"Eine Einladung für einen Iulier, diese Casa zu betreten, ist gar nicht notwendig. Und welches Brautpaar freut sich nicht wenn es beglückwünscht wird."
Drängend nahm ich seine Hand und zog ihn in die Richtung des Einganges. War es das was ich wollte? Wenn er die Casa betreten würde, wären nicht mehr alleine, nicht mehr ungestört. Doch die Freude für ihn, alte Bekannte wieder zu sehen, wollte ich ihm nicht nehmen. So kam ich mit meinen Vater in den Eingangsbereich und löste meine Hand aus der seinen, begab mich neben ihn, um den weiteren Gäste entgegenzutreten.
Beiträge von Iulia Livilla
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Ich löste mich aus unserer Umarmung und trat einen Schritt zurück. Es war Wirklichkeit, er stand tatsächlich vor mir. Auf einmal bereute ich es, ihn noch nicht geschrieben zu haben und es kam mir wie eine Ewigkeit vor, als wir uns in Roma, genau hier vor der Casa verabschiedet hatten. Es schien ihm keineswegs schlecht zu gehen, jedenfalls konnte ich kein Anzeichen von Krankheiten oder Schwäche erkennen, es war der Decurio, mein Vater, genauso wie ich ihn in Erinnerung hatte.
"Bist du wirklich nur hierher gekommen, weil du es als deine Pflicht als Iulier gesehen hast? Was beschäftigt dich so, dass du nicht einmal an deine Tochter denkst, Vater?" entgegnete ich ihm lachend. "Oder bist du vielleicht wegen deinem Bruder hier, er ist auch auf der Hochzeit von Iulia Andreia und Lucius Annaeus Florus." -
Seneca wurde von Florus im Eingangsbereich der Casa Iulia empfangen. Eben als ich den beiden folgen wollte, wurde Senecas Gefolge unruhig und auch ich drehte mich um, um den Grund ihres Verhaltens zu erfahren. Ein Mann näherte sich der Casa, wahrscheinlich ein weiterer Gast und obwohl ich ihn von weitem noch nicht erkennen konnte, blieb ich stehen um ihn zu begrüßen. Umso näher er kam, desto mehr kam mir ein völlig unrealistischer Gedanke in den Sinn. Er war in Italia, doch in Mantua stationiert, es konnte daher nur eine Verwechslung sein. Obwohl ich mir keine falschen Hoffnungen machen wollte, wurde ich immer angespannter. Ohne das es mir so richtig bewusst wurde, ging ich auf den Fremden zu und als ich bemerkte, das sich meine Erwartungen bestätigten, wurde mein Schritt immer zügiger. Mein Körper erbebte vor Freude, als ich ihn umarmte, ohne davor sein Gesicht betrachtet zu haben.
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Ich ging neben meinen Onkel her und auch mir war Florus Gegenwart nicht entgangen, da ich Senecas Blicken folgte. Meine Schritte wurden zügiger, denn Florus wartete sicherlich schon darauf den Iulier zu begrüßen. Da ich es vermeiden wollte, verdächtig ihn gegenüber zu wirken, antworte ich rasch.
"Ich kann mich nicht beklagen, sicherlich Rom ist nicht so wie man es sich verstellt, vorallem wenn man in einem anderen Land aufgewachsen ist, doch ich habe auch nicht damit gerechnet mich schnell einzuleben. Ich will dich nicht sehr lange aufhalten, man erwartet dich, doch versprich mir das du mir von deinen Erlebnissen erzählst, wie früher."
Konzentriert betrachtete ich ihn, es war jetzt nicht der passende Moment, ihm die ganze Wahrheit zu erzählen und ihm zuletzt noch Kummer zu bereiten. -
Auch von mir alles Gute!
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Eben als ich den Gäste folgen wollte, erreichte Seneca die Casa Iulia. Obwohl er schon länger in Roma war, hatte ich ihn kaum zu Gesicht bekommen, doch hatte ich gehofft ihn heute zu sehen. Und schon wie in Hispania, freute es mich immer, wenn Seneca zu Besuch war. Das ich nun ein paar Jahre älter war, wie damals, war verständlich, doch meine Anschauung die ich von ihm hatte, würde sich nicht ändern. Die Freude zeigte sich deutlich, doch versuchte ich sie äußerlich zu verdrängen, als wäre es nicht erlaubt.
"Salve Onkel, so lange ist es schon wieder her, als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Und nun da mein Vater wohl nicht erscheinen wird, macht das dein Kommen fast wieder gut." rief ich ihn entgegen und betrachtet ihn von oben bis unten.
"Ich habe mich nicht geirrt als ich meinen Vater schrieb, dass es dir bestens geht. Aber wir sollten nun erst zu den weitern Gästen und zu den beiden Glücklichen gehen." -
Langsam schritt ich an ihn vorbei, hätte man uns kurz vor der Casa erblickt, hätte es den Anschein genommen, das er nur seiner Pflicht nachgegangen war. Nur wenige Worte wären gesprochen worden und ich hätte von ihm nur die Tätigkeiten eines Soldaten verlangt. Obwohl sich mein Blick zur Casa Iulia richtete, war ich versunken in Gedanken, die um Metellus kreisten . Wie sehr ich ihn schätzte, konnte ich nicht sagen, doch es würde kein Missverständnis geben, wie bei Secundus. Es war ein fast herkömmliches Gespräch mit einem Miles, dem vielleicht ein nächstes folgen würde. Was darauf folgen könnte, war ungewiss. Nicht einmal sah ich mich um, wie er fortging und als ich vor der Porta stand, widmete ich meinen Gedanken schon wieder anderen Dingen.
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Das wir beide den Abschied herauszögerten war offensichtlich, doch er nicht zu umgehen werden. Die gesamte Strecke vom Stadtor zur Casa Iulia hatte sicherlich doppelt so lange wie bei meinen Hinweg gedauert und auch Tertias Wut wurde mir langsam gegenwärtig. Entsprechend seiner ernsten Miene wurde auch mein Ausdruck nun wieder formellen. "Es hat mich sehr gefreut, das du mich begleitet hast, auch wenn das deine Pflicht ist. Ich bin mir sicher das wir uns wiedersehen werden. Metellus, ich werde dich nicht vergessen. Vale bene!" Eigentlich mochte ich keine Abschiede, die nicht genau klarstellten ob es ein Wiedersehen gab. Doch unterdrückte ich Gefühle, die persönliche Auswirkungen hätten und versuchte daher in dieser Situation, so neutral wie möglich, vorzugehen.
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"Vielleicht wirst du es schriftlich erfahren oder durch meinen Cousin, bei im würde es sicherlich schneller geschehen. Ich bin mir sicher, das mein Onkel mit ihm über dich spricht, so wird Constantius von ganz alleine auf dich zugehen und das vielleicht sogar mit einer postiven Nachricht." entgegnete ich dem Caecilier und hatte sichtlich nichts dagegen das er noch kurz stehen geblieben war. "Ich hoffe nur bis dahin, kannst du mir über deine Erfolge als Miles berichten. Nicht nur dein Vater hätte sich über deinen Aufstieg gefreut und außerdem brauche ich dich dann später nicht an einem Stadtor besuchen sondern in deinem Officium." Und daraufhin schenkte ich ihm ein wunderschönes Lächeln, das auch zeigen sollte, wie sehr ich an meine Worte glaubte.
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Metellus letzte Worte hatten seine Wirkung, es gab noch vieles das meinen Onkel berichtet werden musste und fürchtete, das nachdem, dies geschehen war, er vieles mit anderen Augen betrachten würde. Immerhin war die Ausgangsituation fast dieselbe, wie bei Secundus. Kurz war mein Blick wieder auf die Straße gerichtet und ich erkannte, das wir nur noch ein kleines Stück hatten, bis war die Casa erreichen würden. Ohne jede Vorwahrnung blieb ich stehen. "Du kannst mich noch bis zu dieser Kreuzung da vorne begleiten, den Rest des Weges werde ich alleine gehen. Vielen vielen Dank, das du mich auf den kriminellen Straßen Roms in Schutz genohmen hast, dennoch ist es besser wenn ich alleine zurückkehre." Danach folgte noch ein kontrollierender Blick auf meine Tunika, doch wie auch nicht anders erwartet, war sie unversehrt und das konnte nur Vorteile haben, um Tertias Zorn zu mindern
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"Sollte mein Onkel gegen ein Treffen sein, werde ich dich nicht mehr sehen können und dich auch nicht mehr sehen wollen. Ich bin gehorsam und ich kenne meine Grenzen, deswegen lasse ich es nicht darauf ankommen, ihn zu erzürnen. Auch wenn mir das sehr schwer fallen wird. Er wird seine Gründe dafür haben, ob ich sie erfahre oder auch nicht, sollte er sich gegen uns entscheiden. Er will nur das Beste für mich, auch für dich, Metellus." antworte ich ihm hastig, streng, belehrend. Wie ein Soldat der Befehle eines Offiziers wiederholte. Obwohl es nicht ganz der Wahrheit entsprach, ihn mir würde mit Sicherheit Zorn entstehen, sollte ich Metellus nicht mehr sehen dürfen, doch würde ich so gut es geht, dagegen ankämpfen, um ihn nicht offen zu zeigen und lernen es hinzunehmen. Versuchen, es zu verstehen und mir die Frage stellen ob ich wohl auch so entschieden hätte.
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Verwundert sah ich ihn an, aber er hatte Recht, es war nichts anderes als eine Verschwörung, die langsam Gestalt annahm. Ein Wort, das zu so viel Schlechtes führen konnte, wenn man ernst darüber nachdachte, wie tief dessen Bedeutung doch lag. Daher versuchte ich Metellus nicht in die Nähe solcher Überlegungen zu leiten. "Wir planen also eine Verschwörung. Aber sie soll doch zu nichts negativen führen, daher ist es vollkommen richtig so zu handeln. Nachdem alles geklärt ist, werden sowohl dein Großcousin wie auch mein Onkel merken, das alles besprochen war. Und sie werden sicherlich nicht wütend sein. Hast du so viel Angst um dich oder..."zögernd lag mein Blick nun auf seinen Augen "...um mich?"
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"Eine sehr gute Frage, denn auch ich habe meinen Onkel lange nicht mehr gesehen, das letzte Mal vor ein paar Monaten in Germania, sonst nur in meiner Kindheit, er kennt mich kaum noch. Das trifft auch auf mich zu, immerhin behandelte er mich um eines strenger, wenn ich ihn von meiner verbliebenen Zeit, ohne ihn, die ich ihn Roma erlebt habe, erzähle. Daher müssen wir Crassus und Senecas Verhältnis zueinander nutzen." Antworte ich, ohne dabei genau auf seine Worte einzugehen. Kehrte aber dennoch auf seine Aussage zurück. "Du glaubst ich entdecke jede Schwäche? Nein, du musst dich irren, so exakte Menschenkenntnisse besitzte ich nicht, woher auch, von Pergamenten? Ich denke nicht das so solche Talente einem im Blut liegen muss. Es wird einem erlernt, wie bei einem Miles, du besitzt sie, du kannst mich genau einschätzen und dir ist auch klar, wie weit ich gehen könnte, ob ich gefährlich bin oder nicht. Das scheinst du zu spüren, dem bin ich mir sicher." lobte ich ihn mit ernster Miene.
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"Wir dürfen nicht so voreilig handeln, ist das vielleicht eine deiner Schwächen und ich dachte Quintus Caecilius Metellus hätte eine unglaublich Gabe, jede von ihnen ausgezeichnet verbergen zu können." Daraufhin setzten wir unseren Weg fort. "Sollte dein Großcousin nicht eingeweiht worden sein, wenn ihn mein Onkel anspricht, denke ich, das dies kein so großes Problem darstellen würde, als wenn es umgekehrt wäre. Hoffentlich ist Crassus auch gut auf dich zu sprechen, immerhin wird es meinen Onkel brennend interessieren, wer hinter deinem Namen steckt." Mein Blick wirkte nun sogar herrschend auf ihn, versuchte ich gerade über einen Miles zu triumphieren? Als gäbe es keine Schwäche mehr in mir, die vor Monaten noch an mir zerrte. Halfen mir jene schrecklichen Geschehnisse vielleicht sogar zu mehr Selbstvertrauen, als das ich je hatte?
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Nun war es mir also gelungen, der Caecilier war endlich ratlos. Ich hatte das Gefühl dieses Probelm stellte sich für ihn größer dar, als der komplizierteste Befehl den er je erhalten hatte. "Und genau diesen Vorteil sollten wir uns zu nutzen machen, wenn du mit deinem Großcousin über mich sprichst und er bei meinen Onkel gutes über dich zu berichten hat, dann sollte uns doch nichts im Wege stehen." Sicherlich wurde ihm bewusst, das ich auf nichts anderes hinauswollte, als ihn zu bitten, den Stand seines Großcousins Crassus und das militärische Verhältnis das er zu meinen Onkel pflegte auszunuten. Wenn es auch nur gering war, doch die Worte Crassus hatten für meinen Onkel wohl den größten wert. Immernoch gelassen blickte ich ihn an, unbewusst das wir fast zum stehen gekommen waren und uns nun alle Bürger überholten. Sein Gesicht gefiel mir, es hallte so wenig von dem seines Bruders. Er schien Crassus zu sein Vorbild ernannt zu haben, obwohl ich ihn nicht persönlich kannte.
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Das er mir eine Gegenfrage stellte war klug von ihm, es war ihm viel zu risikoreich, wenn er mir antworten würde. So ließ ich ihn nicht lange auf eine Antwort warten und auch mein Gesichtsausdruck zeigte keine Reaktion, er wirkte im Moment wohl mehr milde, als streng.
"Ein sehr wichtiger Punkt, den du anspricht, wem wird mein Onkel wohl mehr dulden? Einen Caecilier, der eine Iulierin kennen gelernt hat und nachdem höflichen Worte eine engere Verbundenheit entstanden ist oder einen Miles, der im Dienst war und trotz einer Ausgangssperre seinen Posten verlassen hat, um eine fremde Dame nach Hause zu geleiten? Was würde ihm wohl mehr zusagen?" So gab ich die Frage dennoch an Metellus zurück. -
"Von welchen schlechten Manieren sprichst du, es kommt mir schon vor als wäre es gefährlich mit dir durch Roma zu gehen. Wobei ich dir alles zutrauen würde. Sollte die Ausgangssperre einen Zorn in dir geschaffen haben, der tief in die weilt, das mich nicht wundern würde, wäre es doch der passende Zeitpunkt sich von ihm zu befreien. Leider kannst du das nicht, die Disziplin scheint zu viel Besitz von der ergriffen zu haben, das macht dich wiederum harmlos." Es kam gar nicht mehr vor, das ich wie früher bereut habe, vielleicht doch zu genaue Worte gewählt zu haben, nun war ich mir dem sicher was ich Aussage, für mich war es offen, in einen gewissen Rahmen und es war ehrlich. "Wie soll ich dich nur meinen Onkel vorstellen, als meinen Beschützer, meinen Freund. Er wird sicherlich fragen wohin das noch führen könnte." Abwartend und entschlossen sah ich ihm ins Gesicht, hatte ich ihn nun doch verunsichert? Vielleicht verlangte ich jetzt doch zu viel von ihm, es war mir dennoch vollkommen egal.
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Gar nicht so verwundert registrierte ich Metellus Wortwahl, dennoch beunruhigte es mich innerlich, das er Caesar und Augustus ansprach. War es das Ansehen der beiden das mir vielleicht Angst machte? Das sich Metelus desöftern umdrehte, entging mir nicht und war mir auch durchaus angenehm, dabei gab er mir Zeit zu überlegen. Es kam nach wie vor auf korrekte Aussagen an, ob es mein Gesprächspartner nun ein Miles war oder einer meiner Angehörigen. Und eben als ich das Wort ergreifen wollte, kam er mir zuvor. "Mein Onkel ist Tribun, bei den Prätorianern." antwortete ich knapp. "Ich werde also bestens bewacht." fügte ich widerrum scherzend dazu, versuchte damit dennoch nicht zu bezwecken den Caecilier zu beunruhigen.
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"Metellus...!" flüsterte ich leise, fast mit mir selbstsprechend, als er mir zustimmte. So brach für einen Moment die Stille ein und mein Blick wandte sich auch wieder von ihm ab, erneut auf den unseren Weg gerichtet. Wie entschlossen er durch die Straßen ging, vielleicht kam ich heute erneut an Stadttor, weil es mir gefiel , hn dabei zu bebachten, wie er seinen Dienst ausführte. Mit dieser Begründung gab ich mich zufrieden, dabei lächelte ich leicht und lenkte meine Gedanken auf ein Ziel zu, dem Gespräch mit meinen Onkel.
"Das ist nicht ganz korrekt." antwortete ich zügig, nachdem Metellus das Schweigen brach und mich aus meiner Planung riss. "Constantius ist nicht Senecas Sohn. Er ist sein Neffe, wie ich seine Nichte bin. Und Helena, Constantius Schwester lebt auch in der Casa Iulia, sicherlich hast du schon von ihr gehört. Mein Vater ist bei der Legio I, wie fast jeder Iulier. Sie alle versuchen als große Feldherren in die Geschichte einzugehen. Bei euch Caeciliern scheint das nicht anders zu sein." fügte ich nun mit einem leichten Humor hinzu. -
Unser Gang hatte sich nochmals verlangsamt, etliche überholten uns und während der Caecilier sprach war mein Blick stets darauf konzentriert jeden seiner Ausdrücke auf seinem Gesicht zu erhaschen. "Ich weiß, du hattest nicht vor , mir zu zeigen, das du an mir zweifelst. Denn ich wollte dir nur damit sagen, das ich dich von jeder Schuld schützen möchte, sollte es zu einer unplanmäßiger Auseinandersetzung zwischen mir und meinen Onkel kommen. Es ist sehr leicht jemand in eine Sache hinein zuziehen, viel leichter als einen herauszuhalten." Abermals klang meine Stimme streng, die ich als ein Merkmal meiner Vernuft identifizierte.
"Aber eines sollten wir nicht vergessen, der Ruf leitet sich von der Familie ab, nicht nur von unserer Person. Sorge dich nicht, es ist nichts geschehen, weshalb wir bestraft werden könnten. Ich bin in Sicherheit, bis wir die Casa erreicht haben, immerhin begleitest du mich und wenn man einen Miles nicht vertrauen kann, wen dann überhaupt noch."