Nach einer Weile des Wartens sollte die neu eingekehrte Ruhe erneut durchbrochen werden. Zunächst nur durch den sehnsüchtig erwarteten Medicus, der in Begleitung eines Miles und mit schlechter Laune eintraf.
Trotz eines Blickes, der Patienten eher getötet hätte als ihnen Linderung zu gewähren, machte er sich unverzüglich daran, die Wunden Melas fachmännisch zu versorgen. Obwohl er mit flinken Händen und wenig Rücksicht vorging, war jeder Handgriff genau geplant und wissend ausgeführt. Kein angenehmer Arzt, doch ein fachkundiger zumindest.
Die zweite Störung der nächtlichen Ruhe im Krankenlager erfolgte, als kurz darauf die Tür erneut geöffnet wurde, oder vielmehr aufgestoßen wurde. Die Konturen eines weiteren Miles zeichneten sich im Torbogen vor dem Hintergrund der dunklen Nacht ab. Schwere Schritte erklangen, als die Gestalt zügig in das fahle Licht im Krankenlager trat. Es war Constantius und seine Gesichtsmimik sprach Bände. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt und der Blick des jungen Mannes ähnelte eher dem eines Raubtieres, denn eines Menschen.
„Wo ist dieser dreckige Bastard“, fauchte er seinen Kameraden entgegen. Jene angesprochenen hatten bereits reagiert, bevor der Iulier seine Stimme erhoben hatte. Eiligen Schrittes traten sie auf Constantius zu. Doch obwohl Novatus und Nobilitas ahnten, was geschehen würde, deutete Felix lediglich auf eine Gestalt, die zusammengekauert auf einem Stuhl hockte, die Hände immer noch gefesselt.
Von dem Adrenalin angetrieben, das in seinen Adern brannte, erreichte Constantius deshalb den Mann noch bevor seine Kameraden ihn zurückhalten konnten.
Wie eiserne Schraubzwingen legten sich die Hände des Iuliers um den Kragen des Attentäters. Zogen diesen auf die Beine und hielten ihn in einer unangenehmen, gestreckten Körperhaltung gefangen. Mit flammenden, zornigen Blick betrachtete Constantius den Kerl, der es gewagt hatte, seine Cousine zu bedrohen.
„Du Wurm hast es gewagt dich meiner Cousine zu nähern?
Was wolltest du von ihr?
Sprich! Oder ich zeige dir gleich hier, welche Konsequenzen dein Handeln haben wird.“
Nur röchelnde Worte vermochte der Mann von sich zu geben. Zu sehr drohte ihm der eiserne Griff des Miles die Luft abzuschnüren. Und vielleicht wäre dies ihm auch zum Verhängnis geworden, hätten die Miles Novatus und Nobilitas den Iulier nicht rechtzeitig erreicht und ihn weggezerrt. Dabei war es ein harter Kampf den jungen, kräftigen Iulier von seinem Opfer zu lösen. Nur die Kraft der beiden Mänenr gemeinsam schien gerade auszureichen.
„Lass ihn Constnatius. Er bekommt seine Strafe. Stürze dich nicht in ein Unglück! Geh…geh und mach dem Wachhabenden Meldung. Ich glaube er wartet bereits darauf.“
Erst als die beiden Miles Constantius durch die Tür schoben, beruhigte er sich wieder und ging zum officium des Wachhabenden.