Beiträge von Caius Iulius Constantius

    Nun war die Katze aus dem Sack. Und Nigerius, der freche Hauskater leider nicht anwesend, um einmal mehr als Ausrede für einen durch den Raum geworfenen Weinkelch zu dienen. Constantius Hand umschloss den Weinkelch umso fester mit seiner Hand, den inneren Drang entgegen wirkend.


    Was hatte er anderes erwartet? Alle Zeichen, alle Hinweise deuteten doch bereits darauf hin. Und Vater hatte ja im Grunde schon Constantius seine Antwort mitgeteilt. Eine Antwort, die den jüngeren Bruder wenigstens zufrieden gestellt hatte. Hatte ihm doch sein Vater aufgetragen auf Helena zu achten, sie vor diesem Mann zu beschützen, der sie so lüstern angestarrt hatte.


    Seinem Ruf als schlechter Schauspieler gerecht werdend, war in den ersten Sekunden der Offenbarung, die lächelnde Maske zersprungen und baute sich nur mühsam und langsam wieder auf. Was sollte er nun erwidern? Ihm sagen, dass sein Gladius jeden Annäherungsversuch unterbinden würde? Dass er ihn am liebsten mit seinem Pilum aus Rom treiben würde, bis ins ferne Germanien, um eine ausreichende Distanz zwischen Sulla und Helena zu bringen?


    Trotz des brodelnden Temperaments vollbrachte Constantius eine gemäßigte Antwort:


    „Es ist an meinem Vater eine derartige Erlaubnis zu erteilen. Sein Urteil ist maßgebend und auch für mich bindend. Und kaum würde ich Einfluss darauf nehmen können. Ich kann euch also nicht wirklich helfen, was erwartet ihr von mir?“


    Constantius war sich sogar ziemlich sicher, dass er Einfluss auf seinen Vater nehmen könnte in dieser Angelegenheit. Und sollte ihm die Entscheidung nicht passen, würde Vater den Dickkopf seines jüngsten Sohnes kennen lernen.

    Zitat

    Original von Marcus Didianus Gabriel
    Gabriel erfuhr noch, wo der Sklave Medeia hinbrachte und dankte ihm. Dann suchte er nach den anderen Uniformierten und sah, wie auch sie von der Verfolgungsjagd enttäuscht und leer zurückkamen und so trat er auf Caius Iulius Constantius zu, der ein Miles der Chorte Urbanae war
    »Mein Name ist Vigil Gabriel ... ich habe den Mann leider auch nicht aufhalten können. Aber ich habe einige Sachen von ihm.« Er zeigte den Dolch, das Beutelchen, in das er kurz geschaut hatte und in dem sich einige Götterstaturen befanden, sowie die Schriftrollen, auf die er nur einen kurzen Blick geworfen hatte.


    Sim-Off:

    Aufstellung der Dinge:
    In dem Beutelchen ist etwas Geld und einige kleine Götterstatuen. Merkur, Venus und undefinierbare Gestalten.
    Schriftrollen: Die Schriften sind von Caesar, die gallischen Kriege und eine Schrift von Cicero- Reden gegen Verres


    Nachdenklich betrachtete Constantius den Vigil Gabriel. Erschöpfung und Enttäuschung standen Constantius ins Gesicht geschrieben.
    Doch sollte sich seine Miene aufhellen, als er die Worte des Vigils vernahm.


    "Wenigstens eine kleine Spur. Ich werde meinen Vorgesetzten davon unterrichten"


    Constantius zögerte einen Moment.


    "Vielleicht erlaubt ihr am besten dem Princeps Prior einen Blick auf diese Sachen"

    Zitat

    Original von Lucius Artorius Castus
    Auch Lucius verfolgte den Fliehenden mit seinen Augen und hörte, wie Miles Constantius ausrief, dass die Waffe des Attentäters gefunden wurde und dass er in Richtung Basilica flüchten wollte.


    Er eilte zu Constantius und meinte: "Wir müssen uns aufteilen, wenn wir ihn einsperren oder in die enge treiben können, dann haben wir ihn!"


    Schwer atmend nickte er Castus zu.


    "ja..teilen wir uns auf...auch wenn er scheinbar verschwunden ist, irgendwo muss er ja stecken"

    Constantius widerstand dem Drang das lästige Scutum fortzuwerfen. Es hinderte ihn in diesem Moment mehr, als das es ihm von Nutzen war. Mit stampfenden Schritten, begleitet von dem Scheppern der Metallteile ihrer Ausrüstung setzten die Miles dem vermeintlichen Mörder nach.
    Konnten sie ihr Ziel noch mit den Augen auf seinem Weg zur Curia verfolgen, hatte jener Meuchelmörder doch den Vorteil, dass er sich bereits aus dem Gewühl der Menschen befreit hatte, während die Miles sich noch an panischen römischen Bürgern vorbeidrängen mussten. Die Distanz zwischen Jägern und Gejagten sollte sich wieder vergrößern, auch wenn die jungen Miles mit aller Kraft im Laufschritt auf die curia zu stoben.


    Die verhüllte Gestallt erreichte das Gebaude weit vor den Soldaten und verschwand hinter den prächtigen Wänden der Curia, entzog sich somit ihren Blicken. Angespornt von dem Drang ihr Ziel wieder sehen zu können, stürmten Constantius und sein Kamerad ebenfalls auf die Stelle zu, wo sie ihr Ziel das letzte Mal ausgemacht hatten...


    ..und sollten abrupt zum Stehen kommen, als kein Verbrecher zu sehen war. Er war fort. Panisch suchten die Männer die Umgebung ab, versuchten das Ziel auszumachen. Doch alles was sie sahen und fanden, war ein Virgil, der scheinbar die Waffe des Attentäters aufhob und schnell in eine Richtung lief.


    „Dort. Dort liegt seine Waffe“, schrie der Miles zu Constantius.
    „Er läuft zur bassilica! Dort kriegen wir ihn! Los beeil dich!“


    Ohne weiter über andere mögliche Fluchtrouten nachzudenken, stürmten die beiden Miles den Weg zu basillica entlang. Flehend richtete Constantius ein Stoßgebet an die Götter. Bat sie um eine Spur, ein Zeichen von dem Täter.


    Doch keine Bewegung, kein weiterer Hinweis sollte auf den Täter hindeuten. Niedergeschlagen und erschöpft machten sich Constantius und sein Kamerad zurück auf den Weg zum Princeps Prior. Dieser würde gewiss nicht erfreut sein, wenn sie ihm meldeten, dass sie den Täter nicht fassen konnten.


    Der Rückweg durch die Menge, war mit gemäßigtem Schritt weitaus weniger anstrengend. Erlaubte den Miles ohne größere Probleme an den Bürgern vorbeizugehen und sich hier und dort noch mal versichernd umzusehen.

    Der Ort des Geschehens bot ein Bild des Chaos und des Schreckens. Verstörte Menschen, laute Rufe, panische Gesichter und eine scheinbar getötete Frau.


    "Schneidet ihm die Fluchtwege ab. Entwaffnet ihn. Nimmt diesen... Mörder fest", rief ihnen der Princeps zu und deutete in eine Richtung, als wüsste er genau welche Person er meinte. Sowohl Constantius als auch sein Kamerad reckten die Hälse, versuchten zu erspähen, was der Princeps mit den Augen verfolgte. Dutzenden Menschen verschmolzen zu einem Meer aus Farben, zu einem unübersichtlichen Haufen aus Leibern zusammen. Doch in mitten des Wirrwarrs war kurzeitig das aufblitzen einer Waffe auszumachen, deren kalter Stahl die warmen Strahlen der Sonne reflektierten.


    Der Jagdinstinkt erwachte in den beiden Soldaten. Mit einem hastig gerufenen „Ich hab ihn gesehen!“ stürmte Constantius los, hinein in das Meer aus verwirrten Bürgern. Dicht gefolgt von einem weiteren Miles. In der Spur des Attentäters folgend, bahnten sie sich ihren Weg. Der Umstand, dass der Attentäter sich mit seinen Waffen bereits wenige Sekunden zuvor eine Schneise geschaffen hatte, sollte den Soldaten zum Vorteil gereichen. Deutlich schneller als auf dem Weg zum Ort des Verbrechens kamen sie diesmal voran. Doch schon sehr bald sollte sich herausstellen, dass die nun verhüllte Gestalt immer wieder ihren Blicken entschwand. Noch deuteten den Miles aufgebrachte Bürger oder eine verräterische, hastige Bewegung immer wieder den richtigen Weg, doch sollten sie ihrem Ziel nur unwesentlich näher kommen.

    Zwei junge Miles der Cohortes urbanae, standen nicht unweit der Menschenmenge, die den Reden am heutigen Tage lauschten.


    „Wir müssen weiter, oder willst du für diese Floskeln erneut die Latrinen säubern müssen?“
    Die mahnenden Worte seines Kameraden rissen Constantius aus seinen Gedanken. Ließen ihn seinen Blick von der Gruppe der Menschen lösen, in der er seine Schwester ausgemacht zu glauben hatte.


    „Der Princeps ist schon weitergegangen. Er wird sicher sauer sein, wenn er uns, nachdem er die Reden gehört hat, immer noch hier findet. Immerhin sollen wir aufpassen, dass die flinken Finger der Taschendiebe die einschläfernden Reden der Politiker nicht ausnutzen“


    Im Grunde gab Constantius seinem Kameraden Recht. Sie waren wirklich nicht hier um sich die Reden anzuhören. Auch wenn sie nicht annähernd so einschläfernd waren, wie sein Kamerad behauptete.


    „Ja du hast ja Recht, gehen wir weiter..“


    Er sollte seine Antwort nicht vollenden können. Der Schrille Pfiff einer hölzernen Pfeife ließ beide junge Männer zusammenfahren. Bewegte sie dazu ihre schweren Schilde, die sie zuvor noch auf dem Boden abgestellt hatten, aufzunehmen und im Laufschritt sich der Quelle des Geräusches zu nähern. Adrenalin durchflutete die Adern des jungen Iuliers. Scheinbar würde dieser Tag doch nicht so ereignislos werden, wie noch einige Momente vorher vermutet. Mit großen, raumgreifenden Schritten bahnten sie sich ihren Weg durch die Menschenmenge. Wer ihrem Warnruf „Aus dem Weg!“ nicht rechtzeitig Folge leistete, wurde mehr oder weniger sanft zur Seite gedrängt. Schwer atmend sollten sie sich bald hinter dem Princeps Prior einfinden.

    Würde nun das folgen, was Constantius befürchtete? Würde Sulla nun sein Werben um Helena beginnen?
    "Soll er es ruhig versuchen..", dachte sich der junge Iulier und ergriff seinen Weinkrug.


    Aufmerksam betrachtete er seinen Gegenüber. Aüßerlich ruhig und dennoch mit innerer Anspannung wartete er auf die offenbarenden Worte.

    Es war einst ein zarter Kuss gewesen. Damals in Hispania. Eine schüchterne Begegnung zweier junger Menschen, die sich heimlich in so vielen Abendstunden getroffen hatten und beide das Gefühl der Zuneigung füreinander empfanden. War es damals Liebe gewesen? Wie wusste ein junger Mensch ob es sich um etwas handeln könnte, was er zuvor nicht empfunden hatte? Jedoch war das Gefühl, das er damals empfunden hatte, als sich ihre Lippen nur hauchzart berührten, fern von allem gewesen, was er bis zu diesem Tage empfunden hatte. Aber Gewissheit sollte er nie erreichen, denn die Berührung, die die letzte Barriere zwischen ihnen eingerissen hatte, sollte auch ein Abschiedskuss sein…


    Hier und jetzt, schlug sein Herz ebenso stark und laut wie damals in Hispania. Auch wenn er den Blick nicht von ihr mehr abwenden wollte, so schlossen sich seine Augen für den Hauch eines Momentes unter der sanften Berührung ihrer Finger. Wo vorher Schmerz und Verspannung erschöpfter Muskeln vorherrschten, breitete sich unter ihren Fingerspitzen ein sanftes Gefühl der Entspannung, eine wohlige Wärme aus.


    Die Schritte hinüber zum Bett, geführt von ihrer sanften Hand, waren keine bewussten Schritte mehr. Ohne Widerstand zu leisten ließ er sich neben ihr nieder. Ohne ein Wort zu sprechen, sie mit leuchtenden Augen betrachtend, ergab er sich dem sanften Druck ihrer Hand und sollte auf dem Bett zum Liegen kommen.
    Constantius hielt den Atem an, wagte es nicht sich zu bewegen, wagte es nicht seinen Blick von ihr zu nehmen. Langsam, behutsam schien sie sich ihm zu nähern. Schien einmal mehr die Distanz zwischen ihnen zu überwinden. Er spürte ihren Atem, der wie ein lieblicher Windhauch seine Lippen erreichte und verführerisch von so viel mehr berichtete.
    Sachte, behutsam, ebenso zart wie der Hauch ihres Atems und doch voller Wärme berührten ihre Lippen die Seinen. Eine Berührung, die einer feurigen Woge gleich, ausgehend von ihren Lippen durch seinen Körper brandete. Constantius schloß die Augen. Die Welt außerhalb dieses Raumes verlor an Bedeutung, wurde bedeutungslos.
    Zunächst schüchtern, kaum merklich erwiderten seine Lippen den lieblichen, sanften Druck der Ihren. Gewannen an zurückhaltender Sicherheit und schmiegten sich in einen langen, innigen Kuss.
    Seine Augen sollten noch geschlossen sein, als sich Samira einen Hauch weit wieder von ihm löste. Nicht weit, doch weit genug um den jungen Iulier einen Moment des Atmens zu gewähren. Einen Moment, der nicht lange währen sollte. Vorsichtig strich seine Hand durch ihr langes Haar. Tasteten seine Fingerspitzen über ihren Hals und strichen über ihre Wange.
    Legten sich vorsichtig auf die bronzefarbende Haut der Schönheit und hielten ihr Gesicht sanft, als er mit seinen Lippen diesmal die Ihren berührte.

    „Ich verstehe das Problem“, sprach der junge Iulier,
    „Die Lektionen des Lebens können manchmal sehr hart sein. Doch ist es schädlich, wenn eine geliebte Person diese Erfahrungen nicht erdulden muß. Kann es dann Last sein? Ich vertraue stets auf meinen Instinkt. Eine Gefahr zu erkennen, ist für einen aufmerksamen Beobachter oft schon früh möglich.“


    Constantius verharrte einen Moment und fügte dann an:


    „Im Weg zu stehen wäre sicherlich eine Last. Doch zur Seite zu stehen und im Falle eines Falles da zu sein, ist etwas anderes. Bürden werden geteilt, doch kein goldener Käfig errichtet. Es ist wie mit einem Scutum. Man trägt es in den Stunden mit sich herum, wenn eine Gefahr zu erwarten ist. Und in den wenigen Momenten der Überraschung, wenn man ohne Schild dasteht, vertraut man auf die bald nahende Hilfe.“


    Constantius nickte


    „Ja die Taverna Apica führt einen vorzüglichen Wein und oft sind sogar noch ein paar Tische frei.“

    Dankbar hatte Constantius den neuen Kelch mit Wein entgegen genommen. Um diesen nicht auch noch zu verlieren, schloss er seinen Griff deutlich Fester um das Gefäß und lauschte andächtig dem Gespräch.


    Ein Fest? Wohlmöglich mit vielen Gästen? Mit vielen besonders einflussreichen Persönlichkeiten sogar? Oh welch Freude. Auch wenn er in Gedanken eine passende Ausrede erdachte, wusste Constantius, dass er der Feier nicht fern bleiben können würde, um Helena nicht die Freude am selbigen zu verderben. Auch aus dieser Zwickmühle gab es keinen perfekten Ausweg. Sollte er seinem Wunsch nachgeben und eine derartige Feierlichkeit meiden? Oder sollte er Helenas Wunsch entsprechen? Immerhin schien ihr dieser Gedanke wirklich zu gefallen. Die Antwort auf diese Frage hatte im Grunde bereits festgestanden, noch bevor die Frage eigentlich aufgekeimt war. Immerhin war er auch ihr zur Liebe überhaupt hier. Und im Grunde…ein Fest konnte auch Enspannung bieten und vielleicht könnte er in einer Ecke ruhig das Treiben verfolgen, ohne dass man ihn zu endlosen Gesprächen zwang.


    „Mir gefällt dieser Gedanke“, fügte er Helenas Worten lächelnd an.
    „Das klingt nach einer guten Idee“

    Constantius spürte ihre Nähe. Fühlte die Wärme ihres Leibes, spürte jede noch so kleine ihrer Bewegungen, als Samira selbst die kleinste Distanz zwischen ihnen nicht mehr zuließ. Hatte der wohlige Klang ihrer Stimme den jungen Mann bereits betört, so sollten wohlige Schauer über seinen Rücken laufen, als er nicht nur ihre sanfte Stimme vernahm, sondern auch der zarte Hauch ihres Atems seine Wange liebkoste.


    Sicherlich wäre es ein Leichtes für Constantius gewesen sich aus ihrer Nähe zu lösen und den Raum wieder zu verlassen. An einem anderen Ort, in einem anderen Moment, bei einer anderen Frau hätte er sicherlich kaum gezögert, hätte sich der Lupa entzogen. Hätte niemals eine derartige Nähe zugelassen. Doch… hier…in diesem Moment, schien der Gedanke, dass Samira nur hier war, weil man ihr Geld geboten hatte, fern, ja völlig fremd zu sein.


    Sanft ruhte sein Blick auf ihrem Antlitz. Ein Antlitz, das seinen Blick gefangen hielt, einen Bann auf ihn ausübte, ihn verzauberte, jeglichen Widerstand schon im Keim erstickte. Langsam, sehr vorsichtig hob er seinen Arm an. Führte seine Hand in die Nähe eben jenes Gesichtes, das ihn so liebevoll erschien, so wunderschön. Für einen Moment verharrte seine Hand nur in der Nähe ihres Gesichtes, wagte es nicht, die letzte Distanz zu überwinden.


    Wo sonst der junge Soldat ohne zu Zögern einem bewaffneten Gegner angegangen wäre, bedurfte es einer kleiner Atempause, eher er sanft über die Wange Samiras strich. Behutsam, vorsichtig, als könne er immer noch durch eine zu schnelle Bewegung aus dem Traum erwachen.


    Die Stimme, schwach und von dem Moment überfordert, sollte seine Antwort auf ihre Frage nicht verkünden. Lediglich ein schwaches, mit einem Lächeln vorgetragenes, Nicken sollte zur Antwort gereichen und dennoch ausreichend sein.

    „Kann diese Aufgabe denn jemals enden? Gewiss ist meine Schwester vielleicht die stärkste Person, der ich bisher begegnen durfte. Und ebenso wird sie mit allen Widrigkeiten des Lebens umgehen können, doch warum sollte die Familie sie diesen Widrigkeiten aussetzen, wenn ein schützender Schild sie davor bewahren könnte. Ihr etwas von der Last des Lebens nehmen könnte? Ist es dann nicht egal wie erfahren und stark sie ist? Denn selbst der stärkste Mensch kann unter einer zu großen Belastung brechen oder zumindest leiden.
    Es ist somit also nicht einmal eine schwere Aufgabe, sondern eine erfüllende. Ebenso wichtig und bedeutsam wie für den Schutz des Reiches zu kämpfen.“


    Auch wenn Constantius gewahr wurde, dass sein Enthusiasmus in zu mehr gesprochenen Worten verleitet hatte, als er eigentlich preis geben wollte, sollte das beständige Lächeln nicht von seinem Gesicht weichen.


    „Ein Becher Wein würde mir munden. Deshalb sage ich nicht nein.“

    „Wahre Worte sprichst du. In diesen Zeiten muss man in der Tat auf alles vorbereitet sein. Und vor allem muss man wohl noch die eine oder andere Überraschung parat haben, will man nicht im Strudel der Zeit untergehen. Und mich hat dieser Kampf eindeutig überrascht. Selten sah ich überhaupt ähnliche Kämpfe hier in Rom. Sagt es doch den meisten Römern doch nicht so zu wie den Griechen. Wie hast du zu diesem Kampfstil gefunden?“


    „Den Meinen geht es recht gut. Habt Dank für eure Nachfrage. Der Götter Schutz ist ihnen gewiss“, sprach Constantius höflich lächelnd und fügte in Gedanken an ...“und ebenso mein Schutz!“


    „Ich hoffe den Deinen ergeht es ebenfalls gut? Es gibt hoffentlich keinen Grund zur Klage“


    Für seine Verhältnisse hielt sich Constantius tapfer auf dem Schlachtfeld des höflichen Wortgeplänkels. Ein Feld, das er stets zu meiden versuchte, aber in diesem Moment wohl nicht entkommen konnte.

    Hinter dem Princeps Prior stehend ließ der junge Miles Constantius ebenfalls seinen Blick schweifen. Waren sie bereits seit geraumer Zeit auf den Beinen und versuchten durch ihre Anwesenheit den Eindruck von Sicherheit, Recht und Ordnung zu vermitteln, war der Tag bisher sehr ereignislos gewesen. Doch wenigstens hatte ihr Vorgesetzter den Schritt verlangsamt und gewährte so einen Moment der Erholung.


    Es war selbst für den Miles nicht sonderlich schwer und erforderte keine detektivische Meisterleistung den hünenhaften Kelten in der Menge zu erspähen. Doch sollte allein seine Gegenwart noch keine misstrauischen Gefühle in dem jungen Iulier wecken. Immerhin war die Statur des Ianitor der heimischen Casa noch weit eindrucksvoller. Auch wenn Constantius zugeben musste, dass die Bewegungen und Blicke des Kelten nicht im Geringsten der recht einfachen Art des Ianitors entsprachen. Und wer sollte es schon wagen an Ärger zu denken, wenn eine bewaffnete Patrouille der Cohortes Urbanae anwesend war? Entspannt und mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete der Miles deshalb das geschäftige Treiben auf dem Markt und weniger den Sklaven, für den sich der Princeps interessierte. Welch angenehmer Tag war es doch.

    Im Grunde kam es wie es kommen musste. Man hatte ihn entdeckt. Ließ ihm nicht seine Position als stummer Beobachter. Constantius löste sich aus seiner entspannten Haltung, in der er sich gegen die Säule gelehnt hatte und nickt Sulla zu, als dieser auf ihn zukam.


    „Salve Eques Spurius Sergius Sulla. Ich muß gestehen ich war von eurer Darbietung überrascht. Es war ein...interessanter Kampf.“


    Er löste die abwehrende Haltung seiner verschränkten Arme auf und ergriff die zum Gruß dargebotene Hand und schüttelte sie.

    Das sanfte, schmeichelnde Kerzenlicht ließ die Gesichtszüge jener unbekannten Schönheit noch weicher und sinnlicher erscheinen. Einem göttlichen Wesen gleich schien sie auch die letzten trennenden Schritte mit einer anmutigen Eleganz zu überwinden. Bot die sich darbietende Szenerie dem jungen Iulier noch die Hoffnung auf einen Traum, auf eine verführerische Illusion, so sollte ihn die sanfte Berührung, ihrer makellosen Hand von der Wirklichkeit, von ihrer tatsächlichen Nähe überzeugen.
    Die sanfte Berührung ihrer Hand ließ den Körper Constantius einmal mehr erstarren. Mit dem Rücken bereits an die Tür gepresst, unfähig sich ihrer Berührung zu entziehen, sollte er es einmal mehr nicht wagen zu atmen. Sekunden verstrichen. Sekunden in denen er befürchtete, eine Bewegung seinerseits könnte ihn aus diesem Traum erwachen lassen.


    Erst, als der Drang nach Atem die Angst, die Illusion zu zerstören, überragte, hob und senkte sich sein Brustkorb kaum merklich, zaghaft in jenem natürlichen Rhythmus. Ihren Blick ausweichend und dennoch immer wieder suchend, sollte er sich bald in ihren Augen verlieren. Still, fasziniert die Tiefen ihrer braunen Augen ergründend.


    Wo Worte so oft einen perfekten Moment zerstören, sollte sich ihre sanfte Stimme ebenso perfekt einfügen. Obwohl ihre liebliche Stimme Worte verkündete, die Constantius zunächst nicht zu begreifen schien, war er allein vom Klang ihrer Stimme eingenommen.


    „Wie kannst du mein Geschenk…“, seine Stimme, bereits zu Beginn schwach und flüsternd, verklang noch bevor der Satz vollendet war.


    Die Stimme der Vernunft, bereits an den Rand seines Bewusstseins gedrängt, unternahm einen letzten, verzweifelten Versuch, den Geist des jungen Mannes aus der lieblichen Umklammerung ihres einnehmenden Charmes zu entreißen. Und scheiterte..


    „Geschenke, müsste ich dir darbringen…erfülle mir nur einen Wunsch..verrate mir deinen Namen.“

    Ein Geschenk für eine Nacht? Du wirst nicht zu Hause sein? Viel Spaß? Annehmen wie es gegeben wird? Was ich tue wird diesen Raum nicht verlassen?


    Emsig und aufmerksam notierte ein kleiner Teil des völlig überraschten Geistes des jüngeren Bruders Frage auf Frage auf Frage. Schrieb dutzende imaginärer Wachstäfelchen voll und hielt diese auch eifrig empor. Versuchte die Lähmung des Geistes damit zu überwinden und drängte darauf, dass die wichtigsten Fragen gestellt werden würden. Doch die Überraschung sollte das Bewusstsein des jungen Mannes fest umklammern, es lähmen, ihm jeden logischen Gedanken wenigstens für einige Sekunden verwehren. Sekunden die ausreichten um den weitaus größeren, kräftigeren und dennoch jüngeren Bruder wie ein willfähriges, dressiertes Tier ohne jeglichen Widerstand in den Raum zu schieben.
    Waren die Augen des jungen Iuliers bei den Worten seiner Schwester vor Erstaunen bereits geweitet, so sollten sie in dem Moment, als er den Raum völlig betreten hatte und die nahende Gestalt wahrnahm , völlige Überraschung, Erstaunen und Unsicherheit preisgeben.


    Mit dem Rücken stand Constantius zur Tür. In einem anderen Moment, einem klaren Moment, hätte er sich sicherlich umwenden, die Tür öffnen und den Raum verlassen können. Doch dies war kein gewöhnlicher Moment. Dieser Moment war fern von allem was Constantius erlebt oder erwartet hätte. Das ruhig flackernde Licht der Kerzen, der wohlige Duft von Rosenblüten, die weiche, einfühlsame Stimme jener unbekannten, wunderschönen Frau. Dies alles ergriff Besitz von seinen Sinnen, ergriff Besitz von seinem Denken, ergriff Besitz von ihm. Jeglicher Gedanke, der zum Verlassen des Raumes auffordern würde, schwieg paralysiert.
    Doch nicht nur seine Gedanken waren paralysiert. Sein ganzer Körper wagte es nicht sich zu bewegen. Nicht einmal zu atmen.


    Nur sein Herz schlug laut und kräftig in seiner Brust. Erinnerte ihn mit jedem Schlag daran, dass er noch nicht ins Elysium eingegangen war. Welch Schönheit sie doch war. Voller Anmut. Wer war sie wohl…..und was machte sie hier?


    Vorsichtig, als könne jede Bewegung diesen Traum zerbrechen lassen, hob Constantius die Mundwinkel zu einem sachten Lächeln an. Einem Lächeln, das er so oft einem Mädchen schenken wollte, wenn er eine Schönheit aus der Ferne betrachtete. Wie oft hatte er still und heimliche die Götter angefleht, dass jene nur einen Moment in seine Richtung blicken würde. Nur um dann, wenn sein Flehen erhört wurde und sie zaghaft lächelnd ihn anblickte, seinen Blick schamhaft und sehr schnell auf den Boden zu richten.


    Auch in diesem sonderbaren Moment sollte sich das Schauspiel wiederholen. Constantius lächelte ihr entgegen, ließ den Blick kurz auf ihrem feinen Antlitz ruhen, suchte ihren Blick und fand den ihren. Nur um in diesem Moment, als sich ihre Blicke trafen, einmal mehr schüchtern auf den Boden zu starren. Doch wo sonst jene Unbekannte fort war, wenn er es wieder wagte nach ihr zu sehen, sollte sich an diesem Abend die Distanz zwischen den beiden weiter verringert haben.


    Umso lauter schlug das Herz in seiner Brust und ließ den Gedanken an eine Flucht mit jedem Schlag angenehmer erscheinen.


    „Salve“, sprach er mit leiser, trockener Stimme, als sein Körper dem Aufruf zur Flucht nicht folge leisten wollte.
    „Willlkommen im Haus der Iulier“


    Es war der dümmste Satz, den er hätte sagen können, aber in diesem Moment musste er sich des beschränkten Phrasenschatz bedienen, den er als Hausherr in Rom erworben hatte. Und versuchte es mit einem unsicheren Lächeln zu überspielen.