Constantius hatte zwar noch nicht vollständig aus seiner bedrängten Position als Wortführer herausgefunden, doch schien sich der Strick, der sprichwörtlich um seinen Hals gelegt worden war, zu lockern und gewährte ihm wieder einige Einblicke als stiller Beobachter.
Im Grunde war es nicht erstaunlich, dass der Tribun dem Gespräch offenbar nicht seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Und auch wenn Constantius vielleicht mit seinen Gedanken voreingenommen war, so glaubte er zu wissen was der Grund sein mochte. Sicherlich würde der Tribun lieber alleine mit Helena reden. Wünschte er sich vielleicht, dass der lästige kleine Bruder verschwinden sollte?
Constantius lächelte sanft. Ein Lächeln, dessen Ursache vielleicht nur ihm bekannt bleiben würde. Und er machte, wie wohl zu erwarten war, keine Anstalten auch nur seinen Platz zu verlassen.
„Eine solche Neuordnung kann nur von den ranghöchsten Offizieren angesprochen werden. Es ist also nicht, was ich erreichen kann. Aber ich stimme dir zu Tribun. Eine solche Neuordnung ist dringend notwendig. Aber gleichzeitig hat sich die Lage seit der Zeit der Bürgerkriege entspannt.Doch ...“
„Wir wären zu so viel mehr fähig als nur am helllichten Tag für Ordnung zu sorgen. Bei größeren Problemen treten die Praetorianer in Erscheinung und Nachts müssen die Vigiles die Stadt schützen. Oft erscheint es uns einfachen Miles, als ob man uns an die kurze Leine nimmt.“
Seine Worte, so mühevoll gestartet, drohten sich am Ende gegenseitig zu überholen. Drängten aus seinem Mund heraus und wollten bisher nur angedachte Gedankengänge preißgeben. Er stockte jedoch, als er aus den Augenwinkeln den Blick Helenas wahrnahm. Es bedurfte keiner Worte damit Constantius wusste, was in Helena vor sich ging. Das besondere Band zwischen den beiden Geschwistern erlaubte dem jüngeren Bruder eine recht zutreffende Einschätzung ihrer Gedanken. Er verstummte. Beließ sein Lächeln auf seinen Lippen und versuchte mehr oder weniger geschickt das Thema zu wechseln.
„Aber ich verrichte meinen Patrouillendienst sorgsam bis ich eines Tages vielleicht andere Befehle erhalte.“
Er stockte kurz, suchte nach einer möglichen Fortführung des Gesprächs.
„Ich nehme an, dass du meine Schwester in Ostia als die dortige Magistratin kennen gelernt hast. Ich hoffe es berührt keine Belange der Sicherheit des Reiches, wenn ich frage, was einen Tribun der Legio IX nach Ostia führt. Hat es mit dem Aufbau des dortigen Tempels zu tun?“