Beiträge von Iulia Helena

    Noch immer ruhten ihre Finger auf den seinen, seine Hand auf ihrer Schulter, gleichsam Trost spendend und eine Brücke zwischen zwei sich vollkommen fremden Menschen schlagend. Es lag nichts Anstößiges in dieser Geste, zumindest nicht für die Iulierin, eher ein gemeinsam geteilter Gedanke, ein stilles Vertrauen, das nicht ausgesprochen werden musste - und so erwiederte sie lächelnd, was dem Klang ihrer Stimme durchaus noch anzuhören war, auf seine Worte:
    "Welche Frau träumt nicht davon, einmal einen Tribun in der Hand zu halten? Aber ich will noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen und Dein Geständnis für mich behalten, um weder Deinen Ruf noch Dein Ansehen vor Deinen Männern zu beflecken. Auch wenn es mir sehr schwer fällt, diese Macht aus meinen Händen zu geben ..."


    Sie hatte einen scherzhaften Ton angeschlagen, und blickte zu ihm hinauf, soweit sie sein Gesicht in der Dunkelheit noch erkennen konnte. um dann mit der freien Hand ihren Schleier ein wenig zur Seite zu ziehen und ihm zum ersten Mal an diesem Abend ihr Gesicht zu zeigen - getragen von der Überlegung, dass es leichter fiel zu sprechen, wenn man sein Gegenüber wirklich sehen konnte. "So gefällst Du mir besser," meinte sie dann, sanfter nun. "Das Lächeln steht Dir."

    "Ganz bestimmt wird das von mir niemand erfahren," sagte sie leise, aber mit einem deutlichen Lächeln auf den Lippen. So sah sie also doch einen Teil des Tribuns, den er wohlweislich anderen Menschen vorenthalten mochte - einen interessanten Teil, der den Menschen vielleicht weitaus mehr ausmachte als alles andere sonst. Und er konnte sogar lächeln, es gab nach wie vor Überraschungen. Noch immer ruhten seine Finger auf ihrer Schulter, tröstlich und warm, und so hob sie sachte ihre Hand an, sie auf seine legend, um den Druck zu erwiedern. Nichts Vermessenes lag in der Geste, die schlanken Finger langen behutsam auf den seinen, als gelte es, die wichtigeren Worte allein mit dieser Berührung zu sprechen.


    "Aber ich fürchte, Du wirst mir auch einen guten Grund liefern müssen, warum ich es nicht weiter sagen soll - immerhin könnte ich dies an alle Deine Wähler verraten und Dich damit bloßstellen," fügte sie neckend an, auch wenn diese Offenbarung sicher nichts an seinem Erfolg verändern würde - sie wollte nur nicht, dass dieses schelmische Lächeln allzu schnell wieder verschwand.

    "Es gehört wohl zum Leben eines Soldaten ... irgendwann im Kampf zu sterben," sagte sie leise und atmete tief ein. "Genauso, wie es zum Leben der Frauen gehört, sich um Ehemänner, Väter und Brüder zu sorgen, die in den Krieg ziehen, das wird sich wohl auch nie ändern." Erst nach einigen Momenten bemerkte sie, dass seine Hand warm auf ihrer Schulter lag, und sie wusste auch, sie hätte es eigentlich nicht zulassen dürfen, hätte sich fortdrehen müssen, um diesen Körperkontakt zu vermeiden, der zwischen Fremden nicht stattzufinden hatte. Aber es fühlte sich so tröstlich an, so warm, als könnte die Berührung ihr für einen kurzen Moment diese Gedanken erleichtern, die sie seit zwei Jahren mit sich schleppte und mit niemandem wirklich teilen konnte. Er verstand es, und machte nicht zuviele Worte darum .. es tat seltsam gut. Es erleichterte sie auf eine Weise, die sie nicht recht in Worte fassen konnte.


    "Ich glaube nicht, dass ein Soldat ohne Gefühle ein besserer Soldat ist," erwiederte sie nach einer Weile. "Titus hat einmal gesagt, dass er erst, wenn er merkt, dass er langsam Angst bekommt, wenn die Schlacht unmittelbar bevorsteht, merkt, wieviel Kraft er besitzt, um sich dennoch in den Kampf zu wagen, seine Männer anzuführen - und genau zu wissen, dass es für einige den Tod bedeuten wird. Ein Mann, der nie Angst hat, wird auch irgendwann das Gefühl für die Gefahr verlieren, für Veränderungen, für kleine Anzeichen drohender Übergriffe - und damit zur größeren Gefahr, als es ein ängstlicher Mann jemals sein wird. Und vielleicht ist es auch mit den Gefühlen so," fuhr sie leise fort. "Hätten wir keine, wüssten wir nicht, wie kostbar uns manche Menschen sind. Würden wir sie nicht vermissen, was wären wir dann? Steine?"

    Zitat

    Original von Lucius Iunius Zissou
    Also so ähnlich wie der Ku Klux Klan... nur anderes herum? :D


    Oo irgendwie macht ihr mir Angst. *sich Valens mit ner weissen Kappe vorstell, 'SLAVERY RIGHTS!' skandierend* *lachweg*

    "Dein Großvater war sicher ein Soldat, denn solches habe ich meinen Mann auch sehr oft sagen hören - die Kontrolle, die Disziplin sind wichtig für einen Mann, für einen Krieger, von dessen Kraft so vieles abhängt. Aber ich glaube, dass man ab und an auch einfach einmal lachen muss, oder weinen können dürfen, um nicht an allem zu ersticken, was man mit sich trägt. Zorn .. Hilflosigkeit ...all das," sie hob die Hände ein klein wenig und atmete tief ein. Warum unterhielt sie sich ausgerechnet mit einem Patrizier über solche Dinge? Mit einem vollkommen Fremden? Aber es tat seltsam gut, wenigstens zugeben zu dürfen, dass sie manchmal verzweifelt war, dass es manchmal alles nur schmerzte und sie sich hilflos fühlte. Ihr Bruder hätte sich nur zu viele Sorgen gemacht, und bei diesem Fremden hatte sie das merkwürdige Gefühl, es aussprechen zu können, ohne zu verlieren. Wahrscheinlich würden sie sich nie wieder treffen ... das machte es leichter.


    "Mein Gemahl war Offizier ... und ich wurde mit fünfzehn mit ihm verheiratet. Wie alle Offiziere führte ihn sein Leben an viele Orte, und ich reiste mit ihm und seiner Legio mit - bis er schließlich als Praefectus Castrorum endete .. und im Kampf starb." Sie sprach schlicht, fast neutral der Klang der Stimme, doch dann seufzte sie leise. "Es ist nun zwei Sommer her, zwei lange Sommer und ich vermisse ihn noch immer, als sei es erst gestern gewesen, dass mir die Nachricht seines Todes gebracht wurde. Er starb sicher so, wie er es sich gewünscht hätte, im Feld, nicht im Bett - aber es ändert nichts daran, dass er tot ist und ich noch lebe."

    "Und doch wird Dein Zorn nie verebben, weil es niemanden gibt, den Du ihm zeigen könntest," sagte sie nachdenklich und hob den Blick zu seinem Gesicht, blickte ihn forschend und doch auch mitfühlend an. "Möchtest Du denn ewig zornig sein? Oder Dich lieber mit Liebe an sie erinnern, die Erinnerung in Deinem Herzen auf angenehme Weise wach halten? Ich fände es sehr traurig, würdest Du darob verbittern und gar nicht mehr lächeln können ... der Tod ist schrecklich, aber irgendwann muss man wieder beginnen zu leben. Zu lächeln. Der Sonne begegnen ..."


    Sie machte eine leichte Handbewegung zum Himmel hinauf und fügte, leise, nun fast flüsternd hinzu: "In Deinen Worten höre ich viel von dem, was ich empfand, als mir die Nachricht vom Tod meines Gemahls gebracht wurde. Man ist so hilflos, man kann nichts tun, ausser es irgendwann zu akzeptieren, dass man nun alleine ist ... und man wird so wütend darüber, dass die ganze Welt einem ungerecht erscheint. Dass alles falsch wirkt, was vorher richtig war." Sie atmete tief durch und blickte still zu ihm, das Gesicht von der Erinnerung überschattet. "Irgendwann macht der Zorn einen bitter ... und das ist sehr traurig."

    "Ihr ist diese Entscheidung sicher nicht leicht gefallen," meinte sie leise und blickte abermals auf den dunklen Fleck herunter, der wie ein Mahnmal aus einer noch nicht allzu alten Vergangenheit wirkte. Eine stetige Erinnerung an eine Tat, die besser verhindert worden wäre, aber dennoch passiert war.


    "Doch eines glaube ich auch, und das ist fast wichtiger als alles andere: Wenn sie Dich so sehr geliebt hat, wie Du sie noch immer liebst, dann wird sie sich sicher nicht gewünscht haben, dass Du über ihrem Tod verzweifelst. Sie hat für sich entschieden, aber nicht für Dich mit ..." fügte sie nachdenklich an. Der Tod beendete so manches mit einem klaren, kalten Schnitt. Aber alle anderen mussten weiterleben. Irgendwie.

    "Es gibt auf die meisten Ämter kaum Bewerber, falls Dir das schon aufgefallen sein sollte, nicht nur für die Quaestur. Letztendlich wird keiner der aktuellen Bewerber auf irgendein Amt des cursus honorum in die Verlegenheit kommen, wirklich um seinen Posten kämpfen zu müssen, egal, wie verlässlich, wie klug oder wie fanatisch der Bewerber für seine Ansichten eintritt," gab sie recht trocken zu bedenken und warf einen Blick zur Seite, die Worte des Flavius Milo abwartend, bevor sie ihre Gedanken weiter führte.


    "Viele Deiner Worte richten sich gegen Tiberia Honoria, und ich frage mich, wieso Du nicht die Zeit ihrer Kandidatur genutzt hast, um mit ihr von Angesicht zu Angesicht über all jene Punkte zu diskutieren, die Dir anscheinend nicht gefallen - jetzt im Nachhinein auf die Rostra zu steigen und einem direkten Schlagabtausch auszuweichen, ist sehr vieles, aber sicher nicht mutig und sicher nicht römisch. Ist nicht die direkte Diskussion, die Auseinandersetzung mit Worten vor anderen einer der ältesten Werte unserer politischen Tradition? Stattdessen stellst Du Dich am Tag der Wahl hin und ziehst über die candidata her wie ein Waschweib über eine andere, die gerade nicht anwesend ist. Ich kann mich vielleicht nicht mit jedem Punkt des politischen Programms der Tiberia Honoria anfreunden, aber was Du hier machst, empfinde ich als ausgesprochen falsch."


    Sie blickte sich kurz um, wohl die Reaktionen der Menge abwartend, bevor sie fortfuhr. "Was das Attentat auf die candidata Artoria Medeia angeht, steht Dir, denke ich, keinerlei wirkliches Urteil darüber zu, welches an ihrer Tugend und Würde zweifelt - solltest Du Dich wirklich auf ein solches Niveau herabbegeben wollen wie die billigen Gerüchte, die es hier überall in der Stadt zu hören gibt? Ist Deine Kritik nun eine ernsthafte, oder versteift sie sich auf Allgemeinplätze, die man an jeder Ecke hören kann? Dann wären die Ecken der ewigen Stadt sicher ein besserer Platz als die rostra, die Du mit deinem haltlosen Giftspritzen verunreinigst. Auch Artoria Medeia hättest Du gegenübertreten können, als sie öffentlich kandidierte, auch wenn dies nun ein eher trauriges Ende genommen hat - aber stattdessen versuchst Du, Dich hier zu profilieren. Ist das die Art, in der in Rom Politik gemacht wird? Ich glaube nicht! Hast Du vergessen, dass auch die homines novi die politische Landschaft bereichert haben? Ein Cicero, dessen Worte über den Staat uns unvergessen sind, stammte auch aus einfacher, ritterlicher Familie und errang höchste Ehren. Wieso sollte dies einer Artorierin nicht möglich sein?"

    Ein Scriba deponierte einen Brief auf dem Schreibtisch des Regionarius.


    MARCVS AELIVS CALLIDVS COMES REGIONIS ITALIAE CREATVS
    REGIONARIO ITALIAE HERIO HADRIANO SVBDOLO S.


    Wir hatten bisher nicht die Möglichkeit eines Gesprächs, seit man mich zum Comes der Region gewählt hat, und nun kam unerwartet der Zeitpunkt, an dem ein solches Gespräch unausweichlich und dringend geworden ist. So muss ich dich, Herius Hadrianus Subdolus, nun bitten, schnellstmöglich die Curia Italica in Rom aufzusuchen.
    Vale.



    Marcus Aelius Callidus
    http://www.imperium-romanum.info/images/sigs/itrit-comes.png

    Sim-Off:

    eigentlich stell ich es mir schwer vor, oben auf der Rostra jemanden zu hören, der unten in einer Menge steht und in normaler Lautstärke spricht, aber ^^ lassen wir das mal beiseite.


    Sie verharrte und wandte sich um, Pompeius Strabo bei seinen Worten anblickend, um dann abermals den Kopf zu schütteln.


    "Artoria Medeia wurde schwer verletzt, als sie ihre Kandidatur bekanntgab, und es sollte einem Mann, der genug dignitas besitzt, eigentlich angelegen sein, zumindest diesen Umstand zu berücksichtigen, wenn er denn meint, seine Ansichten über die römische Politik zum Besten geben zu müssen. Ein candidatus wurde niedergestochen, als er seine Rede dem Volk zu Gehör brachte, und Du hast zu diesen Vorkommnissen nicht mehr zu sagen, als dass sie unverdient ihr Amt antreten wird? Achte auf Deine Worte, denn sie sprechen gegen Dich. Wenn es nur vier Kandidaten gibt, dann gewinnen auch die männlichen Aspiranten ohne Anstrengung, das solltest Du nicht vergessen - nicht wegen ihrer Ansichten." Sie blickte inzwischen offen in die Richtung des Redners, während neben ihr wohl der ein oder andere auswich, um sie besser ansehen zu können, als das Streitgespräch begann.


    "Warum sollte einer begabten, klugen Frau nicht möglich sein, einen Weg in die Politik anzustreben, wenn sie dieselben Voraussetzungen besitzt wie ein Mann? Frauen dienen den Göttern wie die Männer, Frauen verwalten Städte wie Männer, Frauen arbeiten in Schreibstuben wie Männer - warum sollten sie ihre Gaben, ihr Wissen um Verständnis, Diplomatie und das Verhalten der Menschen nicht zum Wohle des Reiches einsetzen dürfen? Wirkt eine kluge Frau unweiblicher für Dich? Oder traust Du es einer Frau, die darin geübt ist, vielen Dingen gleichzeitig Aufmerksamkeit schenken zu müssen, damit ein Haushalt funktioniert, nicht zu, das Augenmerk auch auf politische Dinge richten zu können? Zeige Du mir, dass Honoria, wenn sie Stimmen auf sich ziehen kann, es nicht wert ist, ihr Atm zu bekleiden, zeige mir, wo Medeia fehl in dem geht, ihre Kraft der Öffentlichkeit zu widmen, wie sie es zuvor am Hof des Kaisers tat. Und ich sage Dir, bedenke Deine Worte wohl, so sie wirklich Deiner Meinung entsprechen, denn im Augenblick wirkst Du für mich eher wie ein Mann, der die günstige Chance nutzt, sich in eine Ecke zu stellen, von der er sich Unterstützung hofft, die er zuvor niemals erhalten hätte." Ihre Haltung hatte sich aufgerichtet, einer Iulia würdig, die im Bewusstsein einer langen Familientradition sprechen konnte.

    Wohl zu jenem Moment zugegen, als Strabo, mit neuer Toga angetan, die Rostra erklomm, blieb sie stehen und lauschte den Worten schweigend und mit einem merklichen Stirnrunzeln. Als er geendet hatte, wandte sich die Iulierin ab und schüttelte deutlich sichtbar den Kopf, ohne Beifall zu spenden.


    "Gibt es denn keinen mehr, der seine politischen Aussagen machen kann, ohne auf dem Engagement der römischen Bürgerinnen herumzutrampeln wie ein Elefant im Glaswarenladen? Haben denn die römischen Männer nichts anderes mehr zu bieten als eine überspitzte Abgrenzung gegen den Erfolg der Frauen?" Sie trat beiseite und setzte den Weg über das Forum fort, nun wieder in Gedanken versinkend.

    Salve mal wieder zusammen ;)


    Eine Sache, die mir seit einiger Zeit doch etwas auffällt, und zu der ich gern wüsste, ob sie hier allgemein gültig ist, denn ehrlich gesagt empfinde ich diese Art Verhalten als ein bisschen ungut:


    Im Lauf meines Spiels hier - ich sage es frei heraus, ich bin noch nicht so lange dabei und habe das Glück, viele der alten Begebenheiten, die Spieler entzweit haben, nicht zu kennen, noch die meisten Spieler selbst - hat mein Charakter mehrere Erfahrungen gemacht, manche gut, manche schlecht, und darauf reagiert. Was man eigentlich im Rollenspiel auch voraussetzen kann, denke ich, wenn man unvoreingenommen beginnt. Begann ich aber, die Gedanken meines Charakters zu bestimmten Personen auszuschreiben, häuften sich mit einem Mal PN's in meinem PNkasten, wieso ich (Spielerin) denn so gemein zu Charakter XY sei, und wieso ich solche gemeinen Dinge schreiben würde.


    Wohlgemerkt - meine Erfahrungen bemessen sich aus dem Spiel, nicht aus der persönlichen Kenntnis der Spieler hinter anderen Charakteren heraus. Bei einer solcher PN und der dazu folgenden Erklärung meinerseits, dass es sich um reines RP handelt, ist das ja noch okay, und das verbuche ich auch gern unter 'Missverständnis', aber wenn es gehäuft auftritt, frage ich mich dann doch irgendwann, ob das hier üblich ist. Ebenso, wie ich mitbekommen habe, dass ein Mitspieler von jemand anderem gefragt wurde, warum er so viel Zeit mit dem Lesen eines bestimmten Threads aufwenden würde, bei dem es sich um geschriebene Erotik handelt. Darf man in den öffentlichen Foren nicht einfach lesen, was man möchte? Ist es so verwerflich, auch die Erotik anderer mitzulesen? Wen das Mitlesen stört, der kann immernoch in ein Privatforum ausweichen, denn das gibt es durchaus auch, für fast jede Gens mit einem eigenen Forum - oder fehlt dann der Kick der quasi-Öffentlichkeit?


    Ebenso wie ich schon eine PN erhielt, wieso ich das RP in einem Thread 'stören' würde, obwohl es sich um einen höchst öffentlichen Ort gehandelt hat (Markt) - gibt es hier etwa irgendwelche internen Definitionen von 'hier darf man mitmachen und hier nicht' ? Wenn ja, wäre es vielleicht hilfreich, diese einmal zu nennen und zusammenzutragen, ansonsten stößt eine solche Praxis doch eher sauer auf, wenn man letztendlich nichts anderes sucht als RP und das Kennenlernen anderer Charaktere, an öffentlichen Orten ist man denke ich, kaum vor Störungen gefeit. In einem Kaufhaus (um den Marktvergleich zu ziehen) heutiger Zeit dürfte es nahezu unmöglich sein, ein längeres Gespräch zu führen, ohne dass einem ein Verkäufer oder sonst jemand dazwischen funkt, in sofern verstehe ich die Aufregung nicht, denn es bleibt stets die Möglichkeit, sich in etwas privatere Regionen zurückzuziehen, wo es dann eindeutig ist, dass man nicht stören soll und es imho auch nicht passiert.


    *puzzled*
    die hinter Iulia Helena

    Die Türe schwang kurz nach seinem Klopfen auf und selbst ein hochgewachsender Soldat musste beim Anblick des ausgesprochen breitschultrigen Nubiers, dessen Muskeln locker auch für zwei gut gebaute Männer gereicht hätten, nach oben blicken. Die wulstigen Lippen vorwölbend, blickte der Nubier den Römer einige Momente lang an, als müsse er ergründen, welches seltsame Insekt es gerade wagte, sich in seine Einflußsphäre zu bewegen, bevor er in heiserem Latein bellte: "Was Du wolle!?"

    "Die Liebe endet doch auch mit dem Tod nicht," sagte sie leise und atmete tief ein, während sie den Blick schnell wieder auf die Rosen senkte. War es diese Erkenntnis, vor der sie sich in den letzten Jahren immer gedrückt hatte? Dass aus der einst arrangierten und sicherlich nicht glücklichen Ehe mit den Jahren eine Gemeinschaft geworden war, die vielen Stürmen getrotzt hatte - und mit dieser Gewissheit der Nähe, des Verständnisses schließlich Liebe geworden war? Und dass es diese Liebe war, die sie ihn so sehr vermissen ließ, auch jetzt noch, zwei Jahre nach seinem Tod? Langsam blickte sie zu ihrem Gesprächspartner auf und wusste tief im Inneren, dass sie ihn auf eine seltsame Weise verstand - auch wenn Titus gefallen war, sich nicht selbst getötet hatte wie die verlorene Liebe des Tribuns.


    "Möchtest Du mir von ihr erzählen? Manchmal hilft es ein wenig, an die zu denken, die man verloren hat ... dann fühlt man sich nicht ganz so alleine." Es war eine vermessene Frage, denn sie kannten sich nicht, aber gleichzeitig wusste sie auch, dass es ihm vielleicht danach wirklich besser gehen würde. Sie selbst empfand es immer als tröstlich, von Titus sprechen zu können, als würde er noch leben ... und es würde auch ihre Gedanken etwas ablenken, von den Entscheidungen, von den Erinnerungen, von allem. Ianus, der zweigesichtige Gott, schien heute weit in die Vergangenheit zu blicken, aber auch in eine Zukunft, wie er es stets tat ... zwei Seiten, und irgendwo musste die Mitte sein.

    Still blickte sie ihn an, die aufrechte, militärische Haltung, das gereckte Kinn, als müsse er ihr zeigen, wie aufrecht ein Offizier zu stehen imstande war. Seltsam, gerade bei einem Fremden etwas Vertrautes zu entdecken, denn an seiner Erscheinung, der Haltung, wenngleich nicht dem Gesicht, erinnerte sie einiges an Titus, eine Haltung, die er oft eingenommen hatte, um seine Gedanken in sich zu verschließen, wenn er mit etwas zurecht kommen musste, das ihn sehr beschäftigte, aber das er nicht zeigen durfte. Fast hätte sie wehmütig gelächelt, aber sie erinnerte sich rechtzeitig daran, dass es der falsche Ort und die falsche Zeit waren.


    "Du musst sie sehr geliebt haben," sagte sie leise und blickte auf den Boden, dorthin, wo nun seine Blumen lagen und doch den dunklen Fleck nicht verdecken konnten, der auf dem Pflaster zu sehen war. "Und wie verzweifelt muss man sein, um einen solchen Weg zu wählen. Ich wünsche ihr, dass sie dort, wo sie nun ist, glücklich mit ihren Lieben vereint ist." Es war kein Trost, und sie wusste es, dass diese Worte kein Trost sein würden - es tröstete sie ja auch nicht, wenn sie an Titus dachte, und kein Wort würde seinen Verlust wettmachen können. Den Blick wieder zu ihm hebend, wünschte sie, sie hätte etwas besseres sagen können, aber für solche Dinge gab es kein Wort, keinen Trost. "Es ehrt Dich, dass Du hierher zurückkehrst," sagte sie leise und atmete tief ein.

    Irgendwie war sie erleichtert, auch wenn sie den Mann vor sich nicht wirklich kannte. Vielleicht auch, weil sie nicht in den Zugzwang gekommen war, einen Selbstmord eines Unbekannten zu verhindern - letztendlich hätte es sie auch nicht zu interessieren gehabt, aber wie es immer war, sie konnte selten unbeteiligt bleiben. Dass er die Waffe sofort weggesteckt hatte, war seltsam beruhigend, auch wenn sie sich nicht vor der Waffe selbst fürchtete. Eher vor dem, was ihn dazu veranlasst haben mochte, so spät Rosen zum Ianusbogen zu bringen und sich selbst zu verletzen.


    "Verzeih, ich wollte Dich nicht stören, aber ... für einen Moment sah es so aus, als ..." Sie hob etwas unsicher die Hände und verlegte sich auf etwas, was sie in diesem Moment besser vermochte als zu erklären: Lächeln. Wenngleich es ein recht unsicheres, fast verlegenes Lächeln nun war, bei dem sie ihre Voreiligkeit verwünschte. "Iulia Helena, die Magistrata von Ostia ... ich habe Deine Rede auf dem forum gehört, wie auch die aller anderen ... und ich bin froh, dass ... naja. Dass Du das nicht tun wolltest." Damit deutet sie kurz in die Richtung, in der die Klinge verschwunden war.

    Erst als der Mann sich zu einem etwas dunkleren Fleck auf dem Plaster vor dem Ianusbogen begab, bemerkte sie, dass sich dort jemand genähert hatte und zuckte etwas zusammen. Sie hatte ihn nicht einmal kommen gehört, zu sehr war sie in Gedanken gewesen, aber nun weckte er ihre Neugierde, zumindest für den Augenblick, um sich nicht mit ihren eigenen Sorgen auseinander setzen zu müssen. So folgte ihm ihr Blick, als er vor trat und den Strauß Rosen ablegte, mit ruhigem Schritt, getragenen Bewegungen, die sie ihn ihrer Sparsamkeit an jene ihres verstorbenen Gemahls zu erinnern wussten. Die Haltung indes deutete eine gewisse Niedergeschlagenheit an, der geflüsterte, aber doch hörbare Namen, der in einer Atempause des Stadtgeräuschs ausgesprochen wurde ...


    Sie atmete unterdrückt aus, als er die Klinge offenbarte, wohl ein schmaler Dolch, aber genau konnte sie es nicht erblicken. War er in Trauer? Verzweifelt? Was wollte er nur mit dieser Waffe? Sie wusste genau, sie sollte sich nicht einmischen, aber ... "Du willst Dir doch nichts antun, oder?" sagte sie schnell und trat an die Seite des Fremden, den sie dann mit einem Erstaunen und erst jetzt durch das Mondlicht als einen der Kandidaten von der Rostra erkannte - sie hatte ihm sogar eine Frage gestellt. Unter dem durchsichtigen Stoff der Palla konnte man nun das Funkeln ihrer Augen recht gut erkennen.

    Um diese Stunde schien beim Ianusbogen selbst nicht viel los zu sein, und so mochte sich Tiberius Vitamalacus ohne zu vielen Menschen ausweichen zu müssen, dem Baudenkmal und Tempel nähern. Doch je näher er diesem kam, desto deutlicher wurde auch die Erkenntnis, dass er, wenn er seinen üblichen Besuch abstatten wollte, dieses Mal nicht allein sein würde.
    Eine Frau stand am Fuß des Gebäudes, betrachtete die Verzierungen und Reliefs aussen auf den Seiten und war gleichermaßen tief verschleiert. Dass sie zu den verheirateten Frauen gehören musste, machte ihre Kleidung deutlich, die Stola mit über Schultern und Haar gezogener Palla trug sie mit der üblichen Schlichtheit einer matrona, auch wenn ihre Gestalt nicht von den üblichen Genüssen und Ausschweifungen einer reicheren Römerin geprägt schien, zumindest, soweit man es auf einen Blick erkennen konnte.


    Iulia Helena war tief in Gedanken, und an diesem Abend hatte sie die Casa Iulia geflohen, wollte nicht allein mit den Erinnerungen und anstehenden Entscheidungen sein, die sie irgendwann würde treffen müssen. In der linken Hand hielt sie noch immer jenes Pergament, auf das sie den Orakelspruch der Sybille geschrieben hatte, aber die Worte wollten und wollten keinen rechten Sinn ergeben, wie auch immer sie diese drehte und wendete. Zu viel war geschehen, zu viele Dinge, die sie nicht einmal mit Constantius teilen konnte, weil sie ihn nicht beunruhigen wollte. "Titus, Du fehlst mir so," murmelte sie leise und schritt langsam am Fuß des rechten Teils entlang, aber wie immer blieb es still. Er konnte ja auch nicht antworten, zu lange war er schon tot, zu lange kein Teil ihres Lebens mehr. Dass sich ein Fremder dem Ianusbogen näherte, schien sie vorerst nicht zu bemerken.