Beiträge von Iulia Livilla

    Erst verstand ich nicht so recht, weshalb er mich näher zu sich zog, doch dann blickte ich zur Seite und sah wie andere Leuten an uns vorbeigingen. Manche blickten uns an, einige länger als die anderen, es kam einen fast so vor, als würden sie lauschen. Wer schnappte in Roma schon nicht gerne unoffizielle Gerüchte auf? Es war erschütternd von ihm zu hören, das ein Aufstand an so viel Stärke erlangen konnte, das man nach den Prätorianern verlangte.


    „Ja, wohlmöglich mit Römern. Weißt du weshalb es zu einem Aufstand kam und wer genau diese Menschen sind?“ flüsterte ich ihm zu und mein Blick folgte einem Mann, einen Händler vielleicht, welcher auffallend nahe an uns vorbei ging.


    Seit ich nach Germanien aufgebrochen war, hatte ich nichts mehr von meiner Heimat gehört. Hatte mich denn alles abgelenkt, das ich es vernachlässigt hatte dorthin zu schreiben? Und nun auf einmal meinte ich ein bisschen Heimweh zu fühlen.

    Bildete ich es mir nur ein, oder hörten sich die Worte des Caeciliers auch besorgt an. Was war nur in meinen geliebten Hispania geschehen, das mein Onkel dorthin ausrücken musste? Metellus wirkte nicht gerade gesprächig was dieses Thema betraf und ich meinte, das der Grund wohl noch immer an der Umgebung lag.


    "Metellus, weshalb machst du so ein Geheimnis daraus, du kennst doch sicherlich den Grund?" fragte ich ihn ein bisschen gereizter, das wohl an meiner zunehmenden Nervosität liegen musste. Dabei sah ich ihn nicht an, meine Erinnerungen schweiften nach Hispania ab, zu den Tagen als Seneca mich besucht hatte. Wie er von seinem Pferd stieg und zu uns ins Haus kam. Das alles war doch noch nicht allzu lange her. Er antwortete nicht schnell genug und so blickte ich erwartungsvoll und leicht verängstig in sein Gesicht. Ich verlangte einen Antwort von ihm, egal ob wir uns in der Öffentlichkeit befanden.

    So ernst ich ihn auch eben angeblickt hatte, verblieb diese Betrachtung auch nach seiner Bestätigung so und erst ein wenig später löste sich wieder diese Strenge. Ich lächelte ihm zu und führte ihn diesemal weiter, dabei lies ich seine Hand nicht los, er hätte sie immerhin auch zurückziehen können. Die Straße wirkte noch sehr belebt, auch wenn man die Menge nicht als Masse bezeichnen konnte, doch diese Ansammlung nahm einen die Vorsicht, bestimmte Gespräche zu vermeiden, die man nun wieder aufnehmen konnte.


    „Caecilius Crassus ist auch Hispania? Weshalb wurde mein Onkel dort hingeschickt?" Sorge lag in meiner Stimme, denn anscheinend war sein Aufbruch eilig gewesen, sonst hätte er sicherlich in der Casa Iulia seine Abwesenheit gemeldet. Es war nicht angenehm zu registrieren, das Seneca sich nicht in Roma aufhielt. In letzter Zeit kam es mir sowieso irgendwie vor, das mir mehr Verantwortung anvertraut wurde, war ich doch manchmal das einzige Familienmitglied, das in der Casa Iulia anwesend war.

    Vor allem die Tatsache, das ich abermals alleine mit einem Mann unterwegs war, würde sie entsetzen. Ihr Sorge um mich, zeigte sie nur zu gerne mit Strenge, welche ich schon von Hispania gewöhnt war. Damals genoss ich Constantius Gesellschaft bereits mehr, als die der Mädchen. „Caecilius?" sagte ich vorsichtig und zog an seiner Hand, so das er stehen blieb. Ich wartete bis er sein Gesicht wieder mir zuwandte. Sein Blick wirkte überrascht, er war immer noch auf den Weg konzentriert und nun blieben wir einfach stehen.


    „Würde sie mir verbieten dich zu sehen, ich würde mich nicht daran halten. Es gibt keinen Grund warum wir uns nicht treffen dürften. Ich weiß das du ehrlich und rein bist. Constantius nimmt die Rolle meines Bruders ein und du die Rolle eines guten Freundes, den ich nicht mehr verlieren möchte. Keiner von uns beiden weiß was in der Zukunft geschehen wird, vielleicht kommt es zu Verbindungen, wodurch man einen anderen Stand beitritt. Doch all das soll niemals zwischen uns stehen, wie schwer es auch dadurch werden kann. Versprichst du mir das?" Entschlossen suchte ich seinen Blickkontakt, bevor ich fortsetzte.


    „Ich möchte dich wieder sehen und das kann ich dir nur jetzt sagen. Das verstehst du doch?" Weiterhin war mein Blick auf ihn gerichtet und meine Hand lies die seine immer noch nicht aus.

    Er hatte nichts dagegen, das ich seine Hand gesucht hatte. Kichernd bestätigte ich Metellus Meinung über die Fragen meiner Cousine. „Oh, Metellus, als erstes wird sie fragen woher wir uns kennen. Sie wird sicherlich nicht sehr über die Wahrheit erfreut sein. Auch wenn man in die Situation kommt für einen Miles verdächtig auszusehen, sollte man auf kein längeres Gespräch eingehen."


    Ich ließ mich von Metellus weiterführen und als wir endlich wieder auf eine beleuchtete Straße kamen, spürte ich das Gefühl der Erleichterung in mir. Auch wenn das Licht der Fackeln nicht ausreichte, viel Helligkeit zu spenden. Doch war es ein wundervoller Anblick den Weg der Fackeln zu folgen. Manchmal schrumpfte das Licht, wenn Personen vorbei gingen, das wiederum eine gespenstische Stimmung auslöste.


    Mein Onkel war in Spanien? In meiner Heimat? Ich wusste nichts davon, doch war es nicht klug, Metellus mehr darüber auszufragen. Er hielt sich eben auch sehr zurück und es musste wohl an der Umgebung liegen, in der wir uns aufhielten. Wer sein Großcousin war, konnte ich im Moment nicht sagen. Obwohl die Straße nun ein wenig beleuchtet war, ließ ich seine Hand nicht aus, sondern drückte sie noch fester.

    Zügig bog er in eine finstere Gasse ab, in die ich mich wohl kaum getraut hätte, vor allem da ich nicht wusste wohin sie genau führte. So legten wir auch ein schnelleres Tempo zu und ohne das ich es bemerkte, war ich näher an den Caecilier herangetreten. Dicht hinter ihn, führte er mich durch ein Labyrinth von Wegen und Abzweigen. Ich verlor vollkommen die Orientierung und es wurde immer schwieriger ihn nicht aus den Augen zu verlieren.


    „Wohin ist mein Onkel aufgebrochen? Was meine Cousine betrifft, solltest du dir schon eine glaubwürdige Ausrede überlegen, sonst kommst du ihr nicht so schnell aus.“ Während ich ihm versuchte zu antworten, suchte meine Hand die seinige. Dabei strich sie an seinem Arm entlang hinab, bis sie sich um seine Hand schloss. „Sie wird dich sicherlich fragen, was du mit mir gemacht hast!“ Fügte ich noch scherzend hinzu, wobei ich jetzt erst richtig, die Wärme seiner Hand registrierte.

    Nachdenklich verschränkte ich meine Arme und ging neben den Sitzbänken auf und ab. Sie sprach von Verwandten, die sicherlich mit dem Familienzweig ihrer Mutter zu tun hatten, nichts mit den Iuliern. Aus ihren Sätzen war nicht viel zu entnehmen, das machte die Sache um einiges schwieriger.


    "Du lebtest in Germanien, weshalb bist du nach Roma gekommen? Nur um deinen Vater wieder zu sehen? Weshalb hast du nicht geschrieben, damit wir von deiner Ankunft gewusst hätten?" Immernoch höflich, aber auch ernst stellte ich ihr viele Fragen, ob sie ihr unangehm waren oder nicht, es half nichts, denn nur ihre Antworten, konnten meine Entscheidung beeinflussen.
    "Also nenn mir doch den Namen deiner Mutter, das ich meinen Vater von ihr schreiben kann!" Redete ich nochmal auf sie ein, um es ihr vielleicht doch noch zu entlocken.

    Vom Stock zum Dolch, Metellus schien milder zu werden. Immerhin war der Umgang mit einer Waffe in Roma verboten und führte man einen Dolch als Waffe mit sich, konnte man ihn durchaus als eine der heimtückischsten bezeichnen. Mir war ohnehin klar, das ich niemanden davon erzählen durfte.


    Wir schienen uns wieder zu verstehen, der Caecilier musste erkannt haben, das mich dieses Thema besonders reizte und sogar den Streit von vorhin in den Schatten stellte. Freundlich blickte ich zu Metellus. Wahrscheinlich lies er nun auch nur zu, da er fürchtete, das ich mich ohne jegliche Begleitung aus der Casa schleichen könnte und die Kenntnis das ich wenigstens einen Dolch bei mir hatte, sein Gewissen beruhigte.


    „Caecilius Metellus! Wir sollten uns beeilen! Es ist schon wirklich spät, sollte ein Sklaven seinen Mund nicht halten, wann ich nach Hause gekommen bin, dann kommt es wieder einmal zum Verhör, an dem sicherlich dein Name fallen wird. Nicht sehr gut für deine Laufbahn nehme ich an? Kennst du eine Abkürzung? Eine Gasse durch die wir laufen können?"


    Von ein bisschen laufen würde mir sicherlich wärmer werden, das ich aber dem Ärger zu Hause ausweichen könnte, bezweifelte ich stark.

    Die Verwechslung mit dem Taschendieb, ich hatte sie schon vollkommen vergessen. Doch schien dieser Fehler Metellus noch immer nachzutragen. Ich war ratlos, denn ich wusste nicht mehr wie ich mich bei ihm verhalten sollte, am besten war es eben zu schweigen. So lauschte ich nun seiner, nicht mehr fremden, Stimme, bis er den letzten Satz aussprach, der mich sofort von meiner Verwirrung erlöste.


    „Du siehst es also doch ein, das ich Recht hatte! Aber, wie darf ich das verstehen, bewaffnet zu sein, denkst du dabei an einen Dolch?" Am Anfang klangen meine Worte lauter und aufgeregter, doch mit der Zeit wurde meine Stimme leiser. Es war einfältig in der Öffentlichkeit so laut über Waffen zu sprechen, vorallem wenn es eigentlich verboten war, sie hier zu führen. Wollte er vielleicht nur wieder meine Zuneigung gewinnen?

    Wärmend berührte ich mit meiner Hand den anderen Arm und spürte wie meine Haut bereits kalt geworden war. Die Zeit war schneller vergangen, als wir gedacht hatten. Mich nun von Metellus zu trennen war unmöglich geworden. Er war es doch denn ich jetzt nur vertrauen konnte und musste.


    Ich nickte zur Bestätigung, drehte mich schweigend um und trat den Nachhauseweg an. Ich sah ihn eine Weile nicht mehr an, denn ich wollte es so gut es ging vermeiden, das sich unsere Blicke trafen. Wir waren schon ein Stück gegangen und kamen auf eine Straße, welche noch sehr geschäftig war. Das Forum lag nun schon hinter uns und ich entschloss mich, das Schweigen zu brechen.


    „Ich habe mich bei dir für das Brot, den Käse, den frischen Trauben und den köstlichen Wein noch gar nicht bedankt. Sehr unachtsam von mir, das fast vergessen zu haben. Verzeih!" Ich schloss einen Moment die Augen, der Nachtwind brachte Erinnerungen auf, nicht nur negative, auch die schönen und ich atmete die kühle, erfrischende Luft tief ein. Lange ging ich aber nicht blind durch die Straßen, als ich meine Augen wieder geöffnet hatte, folgten sie achtsam den Weg, den wir gingen und betrachteten genau die Personen, die uns ganz nahe kamen.

    Seine Antwort klang, als sei er noch im Dienst. Dabei verglich ich seine Art auch noch mit Milius, denn sicherlich auch nichts Besseres einfallen wäre. Doch vielleicht war Metellus der Mann, nach dem ich gesucht hatte. Mit welchem ich eine Freundschaft schließen konnte wie bei Constantius, ohne einen falschen Gedanken. Eine Tatsache mit der sich Secundus einfach nicht zufrieden geben konnte. Denn Caecilier wieder sehen zu können, war genau so schwierig, wie bei meinen Cousin, beide waren Milites.


    Mein Herz hob sich erleichtert, als er sich ebenfalls einen Schritt von mir entfernte. Diese Entfernung, die nun entstanden war, empfand ich angenehmer, freier und ungebundener. Ich konnte gar nicht mehr glauben, Metellus eben noch so nahe gewesen zu sein und mit einem aufdringlichen Ton mit ihn gesprochen zu haben. Jetzt ließ ich ihn wieder keinen Schritt näher an mich heran.


    „Das wäre wohl jetzt das einzige Richtige, wenn ich nun losgehe, Princeps.“ Meinte ich in Gedanken versunken. Es war schon dunkel geworden, wir hatten es kaum mitbekommen und langsam begann ich zu frieren.

    Nun spielte er dasselbe Spiel wie ich. Jetzt musste man nur früh genug erkennen können, wenn man verloren hatte, um nicht zu sehr nach dem Willen des anderen zu handeln. Er sah mich immer noch an. Der Blick war nun aber quälend für mich. Langsam begann mich der Mut zu verlassen, ein Gefühl der Angst, durchfuhr mich. Genau das Gefühl, nachdem ich eben noch gesucht hatte. Nun war es zurückgekehrt und so trat ich einen Schritt zurück.


    Meine Augen waren wieder den seinigen zugewandt und ich versuchte einen Gedanken, ein Gefühl Metellus erkennen zu können. Doch waren sie starr, streng und unmöglich aus ihnen etwas lesen zu können. „Weshalb siehst du mich so an?" Kam sanft über meine Lippen und langsam ließ ich meinen Kopf sinken, um den Augenkontakt zu unterbrechen.

    Ich blickte zu den Sitzbänken, wollte aber nun stehen. Bei so einer Neuigkeit konnte ich keinen Moment mehr still bleiben. Nachdenklich blickte ich zur Seite. Einerseits war es riskant ihr zu glauben, andererseits sah sie nicht nach einer Betrügerin aus. Die Entscheidung musste ich fällen, ganz alleine. Doch konnte das sein? Das sie meine Schwester oder jedenfalls Halbschwester war? Die Antwort konnte nur er wissen. Es dauerte nicht lange da fiel mein Blick wieder auf sie, ich wollte ihr keine Verunsicherung zeigen, kein einziges Mal.


    „Iulia Aviana, nimm doch bitte Platz, bevor wir uns weiter unterhalten." Mit einer Hand wies ich auf die Sitzbänke. „Ich bin genauso überrascht wie du, vor allem da mir nichts über dich bekannt ist. Ihr kennt euch beide nicht und du sagest mir man habe es dir erzählt. Deine Mutter? Wie heißt sie denn? Denn nur ihr Name kann uns weiterhelfen, an den muss mein Vater ja erinnern können."


    Wie hart dieser letzte Satz ausgefallen war. Das sie nur eine Erinnerung wäre, aus der immerhin ein Kind hervorgegangen war.

    Er war vollkommen verwirrt, das war einfach nicht mehr zu übersehen. Ich hielt weiter unserem Augenkontakt stand, er sollte als erster den Blick abwenden, doch fiel mir das nicht gerade leicht. Er rührte sich auch nicht, so setzte ich das als seine Antwort voraus.


    „Du willst also neben mir bleiben. Wie du wünschst, dann können wir ja weiter gehen." Erwiderte ich ihn mit gleicher Tonlage, wie vorhin, doch blieb mein Blick noch ein bisschen länger auf ihn gerichtet. Es war eigenartig so nahe bei ihm zu stehen und ich wusste auch nicht ob ich das so recht wollte. Wie Metellus es empfand, konnte man nicht erkennen, doch wandte ich meinen Blick dann trotzdem von ihm ab, wollte ihn damit erlösen, wenn es ihm plagte. Aber ich blieb weiterhin bei ihm stehen, es war der Reiz, in dabei zu beachten, wie er reagieren würde.

    Ich hörte schnelle Schritte hinter mir und hoffte das Metellus es war. Ein zufriedenes, aber auch hinterlistiges Lächeln erschien auf meinen Gesicht. Schon stand er zornig neben mir. Nun hatte ich ihn wirklich zur Weißglut gebracht. Auch ich machte halt und blickte ihm streng entgegen. Doch hatte ich nicht vor seine Frage zu beantworten, stattdessen trat ich näher an ihn heran.


    „Du hast dich also entschieden mir zu folgen. Es ist mir egal ob du nun hinter mir gehst oder so dicht bei mir bleibst, wie es jetzt der Fall ist." Hauchte ich ihm zu und sah ihn abermals herausfordernd und abwartend in die Augen.


    Verunsicherte ich ihn nun, doch spielte ich nur mit ihm. Ich war selbst von mir überrascht so nah an ihn heranzutreten. Wohin war meine Angst verschwunden, die doch stets von mir Besitz nahm, wenn ich seither einen Fremden zu nahe kam.

    "Aber genau das will ich jetzt tun!" Ohne lange darüber nachzudenken, hatte ich Metellus schon meinen Rücken zu gewandt und begann mich, zielstrebig auf einen Punkt gerichtet, von ihm zu entfernen. Was ich in meinen Augen als Stolz sah, war in Wirklichkeit Naivität. Ich wollte ihm nicht gehorchen und das tat ich nun auch nicht. Es kamen von mir auch keine Worte des Dankes über meine Lippen, immerhin hatte er mir einen Imbiss bezahlt. Was das alles für Folgen haben konnte war mir im Moment egal. Er sollte sehen das ich es tat, das ich auch alleine auf mich aufpassen konnte, ob nun mit oder ohne Gladius.


    Der Caecilier konnte mir ja nachgehen, wenn ihm seine Gewissen drückte, mich einfach so fortgehen zu sehen. Ein Schuldgefühl würde sicherlich bei ihm entstehen, doch konnte er mir nicht seine Gesellschaft aufzwingen. Sah man es mit den Augen eines Soldaten gehörte die Sicherheit eines Bürger, dennoch zu einen seiner wichtigsten Aufgaben.


    Aber mich plagte auch jeder Schritt mit dem ich mich von ihm entfernte. Weshalb war ich so hart, so ungerecht zu ihm? Warum suchte ich immer den Streit, passten wir einfach nicht zusammen oder ließ ich es einfach nicht zu, das eine Freundschaft entstehen konnte. Insgeheim hoffte ich, das er mir folgte, doch würde ich mich erst zu weit von ihm entfernt haben, würde diese Hoffnung immer mehr schwinden.

    Ungefähr eine Woche, danach würde ich Roma für einen Monat verlassen müssen. Ich entschloss mich meinen Vater doch zu schreiben, denn wer wusste schon was uns alles zu stoßen konnte. Mein Vater sollte nicht von Antipater benachrichtigt werden, das ich mich auf einer Expedition befand. Wachsam beobachtete ich seine Handlungen, weshalb ich das tat konnte ich mir auch nicht erklären, war er dennoch schneller aufbruchbereit als ich dachte. So stand er schon abwartend vor der Tür. „Graecus?" Ich wartete darauf bis der sich wieder zu mir umdrehte. „Ich sagte dir schon einmal das ich deine Unterstützung benötige. Du besitzt so viel Wissen, Reisen zu organisieren. Ich möchte das auch lernen, allem mit Leichtigkeit entgegen zu blicken können. Willst du mir dabei helfen?" Abwartend sah ich in seine braunen Augen und hoffte er nahm mich ernst, sonst würde er es bereuen.

    Sollte ich erleichtert sein oder nicht? Eigentlich hätte mich die Wut fast vom neuen gepackt, als sich Metellus Reaktion zeigte und diese war anders als ich erwartet hatte. Er blieb ruhig, beschimpfte mich nicht, so wie ich es tat. Viel lieber wär mir jetzt ein Streitgespräch gewesen. Hatte ich ihn denn nicht gerade verletzt? Oder glaubte er ich könnte keine harten Worte vertragen? Aber plötzlich wurde mir bewusst, das Metellus vor mir stand. Kein Constantius, sondern ein Fremder. Wir waren also weiter von einander entfernt, als ich erst gedacht hatte. Wir kannten uns nicht, es war nur eine Bekanntschaft und reiner Zufall, das wir uns wieder gesehen hatten. Wie konnte ich nur für einen Moment denken, das er mich verstehen würde.


    Er entschuldigte sich immer wieder und danach trat ein Schweigen ein, das uns zu Fremden machte. Wie ich Constantius beruhigende Worte und Aufmunterungen vermisste. Metellus nahm Milius Stelle ein, nur das er Princeps war und Milius ein windiger Sklave, der brav auf Helena gehorchte.


    „Du schweigst, willst du mir damit sagen das ich gehen soll. Wenn das der Fall sein sollte, musst du mich auch nicht begleiten, ich brauche keinen Beschützer. Es muss dir kein schlechtes Gewissen bereiten, nur weil du deiner Pflicht nicht nachkommen kannst." So zärtlich meine Stimme auch nun klang, die Traurigkeit die darin lag, konnte nicht überhört werden.

    Musternd ging ich an ihr vorbei und blieb neben ihr stehen. Sie war ungefähr in meinem Alter, doch ganz alleine. Erzählte sie mir denn nicht gerade das sie aus Germanien kam? Und auch ihr früherer Aufenthaltsort half mir nicht, sie doch in einen Familienzweig mit einreihen zu können. Ich war schon skeptisch genug, da sprach sie auf einmal den Namen meines Vaters aus. Nun durfte ich nicht unachtsam sein und hörte ihr weiter zu. Doch so wie sie es darstellte, obwohl ich das nicht glauben konnte, behauptete sie Numerianuns sei ihr Vater. Ich konnte ihr einfach nicht glauben, er hätte mir davon erzählt. Weshalb sollte er mir verschweigen das ich eine Schwester hatte? Oder wusste er nichts davon?
    „Du fragst nach einem Tiberius Iulius Numerianuns und nennst ihn deinen Vater? Ich kenne ihn sehr wohl, denn er ist mein Vater." Höflich antwortete ich ihr, suchte dabei ihren Blickkontakt, sie wirkte nervös, doch war diese Eigenschaft positiv zu sehen oder nicht?

    Wie leicht doch Worte über die eigenen Lippen kamen? Doch so leicht der Anfang auch war, danach stockte ich immer, wollte nicht darüber reden und begann zu schweigen. Schämte ich mich dafür? Oder wollte ich einfach nicht bemitleidet werden? Oder war es immer noch der Schock, von dem ich glaubte das er bereits verschwunden wäre. Weshalb fragte er danach, weshalb fragte immer alle danach, was nütze es ihnen wenn sie es wussten? Merkten sie denn nicht wie schwer es mir viel darüber zu werden.


    „Nein, das ist meine Angelegenheit, ganz alleine die meinige. Es geht dir nichts an. Und es ist vorbei. Weshalb wollen immer alle, das ich die ganze Geschichte in meine Erinnerung zurückrufe. Du handelst genauso wie mein Cousin Constantius, redest mit mir als wäre ich bei einem Verhör. Doch das merkt ihr Milites ja nicht."


    Ich schrie Metellus an, in einer Ecke, in der Nähe des Forums. Die Wut die in mir angestiegen war, hatte es ausgelöst, dabei überhörte ich erst voll und ganz seine Entschuldigung. Und er konnte auch nichts dafür, wahrscheinlich würde es mir Leid tun und erst als ich zu einem weitern Wutanfall ansetzen wollte, nahm ich die Situation richtig wahr.


    Ich atmete tief durch, machte Anstalten weiter zu sprechen, doch bekam ich kein einziges Wort heraus. Mein Blickkontakt löste sich von Metellus und ich sah auf dem Boden, ins Leere, abwartend wie er auf mein Gesagtes reagieren würde. Der Zorn war verschwunden, Traurigkeit durchzuckte mich und ein Schuldgefühl, das mich zu erdrücken versuchte.