Beiträge von Iulia Helena

    Wieder lachte sie leise auf und schüttelte amüsiert den Kopf. Es würde sicherlich eine sehr interessante Zusammenarbeit werden, soviel war sicher - und es freute sie, dass es Corvinus war, der sich um den Posten beworben hatte. Er hatte ihr mehr als einmal bewiesen, dass er das Herz auf dem rechten Fleck hatte.
    "Dann lass uns nach nebenan gehen, damit Du zum einen Deinen Schreibtisch, zum anderen deinen Kollegen auch einmal kennenlernst - er heisst Lucius Caecilius Catilius und ist ein Verwandter des derzeitigen Prätorianerpräfekten. Ich bin mir sicher, ihr werdet miteinander zurecht kommen - er hat einen Humor, der dem Deinen nicht nachsteht." Damit erhob sie sich und ging in Richtung der Türe, die auf den Gang und dann zu einem leeren Officium führen würde, das sie ihm zuweisen konnte.

    Sie hob vergnügt die Brauen an und nahm das Schreiben entgegen, um es einige Momente lang zu studieren - da sie viel täglich las, war sie darin geübt und auch ziemlich schnell fertig. Es war ein Brief, wie er nicht typischer für ihren Onkel hätte sein können, kurz und knapp, aber herzlich. Die typische Art der Iulier, dachte Helena und ihr Schmunzeln verstärkte sich etwas.


    "Weisst Du, was ich an diesem Brief nun sehr amüsant finde? Er hat nicht dazu geschrieben, wer sie nun adoptiert hat - und ich lese darin auch nicht, dass es mein Onkel war, der sie zur Tochter nahm. Vielleicht sollte man das bei Gelegenheit einmal klären - sonst haben wir bei Familientreffen wirklich ein Problem." Leise kichernd stellte sie sich die verwirrten Gesichter der anderen Verwandten vor, die es sicher geben würde, sobald man sich vorstellte.

    Zitat

    Original von Flavus Valerius Severus
    Trotz genauer Musterung kann er leider kein Anzeichen einer Lüge bei Nephetep erkennen. "Verdammte Scheiße! Was für ein hundsgemeiner Kerl würde ihr soetwas antun? Mann, wenn ich den erwische... Wie geht es ihr? Weiß man was? Ist sie außer Gefahr?"


    Wütend setzt Sev sich wieder gerade hin und lässt den Rest der Prozedur über sich ergehen, während er sich bereits einige interessante Bestrafungen für den Attentäter ausdenkt.


    "Also, nachdem, was ich gehört habe, ist sie in das Haus ihrer Familie gebracht worden und erholt sich da von ihren Wunden - und den Amtseid hat sie auch öffentlich gesprochen, also lebensgefährlich war die Verletzung wohl nicht," meinte der Barbier gelassen und blickte seinen Kunden interessiert an. Dass ein Mann beim Namen einer Frau so hochging, konnte eigentlich nur eines bedeuten ...


    Zitat

    Original von Flavus Valerius Severus
    Sev kramt seinen Geldbeutel hervor und mustert die Frau mit gerunzelter Stirn.
    "Was schulde ich euch?"


    "Genau 1.80 Sesterzen," flötete die dicke Ägypterin mit einer sehr klaren, hohen Stimme und schenkte Severus ein freundliches Lächeln. "Komm doch wieder her, wenn Du wieder eine Rasur brauchst!"

    Sinnierend hatte sie die Finanzdiskussion verfolgt und dachte darüber nach. Diese flexiblen Gehälter mochten zwar ganz nett sein, aber auf Dauer sah ihr das nach einem reichlich schwammigen System aus. Es konnte schließlich nicht sein, dass man für dieselbe Arbeit mal mehr, mal weniger Geld bekam - spätestens in einer Stadt mit Duumvir, Magistraten und Scribae würde das sehr zu Ungunsten der Scribae ausgehen. Doch noch hielt sie sich mit dieser Meinung zurück, immerhin sollten auch die Worte des Detritus bedacht werden, sobald er sich äusserte.

    "Hmm ... hmmm," machte sie schmunzelnd und wiegte überlegend den Kopf. "Ich denke gerade über die richtige Summe für ein Bestechungsgeld nach, aber ... heute will ich einmal gnädig sein und Dich einstellen. Immerhin haben wir ja schon so einiges miteinander erlebt und ich weiss, dass Du trotz dem Hang zu sehr frechen Scherzen eigentlich ein ganz netter, harmloser Kerl bist."
    Nun grinste die magistrata ihren neuen scriba ziemlich offen an und blickte zudem, als könnte sie kein Wässerchen trüben.

    "Wenn ich mich recht entsinne, war es mein Großvater, der Deine Verlobte adoptierte.." meinte sie nachdenklich und brach mit einem Mal in ein leises Lachen aus. "Dann müsste ich sie Tante nennen, herrjeh. Ich hoffe, wir finden einen anderen Weg, uns zu unterhalten, es ist schon reichlich komisch, eventuell eine Tante zu haben, die gerade einmal so alt ist wie man selbst."


    Die blauen Augen der Iulierin funkelten vergnügt bei diesem Gedanken, und sie nahm noch einen Schluck Wasser aus dem Becher. "Aber sage mir, habt ihr schon ein Vermählungsdatum ins Auge gefasst? Wenn ihr nicht in der Regio, sondern in Rom heiraten wollt könnte ich euch dies Casa anbieten, um die Feierlichkeiten abzuhalten - was auch den Gästen die Reise sicher erleichtern würde."

    Sie versuchte sich die Odysee des Corvinus vorzustellen, die er im Palast hinter sich gebracht haben musste und kam nicht umhin, deutlich zu schmunzeln. Ja, irgendwie so hatte sie sich den Palast insgeheim auch vorgestellt.


    "Dann bist Du auf die Curia hier sehr gut vorbereitet. Die meisten Deiner Arbeiten werden sich auch auf den Schriftverkehr beziehen - was bedeutet, Akten bearbeiten, Akten pflegen und Akten sortieren. Wir arbeiten gerade das Stadtarchiv der letzten Jahre durch, um uns einen Überblick zu verschaffen, und sortieren die Akten aus, die fast unleserlich oder kaputt gegangen sind, um sie zu erneuern und zu ersetzen. Aber da nun einige wichtige Projekte anstehen, wird sich Dein Leben hier sicher nicht nur im Archiv abspielen. Der Tempelbau hier in Ostia wird demnächst endlich ins Rollen kommen, und ein Hafenfest steht auch als geplant an - dazu kommen die täglichen, kleineren Sachen, die sich spontan ergeben. Du siehst, auch wenn Ostia sehr still wirkt, so brodelt es doch unter der Oberfläche und es beginnt sich langsam etwas zu bewegen."

    Sinnierend nickte sie - so erklärt klang es besser als der Hintergedanke, der sich allzu leicht einschlich, wenn man hörte, dass Peregrinas eine Adoption suchten.
    "Nun, da sich unsere Familien miteinander verbinden werden - und ich setze eine Adoption der Blutsverwandtschaft in einem solchen Fall absolut gleich, Familie ist Familie - wirst Du sehr viele neue Verwandte hinzu gewinnen. Die meisten leben zwar in Hispania oder Germania, aber zumindest der römische Teil der Iulier wird sicherlich mit Interesse auf euch blicken und hoffen, dass die neu geschmiedeten Bande auch gepflegt werden. Das ist eine der Traditionen unserer Familie, und ich habe vor, sie auch weiterhin zu pflegen - dass man der Verwandtschaft so nahe steht wie möglich."

    Sie lachte leise und amüsiert auf, ihm dann zuzwinkernd. "Artorius Corvinus, ich kenne Deine Frau - glaubst Du ernsthaft, ich hätte mich gewundert, Dich des Abends hier nicht zu sehen? Jeder Mann würde auf fliegenden Fahnen nach Hause eilen, wenn er eine Frau wie Hypathia hätte."
    Schmunzelnd nippte sie an ihrem Wasser und stellte den Becher dann ausser Reichweite der Akten ab, sich gemütlich zurücklehnend.


    "Nun, übermäßig viele freie Tage zusätzlich zu den Festtagen gibt es zwar nicht, aber man kann sie mit etwas Geschick immer so legen, dass Du mehr von den Festtagen hast. Der andere Scriba, mit dem ich enger zusammenarbeite, ist unvermählt, und ich denke, er wird verstehen, warum Du hier eine etwas bessere Regelung erhältst. Welche Erfahrungen hast Du denn in der Arbeit für die Prätrix sammeln können?"

    "Mit Freuden ... ich bin mir sicher, auch Constantius wird darauf brennen, seine Verwandte kennenzulernen. Derzeitig weilt auch die Tochter meines Onkels hier im Haus, Iulia Livilla - wer hätte gedacht, dass wir so schnell weitere Teile der Familie kennenlernen?" bemerkte sie mit einem Schmunzeln und nickte der Sklavin zu, die mit leisem Schritt an den Tisch herantrat, die beiden Becher halb voll schenkte und dann sowohl Becher als auch den Wasserkrug aus grünem, dünnem Glas dort abstellte, bevor sie eilends wieder verschwand.


    "Wie habt ihr eigentlich zueinander gefunden, wenn ich fragen darf? Die Erzählung der gegenseitigen Erkenntnis finde ich immer den interessantesten Teil einer jungen Liebe, die zu einer Ehe führt," meinte sie dann lächelnd und blickte Florus erwartungsvoll an. Nun, ihre Verwandte hätte es schlechter treffen können - einen Volkstribunen zu heiraten gelang nicht jeder, und er schien höflich und gut erzogen. Bisher war sie durchaus geneigt, dieser Verbindung wohlwollend zuzustimmen, auch wenn die Zustimmung absolut nicht notwendig war.

    Sie erhob sich schmunzelnd und trat zu dem kleinen Beistelltisch heran, um sowohl ihm als auch sich einen Becher Wasser einzuschenken, bevor sie zum Schreibtisch zurückkehrte und ihm seinen Becher reichte, sich danach wieder auf ihrem Stuhl niederlassend.


    "Ganz unten beginnst Du im Grunde nicht. Der Posten des Scriba ist zwar der Einstieg in die Verwaltungslaufbahn, aber ein Scriba hat deutlich mehr Verantwortung zu tragen als beispielsweise ein miles oder was auch immer man damit vergleichen möchte. Aber das weisst Du ja. Nun, in Ostia ist noch eine Stelle als Scriba frei, das wird Dir der Comes gesagt haben ... allerdings kann ich keinen Scriba hier brauchen, der nur die Hälfte der Zeit anwesend ist. Wenn Du hier arbeitest, dann hast Du dieselbe Arbeit zu erfüllen wie alle anderen auch." Eine Stelle mit Option auf lauen Lenz war hier nicht abzugreifen, und diese Illusion zerstörte man lieber frühzeitig als sich später dann mit Abwesenheiten herumzuschlagen. "Ich kann Dir im Bezug auf Deine freien Tage allerdings entgegenkommen."

    Sie klatschte zweimal in die Hände, um eine der Sklavinnen des Haushalts herein zu rufen, die dann auch schnell die Bestellung von einem Krug Wasser und zwei Bechern annahm, um eiligen Schritts wieder aus dem Atrium zu verschwinden. Dann jedoch legte sich der sinnierende Blick der Helena wieder auf ihren Besucher. Noch eine adoptierte Iulia, die bald heiraten würde? Man hätte meinen können, es sei in Mode gekommen, sich von den Iuliern adoptieren zu lassen, um dann zu heiraten - sie würde den jeweiligen patres irgendwann vorschlagen müssen, darauf eine Gebühr zu erheben, um die Familienfinanzen zu sanieren. Aber sie schob diesen lästerlichen Gedanken schnell beiseite und meinte freundlich:


    "Wenn Dir und meiner Verwandten von ihrem pater familias die Ehe bereits erlaubt wurde, dann brauchst Du unsere Zustimmung doch nicht, tribunus plebis. Verstehe mich nicht falsch, denn ich möchte eurem Glück sicher nicht im Wege stehen; aber gleichzeitig hieße das für mich, eine Frau und einen Mann zu beurteilen, die ich nur vom Namen her kenne, denn ich war die letzten Jahre nicht in Rom und habe nie die Bekanntschaft meiner Verwandten gemacht, ebenso wird es meinem Bruder ergehen. Ich würde mich allerdings sehr freuen, könnten wir dieses Kennenlernen nachholen - dieses Haus wird einer Verwandten und ihrem Verlobten stets offen stehen."

    Die Iulierin lächelte ihren Besucher freundlich an und wies mit einer Hand leicht in Richtung der Sitzbänke. "Wollen wir uns setzen, Annaeus Florus? Ich bin sehr gespannt darauf, was Dich in unsere Casa geführt haben mag - bestimmt möchtest Du mit meinem Bruder Caius Iulius Constantius sprechen, aber er ist leider während des Tages im Dienst für die Stadt Rom. So hoffe ich, dass ich Dir ebenso helfen kann, soweit ich es vermag."


    Sie trat zu den Bänken und setzte sich auf die eine, die andere ihm frei lassend, bevor sie noch anfügte: "Kann ich Dir etwas zu trinken oder zu essen anbieten? Im Sommer ist der Staub in der Stadt wirklich mörderisch, bestimmt möchtest Du Dich ein wenig erfrischen."

    Gemächlich nahm sie einen weiteren Schluck Wasser und lächelte unvermittelt, als sie den Blick des Vitamalacus auffing. Es war nicht schwer, ihn zu deuten, und vor allem, richtig zu deuten. Dass er sich in diesem Moment an eine nächtliche Wanderung durch die Straßen Roms erinnerte, ließ ihr die Erinnerung ebenfalls wieder wach werden, die ganz und gar nicht unangenehm war.
    "Ich kann nicht verstehen, warum Du von Frieden sprichst, wenn es um die Straßen Roms geht, quaestor," sagte sie lächelnd. "Sicher, es wird hier kein Krieg im eigentlichen Sinn geführt, es gibt keine wild brüllenden Germanenhorden, die aus einer Seitenstraße heraus rennen und sich auf die milites stürzen oder etwas in der Art. Aber wenn man in Rom lebt, wird man bald erkennen, dass während der Nacht das Gesetz des Stärkeren auf der Straße regiert, nicht aber das römische. Ich denke, es ist sehr vermessen zu glauben, dass hier irgendeine Art von Frieden herrscht, nur weil es keine offenen Kämpfe gibt."


    Damit blickte sie zu ihrem Bruder, ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkend. Bisher schlug er sich ihrer Meinung nach sehr gut und vor allem sehr aufrecht. Dafür, dass er hier mit einem nicht unbedeutenden Offizier sprach, hatte er bisher erstaunlich wenig Scheu bewiesen, die Dinge anzusprechen, die ihm wichtig erscheinen mochten.
    "Das soll nicht bedeuten, dass ich die Leistung der cohortes urbanae oder der vigiles schmälern möchte. Aber was nachts da draußen geschieht, kann man meines Erachtens nicht dadurch eindämmen, dass man die cohortes in die castra einsperrt und das Feld den Eimerträgern überlässt."

    Es dauerte nicht allzu lange, bis sich Schritte dem Atrium näherten und die schlanke Gestalt der Hausherrin den Raum betrat. Sie trug an diesem Tag eine einfache, weiße Stola, das Haar hochgesteckt, wie es bei den verheirateten Frauen Sitte war, und halb unter einer Palla verborgen. Freundlich erklang ihre Stimme, als sie ihn erblickte: "Salve, tribunus plebis! Sei willkommen in der Casa Iulia ... ich freue mich, den Mann kennenlernen zu dürfen, dem ich meine Stimme gab."

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    Bei längerer Betrachtung mochte man erkennen, dass der Blick des Nubiers keineswegs hasserfüllt war, sondern schlicht und einfach stumpf. Während Wonga noch überlegte, was er mit den vielen Informationen auf einmal tun sollte - ein Volkstribun, das war etwas wichtiges, aber er kannte den Mann nicht, weder den Namen noch das Gesicht - kristallisierte sich allmählich eine Entscheidung heraus. Die Herrin würde wissen, wie mit so etwas umzugehen war.


    "Der junge Herr nicht da, aber ich dich bringe zu Herrin. Du mir folge in Atrium!" So drehte er sich um, hielt dem Besucher die Türe auf und ging voran.


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    Der breitschultrige Hühne führte den Volkstribun in das Atrium und bellte ihm knapp entgegen: "Ich Herrin sage, dass Du da bist. Sie gleich komme."
    Damit ließ er den Besucher allein damit, das gepflegte und ordentliche Atrium zu betrachten. Zwei gepolsterte Sitzbänke neben einem kleinen Beistelltisch luden zum Verweilen ein, während einige schön geformte Vasen und zwei größere Blumenvasen mit Grünpflanzen darin eine angenehme Grundstimmung vermittelten. Anscheinend war man im Haus der Iulier nicht darauf versessen, zu prunken, hier herrschte traditionelle Schlichtheit vor.

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    Wonga, der hühnenhafte ianitor der Casa Iulia, war Besuch gewöhnt. Immerhin war es ja auch seine Aufgabe, sich um Besucher zu kümmern - aber so manches Mal in den letzten Wochen hatte er sich gewünscht, die junge Herrin und der junge Herr würden nicht ganz so viel Besuch empfangen. Das artete hier wirklich in Arbeit aus. So öffnete sich die Türe und auch der Volkstribun hatte sich dem unerbittlichen, forschenden Blick des Nubiers zu stellen, der zumindest vorerst die fehlende Geisteskraft des Mannes zu verbergen wusste.
    "Was Du wolle?" bellte er dem Fremden entgegen.