Beiträge von Iulia Livilla

    Ich reichte Helena den Becher wieder, doch mein Blick war nun auf Constantius gerichtet. Die Art wie er sprach, gefiel mir gar nicht, es schien ihn nicht losgelassen zu haben, das mich etwas beunruhigte. Und dabei lag es doch nur an ihm, da er dieses unangenehme Thema angeschnitten hatte. Von meinen Augen war genau abzulesen, das ich ein solches Gespräch ablehnte. Aber Constantius schien ganz besessen auf die Wahrheit zu sein. Ich verfolgte jede Bewegung von ihm, auch als er an mich trat und meine Hand drückte. Strahlte ich denn soviel Mitleid aus oder wollte er mir nur helfen? Dachte er sich ich würde nachts zu ihm kommen, mein Herz bei ihm ausschütten und ihm das erzählen, was er hören wollte? Sicherlich würde ich Angst haben, alleine zu schlafen, doch sehnte ich mich jetzt nach der Einsamkeit. Oder redete es mir nur ein und ich sehnte mich genau nach dem Gegenteil. Vater, er fehlte, wäre er nur hier. Würde er nur in Roma sein. Auch wenn er nie in meiner Kindheit bei mir war, als ich ihn brauchte, ich verzieh ihm das, doch nun, brauchte ich ihn, mehr denn je.


    Dennoch Constantius Händedruck beruhigte mich ein wenig. Er wollte nichts schlechtes, auch wenn er so barsch zu mir war, wie auch Helena, ich vergaß ihren Blick nicht, wie sie mich ansah, als ich erzählte wie dieser Widerling mich berührte.


    "Verzeih mir Constantius, denke nicht das wir uns im Streit trennen. Ich war die Unvernüftige und du versuchst nur meine Fehler aufzudecken. Und danke, ich wünsche dir auch einen erholsamen Schlaf, den ich dank Helenas Trunk sicherlich auch bald finden werde." Antwortete ich leicht überrascht auf Grund seiner ruhigen Stimme, ebenfalls sanfter und blickte daraufhin gleich zu Helena, da ich sie erwähnt hatte. Eine Weile betrachtete ich die Türe als Constantius mein Cubiclulum verlies und wendete mich dannach wieder zu Helena.


    Müdigkeit überfiel mich, der Trunk schien seiner Bestimmung gerecht zu werden.


    "Verzeih mir wenn ich ungerecht zu dir war, niemals wollte ich dir Kummer bereiten, doch nun da es geschehen ist, kann ich auch verstehen das ich dementsprechend bestraft werde. Ich hätte es mir niemals verzeihen können, wenn dir etwas geschehen wäre, estut mir so leid." Die Schuld war nun genau in meinen Gesicht zu erkennen, die ich empfand, doch erwartete ich kein Mitleid von ihr, blieb dennoch stehen und wartete darauf ob sie Constantius wohl folgen würde.

    Schon als sie eintrat war ich mir sicher, das sie etwas bemerkt haben musste. Sie studierte nicht nur Constantius Blick sondern auch den meinigen und Constantius unangenehme Frage, zeigte deutlich wie nervös er mich doch gemacht hatte. Als sie auf mich zuging, konzentrierte ich mich nur noch auf sie und so entdeckte ich auch den Becher den sie trug. Der Schlaftrunk, denn ich schon vergessen hatte. Zögernd nahm ich ihn entgegen, sah dabei mehr in Helenas Augen, als auf den Becher. Auf die Bitte sie in den Tempel zu begleiten nickte ich nur langsam. Wandte mich aber dennoch den Becher zu und betrachtete, ein undentifizierbares Gemisch, das sich in ihm befand. Die leicht rötliche Farbe lies ihn gar nicht so unappetitlich aussehen und war sogar passend zum Becher. Eben wollte ich ihn kosten, als Helena ihren Bruder mitteilte mit ihm sprechen zu wollten.


    Es gab in der Tat vieles zu klären und da die Worte meiner Cousine auch nicht gerade die sanftensten waren, musste ich mich wohl auf eine unangenehme Strafe gefasst machen. Wie schwer musste diese wohl sein um meinen Vergehen gerecht zu werden? War dies überhaupt möglich? In diesen Gedanken versunken, schloss ich meine Augen und nahm einen Schluck von dem Trunk, darauf gleich noch einen und so lieblich er auch aussah, er schmeckte fürchterlich und so vorzog ich dabei mein Gesicht, überwandt mich dennoch und trank ihn aus.

    Bevor Constantius fortsetzte nahm ich die Schriftrolle in die Hand und versuchte sie zu lesen. Verweigerte ich das Gespräch mit ihm fortzusetzen, doch schon nach seinem ersten Satz, wendete ich wieder mein Kopf zu ihm, sah nur noch in sein erregtes Gesicht und hielt die Schriftrolle immernnoch in der Luft.


    War mein Plan wirklich so schlecht durchdacht gewesen? Darüber war ich leicht enttäuscht, ich liebte es doch Pläne zu schmieden, aber eine solche Art lehnte ich dennoch ab. Es war mir an jenen Abend vollkommen egal, welchen Gefahren ich Helena aussetzen würde, bedachte ich eine solche Entwicklung des Planes gar nicht. Aber wie oft hatte ich es versucht Secundus zu erklären, das ich ihn nicht liebte, er wollte es einfach nicht wahrhaben, immer wieder bitte er mich darum alles zu überdenken und immer mehr schien ich zu verstehen, das die Freundschaft zwischen uns ihm einfach nicht reichte, er wollte sich nicht damit zufriedengeben. Auch wusste ich nicht von welchen Träumen Constantius sprach, für manche konnte man nicht kämpfen sie mussten einfach geschehen, nur das Schicksal könnte sie zulassen.


    Es war mir gar nicht aufgefallen, das ich zu viel der Wahrheit offenbart hatte, so war ich selbst überrascht, als Constantius mir die Frage stellte, ob es tatsächlich zutreffe, das mir solche Gefühle nicht unbekannt waren. Und das er unser Gespräch in eine solche Richtung lenkte, machte mich unheimlich nervös.


    "Ich wollte nur damit sagen, das..." Und meine Stimme wurde auffallend unsicherer. Ich wusste nicht was ich ihm antworten sollte, konnte ich vielleicht irgendwie schaffen, dieses Thema wechseln. Flehend suchte ich nach einer Lösung und als hätte die Götter meine Bitte gehört, klopfte es leise an der Türe. Ungewöhnlich zügig wendete sich mein Blick zur Türe. immer noch das Pergament in der Hand betrachtete ich Helena. Wollte sie nochmal nach mir sehen oder hatte sie etwas von unseren Streit mitbekommen? An den Schlaftrunk dachte ich bereits gar nicht mehr.

    Obwohl es so früh am Morgen war brannte die Sonne schon auf den Rücken der Sklaven, die den Last der Sänfte mit sich trugen. Sicherlich war es angenehmer als am restlichen Tag, doch diese längere Strecke schien die ganze Anglegenheit, schien daher keinen Vorteil für sich zu erzielen. Zumal es so früh am Morgen statt finden musste.
    Abermals verlies ich am Anfang der Straße mein Gefolge,wie gestern und das ich ungeduldig war konnte mich nicht übersehen. Auf eine Palla verzichtet ich ,so trug ich nur eine weitere luftige dunkelgrüne Tunika. Wie herlich diese Ruhe doch war, zwar war das Treiben Roms noch zu hören, doch der rauschende erfrischende Wind, der durch das Geäst des Baumes blies und das Zwitschern der Vögel, überschattete es fast vollkommen.

    Mit keiner geringen Bewunderung, sah ich ihm in die Augen. Schon als er anfing sich wiederum zu rechtfertigen, erkannte diese ernste und ruhige Stimme. Genau ein solcher herrschender Klang war darin zu erkennen, die ich in Hispania nicht oft hörte. Mutter war öfters zornig auf mich, als ich noch klein war, doch kam sie dieser Strenge nie so nahe. Es wäre wohl Vaters Aufgabe gewesen, sich einer solche Stimme zu betätigen. Und da er nicht hier war, schien es nun an Constantius zu liegen. Es entwickelte sich ein Streitgespräch zwischen uns, denn konnte ich nicht alle Bedingungen von Constantius erfüllen. So erhob ich mich vom Bett und trat ihm entgegen. Der Zorn war auf wieder auf meinen Gesicht entstanden, aber nicht ein solcher wie bei Constantius, mehr zeigte er die Qual in mir, die mich nun aufhetzte. Ging es mir doch genauso wie Secundus? War ich selbst so verloren mit den gleichen Gefühlen, wie er sie empfand.

    "Ja, ich wollte es. Ich wäre feige gewesen, er hätte nie die Wahrheit erfahren, denn dieser Vorfall hätte es verdrängt. Aber wie kannst du es nur wagen zu behaupten, ich hätte Helena in Gefahr bringen können. Ich verkehre nicht mit solchen Personen von denen du sprichst. Aber ich möchte jetzt nicht auch noch Helena da reinziehen. Die Wahrheit sie ist schmerzhaft, vieles akzeptiere ich nicht und wenn, dann meistens zu spät. Aber du hast mir selbst einmal gesagt, dass manche Gefühle nicht beschrieben werden können oder man einfach zu feige ist darüber zu reden. Vielleicht habe ich auch Angst davor, wenn ich mit dir darüber spreche, du könnest mich aus meinen Traum reißen und mir endlich bewusst machen, das nicht alles in erfüllen gehen werden. Vielleicht ist es ja ein Fehler, dass ich Secundus nicht liebe, weißt mir aber dennoch das Schicksal einen anderen Weg. Doch was hättest du in meiner Lage getan. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für ein Mitleid mir ihm sich gegenüber aufbaute. Sein Leiden ich kenne es und ich war mir auch bewusst, dass es nicht verschwinden wird, wenn wir uns nicht mehr sehen."

    Auffallend war an mir, dass meine Stimme immer sanfter wurde, als ich über mich selbst sprach, über mein innerstes. Ein weiterer Beweiß der Tatsache, dass ich zu leicht meine Gefühle offenbarte.

    Wenn Hass aus tiefer Liebe geboren wird, dann kann auch kein Dritter dies verhindern. Niemand, doch daraus gewinnt man Stärke, andere Fähigkeiten offenbaren sich dem Betroffenen von denen man sonst nur abgelenkt wurde. Und umso stärker du wirst so kälter wird man auch. Irgendwann brauchst du keine Liebe mehr, du brauchst nur noch dich, deinen Ruf, dein Vermögen und es ist dir auch egal wer an deiner Seite steht. Doch du wirst immer noch nicht erlöst sein, schreitest du nur in der stille der Nacht durch die finstern Straßen Roms, erkennst du, wie einsam du dich fühlst und erinnerst dich an jene Momente, die dich so aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Und dabei entstehen dann diese Fragen, weshalb du so feige warst, weshalb man dich so gequält hat und vor allem warum du einen anderen nicht aus Vernunft geheiratet hast. Niemals hättest du diesen Hass entwickelt, nie wärst du noch kälter geworden. Oder lag es daran das du schwach warst und es einfach nicht akzeptieren konntest."


    Nachdenklich schritt ich auf das Tischchen neben dem Bett auf die Vase mit der Lilie stand, langsam griff ich nach einer darauf liegenden Schriftrolle, die zu den Akten Sullas gehörten.


    „Ich sollte schlafen gehen, hoffentlich finde ich auch ein wenig Schlaf.“ Fügte ich leise hinzu ohne Constantius dabei anzusehen.

    Mein Kopf war gesunken, aber Constantius verlies den Raum nicht. Er schien es überhaupt nicht im Sinn gehabt zu haben. Stattdessen betätigte er sich erneut dieser ernsten und strengen Stimme. Und so verteidigte ich mich auch nicht gerade sehr milde.


    "Caius, ich weiß nicht ob ich es als ein Geschenk der Götter sehen kann, das sie mich beschützen. Manchmal spricht man auch davon, das sie einem nicht von der Qual erlösen wollen. Doch sehne ich mich nicht nach mein Ende. Ich sehne mich nach meinem Glück, das ich niemals finde werde. Ja, ich bin eine Iulierin, diesen Namen zu tragen, diesem Stand anzugehören, ich sollte jeden Tag den Göttern dafür danken. Doch nützt kein Stand des Imperiurms, bei manchen Angelegenheiten, die man nicht zwingen kann, die einfach passieren müssen. Ich weiß nicht wie ich es dir erklären soll. Verzeih mir, doch um auf den Vertrauen zu mir zurückzukommen. Glaube nicht an meine Ehrlichkeit. Ich....wollte mit Secundus auf den Markt gehen und das geheim. Es ist das beste für ihn, mich nicht mehr so oft zu sehen. Da kam es mir einfach in den Sinn mich mit ihn zu treffen und wenn ich zurückkehren würde, dann würde ich Helenas Zorn erfahren. Sie hätte es dann sicherlich mir nicht mehr erlaubt Secundus zu sehen und so hätte ich mein Ziel erreicht. Ja, es sind finstere, gemeine Gedanken. Diese grausamen Worte, doch ich wusste mir nicht anders zu helfen, ich konnte ihn nicht mehr so leiden sehen. Wollte ich ihm doch nur nicht im Weg stehen."


    Wohl war mir dabei nicht, als ich Constantius die Wahrheit offenbarte, doch musste ich einmal einen Anfang geben und wenn jetzt nicht, wann dann. Ich sah immer noch nicht an, sicherlich dachte er sich jetzt was für ein hinterlistiges Miststück ich sei, sogar Schuld auf mich zu nehmen um einen Mann das Leben erleichtern zu wollen. So jemand wie mich hätte er wohl kaum verdient.


    "Sehne ich mich so sehr nach schützenden Armen, die ich niemals erhalten habe.", fügte ich leise hinzu, waren jene Worte nun aber sehr unpassend, so wählerisch ich doch war.

    "Ja, du hast Recht. Das wäre wohl am vernüftigsten. Wenn mich abermals Sklaven begleiten, sollte meine Verwandte einverstanden sein, ein weiteres mal diese Ruhe aufzusuchen. Die Einzelheiten werde ich für mich behalten."


    Ich schien alles in Griff zu haben und daher erhob ich mich entschlossen und rückte meine Tunika zurecht. Es war mir entgangen, das er mich so aufmerksam beobachtete und doch dies schon Strabo ganz und gar nicht zu stören.

    Einen Moment schwieg ich, denn ich musste mir alles erst durch den Kopf gehen lassen. Und da alles schon so heimlich geplant wurde, wollte ich es auch für mich behalten. So neigte ich mich wieder leicht zu ihm.


    "Sollten wir uns besser nicht vor deiner Casa treffen, denn ich kenne den Weg dorthin nicht. Solange bin ich noch nicht in Roma. Wo kann ich dich also erwarten?"

    Gedulig wartete ich auf eine Antwort von Constantius und als ich diese endlich erhielt, war ich überaus überrascht. So milde wie Helena ging er nicht mit mir um, vielleicht hatte er es gar nicht wahrgenommen, doch in seiner Stimme war sehr viel Hass und auch Wut zu erkennen. Erschrocken blickte ich ihm entgegen. Wollte ich es denn nicht selbst, dass er so hart mit mir umgeht. Hatte ich ihn nicht darum gebeten? Endlich stellte er meinen Fehler fest, denn ich begangen hatte und jene Worte machten mich nieder. So aufgebracht hatte ich ihn niemals gesehen, wie sich die Angst, Wut und auch Ratlosigkeit bei sich vermischten. Hätte so auch mein Vater reagiert? Ich konnte es mir nicht vorstellen, wie es wohl gewesen wäre, dazu kannte ich ihn doch zu wenig. Aber in diese Richtung musste ich es mir wohl vorstellen.


    Keinen Schritt wagte ich es, mich ihm zu nähern, er sollte den nächsten Schritt machen, eine Anäherung zulassen. Ich musste zugeben, das jede Einzelheit stimmte, die er mir Vorfahr, außer die der Naivität. Er sagte mir, er hätte nicht das Talent zum Redner, da bewies er jetzt aber das genaue Gegenteil. Vielleicht brauchte man solche Momente, um versteckte Talente zu entdecken. Seine Worte waren weise und gerecht, meine naiv und sehr unfair. Vorallem diejenigen, die ich bei Helena gesprochen hatte.


    Eine ganz so lange Pause erlaubte ich mir nicht, als ich versuchte mich zu verteidigen, doch war es diese eigentlich gar nicht, mehr konnte es mit einer Bestätigung verglichen werden. Daher ballte ich eine Faust und antwortete ihm mit einer ähnlichen wütenden Stimme.


    "Du hast Recht, wer bin ich schon vor den Augen der Götter, nichts. Ja, wer bin ich schon, bin ich es denn überhaupt wert von ihnen bestraft zu werden? Denkst du ich versuche mich selbst zu bestrafen, weil ich Secundus Melas Gefühle nicht erwidern kann. Ja, ich wünsche eine Bestrafung für meine Ungehorsamkeit. Und glaub mir, es gefiel mir sogar ungehorsam zu sein, nachdem Helena mich mit den Regeln bekannt machte. Was ging nur in meinen Kopf vor. Ich kann es dir gar nicht offenbaren, sonst würdest du mich nicht mehr wieder erkennen. Und mein Plan ging sogar auf, nur hatte ich nicht damit gerechnet, diesem Scheusal zu begegnen."


    Umso länger ich sprach desto mehr wandelte sich der Zorn in Kummer.


    "Verlassen werde ich dieses Haus nicht von selbst, Caius! Du liebst mich so sehr und ich tat dir so weh. Ich wollte niemanden Kummer breiten und erst recht nicht dir. Du bist der einzige bei dem ich meinen Kummer offenbaren kann und hätte ich es früher getan, dann wäre es erst gar nicht so weit gekommen."


    Ich wollte nicht mehr weinen, so versuchte ich jede Träne zu verdrengen, nur eine einzige lief mir über die Wangen. Darauf ging ich zu meinen Bett und setzte mich darauf. Ich wollte nicht im Weg stehen, wenn Caius wutentbrannt das Zimmer verlassen wollte.

    Innerlich wütete die Wut in mir, da Helena und Constantius versuchten, mir keinerlei Schuld zu zuweisen, doch war mir klar, das schon der erste Fehler begangen worden ist, als ich die Casa alleine verlassen hatte. Wusste ich damals nicht warum ich überhaupt diesen Treffen zustimmte, war es mir nun klar oder redete ich mir eben ein, das ich es aus Spaß und Vergnügen hat oder um Secundus förmlich zappeln zu lassen, bevor ich seine Bitte trotzdem ablehne. So suchte ich nach Worten um mir wenigstens eine Teilschuld anzuhängen und da Helena nicht mehr im Raum war, konnte ich daher auch ganz offen zu ihm sein, ohne zurückhaltend zu wirken.


    Caius! Es ist meine Schuld, denn ich denke nur an mich. Dieser Vorfall war meine Strafe für Feigheit, Ungehorsam, Naivität und Eitelkeit. Ich habe nichts anderes verdient. Wieso versteht ihr mich nur nicht?"


    Erst wollte ich von Constantius weichen, als er näher kam und seine Hand um die meinige schloss, doch war er sicherlich zu stark und würde mich zurückhalten. Gewalt wollte ich jetzt gerade am wenigsten spüren. Als ich das erste mal, genau in Constantius Augen blickte, errötete sich leicht mein Gesicht, da ich die Wahrheit sprach.

    Nach dem ich endlich eine Antwort von ihm gekam, atmete ich nicht gerade erleichert aus. Beide leben, auch dieser Mann, der mein Leben zerstört hatte. Wieso hatten die Götter erbarmen mit ihm, was war schon eine Zelle für ihn, in der er saß, er hatte immerhin seine Rache ausgeübt, zwar nicht körperlich, aber seelisch. Mir war bewusst, das nun das nächste Verhör beginnen würde, wie viele werde ich wohl noch überstehen müssen. Konnte man es nicht in einen Brief verfassen und ihn jedem überreichen? Dies war wohl kaum möglich, denn meine Gefühle konnte man nicht in Worte fassen, nur ein Blick von mir reichte um meinen Zustand zu erkennen.


    "Secundus Mela lebt! Die Götter hatten einsehen mit mir, sonst hätte ich zwei Familien zerstört.", fügte ich leise Constantius Worte zu und regte mich immer noch nicht. Kaum dachte ich in den letzten Momenten an ihn immerhin war er mein Retter, doch wenn es eine Strafe war, das ich diesen Fremden begnete, vielleicht war es auch im Sinn der Götter, mich noch mehr zu quälen, doch Mela konnte mich vor dieser Bestrafung bewahren, als er den Täter neiderschlug. Wie war es nur möglich, das mir so etwas navies in den Kopf kam?


    "Als ich die Casa erreicht hatte, fühlte ich gar nichts, doch jetzt scheint es mir schon besser zu gehen, immerhin bin ich jetzt in Sicherheit und du und Helena ihr seid auch hier. Glaub mir es geht mir schon besser."


    Keines dieser Worte kam glaubwürde über meine Lippen, doch wollte ich mich aufmuntern, mich motivieren, es musste doch noch etwas von dieser Freude existieren, mit der ich durchs Leben ging.

    Langsam öffnete ich die Türe weiter und gewährte dadurch Constantius den erhofften Einblick in mein Zimmer. Ich stand ihm gegenüber, doch kein Lächeln war zu erkennen, keine einzige Regung auf meinen Gesicht, als war mir es nun gleich wer vor der Türe stand, wenn es nur nicht dieser Widerling war.


    "Ich halte dich nicht auf, trete ruhig ein.", antworte ich ihm erst ruhig, doch die brennende Frage, ob dieses Scheusal tot war oder nicht, ich musste es wissen und so ging ich einen Schritt auf Constantius zu.


    "Hat er es überlebt? Oder ist er jämmerlich innerlich verblutet?" Der Schmerz war wieder in meinen Augen zu erkennen, der Hass spornte mich an, solche schrecklichen Worte von mir zu geben. Doch der Hass wurde von der Angst begeleitet, die mich vollkommen schwächte. Wie sollte ich jemals gegen sie ankommen? Daher fixierte ich Constantius Augen, beobachtete jede Regung von ihm, wie er auf diese Frage reagierte. Doch mein eigener Blick hatte nichts mehr von dem, an meiner Ankuft oder auf dem Quirinal.

    Die geschlossene Türe, minderte meine Angst nicht, ganz im Gegenteil sie stieg dabei sogar an. Ich fühlte mich eingesperrt in einen Raum ohne einen Fluchtweg und jeder der ihn betrat, konnte die Türe hinter sich schließen und niemand würde erfahren, was genau im innern geschehen würde. So verweilte ich weiter in der Mitte des Raumes, blickte dabei immernoch zur Türe und konzentrierte mich auf jedes Geräusch von drausen. Erkannte ich Helenas Stimme, doch konnte ich nicht genau feststellen, wem die Stimme des anderen gehörte. Bis sie auf einmal erstarb und ich dieses verdächtige Scheppern wieder vernahm, das ich schon vor der Casa hörte.


    Rückwärts näherte ich mich daher immer mehr dem Fenster zu, als das Geräusch immer lauter wurde. Wieso kam Helena nicht zurück? Sofort blickte ich zu einem kleinem Tischchen und suchte dort noch einem brauchbaren Gegenstand, eine Art Waffe. Doch nichts spitziges erspäte ich, außer einer harten Schüssel die noch mit Wasser gefüllt war und eine Vase in der eine rosane Lilie steckte. Eben wollte ich auf den Tisch zugehen, da klang endliche eine Stimme durch die Tür und mein Herz machte einen Sprung.


    "Caius? Bist du es wirklich?", antwortete ich ihm mit einer zittrigen Stimme und eilte zur Türe. Sicherlich es war risikant sie jetzt zu öffenen, aber konnte ich mich doch so nicht geirrt haben. Langsam öffnete ich sie einen winzigen Spalt.

    "Schon morgen? Wie mir scheint, kannst du es kaum erwarten, wie ich. Ja, einverstanden. Bevorzugst du den Morgen oder spricht dir der Abend mehr zu? Ich möchte dir die Entscheidung überlassen, Decimus Strabo?" flüsterte ich ihm zu und meine Stimme klang dabei schon leicht verschwörerisch.

    Wollte ich mich doch noch einen Schritt auf Helena zubewegen, zögerte ich dennoch und mein Blick fixierte nur noch die Türe. Die Schritte schienen kurz anzuhalten, setzten aber dennoch in Richtung dieses Raumes fort. Immerhin stand fest, das sich diese Person auf dem Flur befand. Sie kamen immer näher und so nickte ich Helena heftig bejahend zu, das sie disem Vorschlag doch ausführen möchte.


    Nicht einmal ihre Ruhe schien ich zu registieren, so sehr konzentrierte ich mich auf die Schritte. Sicherlich lies Wonga keinen Fremden passieren, doch immerhin hatte der Täter auch Secundus überwältigt um sich den Weg zu mir zu verschaffen. Innerlich glaubte ich auch das es Constantius war, aber ich benötigte eine Bestätigung. So erwartete ich mit Aufregung wie sich Helena der Türe zuwandt.

    Ein leichtes heulen des Windes war von drausen zu hören, der Nachtwind, den ich mir jeden Abend gewünscht hätte, nur heute nicht, diese erfrischende Kälte war mir unangenehm. Ich lauschte den Worten meiner Cousine, wie sie versuchte, mir jede Angst zu nehmen, mich zu beruhigen, aber ich konnte es einfach nicht wagen. Es wäre der nicht wieder gut zu machen, in meinen Kopf die Behauptung entstehen zu lassen, das ich keine Schuld zu tragen hatte. Und eine Strafe, war mir schon wiederfahren. Wie viele musste ich wohl noch erwarten. Unglücklich zu sein, bis an mein Lebensende. Und nur durchzuhalten um der Familie keine Schande zu bereiten.


    Abermals rissen Geräusche von drausen, mich aus den finsteren Gedanken, ich erkannte die Gestalt nicht, die sich der Casa näherte, aber diese Angst, er könnte zurückgekehrt sein, um sich wieder an mir zu rächen, auch wenn es unrealistisch war, lies mein Herz rasen. Sofort wendete ich mich zu Helena und sah sie vollkommen verängstigt an.


    "Jemand hat die Casa betreten, wer könnte dies sein? Caius? Ist es Caius?", warf ich ihr entgegen und mein Atem war auf einmal wieder so heftig, genauso stark als ich die Casa erreicht hatte. Darauf blickte ich an Helena vorbei, zur Türe und lauschte den geheimnisvollen Schritten.

    Das er mich abermals überrascht hatte, war nicht zu übersehen, musste ich mich dazu zwingen, meinen Mund wieder zu zumachen. In diesen Moment dachte ich gar nicht daran, ob es mir überhaupt erlaubt werden würde, mit Strabo auszureiten. Ich würde schon einen Weg finden Helena und Caius zu überzeugen.


    "Und wann hast du Zeit, Decimus Strabo. Ein Politiker hat doch so vielen Pflichen nachzukommen und du sagst selbst, das dir nicht sehr viel Zeit übrig bleibt." Immernoch lies ich ihn nicht aus den Augen, er konnte sicherlich gar nicht ahnen, welche Freude er mir bereitet hatte.

    Durch diese Begeisterung die er in mir weckte, lies ich es vollkommen außer acht, das er mir schon bedeutend näher gekommen war. Es gefiel mir sogar, das wir so dicht beieinander saßen und etwas ausheckten.


    "Nur eins haben mir nicht bedacht, leider besitzte ich kein eigenes Pferd. Weißt du vielleicht wie wir dieses Problem lösen können?", flüsterte ich weiter mit verstohlenen Blick.

    Nach dieser Einladung begann mein Herz wild zu klopfen. Wie lange saß ich nicht mehr auf den Rücken eines Pferdes, heimlich musste ich diese Leidenschaft in Hispania nachgehen, denn Mutter erlaubte es nur sehr selten.


    "Du meinst das wirklich ernst? Ich weiß nicht ob es mir erlaubt wird, aber ich habe mich jetzt damit verraten, ich erlernte den Umgang mit Pferden in Hispania.", antwortete ich ihm überglücklich und strahlte vor Freude.