Magistratische Mittagspause

  • "Dein Pferd ist ziemlich klug," erwiederte die Iulierin und bemühte sich. nicht zu laut mit den Zähnen zu klappern, als ein jäher Windstoß unter die Klippe fuhr und ihr bewusst machte, dass sie nur ihr Unterzeug, eine sehr durchnässte Stola und eine noch viel nassere Palla trug und beides nicht gerade dazu angetan waren, sie vor dem Wind zu schützen. Wo war denn plötzlich der viele Regen hergekommen? Sie wagte es kaum, vor die Klippe zu sehen, denn dort rauschte nach wie vor das Wasser herunter, als müsste es den Strand auch noch dem Meer einverleiben. Es sah so düster aus, als sei die ganze Welt plötzlich in einen ausgesprochen nassen Hades abgetaucht. Wieso war nur Iuppiter so plötzlich zornig geworden? Einmal mehr wurden die beiden Gesichter unter die Klippe geduckten Römer von einem fernen Blitzeinschlag erhellt, und jetzt fiel ihr auch auf, dass er sie anblickte, wie sie an die kalte Steinwand gekauert da saß, von dem nassen Stoff eher schlecht als recht verhüllt und zitternd.


    "So einen Regen gab es in Syria nie," sagte sie und bemühte sich um ein tapferes Lächeln, doch das Zittern ließ sich nicht so ganz unterdrücken, wie sie es gern gehabt hätte - an Kälte irgendeiner Art war sie einfach nicht mehr gewöhnt, seit sie mehr als fünf Jahre im tiefsten nahen Osten verbracht hatte. Dann allerdings schob sich ein weiteres Gefühl vor das der Kälte, denn ihr wurde sehr schnell bewusst, warum er sie so anblicken musste - der Stoff klebte eng an ihrer Haut und ließ keinen Raum mehr für Spekulationen offen, enthüllte ihre Gestalt als das, was sie war - die einer Frau, die zweimal Mutter geworden war und ihre weiblichen Formen sehr wohl behalten hatte. Und genauso war auch seine Kleidung nur noch Staffage, keineswegs mehr fähig, die Gestalt des Soldaten zu verbergen, was sie für einige Momente lang hörbar schwerer atmen ließ.
    "Äh ... das glaubt uns keiner," presste sie unsicher hervor und blickte ihm direkt in die Augen, um nicht seinen Körper anstarren zu müssen.

  • Er war es gewohnt durch den Schnee Germaniens zu gehen, mit kaum mehr bekleidet als heute, so friert er nicht wirklich, zumindest merkt er kaum den Wind, der Kalt durch seine nasse Tunika zog. Doch, er ist ein aufmerkasamer Beobachter, ihm entgeht nicht, wie sehr Helena die Kälte zusetzt.
    "So war es in Gallien auch selten,... aber häufig war der Regen ähnlich heftig... es wird sicher bald besser."
    Das Lächeln auf seinen Lippern ist wärmer, als ihm selbst ist, aber es ist ehrlich und offen. Und auch wenn die Haut unter seiner Tunika sich leicht zusammen zieht, er gibt sich unbeeindruckt. In seiner linken Hand hält er seinen Umhang, der noch fast trocken ist, da er ihn schutzenden unterseinen Oberkörper hielt. Quintus Tiberius Vitamalacus zögert nicht lange, seine Blick, der fast nüchtern über sie wandert, das zittern in ihren Worten , verrtät ihm, wie sehr sie frieren muss.
    Seine rechte streckt er aus, ihr auf zu helfen und sie an sich zu ziehen, die Linke hingegen breitet den trockenen Umhang aus, den er schwungvoll um Helena legt. Sicher, ihm war ihr makelloser, weiblicher Körperbau nicht entgangen und dieser reizvolle Anblick hätte so manchen Mann zu einer Dummheit verleiten löassen, aber Quintus Tiberius Vitamalacus sieht zunächst eine frierende Person vor sich.
    So legt er seinem Umhang um Helena, ganz fest, so das sie wirklich davon umschlosssen ist und zieht sie zu sich, ganz dicht, das er sie mit seiner Körperwärme mit wärmen kann. Sanft, aber denoch sehr entschlossen legen sich seine Arme um sie.
    "Sei unbesorgt, es ist alles gut..." flüstert er leise.
    Eigentlich ist dies eine ganz normale Geste des Schutzes, des Beistands in der Not, doch als er sie wärmend an sich zieht, spürt er ein Gefühl in sich aufkommen, das er seit langem nicht mehr gespürt hat. Noch nicht besonders intensiv, sie würde es noch nicht spüren können, aber er spürt diese Gefühl des Verlangens deutlich...

  • Gallien ... wenn es in Gallien solches Wetter gab, wollte sie sicher nie dorthin. Oder etwa Germania oder Britannia. Wie konnte man freiwillig in einem Land leben wollen, in dem es so ekelhaft kalt und nass war? Daran würde sie sicher nie Freude empfinden und einmal mehr war sie froh, dass sie ihr Leben inzwischen in Italia eingerichtet hatte, wo solche Wolkenbrüche eine absolute Ausnahme waren und man auch im Winter angenehm warme Temperaturen erwarten durfte.


    Was machst Du da?! hatte sie fast sagen wollen, als er seinen Umhang ausbreitete und ihn kurzerhand um sie legte, das einzige halbwegs trockene Kleidungsstück, das ihm geblieben war, und er opferte es für sie, während er selbst frieren musste. Dann allerdings zog er sie in seine Arme und umhüllte ihren Körper mit einer ausgesprochen willkommenen Wärme, aber auch einem Gefühl, das sie sehr lange nicht in dieser Form wahrgenommen hatte. Als Lucianus sie gehalten hatte, war es angenehm gewesen, tröstlich, für einige Momente lang hatten seine Arme Sicherheit versprochen, und nun kehrte diese Empfindung so locker und leicht zurück, als wäre sie nie fern gewesen. Ihre Lippen teilten sich, bebten einen Moment, aber sie konnte nichts sagen, diesen Moment nicht mit einem Wort durchbrechen, in dem sie am liebsten vor Sehnsucht nach einem längst toten Mann geweint hätte und gleichzeitig hätte lachen können aus Freude darüber, endlich zu wissen, dass sie lebte.


    Mit Valerius Victors Nähe hatte es begonnen, dieses Zurückkehren in ihr Leben, in das Bewusstsein eines Körpers, eines Verlangens, das wieder langsam erwachte und ihr vor Augen führte, was sie vermisst hatte, ohne es zu ahnen, nun fügte Tiberius Vitamalacus diesem Erwachen die Sehnsucht nach Geborgenheit und Wärme hinzu. Sehr langsam, unsicher noch, aber doch stetig, legte sie eine Hand um seine Tallie, bevor sich ihr Kopf an seine Schulter schmiegte und sie mit der freien Hand den Umhang so zurecht zog, dass auch er etwas von dem Stoff und dessen Wärme würde spüren können. "Ich fürchte das Gewitter nicht," flüsterte sie leise zurück. "Eher, dass wir hier bald zurück nach Ostia schwimmen müssen .." Sachte blinzelte sie zu ihm auf, ein fast schüchternes Lächeln auf den Lippen, während sie sich überdeutlich der Nähe seines Körpers bewusst war. Mit einem Mal war ihr ausgesprochen ...warm.

  • Seine Geste hatte eigentlich nur einen sehr pragmatischen und freundschaftlichen Grund gehabt, nämlich einfach sie zu wärmen und vor dem Wind zu schützen, der unbarmherzig vom Meer her weht und beide spüren liess, wie nass ihre Kleidung war.


    Doch als er ihre Hand auf seiner Taile spürte, ihren Körper so dicht an seinen gepresstund sich ihr Kopf an sene Schuilter schmiegte, merkt er, das diese Nähe etwas in ihm auslöst, vom er nicht geglaubt hätte, es noch einmal so zu spüren. Bisher hatte es nur eine Frau für ihn gegeben, eine Frau, die auch als sie lebte für ihn unerreichbar gewesen war. Nie hatte er eine andere Frau so an sich heran gelassen, nie hatte er gar das bedürfnis empfunden, eine Frrau so wie jetzt Helena im Arm zu halten. Ganz langsam zieht er sie noch etwas dichter an sich heran und unweigerlich spürt er so ihren Oberkörper noch etws deutlich an seiner Brust und diese Nähe verfehlt ihre Wirkung nicht.


    Die Kälte spürt er nicht, das unaufhörliche Prasseln des Regens und das heftige Donnergrollen hört er nicht, ihm ist auch nicht kalt, er nimmt nicht wahr, was um sie herum passiert, er blickt nur zu ihr herunter, in ihr Lächeln und ihre Augen. Wann hatte er das letzte mal so in die Augen einer Frau geblickt ? Warum kommt gerade jetzt, gerade mit ihr, die Gefühl des Verlangens wieder in ihm wieder zum vorschein ? Er weiss es nicht, aber er denkt auch nicht darüber nach.

    Leise, sehr leise antwortet er, seine Worte fast nur gehaucht und wäre fast in einem Donnerschlag unter : "Es wird schon nicht so schlimm, Helena." Irgendwie eine denkbar dämliche Antwort, denkt er sich noch und wünscht sich in diesem Moment vielleicht, er hätte etwas von der Wortgekunst seines Freundes Lucius. Doch eigentlich ist es auch egal was er sagt. Er geniess diesen Moment einfach zu sehr, ihre Nähe, ihre Wärme zu spüren.


    In diesem Moment kommt der Offizier in ihm, diese kalte, starre, stets korrekte Persönlichkeit, nicht mehr zu Wort, dieser hätte ihn bestimmt zur Vernunft und zu Disziplin gerufen. Stattdessen beugt Quintus seinen Kopf leicht zu Helenas herunter, ganz langsam, schüchtern, beinahe ängstlich nähern sich seine Lippen den ihren.

  • Eine jähe Windböde trieb einen neuen Schwung kalten Regens in den Felsvorsprung, aber dieses Mal bemerkte Helena die Kälte des Windes nicht mehr. Ihre Welt war in diesem Moment vollkommen davon ausgefüllt, den warmen, starken Körper Quintus' nahe bei sich zu fühlen, mit den Fingerspitzen auf dem nassen Stoff seiner Tunika tasten zu können. Sicher, sie fror noch immer, trotz seiner Nähe, trotz des Umhangs, dafür sorgte schon der von Wasser vollgesogene Stoff ihrer Stola, aber es war in diesem Augenblick einfach deutlich weniger bedeutend als alles andere. Der Donner krachte über ihnen, aber selbst das brachte sie nicht mehr zu zusammenzucken, sie erwiederte seinen Blick, die Brauen ein klein wenig angehoben, die Lippen vage geöffnet, als wollte sie sprechen, ohne etwas sagen zu können.


    Was machst Du hier? Er will Dich küssen! Willst Du ihn küssen? Die Gedanken wirbelten wild durcheinander, aber es gab in diesem Chaos in ihrem Kopf keine eindeutige Antwort, während sich der Kopf des Tribuns etwas hinab neigte, sich ihr vorsichtig näherte und sie genau wusste, dass sie sich entscheiden musste. Es wäre so leicht, so vollkommen, so ... auch Victors Gesicht hatte sich so genähert, mit einem Blick, der besagte, wie sehr sich in ihm alles nach dieser Berührung sehnte, sollte sie ihn wirklich verraten und einen anderen küssen? Titus' Gesicht wechselte sich mit dem Victors ab, seine harte Miene durch den Genuss des Kusses weich geworden, die Augen genießerisch geschlossen, wie er es immer genossen hatte, sich einem Kuss hinzugeben ... wieder legte sich ein Gesicht über das, das sie sah, das des Lucianus, der sie einfach nur gehalten hatte, als sie jemanden brauchte, der sie hielt. Ich lebe jetzt, dachte sie, Jetzt! Nicht in der Vergangenheit, nicht morgen, heute! Und die Gesichter verschwanden, ließen nur das zurück, was real war, sein Gesicht, seine Augen, die Lippen, die ihre nun sanft berührten und noch ein wenig nach dem Bohnenbreiaroma schmeckten, aber gleichzeitig auch so sehr nach ...


    Nach was eigentlich? Sie konnte es nicht bestimmen, diesen Geschmack nach Bohnenbrei und ... Quintus. Nicht Tiberius. Nicht Vitamalacus. Einfach nur Quintus. Und bevor sie hätte daüber nachdenken können, warum sie es tat, löste sie die Hand von seiner Talle, legte sie auf seinem Hinterkopf ab und ließ die Finger sich in sein nasses, kurzes Haar graben, um den Kuss zu erwiedern, die Augen halb geschlossen dabei, ihn einfach auskostend, so weit es in diesem Moment möglich war. Alles in ihr verlangte danach, ihn zu küssen, neben seinem Körper auch die Nähe seiner Lippen zu fühlen, und sie tat es, nicht unsicher, nicht zögernd, sondern genießend ... so verging eine Weile des stillen, bebenden Kostens seiner Lippen, bis sie diese sehr vorsichtig von seinen löste, ihn wieder anblickend, das Blau der Augen schien etwas nachgedunkelt zu sein. Und sehr leise flüsterte sie: "Meinetwegen kann es gern noch ein bisschen länger regnen."

  • Als er sich ihren Lippen annäherte, hatte sich Quintus Tiberius Vitamalacus auf ein Feld begeben, das ihm gänzlich unvertraut war und ihm schoss so fieles durch den Kopf. Was wäre, wenn sie ihn zurückweisen würde, ihn empört von sich stossen ? Und vielleicht einfach so im Regen verschwinden würde ? Wenn er mit dieser Geste, diesem Versuch sie zu küssen sogar die Freundschaft, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, zerstören würde ?


    Doch dann, in dem Moment, da sich ihre Lippen berührten, waren diese Gedanken verschwunden und Quintus Gedanken drehten sich nur noch um Helena, nur sie und den Kuss den sie austauschten zählte für ihn sie kam in seinen Gedanken vor. Seine Augen schlossen sich, und er sog jeden Momernt in sich auf und je länger der Kuss dauerte, desto mehr wuchs seine Sicherheit.


    Als sie ihre Hand auf seinen Hinterkopf legt, verstärkte er die Intensität des Spieles ihrer Lippen und seine Hände, die bisher auf ihrem Rücken gelegen hatten, wanderten langsam etwas weiter herunter und zog noch etwaws dichter an sich heran. Es war auch ihre Bestimmtheit, die ihm weiter über seine eigene Unsicherheit hinweg half.
    Wind, Regen und Donner waren für weit weg und auch als der Kuss geendet hatte, blickte er nur in ihr Gesicht, in ihre blauen Augen. Auf seinem Gesicht lag ein Lächeln und seine Augen funkelten. "Ich möchte hier gerade nicht mehr Weg, Helena, möchte mich nicht von Dir lösen." antwortete er ihr in einem leisen Flüsterton, der immer wieder im Donnern unterzugehen drohte. Doch selbst wenn sie es nicht verstanden hätte, der Ausdruck in seinem Gesicht verriet den Inhalt seiner Worte genau.
    Zärtlich strich seine rechte Hand über ihre Wange und langsam wanderte sie nach hinten, legte sich sachte in ihren Nacken und er zog sie leicht zu sich. Vorsichtig küsste er sie sanft auf Stirn, atmete tief den Duft ihrer Haare ein und setzte es fort ihr Gesicht mit zärtlichen Küssen zu bedecken.

  • "Dann tu es nicht," antwortete sie leise und schmiegte sich etwas enger an seinen Wärme und Schutz verheißenden Körper. Ihr Götter, wie lange war es her, dass sie eine solche Umarmung gefühlt hatte, bei der sie mit jeder Faser ihres Körpers den eines anderen gespürt hatte? Die süßen Glücksmomente auf dem Streitwagen waren ein Vorgeschmack gewesen, ein aufkeimender Wunsch, jetzt hatte sie Zeit, es zu genießen und der Regen, der nach wie vor um die Klippe tobte, war ein deutliches Zeichen dafür, dass sie auch noch eine ganze Weile würden warten müssen, bis der Strand wieder begehbar sein würde, ohne dass man schwimmen musste. Sanft spielten ihre schlanken Finger in seinem Haar, diesem kurzen Soldatenhaar, die allzu vertraute Frisur, die sie auch an Titus immer ertastet hatte.


    Sehnst Du Dich so sehr nach ihm, dass Du bereit bist, ihn gegen einen lebenden Soldaten einzutauschen? fragte sie sich innerlich und diese Frage schmerzte tiefer, als sie es gedacht hätte. Du schwankst wie ein Schilfrohr im Wind, zuerst zum einen, dann zum nächsten. Tust Du damit nicht ihm auch unrecht, Dir .. und Victor? Wie ernst meinst Du es mit ihm? Die stillen Fragen glitten in ihrem Inneren nach oben zu ihrem Bewusstsein, hallten in ihrem Hinterkopf wieder, während sie seine zarten Küsse auf der Haut fühlte, und das war es auch, was sie leise einatmen ließ, zitternd noch immer, aber nun nicht mehr vor Kälte.


    "Sh ..." formten ihre Lippen den leisen Laut, dann berührten ihre Finger leicht seine Wange, ihm bedeutend, dass er innehalten sollte. "Ich weiss nicht, ob ich das ... ob ich das schon kann," flüsterte sie kaum hörbar. Was war das, was sich hier entwickelte? "Es ist doch noch so viel Zeit," murmelte sie und strich ihm mit den Fingerspitzen sanft über die Wange, dann den Nacken, einige Wassertropfen von seiner Haut nehmend, die dort aus dem Haar stammend, herunter geronnen waren. Die blauen Augen glommen unsicher, während sie ihn betrachtete, unsicher nun geworden, wie er reagieren würde, ob er diese Bitte als Zurückweisung betrachten würde. Ihre Lippen brannten noch von seinem Kuss, und überdeutlich schmeckte sie ihn noch immer.

  • Und er tat es nicht, er löste sich nicht von ihr, auch nicht als ihre zarten Finger auf seiner Wange ihn bitten mit den Küssen auf zu hören. Sicher, er hörte damit auf, aber immer noch hielt er sie fest, blickte in ihre Augen und verlor sich darin. Sanft streichelte er daBei über ihre Wange und auch wenn etwas in ihm gerade danach verlangte, zu dem sich noch nicht bereit war, er hielt diesem Verlangen stand, denn auch in ihm erhob sich die Stimme seines Verstandes, zu sehr schätzte er sie und wollte nicht, das, was sich zwischen ihnen aufgebaut hatte für ein kurzfristiges Abenteuer zu risikieren.


    Was wollte er wirklich von ihr ? Warum verlangte es ihm nach ihr ? Oder war es nur dir Tatsache, das sie eine Frau war ? Was wäre, wenn er hier in dieser Situation mit einer anderen Frau wäre ? Und irgendwie wurde ihm klar, das es mit jeder anderen Frau eben auch ganz anders wäre. Etwas war da zwischen ihnen, ihm, Quinitus, und ihr, Helena, auch wenn er es nicht wirklich fassen konnte, was es denn war. Es war nicht dieses Gefühl, das er gehabt hatte, damals in jenem Sommer, als er und Nova ihre schönste Zeit gehabt hatten, aber er war auch nicht mehr so jung wie damals. waws er auch gerade für Helerna empfand, es war einfach reifer, erfahrener....


    "Wir habe Zeit, Helena," flüsterte er in ihr Ohr,"jede Zeit der Welt." Währendessen streichelt er ihr sanft über die Wange, blickt in ihre blauen Augen, in ihr Gesicht und er will es wieder spüren, ihre Lippen auf den Seinen und ganz sachte beugte er sich zu ihr herunter, schliesst die Augen, legt sachte seine Lippen wieder auf ihre.

  • Es war so seltsam, ihn zu küssen, einerseits wissend, wie sie früher Titus geküsst hatte, andererseits ebenso wissend, dass sein Herz einer anderen Frau nachtrauerte und ihr eigenes dem toten Gemahl. Und vielleicht hätte Quintus gelacht, hätte er geahnt, dass er erst der zweite Mann war, den sie in ihrem Leben ausser ihrem Vater, ihren Onkeln und ihren Brüdern jemals geküsst hatte. Nicht, dass sie nicht gemeinsam mit Titus die Freuden der körperlichen Nähe zu genießen gelernt hatte, doch war es aufregend und verunsichernd zugleich, dieses noch fremde Paar Lippen zu spüren, das doch so sanft und zärtlich war, gleichzeitig in seinen Blick zu tauchen und zu wissen, dass es einfach nur richtig war, was sie taten. Mochten andere darüber urteilen, wie sie wollten, sie als Hure beschimpfen, die sich dem nächstbesten an den Hals warf, aber auch wenn sie ein gewisses Schuldbewusstsein empfand, es war zu schön, um vollkommen von seiner Nähe zu lassen.


    Sanft erwiederte sie den Kuss, nahm sich diesmal mehr Zeit, seine Lippen mit den ihren zu erkunden, und ein leises Seufzen rann aus ihrer Kehle empor, als sie ihren eigenen Körper wieder reagieren fühlte, sich ein leichtes Ziehen in der Lendengegend zu den getauschten Küssen gesellte, das sie deutlicher seine Nähe suchen ließ, die Lippen nach den seinen fassend. Kurz achtete sie auf das Echo seiner Berührungen, um ein wenig deutlicher nachzufassen, die Lippen teilten sich leicht, entließen einen Hauch warmen Atems, bevor sie die Augen ganz öffnete, ihn anblickte, als müsse sie diesen Moment in ihr Innerstes einbrennen. Sie hatten Zeit. Es tat so gut, das zu hören, es zu wissen, dass man nichts überstürzen musste, denn sie war sich bei weitem nicht so sicher, was werden würde, wie sie vielleicht wirken mochte. Er schmeckte gut, seltsam gut, und sie war auch darüber verwirrt, denn wenn man über lange Zeit den Geruch und Geschmack eines bestimmten Menschen gewöhnt war, glaubte man irgendwann nicht mehr, dass es auch anderes geben konnte.


    "Das ist so seltsam," flüsterte sie leise und lächelte dann doch. Eigentlich sollte nun die große Verliebtheit kommen, wie es die Sagendichter vorsagten, aber sie fühlte nur Wärme und den Wunsch, die Wärme nicht so schnell enden zu lassen. Gaben sie sich in diesem Moment einfach, was beide brauchten?

  • Was hätten wohl seine Miles gedacht, wenn sie ihren alten Schinder so gesehen hätten ? Wahrscheinlich hätten hätten sie es erst nicht galuben können, aber trotzdem wenig später Witze und obzöne Spruche übe ihren Tribun gemacht. Und wahrscheinlich hätte gerade deswegen Titus einigen von ihnen wieder Anstand beigebracht und so sich seine nächste Beförderung verbaut.


    Aber die IX. war fern und auch sonst wagte sich niemand in dieses Sommergewitter hinaus. Selbst die Seevögel hatten schützende Stellen auf gesucht, zu dicht war die Regenfront, auch wenn das Donnern sich langsam entfernte.


    Doch darauf achtete Quintus nicht, seine Aufmerksamkeit galt allein ihr und dem Kuss, der sich langsam intensivierte, dem sanften Spiel ihrer Lippen, dem Hauch ihres Atems. Wie lange hastte er darauf verzichtet ? Und sich nie eingestehen wollen, das es doch brauchte, diesen sanften Austausch von Zärtlichkeiten. Sachte fuhr er durch ihr Haar, sog ihren Duft in sich ein und er spürte das sein Verlangen nach ihr Stärker wurde, doch er gab ihm nicht nach, auch wenn es ihm nicht leicht fiel. Doch er wollte, das sie beide sich die Zeit nahmen, die sie brauchten, nichts überstürzten und dabei vielleicht alles zerstörten.


    "Ich hatte nicht geglaubt, das ich dies noch mal erleben würde," antwortete er flüsternd, blickte dabei in ihre Augen und streichelte sanft über ihre Wange und küsste sie zärtlich auf die Stirn, während seine linke Hand über ihre Rücken streichelte."Es is seltsam, Helena, aber es wunderschön." Ein anderer Mannn hätte vielleicht nun ihr seine Liebe eingestanden, doch nicht er, das war nicht seine Art, denn es wäre nicht wahr, oder könnte sich zumindest als unwahr herrausstellern, wusste er doch selbst nicht, ob es stimmte oder nicht. Er wusste nur, das es sich richtig anfühlte, sie so in seinem Arm halten, das er sie nicht loslassen wollte. Sachte drückte er ihren Kopf an seine Brust, fuhr zärtlich durch ihr Haar und atmete tief ein.

  • Tief atmete sie ein und entließ die Luft in einem entspannten, langsamen Seufzen, das sehr viel von dem verriet, wie sie sich gerade fühlen mochte. Es war einfach schön, wie es war und sie wollte es nicht in Frage stellen. Der Gedanke, dass ihr das ohnehin niemand glauben würde, sollte sie jemals jemandem davon erzählen, hatte etwas ungemein erheiterndes für sie, die Mundwinkel zuckten verdächtig empor, aber noch behielt sie ihre Gedanken für sich. Immerhin passte dieser Moment, den sie mit ihm teilen durfte, perfekt zu ihrem neuen Leben in Rom und Ostia, das in manchen Dingen einfach herrlich durcheinander gewürfelt worden war und ganz sicher keinen Moment Langeweile enthalten hatte. Die Dinge waren wieder in Bewegung gekommen und nun klammerte sie sich wärmesuchend an den trainierten, kräftigen Körper eines sicherlich in Rom durchaus begehrten Junggesellen und genoß diese Tatsache stillvergnügt. Venus schien ihr m Moment mit so manchen kleinen Geschenken den Weg zurück ins Leben zeigen zu wollen und so wie es gerade war, folgte sie nur zu bereitwillig und gerne.


    "Vielleicht war es einfach die richtige Zeit, der richtige Moment, dass wir uns begegnet sind. Erinnerst Du Dich? Ich glaubte, Du wolltest Dich töten und fürchtete um das Leben eines Fremden, warum auch immer. Ich hätte nie gedacht, dass wir einmal unter einer .. Klippe ..enden würden, und das durchnässt," wisperte sie leise und nun konnte sie ein belustigtes Glucksen nicht mehr unterdrücken. Hätte man ihr das an jenem Abend am Ianusbogen gesagt, sie hätte sich wohl an die Stirn getippt und den Erzähler einen Lügner genannt. Sie seufzte abermals behaglich, das sanfte Streicheln seiner Finger über ihren Rücken tat einfach nur sehr gut, und sie genoß es mit jeder Faser ihres Körpers.


    Eigentlich hätte sie ihn wegstoßen müssen, auf ihrer Ehre bestehen, auf ihrem Ruf und natürlich auch darauf, dass sie sich gebärdeten wie erwachsene Menschen, aber sie tat es nicht, sondern ließ ihre Finger wieder in sein Haar gleiten, um behutsam seinen Kopf und Nacken zu streicheln, bevor sie ihren Kopf an seiner Brust ruhen ließ und die Augen schloß, sich auf das Gefühl seiner Nähe gänzlich konzentrierend. Es ist so schön, dachte sie und lächelte still vor sich hin, in diese warm-dunklen Geborgenheit einer Klippe, um die der Regen noch immer, gemischt mit einem sich langsam entfernenden Donnern, toste.

  • Wie konnte er es vergessen ? Diesen Moment am Ianusbogen, als er in tiefstem Gram über dem Fleck gebeugt stand, an dem seine Nova ihrem Leben ein Ende gesetzt hatte. "Wenn wir uns an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit getroffen hätten," flüstert er leise, während er sanft über ihre Wange fährt sachte ihr Kinn anhebt und in ihre wunderschönen Augen blickt, " Es war der Ort, an dem ich am schwächsten war und du hast vom ersten Augenblick die richtigen Worte getroffen. An jedem anderen Ort wäre wir sich nicht so ins Gespräch gekommen." Mit diesen Worten beugte er sich sachte herunter und küsste sie sachte auf die Stirn. Dann zieht er ihren Kopf wieder an seine Brust, seine Arme umschliessen sie etwas fester, aber immer noch sanft.
    Er spürt das sie sich so wohl fühlt wie er selbst und er gbeniesst einfach diese, ja wie soll er beschrieben, dieses Gefühl der Zufriedenheit, das ihn durchströmt, die Möglichkeit Geborgenheit zu schenken und dafür selbst Geborgenheit zu empfinden. Er spürt ihren Körper fast so, als ob ihre Kleidung nicht da wäre und natürlich spürt er auch ein körperliches Verlangen nach ihr, aber er gibt ihm nicht nach, diese andere Gefühl, das er so schwer fassen konnte war ihm wichtiger. "Ich wollte mich damals nicht töten, denn ich war innerlich schon tot, aber du , das Treffen mit dir und unser Gespräch hat mich wieder zum Leben erweckt, Helena."
    Der Donner zieht immer weiter davon, und auch der Regen wird langsam schwächer. Wahrscheinlich würde das Gewitter genauso schnell verschwinden wie es gekommen war. "Das Gewitter wird wohl bald vorbei sein." Ehrliches Bedauern schwingt in seiner Stimme mit, denn er will nicht das das dieser Moment vergeht, das er sie loslassen muss, ohne zu wissen, ob er es je wieder tun kann, das wider das starre Korset der gesellschaftlichen Konvention ihre Zusammentreffen bestimmt.

  • "Es war ein Moment, in dem wir beide verletzbar waren, in dem wir beide unsere Erinnerungen mit uns herum trugen und vielleicht offener für ein solches Gespräch waren als an anderen Tagen. Ich ... bin es eigentlich nicht gewöhnt, über die Dinge zu sprechen, die mich wirklich tief im Inneren bewegen," sagte sie leise und lächelte unvermittelt. Vor Constantius fiel es ihr so schwer, über ihre Sorgen zu sprechen, ihre Nöte in Worte zu fassen, und hier sprach sie einfach aus, wie es war und fürchtete nicht, dass er es nicht verstehen konnte. Nicht, dass sie nicht auch bei ihrem Bruder sicher viel Verständnis gefunden hätte, da war sie sich sicher. Aber sie wollte ihm ein Rückhalt sein, ihm Stärke geben, wenn er sie brauchte, und nicht ihn mit ihren Nöten mehr belasten, als es gut tat. Er hatte genug eigene Sorgen, die ihn in Atem hielten, und dabei wollte sie ihm helfen können, ohne selbst zur Last zu werden.


    Aber hier, in den Armen des tribunus, Quintus' Armen, schien es nicht mehr notwendig zu sein zu schweigen. Weil sie wusste, dass er verstand, dass er es wahrscheinlich ganz genauso lebte und leben musste. Sonst wäre er kaum der gewesen, der er war. "Ich bin froh, dass wir uns begegnet sind, sehr froh," fügte sie ihren Worten an und blickte zu ihm auf, die vage Berührung seiner Lippen auf der Stirn noch fühlend. "Vielleicht musste es einfach so sein, damit wir beide wieder leben können ... Quintus." Sie hatte etwas gezögert, sein praenomen auszusprechen, diesen Teil des Namens, der für einen Mann der privateste seiner Namen war und nur von der Familie, von wirklich guten Freunden oder aber geliebten Menschen benutzt werden durfte, aber sie fühlte, dass der cognomen in diesem Moment nicht ausgereicht hätte, um die Verbundenheit auszudrücken, die sie empfand.


    Ihr Blick glitt an ihm vorbei, nach draussen, wo es noch immer regnete, das Donnern schien sich zu verziehen, auch war es nicht mehr so dunkel wie zuvor und auch sie realisierte, dass der Moment der Not sein Ende finden würde, so unweigerlich, wie er herangenaht war. "Ich möchte nicht zu nass in die Curia zurückkehren," sagte sie leise und lächelte etwas. "Meinst Du, wir können hier noch ein bisschen bleiben und hoffen, dass wir nicht wie Wassermenschen aussehen?" Natürlich würden die Kleidungsstücke nicht trocknen, wenn man unter einer Klippe saß, das wusste sie genauso gut wie er, aber auch sie wünschte sich tief im Inneren, dass er sie noch eine Weile halten würde.

  • Was war es, das ihnen erlaubte, so verttraut mit einander zu sprechen. Waren sie es doch beide gewohnt, ihre Sorgen, Probleme und Ängste für sich zu behalten, nicht andere mit ihnen zu belasten. Und mit ihr, mit ihr hatte er vom ersten Augenblick offen sprechen können, mit einer Offenheit, die seiner patrizischen, soldatischen Erziehung durch seinen Grossvater so fern lag. Und es tat gut, sehr gut sogar. "Ich wurde dazu erzogen, meine Sorgen für mich zu behalten, auch mein Grossvater sprach zu niemand über seine, und mein Vater,..."Zum ersten Mal erwähnte er seinen Vater, den Mann, dessen Name in der Casa Rustica tabu gewesen war, " ich weis es nicht, er starb so kurz nach meiner Mutter." Und wieder hatte er ihr mehr von sich offenbart, als er es je zujemand anders getan hatte.


    Plötzlich dran seine Name an sein Ohr, Quintus, noch zögerlich gesprachen, doch allein von ihr diesen Namen zu hören, liess einen Moment sein Blut stocken vor Freude. Er kannte sie mittlerweile zu gut, um zu wissen, das sie nicht leichtfertig zu dieser Vertraulichkeit neigte. Und das Lächeln auf seinem Gesicht signalisierte ihr, wie sehr es schätzte das sie zu seinem Praenomen gewechselt hatte.


    Er liess sie nicht los, auch nicht als das Donnergrollen fast verstummt war und der Regen Merklich nach liess. "Du wirst nicht nass zurückkehren in die Curia, das könnte ich nicht zu lassen." Er kannte genug wirksame Methoden, die Kleidung schnellst möglichst zu trocknen zu bringen, so etwas gehörte zur Grundausbildung eines Soldaten. Schwieriger würde es werden, sie zu realisieren ohne den Anstand zu weit zu verletzen. Denn auch wenn sein Körper nach ihr verlangte, er wusste, es ar noch nicht so weit. Aber, noch regnete es, noch musste er sich darüber keine Gedanken machen.
    Stattdessen beugte er sich erneut zu ihr herab , flüsterte leise: "Wir haben noch etwas Zeit...." und legte seine Lippen zärtlich auf ihre.

  • Dass er seinen Vater und seine Mutter das erste Mal erwähnt hatte, fiel ihr stärker auf als die Tatsache, dass der Regen um sie herum abflaute und aus dem beständigen Prasseln langsam aber sicher ein Plätschern wurde. Dass ihm die Ansichten und Meinungen seines Großvaters wichtig waren, hatte sie in den zurückliegenden Gesprächen immer wieder erfahren können, er zitierte ihn sehr oft, aber der Name seines Vaters war bis zu diesem Zeitpunkt kein einziges Mal gefallen. Verbarg sich dahinter eine geheime Schande, etwas, das ihm peinlich war oder vielleicht verschwiegen werden musste, weil es die Ehre gebot? Aber sie wollte ihn nicht drängen, denn es hätte weder zu ihm, noch zu ihr oder auch nur ansatzweise zu der vertrauten, ruhigen Stimmung dieses Momentes gepasst, hätte sie ihn jetzt bestürmt, ihr weitere Einzelheiten zu verraten. Sie glaubte zu wissen, dass er ihr von sich aus zum richtigen Zeitpunkt etwas erzählen würde, wenn er es für richtig hielt. Insgeheim hoffte sie, dass es irgendwann der Fall sein würde, nicht zuletzt, weil der Mensch Quintus, bar aller Masken, Uniformen, gesellschaftlicher Zwänge und seiner Erziehung, sie einfach interessierte, wie er war.


    Sein Lächeln blieb nicht unbemerkt, und sie erwiederte es offen, ohne Vorbehalte, es stand ihm so gut, dass er befreit lächeln konnte, die starre, beherrschende Miene des Soldaten einem weicheren, fast zärtlichen Ausdruck weichen konnte. Es gab zu viele Männer, die es vergessen hatten, den Moment zu genießen und sie war sehr froh darüber, dass er nicht zu ihnen zählte. Auch wenn das Sehnen in ihrem Körper von Moment zu Moment deutlicher zu spüren war, konnte sie doch die Nähe Quintus' auch innerlich genießen, ohne sich dem Diktat ihrer Sehnsüchte unterwerfen zu müssen. Vielleicht ist es ganz gut, dass ich ihn nicht so brennend, so sinnlos begehre wie Victor, dachte sie und schüttelte innerlich über sich den Kopf. So lange war sie nun Witwe und plötzlich lag sie im Arm eines fast fremden Mannes und ließ sich küssen, ohne sich dafür zu schämen. Vielleicht gibt es nichts daran, wofür man sich schämen sollte. Dafür, dass man empfindet, sollte man sich nicht schämen müssen. Eher dafür, sich sinnlos einem Rausch zu ergeben, ohne sich dessen vollkommen sicher zu sein.


    Sanft berührten ihre Lippen die seinen in jenem Kuss, dann ließ sie ein tiefes, genießendes Seufzen hören. Was würde das werden, was sie hier teilten? Sie konnte ihn nicht anders sehen als einen Freund, einen Begleiter, der ihr etwas Besonderes geschenkt hatte und dem sie dafür etwas Besonderes zurück geben konnte. Vielleicht würden sie sich niemals wieder so nahe kommen, denn wenn sie die Klippe verließen, würde er wieder der Patrizier sein, und sie wieder die Plebejerin, getrennt durch Stand und Ansehen. "Ja, die haben wir," flüsterte sie leise und fasste mit ihren Lippen sanft nach den seinen. Es sollte noch nicht zu Ende sein, noch nicht jetzt. Zumindest nicht für diesen Augenblick.

  • Wie die Küsse zuvor, genoss er auch diesen Kuss in all seiner Intensität. Zu bewusst war ihm, das dieser Moment des vertrauten Zusammenseins, bald zu Ende gehen würde. Auch wenn sie nicht sofort auseinader gehen würden, sich erst einmal von der Sonne trockenen lassen müssten, der Strand wäre zu schnell wieder belebt, Fischer würden auf Strand eilen, ihre Boote und Netze überprüfen, die Reste des Fanges an Land bringen. Bald würde er sie loslassen müssen und dieser wunderbare Moment wäre zu ende.

    Und was danach kam, das war ungewiss. Wieder würden die Konvetionen greiffen, es wäre für ihn unmöglich, sie wieder so ihm Arm zu halten, schützend und beschützend. Und schon gar nicht wäre es möglich, sie so zu küssen, wie er es gerade tat. Genau aus diesem Grund, weil es vielleicht der letzte Kuss in absehbarer Zeit war, intensivierte er ihn leichte, sopielte zärtlich mit ihren Lippen, kostete noch einmla den Geschmack ihrer Lippen auf den seinen und prägte sich ihr tiefes Seufzen in sein Gedächtniss ein. Von diesem Moment würde er noch lange zehren.


    Zärtlich strich er über ihren Rücken, vor ihr zärtlich durch das Haar. In diesem Moment waren ihm Standesunterschiede egal, noch weniger wichtig als sonst. Und als er in ihr lächeln blickte, sanft über ihre Wange strich, keimte in ihm ein Gedanke auf, noch ganz schwach, aber er war da.


    Quintus sagte nichts, irgendwie hatte er das Gefühl, das Worte in diesem Moment nur fehl am Platze waren, stattdessen sah er in ihr Gesicht, das Lächeln auf seinen Lippen war immer noch da, es würde auch so schnell nicht mehr in ihrer Gegenwart verschwinden. Er registrierte das leiser werden des Regens und aus dem Augenwinkel bemerkte er, das über dem Meer bereits die Sonne durchbrach und wo die Sonnenstrahlen auf den nachlassenden Regen stiessen, zeigte sich dieses rätselhafte Naturschauspiel , dieser Bogen aus allen erdenklichen Farben.


    Er beugte sich zu ihr herab, flüsterte leise in ihr Ohr. "Schau mal dort, Helena." Er begleitete diese Wort mit einer kleinen richtungsweisenden Geste, hinaus aufs Meer.

  • Behutsam glitten ihre Finger über sein von der Nässe noch etwas strubbelig wirkendem Haar, glätteten einige der aufstehenden Strähnen, und ein stiller Frieden kehrte in ihr Inneres ein. Es tat gut, einfach ein wenig Wärme und Nähe schenken zu können, wissend, dass der andere es genauso zu schätzen wusste wie sie es selbst entgegen nahm. Vielleicht waren sie einfach auch nur inzwischen alt genug, oder besser, lebenserfahren genug, um einen solchen Moment genießen zu können, ohne auf das Echo der Zärtlichkeiten in den Tiefen ihrer Körper zu sehr hören zu müssen, auch wenn es vorhanden war.


    Die Augen halb geschlossen, überließ sie sich seinen Lippen, seinem Kuss, um dann abermals selbst seinen Geschmack zu erkunden, zart mit den Lippen nach den seinen fassend, um sich dieser Berührung ganz hinzugeben. Ein klein wenig rauh waren seine Lippen gewesen, nun weicher geworden von den Berührungen, und sie genoss es, die Zeit zu haben, ihn zu ertasten, die Weichheit seiner Lippen nun in aller Ruhe fühlen zu dürfen. Als sie sich schließlich voneinander lösten, schimmerten ihre blauen Augen matt, die Farbe mochte deutlich dunkler wirken als sonst, bewegter und lebendiger. Als er auf das Meer deutete, dem Regenbogen entgegen, zog sie überrascht den Atem ein, um dann still zu lächeln.


    Es passte einfach zu diesem Augenblick, vervollkommnete den Moment auf eine stille, wunderbare Weise, ließ ihr unvermittelt die Tränen in die Augen steigen und sie auf eine sehr verräterische Weise schimmern. Sie weinte nicht, aber der Regenbogen, den sie in seinen Armen liegend betrachten durfte, berührte sie ebenso tief und innig wie eine kleine Holztaube, die am ledernen Band um ihren Hals hing und vor vielen Jahren von kleinen Kinderhänden mit viel Liebe und Schmerz geschnitzt worden war, eine Erinnerung an ihren kleinen Bruder, dem sie so früh entrissen worden war. "Es ist eine Ewigkeit her, dass ich den letzten Regenbogen sah," flüsterte sie leise zurück und schluckte den dicken Kloß im Hals langsam herunter.

  • Auch wenn er nun anders zu ihr stand, ganz dicht hinter ihr hinter ihr, sein Kopf leicht an ihren gelehnt, so das sie beide hinaus aufs Meer blickten, seine Arm immer noch um sie gelegt, dieses Glänzen in ihren Augen entging und einen Moment bekam er einen kleinen Schreck, fürchtete das sie zu weinen beginnen könnte. Und eine weinende Frau würde ihn hilfloss werden lassen.


    Doch zu seiner Erleichterung waren es nur Tränen der Rührung und er zog sie noch etwas dichter an sich heran. Sanft küsste er sie auf die Wange und schaute sich dann das Naturschauspiel an. "Den letzten sah ich in Germania,"flüsterte er leise,"es war für uns immer ein Zeichen, das die Götter mit uns waren." Er hatte diese Naturschauspiele stets nüchtern gesehen, mehr ein kleiner Motivationsschub für seine Milites, denn für sich selbst. Aber heute, in diesem Moment, den er immer noch nicht beschreiben konnte, wirkte der Regenbogen ganz anders, beruhrte ihn tiefer, als er es je für möglich gehalten hätte."Wir Milites sind immer sehr abergläubisch," fügte er noch leise ihn hinzu, warum genau, wusste er nicht, sie musste doch als Witwe eines Offiziers wissen, wie Miles denn wirklich dachten.


    "Er ist wunderschön, Helena," kommentiete er das Erscheinungsbild des Regensbogen, für ihn schon fast blumig und setzte noch leise in ihr Ohrflüsternd zu : "Du bist wunderschon, Helena" Draussen auf dem Meer, wurde der Regen immer schwächer, und auch der Regenbogen begann zu entschwinden, fast als ein Zeichen, das ihre gemeinsamen innigen Momente sich unweigerlich dem Ende näherten.

  • "Alles was hilft, die Männer aus der Schlacht wieder gesund nach Hause zu bringen, ist etwas Gutes," flüsterte sie und für einige Momente lang verirrten sich ihre Gedanken wieder zu Titus. Wäre er zu ihr zurückgekehrt, wenn er an jenem schicksalshaften Tag einen Regenbogen gesehen hätte? Aber diese Frage würde ihr niemals beantwortet werden, denn für eine Antwort war es viel zu spät. Es war geschehen, wie es nun einmal geschehen war. Sachte lehnte sie ihren Kopf an den seinen und ihr Blick verlor sich in der Betrachtung dieses so einfachen und doch unglaublichen Wunders der Natur, bei dem es wirklich schien, als hätte ein Gott oder eine Göttin wohlmeinend ein kleines Geschenk zu ihnen auf die Erde gesandt.


    "Ich danke Dir," flüsterte sie zurück, zu ihm hinauf blickend, und als sie es wieder wagte, auf das Meer zu blicken, war der Zauber des Regenbogens erloschen, wie auch der Regen verstummte. Die Sonne gewann wieder an Kraft, während die dunklen Wolken sich entweder aufgelöst hatten oder vom Wind weiter getrieben wurden, sodass es schien, als reihe sich an die Intensität des Farbspiels, das sich im Regenbogen gefangen hatte, nun auch noch der satte, volle Schein der Sonne, um sie endgültig der Allmacht der Götter zu versichern. Es schien Helena, als würde dieser warme, helle Sonnenschein auch in ihrem Inneren vorherrschen, die trüben Gedanken und Sorgen vertreibend, die dort immer wieder ihren Weg begleitet hatten. So konnte sie nicht anders, als leise zu ihm zu sprechen: "Quintus, lass uns das hier nicht vergessen. Egal was sein wird, an diesen Moment werde ich mich immer erinnern und ihn als etwas Kostbares für mich bewahren. Ich danke Dir ... einfach ...für alles."


    Ein letztes Mal sprach sie seinen praenomen aus und sie nahm für sich Abschied von dieser Vertrautheit, denn ob es sie jemals wieder geben würde, war ausgesprochen ungewiss. Wenn sie die Klippe verließen, würden sie wieder der Quaestor und die Magistrata sein und sein müssen, ihre Bürden wieder auf sich nehmen, um ihren Weg weiter zu gehen.

  • Und wieder klang es so gut, als sie seinen Praenomen aussprach, dieses Vertrauen das sie ihm dadurch entgegen brachte. Der Klang seines Praenomens von ihren Lippen hallte noch lange im seinen Kopf, er war einfach zu schön. Doch mischte sich auch leichte Wehmut in seine Gedanken, wusste er doch, das er ihn für längere Zeit nicht mehr von ihr hören würde, war doch diese Momente der Vertrautheit so gut wie zu ende.


    "Helena, " antwortet er leise, in einem Tonfall, den kaum jemand, der der ihn auf dem Exzierplatz oder der Rostra erlebt hatte, für möglich gehalten hätte, "ich werde dieses nicht vergessen, ich werde diesen Ort und diese Momente immer in meinem Gedächniss behalten, ist dies doch das schönste, was mir seit langem passiert ist. Ich binn es, der dir danken muss, Helena."
    Ein letzte Mal sagte er ihren Namen in diesen sanften, vertrauten Tonfal, ein letzte Mal für unbestimmte Zeit küsster er sie sanft auf die Stirn und löste sich dabei langsam von ihr.


    Und plötzlich erinnerte er sich an jene Abend in Tarraco, als er sich das letzte Mal von Nova verabschiedet hatte. Wie Unterschiedlich dieser Abschied doch zum jetzigen Moment war, obwohl sie sie sich doch auch so glichen. Dies lösen aus den Armen, der letzte Kuss auf die Stirn und die Ungewissheit, ob man je wieder so zusammen kam. Doch damals war es schwer gewesen, jeder seiner Schritte danach hatte angefühlt, als ob er grosse, schwere Steine an den Füssen hatte.
    Jetzt war es anders, zwar bedauerte er es, sie loslassen zu müssen, aber es war keine schwere in seinen Gedanken, vielmehr eine grosse Leichtigkeit. Und auch wenn sie nun gleich wieder den Konventionen unterstanden, irgendwie war in ihm ein Leichtigkeit erweckt, die er bisher so nicht gekannt hatte.


    Er trat einen halben Schritt zurück, rückte seine Tunika, die immer noch recht nass war zurecht. "Nun ist der Regen vorbei," meinte er leise, leichtes bedauern klng mit seinen Worten durch. Sein Sagum liess er ihr, sicher war ihr Kleid immer noch nass und sie könnte die Wärme gebrauchen, welches es spendete. "Wir sollten etwas durch die Sonne gehen, damit unsere Kleidung zu trocknen beginnt," meinte er heiter und reichte ihr seinen rechten Arm."Und ich bin mal gespannt, wann Ajax es wagt mir wieder unter die Augen zu treten," fügte er scherzend hinzu.

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