Beiträge von Iulia Helena

    Wieder ist es schon dunkel, als eine Sänfte mitsamt einem bewachenden Sklaven den Weg zur Casa Vinicia findet und hält dort vor der porta inne. Und wieder ist es der breitschultrige, hühnenhafte Nubier, der von einer recht herrischen Geste zu jener Tür geschickt wird, um dort mit Wucht anzuklopfen.

    Zitat

    Original von Aurelia Deandra
    Ein Auftakt nach Wunsch. Mensch, sind wir Deutschen gut geworden!


    Ich frage mich, ob wir nicht aus der Atmosphäre um die WM lernen könnten. Wo haben wir ein Nationalgefühl? Wo wird ein solches gefördert? Nirgends. Jetzt werden in den Straßenbahnen Fußballergebnisse durchgesagt, die Fahrgäste verbindet die Freude oder die Traurigkeit darüber. Endlich merkt man mal einen Zusammengehörigkeitsgefühl, einen Zusammenhalt. Hoffentlich sorgen die Jungs auf dem Platz dafür, dass es noch lange anhält. :dafuer:


    Dem kann ich mich nur anschließen. Es hat uns verdammt lange ein Gefühl der Freude in diesem Land gefehlt .. dass es ausgerechnet durch Fußball generiert wird, naja meinetwegen. :D

    Hi miteinander ;)


    Ich habe mir das IR und das Neuaufnahmensystem nun bald zwei Monate mit angesehen (sorry, länger bin ich nicht dabei ^^) und mir ist dabei vor allem eines aufgefallen: Wenn sich neue Charaktere registrieren, werden irgendwie immer dieselben Familien bevorzugt.


    Entweder man will in eine aufnahmenbeschränkte Patriziergens, was in den seltensten Fällen klappt, weil sich die Patrizierfamilien ihre neuen Mitglieder sehr sorgsam aussuchen, oder aber es werden immer nur bestimmte Familien aus den Reihen der Plebejer nachgefragt, die simon einen gewissen Einfluss durch aktuell mächtige Mitglieder oder Senatoren vorzuweisen haben (zB. die Vinicier, Helvetier, Valerier, Octavier, Caecilier etc.)
    Andere gentes hingegen, obwohl sie in der Liste der mitgliedersuchenden gentes stehen, bekommen kaum oder gar keinen Nachwuchs, sodass die einflussreicheren langsam aber sicher neue Familienzweige ausheben müssen, um einem Mitgliederansturm Herr zu werden.


    Ich frage mich dabei, ob das der Sinn der Sache sein kann - oder ob es einfach unattraktiv ist, sich seinen Einfluss durch die geschickte Wahl eines Patrons, durch das Hochdienen in Militär, Verwaltung und Politik zu vergrößern, anstatt auf der Erfolgswelle der bereits vorhandenen und reichen Familienmitgliedern mitzuschwimmen. Es soll ja auch gens-Führer geben, die durch gezieltes Ansprechen der Spieler Werbung für die eigene gens machen, das Engagement in Ehren, aber was daraus wird, sehen wir derzeit denke ich in Rom sehr gut: Die Familienlandschaft wird ausgesprochen langweilig. Vier, fünf Familien erhalten immer wieder neue Mitglieder und schwemmen die Stadt sozusagen mit ihren Angehörigen, der Rest der Familien kämpft um Mitspieler einen verlorenen Kampf.


    Mein Vorschlag zur Behebung dieser doch recht einseitig werdenden Sache ist: Beschränkung der Mitglieder der Plebejergens auf eine Höchstzahl von 15 (das ist jetzt mein Vorschlag, der mir auch praktikabel erscheint, mit 15 aktiven Mitgliedern hat eine gens imho einen sehr hohen Einfluss bzw viele Mitglieder). Derzeit suchen 21 Plebejergens neue Mitglieder - das dürfte doch gerade genug Möglichkeiten bieten, sich etwas auszusuchen, falls die Wunschgens gerade keinen Platz hat.


    In sofern ... ich bin gespannt auf eure Meinungen :)

    Sinnierend lauschte sie seinen Worten, während sie neben ihm über die Straße schritt. Einige nächtliche Wanderer kamen ihnen sehr wohl entgegen, aber so mancher wich ihnen nach einem genaueren Blick auf die Uniform des Tribuns, dann einem zweiten auf beider Begleiter schnell wieder aus. Es gab Dinge, die man sich als kluger Straßendieb nicht unbedingt einhandeln wollte, und dazu zählten eindeutig auch Streitigkeiten mit Uniformierten, so blieben sie vorerst auch unbehelligt.
    Iulia Helena indes verschwendete nicht allzu viele Gedanken an mögliche Gefahren, mit gleich drei männlichen Begleitern fühlte sie sich recht sicher und konnte sich ganz auf das Thema, Germanien, konzentrieren. Vitamalacus wusste interessant zu berichten, und sie ertappte sich bei dem Gedanken, extra nicht allzu schnell zu gehen, damit sie noch ein bisschen länger sprechen konnten, dafür war das alles einfach zu spannend.


    "Man hört so vieles über die Kelten, dass sie wie wilde Tiere seien und dergleichen, ich kann mir das kaum richtig vorstellen, dass es wirklich so ist - denn dann wären sie kaum in unseren Städten und in der Legio gern gesehen. Wie feiern denn die Germanen ihre Feste? Sie glauben ja auch nicht an unsere Götter ... irgendwer erzählte einmal von einem Glauben an Naturgötter und Bäume?" Sie runzelte etwas die Stirn und wünschte, sie hätte damals genauer zugehört - aber als jener Veteran seine Geschichten erzählt hatte, waren sie ihr so fern und seltsam erschienen, dass sie ihre Gedanken schnell wieder auf etwas anderes gerichtet hatte.
    "Ich glaube, ich würde im germanischen Winter mindestens zwei Pelzmäntel tragen müssen, um nicht zu frieren," sagte sie dann amüsiert und schmunzelte. "Manchmal ist es sehr traurig, dass mein Vater so weit weg ist, ich wünschte, ich könnte ihn einfach besuchen und ein wenig Zeit mit ihm verbringen - aber seine Pflicht hält ihn in Mogontiacum, und die meine hier in Ostia."

    Als ihr Wonga die Antwort des Vinicius Lucianus überbrachte, röteten sich ihre Ohren dezent, denn auch wenn sie sich um dieses Thema sicherlich viele Gedanken gemacht hatte, war es doch ein wenig beschämend, darüber mit einem eigentlich fast fremden Mann zu sprechen. Was er sich jetzt denken mochte? Sie seufzte leise und legte den Brief beiseite, um in ihrem Cubiculum an die Wand zu blicken, den verschlungenen Blütenmotiven des Wandmosaiks mit ihrem Blick folgend.
    Aber jetzt hatte sie sich schon in die Sache hinein manövriert, jetzt musste sie auch wieder irgendwie heraus kommen. "Wunderbar, Helena, das hast du mal wieder erstklassig hinbekommen," murmelte sie leise zu sich und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, die Beine ausstreckend.

    Als Detritus eintrat, nickte sie ihm deutlich zu und begrüßte ihn mit einem freundlichen "Salve, Octavius Detritus!", bevor sie die Aufmerksamkeit wieder ihrem derzeitigen Gesprächspartner zuwandte. "Es ist wohl immer eine Frage dessen, was man gewöhnt ist - wäre mein Haus mit Verwandten überfüllt, würde ich mich wahrscheinlich auch nach ein wenig Freizeit von all dem Trubel sehnen," überlegte sie und musste unwillkürlich schmunzeln. Sie hatte die Casa Sergia ja kennengelernt, als nur wenige Leute dort gewohnt hatten, wie mochte es jetzt wohl sein, wenn sich schon die Acta Diurna darüber lustig machte?


    "Nun, der Weg der Iulier führt traditionell eher ins Militär, in den direkten Dienst an Volk und Vaterland - mein Vater und ich bilden da bisher die einzigen Ausnahmen durch den Weg in die Verwaltung. Und da die Legionen leider in den Provinzen stehen, nicht hier in Italia, sind naturgemäß die meisten meiner Verwandten derzeit in Germania und dienen dort in der Legion." Sie machte eine kurze Pause, dann fuhr sie in freundlichem Ton fort: "Wenn Du einmal nach Rom zurückkehrst, bist Du herzlich eingeladen, in Ostia vorbeizusehen - ich denke, es könnte Deinem Wunsch nach Zerstreuung durchaus gerecht werden."

    "Ich hoffe es, aber zur Not muss ich die gestandenen Mannsbilder eben mit einem Lächeln bezwingen," meinte sie mit einem sachten Zucken der Mundwinkel nach oben. "Ich danke Dir jedenfalls für Dein Vertrauen in meine Fähigkeiten ... und vielleicht fällt Dir noch etwas ein, das sich während der Zeit ereignet hat, in der Ostia keine funktionierende Verwaltung hatte?"

    "So häufig ich kann," entgegnete sie, noch immer freundlich. Das Gespräch würde hoffentlich die Zeit bis zum Eintreffen der Amtskollegen zu überbrücken wissen, und vielleicht war der Magistrat aus Misenum auch einer der erträglicheren Mitglieder seiner gens - zumindest hoffte sie das. Wenn dieser Verwaltungsgipfel ohne weitere Sergier-Heiratsanträge endete, gehörte er sicherlich zu den Vernünftigeren.


    "Mein Bruder ist hier in Roma bei den Cohortes Urbanae, und ich möchte ihm gerne ein Heim bieten, bis er selbst heiratet - wir Iulier sind bei weitem nicht so zahlreich wie Deine Familie, da hängt man an den wenigen verbliebenen Verwandten vielleicht etwas mehr."

    Sim-Off:

    Örgh .. ich verwechsel doch immer Mantua und Misenum ... *wirft ein paar Knoblauchdragees fürs Gedächtnis ein*


    "Misenum?" Sie blickte zu ihm und blinzelte, dann schmunzelte sie mit einem Mal. "Wie kam ich nur auf Mantua? Mir scheint, ich werde langsam doch alt ... verzeih." Seufzend garnierte sie die Worte mit einem leichten Lächeln, bevor sie fortfuhr. "Du dürftest Dich sicher besser auf Deine Arbeit konzentrieren können als in einer Casa mit vielen Angehörigen, das ist wahr - aber der Spaß leidet sicher auch darunter. Man kann schließlich nicht nur immer nur arbeiten ... mir würde es schwer fallen, ohne die Familie zu leben." Das kurze Stocken in seinen Worten war allerdings interessant, und sie bemerkte es sehr wohl - ob es wohl einen Zwist in der Casa Sergia gegeben hatte?

    "Oder vielleicht gerade jene, die den Philosophen auch am Herzen liegt - eine praktische Weisheit. War es nicht Sokrates, der durch Fragen allein den Sinn und Unsinn der Welt jenen vor Augen führte, die ihm antworteten? Die Fragen, deren Anworten man selbst finden, neigen dazu, länger gelöst zu bleiben, als jene, deren Antworten einem einfach geschenkt werden," meinte sie sinnierend und betrachtete den König nachdenklich.

    Eine recht zarte Röte überzieht ihre Wangen, als Sergius Glabrio das 'familiäre' Thema erwähnt und damit klar wird, wer er sein muss - nur ein Sergier kann in solcher Form überhaupt Andeutungen machen. Dennoch gilt ihm ihr Lächeln nach wie vor, wenngleich etwas nichtssagender als zuvor.
    "Salve, Sergius Glabrio ... es ist immer wieder erfreulich, an den verschiedensten Orten der Regio Italia auf ein Mitglied der gens Sergia zu treffen. Dir muss der Abschied von der Familie doch schwer gefallen sein, als Du nach Mantua gezogen bist? Bei einer so großen Familie stelle ich mir das recht schwierig vor."

    Sie nickte langsam und atmete etwas ein. "Ich hoffe allerdings, diese Angelegenheit wird sich auch ohne mein Zutun lösen lassen - es wäre einem Mann wie ihm kaum angemessen und er erschien mir auch immer wie ein Ehrenmann." Auch sie nickte dem Secundus Plinius Aristo freundlich zu, bevor sie mit einer Hand den Sitz der Palla richtete und den Blick zu Callidus zurück gleiten ließ.
    "Lass es mich einfach wissen, wenn er sich bis morgen nicht gemeldet haben sollte, dann werde ich mich darum kümmern." Damit nickte sie dem Comes leicht zu, immerhin wollte sie ihn nicht davon abhalten, auch mit den anderen einige Worte zu wechseln, und begab sich zu einem der freien Stühle, sich den neben Sergius Glabrio aussuchend.

    "Nun ...sollte er sich in den nächsten Tagen nicht melden, kann ich ihn gern erinnern, sein Officium ist fast nebenan ..." Sie runzelte etwas die Stirn und wirkte nicht besonders erfreut über diese Nachricht. Dass des Imperators verärgertes Interesse sich nach Ostia richtete, musste unbedingt verhindert werden - ein nicht stehender Tempel war eine Sache, aber ein wütender Augustus eine ganz andere und darauf hatte sie nicht die geringste Lust.
    "Bisher erschien er mir sehr verständig und engagiert, ich kann kaum glauben, dass er sich nun einer solchen Aussprache auf eine so eigene Art entzieht."

    Ein Sklave der Casa Iulia wirft im Lauf des Tages eine Schriftrolle in den Briefkasten der Casa Vinicia ein und tappt dann wieder gemütlich von dannen, ein heiteres Liedchen auf den Lippen.


    An
    Marcus Vinicius Lucianus


    Salve, Vinicius Lucianus,


    entgegen meiner Annahme, Dir erst wieder bei einer Einladung schreiben zu werden, gibt es doch etwas, was ich gerne in Erfahrung bringen würde, abermals auf jenem geschäftlichen Sektor, bei dem Dein Rat für mich so gewinnbringend gewesen ist. Gibt es auch für einen Menschen wie mich eine geeignete Investition? Ich bin gespannt auf Deine Einschätzung dieser Angelegenheit.


    Vale bene,
    Iulia Helena

    "Ah, wunderbar ..." Mit einem warmen Lächeln auf den Lippen trat sie auf den neuen Comes zu und betrachtete ihn einige Momente lang durchaus interessiert - gegenüber Detritus hatte er zumindest den Vorteil eines angenehmen Äusseren auf seiner Seite, aber er war schließlich auch etwas jünger als sein Vorgänger, dann nickte sie auch Sergius Glabrio und Decima Livia freundlich zu.


    "Ich freue mich, Dich kennenzulernen, Aelius Callidus, denn bisher hatten wir ja noch nicht das Vergnügen miteinander - dennoch hoffe ich, dich auch noch in Ostia begrüßen zu dürfen, immerhin gibt es auch in Ostia das ein oder andere, was Deiner Aufmerksamkeit bedarf. Hat Dich der Regionarius Italia eigentlich bisher aufgesucht? Man hat mir mitgeteilt, es gäbe da das ein oder andere Problem mit seiner Einsetzung?"

    "Tiberia Livia sollte Dir als miles zumindest ein Begriff sein, immerhin ist sie eine der wenigen weiblichen Senatorinnen unseres Reiches - und ist in der noch laufenden Amtsperiode Praetrix. Zudem ist sie mit dem Princeps Senatus, Vinicius Hungaricus verheiratet, dem Bruder des Vinicius Lucianus ... Du siehst, eine Frau mit Verbindungen, die nicht ganz unwichtig für den Fortbestand der römischen Politik ist. Ich denke, ihre Anwesenheit könnte der Abendrunde den nötigen Pfiff verleihen, wobei wir dann auch ein paar etwas exclusivere Speisen heraussuchen müssten, eine Tiberierin ist sicherlich mehr gewöhnt als unsere rustikalen Abendessen ..."


    Sie hob die Hände etwas und ließ sie mit einem leisen Seufzen sinken, diese Abendessensachen waren einfach kompliziert und von einer richtigen Zusammenstellung der Gäste hing so vieles ab.
    "Deswegen denke ich auch, dass wir den töpfernden Valerier nicht unbedingt einladen sollten - er hört sich zu gern selbst reden und wenn wir schon Politiker da haben, müssen wir auch berücksichtigen, dass die nicht gerne nur zuhören wollen." Es gab so vieles zu bedenken und sie wollte dieses erste Gastmahl so perfekt wie möglich ausrichten, so vieles hing vom richtigen Eindruck ab.


    "Eine gute Idee," meinte sie auf seinen Vorschlag die beiden Artorier betreffend hin. "Vor allem sind die Artorier eine recht große gens, da dürfte es nicht so schwer sein, eine eventuelle Begleitung zu finden, vielleicht ein lediger junger Mann, der sich dann auch ein wenig um Livilla kümmern könnte." Eine junge Frau im besten Heiratsalter sollte schließlich genug herumgezeigt werden, damit sie entsprechend auch Interessenten kennenlernen konnte, soviel war sie Numerianuns schuldig - nicht dass sie am Ende auf dem Lager eines einfachen Soldaten landete, der ihr nur lange genug schöne Augen gemacht hatte. "Aber dafür finde ich schon noch eine Lösung," sagte sie nach einigen Momenten des Nachdenkens zuversichtlich, schließlich hatte sie bisher immer irgendwie eine Lösung gefunden. Still nun blickte sie ein wenig in den Himmel, an Constantius gelehnt geblieben, und genoss die Tatsache seiner Gegenwart, das Wissen darum, Zeit zu haben, sie sich auch nehmen zu können.


    Ja, auf ihre Weise war die Iulierin in diesem Augenblick glücklich und sich auch recht sicher, dass ihr jüngerer Bruder es ebenso war wie sie selbst. Dafür sprachen seine leuchtenden Augen eine zu deutliche Sprache - und diese Sache mit Samira würde sich auch noch irgendwie ergeben. Irgendwann löste die Zeit so vieles, selbst eine unglückliche Liebe. Kurz drifteten ihre Gedanken zu Victor, den sie nun doch einige Zeit nicht gesehen hatte - seltsam, dass noch immer sofort ein brennendes Sehnen durch ihren Leib pulsierte, wenn sich die Gedanken in seine Richtung verirrten. Unglückliche Liebe war das nicht, aber eben eine Begierde, die sich nicht erfüllen durfte, wollte sie Titus' Andenken nicht beschmutzen ... leise seufzte sie etwas ...

    In Gedanken noch bei der Bemerkung des Tribuns über seinen schnarchenden Begleiter, fiel es ihr schwer, wirklich ernst zu bleiben - denn Titus hatte auch geschnarcht, selbst Constantius war zumeist ein nicht ganz leiser Schläfer. Es schien den Männern im Blut zu liegen, dass sie nicht gerade leise schliefen, aber ob Frauen desgleichen taten? Sie konnte sich zumindest nicht einwandfrei erinnern.


    "So vieles von Germania ist doch noch recht wild, oder?" meinte sie überlegend und versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, was sie von diesem fernen, seltsamen Land noch wusste. "Ich habe gehört, dass die Sommer nicht besonders lang dort sind und die Winter dafür umso länger - und sich diese Germanen zum kämpfen anmalen. Es ist doch kaum zu glauben, dass es Familien gibt, die römische Namen tragen und doch auch das Blut der Germanen in sich führen. Ob solche Menschen jemals aufhören, in ihrem Herzen wild zu sein?" Als er den Schnee erwähnt, erschaudert sie unwillkürlich - der Gedanke an die Kälte war ihr sei langem fremd geworden, dafür war sie zu lange im tiefen Süden gewesen, in dem es keinen Schnee gab.


    "Es muss sehr seltsam sein, wenn das ganze Land weiss ist. Ich kann mir das gar nicht vorstellen, so viel Schnee ... und man friert sicherlich dauernd, wenn man hinaus gehen muss," überlegte sie und lächelte dann doch unvermittelt, denn der Gedanke daran, sich in einer solchen Jahreszeit in die warmen Arme eines Mannes begeben zu können, um sich wärmen zu lassen, hatte doch so einiges für sich.

    An seiner Seite bleibend, schritt sie gemächlich auf der Straße einher, mit dem sicheren Wissen, von gleich drei wehrhaften Männern begleitet zu sein, was konnte man sich bei Nacht in Rom schon mehr wünschen? Dass er seinen Begleiter allerdings des Schnarchens bezichtigte, ließ sie abermals leise auflachen.


    "Und schnarchst Du auch, Tiberius Vitamalacus? Denn ich bin mir sicher, er würde es dir niemals sagen, auch wenn Du den ganzen Wald Germanias absägtest im Schlaf ..." meinte sie vergnügt und folgte an seiner Seite dem Verlauf der Straße, in die dunklen Gassen des nächtlichen Roms hinein.

    Es klopfte abermals, und nach kurzem Abwarten auf das übliche 'Herein'! betrat die Magistrata von Ostia den Raum und blickte sich um, ob sie jemanden der Anwesenden erkannte. Nachdem dies allerdings nicht der Fall war, lächelte sie freundlich und grüßte ihrerseits. "Salvete ... ich hoffe, ich bin hier richtig beim consilium der italischen Städte mit dem Comes Italia?" Sie trug die traditionelle Stola mit der Kreuzverschnürung über der Brust, am heutigen Tag ein frisches Hellgrün, das ihre helle Haut zu betonen wusste, die Palla lag, wie es bei verheirateten Frauen zumeist üblich war, halb über dem Haar und bedeckte den Hinterkopf und den Haarknoten.

    Als der germanische Vertraute des Tiberius Vitamalacus so unverhofft auftauchte, musste sie lachen - anscheinend hatten der Tribun und sie doch so manche Dinge gemeinsam, wenn man von verstorbenen Lieben einmal absah. Die Art seines Humors versprach zumindest noch eine Menge interessanter Unterhaltungen, und was wollte man schon mehr? Selten hatte sie jemanden unter ungewöhnlicheren Umständen kennengelernt, und vielleicht hatten die Götter es ja auch an diesem Abend so gefügt, dass aus einem Zufall etwas Besonderes wurde.


    "Du verlässt Dich also auch nicht auf Zufälle oder das Glück, eine sehr gesunde Einstellung," meinte sie dann schmunzelnd und nickte Titus leicht zu, während Wonga hinter ihr stehen blieb und die Arme vor der Brust verschränkte, wohl abwartend, dass sie sich in Bewegung setzte, was sie dann auch tat, darauf vertrauend, dass der Tribun ihr folgte.
    "Rom ist selten wirklich still. Wenn man eine Weile in der Provinz gelebt hat, ist Rom fast wieder ein Kulturschock - ich glaube, ich werde mich nie wieder an die Enge und die vielen Menschen hier gewöhnen. Wie ist es in Germanien? Lebt man dort sehr viel anders als hier? Mein Vater schreibt leider nie viel über sein Leben dort, eher über seine Pflichten, sodass ich nur raten kann..." Sie schlug einen leichten Plauderton an, während sie voran schritt, der vom Mond erhellten Straße entgegen.