Beiträge von Iulia Livilla

    Meine Augen weiteten sich als Antipater sprach, denn ich hatte das Gefühl er könnte meine Gedanken erraten. Ich bemerkte wie sich seine Worte mit meinen Gedanken vereinten und die Situation für mich immer unangenehmer wurde. Wenn alles nur so leicht wäre, wie er es eben erwähnte. Trauigkeit fing an mich zu beherrschen und ich hoffte das er doch endlich damit aufhörte von meinen angeblichen Wünschen zu sprechen. Und er erlöste mich tatsächlich. Wie einfach er mir seine Casa anvertraute, das konnte ich mir nicht erklären, doch nahm ich es so hin, es war mir immerhin lieber, als mit ihm über die Liebe zu sprechen.


    "Es erstaunt mich das du mir deine Casa anvertrauen möchtest, anscheinend sind nicht viele Mitglieder deiner Familie in Roma vertreten. Ich werde mein bestes geben sie in der Abwesenheit zu verwalten, immerhin bin ich vor Palladius Wiederkehr auch in der Casa Iulia auf mich alleine gestellt gewesen. Außerdem werde ich dir stets über alles berichten, sollte es notwendig und wichtig sein, wenn du länger abwesend bist als sonst. Wie lautet der Name deines Neffen, so das ich ihn auch erkenne, sollte er zurückkehren und du nicht in der Casa sein?" Fragte ich ihn neugierig und der Kummer war wie verfolgen. Mein Gesicht zierte ein zufriedenes und charmantes Lächeln, während ich das von ihm gerreichte Bort entgegen nahm.

    Verstand ich es fast so als wollte er mit seiner Antwort über meine Frage hinüber wegsehen ob ich zu neugierig war oder nicht, doch hatte ich das Gefühl, das er mich lange warten ließ, bevor er endlich antwortete. Ich konnte ihre Beziehung zueinander nicht wissen, hatte ich mit Palladius noch nicht viele Worte gewechselt und ich wusste immernoch nicht wie sehr ich ihm zugetan war. Es tat mir nicht leid, als er sich selbst, den ersten Versuch nannte, weshalb er sich selbst so schlecht machte wusste ich nicht, doch schien das sein Selbstbewusstsein zu mindern.


    Danach lenkte er sein Gespräch zu einem Thema, das zu erwarten war, doch dem ich eigentlich ausweichen wollte. Liebe! Wann hatte ich über dieses Gefühl das letzte Mal nachgedacht? Hätte ich nur ein wenig davon gefühlt, hätte ich wenigstens behaupten können, das Liebe in mir nicht mehr exisierte, das es dabei war zu sterben. Und jetzt da es Antipater ansprach, führte ich den Becher näher an meine Lippen und trank davon um einen Gedankenzug zu ertränken, der mir schmerzte.


    "Du glaubst doch nicht wirklich das ich dir Namen nenne. Aber wer handelt schon so unüberlegt und sucht mich in der Casa Iulia auf? Die Liebe muss ihn ja den Verstand geraubt haben. Und so leicht kann man mich nicht besitzen."

    Es war schön zu sehen, das er zufrieden war und außerdem war ich froh eine Ausrede zu haben, sollte Palladius mit mir sprechen wollen und ich nicht, so konnte ich ihm leichter ausweichen. Vorallem wenn er wieder einmal in meinem Zimmer stehen würde.


    "Ich danke dir Sextus Pompeius Antipater." Doch irgendwie fand ich das er mich mit seiner Aussage über die Sicherheit der Casa Iulia nicht ernst nahm und so fiel mir am Anfang erst gar nicht auf das er Palladius seinen Bruder nannte.


    "Bruder? Palladius ist dein Bruder? Woher weißt du das so genau? Er sagte mir nichts davon. Und wie kommt es dazu?" Er würde es mir schon nicht übel nehmen, das ich so direkt dannach fragte, doch war er so gewisserweise mit mir verwandt. "Nur Wein!" gab ich ihm rasch zur Antwort, als wäre ich viel Wein schon gewohnt und blickte ihn erwartungsvoll an, das er doch endlich antworten würde.

    Und wieder offenbarte er mir seine Pläne, ohne jegliche vorsicht. Der Mann sprudelte direkt vor Ideen und es hätte mich auch nur schwer gewundert wenn es schon bei seiner Tätigekeit als Tabelarius geendet hätte. Es war noch nicht lange her als der Name der Göttin Ishtar in meiner Gegenwart fiel und das aus keinem anderen Mund als dem vom Palladius, wahrschienlich ein naher Freund des Antipater.


    "Es ist mir zu wenig über die Göttin Ishtar bekannt, doch muss ich dir jetzt gleich leider gestehen, da ich meinen eigenen Glauben folge, du hast Recht ich lasse mich ungern bekehren doch werde ich es mir ansehen. Trotzdem denke das ich die verbundenen Geschäfte erledigen kann, es hat immerhin damit übehaupt nichts zu tun." Erst jetzt bemerkte ich das er nach etwas Erfrischenden suchte und ohne mich davon ablenken zu lassen, setzte ich fort. "Über deine Auszahlung von 20 Sesterzen die Woche bin ich vollkommen zufrieden, doch möchte ich lieber in der Casa Iulia bleiben, ich überlasse sie ungern meinen Cousin Palladius." Und damit hatte ich auch nicht gelogen, ich traute ihm immernoch nicht so wie Solinus. "Ich hoffe du bist damit einverstanden, wie du siehst habe ich kaum etwas gegen deine Vorstellungen auszusetzen."

    Ich wählte meinen Abstand mit bedacht und obwohl ich ihm meine ganze Aufmerksamkeit schenke, konnte ich nicht sehr viel über seine möglichen Pläne erfahren. Sollte ich sein Angbot annehmen würde ich mit etwas einlassen, von dem ich nichts wusste. So einen Mann hatte ich zuvor noch nie getroffen, der so offen von einer Sache sprach, sich zu verewigen. Ich sollte besser vorsichtiger sein mit was ich mich hier einlies.


    "Aus welchen Grund wirst du nach Mantua gehen?" Mantua, gerne sprach ich davon, erinnerte mich dieser Name doch immer an meinen Vater. "Nein, Antipater. Erst möchte ich etwas über mein Aufgabengebiet erfahren, bevor ich dir vielleicht eine Hilfe sein kann."


    Es musste die Neugierde sein die er in mir weckte, wieso konnte ich nicht begründen, aber versuchte ich es, so gut wie es ging, mir das nicht anmerken zu lassen.

    Jedes Wort Antipaters überraschte mich, ich hätte nicht gedacht, das er mich kennen würde, denn immerhin war er mir unbekannt. Auch wenn ich an meine Kindheit zurückdachte fiel mir sein Name nicht darin auf, vielleicht war ich damals einfach noch viel zu jung und außerdem brachte diese Tatsache nur Vorteile mit sich.


    Eigentlich hätte ich ihn nicht auf seine Worte angesprochen, hätte ermich nicht nicht auf die Wange geküsst. Darauf war ich nicht gefasst und auch wenn es nur eine höfliche Geste seinerseits gewesen war, errötete ich leicht und wandte mich ein wenig ab, so das mehr zu einer schüternen Umarmung kam.


    "Erinnere ich mich leider kaum an dich, doch glaube ich kaum das du mir das übel nimmst. Aber scheinst du dafür meinen Cousin umso besser zu kennen und so habe ich es wohl ihm zu verdanken, das du mir ein so leichtes Spiel machst."

    Ein schlanker Mann, im Alter meines Vaters stand vor mir. Das war also Sextus Pompeius Antipater. Mein ernster Gesichtsausdruck verschwand und ich setzte ein Lächeln auf, als ich weiter auf ihn zuging und dann vor ihm stehen blieb.


    "Salve Sextus Pompeius Antipater! Mein Name ist Iulia Livilla und ich bin gekommen um über deine Stellenausschreibung einer Scriba Personalis anzufragen."


    Noch bevor er antworteten konnte, brach ich unseren Blickkontakt kurz ab um mich im Atrium umzusehen, doch das erlaubte ich mir nur sehr kurz.

    Es ging schneller als ich es mir gedacht hatte. Ich wurde von der Sklavin hereingebeten und so konnte meine Neugierde endlich gestillt werden, in dem ich unbehindert die Innenräume der Casa Pompeia betrachten konnte. Kannte ich doch einmal ein Mitglied dieser Familie. In Erinnerungen schwelgend folgte ich der Sklavin bis wir ihren Herren erreichten.

    Ich blickte ihr kaum freundlicher entgegen, mein Blick blieb weiterhin ernst als ich ihr meine Bitte offenbarte.


    "Salve! Ich möchte Sextus Pompeius Antipater sprechen um mich für die Stelle der Scriba Personalis zu bewerben."


    Doch neugierig versuchte ich einen Blick in die Casa zu erhaschen, wie dieser Mann wohl lebte.

    Mit ernstem Gesichtsausdruck erreichte ich die Casa Pompeia. Meine Gedanken waren in den letzten Tagen ständig bei meinen Cousins gewesen und ich wollte noch über die beiden mit meinen Onkel sprechen. So war mir dieser Ausgang nicht gerade recht, doch war sein Grund ernorm wichtig für mich. Immernoch nachdenklich klopfte ich an die Porta.

    Palladius Frage irritierte mich. Er stellte sie so bedacht und schenkte mir dabei seine ganze Aufmerksamkeit. Dabei löste er eine leichte Verwirrung in mir aus und ich konnte nicht anders als ihn ebenfalls in seine brauen Augen zu blicken, bis ich ihm schließlich eine knappe Antwort gab. „Handelt es sich bei ihr nicht um eine Liebesgöttin? Doch weshalb diese Frage?“ Aber auch die Neugierde wuchs in mir und so wartete ich sehnlichst auf seine Antwort.

    Er kam mir nicht entgegen, so ging ich auf ihn zurück und erkannte, dass er seinen mit Wein gefüllten Becher, nicht so leicht aus der Hand gab. „Du hast dich also bereits in Roma unentbehrlich gemacht, mein Cousin. Doch lass mich nicht im Unwissen, von welchen verwirrenden Ereignissen sprichst du?“ Meine Neugierde war unübersehbar, er wollte sie in mir wahrscheinlich auch wecken, sonst hätte er nicht seine Verwirrung angesprochen. Und wie sollte ich auch ahnen, in welchen Geschäften Palladius verstrickt war, kannte ich ihn doch erst seid wenigen Minuten. Was hatte er in fernen Ländern aufgeschnappt, das er sich jetzt zu nutzen machte?

    Neugierig betrachtete ich Palladius, wie er einen großen Schluck Wein zu sich nahm. Von Genuss war überhaupt nichts zu sehen, er trank ihn, als wäre es Wasser. Und so verstand ich auch weshalb ich ihn nicht als Vorbild nehmen sollte. „Vielleicht hast du sogar Recht, behalten wir es bei einem Schluck in Ehren und nicht bei einem ganzen Becher.“ Daraufhin stellte ich meinen Becher zurück auf den Tisch und wartete wie Palladius wohl reagieren würde. Ich streckte mich nochmals zufrieden und ging auf das Fenster zu. „Herrlich dieser Morgen in Roma. Auch ich lebe noch nicht lange hier, denn ich wurde in Hispania geboren. Aber Roma verlassen könnte ich auch nicht mehr und das ist wohl der Grund, weshalb du und Solinus in diese Stadt zurückgekehrt seid. Solinus meinte er möchte Verantwortung tragen, ist das bei dir auch so?“ fragte ich neugierig, ohne Palladius anzusehen.

    Als ich mit meinen Vater nach Roma ging, war bewusst, dass ich viele unserer Familie noch nicht kannte. Doch war ich erstaunt, dass sie so weit verstreut waren. Er wollte einmalig sein, bei dieser Bemerkung glitt mir ein Lächeln über meine Lippen. Seine Wahl war aber eine gute, immerhin nannte ich meinen Cousin Constantius, schon immer nur Caius und würde er endlich einmal zurückkehren, käme es sicher zu Verwechslungen. Palladius Frage ignorierend, trank ich einen Schluck Wein und wie bei Solinus vernahm ich bei Palladius ähnliche Worte. „Diesen Wein trinke ich nur zum Anlass deiner Rückkehr, sonst trinke ich ihn, wenn ich es für richtig halte und auch wenn es morgens sein sollte. Du etwa nicht?“ Obwohl ich fast nie Wein trank, log ich nun, denn seine Frage kam mir sehr befehlshaberisch vor.

    Palladius versuchte sich höflich zu halten, doch das hatte bei mir nur wenig Erfolg. Und mit seiner Aufklärung, das ganz allein nur Senecas Erlaubnis gelten würde, machte er mir erneut klar, welche Rechte ich besaß. „Palladius? Oder willst du Caius von mir genannt werden? Du bist mir ganz und gar nicht unsympathisch, verstehe mich bitte nicht falsch. Ich sehe keine Hindernisse weshalb ich dich nicht akzeptieren sollte, doch akzeptiere ich keine Fremden. Wir sollten uns also doch besser kennen lernen.“ Obwohl Palladius versuchte mir deutlich zu machen, mich mit einem Stolz einzuschränken, änderte ich nichts daran. Ohne ein Wort wandte ich mich von ihm ab, nahm die Karaffe vom dem nahe stehenden Tisch und goss Wein in zwei Becher. Für ihn war ich also auch nichts anderes als das Kind. Daraufhin ging ich wieder auf Palladius zu und reichte ihm einen Becher. „Auf deine Rückkehr nach Roma!“

    Langsam drehte ich mich wieder zu ihm um und ging erneut an ihm vorbei, so dass ich wieder vor ihm stand. „Ich bin mir da nicht so sicher, ob du mein Cousin bist, außerdem ist mir das gleich, es würde die Tatsache nicht ändern, dass du hier eingebrochen bist. Doch muss ich wohl deine Verteidigung billigen, du konntest es nicht wissen.“ Erwiderte ich Palladius und es war sicherlich ein bisschen Stolz in der Stimme zu hören, der nicht nötig wäre. Auch musterte ich ihn nicht mehr, sondern sah in seine brauen Augen. „Du hast also vor in der Casa Iulia zu bleiben und wie ich hörte hast du bereits ein Zimmer bezogen. Kennt ihr euch? du und Solinus? Oder weshalb hat er so einfach zugestimmt, das du hier bleiben kannst, ohne mich zu fragen?“ Meine Stimmlage änderte sich nicht und ohne scheu trat ich noch einen Schritt näher auf ihn zu.

    Überrascht durch seine Antwort, musterte ich ihn. Eigentlich hätte ich es ahnen müssen, das es Palladius war, doch sein Erscheinen hatte mich zu sehr erschreckt, das ich genau so schlussfolgern konnte. "Und du bist neugierig, Caius Palladius!“ ergänzte ich. Während ich ihn nochmals betrachte und dann auf ihn zu Schritt. „Ich bin Iulia Livilla, wir sind fern verwandt nehme ich an, denn kann ich mir bei Constantius nicht erinnern, das er ohne eine Vorwarnung, dieses Zimmer betrat.“ Weiter kontrollierend ging ich an ihm vorbei, als würde ich etwas Bestimmtes an ihm suchen. „Vielleicht will ich dieses schöne Anwesen einfach nicht verlassen, immerhin zieht es in letzter Zeit viele Rückkehrer an.“

    Eine fremde Stimme, die ich noch nie hörte. Sie lies mich zusammenzucken und sogleich drehte ich mich um. Das er mich erschreckt hatte, konnte man nur schwer übersehen, doch war ich mir so sicher das es Tertia war, die zurückkehrte. „Wer bist du? Ohne dich anzukündigen betrittst du in mein Cubiculum.“ warf ich ihm nervös entgegen und hoffte, meine laute Stimme würde Tertia hören und dadurch zu mir eilen. War es Wut oder Angst, die von mir nun besitzt ergriff oder beides? Verzweifelt sah ich an ihm vorbei um vielleicht meine Sklavin zu entdecken, es sollte nur nicht Milius sein.

    Es war noch früh am Morgen, als ich aufgestanden war und mich gewaschen hatte. Eigentlich hätte es mich beruhigen müssen, in dem Gewissen, das Solinus nun in der Casa lebte. Doch wurde mir der Schutz sofort wieder genommen, als er sich entschlossen hatte, den gleichen Weg wie Constantius zu gehen. Eigentlich war mir das auch ganz recht, da nun ich die einzige Herrin in der Casa war, das dachte ich jedenfalls. Gestern Abend hatte mir, kein anderer wie Milius berichtet, das ein Gewisser, Caius Iulius Palladius, zurückgekehrt war und durch Solinus Erlaubnis ebenfalls einzog. Ich wusste nicht ob ich mich über diese Nachricht freuen konnte oder nicht. Daher nahm ich mir vor, ihn sogleich zu besuchen nachdem ich mich angezogen hatte.


    Ich trug nur eine weiße Tunika, schlicht und kaum verziert. Das Haar leicht nach hinten gesteckt, als die Türe sich öffnete. „Tertia, du bist schon zurück?“ fragte ich ohne mich umzudrehen und vollkommen sicher das sie es auch war.

    Ich sollte weiter gehen, nicht mehr zurückblicken und dennoch wollte ich doch auch Solinus zufrieden stellen. Geht er den militärischen Weg, dann würde er die Castra viel öfter zu Gesicht bekommen als es ihm lieb war und so entschloss ich mich von dieser Umgebung zu entfernen. „Wir sollten wohl besser zur Casa Iulia zurückkehren, wir sind schon sehr lange unterwegs. Die Castra Praetoria wirst du sehr bald wieder sehen, wenn du es selbst möchtest.“ Antwortete ich ihm sachlich, aber auch wieder höflich. Sollte ich ihn vielleicht auf den Rückweg ansprechen, was er beobachtet hatte? Wer weiß mit welchen Augen er diese Begegnung gesehen hatte. Doch vielleicht würde ich erst genau solche Gedanken heraufbeschwören. Wir kannten uns gerade eben erst einen halben Tag, so machte ich mich ratlos mit ihm auf den Rückweg und spürte wie ich mich immer weiter von Constantius und von Metellus entfernte.