Beiträge von Iulia Helena

    Schweren Herzens griff sie an ihren Gürtel, an dem der Sesterzenbeutel befestigt war - der unangenehme Teil des bezahlens ließ sich kaum weiter herausschieben, aber irgendwann musste es ja wohl passieren. Mit einem Lächeln öffnete sie den Beutel und stapelte zwanzig der Münzen nacheinander auf den Schreibtisch des Tabellarius, bevor sie wieder zu ihm blickte. "Bist Du eigentlich öfter hier? Ich werde wohl in der nächsten Zeit wieder vorbeischauen und Briefe mitbringen, da ist es doch immer schön, ein bekanntes Gesicht wieder zu treffen ..."


    Das Lächeln auf ihren Lippen blühte wieder auf, einer Blüte im ersten Sonnenlicht des neuen Tages gleich, dann schlenkerte sie den wesentlich leereren Beutel mit einem vergnügten Funkeln der Augen - dass Messalina einen Brief aufgegeben hatte und gleich wieder fortgelaufen war, registrierte sie zwar, aber sie schenkte dem nicht die unbedingte Beachtung wie dem Mann vor ihr. Was für ein unverhofft nettes Gespräch an einem ungewöhnlichen Ort, an diesem Tag schienen ihr die Götter anscheinend sehr wohlgesinnt, sodass es ihr nicht schwer fiel, ihre gehobene Laune auch auszudrücken.

    Jein ... manchmal wurde auch einfach nur durchgezählt, bei Töchtern gab es die Sitte durchaus noch häufiger ... aber bei der römischen Vornamenknappheit wundert mich ehrlich gesagt gar nichts mehr. ;)

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    Original von Loki
    Just gerade eben gesehen: Sakrileg


    Bei weitem nicht so gut wie das Buch, obwohl das schon kurzweilig genug war... und auch alles andere als spannend... interessant auf jedenfall wie immer die Idee hinter der Story, auch wenn sie ziemlich hausbacken präsentiert wurde...


    Ist er sehenswert? Ich hab's mir nach der Werbung überlegt, aber ehrlich gesagt, für nen lauen Aufguss werf ich ungern Kohle zum Fenster raus...

    Überleg dir mal, was Quintus heisst ...wörtlich 'der Fünfte' ... hat eine Familie fünf Söhne, ist es recht wahrscheinlich, dass der Fünfte Quintus heisst. *grinst*

    An ihrem Fenster stehend hatte sie hinaus geblickt, und zufälligerweise war es genau jenes Fenster, das auch einen Abschnitt der Straße zeigte, auf der sich eine Gestalt in Toga zu Fuß näherte - kurz war sie überrascht und wartete, bis ihr zumindest der Umriss so halbwegs bekannt erschien, dann setzte sie sich vor den kleinen, aus einem hochpolierten Bronzeoval bestehenden Spiegel, um sich ihr Haar und die Kleidung zu richten. Die Sklavin musste ihr von der Ankunft des Patriziers gar nicht berichten, sie konnte ohnehin vernehmen, dass er unten das Haus betrat - und machte sich dann auch auf den Weg, ihn zu begrüßen.


    "Ich grüße Dich, magistratus ..." sagte sie lächelnd, während sie die Treppe herunter kam, mit langsamen, gesetzten Schritten. "Ich kann Dir gar nicht genug für die Einladung in dieses schöne Haus danken!" Vielleicht vermochte ja ein sanftes Lächeln seine trübe Miene aufzuhellen?

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    Original von Maximus Decimus MeridiusKomm nach Germanien. :D Ich hab soviel Arbeit, dass mein Scriba den Überblick verliert (ein paar Briefe hat er immer noch net gemacht) und die anderen Leute in der Regia sind auch gut beschäftigt.


    Mich hat Germanien als Provinz nicht gereizt und es reizt mich nach wie vor nicht, dorthin zu gehen ^^ und als Newbie in diesem ganzen System überhaupt mal zu wissen, wo man anfängt, was man alles tun kann, ist imho sehr sehr kompliziert. Die Einarbeitung allein braucht im IR schon fast soviel Zeit wie bei einem Online MMORPG im Stil von Anarchy Online und es gibt kaum wirkliche Hilfen, ausser man trifft gleich Spieler, die so nett sind und einem einiges erklären.


    Ich kenne Dich nicht als Mitspieler, Meridius, aber deinen Schreiber hier öffentlich anzuprangern dafür, dass er mit der Briefeflut vielleicht etwas überfordert ist, die an Deinen Charakter gehen soll, empfinde ich als schlechten Stil - und ich würde es mir zweimal überlegen, ob ich für jemanden die Arbeit machen will, der mir öffentlich in den Rücken fällt.



    Oder man gelangt durch Mundpropaganda zum Spiel - Spieler, die hier Spaß haben und andere Rollenspieler kennen, denen es gefallen könnte, einen Römer (Römerin/Sklave/Sklavin/Liberta/Libertus) zu verkörpern. Ich denke, das ist ein Faktor, der nicht unterschätzt werden darf (ich kam so zum IR ^^).

    Mal zu einem Argument, das ich nun mehrfach gelesen habe: Dass man Beamte/ IDs als hoher Amtsträger durchfüttert, die dann nichts oder nur wenig in dem Bereich spielen, für den sie bezahlt werden. Dazu sollte nicht vergessen werden, dass man für ein solches Spiel auch Mitspieler braucht.


    Ich bin noch nicht lange dabei, aber als Scriba von Ostia habe ich einen Posten erwischt, den ich gern ausfüllen würde, wenn ich denn Vorgesetzte (den Comes mal ausgeklammert) hätte, die auch aktiv spielen. Als Untergebener ist man absolut davon abhängig, ab und an auch einfach mal eine Arbeit zugeteilt zu bekommen - denn wenn ansonsten niemand in die Schreibstube spaziert kommt, der in Ostia irgend etwas braucht, sitzt man bezahlt herum wie bestellt und nicht abgeholt. Ehrlich gesagt, ich fühle mich derzeit wie ein Schmarotzer am System, weil ich absolut nichts zu tun habe und als Scriba auch nicht wirklich die Befugnis, viel von selbst zu tun (ganz zu schweigen vom fehlenden Kapital).


    Vielleicht geht es so manchem anderen auch so, der einen Posten übernommen hat, bei dem nicht viel passiert - man sucht sich dann eben anderes Spiel, knüpft Kontakte und hört sich um. Eine Generalverurteilung halte ich für nicht wirklich sinnvoll.

    Ihren Bruder mit einem sanften Lächeln verabschiedend, blickte sich die Iulierin in ihrem Raum um - schlicht und einfach, aber sehr sauber und mit einem herrlichen Blick auf die Landschaft um Mantua, was wollte man mehr? Es war eine willkommene Abwechslung zur stickigen Luft und der Enge Roms, und sie fand immer mehr Gefallen an der Landschaft ... der Gedanke an ein Landhaus in der Nähe Mantuas besass eine seltsame Verlockung für einige Momente lang ...


    Als die Sklavin ihr das Getränk brachte, nickte sie ihr freundlich zu. "Ich danke Dir, und mehr brauche ich nicht im Moment. Es wäre aber freundlich, würdest Du mich vom Eintreffen des Herrn in Kenntnis setzen, damit ich ihn begrüßen kann." Anders wäre es schlicht und einfach unhöflich gewesen ...

    "Ich werde Dir mit Freuden später die Casa Iulia zeigen, Artoria Hypathia," meinte die Iulierin lächelnd und wandte sich dann in die Richtung des Corvinus. "Habe Dank für Deine Gabe, Besuch ist uns immer willkommen, wenn er Wein mitbringt, noch sehr viel mehr," scherzte sie und bedeutete der Dienerin, die Amphore zu übernehmen, welche dem stummen Befehl ihrer Herrin denn auch folgte und sich samt Amphore entfernte. Immerhin galt es noch Trauben zu holen und Getränke für die Gäste ..


    "Dann wollen wir uns doch gemeinsam zurückziehen, Männer brauchen für ihre Gespräche zumeist deutlich mehr Platz, als man es glauben möchte," damit bedeutete sie den beiden jungen Frauen und Hypathia, ihr in den Innenhof zu folgen, dort würden sie frische Luft haben und in aller Ruhe miteinander sprechen können. "Wir waren gerade dabei, dass Sergia Messalina mir berichtete, was sie sich in ihrem Leben wünscht und was sie bisher erlebt hat ... und damit wäre die Reihe nun an Sergia Seia..." Ein freundliches Nicken galt der jungen Frau, bevor sie zu viert an einem Teil des Innenhofs ankamen, in dem sich zwei breite Steinbänke befanden, auf welchen alle vier Frauen Platz finden würden.

    Für einige Momente erwiederte sie den Blick des Septemvir, bevor sie sich eilends wieder umblickte, immerhin blickten nur sehr schamlose Frauen einem Mann für eine halbe Ewigkeit neugierig ins Gesicht. Und diesen Eindruck sollte er schließlich nicht von ihr gewinnen. Für einen Moment ertappte sie sich bei dem Gedanken, warum ihr die Meinung eines eigentlich Fremden wichtig sein mochte, aber diese Überlegung schob sie schnell beiseite, hatten sie den Rundgang doch begonnen. Als sie bei Nikius Laudatus' Büste vorbeikamen, meinte sie sinnierend:


    "Ist dies nicht der auriga, der seine Karriere nach einem sehr schweren Unfall beenden musste und seitdem jüngere aurigae trainiert? Mein verstorbener Gemahl erwähnte ihn einmal und meinte, es sei sehr schade, dass er nicht weiterfahren könne, eben wegen jener besonderen Kurventechnik ... aber ich gestehe, damals habe ich dem nicht sehr viel Aufmerksamkeit gezollt, weil wir in der Provinz ohnehin nicht die Gelegenheit hatten, Wagenrennen zu besuchen."


    Doch die Erzählung Victors riss auch sie von ihrer Erinnerung - bei der sie über sich selbst amüsiert feststellte, dass sie hier erwähnt hatte, dass Titus längst nicht mehr unter den Lebenden weilte, bei anderen Unterhaltungen war dieser Punkt immer dezent unter die Kline gefallen - und sie folgte seinen Worten gebannt. Die Wagenrennen schienen ihn wirklich zu faszinieren, mit einem solchen Elan sprach man nur, wenn man etwas sehr mochte. "Das klingt, als hätte die Veneta wirklich viele herausragende aurigae hervorgebracht - es überrascht mich, dass Hermes dann nicht unter den ersten Dreien war, oder fehlt ihm etwa noch die Übung und Erfahrung?"

    Mit einem Lächeln auf den Lippen ließ sie sich - natürlich mit einem gebührenden Respekts- und Sicherheitsabstand - auf der Decke nieder, sodass sie für einen zufällig vorbeikommenden Passanten sicherlich ein interessantes Bild abgaben - der entspannt auf dem einen Teil der Decke herumliegende Comes und die sehr aufrecht auf dem anderen Eck der Decke sitzende Scriba.


    "Ich habe vor einigen Tagen den Tiberius Durus kennengelernt und er scheint mit seiner Tätigkeit in Misenum sehr zufrieden - überhaupt höre ich viel Gutes von dort, sodass es vielleicht keine so überragende Idee wäre, eine gut funktionierende Struktur auseinander zu reissen. Vielleicht solltest Du Dir zuerst überlegen, was Du in Ostia erreichen möchtest und mit welchen Mitteln das zu tun ist - dann sollte es klar auf der Hand liegen, was der erste Schritt sein muss."

    Die Kleidung der Iulierin ließ zumindest für eine römische Frau einiges mehr erkennen, ohne dass sie sich jemals hätte erklären müssen - die hochgesteckten Haare, die sich unter der palla verbargen, ließen auf eine verheiratete Frau schließen, auch die Qualität ihrer Kleidung mochte sie unter der Masse an zum Tempel drängender Plebejerinnen herausheben, denn die stola schien von guter Hand gefertigt und hatte gar einige gestickte Verzierungen am Saum, ein Luxus, den sich die normale, arbeitende Plebejerin nicht leisten konnte. Ihre Gesichtszüge offenbaren zudem ein Maß an Pflege und sorgsam schlicht gehaltener Unterstützung der Natur, für die eine Handwerkerin oder Familienmutter kaum jemals die Zeit gehabt hätte ...


    Sachte steckte sie ihre palla über dem Haarknoten fest und blickte lächelnd in den Himmel, dann zurück zu Tiberia Livia, ein wenig sinnierend fast, denn dieser Ausdruck des Gesichts erscheint ihr seltsam vertraut - den hatte ihr Gemahl auch oft getragen, wenn ihn etwas sehr wichtiges innerlich beschäftigte, aber alle anderen Dinge nebenher noch funktionieren mussten.


    "Schön wäre es," antwortete die Iulierin lächelnd und ließ Tiberia nicht aus ihrem Blick. "Ich habe von so einigen Seiten gehört, wie wenig der Glaube in Rom noch gelebt werden soll, aber es fällt mir immer schwerer, das zu glauben, sind doch bei den Ludi Martialis so viele Menschen gewesen und heute diese Menge an Gläubigen - aber ich glaube, der Pessimismus liegt uns Römern fast ein wenig im Blut, deswegen ragen diejenigen, die sich von ihrem Mut und dem Wunsch, etwas zu verändern, leiten lassen, umso mehr heraus."

    Apollo, der Gott des Lichts, des Frühlings und der Künste ... es schien ein Festtag, der wahrlich von ihm gesegnet sein mochte, denn der in den Sommer langsam und schleichend übergehende Frühling zeigte sich von seiner schönsten und damit wärmsten, aber nicht zu heissen, Seite. Auf dem Weg zum Tempel schon hatte Iulia Helena die Augen ein wenig zusammenkneifen müssen, so strahlend scheinte an diesem Tag die Sonne, und es fiel ihr nicht leicht, sich im Herzen auf ihr Gebet an den Gott zu konzentrieren, das sie anlässlich seines Festtags auch in seinem Tempel sprechen wollte, nicht zuhause. Weihrauch und Lorbeeren hatte sie für das Opfer bei einem Händler auf dem Forum erstanden, selbst einen kleinen Opferkuchen, der ziemlich verlockend duftete und den sie am liebsten selbst gegessen hätte - vielleicht würde der Gott ihr für eine solche süße und gut riechende Gabe besonders gnädig sein, zumindest hoffte sie das. Wer hätte es wohl nicht gehofft?


    Mit anderen Menschen gemeinsam betrat sie den Tempel und durchschritt ihn, ohne jedoch jemanden zu erkennen, den sie kannte, und steuerte einen der kleineren und nicht ganz so umlagerten Altäre an der Seite an. Eine Frau in heller Tunika mit sehr aufrechter Haltung, der ein Sklave folgte, war vor ihr dran und sie hielt etwas Abstand, um sie in Ruhe beten zu lassen, bevor sie selbst an den Altar treten und dort niederknien konnte. Sorgsam zog sie den dünnen Schleier über ihr Haar und das Gesicht, bevor sie die dünnen Weihrauchzweige der Kohlenschale übergab und einige Momente lang den aufsteigenden Duft einatmete - der altvertraute Niesreiz kehrte zurück und sie konnte ihn gerade so unterdrücken. Weihrauch roch herrlich, aber sie musste davon einfach niesen - da würden auch noch so viele Opfer wohl nie etwas ändern. Ruhig sprach sie die Worte ihres Gebets an den Gott, hoffentlich laut genug, um gehört zu werden, hoffentlich leise genug, dass nicht der halbe Tempel mithören konnte.


    "Großer Apoll, Lichtbringer, Du Herr der Künste, des Frühlings, Du Beschützer, Helfer und Mäßiger, höre meine Worte, die Dir danken für alles, was Du mir geschenkt hast auf meinem Weg. Heute ist Dein hoher Tag, mögen alle Dir opfern, um Deinen Namen zu erhöhen! Schenke mir die Weisheit und Kraft, mein Amt gewissenhaft zu erfüllen, und schenke auch meinem Bruder die Stärke und Einsicht, dem Volk und den Göttern richtig zu dienen. Möge Dein heutiger Tag Dein Gefallen finden und die Geschenke, die Dir dargebracht werden, Dein Wesen erfreuen!"


    Nun wieder still die Gedanken auf das Opfer richtend, bot sie den Lorbeer und den süssen Kuchen sorgsam dar und verharrte noch einige Augenblicke, um sich wieder zu sammeln, bevor sie sich nach rechts erhob, an den nachdrängenden Leuten vorbei ging und den Tempelausgang ansteuerte. Anscheinend waren viele Menschen heute gekommen, um Apollo zu huldigen und sie lächelte still für sich dabei. So schlecht konnte es um Rom nicht bestellt sein, wenn es doch noch Menschen gab, die diese Feiertage hochhielten. Sich die Hand vor die Stirn haltend, um die Augen gegen die Sonne abzuschirmen, trat sie an die frische Luft zurück hinaus und stellte fest, dass die Frau, die vor ihr am Altar gebetet hatte, fast direkt neben ihr stand. Vielleicht lag es am nachdenklichen Ausdruck ihres Gesichts, dass sie sie ansprach - an einem solchen Festtag sollte man nicht so nachdenklich sein.


    "Es scheint, als sei Apollo an seinem Festtag besonders zufrieden, meinst Du nicht auch? So strahlenden Sonnenschein ohne jede Wolke hatten wir lange nicht ..."

    Sie deutete schmunzelnd auf die Decke, auf der er es sich bequem gemacht hatte. "Darf ich? Du hast da sicher noch Platz auf Deiner Decke, zumindest hoffe ich das ..." In Gedanken vollendete sie: ... und bitte erzähl mir jetzt nicht, dass dein unsichtbarer Freund und seine Familie den Rest brauchen.


    "Was die herrschende Leere im Officium angeht, kommt es doch wohl darauf an, was Du willst - der Magistrat zu Mantua scheint dort einen guten Platz gefunden zu haben, auch der Magistrat zu Misenum redet so gut von seiner Stadt, dass er es sicher nicht erfreulich finden wird, wenn Du ihn nach Ostia zwingst ... ich würde ungern versetzt werden, nähme es mir die Möglichkeit, meinen Bruder zu sehen, wenn ihm der Dienst bei den Cohortes Zeit lässt ..."
    Eigentlich blieb dann nur noch eins übrig, aber sie war noch nicht vermessen genug, dorthin zu denken ... ausserdem schien es seltsam, erst einige Tage Scriba zu sein und schon befördert zu werden.

    "Du bist zu freundlich zu mir," hauchte die Iulierin lächelnd in die Richtung des wackeren Botenreiters und fächelte sich mit dem Brief kurz ein wenig frische Luft zu, bevor sie ihm diesen überreichte. "Und so vertraue ich dir meinen Brief nur zu gern an, weiss ich doch nun, dass er bei Dir in guten Händen sein wird .. auch wenn ich diesem Legaten, sollte ich ihn irgendwann einmal antreffen, sagen werde, was ich von seinen Preisvorstellungen halte," ergänzte sie mit einem vergnügten Lächeln.


    "Da darf man wirklich kein Vielschreiber sein, oder man muss reiche Verwandte haben." Sachte legte sie ihre Hände ineinander und blickte ihn lächelnd an. "Wenn Du einmal Post für den Duumvir oder den Magistraten zu Ostia hast, komm doch in meinem kleinen Officium vorbei, ich werde Dir gern einen gewässerten Wein bereitstellen - das Herumreiten auf den staubigen Straßen muss ja wirklich schrecklich sein jetzt im Sommer."


    Der Brief selbst war sehr fest verschlossen, als wollte sie sichergehen, dass niemand darin lesen würde, für den die Worte nicht bestimmt waren - eine nicht ungewöhnliche Vorsichtsmaßnahme. "Er ist an den Magistraten von Mogontiacum ..."


    Magistratus Marcus Iulius Lepidus
    Mogontiacum / Germania Superior
    Provincia Germania


    Salve mein geliebter Vater,


    ich hoffe, Du verzeihst mir, dass ich so lange nicht schrieb, doch die letzten Wochen waren voller Aufregungen und Anstrengungen, sodass mir kaum die Zeit blieb, meine Gedanken für einen Brief an Dich zu sammeln. Doch nun, da die Verhältnisse in der Casa Iulia in Rom endlich wieder einer geordneten Linie folgen, sollst Du erfahren, wie es Constantius und mir ergangen ist, seit wir in die Hauptstadt des Reiches zurückgekehrt sind. Du wirst nicht glauben, wo wir überall Spinnenweben und sonstiges Getier gefunden haben, seit Imperiosus aus der Casa ausgezogen ist, hat sich niemand wirklich darum gekümmert und die Sklaven haben die Gelegenheit nur allzu bereitwillig genutzt, es sich gut gehen zu lassen. Doch nach einigen antreibenden Worten und Anleitung ist die Casa wieder repräsentabel hergerichtet, und ich hoffe sehr, dass die Verwandtschaft, so sie denn auch in Rom erscheint, uns besucht, um zu sehen, dass die Iulier wieder in Rom einen Fuß in der Türe haben.


    Constantius hat sich bei den Cohortes Urbanae beworben und wurde natürlich als Rekrut angenommen - der nächste Mann in der gens, der sich unserer Familientradition widmet, mit einer Waffe in der Hand auszuziehen und alles, was entfernt aussehen könnte, als sei es uns feindlich gesinnt, damit niederzuschlagen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er dabei seine Freude und Erfüllung finden wird, wenigstens sind es nicht die Legionen geworden, die mir den letzten Bruder damit entrissen hätten. So kommt er immer wieder in der Casa vorbei, auch wenn er in der Kaserne schlafen muss. Obwohl er bisweilen recht müde wirkt, glaube ich doch, dass er sich wacker schlägt und Dir und unserer Familie Ehre machen wird - vielleicht lässt Du ihn wissen, ob Du mit seiner Entscheidung für die Cohortes einverstanden bist? Er würde sich sicher über ein Zeichen der Freude sehr glücklich schätzen.


    In Rom habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, Kontakte zu knüpfen und mich unter diejenigen zu mischen, die in der Stadt Einfluss und Macht besitzen, aber auch jene, die danach erst noch streben, um Constantius, sollte es notwendig sein, Steine aus seinem Weg zu räumen. Er ist eben noch ein wenig jünger als ich und der Umgang mit Fremden fällt ihm noch nicht so leicht, dass ich darauf verzichten könnte. Wir haben in Mantua die Ludi Florales und in Rom die Ludi Martiales besucht, und amüsanterweise war es mir bei beiden Festen möglich, interessante Bekanntschaften zu machen, unter anderem den Magistraten zu Mantua, Titus Aurelius Cicero, einen sehr höflichen und patrizisch wirkenden Mann. Er lud uns gar in sein Gästehaus ein, um die Nacht dort zu verbringen, und ich muss gestehen, dass er ein sehr guter Unterhalter ist. Aber auch Rom bot interessante Menschen auf, unter anderem den Septemvir Vibius Valerius Victor, dessen Vorliebe für die Wagenrennen von Constantius geteilt wird, und den Magistraten zu Misenum, Manius Tiberius Durus, der ebenfalls vom Rennfieber angesteckt scheint.


    Wir wurden eingeladen, das Haus der Factio Veneta zu besuchen - und ich freue mich auf den Besuch, scheint doch der Rennsport Constantius' Vorsicht mit anderen Menschen ein wenig aufzuweichen. Vielleicht findet er dort Anschluss an Männer seines Alters, ich würde es mir jedenfalls sehr wünschen. Auch ein sehr reizendes Ehepaar, Decimus Artorius Corvinus und seine Frau Artoria Hypathia, konnte ich in Rom kennenlernen, sie ist eine sehr freundliche und weltoffene Griechin, er ein höflicher und vor allem recht gelassener Mann, den so leicht nichts aus der Ruhe zu bringen scheint. Du siehst, für einige Tage war ich also nicht untätig, ich habe auch die Stellung einer Scriba in Ostia angenommen, um unseren Unterhalt hier in Rom zu sichern, ohne allzu sehr auf einen Patron angewiesen zu sein, doch denke ich, wird es in den nächsten Wochen Zeit, dass Constantius sich ein wenig umsieht. Hast Du einen Wunsch, den wir in dieser Angelegenheit berücksichtigen sollen? Eine Familie, der wir in keinem Falle näher treten sollten?


    Aber wenn wir schon bei Familien sind, denen man mit Vorsicht begegnen sollte, so muss ich Dir auch von Spurius Sergius Sulla und seinen Schwestern Messalina und Seia berichten. Durch Zufall lernte ich ihn kennen, und da er ein Medallion verloren hatte, brachte ich ihm dies in Begleitung des Artorius Corvinus zurück - du glaubst nicht, was einem geschehen kann, wenn man einen Höflichkeitsbesuch bei einer althergebrachten Familie macht! Die Sergier scheinen seltsame Sitten angenommen zu haben, denn Sergia Messalina versuchte mit allen Mitteln, die Aufmerksamkeit des Artorius Corvinus auf sich zu lenken und scheute sich nicht einmal davor, einen Sturz auf der Treppe zu inszenieren, um ihn dazu zu bringen, sie zu berühren. Sergius Sulla scheint der älteste Mann der gens Sergia in Rom, und dass seine Schwester sich nicht besser benimmt als eine käufliche Frau aus den billigeren Vierteln Ostias, spricht nicht gerade für die Sergier - auch, dass er mich bei unseren Gesprächen betrachtet, als wolle er mir am liebsten die Stola vom Körper ziehen, lässt mich an seiner Ehrbarkeit zweifeln. Er übergab uns einen Weihestein zu Ehren unseres großen Ahnen, Caius Iulius Caesar, und dessen Rede für die Verteidigung Catilinas, aber ich habe den Eindruck, es könnte sich nur um den Versuch handeln, seine gens wieder ins Gespräch zu bringen und sie im Geiste der Menschen mit dem Namen der Iulier zu verbinden.


    Diese Familie erscheint mir recht sonderbar und ich fürchte, der Unterricht, um den er mich für Benimm und Anstand für seine Schwestern bat, wird wirklungslos an beider Köpfen vorbeischlüpfen. Wäre Titus noch am Leben, so wüsste er, was zu tun wäre, doch selten habe ich meinen Gemahl schmerzlicher vermisst als in solchen Stunden. Vielleicht weisst Du mir einen Rat für diese Angelegenheit? Ich möchte die Sergier nicht direkt vor den Kopf stoßen, aber dies alles fordert mehr Vorsicht denn ungehemmtes Vertrauen. Ich vermisse Dich, Vater, und ich hoffe, dass uns die Götter ein Wiedersehen in diesem Jahr ermöglichen - fühle Dich umarmt von Deiner Tochter


    Iulia Helena

    Als sie in dem öffnenden Mann den Septemvir erkannte, lächelte sie ebenso erfreut und neigte sachte den halb vom Schleier bedeckten Kopf - doch dieses Mal schien sie bei der Wahl ihrer Kopfbedeckung darauf geachtet zu haben, dass das Gesicht frei blieb und das Gesicht gut zu erkennen war.
    "Salve, Valerius Victor," sprach sie lächelnd in die Richtung ihres Gastgebers und betrachtete ihn einige Momente lang wohlwollend. Wirklich ein stattlicher Mann, dachte sie für einen Moment und schalt sich dann amüsiert innerlich für diesen Gedanken - schließlich waren sie nicht gekommen, um Männer zu betrachten, sondern sich etwas kundiger im Wagenlenken zu machen.


    Und Constantius würde es nicht schaden, Männer zu finden, mit denen er ausser seiner Arbeit ein gemeinsames Gesprächsthema haben würde. "Ein Becher Wasser wäre sehr freundlich, aber es eilt nicht. Nach dem Rundgang sind wir sicher alle bedeutend durstiger, dann musst Du nicht zweimal laufen ... bei diesem schönen Wetter scheinen sich die Sklaven immer doppelt soviel zu verstecken wie sonst ..." fügte sie mit einem amüsierten Schmunzeln an. Das Problem der unauffindbaren Bediensteten war wohl für keinen Haushalt etwas neues.

    Für einige kurze Momente lang war sie fast perplex - zwanzig Sesterzen für einen Eilbrief! Das war ein halber Wochenlohn ... aber andererseits, sie hatte eine halbe Ewigkeit keine Zeit gehabt, ihrem Vater zu schreiben und er würde zu Recht verstimmt sein, würde sie noch einen weiteren halben Monat vertrödeln, weil sie sparsam sein wollte. Innerlich seufzend nahm sie Abschied von dem Gedanken an die neue Tunika, die sie sich in dieser Woche noch hatte kaufen wollen, und dachte daran, wie lange es her war, dass sie ihren Vater gesehen hatte - fast zweieinhalb Jahre nun, und sie stellte fest, dass sie ihn doch mehr vermisste, als sie es gedacht hatte.


    "Dann möchte ihn gern als einen Eilbrief schicken, auch wenn Du eine arme Scriba aus Ostia fast ruinierst," scherzte sie mit dem Tabellarius Dispositus und verabschiedete sich in Gedanken bereits von den zwanzig Sesternzen - das Lächeln des Mannes machte diesen Verlust wenigstens halbwegs wieder wett. "Es macht doch hoffentlich nichts aus, dass es ein recht langer Brief geworden ist? Nicht dass ich da eine Überlänge bezahlen muss oder etwas in der Art ..." Ihre Wangen röteten sich etwas bei der Vorstellung, sie könnte zuviel geschrieben haben, zumindest würde es ihren Vater freuen, eine etwas ausführlichere Beschreibung ihres Lebens zu erhalten.

    Mit so einem durchschlagenden Erfolg hatte sie dann doch nicht gerechnet, aber als die Iulierin leise auflachte, versäumte sie es nicht, dem Mann vor ihr einen flatternden Augenaufschlag zuzugedenken, der mit einem entzückenden Lächeln garniert wurde. "Ah, nicht bis an das Ende der Welt, dann kann ich ja nie wieder einen Brief zu Dir bringen. Nur bis Germanien ..." fügte sie schnell an und schmunzelte sanft.


    "Wie lange braucht dieser Brief denn, bis er Mogontiacum erreichen würde? Ich kann mir die Reisezeiten nie merken, ich hoffe, du siehst mir das nach ..." Ihre Hand machte eine flattrige, leichte Geste, die für einen Moment an eine Tänzerin erinnern mochte, aber wohl eher etwas wie Unsicherheit ausdrücken sollte. "... und es liegt mir sehr viel daran, dass mein Vater weiss, wie es mir geht."

    "Dann bist Du genau der Mann, den ich jetzt brauche!" verkündete die nymphenhafte Römerin und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das mit dem Sonnenschein von draußen fast mühelos konkurrieren konnte. Es gelang ihr sogar dabei, es so klingen zu lassen, dass man an ziemlich viele Dinge denken konnte, wofür ein Mann gut sein mochte - nicht nur das Übergeben eines Briefes in die fernen Provinzen. Was genau sich Postumius Rufus dabei denken würde, lag jedoch ganz allein innerhalb der Grenzen seiner Phantasie bemessen ...


    "Ich möchte nämlich einen Brief nach Germanien schicken, zu meinem Vater ... und ich hoffe sehr, er wird bei Dir in guten Händen sein ..." fügte sie sanft an und blinzelte etwas, um sich an das Halbdunkel des Officiums zu gewöhnen, in dem sie den Tabellarius Dispositus nur nach und nach erkennen konnte. Während er sich von einem Schemen unter vielen zu einer Person mit scharfer Silhouette veränderte, trat sie auf ihn zu und wedelte schmunzelnd mit dem Brief umher.