Wieder der Markt, wieder ein geschäftiger Tag, und wieder das übliche Treiben, in dem man sich allzu leicht verlieren konnte, wenn man weder Ziel noch Aufgabe hatte. Doch unter all den Müßiggängern, unter all den Taugenichtsen und Tagedieben gab es auch Menschen, die den Markt besuchten, weil sie Nahrungsmittel einkaufen wollten oder nach bestimmten Dingen suchten, sei es neue Kleidung, Geschmeide oder der ein oder andere kleine Luxus. Eine junge Römerin aus gutem Hause, begleitet von zwei Dienerinnen, bildete da keine Ausnahme, sie bewegte sich recht zielstrebig von Stand zu Stand, um die ausgelegten Früchte und die feilgebotenen Gemüsesorten kritisch zu begutachten, was sie erstand, verschwand in den großen Körben ihrer Begleiterinnen. Augenscheinlich mochte es sich um eine verheiratete Frau handeln, zumindest deutete die über der Hochsteckfrisur gelegte Palla dies an, ihre Stola war von guter Qualität, wenngleich nicht von dem verschwenderischen Luxus, den sich eine Patrizierin leisten konnte - aber welche Patrizierin wäre schon selbst auf den Markt gekommen, um ihren Dienerinnen klar zu machen, bei welchen Ständen man in Zukunft einzukaufen hatte und bei welchen nicht?
Iulia Helena genoss den Trubel mit dem sicheren Wissen, dass er spätestens vor der Porta der Casa Iulia enden würde, und zeitlich begrenzt in eine Menschenmenge einzutauchen war durchaus ein befriedigendes Gefühl, zumal, wenn man die Gelegenheit erhielt, gewinnbringend einzukaufen. Sie war froh über ihre Entscheidungen, den Dienerinnen auf die Finger zu sehen, denn sie hatten einen Obsthändler entdeckt, der billiger war als der vorherige Lieferant, und zudem bessere Ware führte, allein dieser Umstand war den Gang zum Markt schon wert gewesen. Während sie sinnierend an einem kleinen Stand vorüber wanderte, bei dem Glasgefäße feilgeboten wurden, hielt sie gerade noch inne, als vor ihr etwas weisses mit einem breiten purpurnen Streifen auftauchte - dann erst hob sich ihr Blick und sie erkannte, dass sie im Rücken eines Senators stand, zumindest deutete der latus clavus darauf hin. Fast wäre sie in ihn hinein gelaufen ... fast. Möglichst unauffällig versuchte sie einen Schritt zur Seite zu machen und hoffte dabei, dass es nicht aufgefallen war ... den Umstand ihrer Tagträumerei über Glasvasen einem völlig Fremden zu erklären, dem man in den Rücken gerannt war, würde sicher zur Kategorie 'peinliche Zwischenfälle, die zu vermeiden sind' gehören.