Beiträge von Iulia Helena

    Seine rauhe und doch sanfte Hand hielt ihre Wange, eine Geste solch vollkommener Vertrautheit, dass sie ein stilles, zufriedenes Seufzen nicht unterdrücken konnte. Hätte sie vor einem Jahr geahnt, wie sehr sie sich nahe stehen würden, sie hätte es wohl nicht geglaubt - auch, dass sie ihn durch einen seltsamen Zufall des Nachts beim Ianusbogen getroffen hatte, war vielleicht doch nicht nur ein Zufall, sondern ein Schicksalswink der Götter gewesen. Ein Geschenk, mit dem sie beide nicht gerechnet hatten, und es dadurch als umso kostbarer ansehen konnten - wie viel hatten sie doch bisher geteilt, und wie viel würde ihnen noch in der Zukunft offenbart werden? Sie lächelte ihn still an, das Herz voller Freude darüber, dass er ihre Worte nicht zurückgewiesen hatte, sondern bejahte, dass er sie nicht für verwerflich ansah, sondern sich darüber freute, was sie vorgeschlagen hatte. Konnte es denn besser sein?


    "Ja," sagte sie sanft, lächelnd, seinen Blick haltend. Es war ein 'Ja' nicht nur zu seinem Vorschlag, es war das klarste 'Ja', das sie bisher zu ihrem gemeinsamen Leben gesprochen hatte, zu den Gefühlen, die sie miteinander teilten, ein 'Ja' zur Bildung einer Schicksalsgemeinschaft, die sie um die halbe Welt führen konnte, wenn es der Kaiser wollte. Wohin er ging, dort würde sie auch sein.
    "Ja, Quintus. Machen wir es so, und machen wir es so schnell wie möglich. Du weisst, dass ich mich nicht fürchte, an Deiner Seite zu stehen, und ich denke, es wird weder Dir noch mir guttun, auf Dauer getrennt zu leben, immer hoffend, immer bangend. Lieber ein bisschen mehr Gefahr, als ewiges Warten - Du weisst, dass wir beide das nicht können, und vielleicht hilft es Dir, abends zu wissen, dass Du auch einmal Mensch sein kannst, nicht dauernd ausschließlich Soldat. Es ist unser Abenteuer, Quintus, und es wird uns sicherlich zeigen, ob wir miteinander leben und schwere Zeiten durchleben können oder nicht - wir sind beide alt genug, um nicht auf das falsche Pferd setzen zu wollen." Abgesehen davon war sie überzeugt, mit ihm auf das richtige Pferd zu setzen, aber eine gewisse Sicherheit war nicht zu verachten.

    Es war ihr fast peinlich gewesen, zu einer Hochzeit eingeladen zu werden, bei der sie weder die Braut noch den Bräutigam besonders gut kannte - aber die Iulierin war sich darüber sehr wohl bewusst, dass es Quintus sehr freuen würde, wenn sie ihn begleitete, also hatte sie sich von ihrem neuen Leibsklaven entsprechend herrichten lassen. Letztendlich wusste sie zwar ebenso genau wie jede andere Frau auf dieser Hochzeit, dass sich an ihre Kleidung niemand mehr erinnern würde, nicht zuletzt, weil die Braut eine Schönheit war, aber es hinderte bei keiner Hochzeit im römischen Imperium die Frauen daran, sich dennoch herauszuputzen, wo es nur ging.


    Auch Iulia Helena hatte sich diesem Diktat gebeugt und war in dunklem Rot erschienen, das ihrer zart gebräunten Haut zu schmeicheln wusste, die palla hatte Goldstickereien aufzuweisen, der Schmuck war ebenso aus dem edlen Metall und klimperte leise bei jeder ihrer Bewegungen. Sie war dankbar darüber, an Quintus' Arm gehen und stehen zu können, auch wenn sie sich schon etwas erholt hatte, kostete sie das lange Stehen doch mehr Kraft, als sie gedacht hatte. Einzuknicken jedoch wäre indiskutabel gewesen, also hielt sie sich mit eisernem Willen aufrecht, sprach nicht allzu viel und beobachtete interessiert die Zeremonie, um sich abzulenken.


    Matinius Plautius und Artoria Medeia wirkten zufrieden mit ihrer Eheschließung, und so wünschte sie den beiden im Stillen alles Gute, stimmte in die "Feliciter!" -Rufe ein wenig leiser ein, schließlich passte es nicht zu einer Frau aus gutem Haus, allzu laut zu brüllen, solches gestattete sie sich nur bei den Wagenrennen in der Arena, wenn ihre Stimme in den Menschenmassen unterging. "Wollen wir den beiden gratulieren?" fragte sie Quintus leise, indem sie sich auf die Zehenspitzen reckte - er war einfach groß für einen Römer, und im Stehen gab es doch einen sichtbaren Höhenunterschied zwischen ihnen beiden. Er sah gut aus am heutigen Tag, stellte sie insgeheim fest, und es fiel ihr nicht schwer, ihn anzulächeln, genoss sie es doch sehr, hier an seiner Seite zu sein, sich mit ihm zeigen zu können - viel zu lange hatten sie sich nicht gesehen.

    "Es wird bald losgehen," echote sie langsam, und es gelang ihr nicht, die fröhlich-lockere Fassade länger aufrecht zu erhalten, als sie musste. Dass er ausgerechnet jetzt in den Krieg ziehen musste, war ungerecht, auch wenn sie gleichzeitig verstehen konnte, dass ein Soldat aus ganzem Herzen wie er sich auf diese Herausforderung zutiefst freuen musste. Wie lange würde sie ihn nicht sehen, wie lange würden sie nur mit Briefen Kontakt halten können? Es schien ihr undenkbar, ihn so weit entfernt zu wissen, und je länger sie darüber nachgedacht hatte, desto mehr hatte sich ein Entschluss gefestigt, oder besser, eher ein Wunsch, den auszusprechen sie noch nicht gewagt hatte. Es war ein vermessener Wunsch, vor allem, da sie nicht verlobt waren, aber ihr jetztiger Stand, den sie sich aus eigener Kraft in Ostia erarbeitet hatte, würde ihr diese Eigenmächtigkeit erlauben - ausser, er wollte es nicht, denn ein Patrizier musste mehr noch als jeder Plebejer auf seine äussere Erscheinung achten, auf seinen Ruf ebenso wie auf seine Taten, beschämte er nicht zuletzt mit einem Fehler die herausragenden Ahnen. Wenngleich sich die Iulierin fast sicher war, dass ihre eigenen Ahnen diese Form von Wagnis verstanden hätten, allen voran der vergöttlichte Caesar.


    "Ich werde Dich ebenso vermissen, Quintus, Du glaubst nicht, wie sehr ich Dich vermissen werde, wenn Du fort musst. Es wäre leichtsinnig, nie daran zu denken, nicht mit einem Kriegszug zu rechnen, denn du bist, wer Du bist, und ich schätze und respektiere Dich so, wie Du bist, aber dennoch, manchmal ist die Realität, mit der wir uns befassen müssen, einfach ... schmerzlich." Sie lehnte sich leicht an ihn, nun doch wieder lächelnd. Wie sanft er die Blume in ihr Haar gesteckt hatte, ein Zeichen dessen, was für ein zärtlicher Mann unter der rauhen Schale lauerte, der selten genug Gelegenheit hatte, sich zu offenbaren.
    "Außer ... " Sie machte eine kleine Pause, hob den Blick zu ihm auf und hoffte, dass sie die nächsten Worte nicht auf ewig bereuen würde, weil er sie energisch zurückwies. "Außer ich begleite Dich ins Land der Partner, Quintus." Er wusste, dass es nicht ihre erste Reise an der Seite einer Legion war, und er musste auch wissen, dass sie sich nicht davor fürchtete - aber was würde der Patrizier in ihm zu dieser Idee sagen?

    Die ganzen, ihr zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten waren schon durch die grundsätzliche Einrichtung durch schlichte Eleganz geprägt, doch das ein oder andere sorgsam ausgewählte Einrichtungsstück, das die Iulierin mitgebracht hatte, verstärkte diesen Eindruck dezent. Ein mit silbernen Fäden bestickter Stoff hatte die ursprünglichen Gardinen ersetzt, ein farbenfroh gehaltener Überwurf bedeckte das Bett - und ein wenig des gemütlichen Krimskrams, den wohl jede Frau mit sich schleppte, gab den Räumen eine persönliche Note, ganz zu schweigen von einigen im Aufenthaltsraum auf dem Tisch deponierten Schriftrollen, die einmal mehr daran erinnerten, dass sie vor einiger Zeit durchaus erfolgreich die Hafenstadt Ostia verwaltet hatte.


    Doch war sie weder im Aufenthaltsraum selbst zu finden noch in ihrem Schlafzimmer, die offene Tür zum Garten hin jedoch verriet schnell, wo der Tiberier seine Bald-Verlobte finden würde - und prompt erklang auch ihr antwortender Ruf von draußen, als sie ihn gehört hatte. "Ich bin hier draußen, Quintus!" Als er hinaustrat, konnte er sehen, dass sie sich beschäftigt hatte - ein kleiner Stickrahmen, in den eine Tunika aus teurem Stoff eingespannt war, und in welchem sie gerade dabei war, den Saum um den Halsausschnitt mit einem komplizierten Muster aus springenden Fischen und Meereswellen zu verzieren, sprach dafür, dass sie ihre alte Tatkraft anscheinend wieder gefunden hatte, wenngleich in den ihr durch ihre derzeitige Gesundheit auferlegten Grenzen. Schon hatte sie den Stickrahmen beiseite gelegt und erhob sich langsam, um auf ihn zuzutreten.


    "Ich hatte Dich schon erwartet, schließlich steht das Abrücken kurz bevor, wenn man bedenkt, was hier alles los ist ..." Vielleicht überraschte ihn diese Eröffnung, aber was wollte man von einer Frau erwarten, die schon einige Jahr damit zugebracht hatte, mit einer Legion unterwegs zu sein? Lächelnd breitete sie die Arme für ihn aus, und zog ihn sanft an sich, einfach den Augenblick genießend, den sie für sich alleine hatten, sie wusste nur zu gut, wie schnell dies enden konnte. Still blickte sie zu ihm auf, eine gewisse Sorge durchaus im Blick, doch ihr Lächeln war unverändert warm und seltsam heiter. "Weisst Du schon, wann genau es los geht?"

    Die junge Frau wirkte traurig, zumindest schien eine gewisse Traurigkeit in ihrer Haltung mitzuschweben, aber sicher war sich Iulia Helena darüber nicht. Vielleicht würde sie später Quintus danach fragen, um nicht unwillentlich das Falsche zu sagen, aber wer wusste schon, ob sich die Gelegenheit zu einem Gespräch unter vier Augen bieten würde, immerhin musste auch hier auf Anstand geachtet werden. Leicht lächelnd verfolgte sie den Wortwechsel zwischen Quintus und Albina, sich nicht einmischend, es genügte ihr auch für den Moment, einfach nur beider Stimmen zu hören und sich von der Ruhe in der casa ein wenig einlullen zu lassen. Man konnte kaum glauben, dass sich das Haus innerhalb eines castellums befand, so ruhig war es, aber sie ahnte, dass es sich zumindest zum Morgenappell anders anhören würde. Aber selbst diese Geräusche würden sie nicht stören, eher an einen Teil ihres früheren Lebens erinnern, der schöne wie schlechte Seiten gehabt hatte.


    Der Luchs schien sich zuerst damit zu begnügen, die fremde Witterung aufzunehmen, und besonders Xamander wurde aufmerksam beäugt, weil er wohl am fremdartigsten von allen roch, benutzte er doch gerne die Duftessenzen, die er von seiner Heimat Achaia gewöhnt war. Dann aber schien sich Taranis zu langweilen und glitt geschmeidig vorwärts, bis seine Gestalt schließlich an Albinas Beinen entlang strich, als erwarte er von ihr eine Leckerei - in diesem Sinn hatte er sich wohl ausgesprochen schnell an eine menschliche Umgebung gewöhnt, wie jede andere (zumeist kleinere) Katze auch.
    "Er ist sehr schön," sagte die Iulierin schließlich, als das Gespräch abgeflaut war. "Und wie es scheint, auch intelligent - habt ihr ihm etwas Besonderes beigebracht? Die meisten zahmen Raubtiere lassen sich mit etwas Mühe etwas beibringen, aber ich weiss nicht, wie es mit Luchsen aussieht." Sie neigte sich ein klein wenig vor und versuchte, mit ein wenig Fingerspiel die Aufmerksamkeit des Tieres zu erregen, aber es hielt sich vorerst an Albinas Seite.


    "Danke," sagte sie zu Cato, als er die Getränke herumgab und ließ sich einen Becher Wasser einschenken, zu früh wollte sie nicht mit Alkohol beginnen. "Tiberia Albina, ich hoffe, Du langweilst Dich nicht zu sehr in diesem castellum. Ich kann mir gut vorstellen, dass eine solche Umgebung doch im gewissen Maß sehr befremdlich wirken muss, zumindest brauchte ich damals einige Wochen, um mich einzugewöhnen." Zumindest versuchen konnte sie es einmal, eine gemeinsame Gesprächsebene zu finden, immerhin kannte sie die junge Tiberierin nicht ... und wenn es um das Soldatenleben ging, würde sich auch Quintus nicht ausgeschlossen fühlen, dem sie einen warmen, liebevollen Blick zuwarf.

    Wieder lachte sie leise, seine Worte taten einfach gut, ebenso das Wissen, dass sich zwischen ihnen nicht viel verändert hatte. Die Iulierin gönnte sich einfach für einige Augenblicke das stille Vergnügen, ihren Quintus in aller Ruhe zu betrachten, denn die Zeit schien ihm nichts angehabt zu haben, er war nur ein bisschen brauner geworden, zweifelsohne, weil er sich viel draußen bei seinen Männern aufhielt. Die kräftigen Hände, die doch so sanft sein konnten, fühlten sich für sie warm und sicher an, und sie musste gegen den inneren Drang ankämpfen, sich einfach an ihn anzulehnen, es wäre weder angemessen noch schicklich gewesen, am allerwenigsten im atrium seines Hauses. Es musste reichen, dass sein Blick ihr mehr verraten hatte, als es jedes Wort hätte tun können, und alles andere würden sie vielleicht besprechen, wenn sie die Zeit und Gelegenheit dazu hatten.


    "Ich hoffe, sie langweilt sich hier nicht, fernab von Rom und allen Unterhaltungsmöglichkeiten, die diese Stadt bietet," sagte sie freundlich und dachte daran zurück, wie schrecklich die ersten Wochen gewesen waren, in denen sie ihren inzwischen verstorbenen Gemahl begleitet hatte. Sie hatte das castellum gehasst, und wäre am liebsten geflohen, irgendwohin, wo keine Soldaten waren. Behutsam drückte sie die Hand ihres Fast-Verlobten und betrachtete den hereinschleichenden Luchs überrascht - von einem so großen Haustier hatte er ihr nichts erzählt, aber er schien zahm zu sein und somit blieb sie an Ort und Stelle sitzen, sah das Tier interessiert an. Der Luchs bewegte sich mit der natürlichen Anmut aller Raubtiere und schien sich noch nicht ganz sicher, was er von dem neuen Geruch im Haus halten sollte, und mit einem vagen Schmunzeln bemerkte sie, dass sich ihr griechischer Sklave Xamander in der Gegenwart des Tieres nicht wohl zu fühlen schien - aber da musste er nun durch. Als Tiberia Albina eintrat, neigte sie ihr höflich und mit einem Lächeln den Kopf zu.


    "Salve, Tiberia Albina, ich freue mich sehr, Dich kennenzulernen," sprach sie freundlich in Richtung der jungen Frau und blickte sie offen an - der Iulierin selbst war durch die starke Blässe ihres Gesichts sehr wohl noch anzumerken, dass sie krank gewesen war, auch wenn man sie sehr sorgsam zurecht gemacht hatte, um diesen Eindruck zu überdecken. "Ich bin Iulia Helena und ich hoffe, Du verzeihst, dass ich mich nicht erhebe, um Dich zu begrüßen, das Stehen strengt mich leider noch immer mehr an, als es mir recht sein kann." Hoffentlich war diese Frau ein Teil der wohlmeinenderen Verwandtschaft - dass sie mit ihrer Verbindung auf wenig Gegenliebe stoßen würden, darüber waren sich beide bewusst gewesen, aber ein dauernder Sturm im Hause musste schließlich auch nicht unbedingt sein.

    Er brachte ein Echo mit sich, als er den Raum betrat, das sie nur zu gut kannte, das sie schon oft erlebt hatte, wenngleich nicht mit ihm, sondern mit ihrem verstorbenen Gemahl - Staub an den Sandalen, einen vagen Hauch des Geruchs nach Anstrengung, Arbeit und Verantwortung, ganz der Offizier, nicht unbedingt so sehr der Mann, der sie in einer Sänfte in seinen Armen gehalten hatte. Aber ein Blick in seine Augen verriet, dass auch dieser Mann noch existierte, er nur hinter dem Offizier zurückstehen musste, solange er seinen Dienst versah. So, wie es sein sollte und musste, etwas anderes hätten weder er noch sie gewollt noch akzeptiert.
    Langsam erhob sie sich, als er auf sie zutrat und sie begrüßte, und ein kleiner Teil ihres Inneren war stolz darauf, dass sie es endlich wieder schaffte, aus eigener Kraft aufzustehen. Allzu lange würde es ihr nicht gelingen, aufrecht zu bleiben, das wusste sie, aber es war zumindest ein Anfang, der erste Schritt in Richtung der dringend nötigen Genesung.


    "Vitamalacus ..." sagte sie lächelnd und neigte den Kopf in die Richtung des Hausherrn. "Du bist so schnell hier erschienen, dass ich mich kaum erinnern kann, mich gesetzt zu haben, in sofern konnte ich mich kaum langweilen geschweige denn, überhaupt daran denken. Und wäre es denn wirklich so weit gekommen, hätte ich hier begonnen aufzuräumen, auch wenn man nichts aufräumen muss." Der scherzhafte Ton, den ihre Stimme angenommen hatte, brachte zumindest der Iulierin die Erinnerung an beider Gespräche zurück. Es war immer leicht gewesen, mit ihm über alles mögliche zu sprechen, auch zu scherzen, und diese Art der Gespräche hatte sie in den letzten Wochen sehr vermisst, hatte sich ihre Familie doch größte Mühe gegeben, sie nicht zu sehr anzustrengen und hatte sie zumeist behandelt wie ein rohes Ei.


    Sanft ergriff sie die kräftigen Hände des tribunus und drückte sie kaum fühlbar, die eigenen Hände kühl, als wäre es draußen weder sonnig noch heiß. "Ich freue mich sehr, dass Du mich hier aufnimmst, ein wenig Abstand zu Rom hat bekanntlicherweise schon so manches Leiden kuriert, ausserdem ... würde ich Dir dauernd Briefe schreiben, käme ich noch weniger aus dem Gaus." In den Augen blitzte der Schalk auf, und für einen Moment verwischte sich in ihrer Empfindung die vergangene Zeit zu einem Nichts, als hätte sie gerade erst die Sänfte verlassen.

    Bin bis einschließlich 01.05. abwesend, da auf einem LARP-Zeltcon (AWE II, falls das wer kennt *g*). Ich versuche, vorher alle Threads meiner Chars zu beantworten, kann aber nix versprechen, bin grad total im Bastel- und Vorbereitungsstreß :)

    Hi miteinander :)
    Aus aktuellem Anlass - so weit ist es ja nun auch nicht mehr hin bis zum Drachenfest - würde ich gern wissen, wer dieses Jahr alles hinkommt, welches Lager und als welcher Charakter (bin doch so neugierig^^). Vielleicht schaffen wir es ja auch, einen Treffpunkt und irgendwas gemeinsames auszumachen, sollten wir allzu sehr in verschiedene Lager zerstreut sein (warum auch immer, ich würde euch Spacken gern mal wiedersehen^^).


    Dankö,
    die hinter Iulia Helena


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    Wer: I, me & myself
    Lager: Silber
    Charakter: fanatische Lichtpriesterin der Eloskirche :D

    Als die Sänfte samt Begleitung den Weg durch das Lager beendet hatte, hielt der Zug vor dem Haus des Tribuns an und verharrte dort, während der junge Alexandriner, ein sichtlich gut gelaunter Sklave mit dem typisch schwarzen, lockigen Haar der Achaier, sich nach dem Empfangskomittee in Form von Cato umgeblickt. Einige Worte der Begrüßung wurden getauscht, dann erst trat Xamander, so hieß der griechische Haussklave, zur Sänfte hin und hob einen Vorhang an der Seite hoch, damit seine Herrin aussteigen konnte. An dessen Hand geklammert, schob sich die Gestalt Iulia Helenas langsam zwischen den weichen Kissen hervor, und wie schon die letzten Tage über fiel ihr das Aufstehen schwer. Das Gesicht war blass, es war ihr sehr wohl anzusehen, wie schwer die Krankheit gewesen sein musste, und dennoch war die aufrechte, stolze Haltung geblieben, die den meisten Iuliern selbst im Tode noch zueigen war, ganz ihrer aller Vorbild Caesar entsprechend.


    Doch heute ging es glücklicherweise nicht in den Senat, um das Leben unter den Dolchstößen der Verräter zu verlieren, sondern der Anlass war eher freudiger Natur. Iulia Helena konnte nicht verhehlen, dass sie sich auf das Wiedersehen mit Quintus freute, zu lange hatte er fern sein müssen, zu lange Wochen waren verstrichen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten, seit er sie das letzte Mal im Arm gehalten und sanfte Worte geflüstert hatte. Hoffentlich war ihm inzwischen nichts geschehen, keine zu großen Sorgen aufgetaucht oder Schwierigkeiten zu überwinden gewesen. Aber das würde er ihr sicherlich selbst sagen, sobald die Pflicht ihn nicht weiter ablenken würde - langsam, Schritt für Schritt gingen Xamander und seine Herrin in das Haus hinein, für das die Iulierin noch keinen wirklichen Blick hatte, das Laufen war anstrengend genug, um sich darauf konzentrieren zu müssen. Als sie endlich eine Sitzbank im atrium erreichten, atmete sie innerlich auf, selbst die kurze Strecke hatte ihr den Schweiß auf die Stirn getrieben und ließ den Atem bedeutend schneller gehen.


    Xamander eilte wieder hinaus zur Sänfte und brachte eine kleine Schale, in der einige feuchte Tücher lagerten, eines davon nutzte der findige Alexandriner, um ihr die Stirn abzutupfen, sie sollte schließlich einigermaßen frisch aussehen, wenn sie ihrem Bald-Verlobten begegnete. Dann hieß es nur noch warten ...

    In der Sänfte selbst tat sich nichts, und auch kein Wort kam über die Lippen der darin liegenden Frau, alles zu regeln war jenem Sklaven überlassen, der auf Catullus' Worte hin freundlich nickte. "Natürlich, so soll es sein." Der junge Alexandriner wechselte einige Worte mit den bewaffneten, schwarzen Sklaven, und jene nahmen neben dem großen Lagertor Aufstellung, wohl würde später noch ein entsprechender Befehl der Herrin selbst kommen, was nun mit ihnen geschehen würde. Und schon setzte sich die Kavalkade, nestehend aus Sänfte, Packsänfte und begleitenden, unbewaffneten Sklaven, wieder in Bewegung, wohl begleitet von dem ein oder anderen neugierigen Blick in ihre Richtung. Der Zug wand sich durch den Teil des Lagers, den er unbedingt passieren musste und kam schließlich vor dem Haus des Tribuns an.

    Die kleine Prozession, welche sich dem castellum näherte, war wohl ein eherungewöhnlicher Anblick. Nicht zuletzt, weil wenige Sänften mit Begleitung ein Legionskastell aufsuchten, hochgeborene Frauen waren, wenn sie nicht gerade verwandt oder verheiratet mit den Führungsoffizieren waren, einfach eine absolute Seltenheit in einer solchen Umgebung. Die Vorhänge der Sänfte waren zugezogen, und den Wachhabenden dürfte es nicht möglich sein, unter den Schleiern allzu viel mehr zu erahnen als eine liegende, weibliche Gestalt - ein junger Mann mit den getrimmten Locken in griechischer Tracht trat vor, als die von bewaffneten Sklaven begleitete Prozession vor den Toren angelangt war, und richtete höflich das Wort an einen der beiden Wachhabenden.


    "Salve! Die domina Iulia Helena entbietet euch ihren Gruß und bittet um Einlass, um den tribunus laticlavius Quintus Tiberius Vitamalacus zu besuchen. Er ist über ihre Ankunft unterrichtet und sollte wissen, dass sie nun hier ist." Letzteres hatte er nur angefügt, um die wichtigkeit des Anliegens zu demonstrieren, nichts wäre würdeloser, als hier ewig vor den Toren des castellums warten zu müssen, nicht zuletzt, weil nach der Reise für die Herrin ein wenig Ruhe sicherlich angebracht war, noch immer schien sie zu schwach zu sein, um viel tun zu können ausser zu ruhen.

    Staub und Sonne waren die stetigen Begleiter einer Reise, die langsam geführt werden musste, um die angeschlagene Gesundheit der Reisenden nicht zu beeinträchtigen. Aber die Iulierin fühlte auch, dass es ihr guttat, sich nicht mehr auf die immer gleichen Geräusche der casa Iulia konzentrieren zu müssen, nicht mehr von den Lauten der Sklaven und Bewohner in einen unruhigen Dämmerschlaf gewiegt zu werden. Untätigkeit war ihr immer verhasst gewesen, und nichts tun zu dürfen, hatte sie die letzten Wochen und Monate mehr gedauert, als sie es sagen konnte. Vielleicht war es ganz gut so, wie es nun war, die Reise belebte sie, auch wenn sie sich noch immer schwach fühlte - inzwischen verbrachte sie einige Stunden des Tages damit, hinauszublicken, die Landschaft Italias auf sich wirken lassend, während ihre Gedanken schweiften.


    Zu ihrem Vater, ihrem Bruder, und natürlich Quintus, jenen Erlebnissen, die sie miteinander bisher geteilt hatten, jenen Erlebnissen, die sie vielleicht noch miteinander teilen würden, wenn die Götter ihnen gnädig waren. Und natürlich der Zukunft. Seit das Gesetz des Kaisers offiziell geworden war, dass Frauen keine Berufslaufbahn im cursus honorum anstreben durften, war ihr ein wesentliches Ziel genommen worden, und sie wusste noch immer nicht, wohin sie sich wenden sollte. Nur Hausfrau und Mutter zu sein, das konnte und wollte sie sich nicht vorstellen, auch wenn das Leben an Quintus' Seite sicherlich vieles bieten würde. Aber sie wusste auch, dass er es verstehen würde, wenn sie ihm sagen würde, dass ihr die bloße Herrschaft über einen Haushalt nicht ausreichte. Er verstand so vieles ... und er würde niemals erfahren dürfen, was im Haus der Valerier geschehen war. Eine Erinnerung, die auf subtile Weise schmerzte, denn nun waren die Würfen gefallen, sie hatte sich entschieden, seine Frage war zu spät gekommen ... Iulia Helena seufzte, und im gleichen Augenblick meldete einer der begleitenden Sklaven, er könne eine Stadt am Horizont erkennen.
    Mantua.

    Es war eine kleine Prozession, die sich auf der staubigen, von der Frühsommersonne erhitzten Straße entlang schlängelte, und allzu schnell ging die Reise nicht voran, musste doch Rücksicht auf die immernoch schwache Konstitution jener Frau genommen werden, die in der von bewaffneten Sklaven begleiteten Sänfte lag und bisweilen mit der Hand die Vorhänge anhb, um die Landschaft zu betrachten. So schlecht und matt hatte sich die Iulierin lange nicht gefühlt, doch das Fieber, welches sie so lange auf das Lager geworfen hatte, wollte noch immer nicht schwinden. Dass ihr der Medicus schließlich eine Luftveränderung verschrieben hatte, war nicht nur eine Entscheidung aus reiner Vernunft gewesen, hatte jener doch auch vernommen, dass die Iulierin mit ihrem wohl zukünftigen Gemahl mehr verband als eine wohlwollende Freundschaft. Vielleicht würde die Nähe zu jenem Tiberier mehr bewirken können als alle Kräutertränke oder Mixturen, die er ihr zur Fiebersenkung geben konnte. Und ein wenig Abwechslung schadete gerade bei den Patienten nie, die schon lange das Bett gehütet hatten, damit sie nicht trübsinnig wurden.


    Eigentlich war da Wetter für eine Reise über Land ideal - es herrschte heller Sonnenschein, es war nicht zu heiß, aber auch nicht kühl, eigentlich genau die Art Wetter, die jeden normalen Menschen aus der stickigen Wohnung in den hellen Sonnenschein hinaus treiben dürfte, um ein wenig der Wärme zu genießen - die Sklaven jedenfalls schienen die Abwechslung zu ihrem üblichen Wachdienst in Rom zu genießen, auch die Bewegung als Kontrast zum sonstigen Patroullieren und Stehen schien ihnen nicht unwillkommen zu sein.
    Bald sehe ich ihn wieder, dachte Iulia Helena und blieb zurückgelehnt und zugedeckt in der Sänfte liegen, während die Gedanken schon vorauseilten, zu ihrem Ziel. Gesellschaftlich wäre eine Verbindung mit der gens Tiberia der große Wurf für die Iulier, aber darauf kam es ihr nicht einmal wirklich an, nicht, seitdem sie Quintus besser kannte, seit sie erkannt hatte, dass hinter dem Soldaten ein einfühlsamer und kluger Mann steckte. Seine Antwort hatte sie die Abreise mit besonderem Eifer vorantreiben lassen, und nun waren sie endlich unterwegs. Ich komme, Quintus, bald bin ich bei Dir. Und die Landstraße zog sich weiter, unendlich weit, bis nach Mantua ...

    Was Raumschiffoffiziere angeht, kenne ich sowohl ein Star Trek RPG, als auch ein Star Wars- und ein Babylon 5 RPG-System ... also Raumschiffoffiziere satt, wenn man das Genre mag *grins*


    Die Neuerungen beziehen sich natürlich auf das 'technische', das Regelwerk und Würfelsystem, aber auch auf die Art, wie bestimmte Inhalte verkauft werden. Eine Verknüpfung spätmittelalterlicher Elemente wie Rittertum, Turnierkampf etc. mit Anklängen aus der Renaissance und beginnender Technisierung, was Waffen angeht, ist im RP-Bereich eher selten, die 'großen' Regelwerke bleiben doch zumeist in einer Sparte - und sind bei weitem nicht so humorig.

    Wir kennen sie alle, Aventurien, die vergessenen Reiche, die Dunkelheit der Gegenwart und Zukunft, durchquert von Vampiren, Helden, Shadowrunnern, Raumschiffoffizieren, Magiern, Kriegern und vielen mehr. Gedanken, Welten und Charaktere, die uns seit vielen Jahren wohlvertraut sind - und vielleicht schon nicht mehr die Herausforderungen bieten, die eine ganz neue Welt versprechen kann.



    Orbis Incognita, ein neues Rollenspielregelwerk in einer Welt, in der Magie und Technik nebeneinander existieren und sowohl Kundige als auch Könner hervorbringen, eröffnet den Weg in eine weitestgehend unbekannte, aufregende Welt, die voller unbekannter Gefahren und Abenteuer steckt. Ob man nun als Mensch, Troll, Elf oder Zwerg durch die Länder reist, den dunklen Priesterschaften Unterstützung anbietet oder gar als edler Ritter versucht, Ruhm und Ehren zu erlangen, bleibt dem Spieler selbst überlassen.
    Sicher ist nur eines - der augenzwinkernde Humor der Autoren kombiniert einer Vielzahl frischer Ideen bietet eine interessante Alternative zum Rollenspieleinheitsbrei der letzten Jahre.



    Illustriert und auf hochwertigem Papier gedruckt ist das Regelwerk für Orbis Incognita nicht nur ein Blickfang in Spielerunden, sondern auch im Regal, wenn man einfach nur ein bisschen stöbern möchte: Allein bei den sehr unterschiedlichen Berufen und Charakterklassen kann man einiges an Zeit verbringen, um sich den Lieblingscharakter herauszusuchen und zusammenzustellen. Ein kleines Beispiel gefällig?


    Basteln wir uns einfach einmal einen Seefahrer - das Volk Troll bietet sich aufgrund seiner Orientierung in diese Richtung natürlich an - und dabei die genauere Profession Wogenwolf:


    Schnell hat man einen Charakter beisammen, de mit 220cm Größe und knapp 150kg Lebendgewicht ein wirklich herausragendes Mitglied der Gruppe sein dürfte - fürm reichlich Zündstoff und Rollenspielpotential bietet dabei der Rassenvorteil Allesfresser - Trolle müssen viel am Tag zu sich nehmen, um ihren Metabolismus am Laufen zu halten, können dafür auch Blätter, Lederreste und ähnliches verspeisen, was nicht nur einmal zu Kontroversen mit den Mitreisenden führen dürfte, wenn das Essen knapp ist - und der Nachteil zu groß - in einer von Menschen dominierten Welt ist eine Größe von 220cm nicht unbedingt ein guter Ansatz, wenn man sich ohne Rückenprobleme in Städten bewegen will. Zudem haben Trolle ihre ganz eigene Schönheit, bei der sich jeder Elf mit Grausen abwenden dürfte ...
    Wogenwölfe sind die klassischen Seefahrer im Wikingerstil - und profiteren von ihrer Seeerfahrung durch Abhärtung, Seemannsgeschick und die Fähigkeit, im Wasser ohne Abzüge zu kämpfen.


    Bei der Erstellung muss allerdings noch einmal mit einem W6 gewürfelt werden - je nach Ergebnis bekommt der Charakter ein recht einmaliges Hintergrund'geschenk':
    (1) Bei einer stürmischen Fahrt offenbarte sich ein kleines Problem für die weitere Karriere auf den Meeren: Bei hohem Seegang und einer 1 bis 2 auf dem W6 wird der Charakter seekrank, kotzt und hat -3 auf alle Proben. Als echter Seemann und Troll würde er das natürlich nie zugeben!
    (2) Ein Kettenpanzer mit Helm.
    (3) Eine Trollbüchse und 20 Schuss Munition.
    (4) Eine Harpune guter Qualität.
    (5) Der Charakter hat eine eigene kleine Schnigge in einem Hafen. Sie riecht zwar etwas streng nach Fisch, ist aber gut in Schuss.
    (6) Aus irgendeinem Grund hat der Charakter eine leichte Affinität zu Seesäugetieren, er würde sie nie jagen und sie helfen ihm, wenn sie können.



    Mit viel Humor sind alle Charakterklassen ausgestaltet, aber auch Zufallsfunde an Gold und Schätzen in Truhen bieten eine Menge Überraschungen, die man in konventionellen Regelwerken vielleicht nicht erhalten würde. Vielleicht sollte ich noch dazu erwähnen, dass 45 der Illustrationen in diesem Regelwerk meiner Feder entstammen und sich damit für Leute, die meinen Stil mögen, eine gute Gelegenheit bietet, eine nicht gerade kleine Menge an Bildern in einem sehr ansprechenden und interessanten Rahmen zu erwerben - als ich das Regelwerk vor der Übernahme des Auftrags gelesen habe, wusste ich, dass ich hierfür einfach zeichnen musste, die liebevoll zusammengestellte Welt, bei der an jeder Ecke ein Funke Humor lauert, ist für mich jedenfalls eine wunderbare Alternative zu allem, was es derzeit auf dem Markt an Rollenspielsystemen gibt.
    Wer sich mehr über das Regelwerk Orbis Incognita informieren möchte, sollte das auf der < Homepage > tun, hier gibt es auch ein Forum, in dem Fragen an die Autoren gestellt werden können.


    Die Facts des Regelwerks in Kürze: 254 Seiten, mehr als 60 Illustrationen insgesamt, professioneller Digitaldruck, 115g Papier, robuste Klebebindung.
    20 € Selbstkostenpreis - die Regelwerksautoren und meine Wenigkeit bringen mit den Kosten des Regelwerks ausschließlich die Druckkosten herein! Wer also denkt, wir würden hier den großen Reibach zu machen versuchen, den kann ich beruhigen. Für ein Reinschnuppern in das Regelwerk ist dieses auch auf der Homepage zum Download im PDF-Format angeboten, allerdings ohne Illustrationen und sonstige ausschmückungen. Zur Produktinfo geht es < hier >.


    Danke für's Durchlesen und viel Spaß beim Stöbern - Fragen und Anmerkungen sind natürlich willkommen :)


    Liebe Grüße,
    Asa


    Ps.: Liebe Mods, mir ist klar, dass das hier Werbung im schlimmsten Grad ist ;) Aber ich hoffe, ihr seht es mir nach, immerhin ist das mein erster professioneller Auftrag und keine Konkurrenz zum IR :D