Beiträge von Iulia Helena

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    Original von Helvetia Messalina
    @Helena


    Genau das meint Fausta, die rechte weiblicher IDs werden so weit minimiert, das sie aber nicht alle aufhören. Ich kann schon verstehen das dies einigen nicht passt.


    Wo wird denn etwas minimiert? Die Ämter, für die eine Frau definitiv nicht kandidieren kann, sind die, die Armeeerfahrung voraussetzen - und wer sich irgendwann einmal mit den Zuständen im römischen Heer auseinandergesetzt hat, wird sicher auch verstehen, warum das Sinn macht. Die Beschränkung auf CH, Senatorenschaft, CD und Verwaltung sind imho sinnig und durchaus nachvollziehbar.


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    Original von Appius Didius Rufus


    wobei man sagen sollte, das die Frauen von Zuhause aus auch durchaus Macht ausüben konnten. Meist führten sie ja den Haushalt und das war nicht immer unbedingt wenig ... wenn ich mich nicht irre ...


    Natürlich konnten sie, und das nicht zu knapp! Nur erfordert diese Art von Machtausübung einen sehr viel indirekteren Weg, viel mehr Spiel, viel mehr Arbeit und natürlich auch eine Begabung des Spielers zu hintergründigen Aktionen. Vielleicht ist gerade deswegen die scheinbare Unfreiheit der Frau ein so großes Thema - weil der vorhandene Weg zur Macht OHNE Amt einfach deutlich anstrengender ist.

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    Original von Didia Fausta
    Wir könnten hier den ganzen Tag aufzählen, was alles unhistorisch in dieser Simulation ist, aber du wirst sicher nichts finden, was unsere Männer im IR so stört, wie Frauen, die es schaffen Ihren Ehrgeiz zu erfüllen.
    Es ist schliesslich leichter zu behaupten, die Rechte der Frauen zu begrenzen, sei der Wunsch historisch zu spielen, als zuzugeben, dass man Chauvinist ist und Agst vor der weiblichen Konkurrenz hat.


    Ich denke, die Frage ist doch eher dort anzusiedeln, was nun im IR wirklich Tatsache und verbrieftes Recht der Charaktere ist, und was nicht. Für mich als Spielerin (!) erscheint die Tatsache weiblicher Senatoren, Cursus-Honorum-Amtsträgerinnen und Verwaltungsmitarbeiterinnen als absolut unhistorisch, der Platz einer Römerin war damals nunmal zuhause und nirgends sonst. Ich befasse mich während meines Studiums durchaus mit der Thematik und es gibt keine Quellen, die eine weibliche Senatorin belegen würden. Aber - und da kommt für mich der entscheidende Punkt - um das Spiel auch für weibliche IDs interessant zu halten (man will eben nicht immer einen Mann spielen müssen), kann ich sehr wohl akzeptieren, dass man diesen (Mittel-)Weg gewählt hat.


    Ist der Weg, dass Frauen den CH durchlaufen können, im CD Karriere machen können, Senator werden können, Verwaltungsangestellte werden können, von der Spielleitung akzeptiert und ermöglicht worden? Ja. Damit sollte sich im Grunde alles andere an Diskussion erledigen. Es ist unhistorisch, ja! Aber es gehört zum Rahmen des Spiels dazu, zumindest für uns Spieler sollte es da keine großen Probleme geben. Dass es immer Charaktere geben wird, denen das nicht gefällt, ist eine ganz andere Sache - und das gehört imho zum Rollenspiel unbedingt dazu.

    Man konnte ihm ansehen, dass er innerlich schon irgendwie in Richtung eines sich entfesselnden Donnersturms tendierte - Helena riet, dass es wohl mit der Kutsche zu tun haben mochte, denn welcher Amtsträger lief schon gerne in der Landschaft herum? - und sich dieser Sturm erfreulicherweise wieder abbaute, als sie ihn begrüßt hatte.


    "Ich kann mich nicht beklagen, wir wurden hier sehr freundlich aufgenommen. Dein Sklave hat uns hergeführt, und diese andere Sklavin hat uns unsere Zimmer gezeigt ..." sie machte eine kurze Geste in Richtung der Treppe. "...Constantius müsste noch oben sein, wir sind nicht sehr lange vor Dir hier angekommen." Sie blickte nun die Treppe hinauf und rief: "Constantius? Der Magistrat ist da! Kommst Du herunter?" Denn mit diesem Botengang wollte sie die Haussklavin nicht belasten, wenn man denn auch rufen konnte.

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    Original von Helvetia Messalina
    Zu den Ämtenr im Militär, warum beschwert sich kein Mann das es keine männlichen Vestalen gibt, oder eine männliche Entsprechung davon? ;)


    Weil das schwachsinnig ist? Was soll bitte ein Mann als Diener einer jungfräulichen Keuschheitsgöttin tun? Das wäre genauso irrsinnig, wie eine schwangere Frau als Marspriesterin zu etablieren ...

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    Original von Valentin Duccius Germanicus
    Wie war das mit IR und Diskussionen über Politik? -.^


    Sowas kann eigentlich nie gut gehen. :dagegen:


    Vor allem, wenn Leute mit unterschiedlicher Áusbildung und unterschiedlichem Wissensstand diskutieren - ist wie mit Diskussionen, die man als Historiker mit Nichthistorikern führen muss. Grundsätzlich hat man schon allein deswegen nie recht, weil man Geschichte studiert. *grinst*

    "So soll es doch auch sein. Nichts ist angenehmer, als nach einer langen Reise auch anzukommen und zu wissen, wo man seinen Platz hat, wohin man gehört. Zudem scheint ihr hier nicht alleine zu leben, etwas, worum ich euch fast ein wenig beneide - die Casa Iulia ist für mich und meinen Bruder fast zu groß, und die meiste Verwandtschaft leider an ihre Posten bei der Legion oder in der Verwaltung gebunden ..."


    Sie seufzte kurz, aber nicht allzu tief und schmunzelte dann leicht. Ein kurzer Seitenblick ging zu Decima Verina und Artorius Valerianus, deren Unterhaltung vor sich ging, als seien alle anderen nicht mehr anwesend. Ja, wenn die schöne Venus ihre Finger im Spiel hatte, benahmen sich im Grunde alle Menschen gleich - sie tauschte schmunzelnd einen verständnisinnigen Blick mit Hypathia und streckte die Hand nach der Obstschale aus, um einige Trauben daraus zu nehmen.
    "Hast Du Dich in Rom denn schon eingelebt? Ich bin hier aufgewachsen, und wenn du möchtest, zeige ich Dir gern ein wenig die Stadt."

    Es war, als hätten sie die normale Welt verlassen und einen Ort betreten, der so dunkel und geheimnisvoll zu sein schien wie der tiefste Orcus. Das flackernde Licht der Flammen erhellte die Gesichter der drei Menschen kaum wirklich, die sich durch den Gang in die Ställe des Circus Maximus bewegt hatten, im Geruch der Luft lag etwas seltsam dumpfes, das sie kaum richtig atmen ließ. Ein plötzliches Prickeln glitt über die Haut der Iulierin, ließ sie wie elektrisiert zurück, Teil einer Welt zu sein, die sie bisher nur von aussen als Zuschauerin in weiter Ferne hatte sehen können, war ungemein faszinierend, atemraubend und auch erschreckend. Über den Circus hörte jede Römerin die wildesten Geschichten, vor allem über die Gladiatoren und jene Frauen, die sich am Vorabend wichtiger Kämpfe mit ihnen vergnügten - nicht wenige Damen der besseren Gesellschaft nutzten die Möglichkeit, ihren Arenahelden so nahe zu sein, wie es nur möglich war, denn am nächsten Tag konnten sie alle tot sein.


    Hier jedoch ... in den Ställen roch es nach Konkurrenz, Spannung und vor allem sehr nach Pferd. Ab und an erklang ein leises Wiehern, Schnauben, an einer Box fraß ein Tier gierig den zugeteilten Hafer, an einer anderen mühte sich ein Stallbursche damit ab, das Fell des Tiers zu striegeln. Fasziniert blickte sich Helena um, mit dem sicheren Gefühl, dass ihre Augen inzwischen auf Tellergröße angewachsen sein mochten.
    "Salvete," erwiederte sie den Gruß des Trainers und der Gruppe um ihn, ein leichtes Lächeln auf den Lippen, aber auch sie hatte sichtlich Feuer gefangen, die Augen funkelten merklich. In diesem Punkt schienen sich die Geschwister unglaublich ähnlich zu sein, beide wurden durch die Atmosphäre des Circus beflügelt.
    "Du hast heute deinen wagemutigen Tag, Constantius? Ich kan kaum glauben, dass Dir Hermes zu langsam sein könnte," scherzte sie mit ihrem Bruder und gab ihm unauffällig einen Stoß in die Rippen. Er sollte hier schließlich nicht die Profis beleidigen, an seinem ersten Tag im Circus. "Spätestens wenn Du den Staub der Arena küsst, werde ich ziemlich laut lachen." Damit grinste sie ihn an.

    Sie lächelte etwas auf Messalinas Frage und blickte zu ihr. "Du hast Recht, ich kann wirklich auf eigene Erfahrung zurückblicken ... aber auch auf die meiner Freundinnen der Kindertage, soweit wir uns nicht aus den Augen verloren haben. Meine beste Freundin hatte das Glück, einen Mann zu bekommen, dem sie aufrichtig zugetan war, und für etwa ein oder zwei Sommer waren beide sehr glücklich - als er jedoch in eine andere, fremde Stadt versetzt wurde und sie mit ihm gehen musste, wurden sich die beiden sehr fremd, er war sehr beschäftigt, sie sehr allein in einer Stadt mit nur geringem römischem Leben, und heute hassen sie einander abgrundtief, gehen sich in ihrer Ehe aus dem Weg, wo sie nur können. Ihr seht, Liebe als Beginn einer Ehe ist nichts Schlechtes, aber sie reicht nicht aus ... es muss daraus Vertrauen, Respekt und auch Verständnis für den anderen erwachsen, sonst wird es nie ein glückliches Leben."


    Sie verlor sich einige Momente in ihren Erinnerungen, bevor sie fortfuhr. "Bei mir begann die Ehe ausgesprochen schlecht - ich mochte meinen Gemahl nicht und zürnte meinem Vater sehr, dass er mich einem lauten, unsensiblen Offizier gab. Aber mit den Jahren, in denen ich ihm den Haushalt führte, die Person war, die alle seine Sorgen kannte, lernten wir einander schätzen und respektieren, sodass ich ihn heute jeden Tag noch ein wenig mehr vermisse. Wenn man erst einmal einige Jahre mit einem Menschen gelebt hat, gewöhnt man sich an viele Eigenarten .. und lernt vielleicht auch die Qualitäten desjenigen schätzen."

    "Man kann eigentlich nur hoffen, dass die 'Acta' übertreibt, um die Leser für ein Problem aufmerksam zu machen ... ich könnte mir Rom ohne Vestalinnen eigentlich nicht vorstellen. Keine andere Priesterschaft ist so eng mit den Werten und Traditionen unserer Ahnen verbunden, es wäre schlichtweg entsetzlich, gäbe es keine jungen Mädchen mehr, die sich dieser Aufgabe stellen wollen, das Herdfeuer zu hüten ... als ich noch jung war, habe ich eine Weile auch mit diesem Gedanken gespielt, aber mein Vater war anderer Meinung und gab mir stattdessen einen Gemahl," meinte die Iulierin mit einem stillen Schmunzeln, wenngleich auch mit einem ins wehmütige tendierenden Gesichtsausdruck. Damals hatte sie ihren Vater verflucht, ihre Mutter für ihr Schweigen ebenso und ihren Gemahl noch viel mehr - aber es war mehr als zehn Sommer her, inzwischen betrachtete sie manches anders.


    Wie erschöpft die andere doch wirkte, überlegte sich Helena und für einen Moment empfand sie spontan ein gewisses Mitgefühl. So wirkten nur Menschen mit vielen Sorgen und noch mehr Aufgaben - als Livia ihren Namen nannte, wurde ihr auch klar, wie recht sie mit dieser Annahme gehabt hatte.
    "Ich freue mich sehr, dich kennenzulernen, Tiberia Livia ... ich bin Iulia Helena. Dann musst Du die Prätrix sein, von der man mit Respekt spricht ..." Ein freundliches Lächeln galt der anderen Frau, denn sie hatte durchaus schon das ein oder andere über sie vernommen, wie über alle Politiker Roms. Über die Menschen, die den Cursus Honorum als Herausforderung angenommen hatten, sprach man eben immer, Gutes wie Schlechtes. "Du wirkst sorgenvoll an einem so strahlenden Festtag ..."

    "Ich würde mich geehrt fühlen, eine Runde mit Dir drehen zu können," sagte die Iulierin mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, das darüber hinweg täuschen sollte, dass sie sich derzeitig im Grunde nichts anderes wünschte. Nur würde sie schlecht das Angebot zurückweisen können, mit einem der Profis der Veneta zu fahren, ohne ihn zu beleidigen, in sofern rückte diese Vorstellung in eine ziemlich weite Ferne. "Ich möchte schließlich die wichtigen Lenker der Veneta von ihrem Training oder ihren täglichen Pflichten abhalten - so schnell muss es nicht sein, immerhin ist das meine erste Fahrt und ich habe das dumpfe Gefühl, mein Magen würde eine allzu schnelle Runde nicht mitmachen wollen."


    Das war zwar eine glatte Lüge, aber ... nun ja, manchmal musste man eben die Wahrheit ein wenig biegen und mit einem Lächeln garnieren, immerhin waren die meisten Männer bereit, an die Schwäche einer Frau zu glauben, wenn sie diese schon eingestand. "Aber Du auf Hermes' Wagen - das wäre ganz sicher ein sehr interessantes Bild," sagte sie neckend zu Constantius und blinzelte ihm leicht zu. Sie gönnte ihm diese Erfahrung von Herzen, vielleicht würde es auch seine trüben Gedanken bannen können ...

    Sie bog um eine Ecke des Korridors, den Arm voll mit Schriftrollen, die sie in Richtung ihres Officiums trug, als ihr auffiel, dass der Platz vor der Tür belegt war - durch einen Mann in Uniform.
    "Salve!" sagte die Iulierin mit dem hochgesteckten, schwarzen Haar fröhlich und schenkte ihm ein offenes und freundliches Lächeln. "Ich fürchte, ich muss Dich vertrösten, denn weder der Duumvir noch ein Vertreter des Duumvirs sind gerade in der Stadt. Wenn Du mir sagst, was Du möchtest, kann ich Dir vielleicht weiterhelfen - ich bin die Scriba hier in Ostia."

    Sie lauschte den gesprochenen Worten, hörte aber vielmehr dem Klang beider Stimmen zu denn dem genauen Wortlaut - irgend etwas in der Stimme ihres Bruders verriet eine gewisse Wehmut. Sie wusste, dass er sich Gedanken machte, über sich selbst, vielleicht auch über sie, aber dass er sich in einem solchen Moment auch seinen Gedanken hinzugeben schien, erstaunte sie, zumindest klang er danach. Sie würden darüber sprechen müssen, wenn sie wieder alleine waren, bis dahin konnte sie nur hoffen, dass er seine Freude zurückfinden würde. Dass ihm dieser Tag die Wehmut ein wenig lindern konnte ... sie hätte fast den Becher auf den Boden fallen gelassen, als er Valerius Victor fragte, ob dieser der Mann sein würde, der sie mit auf den Streitwagen nehmen würde. Hatte man ihr so deutlich angesehen ...? Schnell nahm sie einen weiteren Schluck aus ihrem Becher und wandte sich den beiden Männern wieder zu, die Miene wieder zu einem Lächeln geworden, das viel sagen konnte, aber wenig von dem verriet, was sie dachte.


    "Wir sind beide in Rom geboren, aber in Rom und Tarraco aufgewachsen, wo die gens Iulia ihren Stammsitz besitzt ... wobei Constantius mehr von Hispania gesehen hat als ich, da er dort blieb, als ich verheiratet wurde. Dafür kann ich nun mit einem umfassenden Wissen über alle möglichen Legionsstandortsstädte nah und fern aufwarten ... vom kleinsten Kuhdorf bis hin zum hm .. mittleren Kuhdorf," scherzte sie leichthin und näherte sich den beiden Männern wieder, denn die Antwort auf Constantius Wagenfahrtfrage wollte sie um nichts in der Welt versäumen.

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    Original von MessalinaEin starkes Verfassungsgericht bringt nur kurzzeitig etwas, denn dahmals gelang es den Nazis sehr schnell die Gerichte zu korrumpieren. Wenn die rechten Parteien sich geselltschaftlich Etablieren können nützen all jene Schutzmaßnahmen nichts.


    Man darf nicht vergessen, Hitler wurde gewählt und putschte nicht. Sonst stimme ich dir zu.


    Man darf eines nicht vergessen: Hitlers umfassende Kontrolle der Medien und die perfekte Nutzung von Propaganda an allen möglichen Ecken hat seinen Aufstieg sehr begünstigt - ich glaube kaum, dass ein solcher Weg in unserer heutigen Medienzeit nochmals möglich wäre, ausser ein entsprechend geschulter Mensch mit einem ganzen Netzwerk an Zuarbeitern wüsste die Medien vollkommen zu beherrschen. Dass das nicht einmal einem George W. Bush und seiner Regierung gelingt, sollte uns zumindest ein klein wenig beruhigen.


    Wir leben nicht mehr in den 20er Jahren, in denen ein Radio pro Haushalt höchster Luxus war, man die Stimmen des Volkes mit der Zeitung beeinflussen konnte und die Leute in Scharen ins Kino liefen, um die Wochenschau zu sehen ... die heutige Zeit kann man mit der damaligen also nur sehr lückenhaft vergleichen - und Dummheit und Ignoranz ist kein Monopol der 20er Jahre, in diesen Dingen hat sich die Menschheit seit der Steinzeit nicht wesentlich weiterentwickelt.

    Sie hatte sich in dem Raum umgeblickt und wohlwollend genickt - die gens Artoria schien angemessen zu residieren und hier wartete auch keine junge Frau, die sich bereitwillig in die Arme des nächsten verfügbaren Mannes stürzte. Es war irgendwie beruhigend, auch Menschen kennenzulernen, die anscheinend den alten römischen Werten und Tugenden folgten. Sie setzte sich auf die kleine Bank am unteren Ende einer freien Kline, denn traditionell erzogene Römerinnen lagen nicht zu Tisch, wenn Männer anwesend waren, sie saßen am Fußende und aßen dort, und diese Gewohnheit hatte sie nie abgelegt.


    "Salve, Artorius Valerianus," sagte sie zu dem eintretenden Mann freundlich - die Brüder hatten sogar eine gewisse Ähnlichkeit aufzuweisen, wie man sie bei älteren Familien häufig finden konnte, aber sie hätte sich nicht zu entscheiden gewusst, welcher der beiden nun attraktiver sein mochte. Dass sich Marcus und Decima Verina allerdings zu kennen schienen, ließ ihr ein kurzes Lächeln auf den Lippen erscheinen - Zufälle waren nicht umsonst das Werkzeug der Götter, die Menschen in bestimmte Richtungen zu schubsen.


    "Schön habt ihr es hier," sagte sie in Richtung Corvinus und Hypathia, eine sachte Geste formend. "Wie lange wohnt ihr nun schon in der Casa Artoria?"

    Es gibt immer wieder Übergriffe gegen Türken oder andere Leute, die den engstirnigen Prüglern als 'nicht deutsch' erscheinen - aber amüsanterweise gibt's nur bei Politikern wirklich großes Theater. DAS finde ich bedenklicher als die Tatsache, dass es überall und in jedem Land Vollpfosten gibt, die glauben, Einheimische seien besser als vermeintlich Fremde.

    "Glück in der Liebe, eine gute Ehe ... ja, ich kann verstehen, dass man sich so etwas wünscht, das habe ich in eurem Alter auch getan. Aber ich hoffe, es ist euch bewusst, dass Glück in der Liebe und eine gute Ehe nicht immer vereinbar sind?" Sie blickte die beiden Schwestern nun etwas ernster an, milderte ihre Worte dann jedoch mit einem Lächeln ab.
    "Liebe ist ein Geschenk der Götter, wenn man es erhält und denjenigen frei wählen kann, der einem im Leben einstmals zur Seite stehen soll - aber das ist nicht der Normalfall. Irgendwann wird euer Pater Familias entscheiden, wen ihr heiraten sollt, wenn ihr Glück habt, wird er eure Wünsche berücksichtigen. Doch würde ich nicht darauf hoffen ..."

    "Dein Bruder ist Popa? Da hat er heute sicherlich alle Hände voll zu tun - solche hohen Feiertage sind ja für alle Priesterschaften wichtig. Im Grunde ist Rom nach wie vor zu beneiden. Wenn ich mir überlege, wie wenig man in manchen Provinzen zu den hohen Feiertagen Würdenträger findet, oder überhaupt die Feste wirklich ausgerichtet werden, dann wird man hier wirklich sehr verwöhnt ..." bemerkte sie und ließ den Blick über die zum Tempel hin und vom Tempel weg wogende Menge gleiten. Es war wirklich kein Vergleich zu manchen Provinzstädten, in denen die römische Bevölkerung noch immer damit beschäftigt war, sich überhaupt als gesellschaftliche Einheit zu formieren.


    "Manchmal könnte man meinen, wir hätten verlernt zu lächeln und den Herausforderungen des Lebens mit einem frohen Herzen entgegen zu treten," fügte sie nachdenklich an und ließ den Blick in den Himmel schweifen. Einige Vögel jagten einander, wahrscheinlich würde ein Augur daraus nun die absonderlichsten Dinge lesen können. "Was das Opfern anbelangt und die Dienste an den Göttern - manchmal scheint es mir, als sei die Priesterschaft etwas geschrumpft. Man sieht nicht mehr oft Priester durch die Straßen gehen, wie es früher einmal war - vielleicht liegt auch darin etwas begründet, dass es dem einfachen Volk schwer fällt zu hoffen. Manche wenden sich ja den absonderlichsten Sekten zu."

    Für einige Momente dankte sie insgeheim ihrem verstorbenen Gemahl, dass er sich überhaupt für Wagenrennen interessiert hatte - und darüber bisweilen gesprochen hatte, sodass der Name hängen geblieben war, doch gleichzeitig wandte sie den Blick wieder von Valerius Victor ab. Dass der Versammlungsraum sich mit Leichtigkeit mit der Pracht verschiedener Häuser reicherer Familien in Rom messen konnte, nahm sie erst nur sehr verzögert zur Kenntnis, dennoch verfehlte es nicht eine gewisse respektgebietende Wirkung. Die Veneta musste entweder über reiche Gönner verfügen oder derzeitig erfolgreiche Fahrer besitzen - anders war die Pracht der Möblierung kaum zu erklären. Dass sie durch einen puren Zufall auf gleich zwei Anhänger dieser Factio getroffen waren, schien gleichermaßen überraschend wie verwirrend, aber manches Mal waren Zufälle ein weit besserer Weg, sich selbst seiner Ziele und Wünsche bewusst zu werden denn reine Berechnung und Planung.


    "Ich danke Dir," sagte sie leise, als der Septemvir ihr den Wasserbecher übergab, und die kurze Berührung beider Finger ließ sie innerlich fast zusammenzucken. Wie töricht, sagte sie sich fast sofort selbst, versuche Dich auf das zu konzentrieren, was er sagt, nicht was Du Dir vielleicht erträumst. Sie überließ Constantius das Gespräch, zumindest für den Augenblick, und trat etwas näher an die Wandmalerei heran, um sie genauer zu betrachten und dabei ihre Gedanken zu ordnen. Es schien von der Hand eines geschickten Malers gefertigt, die Pferde wirkten lebensecht, selbst die jubelnden Zuschaueri m Hintergrund hatte man nicht vergessen - wie es wohl sein mochte, von der Kaiserloge aus ein wirkliches Rennen zu beobachten? Aber auch dieser Gedanke konnte sie kaum ablenken, während ihr Blick immer wieder zu ihrem Bruder, dann zu ihrem Gastgeber schweifte. Hätten in diesem Augenblick Engelchen und Teufelchen - oder höchstwahrscheinlich Cupido und sein böser Zwilling aus dem Hades - existiert, hätte sich ihre Unterhaltung wohl folgendermaßen angehört:


    Jetzt starr' doch nicht wieder so in die Richtung dieses Mannes, Du wirkst bald wie eine Hafenhure aus Ostia! - Wenn er mich aber interessiert? Schauen wird ja wohl noch erlaubt sein. - Und dann stürzt Du Dich die nächste Treppe herunter, damit er Dich rettet? Du bist doch keine Sergia Messalina! - Nein, aber er kann doch ruhig sehen, dass er mich nicht unberührt lässt. - Der ist bestimmt sowieso verheiratet, schlag es Dir aus dem Kopf! - Hat das jemals irgendwen gehindert? - Ja, mich. Ausserdem haben wir in der nächsten Zeit ohnehin viel mehr damit zu tun, eine passende Frau für Constantius zu finden! - Und wir dürfen nicht glücklich sein? - Macht Dich eine aussichtlose Schwärmerei glücklich?


    Bevor die inneren Stimmen jedoch zu laut werden konnten, wandte sie den Blick eilig von der Malerei ab und nahm einen Schluck Wasser aus ihrem Becher.