Beiträge von Iulia Helena

    "Dann müssen wir für Dich ganz sicher sehr bald einen medicus aufsuchen," meinte die Iulierin trocken und zwinkerte ihm belustigt zu. "Denn für deine rückwärtige Seite werden wir mindestens einen Topf Heilsalbe brauchen, wenn mein Bruder herausfindet, dass Du mich zur Gartenarbeit abstellst ..." Sie hatte neckend gesprochen, um den scherzhaften Charakter ihrer Worte zu betonen.

    Solange es kein ewiger Fussweg sein würde, schien sie durchaus einverstanden und nickte ihrem Bruder sachte zu, bevor sie seine Hand ergriff und sich erhob, um dann den geleerten Becher mit einem Lächeln an Seneca zurückzugeben. "Ich danke Dir für die Erfrischung, Vinicius Seneca, sie war sehr willkommen - vielleicht sehen wir uns heute abend wieder auf den Festlichkeiten?"

    "Nur mein Bruder darf auf dem Gespann mitfahren?" sagte sie mit einem gespielt empörten Unterton. "Und ich soll nebendran stehen und zusehen, wie er sich amüsiert?" Die Brauen herausfordernd angehoben, blickte sie von einem Mann zum anderen - und allen dreien mochte dämmern, dass nun eine Diskussion bevorstand, bei der sie die Iulierin entweder davon würden überzeugen müssen, dass es sich für eine Frau nicht schickte, auf einem Wagen zu fahren - oder aber ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Sie sah zumindest im Augenblick nicht gerade nach der durchschnittlichen Römerin aus, die sich vor Pferden und Streitwägen im Besonderen fürchtete - eher wie jemand, der auf etwas Neues neugierig geworden ist und bereit, die Herausforderung anzunehmen. Eine Iulierin eben ...

    Die Iulierin betrachtete Messalina nachdenklich und nickte schließlich. "Setzt euch doch zu mir und wir machen uns erst einmal bekannt. Wie wäre es, wenn ihr mir ein wenig aus eurem Leben berichtet - wo seid ihr aufgewachsen, was wünscht ihr für euer Leben und diese Dinge ... denn bisher verbindet uns wenig mehr als der Wunsch eures Bruders, dass ihr etwas mehr über das Leben einer römischen Frau erfahrt."


    Sim-Off:

    wir können auch gern erst morgen weitermachen ?

    "Du hier warte, ich frage Herr ob empfange," beschied der Sklave den Artorier nach einigem angestrengtem Nachdenken und wandte sich um, in das Innere des Hauses stampfend, um dort nach dem Herrn des Hauses zu suchen. Er entdeckte Constantius schließlich im Innenhof, wo dieser gerade dabei war, eine Schriftrolle durchzulesen. Die Ankunft des Nubiers war gewichtig genug, um den Römer aufblicken zu lassen, und so sagte Wonga brav sein Sprüchlein auf.


    "Herr, Decimus Artorius Corvinus wolle spreche Dich und Herrin. Du ihn empfange wolle?"

    "Wenn ich Arbeit hätte, könnte ich Dir sicher davon berichten, aber derzeit scheint niemand in Ostia ein Anliegen an den Magistraten oder den Duumvir zu haben - ganz zu schweigen, dass ich einen der beiden angetroffen hätte. Momentan scheint mir diese Arbeitsstellung als eine Art bezahltes Herumsitzen zu sein ... aber ich will mich nicht beklagen," meinte sie vergnügt und machte eine Geste, die den Garten einzuschließen schien. "Hübsch hier, nicht wahr? Man möchte gar nicht glauben, dass es so einen schönen Garten in der Curie eines Hafens gibt."

    Wonga blickte auf den deutlich kleineren Römer herunter wie ein Berg auf einen Hügel - nun, sagen wir, einen mittleren Hügel, das Strecken und der angriffslustige Blick des Römers mochten ihn inzwischen aus dem Bereich 'Hügel' in den eiens mittleren Hügels erhoben haben. Dennoch brauchte der Nubier einige Momente, bis ihm klar wurde, dass der Besucher ihn vor ein Problem gestellt hatte - denn die Gens Iulia bestand derzeitig in Rom nur aus zwei Personen. Wollte er sie nun beide gemeinsam besuchen? Oder den Herrn? Oder die Herrin? Die Gedanken rasten im Schneckentempo hinter der Stirn des Schwarzen, bis er sich zu einer Entscheidung durchrang.


    "Du wolle Herr besuche? Caius Iulius Constantius?"

    Der Nubier blickte die beiden Frauen kurz eingehend an, als wolle er sich mittels seines Blicks davon vergewissern, dass ihre Worte der Wahrheit entsprachen, dann nickte er. "Du hier warte, ich Herrin sage." Einer Naturgewalt gleich wandte er sich mit kräftigem Schritt um und verließ die Türe für ein kleines Weilchen - es dauerte allerdings nicht allzu lange, bis er zurückkehrte und meinte:
    "Du reingehe, Herrin auf Dich warte." Damit deutete er den beiden Frauen einzutreten und ging beiseite, bevor er seinen Blick nach wie vor fragend auf Corvinus richtete.


    Ein kurzer Weg führte denn auch zur eigentlichen Haustür der Casa Iulia, hinter der eine Dienerin wartete, welche die beiden Frauen mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen in das Atrium führte, in welchem bereits die Hausherrin zu warten schien. Angetan in der bodenlangen, schlichten weissen Stola, die Haare in der Sitte der verheirateten Frauen hochgesteckt und von einem Schleier bedeckt, blickte sie den beiden jungen Frauen entgegen und sagte freundlich:
    "Willkommen in der Casa Iulia, Sergia Messalina ... Du musst Sergia Seia sein?" Sie sah Sergia Seia freundlich an und nickte auch ihr zu.

    Die Tatsache, dass sich zu den beiden Frauen nun auch noch ein Mann gesellte, der eine Toga trug und damit eindeutig nicht zu den Sklaven zählen konnte, war schon fast zuviel für das Hirn des ianitors. Stumpf starrte Wonga zu Corvinus, und man konnte fast sehen, wie sich hinter seiner Stirn zähflüssige Gedanken bewegten, die sich damit beschäftigten, ob der Mann zu den Frauen gehören mochte oder eben nicht - und wie man ihn am besten ansprechen sollte. Schließlich entschied sich der Nubier für den denkbar universellen Gruß:


    "Was Du wolle?"

    Die Augen der Iulierin leuchteten erfreut auf, als Valerius Victor die Einladung zum Factiohaus aussprach - womit sie nicht gerechnet hatte, aber die Gelegenheit, sich diesen Sport einmal aus der Nähe ansehen zu können, reizte sie doch nicht gerade wenig. Sie blickte zu Constantius auf und lächelte zu ihm, glaubte sie doch zu ahnen, dass auch er sich für einen solchen Rundgang würde erwärmen können, nachdem ihm das heutige Rennen schon Spaß gemacht hatte.


    "Was meinst Du, Constantius? Mich würde ein solcher Rundgang auf jeden Fall interessieren, das Wagenrennen scheint mir doch deutlich interessanter, als es auf den ersten Blick aussieht ..." Dass sie dort nicht allein auftauchen würde, war ohnehin klar, es hätte einer ehrbaren Römerin nur schaden können, sich alleine unter so viele Männer zu begeben, aber in Begleitung ihres Bruders sah das alles ganz anders aus.

    Eher zufällig schritt die neue Scriba Ostias an der auf dem Rasen lagernden Gestalt vorbei und wollte schon einige harsche Worte über Herumlungerei verlieren, bevor sie überrascht den comes italia erkannte. Kurz schmunzelnd trat sie näher und blieb neben ihm stehen, auf ihn herunter blickend.
    "Ich hätte nicht gedacht, Dich so schnell wiederzusehen, Comes - lässt es sich hier in Ostia so gut entspannen?"

    Die Tür der Casa Iulia wurde kurz nachdem Sergia Messalina geklopft hatte, von der massigen Gestalt eines Nubiers ausgefüllt, dessen Ohre von so manchem goldenen Ohrring geziert waren. Der Hühne mit der dunklen, fast schwarz zu nennenden Haut blickte die beiden Frauen kurz starr an und würgte einige Worte in recht gebrochenem Latein hervor.
    "Was Du wolle?"

    Sie hatte gerade ihrem Besucher ein Mahl anbieten wollen, als Constantius dieses auf einen anderen Zeitpunkt verlegte - innerlich seufzend nickte sie zu seinen Worten, denn er war der Mann im Haus, und letztlich war es seine Entscheidung, wie lange ein Besucher dort weilen durfte, nicht ihre. Wäre Sergius Sulla eine Frau gewesen, hätte die Entscheidung bei ihr gelegen, aber dass er ein Mann war, stand ohne Zweifel fest.


    Sie erhob sich nicht, sondern verharrte sitzend, wie es sich gehörte, und neigte ihrer beider Besucher den Kopf zu, mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. "Es hat mich sehr gefreut, Dich hier begrüßen zu dürfen, Sergius Sulla, nicht zuletzt ob Deines großzügigen Geschenks, das unser beider Ahnen sicherlich Ehre machen wird. Unser Pater Gentis wird sicherlich hocherfreut sein zu hören, wieviel Mühe Du aufwendest, um die alte Verbindung unserer Familien neu aufleben zu lassen, und wir werden ihm getreulich davon berichten. Deine Schwestern sind in diesem Haus willkommen, wann immer sie es möchten, allerdings würde ich gerne vorher wissen, wann sie uns aufsuchen, dass ich dann auch im Haus weile ..." Sie hatte die Hände ineinander gelegt und blickte zu den beiden Männern auf, das Gesicht vage von der Seite beleuchtet, drang doch noch vom Innenhof Licht in den Raum hinein.

    Sie hatte seinen Worten interessiert gelauscht und schien ihnen auch folgen zu können - immer wieder nickte sie sachte, wenn er am Ende eines erklärenden Teils angekommen war, eine Hand schloss sich um den Schleier und rieb ihn unbewusst, während sie über das nachdachte, was er gesagt hatte. Letztendlich machte es so, einmal erklärt, durchaus Sinn - kein Gespann, kein Wagen glich dem anderen, und die Wagenlenker waren noch das Sahnehäubchen auf dem süßen Stück Obst, das entweder verdorben oder ausgesprochen gut schmeckte. Eine sehr anfällige und komplizierte Konstruktion, die von Rennen zu Rennen mehr ausgefeilt werden musste, um den Ansprüchen, aber auch der wachsenden Erfahrung des Wagenlenkers Tribut zu zollen ... doch, langsam verstand sie, wieso die meisten Männer das Wagenrennen so interessant fanden. Es gab viele Variablen, die einen immer wieder vor neue Herausforderungen stellen konnten.


    "Letztendlich muss man also sehr gut darauf acht geben, dass die andere Factio nicht mitbekommt, welche Kombination man starten lässt - vom Lenker einmal abgesehen, oder irre ich mich da? Denn wen man weiss, wie die anderen Factios starten, kann man die Fahrtaktik daran anpassen - einen schwereren Wagen nehmen, um zu leichte aus dem Rennen zu werfen oder ähnliches ..." Sie blickte Valerius Victor fragend an, die Brauen etwas erhoben - ein ausgesprochen weites Feld an unterschiedlichen Möglichkeiten hatte sich gerade vor ihrem inneren Auge aufgetan.

    Die fehlende Ähnlichkeit mochte wohl auch daran liegen, dass Imperiosus einem anderen Familienzweig entstammte als die beiden Geschwister, die sich ähnlich genug sahen, um sicher sein zu können, dass sie auch wirklich Geschwister waren - sollte einer der beiden anderen jemals den Vater der beiden, Marcus Iulius Lepidus, kennengelernt haben, dürfte die Ähnlichkeit offensichtlich sein. Die Iulierin lachte leise auf, als ihr Valerius Victor zuzwinkerte, um dann den Kopf zu schütteln.


    "Ich verstehe nicht wirklich viel vom Wagenrennen, aber ein gutes Omen ist doch ein gutes Omen? Da kann auch ein gut gewählter Name manchmal hilfreich sein, um Fortuna zu einem kleinen Quentchen Glück zu bewegen, das einem dann den Sieg bringt. Aber vielleicht willst Du uns ja erklären, worauf es im Wagenrennensport ankommt? Ich bin mir sicher, auch Constantius wird es interessieren, wonach man die Fahrer am ehesten bewertet - ich wundere mich ohnehin, wie es den beiden Kommentatoren möglich ist, bei so viel Staub die einzelnen Fahrer überhaupt zu unterscheiden."

    "Bei diesem Namen hätte er eigentlich gewinnen müssen," meinte sie mit einem leichten Lächeln. "Es ist schade, dass er ihm wohl kein Glück gebracht hat - oder aber er zeigt beim nächsten Rennen dann, was er alles kann." Zumindest hätte sie dem Mann mit dem Namen des Götterboten den Sieg gegönnt, die anderen Namen waren für sie nicht ganz so sympathisch erschienen. Aber gleichzeitig realisierte sie auch, wie dumm es sein musste, aufgrund eines Namens jemandem den Sieg zu wünschen, sie hatte sich bisher nie wirklich mit Wagenrennen beschäftigt und kannte die Lieblinge der Massen nicht. Sachte richtete sie mit einer Hand ihren Schleier wieder ordentlich hin, diesmal jedoch so, dass etwas mehr ihres Gesichts - und des Lächelns - offenbart blieb.