht, dass er es nicht verstehen konnte. Nicht, dass sie nicht auch bei ihrem Bruder sicher viel Verständnis gefunden hätte, da war sie sich sicher. Aber sie wollte ihm ein Rückhalt sein, ihm Stärke geben, wenn er sie brauchte, und nicht ihn mit ihren Nöten mehr belasten, als es gut tat. Er hatte genug eigene Sorgen, die ihn in Atem hielten, und dabei wollte sie ihm helfen können, ohne selbst zur Last zu werden.
Aber hier, in den Armen des tribunus, Quintus' Armen, schien es nicht mehr notwendig zu sein zu schweigen. Weil sie wusste, dass er verstand, dass er es wahrscheinlich ganz genauso lebte und leben musste. Sonst wäre er kaum der gewesen, der er war. "Ich bin froh, dass wir uns begegnet sind, sehr froh," fügte sie ihren Worten an und blickte zu ihm auf, die vage Berührung seiner Lippen auf der Stirn noch fühlend. "Vielleicht musste es einfach so sein, damit wir beide wieder leben können ... Quintus." Sie hatte etwas gezögert, sein praenomen auszusprechen, diesen Teil des Namens, der für einen Mann der privateste seiner Namen war und nur von der Familie, von wirklich guten Freunden oder aber geliebten Menschen benutzt werden durfte, aber sie fühlte, dass der cognomen in diesem Moment nicht ausgereicht hätte, um die Verbundenheit auszudrücken, die sie empfand.
Ihr Blick glitt an ihm vorbei, nach draussen, wo es noch immer regnete, das Donnern schien sich zu verziehen, auch war es nicht mehr so dunkel wie zuvor und auch sie realisierte, dass der Moment der Not sein Ende finden würde, so unweigerlich, wie er herangenaht war. "Ich möchte nicht zu nass in die Curia zurückkehren," sagte sie leise und lächelte etwas. "Meinst Du, wir können hier noch ein bisschen bleiben und hoffen, dass wir nicht wie Wassermenschen aussehen?" Natürlich würden die Kleidungsstücke nicht trocknen, wenn man unter einer Klippe saß, das wusste sie genauso gut wie er, aber auch sie wünschte sich tief im Inneren, dass er sie noch eine Weile halten würde.